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1. Lehr- und Lesebuch für den Deutschen Geschichtsunterricht - S. 196

1892 - Halle (Saale) : Schroedel
196 r, Blchers Brief an seine Gemahlin. Gestern konnte ich nicht Ichraben, ich war zu mube; aber mein Frennb Gneisenan hat an Dich schrieben und Dir gesagt, ba ich gesnnb bin. Den 16. Oktober habe ich dem tfetnbe vor Leipzig bei dem Dorfe Mckern wieber eine Schlacht geliefert, 4000 Gefangene gemacht, 45 Kanonen. einen Abler und ver-schiebene Jahnen erobert. Den 18. warf ich den Feind nach Leipzig hinein und nahm 4 Kanonen. Den 18. und 19. ist die grte Schlacht geliefert, die je auf der Erbe ftatigefunben hat; 600000 Mann kmpften miteinanber. Um 2 Uhr nachmittags nahm ich Leipzig mit (Sturm; der König von (Sachjen und viele Generale der Franzosen wrben gefangen, der polnische Fürst Poniatowsky ertrank; 170 Kanonen wrben erobert, und gegen 40000 Mann finb gefangen. Napoleon hat sich gerettet, aber er ist noch nicht durch. Diesen Augenblick bringt meine Kavallerie wieber 2000 Gefanaene, die ganze feinbliche Armee ist verloren. Der Kaiser von Rußland hat mich in Leipzig auf ffentlichem Markte gekt und den Betrete): Deutschland genannt; auch der Kaiser von Osterreich berhufte mich mit Lob, und mein Konig banfte mir mit Thrnen in den Augen. Nach der Schlacht. Auf dem Wege von Halle nach Leipzig begegnete mir ein ununterbrochener Zug von Berwunbeten. die wie Klber, auf Schubkarren, ohne Strohpolster, zusammengeklumpt lagen und einzeln ihre zerschossenen lieber, die nicht Raum genug auf biefen engen Fuhrwerken hatten, neben sich schleppten. Noch an biesem Tage, also sieben Tage nach der ewig benkwrbigen Vlkerschlacht, wrben Menschen vom echlachtfelbe eingebracht, deren unverwstliches Leben nicht durch Ver-inunbungen, noch durch Nachtfrste und Hunger zerstrbar gewesen war. In Leipzig fanb ich ungefhr 20000 verwundete und kranke Krieger von allen Volkern. Ich bin nicht imstanbe, ein Bilb des Jammers in so grellen Farben auszumalen, als ich es in der Wirklichkeit hier vor mir fanb; daher gebe ich Ihnen nur einzelne Zge bieses fchauberhaften Gewlbes, von welchem ich selbst Augenzeuge war. Die Verwundeten liegen entweder in bumpsen Spelunken, ober in scheibenleeren Schulen, ober in weibischen Kirchen, in welchen die Klte des Dunstkreises in dem Grabe wchst, als ihre Verderbnis zunimmt, bis einzelne Franzosen noch ganz ms Freie hinausgeschoben finb, wo der Himmel das Dach macht und Heulen und Zhneklappen herrscht. An dem einen Ende der Reihe ttet die Stickluft, an dem andern reibt der Frost die Kranken auf. An jenem Orte liegen sie alle noch in blutigen Gewndern, in welchen sie aus der heien Schlacht hereingetragen sind. Unter 20 000 Verwunbeten hat auch nicht ein einziger ein Hemb, Betttuch, Decke, Strohsack ober Bettstelle erhalten. Nicht allen, aber boch einzelnen htte man geben knnen. Keiner Nation ist ein Vorzug eingerumt, alle finb gleich elenb beraten, und das ist das einzige, worber sich die Soldaten nicht zu beklagen haben. Sie haben nicht einmal Sagerstroh, fonbern die Stuben finb mit Hckerling aus den Biwaks ausgestreut, das nur fr den Schein gelten kann. Alle Kranken mit zerbrochenen Armen und Beinen, und deren finb viele, benen man hat auf der nackten Erbe kein Lager geben knnen, finb fr die verbndeten Armeeen verloren. Ein Teil berfelben ist fchon tot, der andere wird noch sterben. Viele find gar nicht, andere werden nicht alle Tage verbunden. Die Binden sind zum Teil von grauer Leinwand, aus Drrenberger Salzscken geschnitten, die die Haut mitnehmen, wo sie noch ganz ist. An Wrtern fehlt es ganz. Bericht eines Lazarettarzte?.

