Länderkunde.
Reich das größte Reich der Erde ist, also „selbst das Gesaint-
gebiet des russischen Reichs an Größe übertrifft. Über V« des Land-
gebietes der ganzen Erde mit über 'z der Bevölkerung der ganzen Erde
gehört dazu.
Die Lage Englands macht es zum natürlichen Centrum des Welt-
Handels. Es liegt einerseits dem am stärksten bevölkerten mittleren Teil
des europäischen Festlandes, andererseits dem erzeugungsreichsten Teil
Amerikas gegenüber- Dazu kommt, daß an Unternehmungsgeist und zäher
Ausdauer das engliche Volk wohl von keinem andern übertroffen wird.
England ist ferner das erste Industrieland der Erde.
Tie in großartigen Massen aufgehäuften Steinkohlenschätze des Bodens,
verbunden mit massenhaftem Eisenerz wurden seit Erfindung der Dampf-
Maschine der Hauptträger der englischen Großindustrie, die namentlich in
Metall- und Webewaren Erstaunliches leistet. Obwohl der englische
Acker b a u im Tieslande hoch entwickelt ist, inbezug auf Vieh- und
Pferdezucht ganz Vorzügliches geleistet wird (englische Vollblutpferde),
so deckt der Ertrag der Landwirtschaft doch lange nicht den einheimischen
Bedarf. Gering entwickelt ist die Landwirtschaft in Irland, wo das
englische Pächterwesen einen eignen irischen Bauernstand nicht aufkommen
läßt. Hier herrscht unter der armen Landbevölkerung viel Not und Elend,
und viele Iren suchen jenseits des Weltmeers eine neue Heimat.
3, Ortskunde. a) In England: London, (472 Mill. E-,
Polizeibezirk 5'/, Mill.) Hst. des Reiches in günstiger Lage an der Themse,
erster Handelsplatz und größte Stadt der ganzen Erde. —
Green w i ch (grinnitsch) unterhalb London gelegen, große Sternwarte,
über welche der Nullmeridian führt. — Ports in o n t h, (pörtsmöß),
erster Kriegshafen Englands, an der L.-Küste gelegen — Bristol (bristl),
große Hafenstadt an der L-'^.-Küfte. — B i r m i n g h a m (börminahämm)
(455 Tsd. E-) und Sheffield (fcheffield), Mittelpunkte des großen In-
dustriebezirkes für Eisen- und Stahlwaren. - Man ch e st er, (männtschest'r)
Mittelpunkt eines großen Jndustriebezirks für Bauwollenwaren (379 Tsd. E-)
— Liverpool (liw'rpul), zweiter Seehafen und zweitgrößte Stadt des
Reichs (613 Tsd. E.), sowie Ein- und Ausfuhrhafen des vorhingenannten
Industriegebietes. — Leeds (llds) (357 Tsd. E-), Mittelpunkt eines großen
Jndustriebezirks für Leinen- und Wollfabrikation-
d) In Schottland: Ed in bürg (342 Tsd. (£.), Hst. in herrlicher
Lage auf drei Höhen, mit dem Schlöffe der alten schottischen Könige- —
Glasgow (gläsgo) erste Fabrikstadt Schottlands, drittgrößte Stadt
(540 Tsd. E.) des Reiches.
c) In Irland: Dublin (döblin) (3g3 Tsd. E.), Hst. von Irland,
Sitz des Vizekönigs. — Belfast, bedeutendste Handels- und Fabrikstadt
der Insel. Da die Insel wenig Kohlenausbeute hat, ist ihre Industrie
gering entwickelt.
cl) In Europa gehört den Engländern noch der Felsen von Gibraltar
und die Maltagruppe.
Iv. Tie fremden Erdteile.
A. Ästen.
(45 Mill. qkm, 832 Mill. E., 19 auf 1 qkm).
1. Überblick.
1. Lage und Umgrenzung. Asien liegt aus der n. H a l b k u g e l;
nur einige feiner f.-ö. Inseln reichen aus die s. Halbkugel. Es erstreckt
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
Extrahierte Ortsnamen: Englands Amerikas England Irland England London Englands Bristol Liverpool Leeds Schottland Glasgow Schottlands Irland Dublin Irland Belfast Europa
Aus der Länderkunde der Erdteile. 47
die größte der Erde, gehört mit ihrer Westhälfte den Niederländern, mit
ihrer Osthälfte teils den Deutschen, teils den Engländern.
Kaiser Wilhelms-Land, auf der Nordostküste von Neu-Guinea, ist
die bedeutendste der deutschen Besitzungen in Australien. Das Land ist im
Innern noch wenig erforscht, teils Gebirgsland, teils weites Tiefland um
den Kaiserin - Augustafluß. Das feuchtwarme Tropenklima ist dem
Plantagenbau sehr zuträglich, für Europäer aber ungesund. Die Bewohner
sind gutmütige, aber arbeitsscheue Papuas. — Der benachbarte Bismarck-
archipel gehört auch zu den deutschen Kolonieen in der Südsee.
