1843 -
Altona
: Schlüter
- Autor: Burgwardt, Heinrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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schütten, schützen, schwärzen, schwenken, schwinden, schwören, segnen,
sehen, sengen, senden, senken, setzen, sichern, sichten, sieben, sieden,
siegeln, singen, sonnen, spalten, spannen, speisen, spiegeln, spielen,
spießen, spinnen, spitzen, splittern, spornen, sprechen, spülen, spüren,
spulen, stählen, stehlen, stempeln, stärken, stechen, stecken, stehlen, stei»
gern. stellen, steuern, sticken, stiften, stillen, stimmen, stören, stoßen,
strafen, strecken, streichen, streuen, stricken, striegeln, stürmen, stürzen,
stützen, stutzen, suchen, sühnen, tadeln, täuschen, tanzen, tauchen, tau-
fen, tauschen, theilen, thürmen, tödten, tränken, träumen, tragen,
treffen, treiben, trennen, treten, trinken, trocknen, trösten, trüben,
trügen, tummeln, üben, verbessern, verbergen, verdrehen, verbittern,
verbrämen, verderben, verdichten, verdicken, verdünnen, vereiteln,
vergiften, verglasen, vergüten, vermählen, vcrläumden, wägen, wäh-
len, wälzen, wagen, walken, walzen, warnen, warten, waschen,
wässern, weben, wechseln, wecken, weichen, erweichen, weiden, weißen,
weiten, wenden, werben, werfen, wetzen, wichsen, wickeln, wiegen,
winden, wirken, wischen, wissen, wollen, wittern, wölben, wünschen,
würdigen, würgen, würzen, zählen, zähmen, zäumen, zäunen, zahlen,
zeichnen, zerren, ziehen, zieren, zimmern, züchtigen, zügeln, zünden,
zwicken, zwängen, zwingen.
13.
Der Wohlthätige erbarmet sich des Nothleidenden. Der
Eitle rühmt sich seiner That. Der Arme schämt sich seines
Kleides. Der Redliche gedenket seines Versprechens. Der Ge-
sunde freut sich seines Lebens; er enthält sich aller Klagen. —-
Jeder warte seines Amtes. Jeder gedenke seiner Pflicht. Der
Mensch bedarf der göttlichen Offenbarung. Auch der Größte
und Edelste bedarf des Rathes und Beistandes. Die Wahrheit
bedarf keiner Verbesserung. Man kann des Guten nicht zu
viel thun. Gedenke des erlittenen Unrechts nicht mehr. Der
Arbeiter ist seines Lohnes werth. Eine Liebe ist der andern
werth. Einen ungetreuen Knecht entläßt man seines Dienstes.
Rühme dich des Guten nie; man würde deiner lachen. —
Gedenke meiner und unser; ich werde deiner, seiner, ihrer, eurer
in Liebe gedenken! Ich werde mich des angenehmen Beisam-
menseins noch oft erinnern. — Der Mann ist aller Ehren
werth, der alle Ding zum Besten kehrt.
Zur Übung.
Des Undanks achten, der Hülfe bedürfen, des Beistandes begehren,
des Rathes entbehren, der Liebe ermangeln, des Edlen gedenken, des
Guten erwähnen —:
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♦
189. Das Gradiren der Salzsoole bei Oldesloe.
Das Kochsalz ist für alle Völker die allgemeinste Würze
der Speise. Es ist fast über alle Länder der Erde verbreitet;
die Fluthen des Weltmeers tragen es in ihrem beweglichen
Schoosie als S eesalz, auf vielen Steppen — wol früher der
Grund des Meeres — blüht es als Steppen salz aus dem
sandigen oder thonigen Boden derselben, in den Tiefen der
Erde liegt es als Steinsalz verborgen; an vielen Stellen
aber quillt es aus dem Innern der Erde als Salzsoole her-
vor; aus dieser scheidet dann der Mensch das körnige Salz durch's
Verdunsten des Wassers.