2. Siebentes und achtes Schuljahr - S. 147

1912 - Halle a.S. : Schroedel
147 vermochten nicht aufzuhören, bis sie starben. Bis nach der Schlacht bei Leipzig lebte im Volke der Glaube, daß sie vom Himmel mit ewigem Hunger gestraft seien. Noch dort geschah es, daß Gefangne in der Nähe des Lazaretts sich die Stücke toter Pferde brieten, obgleich sie bereits regelmäßige Lazarettkost erhielten. Noch damals behaupteten die Bürger, das sei ein Hunger von Gott; einst hätten sie die schönsten Weizengarben ins Lagerfeuer geworfen, hätten gutes Brot ausgehöhlt, verunreinigt und auf den Boden gekollert; jetzt seien sie verdammt, durch keine Menschen- kost gesättigt zu werden. 6. Überall in den Städten der Heerstraße wurden für die Heim- kehrenden Lazarette eingerichtet, und sogleich waren alle Krankenstuben überfüllt; giftige Fieber verzehrten die letzte Lebenskraft der Unglücklichen. Ungezählt sind die Leichen, welche herausgetragen wurden; auch der Bürger mochte sich hüten, daß die Ansteckung nicht in sein Haus drang. Wer von den Fremden vermochte, schlich sich deshalb nach notdürftiger Ruhe und hoffnungslos der Heimat zu. Die Buben auf der Straße aber sangen: „Ritter ohne Schwert, Reiter ohne Pferd, Flüchtling ohne Schuh', nirgends Raft noch Ruh'! So hat sie Gott geschlagen mit Mann und Roß und Wagen!" und hinter den Flüchtlingen gellte der höhnende Ruf: „Die Kosaken sind da!" Dann kam in die flüchtige Masse eine Bewegung des Schreckens, und schneller wankten sie zum Tore hinaus. Das waren die Eindrücke des Winters von 1613. Gustav Freytag. 79. Aufruf. t. frisch auf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen, hell aus dem Norden bricht der Freiheit Licht. Du sollst den Stahl in Feindes Kerzen tauchen; frisch auf, mein Volk! — Die Flammenzeichen rauchen, die Saat ist reif, ihr Schnitter, zaudert nicht! Das höchste fteil, das letzte, liegt im Schwerte! Drück' dir den Speer ins treue bjerz hinein, der Freiheit eine Gasse! — wasch die Lrde, dein deutsches Land, mit deinem Blute rein! 2. <Ls ist kein Krieg, von dem die Kronen wissen; es ist ein Kreuzzug, 's ist ein heil'ger Krieg! Recht, Sitte, Tugend, Glauben und Gewissen hat der Tyrann aus deiner Brust gerissen; errette sie mit deiner Freiheit Sieg! 1.0*