3. Polynesien. Diese Inselwelt umfaßt alle Inseln, die im Stillen
Ozean zwischen den beiden Wendekreisen zerstreut liegen. Die Inseln sind
durchweg von geringem Umfange und entweder vulkanische Hochinseln
oder flache Korallenbauten. Auf der Hauptinsel der Sandwich-
(ßänduitsch-) Inseln erhebt sich der Vulkan Mauna Kea. —. Das gleich-
mäßige, milde Klima und die Feuchtigkeit des Meeres schmücken die Inseln
mit üppigem Pflanzenwuchs. An Fruchtbäumen ist kein Mangel. Der
wichtigste ist die Kokospalme, die den Bewohnern Nahrung, einen frischen
Trunk und allerlei Stoff zum Häuserbau und zu Geräten liefert. Die
getrockneten Stücke des Kokosnußkerns, Kopra genannt, bilden den wichtigsten
Handelsartikel. Andere Fruchtbäume sind der Brotfruchtbaum, die Bauane
und die Sagopalme.
Die Polynesier sind Malayen, von schönem Körperbau und fried-
lichen, sanften Sitten. Das Christentum hat große Fortschritte gemacht.
Europäische Gesittung ist am meisten auf den Sandwichinseln verbreitet.
Deutsche, Franzosen und Engländer haben in Polynesien Besitzungen.
Den Franzosen gehören die schönen Gesellschaftsinseln, den Engländern
die Fidschiinseln. Dem Deutschen Reiche gehört der Marschall-
archipel, der ans zahlreichen niederen Koralleninseln besteht und für den
Handel mit Europa wichtig ist, die Karolinen und Marianen, sowie die
Samöainseln, dem Hauptstützpunkt des deutschen Handels in der Südsee.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
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Extrahierte Ortsnamen: Australien Polynesien Europa
148 Iv. Die geistigen Grundlagen der deutschen Kultur.
bevölkerung in rascher Folge wechseln. In dem Industriegebiet von
Rheinland-Westfalen kann man von einer ländlichen Bevölkerung
kaum noch reden.
Zu bedauern ist das starke Abwandern der ländlichen
Bevölkerung nach der Stadt. Das flache Land büßt dadurch
viele seiner besten Kräfte ein; und gewöhnlich ist das, was der
Landarbeiter in der Stadt eintauscht, nicht gleichwertig, wenigstens
in gesundheitlicher Beziehung, mit dem, was er durch seinen
Wegzug vom Lande preisgibt. Zu den Gebieten, wo außer
den Sterbefällen das Abwandern auf die Abnahme der
Bevölkerung einwirkt, gehört vor allem Ostdeutschland, ferner-
hin Mitteldeutschland mit Ausnahme der sächsischen Kreis-
hauptmannschaften Leipzig und Zwickau. Auch Süddeutschland
stellt hierzu größere Gebiete. Die hauptsächlichsten Landesteile,
die ein Mehr durch Zuwanderung erhalten, sind das
lothringische und rheinisch-westfälische Industriegebiet, namentlich
auch Berlin und alle die Orte seiner nächsten Umgebung. Hier
ist die Zuwanderung so stark, daß man für den ganzen
Regierungsbezirk Potsdam eine durchschnittliche jährliche Zu-
nähme durch Wanderung von über 8 Köpfen auf 1000 Köpfe
der Bevölkerung festgestellt hat. Ein ähnliches Verhältnis zeigen
nur noch der Hamburgische Staat und der Regierungsbezirk
Münster in Westfalen.
Berlin und die andern Groß- und Industriestädte des Reichs
saugen die Landbevölkerung an sich. Die Landbevölkerung wird
insonderheit durch die Großstädte „verstadtlicht". Indessen geht
die Umschichtung der Bevölkerung nicht plötzlich vor sich. In
der Vorstadt, wo der Landbewohner sich gewöhnlich zuerst
niederläßt, vollzieht sich ein An- und Ausgleichsvorgang
iassimilationsprozeß), der die Land-, beziehentlich Vorstadt-
oevölkerung allmählich zur reinen Stadtbevölkerung umwandelt.
Die Anzahl der ländlichen Bevölkerung deckt sich nicht ganz
mit der, die in der Landwirtschaft ihren täglichen Unterhalt
findet. Aber auch bei letzterer Gruppe nehmen wir ähnliche
Erscheinungen im Vergleich zur Jndustriebevölkerung wahr wie
zwischen Land- und Stadtbevölkerung. Von der Gesamtbevölkerung
entfielen auf den landwirtschaftlichen Beruf 1882 rund
43°/o der Gesamtbevölkerung, nach der letzten Berufszählung
vom Jahre 1907 nur noch 29%, die Anzahl ist während dieses
Vierteljahrhunderts von 19 auf unter 18 Millionen Seelen
gesunken (vgl. stat. Anh. Xxxii). Die Jndustriebevöl-
kerung ist während dieses Zeitraumes von 16 auf 26% Millionen
Köpfe gestiegen und die im Handel und Verkehr Beschäftigten
von 4% auf 8% Millionen. Im Jahre 1882 war die Anzahl
der in Industrie und Handel Beschäftigten der in der
Landwirtschaft nahezu gleich. Im Laufe der Jahre hat sich das
Verhältnis zu Ungunsten der Landwirtschaft verschoben, und die
Beschäftigten in Industrie und Handel beanspruchen jetzt über die
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TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
Extrahierte Ortsnamen: Rheinland-Westfalen Ostdeutschland Leipzig Zwickau Berlin Potsdam Hamburgische_Staat Westfalen Berlin
— 67 —
Heute zeigt das einst blühende Land überall Spuren des traurigsten Verfalls.