"Es ist schon erwähnt worden, das; 100 Gewichtstheile
Soole der Oldesloer, Saline 2\ Theile Salz enthalten. Folg-
lich sind die 97^ Theile Wasser. Um nun das Salz zu gewin-
nen, musi man das Wasser entfernen. Dieses könnte einfach
dadurch geschehen, daß man die Soole so lange in einem Kessel
kochte, bis das Wasser verdampft wäre, und man würde ein
sehr gutes, aber auch sehr theures Salz bekommen; denn der
Werth der dazu verbrauchten Feurung würde 4—5mal so groß
sein, als der Werth des gewonnenen Salzes. Aber es gibt noch
eine andere Art, das Wasser zu entfernen, nämlich die Verdunstung
durch die Luft. Da diese Verdunstung durch die Berührung der
Luft mir dem Wasser vor sich geht, so ist es auch klar, daß sie
desto größer sein wird, je mehr Luft damit in Berührung kommt.
Je größere Oberfläche die Soole einnimmt, desto mehr Luft
kann sie berühren, und desto mehr Wasser wird also verdunstet.
Eine sehr große Oberfläche wird sie einnehmen, wenn man sie
über Dornenreiser — von Schwarz- oder Schlehdorn — träu-
feln läßt, warum auch die Verdunstung bedeutender ist, wenn
solche benäßte Dornenreiser dem Winde ausgesetzt sind. Man
hat deßwegen große flache Kasten gebaut, worauf man hölzerne
Gerüste errichtet, um darin Dornenbündelchen einpacken zu kön-
nen. Solche Gebäude nennt man Gradirhäuser, und „die
Soole gradiren" bedeutet, das Wasser davon verdunsten zu
lassen, indem man sie über die darin angebrachten Dornen
träufeln läflt. Oben auf den Gradirhäusern hat man Kasten
gebaut, worin die Soole eingepumpt wird. Von dem Kasten
fließet sie durch Hähnchen nach kleinen Rinnen, die mit vielen
Einschnitten versehen sind. Indem sie nun über diese Einschnitte
fließt, fällt sie auf die Dornen, wo sie sich vielfältig vertheilt,
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möge seiner Schwere abwärts senke. Er blch't aus und bildet
auf diese Weise einen länglich runden Körper — eine Blase —
dem er durch Schwenken in der Luft, wie durch Hin- und
Herrollen auf einer Marmorplatte beliebige Formen zu geben
vermag. Darauf wird das in so weit fertige Glas, das noch
lange heisi und verarbeitbar bleibt, durch mancherlei Werkzeuge,
z. B. durch Haken, Zangen, Scheeren rc. in eine gefällige
Gestalt gebracht und von allen Ansätzen und Unregelmäßigkeiten
befreit. So werden Flaschen, Gläser, Fensterglas und selbst
kleine Spiegel geblasen. Der Flasche gibt man einen stachen
oder hohlen Boden, jenachdem man sie auf ein Eisenblech oder
auf einen eisernen Kegel aufdrückt. Die Gläser mit verzierten
Rändern, wie sehr künstliche Glaswaaren überhaupt, werden in
hiezu verfertigten eisernen und thönernen Formen gebildet. Die
Vertiefungen in manchen Trinkgläsern drückt man mit einem
Eisen ein. Die Kelchgläser werden aus drei Theilen zusammen-
gesetzt: aus dem Fuße, aus dem Stiele und Halse und aus
dem Glase. Die schlangenförmigen Windungen in dem Fuße
mancher Gläser entstehen durch Ziehen und Blasen. Die Taschen-
uhrengläser werden mit einem glühenden Eisen aus hohlen Glas-
kugeln geschnitten. — Auch das Tafelglas (zu Fenstern rc.)
machr man aus hohlen, durch das Blasen entstandenen walzen-
oder birnförmigen Tuten, welche mit einem glühenden Eisen
im Streckofen der Länge nach aufgeschnitten und zu Tafeln
ausgebreitet werden. — Das geformte Glas darf nicht an der
freien Luft erkalten, weil es sonst sehr spröde werden und beim
schnellen Wechsel von Hitze und Kälte leicht zerbrechen würde.