3. Siebentes und achtes Schuljahr - S. 199

1912 - Halle a.S. : Schroedel
199 Ich schicke den Brief an Perbandt und rücke dann eilends vor, um das Begräbnis zu decken. Die Schlucht verbreitert sich, und einige hun- dert Meter weiter besehe ich mit meinen Schützen eine niedrige Anhöhe. Frische Gräber und zahllose Blutspuren sind zu sehen. Dann geht es weiter; das Eros wird hinter mir in dem Schluchteingang sichtbar. Es herrscht trübe Stimmung, wie es nach dem Begräbnis so vieler lieber Kameraden nicht anders möglich ist. 8. Nach eineinhalbstündigem Marsch liegt eine Fläche vor uns, die- selbe, die ich von unsrer vordersten Stellung aus bereits am ersten Tage des Gefechts gesehen hatte. Welch ein Labsal für uns, wieder Sandboden unter unsern wunden Füßen zu haben und das gelbe Gras zu sehen. Aber in unsrer Marschrichtung erhebt sich ein neues, riesiges Gebirge. Brandrot sind die schroffen Abstürze, die spitzen Kuppen und scharfen Zacken, und nur im Süden zeigt sich ein niedrigerer, sattelähnlicher Bergzug. Hierhin richtet sich unser Marsch. Am Nachmittag erst überschreitet der Haupt- trupp den Vergzug, nachdem die Avantgarde die Höhen zu beiden Seiten beseht hat, und obwohl die Anstrengungen nichts sind im Vergleiche zu denen der letzten Tage, schleppt sich die Kolonne nur mühsam bergauf über das Geröll und die spitzen Steine. Vielen bluten die Füße, und wohl keiner ist mehr im Besitz eines Paares auch nur einigermaßen schützender Stiefel. Hunger und Durst, die sich in der Mittagshitze wieder brennend fühlbar machen, haben die Leute entkräftet. Seit drei Tagen hat niemand etwas genossen außer wenigen Bissen halbrohen, schon faulenden Fleisches, und wer diese tapfern Krieger so dahinziehen sieht, mit blutenden Händen, zerrissenen Kleidern und Stiefeln, schmutzstarrend, und die Gesichter rot- braun gefärbt, der möchte sie wohl eher für eine Räuberbande, denn für deutsche Soldaten halten. Eine Reitkuh wird in der Kolonne mitgetrieben, ein mageres, unglückliches Tier, das man irgendwo aufgegriffen hat. Ein alter Sattel ist ihr aufgelegt worden, und darauf sind die Habseligkeiten von uns allen befestigt: einige alte, zerschlissene und angesengte Decken und zwei bis drei zerbeulte Kochgeschirre. Das ist unser ganzer Besitz. Kurv Schwabe. 122. Die Glpalme in Togo. (Gekürzt.) 1. Togo eignet sich, was Boden und Klima betrifft, vorzüglich für die Ölpalmenkultur. Zurzeit sind in Togo noch weite Strecken von nutzlosem Buschwerk und hohem Elefantengras bewachsen, wo Palmenpflanzungen vorzüglich gedeihen und der Bevölkerung großen Ruhen bringen würden. Jetzt trifft man größere Ölpalmenhaine gewöhnlich nur in der Nähe der Dörfer, die am Fuße von Gebirgszügen oder an Flußniederungen liegen.

4. Teil 3 - S. 182

1907 - Halle a.S. : Schroedel
182 oder dem Filz von alten Hüten. Alle wankten, auf Stöcke gestützt, lahm und hinkend. Auch die Garden unterschieden sich von den übrigen wenig; ihre Mäntel waren verbrannt, nur die Bärenmützen gaben ihnen noch ein militärisches Ansehen. So schlichen sie daher, Ossiziere und Soldaten durch- einander, mit gesenktem Haupt in dumpfer Betäubung. Alle waren durch Hunger und Frost und unsägliches Elend zu Schreckensgestalten geworden. 5. Tag für Tag kamen sie jetzt auf der Landstraße heran, in der Regel, sobald die Abenddämmerung und der eisige Winternebel über den Häusern lag. Eespensterhast erschien das lautlose Erscheinen der schreck- lichen Gestalten, entsetzlich die Leiden, welche sie mit sich brachten; die Kälte in ihren Leibern sei nicht fortzubringen, ihr Hunger sei nicht zu stillen, behauptete das Volk. Wurden sie in ein warmes Zimmer geführt, so drängten sie mit Gewalt an den heißen Ofen, als wollten sie hineinkriechen; vergebens mühten sich mitleidige Hausfrauen, sie von der verderblichen Glut zurückzuhalten. Gierig verschlangen sie das trockne Brot; einzelne vermochten nicht aufzuhören, bis sie starben. Bis nach der Schlacht bei Leipzig lebte im Volke der Glaube, daß sie vom Himmel mit ewigem Hunger gestraft seien. Noch dort geschah es, daß Gefangne in der Nähe des Lazaretts sich die Stücke toter Pferde brieten, obgleich sie bereits regelmäßige Lazarettkost erhielten. Noch damals behaupteten die Bürger, das sei ein Hunger von Gott; einst hätten sie die schönsten Weizengarben ins Lagerfeuer geworfen, hätten gutes Brot ausgehöhlt, verunreinigt und auf den Boden gekollert; jetzt seien sie verdammt, durch keine Menschen- kost gesättigt zu werden. 6. Überall in den Städten der Heerstraße wurden für die Heim- kehrenden Lazarette eingerichtet, und sogleich waren alle Krankenstuben überfüllt; giftige Fieber verzehrten die letzte Lebenskraft der Unglücklichen. Ungezählt sind die Leichen, welche herausgetragen wurden; auch der Bürger mochte sich hüten, daß die Ansteckung nicht in sein Haus drang. Wer von den Fremden vermochte, schlich sich deshalb nach notdürftiger Ruhe und hoffnungslos der Heimat zu. Die Buben auf der Straße aber sangen: „Ritter ohne Schwert, Reiter ohne Pferd, Flüchtling ohne Schuh', - nirgends Raft noch Ruh'! So hat sie Gott geschlagen mit Mann und Roß und Wagen!" und hinter den Flüchtlingen gellte der höhnende Ruf: ,,Die üosaken sind da!" Dann kam in die flüchtige Masse eine Bewegung des Schreckens, und schneller wankten sie zum Tore hinaus. Das waren die Eindrücke des Winters von 1813. Gustav Freytag.

