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1. Geschichte des Mittelalters - S. 18

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
18 flieg fein Ansehen, als ihn der oströmische Kaiser zum Pa trici ns und Konfnl ernannte. Von da ab ritt er stolz mit feinem Purpurmantel, den ihm der Kaiser als Zeichen feiner Würde übersandt hatte, vor seinen Franken einher. Und sonderbar, ans die Franken sowohl als auf die unterworfenen Völker übte dieser Titel einen großen Eiufluß aus: erst jetzt galt er vielen als rechtmäßiger Herrscher. Nach dem Tode Chlodwigs wurde das Reich unter seine vier Söhne geteilt. Sie eroberten in einem blutigen, langjährigen Kriege Burgund und vereinigten dieses Land mit dem Frankenreiche. Dann lockte einer von ihnen den König der Thüringer zu einer Zusammenkunft nach Zülpich und stürzte ihn, während er sich freundlich mit ihm unterhielt, plötzlich von der Stadtmauer herab. Auch ein großer Teil dieses Landes wurde hieraus von den Franken in Besitz genommen. Noch einmal gelang es einem der Söhne Chlodwigs, sich zum Herrscher des gesamten Frankenreiches zu machen; aber nach feinem Tode wurde dasselbe wieder und dann immer wieder geteilt. Diese immerwährenden Teilungen, verbunden mit der den Nachkommen Chlodwigs eigenen Rachsucht und Blutgier, führten zu einer Reihe von Bruderkriegen und Greueltaten. Besonders zeichneten sich in diesen Kriegen zwei Königinnen durch ihre unauslöschliche Rachsucht aus: Fredegunde und Brnnhilde. Sie waren die Frauen zweier Brüder, die Enkel Chlodwigs waren. Der Mann Fredegundes hatte vor seiner Verheiratung mit dieser seine zweite Frau, eine Schwester Brunhiloens, erwürgen lassen. Da erhob sich Brunhilde als Rächerin; sie reizte ihren Gemahl zum Kriege gegen ihren Schwager, und nach einer Reihe von Greueltaten, bei denen eine Königin die andere zu übertreffen suchte, starben beide Könige durch Meuchelmord. Erst als sich fast das ganze Geschlecht in gegenseitigem Wüten vernichtet hatte und aus Befehl eines Sohnes Fredegundens die achtzigjährige Brunhilde nach mehrtägigem Foltern von einem wilden Rosse zu Tode geschleift worden war, erlangte das Reich feine Ruhe wieder. — Die folgenden Könige waren zwar nicht so blutgierig; aber sie waren alle einem lasterhaften Leben ergeben und auch geistig

2. Geschichte des Mittelalters - S. 91

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
91 und die letzten Jahre seines traurigen Lebens brachte er unter tiefem Kummer zu. Sein Sohn Heinrich fand in Deutschland besonders unter den Sachsen vielen Anhang: alles neigte sich vor der aufgehenden Sonne. Da ging der Vater schnell auf ihn los und wollte gegen sein unnatürliches Kind kämpfen. Am Flusse Regen, nörblich von Regensburg, stauben die Heere beiber kampfgerüstet einander gegenüber. Aber plötzlich sah er fast alle seine bisherigen Anhänger zum Feinde übergehen, und nur die Flucht konnte ihn retten. Hierauf berief der Sohn einen Reichstag nach Mainz, wo bei" Vater abgesetzt werden sollte. Das suchte dieser zu verhinbern. Schnell sammelte er die letzten Freunbe, die er noch hatte, und wollte bnrnit nach Mainz gehen. Der Sohn fürchtete, der Anblick des rechtmäßigen Kaisers möchte die Fürsten aus anbere Gebanken bringen, und entwarf daher einen fchänblichen Plan, um den Vater in seine Gewalt zu bekommen. Er reiste ihm nach Koblenz entgegen, warf sich ihm ba zu Füßen, weinte viele heuchlerische Tränen, bat ihn tausenbmal um Verzeihung und versicherte, böse Ratgeber hätten ihn verleitet. Wie freute sich der Alte, daß sein Sohn sein Unrecht einsah! Er brückte ihn innig an sein Herz, weinte laut vor Rührung und vergab ihm mit Frenbeu. Aber alles, was der Sohn sagte, war die schänblichste Heuchelei. Er rebete dem Vater zu, doch lieber sein Heer zu entlassen. er brauche es ja nun nicht mehr, da sie versöhnt wären, und es sähe so mißtrauisch gegen die Fürsten aus, wenn er mit Soldaten nach Mainz käme. Der Vater ließ sich bereden und entließ seine Leute. Einige warnten ihn; aber gleich schwur der Sohn ihm zu, er benfe nur Liebes und Gutes und sei bereit, sein Leben für ihn aufzuopfern. Wie konnte ba wohl der Vater Verräterei ahnen! Als sie in die Gegenb von Mainz kamen, stellte ihm sein Sohn vor, es sei besser, daß er nicht mit nach Mainz ginge, er möchte lieber so lange sich in einem benachbarten Schlosse aufhalten, bis er in Mainz die Fürsten zu seinen Gunsten gestimmt haben würde. „O Sohn, Sohn!" rief der alte Kaiser, „meinst du es auch nicht böse mit mir?" Da tat der Sohn wieber einen feierlichen Schwur, daß er sein Leben für ihn zu lassen bereit sei. Sobald aber der Kaiser auf dem Schlosse Böckelheim