Der Wüstensand verschüttet mehr und mehr die Kanäle, die Adern der Frucht-
barkeit, und die armen Bauern seufzen unter der Knechtschaft und der Last
unerschwinglicher Steuern.
2. Die Bewohner. Den weitaus größten Teil der Bevölkerung
nehmen die Landbewohner, die armen, geplagten Fell ah in ein,
deren Abstammung von den alten Ägyptern erwiesen ist, wenn sie
auch von Mischung nicht frei geblieben sind. Reinerer, altägyptischer
Abstammung sind die christlichen Kopten in Oberägypten. Zur
arabischen Bevölkerung gehören die Beduinen O/4 Mill.), die
ein Nomadenleben führen und Viehhandel treiben. Die vornehmere
Stadtbevölkerung besteht aus Arabern, Türken und Franken.
Letztere leben namentlich in den großen Städten und Häfen.
Der Fellah (= Pflüger) hat seit den ältesten Zeiten ein hartes Los.
Unter der Pharaonenherrschaft mußte er für Könige und Priester Frohndienste
leisten, später für Sultane, Mamelucken und Paschas seinen Schweiß vergießen.
Auch heute ist sein Leben ein arbeitsschweres und reich an Entbehrungen. Das
Land, welches er bebaut, ist nicht sein Eigentum, sondern gehört dem Staate,
von dem er es für hohen Zins in einer Art Erbpacht hat. Die Hauptnahrung
der Fellahin bildet Brot aus Durcha*) oder Mais, ferner Bohnenkost, Milch
und im Sommer eine große Menge Wassermelonen. Nur während des Monats
Ramadan gönnt sich auch der Arme Ziegen- oder Lammfleisch. Das Haupt-
kleidungsstück bei Männern und Frauen ist ein langes blaues Hemd, über
welches die Männer einen Mantel aus Ziegenhaaren, die Weiber einen langen
Tarhah (= Tuch) tragen. Die niedrige Hütte ist aus Lehm oder Nilschlamm
erbaut und mit Durrhastroh gedeckt. Die Wohnräume sind ungemein schmutzig.
Einige Strohmatten, ein kupferner Kessel, Wasserkrüge aus porösem Thon,
Holzschüsseln und der Kasaß, ein Universalmöbel aus Dattelblattrippen, das
als Tisch, Bett und Sessel dient, bilden die Ausstattung der Fellahwohnung.
Fenster fehlen vielfach. Der Rauch nimmt seinen Ausgang durch die niedere
Thür. Die Dörfer sind von Palmen umgeben und liegen gewöhnlich auf Schutt-
Hügeln oder auf Ruinen alter Städte, und zwar so hoch, daß sie bei den Über-
schwemmungen vom Wasser nicht erreicht werden.
3. Staatliche Verhältnisse und Städte. Ägypten ist
ein türkischer Vasallenstaat unter englischem Einfluß und steht
unter einem erblichen Vizekönig, der den Titel Chedive und Hoheit
führt. Das Land ist in die großen Verwaltungskreise Oberägypten
(von der Südgrenze bis nach Siut) und Unterägypten eingeteilt.
In Unterägypten: Kairo (Misr-el-Kahira, die Siegreiche) die Hst.
Ägyptens, die volkreichste Stadt Afrikas und die zweitgrößte Stadt des
gesamten Türkenreiches (430 Tsd. E.), liegt auf einer sandigen Ebene rechts
vom Nil. Im 10. Jahrhundert gegründet, zeigt die Stadt viele Werke arabischer
Baukunst neben neuern Palästen europäischer Bauart, hat 400 Moscheen, viele
altertümliche Sehenswürdigkeiten enge, geschlängelte und ungepflasterte, zum teil
überdachte Straßen. Das Häusermeer wird überwogt von der Citadelle mit
der modernen Alabastermoschee Mehemed Ali's. Kairo i st d e r M i t t e l p u n k t
des.ägyptischen Lebens, Sitz des Vizekönigs und der größten morgen-
ländischen Hochschule, Mittelpunkt des Handels im östlichen Nord-
afrika. Bahnverbindung mit Alexandria, Sues und Siut. — Gizeh, tuest-
lieh von Kairo, berühmt durch die 30 noch erhaltenen Pyramiden, die sich in
der Näh« befinden, darunter die drei größten, die schon im Altertum als Welt-
wunder angestaunt wurden. Die Cheopspyramide ist heute noch 139 m hoch, und
*) Holcus sorglium (Kassernhirse oder Durrha) und Panicum (Negerhirse)
werden in Afrika viel angebaut.