5. Teil 3 - S. 331

1907 - Halle a.S. : Schroedel
331 Gurus, 3. September 1894. „Hochedler Major Leutwein! Hierdurch sage ich Ihnen diese Worte bei Ihren fünf Toten: Mein lieber, edler Herr, ich bitte Sie, lassen Sie mich doch endlich stehen und verfolgen Sie mich nicht weiter! Sie sehen ja, das; ich fliehe. Ich bin ja nicht so schuldig. In der Hoffnung, daß Sie dies tun, bin ich der Kapitän. Hendrik Witbooi. Ich bitte Sie, hören Sie doch auf mit dem Blutvergießen, lassen Sie ferner kein Blut mehr fließen." Ich schicke den Brief an Perbandt und rücke dann eilends vor, um das Begräbnis zu decken. Die Schlucht verbreitert sich, und einige hun- dert Meter weiter besehe ich mit meinen Schützen eine niedrige Anhöhe. Frische Gräber und zahllose Blutspuren sind zu sehen. Dann geht es weiter; das Gros wird hinter mir in dem Schluchteingang sichtbar. Es herrscht trübe Stimmung, wie es nach dem Begräbnis so vieler lieber Kameraden nicht anders möglich ist. 8. Nach eineinhalbstündigem Marsch liegt eine Fläche vor uns, die- selbe, die ich von unsrer vordersten Stellung aus bereits am ersten Tage des Gefechts gesehen hatte. Welch ein Labsal für uns, wieder Sandboden unter unsern wunden Füßen zu haben und das gelbe Gras zu sehen. Aber in unsrer Marschrichtung erhebt sich ein neues, riesiges Gebirge. Brandrot sind die schroffen Abstürze, die spitzen Kuppen und scharfen Zacken, und nur im Süden zeigt sich ein niedrigerer, sattelähnlicher Bergzug. Hierhin richtet sich unser Marsch. Am Nachmittag erst überschreitet der Haupt- trupp den Bergzug, nachdem die Avantgarde die Höhen zu beiden Seiten beseht hat, und obwohl die Anstrengungen nichts sind im Vergleiche zu denen der letzten Tage, schleppt sich die Kolonne nur mühsam bergauf über das Geröll und die spitzen Steine. Vielen bluten die Füße, und wohl keiner ist mehr im Besitz eines Paares auch nur einigermaßen schützender Stiefel. Hunger und Durst, die sich in der Mittagshitze wieder brennend fühlbar machen, haben die Leute entkräftet. Seit drei Tagen hat niemand etwas genossen außer wenigen Bissen halbrohen, schon faulenden Fleisches, und wer diese tapfern Krieger so dahinziehen sieht, mit blutenden Händen, zerrissenen Kleidern und Stiefeln, schmuhstarrend, und die Gesichter rot- braun gefärbt, der möchte sie wohl eher für eine Räuberbande, denn für deutsche Soldaten halten. Eine Reitkuh wird in der Kolonne mitgetrieben, ein mageres, unglückliches Tier, das man irgendwo aufgegriffen hat. Ein alter Sattel ist ihr aufgelegt worden, und darauf sind die Habseligkeiten von uns allen befestigt: einige alte, zerschlissene und angesengte Decken und zwei bis drei zerbeulte Kochgeschirre. Das ist unser ganzer Besitz. Kurd Schwabe.

6. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 177

1910 - Halle a.S. : Schroedel
177 und gelangte auf kürzerem Wege zugleich mit ihnen an einen kleinen Fluß, an dem Aquä Sextiä lag. Hier wählte Marius einen Hügel zum Lagerplatz, von welchem1 herab er die Gegend ringsum zu übersehen vermochte. Die Germanen lagerten sich an beiden Seiten des Flusses. Durch diese Lagerung wurden die Römer vom Wasser abgeschnitten. Diese, von Durst gequält, klagten und murrten. Marius aber wies auf den Fluß hin: „Ihr seid Männer," sprach er, „dort ist Wasser für Blut feil, und ihr klagt, daß es fehle?" Da gingen römische Troßknechte mit ihren Tieren zum Fluß hinab und vertrieben einige Feinde; als aber mehr Barbaren erschienen, eilten auch römische Soldaten hinzu. Die Teutonen aber und ihre Bundesgenossen fühlten sich in voller Sicher- heit; sie aßen, badeten und freuten sich des schönen, fruchtreichen Landes. Wie nun von beiden Seiten Hilfe erschien, wurden zuletzt die Hauptheere selbst in den Kampf hineingezogen. Der Ambronen waren 30000 Mann. In dem Augenblick, wo sie über den Fluß setzten, ließ sie Marius von allen Seiten angreifen, und zwar mit solchem Erfolg, daß die meisten auf dem Platze erschlagen wurden. Die Flüchtlinge drangen gleich den Römern bis an die Zelte und Wagen der Teutonen, die am Kampf noch nicht teilgenommen hatten; hier wurden sie auch von den Weibern mit Beilen und Schwertern emp- fangen, und erst die Dunkelheit brachte die Kämpfenden auseinander. 4. Nun folgte eine grauenhafte Nacht. Die Totenklagen der Teu- tonen um die gefallenen Brüder, dazwischen die Wehrufe der Ver- wundeten, und ihr wilder Schlachtgesang widerhallten in den Wäl- dern und klangen in das römische Lager hinüber, daß es den Römern durch Mark und Bein ging. Marius, der 3000 Mann unter Claudius Marcellus in einen Hinterhalt gelegt hatte, stellte mit Anbruch des Tages sein Heer vor dem Lager in Schlachtordnung und reizte die Teutonen durch abgesandte Reiterscharen zur Schlacht. In dicht ge- schlossenen Massen stürmten diese die beschwerlichen Höhen hinan und die Römer ihnen entgegen. Noch vor Mitte des Tages waren die Angreifer in die Ebene zurückgedrängt, und schon begannen ihre Reihen sich zu lösen, als auch Marcellus aus seinem Hinterhalte her- vorbrach und ihre Verwirrung vermehrte. Ordnungslose Flucht kam über ihr ganzes Heer, und nun erst begann ein entsetzliches Morden unter den fliehenden Scharen. Der Erschlagnen und Gefangnen waren an 100000. Der ganze Stamm war vernichtet bis auf einen geringen Rest, der sich nach dem nördlichen Gallien rettete. Von den gefangenen Frauen und Mädchen hatten viele nach verzweifelter Abwehr, um der Schmach der Knechtschaft zu entgehen, sich selber den Tod gegeben. Teutobod selber, der König, geriet in Gefangen- schaft (102). Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. Teil Ii. 12

7. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 347

1910 - Halle a.S. : Schroedel
347 die meisten vollständig erwachsen sein. Die Tiere lagen in einem seltsam verschlungenen Knäuel zusammen. Als das Licht der Blend- laterne auf sie fiel, richteten alle die Köpfe mit den glühend roten Augensternen der Lampe zu, züngelten, zischten und fauchten. Einige richteten ihre Köpfe von der Laterne ab und fauchten in die 'dunkle Nacht hinein. Das war ein fast unheimlicher Anblick. — 8. Außer dieser Zeit findet man, wie gesagt, bei den Kreuzottern von Anhänglichkeit und Geselligkeit keine Spur. Selbst zwischen Eltern und Kindern kann von Liebe keine Rede sein. Sobald das junge Otterchen geboren, geht es, ohne sich weiter um seine Mutter zu küm- mern und ohne mit seinen Geschwistern einen freundlichen Blick zu wechseln, seinen Weg, meistens auf Nimmerwiedersehen. Dann sucht es nach kleinen Kerbtieren, jungen Fröschen und sonstigem kleinen Getier. Sobald die junge Otter größer geworden, jagt sie auch nach Mäusen, und diese bleiben dann auch zeitlebens ihre Lieblingsspeise. 9. Durch ihre massenhafte Mäusevertilgung bringt die Kreuz- otter allerdings einigen Nutzen, und man würde sie auch unbedingt zu den nützlichen Tieren zu rechnen haben, wenn sie ihre mörderische Tätigkeit auf die Tierwelt beschränkte. Da das Tier jedoch auch den Menschen beißt, und ein Kreuzotterbiß für diesen oft die traurigsten Wirkungen im Gefolge hat, so halten wir es mit dem Dichter, der da sagt: „Nur frisch zu Steinen und Knütteln gegriffen und wacker losgeschlagen auf das Gezücht, wie es auch drohend sich erhebe und mit schwellendem Halse zische." 10. Das ausströmende Gift wirkt auf kleine, warmblütige Tiere unbedingt und in kurzer Zeit tödlich. Auf den menschlichen Körper hat das Gift, wenn auch nicht eine so schnelle, so doch ebensolch zerstörende Wirkung wie auf den Tierkörper. Der Gebissene fühlt in dem Augenblicke, da ihn der Biß trifft, einen heftigen, mit nichts zu vergleichenden Schmerz, der wie ein elektrischer Schlag durch den Körper fährt. In vielen Fällen erzeugt der Biß jedoch nur ein Gefühl, als wenn die Körperstelle durch einen Dorn geritzt worden sei. Die Wunden sehen aus wie zwei dicht bei- einanderstehende Nadelstiche und bluten oft nicht einmal. Unmittel- bar nach dem Bisse tritt heftige Ermüdung des ganzen Körpers ein; der Gebissene wird schwindelig und bekommt häufig Ohnmachten. Das Gesicht wird totenweiß und der Körper feuchtkalt wie eine Leiche. Aus Mund, Nase und Ohren tritt schwarzes Blut, und die Augen starren dumpf und wild ins Leere. Gebissene Menschen jammern zum Erbarmen. Wenn endlich das Ende kommt, scheint Bewußtlosigkeit einzutreten, und es erfolgt in der Regel ein schmerzloser Tod. Der-

8. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 358

1910 - Halle a.S. : Schroedel
358 trug sie einen roten Regenschirm mit messingner Krücke. Als sie in ihrem Hause den Jubel hörte, trat sie noch leiser auf; so kam es, daß die Leutchen drinnen sie nicht eher gewahr wurden, als bis sie mitten unter ihnen stand. 8. Das war eine unerwartete Störung! Der Käfer fiel vor Schreck auf den Rücken, und es dauerte fünf Minuten, ehe er wieder auf die Beine kommen konnte. Das Leuchtkäferchen dachte zu spät daran, daß es sein Laternchen hätte auslöschen sollen, um in der Dunkelheit zu entwischen. Die Grille ließ mitten im Takt ihr Yiolinchen fallen; die Ameise sank aus einer Ohnmacht in die andre, und selbst die Schnecke, die sonst nicht leicht aus der Fassung zu bringen ist, bekam Herzklopfen. Sie wußte sich aber schnell zu helfen; sie kroch in ihr Häuschen, riegelte die Tür hinter sich ab und sprach zu sich: „Was da will, kann kommen! Ich bin für niemand zu sprechen." — Nun hättet ihr aber hören sollen, wie die Kröte die armen Leute heruntermachte! „Sieh einmal an," rief sie zornig und schwang ihren Regenschirm, „da hat sich ja ein schönes Lumpengesindel zusammengefunden! Ist das hier eine Herberge für Landstreicher und Dorfmusikanten? Ich sag’ es ja: Nicht aus dem Haus kann man gehen, gleich ist der Unfug los. Augenblicklich packt jetzt eure sieben Sachen ein, und dann fort mit euch, oder ich will euch schon Beine machen!" — 9. Was war zu tun? Die armen Leute wagten gar nicht, sich erst aufs Bitten zu legen, sondern nahmen still ihre Sachen auf, riefen der Schnecke durchs Schlüsselloch zu, daß sie mitkommen solle, und als auch diese sich fertig gemacht hatte, zogen sie alle zusammen von dannen. Das war ein kläglicher Auszug! Voran das Johanniswürmchen, um auf dem Wege zu leuchten, dann der Käfer, dann die Ameise, dann das Grillchen und zuletzt die Schnecke. Der Käfer, der eine gute Lunge hatte, rief von Zeit zu Zeit: „Ist hier kein Wirtshaus?" Aber alles Rufen war vergeblich. Als sie ein Stück gegangen waren, merkten sie, daß die Schnecke nicht mehr bei ihnen war. Sie riefen alle zusammen in den Wald zurück: „Schnecke, Schnecke! Beeil dich!" — erhielten aber keine Antwort. Die Schnecke mußte wohl so weit zurückgeblieben sein, daß sie die Rufe nicht mehr hören konnte. Die andern zogen betrübt weiter, und nach langem Umherirren fanden sie unter einer Baumwurzel ein leidlich trocknes Plätzchen. Da brachten sie die Nacht zu unter großer Unruhe und ohne viel zu schlafen. Waren sie auch mit heiler Haut davongekommen, es blieb doch immerhin ein schlimmes Abenteuer, und die mit dabei gewesen sind, werden daran denken, solange sie leben. Johannes Trojan.

9. Deutsches Lesebuch für ein- und zweiklassige Schulen - S. 344

1908 - Halle a.S. : Schroedel
344 und unsauber, aus den Kleidungsstücken der Bauern und ihrer Frauen ergänzt! Was jeder gefunden, hatte er um ftopf und Schultern gehängt, um eine Hülle gegen die markzerstörende 5lälte zu haben: alte Säcke, zerrissene Pferdedecken, Teppiche, Schals, frisch abgezogene Häute von Katzen und Hunden. Man sah Grenadiere in großen Schaf- pelzen, Kürassiere, die Weiberröcke wie spanische Mäntel trugen. Nur wenige hatten Helm und Tschako; jede Art Kopftracht, bunte und weiße Nachtmützen, wie sie der Bauer trug, tief in das Gesicht ge- zogen, ein Tuch oder ein Stück Pelz zum Schutze der Ohren darüber geknüpft, Tücher auch über den untern Teil des Gesichts. Und doch waren der Mehrzahl Ohren und Nasen erfroren und feuerrot; er- loschen lagen die dunkeln Augen in ihren Höhlen. Selten trug einer Schuhe oder Stiefel; glücklich war, wer in Filzsocken oder in weilen Pelzschuhen den elenden Marsch machen konnte. Vielen waren die Füße mit Stroh umwickelt, mit Decken, Lappen, dem Fell der Tor- nister oder dem Filz von alten Hüten. Alle wankten, auf Stöcke gestützt, lahm und hinkend. Auch die Garden unterschieden sich von den übrigen wenig. Ihre Mäntel waren verbrannt; nur die Bären- mützen gaben ihnen noch ein militärisches Aussehen. So schlichen sie daher, Offiziere und Soldaten durcheinander, mit gesenktem Haupt in dumpfer Betäubung. Alle waren durch Hunger und Frost und unsägliches Elend zu Schreckensgestalten geworden. 5. Tag für Tag kamen sie jetzt auf der Landstraße heran, in der Regel, sobald die Abenddämmerung und der eisige Winternebel über den Häusern lag. Gespensterhaft erschien das lautlose Erscheinen der schrecklichen Gestalten; entsetzlich die Leiden, welche sie mit sich brachten. Die Kälte in ihren Leibern sei nicht fortzubringen, ihr Hunger sei nicht zu stillen, behauptete das Volk. Wurden sie in ein warmes Zimmer geführt, so drängten sie mit Gewalt an den heißen Ofen, als wollten sie hineinkriechen; vergebens mühten sich mitleidige Hausfrauen, sie von der verderblichen Glut zurückzuhalten. Gierig verschlangen sie das trockne Brot; einzelne vermochten nicht aufzu- hören, bis sie starben. Bis nach der Schlacht bei Leipzig lebte im Volke der Glaube, daß sie vom Himmel mit ewigem Hunger ge- straft seien. Noch dort geschah es, daß Gefangne in der Nähe des Lazaretts sich die Stücke toter Pferde brieten, obgleich sie bereits regelmäßige Lazarettkost erhielten. Noch damals behaupteten die Bürger, das sei ein Hunger von Gott; einst hätten sie die schönsten Weizengarben ins Lagerfeuer geworfen, hätten gutes Brot ausge- höhlt, verunreinigt und auf den Boden gekollert; jetzt seien sie ver- dammt, durch keine Menschenkost gesättigt zu werden.