3. Geschichte des Mittelalters - S. 95

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
95 läge, flüchteten sich in eine Festung und mnßten sich hier an Alfreb ergeben. Dieser war so großmütig, sie im Lanbe zu behalten; er wies sie nach dem Norben Englanbs (Ostangeln und Northnmber-lanb) und verlangte, daß sie Christen würden. Sie gingen das ein und waren von nun an seine Untertanen. Alfreb wonbte nun seine ganze Mühe aus bte Pflege der Gesittung seines Volks; er gab gute Gesetze, ließ Schisse bauen, um neue ßanbungen der Normannen abzuwehren, behanbelte seine bänischen und sächsischen Untertanen aus ganz gleiche Weise und benutzte seine Zeit, wie Karl der Große, aufs beste. Man erzählt, er habe den britten Teil des Tages auf Regierungsgeschäfte verwanbt, das zweite Drittel mit Stubieren und Anbachtsübungen und das letzte mit Schlafen, Essen und Bewegung zugebracht, und ba man in England noch keine Uhren gehabt, so habe er, um die Zeit abzumessen, sich breier Wachskerzen von gleicher Länge bebient. Als er 901 nach einer fast 30jährigen Regierung starb, hinterließ er England so bliihenb und georbnet, daß man ihn als den eigentlichen Stifter des englischen Staats betrachten kann. Nach ihm regierten eine ganze Reihe sehr schwacher Könige aus seinem Stamme, unter beneu die Dänen wieberholt lanbeten und das Sanb verwüsteten. Einer berselben, Äthelreb, der 100 Jahre nach Alfreb regierte, faßte enblich den grausamen und unklugen Entschluß, alle Normannen in England an einem Tage er-ntorben zu lassen. Man wählte dazu einen Festtag der Dänen. Allerorten fielen die Englänber über sie her und machten sie nieber ohne Unterschieb des Alters und Geschlechts. Selbst die Schwester des bänischen Königs Swen, Guuilba, die an einen englischen Großen verheiratet war, würde hingerichtet, nachdem ihr Mann und ihre Ktttber vor ihren Augen niebergemacht waren. Sterbenb ries sie in der Verzweiflung: „Wehe! Gott wirb biesen Morb an England nicht ungestraft lassen!" Sie hatte wahr gerebet. Swen, der König von Dänemark, erschien als Rächer, verjagte Äthelreb und verwüstete England zehn Jahre lang. Als er im Jahre 1014 starb, kam sein Sohn Knut der Große und erfocht gegen Äthelrebs Sohn einen großen Sieg