5*
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
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Extrahierte Personennamen: —_Gizeh
Extrahierte Ortsnamen: Nilschlamm Kairo Misr-el-Kahira Afrikas Kairo Nord-
afrika Alexandria Kairo Afrika
— 73 —
Die Tierwelt der Wüste ist nach den übereinstimmenden Be-
richten der Forscher noch kümmerlicher als die Pflanzenwelt. Der
Löwe der Berberei tritt in den n. Randgebieten, der Panther im
n. Fessan, die Hyäne in der Wüste selbst auf. In den Wadis ziehen
Antilopenherden bergabwärts; Wüstenhasen suchen nach Nahrung, und
der Schakal schleicht nach Beute. Das Mähnenschas, der Klippdachs
und der Felsenpavian beleben die Gebirgsgehänge des zentralen Berg-
gebiets. Den s. Teil der Sahara durchstreift der Strauß. Aasgeier,
Wüstenraben und Felsentauben sind weitere Vertreter der Vogelwelt.
Häufig kommen auch Vipern und Skorpione vor. — Das wichtigste
Haustier ist das Kamel. Doch werden anch Esel, Schafe, Ziegen
und in geringer Anzahl Pferde gezüchtet.
Ein wichtiges Mineral, das beim Handel eine große Rolle
spielt und ziemlich häufig in der Sahara vorkommt, ist das Salz.
2. Die Bewohner. Die Bevölkerung bestellt im W. und am
Nordrande der Sahara aus Arabern (Beduinen), in der mittleren
Sahara aus den dunkelfarbigen Berber st ämmen der Tnareg
und dem berberisch-nigritischen Mischvolk der Tibbn. Alle diese
Wüstenbewohner sind kühne Reitervölker und Kamelhirten, welche die
Karawanen entweder als Führer begleiten oder sie berauben. Die
Religion dieser Wüstenvölker ist der Islam. Doch richten sich die
Tnareg und die Tibbn nur so weit nach den Vorschriften des Koran,
als sich dies mit ihren Lebensgewohnheiten verträgt. Priester und
Moscheen fehlen fast ganz, und nach Mekka pilgern nur sehr wenige
Gläubige.
Die Tuareg bewohnen das zentrale Bergland westlich der Karawanen-
straße Tripolis-Kuka und die angrenzenden Ebenen bis weit nach W. hin, im
ganzen ein Gebiet von der fünffachen Größe des Deutschen Reichs. Sie sind
dunkelfarbiger als die Berberstämme des Nordens, haben in ihrem Wesen etwas
Ritterliches und gliedern sich in Edle, Hörige und Sklaven. Letztere bestehen
meistens aus Negern. Nur die Edlen haben politische. Rechte; sie betrachten
jede Handarbeit als entwürdigend, widmen sich dem Schutz und der Führerschaft
der Handelskarawanen und fechten gegen Mauren und Tibbu blutige Kämpfe
aus, wobei die Hörigen zur Gefolgsmannschaft gezwungen sind. Der Edle ist
Herr über Hab und Gut der Hörigen. Doch liegt es in seinem Interesse,
daß dieselben an Herden, Sklaven, Getreide und sonstigem Vermögen sehr reich
sind, damit er außer der gewöhnlichen Abgabe im Notfall an der Habe des
Hörigen einen Rückhalt habe. Er brandschatzt seine Höngen daher auch nie
über Gebühr. Diese weiden die Herden, bauen den Acker, führen also mehr
ein seßhaftes Leben. Der Edle kann sie vererben und verschenken., nie aber
verkaufen. — Die Tuaregfrau ist im Vergleich zu der untergeordneten
Rolle, die das Weib bei den Arabern spielt, eine Herrscherin. Ihr Einfluß ist
so stark, daß der Tuareg durchweg nur eine Frau nimmt, trotzdem seine Religion
ihm die Vielweiberei gestattet. Die Frau ist die Gefährtin des Tuareg und
wird nicht felten zu den Ratsversammlungen der Männer gezogen.
Das berberisch-nigritische Mischvolk der Tibbu oder Teda bewohnt das
Bergland i5. der Kaiawanenstraße Tripolis-Kuka. Der Tibbu ist von bescheidener
Mittelgröße, bronzefarbig, wohlgestaltet und von stolzer Haltung. Alle Forscher
stimmen darin überein, daß die Tibbu zwar ein ausgezeichnet beanlagtes Volk,
aber auch treulos, argwöhnisch, betrügerisch und verschlagen sind. Manches in
ihrem Wesen mag sich wohl aus deni steten Kampf ums Dasein mit der arm-
seligen Natur ihrer Heimat und den kriegerischen Nachbarstämmen erklären.
Im Gegensatz zu den Tuareg haben sie ein beschränktes, erbliches Königtum.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
— 172 —
Punkt der „mecklenburgischen Schweiz", umgeben von bewaldeten
Höhen und Kuppen, Schlössern nud Schloßruinen, Parklandschaften.
Feldern und Dörfern. — Die Flüsse sind durchweg klein. Nach O.
geht die Peene zum Stettiner Haff, nach N. die Warnow, der
bedeutendste Fluß Mecklenburgs, der bei Rostock iu die Ostsee mündet,
nach S. die Havel, die in ihrem Oberlauf eine Reihe von Seen
durchfließt, endlich die Elde, die im Nw. Mecklenburgs durch vdes-
Heidegebiet zur Elbe fließt.