10. Deutsches Lesebuch für ein- und zweiklassige Schulen - S. 345

1908 - Halle a.S. : Schroedel
345 6. Überall in den Städten der Heerstraße wurden für die Heim- kehrenden Lazarette eingerichtet, und sogleich waren alle Kranken- stuben überfüllt. Giftige Fieber verzehrten die letzte Lebenskraft der Unglücklichen. Ungezählt sind die Leichen, welche herausgetragen wurden; auch der Bürger mochte sich hüten, daß die Ansteckung nicht in sein Haus drang. Wer von den Fremden vermochte, schlich des- halb nach notdürftiger Ruhe und hoffnungslos der Heimat zu. Die Buben auf der Straße aber sangen: „Ritter ohne Schwert, Reiter ohne Pferd, Flüchtling ohne Schuh', nirgends Raft noch Ruh'! So hat sie Gott geschlagen, mit Mann und Rotz und Wagen!" und hinter den Flüchtlingen gellte der höhnende Ruf: „Die Kosaken sind da!" Dann kam in die flüchtige Masse eine Bewegung des Schreckens, und schneller wankten sie zum Tore hinaus. Das waren die Eindrücke des Winters von 1813. Gustav Krrytag. 235. Aufruf. \. Frisch auf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen, hell aus dein Norden bricht der Freiheit Licht. Du sollst den Stahl in Feindes Kerzen tauchen; frisch auf, mein Volk! — Die Flammenzeichen rauchen, die Saat ist reif, ihr Schnitter, zaudert nicht! Das höchste Heil, das letzte, liegt im Schwerte! Drück dir den Speer ins treue Herz hinein, der Freiheit eine Gasse! — Wasch die Erde, dein deutsches Land, mit deinem Blute rein! 2. Ls ist kein Krieg, von dem die Kronen wissen; es ist ein Kreuzzug, 's ist ein heil'ger Krieg! Recht, Sitte, Tugend, Glauben und Gewissen hat der Tyrann aus deiner Brust gerissen; errette sie mit deiner Freiheit Sieg! Das winseln deiner Greise ruft: „Lrwache'" Der Hütte Schutt verflucht die Räuberbrut, die Schande deiner Töchter schreit um Rache, der Meuchelmord der Söhne schreit nach Blut. 3. Zerbrich die Pflugschar, laß den Meißel fallen, die Leier still, den webstuhl ruhig stehn! verlasse deine Höfe, deine fallen! vor dessen Antlitz deine Fahnen wallen, er will sein Volk in Waffenrüstung sehn.
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