4. Geschichte des Mittelalters - S. 13

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
13 sie, dem Kaiser den Vorschlag zu machen, sie wollten noch einmal Hinreisen und versuchen, ob sie nicht einige Eierchen der Raupe nach Europa bringen könnten. Justinian munterte sie natürlich dazu auf und gab ihnen Reisegeld mit. Wirklich glückte es auch den verschmitzten Mönchen, eine Menge Eierchen in ihren hohlen Reisestäben zu verbergen und damit unversehrt zurückzukommen. Tie kostbare Brut wurde glücklich erhalten; man gewann Cocons, und Justinian ließ sogleich die Seidenbereitung in Konstantinopel und dann in einigen Städten Griechenlands einrichten. Dadurch wurde der Grund zu den vielen Seidenmanufakturen gelegt, die wir jetzt in Europa finden. Auch die oströmischen Kaiser hatten von der Eroberung Italiens nicht viel Gewinn. Der Krieg hatte das Land verwüstet, und 568 brach ein neues, und zwar wieder ein deutsches Volk in Italien ein. Unter ihrem tapferen Könige Alboin kamen die Langobarden aus Ungarn über die Alpen, eroberten Oberitalien und machten Pavia zur Hauptstadt. Von ihnen wird noch Oberitalien die Lombardei genannt. Alboin war ein roher Mensch. Er hatte, ehe er nach Italien gekommen war, Ku ui mund, den König der Gepiden, mit eigener Hand erschlagen und aus seinem Schädel sich ein Trinkgefäß gemacht, dessen er sich bei der Tafel bediente. Auch zwang er die Tochter des erschlagenen Feindes, die schöne R o s a m u n d a, feine Frau zu werden. Wie konnte sie aber den Mörder ihres Vaters lieben? Als er nun Italien eingenommen hatte und einst in Verona ein festliches Gastmahl hielt, befahl er im Rausche seiner Frau, sie solle aus dem Schädel ihres Vaters trinken. Rosamunda bebte zurück, aber sie mußte gehorchen. Sie gelobte jedoch im stillen, sich dafür an Alboin blutig zu rächen. Und das tat sie auch. Sie beredete feinen Schildträger Helmichis, ihn zu ermorden. Als Alboin eines Tages Mittagsruhe hielt, ließ sie jenen in das Schlafgemach, und so wurde der mächtige König im Schlafe durchbohrt. Aber die Strafe ereilte die Mörder. Rofamunda und Helmichis mußten vor der Rache der Langobarden fliehen. Sie wandten sich nach Ravenna, wo der griechische Statthalter (Longinus) sie in Schutz nahm. Rosamunda hatte dem Helmichis die Ehe versprochen; da aber der Statthalter um ihre Hand warb, wollte sie sich von

5. Geschichte des Mittelalters - S. 16

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
16 kannten sich zur arianifchen; Chlodwig aber nahm auf Bitten seiner Frau den katholischen Glauben an, worüber sich der Papst so freute, daß er ihm den Beinamen des allerchristlichsten Königs gab, der den französischen Königen geblieben ist. — Man findet leider nicht, daß Chlodwig nach seiner Taufe weniger ländersüchtig oder in der Wahl seiner Mittel gewissenhafter geworden wäre. Um sich des Westgotenreiches, soweit es in Frankreich lag, zu bemächtigen, stellte er sich, als wenn es ihn verdrieße, daß die ketzerischen Arianer •— denn zu diesem Glauben bekannten sich die Westgoten — einen Teil von Frankreich besäßen. In der Nähe von Poitiers schlug er sie, tötete ihren König mit eigener Hand und nahm alles Land zwischen der Loire und den Pyrenäen in Besitz. Als er nach Paris zurückkam, erbaute er zum Danke gegen Gott infolge eines Gelübdes die Notredamekirche. Nachdem sich ihm auch die Bnteu in der Bretagne unterworfen hatten, gehorchte ihm fast ganz Frankreich; nur am Rheine, an der Maas und an der Schelde regierten noch vier Vettern. Gegen diese wandte er sich nun und brachte sie alle, teils durch Hinterlist, teils durch Gewalt, ums Leben. Wie er mit ihnen verfuhr, davon nur ein Beispiel. Sein Vetter Siegbert in Cöln hatte ihm gegen die Alemannen beigestanden und war nun alt geworden. Jetzt lockte Chlodwig den ehrsüchtigen Sohn desselben, Chloderich, an seinen Hof nach Paris und sprach: „Dein Vater ist alt und gebrechlich; wenn er stürbe, würdest du König werden und mein Freund sein." Chloderich verstand den Wink, kehrte zu seinem Vater zurück und ermordete ihn, während er auf der Jagd in einem Zelte schlief. Darauf schickte er einen Gesandten mit der Todesbotschaft nach Paris und ließ den König auffordern, sich von den ererbten Schätzen das Liebste auszuwählen. „Ich verlange nichts." entstanden, weil dieser behauptete, Jesus wäre zwar Gott ähnlich, aber doch nicht mit ihm von ganz gleichem Wesen, wogegen jener lehrte, daß beide von gleichem Wesen wären. Der Zank winde endlich so arg, daß der Kaiser deshalb 325 eine Kirchenverjammlung nach Nicäa in Kleinasien berief. Diese gab Alexander recht und verdammte die Lehre des Arms.