2. Die Bewohner des mecklenburgischen Seenrückens sind Nieder-
deutsche und durchweg evangelischer Konfession. Es ist falsch, sie
als Mischvolk von den deutschen Einwanderern und germanisierten Wenden-
stammen zu bezeichnen, obgleich die mecklenburgischen Fürstenhäuser ihre Ab-
stammung bis auf die Wendenfürsten zurückführen. Vielmehr wurden die
Lbotriten und Liutizen im Kampf gegen die Deutschen (Heinrich der Löwe!)
bis auf ganz geringe Reste (bei Wismar und Rostock) vernichtet oder vertrieben
und das Land von deutschen Edelleuten, Bauern und Handwerkern besiedelt
Die mecklenburgische Sprache ist durch die Werke von Fritz Reuter allgemein
bekannt geworden, ebenso der Gemütsreichtum, der behagliche, oft unfreiwillige-
Humor und die Treuherzigkeit der Leute in Mecklenburg und der angrenzenden
Striche von Vorpommern. Nach Vorpommern und Rügen führt uns Spiel-
Hägen mit seinen bekannten Romanen*). Im allgemeinen kennzeichnet sich die
Bevölkerung durch Anhänglichkeit ans Althergebrachte, Selbstbewußtsein und
eine gewisse Nüchternheit, ja Pedanterie. Der Mecklenburger ist wortkarg,
spricht namentlich nicht gern von seinen Taten und Erfolgen, ist tatkräftig und
dabei vorsichtig und kräftig. Männer wie Blücher und Moltke zählen,
zu den hindern Mecklenburgs.
Die wichtigste Nahrungsquelle im Gebiete des mecklenburgischen
Landrückens ist die Landwirtschaft. Der fruchtbare Bodeu wird
nur von vier großen Heidegebieten unterbrochen: an der Elbe, die
Stoffentiner Heide u. vom Fleeferfee, die Rostocker Heide und die
Strelitzer Heide mit der „Sandpropstei". Neben dem Ackerbau ist auch
die Viehzucht bedeutend, namentlich die Pferdezucht und die Schaf-
zucht. Mecklenburg und Vorpommeru stehen hinsichtlich
der Schafzucht im Deutschen Reiche in erster Linie. Mit
Wald bedeckt sind in Mecklenbnrg-Schwerin 12 °/0, in Mecklenburg-
Strelitz und in Vorpommern 20°/0 der Bodenfläche. Der Großgrnnd-
besitz ist durchweg vorherrschend, der Bauernstand wenig, das Pächter-
wesen stark entwickelt.
Einen selbständigen Bauernstand gibt es in Mecklenburg erst seit den
sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Bis dahin waren die Bauern trot>
Aufhebung der Erbuntertänigkeit (1821) mehr oder weniger abhängig vom
Adel und dem Amtshauptmann des staatlichen Grundbesitzes. Bei dem Mangel
an Freizügigkeit und der Erschwerung des Niederlassungsrechtes waren die
„Erbpachtbauern" sehr bald wieder zu „Zeitpachtbauern" und „Einliegern" im
„Ritterschaftlichen" und im „Domanium" herabgesunken. Die üble Folge dieiei
Verhältnisse war die massenhafte Auswanderung der Landbevölkerung nach
Amerika und Preußen. Mit der gesetzlichen Einführung der Gemeindeordnunf
ist es mit den Verhältnissen des mecklenburgischen Bauern etwas besser geworden.
— In Vorpommern hat der Großgrundbesitz (adliger und bürgerlicher) ebenfalls
den Bauernstand fast ganz aufgesogen und das Pächterwesen eingebürgert.
*) „Hammer und Amboß." „Platt Land." Problematische Naturen/'
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
— 178 —
ausgedehnt, Getreide weit über Bedarf vorhanden. Das Salzbergwerk
Jnowrazlaw mit Saline und Solbad gewinnt immer größere Bedeutung.
Der bedeutendste Abfluß der kujawischen Seenplatte ist die Netze.
Um die mittlere und untere Laufstrecke des Stroms dehnten sich ehemals
unfruchtbare Sumpf- und Brnchländereien voller Schilf- und Rohr-
dickichte aus. Deutsche Ansiedler (feit Friedrichs des Großen Zeit) haben
das Netzebrnch entwässert und in fruchtbares Ackerland umgewandelt.
Die vielen Torfwiesen liefern auch reichlich Brennmaterial. Dnrch land-
schaftliche Schönheiten sind die f. Berggruppen bei Kolmar („polnische
Schweiz") und die u. „Eichberge" bei Wirsitz ausgezeichnet. — Ein
Seitenstück zum Netzebrnch ist das Obrabruch, das sich iu einer
Länge von 50 km und einer Breite von 10 km um die mittlere Obra
ausbreitet. Bei der Entwässerung dieses Brnchgebietes (1856 —1880)
wurden ein Nord-, ein Mittel- und ein Siidkanal angelegt, die das zahl-
reiche Wassergeäder sammelu. Das Obrabruch gehört ebenfalls zu den
fruchtbarsten Wiesen- und Ackergebieten der Posener Ebene.
Überhaupt ist die Fruchtbarkeit des Posener Landes weit besser
als ihr Ruf. Es gehört zu den wichtigsten Getreideländern des
preußischen Staats und ist mit Ausnahme der sandigen Strecken an der
Südgrenze und um die uutere Netze recht ergiebig. Außer Kujawien
und den beiden Brnchländern ist besonders die Hopsengegend um
Neutomifchel und die Weingegend der Hügel bei Wollstein
und Bomst zu erwähnen.^) Über V5 des Bodens der Provinz ist mit
Wald bedeckt.