Man bringt es daher in einen mäßig geheizten verschlossenen
Ofen, den Kühlofen, und läßt diesen mit dem Glase nach
und nach kalt werden. — Das Spiegelglas ist das reinste und
feinste Tafelglas. Die Bereitung desselben erfordert große Sorg-
falt, und die größeren und besseren Spiegel werden nicht ge-
blasen, sondern gegossen. Man gießt nämlich die geschmolzene
Glasmasse auf eine metallene, durch untergelegte Kohlen zuvor
erwärmte, mit messingenen Leisten eingefaßte Platten, rollt sie
mit einer heißen, metallenen Walze, um sie zu ebnen, und
bringt sie dann in den Kühlofen. Ist sie hier gehörig abgekühlt,
so wird die Tafel, weil sie noch nicht eben und blank genug
ist, geschliffen und polirt. Zum Schleifen nimmt man feinen
Sand und Schmirgel, streut diesen zwischen zwei auf einander
gelegten Tafeln und reibt diese über einander ab. Um die ge-
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In den niedern und weichen Pflanzen, besonders in denjenigen,
welche im Wasser leben, zeigen sic sich meistens rundlich; in den höher»
aber und mehr trockenen eckig, und sollen letztere durch den wechsel-
seitigen Druck dann 12 Flächen bekommen. Um eine Kugel kann man
nämlich nicht mehr als sechs andere gleich große legen, darüber und
darunter nur drei; so daß also Zwölf Kugeln die mittlere drücken und
an derselben zwölf Flächen verursachen. Da nun alles Zellgewebe in
der Pflanze dicht an einander liegt, so müssen alle Zellen diese Gestalt
bekommen; versteht sich mit vielen Abänderungen, weil der Druck ver-
schieden ist und das Streben der Pflanze in die Höhe geht. Die äußer-
sten Zellen in der Oberhaut fallen daher mehr ins -Rundliche; die
innern dagegen sind so lang und dünne, daß man sie Fasern genannt
hat. Wenn'diese Zellen sich verhärten, so entstehen daraus die Holz-
fasern, welche zusammen das Holz bilden.
Überall, wo drei Zellen zusammenstoßen, bleiben dreieckige Zwi-
schenräume, welche durch die ganze Pflanze sowol nach der Länge als
nach der Breite mit einander in Verbindung stehen, und durch welche
sich der nährende Pflanzcnsaft bewegen kann. Man hat sie Zwischen-
zellen-Gänge oder Adern genannt. Sie enthalten den eigentlichen
Pflanzensast, welcher durchsichtig ist, aber auch Körner, Schleim, Zucker
und einige Salze enthält. Zn einigen Pflanzen, z. B. im Schüllkraut
— ist dieser Saft gefärbt.
Zerreißt man irgend ein dünnes Blatt, z. B. ein Rosenblatt vor-
sichtig und langsam entzwei, indem man etwa die Arme an die Sei-
ten der Brust legt; so bleiben beide Stücke an einander hängen, und
zwar durch spiralförmig gewundene Fäden, welche aus den Blattrippcn
hervorkommen und noch dünner als ^-pinnengewebe sind. Dieß sind
aufgezogene Spiralgefäße, auch Luftröhren oder Drosseln genannt.
Diese Röhren fehlen in der Rinde und im Bast, in den Pilzen, Tan-
gen, Flechten und Moosen, und beginnen zuerst in den Farrenkräutern.
Man nimmt an, daß bei den meisten Pflanzen eine Drossel von der
Wurzelspitzc an bis zu den Spitzen der Blätter und Blüthen ohne Un-
terbrechung fortlaufe. Gewöhnlich stehen mehre Drosseln zusammen und
machen ein Bündel aus. Bei manchen Pflanzen, wie z. B. an den
Laubbäumen, sind dergleichen Drosselbündcl in so großer Menge vor-
handen, daß sie alle kreisförmig an einander stoßen und den sogenann-
ten Holzring bilden.
6. Pflanzenfasern.
Wenn man einen Stengel oder ein Stück Holz zerschneidet, so sicht
man, daß es sich mehr oder weniger leicht in verlängerte Fasern theilen
läßt, die fester sind als das übrige Gewebe, und die sich schwerer zer-
reißen als von einander trennen lassen. Dieß ist etwas so Bekanntes,
daß man im Holze im gemeinen Leben eine gewisse Richtung unter-
scheidet, die man den Faden des Holzes nennt, welche auch die Rich-
tung der Fasern ist. Aus den Stengeln des Leins und des Hanscs
benutzt man diese Fasern zum Verfertigen von Stricken und Geweben,
die sehr fest sind. Die Fasern bestehen aus Gefäßen, die mit verlän-
gerten Zellen vermischt und umgeben sind. Zuweilen sind unter den
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Egypren an längs der ganzen Nordküste Äfrika's kommt oft ein
ähnlicher Wind aus der Sahara und heißt Harmattan. Er
weht sogar nach Europa herüber, freilich durch den Einfluß des
Meeres gemildert, und heißt z. B. in Italien Sirocco. Men-
schen und Thiere fühlen sich in den 3 — 4 Tagen, wo er hier
gewöhnlich anhält, sehr erschlafft. Selbst im südlichen Frankreich
ist er zu spüren, wo man ihn spanischen Wind nennt."
„Auch bei uns entwickeln sich manchmal Luftarten, die zum
Athmen nicht taugen und in denen schon Mancher erstickt ist,
z. B^ aus gährendem Bier, aus glühenden oder dampfenden
Kohlen, in verschlossenen Brunnen, Kellern, unterirdischen Gän-
gen, Bergwerken u. s. w. — In Norwegen wollte eine Magd
auf einer Leiter in einen lange verschlossen gewesenen Brunnen
hinabsteigen, um Wasser zu schöpfen. Kaum hatte sie den Fuß
auf die dritte oder vierte Stufe gesetzt, so stürzte sie todt hinab.
Der Hausherr wollte ihr zu Hülfe kommen und hatte dasselbe
Schicksal. Zwei Nachbarn wollten die beiden Unglücklichen ret-
ten und stürzten ihnen nach. — Diese Geschichte hat sich bei
ähnlichen Gelegenheiten an andern Orten schon hunderte Male
wiederholt."
„Durch solche Erfahrungen mußte man darauf kommen,
daß es verschiedene Luft- oder Gasarten geben müsse, und Un-
tersuchungen, mit denen man freilich erst im vorigen Jahrhun-
dert ernstlich begann, haben dieß bestätigt. Untersuchungen —
denn wie der Mensch in dem kleinen Raume der unendlichen
Schöpfung, auf den er wirken und den er überblicken kann, ver-
sucht, die Natur zu erkennen und sich Unterthan zu machen, Al-
les erforschen, scheiden, zusammensetzen, messen und wägen will,
so ist auch die Luft ein Gegenstand seiner Thätigkeit und seines
Forschens geworden; denn die Natur kennen ist der erste Schritt
zur Herrschaft über sie." (Schlichting.)
Nähere Untersuchungen haben nun dargethan, daß die
Stoffe, aus denen die Atmosphäre zusammengesetzt ist, zwar
sehr mannigfaltig und vielerlei Weise verschieden fern können,
ihre Hauptbestandtheile indessen nur vier sind, nämlich: Stick-
stoffgas, Sauerstoffgas, Wassergas und kohlensaures
Gas, wovon die beiden ersteren Gasarten so wenig veränder-
lich >ind, daß man sie mit vollem Recht als in einem unverän-
derlichen Verhältniß beigemengt betrachten kann. Man hat bei
Luftschifffahrten mehrere 1000 Klafter über der Erdoberfläche,
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benachbarten Gegenden die eine weit starker er-
wärmt wird als die andere, so finden wir rn den
obern Schichten der Atmosphäre einen Wind, wel-
cher von der wärmeren Gegend nach der kälteren
geht, während sich am Boden dieluft von der käl-
teren nach der wärmeren bewegt. Dieser Satz ist dre
erste Ursache aller Winde und wird durch eine Menge von Er-
fahrungen im Leben bewiesen. Der folgende Versuch von
Franklin beweist auf eine überraschende Weise seine Wahrheit.