2. Die Bevölkerung der Posener Ebene besteht zum
kleinen Teil aus Deutschen, zum größern aus Pole n. Bereits
im 13. Jahrhundert und später während der Reformation und der Zeit
des 30 jährigen Krieges fanden Masseneinwanderungen von Deutschen
in das damals zum polnischen Reiche gehörige Posener Land statt, die sowohl
auf den Krongütern als auch von dem Adel wegen ihrer Arbeitsamkeit und
ihres Gewerbfleißes gern aufgenommen wurden. So entstanden viele „Hau-
ländereien", die zerstreut in der ganzen Provinz zu finden sind, ferner deutsche-
Dörfer und Städte mit Magdeburger Recht. Seitdem nun das Land itt.
preußischen Besitz übergegangen ist, hat die Zahl der Deutschen immer mehr
zugenommen. Durch die „Ansiedelungskommission" läßt der Staat heutzutage
große polnische Adelsgüter aufkaufen, zerstückelt sie in Bauerngrundstücke und
überläßt diese unter günstigen Bedingungen Ansiedlern aus dem Westen und
Süden des Reichs. Die deutsche Bevölkerung überwiegt iu den Grenz-
gebieten des Nordens, Südens und Westens, während der Osten und>
die Mitte des Landes überwiegend polnische Bewohner aufweisen. Der
Abstammung nach ist der Deutsche der n. und w. Greuzbezirke nieder-
deutsch, der in der Südhälfte der Provinz mitteldeutsch, dem
Schlesier verwandt. Der Konfession nach sind die Deutschen größten-
teils evangelisch; doch gibt es in den größeren Städten und an
der Brandenburger Grenze auch viele katholische Deutsche. Die Ver-
besserung der Bodenkultur, die Blüte des Gewerbes, des Handels und
*) Ausläufer der Grünberger Weinzone. Der Volkswitz nennt unter dem
durch regelrechte Kelterei gewonnenen Wein die „Bomster Schattenseite"
und „Lacrimae Petri." Wer letzteren genießt, „geht hinaus und weint
bitterlich."
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Kolmar
Extrahierte Ortsnamen: Wirsitz Bauerngrundstücke Grünberger_Weinzone Petri
— 125 —
Die Randgebirge Irlands sind arm an Baumwuchs, zeigen
ihren Felscharakter oft unverhüllt oder sind mit Heide bedeckt. Ihre
Täler enthalten ausgebreitete Moore und zahlreiche Seen. Am höchsten
-sind die sw. Berggruppen (bis 1040 in hoch), am wildesten die aus
alten, zerklüfteten Gesteinsmassen zusammengesetzten Randgebirge des
'Nw. Sämtliche Berglandschaften sind arm an nutzbaren Mineralien.
2. Bewohner und wirtschaftliche Verhältnisse. Die Bevölkerung
besteht zum weitaus größten Teil aus Iren, welche geschlossen namentlich
im zentralen Tieflande und in den westlichen Berglandschaften wohnen.
Im O. und N. gibt es viele eingewanderte Engländer, im So.
sogenannte Milesier, der Sage nach eingewanderte Spanier. Die
Iren sind keltischer Abstammung und bekennen sich zur katholischen
Kirche.
Zwischen Iren und Engländern besteht ein unversöhnlicher Nationalhaß,
der, verschärst durch die konfessionellen Gegensätze, wiederholt zu blutigen
Aufständen der Iren geführt hat. In dem Engländer sieht der Ire seinen
Unterdrücker, der ihm nicht allein die nationale Selbständigkeit genommen hat,
sondern auch sämtliches Grundeigentum durch Gütereinziehung nach den ver-
schiedenen Aufständen im 17. Jahrhundert an sich brachte. So wurden die
Iren zu Tagelöhnern und Kleinpächtern erniedrigt, und dies ist die Hanpt-
Ursache der Unzufriedenheit im Lande. Die Güter gehören englischen Groß-
grundbesitzern, die dieselben an Pächter abgeben, die nun ihrerseits die
Ländercien oft noch wieder an zahlreiche Unter- und Teilpächter vermieten.
Von rationeller Bodenkultur ist in den meisten Fällen keine Rede. Der irische
Landmann führt als Tagelöhner oder als Kleinpächter ein armseliges Dasein.
Auf dem Stückchen Land, das zu seiner Lehmhütte gehört, bant er Kartoffeln
und gerät in die bitterste Not, wenn diese nicht gedeihen. Den Pachtzins
arbeitet er ab. So herrscht unter der irischen Bevölkerung trotz der Fruchtbar-
feit der Insel viel Armut und Elend. Alljährlich wandern Taufende von
Iren aus*), sodaß die Vokszisser seit 1841 um 4 Mill. gesunken ist. Zwar
hat die Regierung versucht, durch neue Gesetze das Pächterwesen zu verbessern
und durch Gründung von freien Bauerngütern die Bevölkerung an den Heimat-
lichen Boden zu fesseln, bis jetzt aber mit geringem Erfolge.
Der produktive Boden beträgt über 76 °/0 der Gesamtfläche.
Dazu kommen über 24 % auf Ackerland, 50 % auf Wiesen und
Weiden und kanm 2 "/n auf Wald. Die Hauptnahrungsquelle
der Bewohner ist die Viehzucht, wie denn auch die Produkte derselben
^Schlachtvieh, Fleisch, Speck, Talg, Butter, Felle) die wichtigsten Aus-
fuhrartikel stellen. Demnach ist der Ackerbau auf Hafer, Kartoffeln,
Rüben und Futterkräuter am wichtigsten. Der Binnen- und Außen-
Handel ist gut entwickelt; die Industrie ist aber nur in Woll- und
Leinenwaren von Bedeutung. Erwähnenswert sind ferner die großen
Branntweinbrennereien (Whisky) und die Bierbrauerei.
6. Ortskunde. Dublin (döblin) (255 Tsd. E., Polizeibezirk
360 Tsd. E.), Hst. des Königreichs Irland, Residenz des Vizekönigs,
Universitär-, Handels- und Fabrikstadt, Sitz eines katholischen und
anglikanischen Erzbischoss, ist äußerlich eine der schönsten Städte Europas.
Doch berühren sich Glanz und Elend in ihren Gegensätzen kaum irgendwo
so als hier. Im w. Stadtteil finden sich die elendsten und schmutzigsten
*) 1890 wanderten 42 257 Iren aus; das ganze Deutsche Reich stellte
1896 nur Z2114 Auswanderer.
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Extrahierte Ortsnamen: Irlands Dublin Irland Europas
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überwintern Myrte, Lorbeer und Fuchsie im Freien; dagegen reicht
die Sommerwärme uicht dazu hin, Wein znr Reife zu bringen.
Das feuchte Klima fördert in den Niederungen von England und
Irland das Wachstum vou Gras und Futterkräuteru und dadurch die
treffliche englische Viehzucht, die niedrige Grasnarbe der Höhen eine
umfangreiche Schafzucht. Der Wald ist bis auf kleine Reste vernichtet,
sodaß das britische Juselreich das waldärmste Land Europas ist. Doch
findet man in England viele parkartige Anpflanzungen. Nach N. nimmt
die Wärme unter dem Einflnß der Gebirge schnell ab. Einen Gegen-
satz zu dem milden, wenn anch nebeligen und wenig sonnenhellen Klima
Englands (London soll nur 12 wirklich sonnenhelle Tage im Jahr
haben!) bildet das rauhe Klima des nordschottischen Berglandes mit
seinen anhaltenden, kalten Nebeln und seinen langen, naßkalten Wintern
und rauhen Nordweststürmen.
Trotz des ozeanischen Charakters des englischen Klimas besteht eine Ab-
tönung von W. nach O. Da Europa unter der Herrschaft westlicher Winde
steht, so treffen diese „Regenwinde" zunächst den gebirgigen W. Großbritanniens,
wo sie zu einer aussteigenden Bewegung veranlaßt werden, die den Überschuß
ihres Feuchtigkeitsgehaltes beseitigt. Die Folge davon ist, daß ganz besonders
das südostenglische Becken, das ja im Regenschatten der westlichen Gebirge liegt,
weniger von der übermäßigen Nässe und Kühle des britischen Sommers zu
leiden hat. Hier konnte sich daher ein intensiver Ackerbau entwickeln, der aus
der Luvseite Englands nicht möglich war.
5. Weltstellung. Großbritannien ist heute noch immer unbestritten der
erste Industrie- und Handelsstaat der Welt. Die Gründe dafür liegen
sowohl in Momenten der Lage, als in solchen der Boden beschaffen-
heit: Das britische Jnselreich liegt inmitten der Landhalbkugel, als
deren Pol geradezu London angesehen werden kann (vcrgl. Abt, Iii., S. 2).
Es ist rings von den bedeutungsvollsten Kulturmächten der Gegenwart umgeben
und kann infolge der geringen räumlichen Entfernung mit diesen im innigsten
wirtschaftlichen Wechselverkehre stehen. Andererseits ist aber England voll-
ständig vom Meere nmgeben. Die Meeresbuchten ragen weit in das Land
hinein so. daß kein Ort weiter als 120 km vom Meere entfernt ist. Und
auch die Fluß Verteilung erleichtert die Verbindung mit dem Meere.
Die englischen Flüsse besitzen zwar eine geringe Länge, durch den Niederschlags-
reichtum der Inseln sind sie aber sehr wasserreich und können, dank der günstigen
orographischen Verhältnisse, leicht durch Kanäle miteinander in Verbindung
gesetzt wenden. Zu diesen Vorzügen kommt ferner die v o r g e s ch o b e n e R a n d -
läge in Bezug auf den europäischen Kontinent, die besonders einer kurzen
Verbindung mit dem rapid emporblühenden nordamerikanischen Freistaate zu
gute kommt. Das alles würde aber nichts genützt haben, wenn Großbritannien
in seinem Innern nicht fast unerschöpfliche Schätze an Kohlen.