Wenn man im Winter die Thür zwischen einem geheizten und
einem kalten Zimmer öffnet und dadurch eine Vermischung der
in ihnen befindlichen Luftmaffen möglich macht, so können wir
in der Thüröffnung zwei Winde bemerken; im obern Theile
geht der Luftstrom aus dem wärmeren Zimmer nach dem käl-
teren, in dem untern dagegen aus dem kalten nach dem war-
men. Um diese Strömungen zu erkennen, liefert die leicht be-
wegliche Flamme einer Kerze eine treffliche Windfahne; am
obern Theile der Thüröffnung wird sie mit Lebhaftigkeit nach
Außen, im untern nach Innen getrieben.
Das Entweichen der heißen Luft nach oben und das Zu-
strömen kalter Luft in der Tiefe ist von großer Wichtigkeit bei
vielen Vorgängen. Zünden wir ein Feuer an, so nehmen die
brennenden Kohlen der atmosphärischen Luft einen ihrer Bestand-
theile, den Sauerstoff, und so wie dieser verzehrt ist, würde der
Verbrennungsproceß ganz aufhören; aber kaum ist die ihres
Sauerstoffs beraubte Luft erhitzt, so steigt sie in die Höhe, es
tritt kalte Luft zum Feuer, welche diesem den nährenden Be-
standtheil abgibt, und so wird der Proceß unterhalten. Sind
wir im Stande, die Schnelligkeit dieser Ströme zu befördern,
so wird nicht nur die Helligkeit, sondern auch die Hitze der
Flamme größer. Unsere Schornsteine bieten ein treffliches Mit-
tel dar, die Schnelligkeit des aufsteigenden Luftstroms zu ver-
größern; im Kleinen sieht man dieß an unseren Lampen. Wird
der über der weißen Flamme befindliche Glascylinder wegge-
nommen, so wird das Licht röthlich und eine Menge von Rauch
steigt in die Höhe; Erscheinungen, welche sogleich aufhören,
wenn der Glascylinder wieder aufgesetzt wird.
L. F. Kämtz (Meteorologie).
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der reinen Natur das dem Leibe Angemessene zusagt, das Un-
angemessene widersteht. Das Thier sucht sich selber seine Arznei.
Durch den Geruch kommt in dem Athmen die Beschaf-
fenheit der Luft nach ihren dem Leben zuträglichen und nach-
theiligen Einwirkungen zur Wahrnehmung. Dieser Sinn steht
in naher Beziehung zum Geschmack, weßhalb er die Beschaffen-
heiten der Luft mir den in ihr sich aufgelösten Körpern wahr-
nimmt und die Bezeichnungen derselben auch theils mit denen
des Geschmacks übereinstimmen, wie säuerlich, scharf u. s. w.
Der Gefühls- oder Tastsinn steht in der Mitte zwi-
schen den niederen und höheren Sinnen. Die Beschaffenheiten
seines Kreises gehen theils auf die Beschaffenheit des wahrge-
nominenen Körpers selbst, theils auf seine Begrenzung. Erstere
Beschaffenheiten bezeichnet man durch: hart, weich, rauh, locker,
fest u. s. w., letztere durch: rund, eckig, kurz, lang, dick und
dünn.
Geschmack und Geruch nehmen also die innere, der Tast-
sinn dagegen nimmt die äußere materielle Beschaffenheit der
Körper wahr.