Eisenerzen und anderen Mineralien besäße. Ihnen ist an allererster Stelle
die gewaltige industrielle Entfaltung des Reiches zu danken. Auch negative
Vorzüge haben England zu dem gemacht, was es heute ist. Ihm fehlt die
Zersplitterung des Bodens, die z. B. Griechenland, das sonst viele
Ähnlichkeiten mit Großbritannien besitzt, oder auch Deutschland erst spät zu
einer nationalen Einigung hat kommen lassen. In England errang sich
London infolge seiner günstigen Lage gar bald eine ähnliche zentrale Stellung
wie Paris im nordfranzösischen Becken. Und die politische Reife des Insel-
staates führte frühzeitig zu jener eigentümlichen konstitutionellen Verfassung,
die dem englischen Volke eine bedeutende Macht und Selbständigkeit in allen
Fragen der Staats- und Gemeindeverwaltung sichert.
Die Entwicklung Großbritanniens ist so recht geeignet zu veranschaulichen,
wie bei fortschreitender knltureller Entwicklung die wirtschaftlichen Güter einen
Wechsel in ihrer Wertschätzung erfahren, sodaß geographische Gebiete, die in
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Extrahierte Personennamen: W._Großbritanniens
Extrahierte Ortsnamen: England Irland Europas England Englands London Europa Englands England England Griechenland Deutschland England London Paris
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geweiteten Flußtäler im Mündungsgebiet der drei großen spanischen
Plateauströme erscheint das Stufenland zerstückelt und wie in einzelne
Bergketten geteilt, die im Innern des Landes kleine Hochflächen ein-
schließen, nach dem Ozean sich zu einer flachen, wenig gegliederten Küste
abdachen oder in einzelnen Kaps (Kap Roea, Kap Vincente) bis
ins Meer treten. Die bedeutendste dieser Gebirgsketten, die als Fort-
setznng des kastilischen Scheidegebirges aufgefaßt werden kann, ist die
Serra da Estrella (estrelja — Sterngebirge).
Das Klima steht unter den Einflüssen der s. Lage des Landes
und des Meeres. Es zeigt genüge Wärmegegeusätze der einzelnen
Jahreszeiten. Frost und Schnee gehören zu den größten Seltenheiten.
Regen ist dagegen in hinreichender Menge vorhanden, namentlich in den
Küstenebenen. Die n. Gebirgs- und Hochländer haben Waldbestände
aus mitteleuropäischen Laubhölzern und gute Weidestrecken. In den
übrigen Landesteilen, namentlich an der Küste und in den Flußtäleru,
gedeihen alle Arteu der Südfrüchte, Gartenfrüchte und Getreide, be-
sonders auch herrliche Weinsorten wie Portwein und Muskatellerwein.
2. Die Bewohner. Auch die Portugiesen sind ein romanisches
Mischvolk, den Spaniern nach Abstammung, Sprache und Volkscharakter
stammverwandt. Nur kamen bei der Entwickelung dieses Volksstammes
außer den historischen Völkerschaften der iberischen Halbinsel auch noch fran-
zösische Zuwanderer in Frage. Übrigens besteht zwischen Spaniern und Portu-
giesen ein alter Nationalhaß, der in erster Linie auf die Zeit der spanischen
Herrschaft über Portugal in der ersten Halste des 17. Jahrhunderts zurück-
zuführen ist.
Die Portugiesen gehören mit wenigen Ausnahmen znr katholischen
Konfession.
Die Bevölkerungsdichtigkeit ist sehr ungleich. So wohnt
der vierte Teil der Volksmasse in der kleinen nw. Provinz Minho,
die kaum den zwölften Teil der Monarchie ausmacht. Dagegen ist die
große Provinz Alemtejo menschenleer zu nennen. — Die Haupt-
nahrnngsquelle der Bevölkerung ist die Laudwirtschaft. Der
hervorragendste Zweig derselben ist der Weinbau. Im allgemeinen
aber sind Ackerbau und Viehzucht uoch wenig entwickelt, ebenso Berg-
bau und Industrie. Der Gesamtwert des portugiesischen Handels bleibt
selbst hinter demjenigen Rumäniens zurück.
Diese Erscheinungen in einem von der Natur gut ausgestatteten Lande
sind größtenteils eine Folge fehlgeschlagener überseeischer Kolonialbestrebungen.
Zur Zeit der spanischen F-remdherrschast vernichteten Engländer und Nieder-
länder den portugiesischen Handel und eroberten Portugals Kolonien. Von
diesem Schlage konnte sich das Land nicht mehr recht erholen. Seine Bedeutung
als Seemacht war dahin. Außerdem trug die Priesterschaft und der Aufwand-
staatlicher Luxusunternehmungen dazu bei, das Land auszusaugen. Erst in.
neuester Zeit haben sich die Verhältnisse gebessert.
3. Staatliche Verhältnisse und Ortskundc. Portugal ist eine kon-
stitutionelle Monarchie. Die Regierungsgewalt des Königs ist durch 2 Kammern
(Cortes) beschränkt. Gegenwärtig ist der Staat in 17 Distrikte geteilt. Nach-
der geschichtlichen Einteilung unterscheidet man 0 Provinzen: Minho, die
bevölkertste und gewerbtätigste Landschaft, Tras os Montos (d. h. hinter
den Bergen), Beira (bcra), Estremadura, Alemtejo (alengteju, d. h.
jenseits des Tejo) und Algarve ( = der Westen).
Portugal hat nur 2 Großstädte mit je über 100 000 E.
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