Der Sinn des Gesichts gibt uns nur das Licht mit
seinen Farben. Die Form und Gestalt der Dinge nehmen wir
im Gesichtssinne nur durch die Farben wahr; nur durch die
Farbe wird uns die^ Begrenzung der Dinge, also ihr Unter-
schied von einander, für das Auge dargestellt. Daher fallen
denn auch die Bezeichnungen dieser Beschaffenheiten ausser den
verschiedenen Farben mit den Formbezeichnungen zusammen, also:
schwarz, weiß, roth, blau, gelb; durchsichtig, hell; rund, eckig,
hoch, niedrig re. rc. Die allgemeinen Bezeichnungen: schön,
erhaben u. s. w. sind keine Bezeichnungen für etwas, was durch
den Sinn des Gesichts wahrgenommen wird, sondern eine gei-
stige Zuthat der Erscheinung.
Durch das Gehör schließt sich uns die Wat der Laute
und Töne auf, die sich als Sprache und Musik in der Natur
offenbart, und in dem menschlichen Geiste zu höherer Stufe der
Kunst gebildet wird. Musik ist gleichsam die Sprache der Kör-
per, gesprochen und kund gegeben durch den Klang der Materie.
Das Anschlagen an den schallenden und klingenden Körper ist
gleichsam eine Frage, und sein gegebener Laut und Ton die Ant-
wort. Wir bezeichnen diese Beschaffenheiten der Körper mit:
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Hörst du die Glocken läuten? Hast du den Kukkuk schon
rufen hören?
Zur Übung im richtigen Sprechen und Schreiben.
Den Menschen achten, den Vcrräthcr ächten, den Edlen adeln,
das Vergehen ahnden (tadeln, rügen, strafen), das Unglück ahnen,
den Furchtsamen ängstigen (ängsten) —:
angeln, äußern, backen, baden, bannen, bauen, befestigen, beginnen,
beißen, beizen, beichten, bergen, berichten, berichtigen, beschwichtigen,
bestatten, bestechen, bestellen, betrachten, beneiden, beschneiden, betrü-
gen, bewegen, beugen, biegen, bieten, billigen, binden, blenden, braten,
brauchen, brauen, brechen, brennen, bringen, büßen, decken, dehnen,
denken, deute», dichten, dingen, dörren, drängen, drechseln, drehen,
dreschen, drücken, drucken, dulden, ehren, empfangen, empfehlen,
empfinden, engen, beengen, erweitern, erküren, erkiesen, erwägen,
entern, erben, erndtcn, essen, anfachen, fahren, fällen, falten, sangen,
färben, fassen, fegen, feilen, fertigen, fesseln, finden, flechten, flicken,
fliehen, folgern, foltern, fordern, fördern, formen, fressen, freuen,
erfreuen, erfrischen, fühlen, führen, füllen, furchen, futtern, füttern,gängeln,
gerben, gätcn, gebrauchen, gefährden, geißeln, geleiten, begleiten,
genießen, gestalten, gewahren, gewinnen, gießen, glauben, graben,
greifen, grüßen, gürten, halten, hängen, Haschen, haspeln, hassen,
hauen, heben, hecheln, heften, heißen, heischen, heizen, henken, her-
zen, Hetzen, hobeln, erhöhen, hoffen, höhnen, holen, hören, hudeln,
hüten, iinpfen, jagen, kappen, kauen, kaufen, kehren, keilen, keltern,
kennen, kerben, ketten, kitten, kitzeln, klemmen, knacken, knebeln, kneifen,
kneten, knicken, knüpfen, kochen, ködern, kräftigen, kratzen, kreuzigen,
kriegen (erhalten, bekommen), kritzeln, krümeln, kühlen, kündigen,
kürzen, küssen, laben, laden, lassen, lähmen, lästern, läugnen, läutern,
lagern, lecken, leeren, legen, lehnen, lehren, leiden, leihen, leimen,
leiten, lenken, letzen (kühlen), lieben, lindern, loben, locken, lockern,
löschen, lösen, löthcn, lüften, machen, mähen, malen, mahlen, mäßi-
gen, mästen, martern, meiden, melken, merken, messen, metzeln,
miethen, mildern, mindern, mischen, misten, morden, mustern, nähen,
nähren, nageln, nagen, narren, naschen, nehmen, nennen, nöthigen,
nutzen (nützen), ordnen, packen, peinigen, pfeffern, pflastern, pflegen,
plündern, polstern, preisen, prellen, pressen, prüfen, prügeln, putzen,
quälen, quetschen, rädern, räuchern, rechtfertigen, reiben, reimen, rei-
nigen, reißen, richten, riechen, pachten, pfänden, pflanzen, pflücken,
pflügen, pfropfen, rösten, rollen, rücken, rühmen, rühren, ründen, rütteln,
rufen, rupfen, rünzeln, säen, sägen, sättigen, säubern, saufen, säugen,
saugen, säuern, sagen, salben, salzen, sammeln, satteln, schaben,
schälen, schänden, schärfen, schätzen, schauen, schaffen, schüren, scheuen,
scheuchen, scheuern, scheiden, schicken, schieben, schießen, schinden, schlach-
ten. schlagen, schleifen, schleppen, schleudern, schlichten, schließen,
schlingen, schlucken, schlürfen, schmähen, schmälern, schmecken, schmelzen,
schmieden, schmieren, schminken, schmücken, schnallen, schneiden,
schnitzen, schnüren, schärfen, schrauben, schreiben, schürzen, schütteln,
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Luft nicht viel sagen, denn die Bergleute befinden sich dort noch
wohl. Versuche mit der Taucherglocke, worin die Luft sehr zusam-
mengepreßt wird, haben gelehrt, daß allerdings zuerst sehr unange-
nehme Empfindungen, Eingenommenheit des Kopfes und beson-
ders große Harthörigkeit entstehe, welche sich aber nach und nach
verlieren.
Die Luft in eingeschlossenen Räumen wird, wenn viele
Merffchen beisammen sind, durch den Verbrauch des Sauerstoffs
und die Bildung des kohlensauren Gases durch das Ausathmen,
sehr verdorben und zum Athmen untauglich. Die bekannte Ge-
schichte der schwarzen Höhle in Bengalen ist hiervon ein schau-
derhaftes Beispiel, wo im Juni 1756 Abends 1-16 Menschen
eingesperrt wurden, wovon am andern Morgen um 6 Uhr nur
noch 23 lebten. Der Aufenthalt in bevölkerten Städten, in
Schulen, Fabriken, Wirthshäusern, unsaubern Wohnungen, ist
gewiß schädlicher, als man gewöhnlich meint, da hier außer der
schon durch die zahlreiche Bevölkerung verderbten Luft noch so
viele fremdartige, mechanische Beimischungen, wie Kohlendampf,
Staub und dergleichen in Betracht kommen.
Eine trockene und mäßig warme Luft ist im Allgemeinen
die zuträglichste; Manchen mit reizbarer Brust sagt eine etwas
feuchtwarme Luft noch besser zu. Sehr schädlich ist die feuchte
mit Stoffen von verwesenden Thieren und Pflanzen geschwän-
gerte Luft, wie die Ausdünstungen der Sümpfe. Alle Orte,
welche in der Nähe von Sümpfen oder stehenden Wassern lie-
gen, sind von Wechselfiebern und andern bösartigen Fiebern
heimgesucht. Dieß gilt in Europa besonders von Holland und
von den pontinischen Sümpfen bei Rom, so wie von vielen
andern mit Sümpfen umgebenen Orten in den Ländern, welche
das Mittelmeer umgeben. Noch gefährlicher sind die Ausdün-
stungen von Sümpfen in heißen Klimaten; in solchen Gegenden
oder an Orten, welche einer hohen Fluth ausgesetzt sind, wo
das Meer während der Ebbe viele Seethiere zurückläßt, welche
unter dem Einfluß der brennenden Sonne sich bald zersetzen
und faule Dünste erzeugen, herrschen die bösartigsten Krankhei-
ten, welche besonders für Neuangekommene sehr gefährlich sind.
Das Klima von Sierra Leone, von dem mit Sümpfen umge-
benen Batavia und im weiten Deltaland des Ganges gehört
zu den gefährlichsten. Das gelbe Fieber verdankt seine Ent-
stehung ähnlichen Einflüssen auf den Inseln und an den Küsten
der Bai von Meriko.
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Seit einiger Zeit wird auch der bisher unbenutzte Abfall von Gyps«
steinen gemahlen und als Düngungsmittel verkauft, à Tonne zu 3 £
4 st. Der reine Ertrag dieses Gypsfelscns für die Staatskasse ist 6
—7000 Ndthlr. jährlich.
Außer dem Gppfe finden sich auch noch andere Gebirgsarten, doch
nur als Geschiebe: Granit in mannigfaltigen Abänderungen, so auch
Gneuß, Glimmerschiefer, verschiedene Porphyre, Jaspis, Quarze, Sand-
steine, Kalksteine, Hornsteine, Schiefer, Marmor u. f. w. liegen hier iu
und auf der Erde unter einander gemischt, zum Theil auch in Blöcken.
Die Felsblöckc und Steingcröllc, welche sich über den ganzen mittleren
und östlichen Theil des Landes verbreiten, geben dffs trefflichste Material
zum Straßen- und Chaussecbau, wie zu Fundamenten für Gebäude.
Bei Siclbcck im Eutinsschcn findet man als Merkwürdigkeit ein
Tuftsteinlagcr.
An Salzen hat Holstein nur das hiesige Küchcnsalz aus den
Salzquellen bei Oldesloe. Es ist ein gutes Salz, aber weniger weiß,
als das Lüneburger,
Von den brennbaren Mineralien gibt es hier nur Bern-
stein und Torf. Bernstein findet man hier theils im Untcrboden
z. B. beim Mcrgelgrabcn, hälifigcr aber am Strande der Westsce auf
den Dithmarsischen Sandbänken; am Strande der Ostsee wird er nur
selten gefunden. Die Farbe des hiesige» Bernsteins ist fast immer
weißlich oder dunkclgclb, schwarze Stücke sind selten. — Torf ver-
schiedener Art gewinnt man theils durch Stechen, theils aus der halb-
flüssigen Moorcrdc durch Stechen, Pressen und Bachern. Man unter-
scheidet schweren und leichten Torf; jener ist hart, enthält viel
Erdharz, Erdpech und Erdöl, zum Theil auch Schwefel; dieser ist lose,
von Heller Farbe und enthält wenig Erdpcch. Zu den schwerern
Torfarteu gehört vor allen der sogenannte Pechtorf, der unter
andern bei Ncumünstcr gegraben wird, mit vielem Erdöl durchdrungen
ist, einen glänzenden Bruch hat, mit einer blauen Flamme brennt,
aber einen stinkenden Geriich verbreitet. Der leichteste ist der sogenannte
Papiertorf, der aus über einander liegenden dünnen Schichten von
Wurzeln, Stengeln und Blätter» von mancherlei Pflanzen besteht, nichts
Erdpcchartigcs hat und wenig Flamme gibt. - In mehreren Gegenden,
namentlich im Amte Rendsburg und der Umgegend wird auch der Torf
verkohlt.
Fast ganz arm ist Holstein an Metallen. Nur Sumpf- und
Moorerz findet sich im mittleren Landstriche. Dis vor Kurzem blieb
cö unbenutzt; jetzt wird die Verschmelzung desselben auf der Karlshütte
bei Rendsburg ausgeführt. Es gibt ein ziemlich gutes Eisen.
Doch hat manches andere Land noch andere Güter im Schoße
seiner Erde verborgen — Gold und Silber, Elsen und Kupfer und
edle Gesteine. Auch die Schätze der Tiefe weiß der Mensch zu finden
und zum Lebcnsbcdarf und Lebensgenuß z» benutzen. Freilich hat der
Geist des Menschen, als er die Schatzkammer der Tiefe geöffnet, aus
dieser nicht bloß die heilbringenden Güter, sondern zugleich auch die
Gifte und die Greuel der Abgötterei des Geizes, der eitlen Prunksucht
und des zerstörenden Wuchers hervorgebracht. Der Geiz ist der größte
Götzendienst — Zukehr zur Creator.