6. Geschichte des Mittelalters - S. 14

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
14 'hm losmachen und reichte ihm einen Giftbecher. Er trank; als er aber den Becher halb geleert hatte, merkte er die Natur des Trankes. „Wenigstens [sollst dn mit mir sterben!" rief er zorn- glühend, zog das Schwert und zwang Rosamunda, den Rest zu leeren. 3. Das Frankenreich unter den Merowingern. Die Franken waren während der Völkerwanderung über den Rhein nach dem nördlichen Teile Galliens gewandert. Dieses Land war damals unter die Westgoten, Burgunder und Alemannen verteilt; ein ©tücf bildete sogar noch einen Überrest römischer Herrschaft. Alle diese Gebiete haben die Franken an sich gerissen und dadurch dem Lande den Namen Frankreich gegeben. Sie hatten ihre eigenen Könige, die von einem gewissen Merowäus abstammten und daher Merowinger genannt wurden. Ein Enkel des Merowäus war Chlodwig (481 — 511), ein Zeitgenosse Theoderichs des Großen. Als er mit 15 Jahren König wurde, besaß er nur einen kleinen Teil von Nordfrankreich: aber er hatte den festen Willen, sich auch zum Herrn des übrigen Landes zu machen. Über die Wahl der Mittel war er dabei nicht verlegen Ohne Gewissen, ohne Scheu vor Gott, galt ihm Gewalt oder Hinterlist gleich, und selbst vor einer Mordtat bebte er nicht zurück. Zunächst fiel er über das Land an der mittlern Loire her, welches noch den Römern gehörte, schlug den Statthalter in der Schlacht bei Soisfons und ließ ihn hinrichten (486). — Dann warf er feine Augen auf das Reich der Burgunder, welche damals den südöstlichen Teil Frankreichs bewohnten. Hier hatten vier Brüder zugleich regiert. Sie waren aber in Hader geraten, und einer derselben. Gundobald, hatte zwei seiner Brüder bezwungen, deren einen er ermorden ließ, während der andere sich selbst tötete, und den vierten mit einem Stückchen Land abgefunden. Um nun einen Vorwand zum Kriege zu haben, verlangte Chlodwig die Hand der Chlotilde. der Tochter jenes von Gundobald ermordeten Königs. Chlotilde willigte mit Freuden ein, um aus der Haft des ihr verhaßten Oheims loszukommen; desto verdrießlicher war der Antrag dem Gundobald. Aber er fürchtete sich, Chlodwig zu erzürnen, und

7. Geschichte des Mittelalters - S. 339

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
339 Geld dazu her, und so segelte Pizarro in einem kleinen Schiffe im Jahre 1525 nach der Westküste von Südamerika ab. Der Anfang versprach nicht viel; denn Wind und Wetter waren ihm so zuwider, daß er über ein Jahr zubrachte, ehe er nur an der peruanischen Küste anlangte. Hier fand er ein so bevölkertes und wohleingerichtetes Land, daß er wohl einsah, hier sei an eine Eroberung durch seine Mannschaft nicht zu denken. Aber er wurde für seine Fahrt reichlich belohnt; denn das Gold und Silber war hier so gemein, daß die Einwohner ihm die schönsten Gefäße ans diesen Metallen für Kleinigkeiten hingaben, und so fuhr er nach drei Jahren höchst erfreut nach der Küste von Panama und von hier aus nach Spanien, wo er sich dem Kaiser Karl V vorstellen ließ. Diesem machte er eine so lebhafte Beschreibung von den ungeheuren Schätzen des Landes und von den auf der Reise ausgestandenen Abenteuern, daß Karl ihn im voraus zum Statthalter des zu erobernden Landes ernannte. Dagegen versprach Pizarro, die Kosten selbst zu übernehmen. Was konnte der Kaiser mehr wünschen? Im Jahre 1531 segelte nun der kühne Eroberer mit nur 200 Kriegern zum zweüenmale nach dem Goldlande ab. Bald nach seiner Landung hörte er, daß der Inka (König) des Landes gestorben war und daß die beiden Sohne desselben heftig um die Herrschaft gestritten batten. Hnaskar, der ältere, war von seinem jüngeren Bruder Ata hu alp a besiegt und gefangen genommen worden. Kaum hatte sich nun das Gerücht von der Landung Pizarros verbreitet, fo ließ ihn der gefangene Hnaskar bitten, er möchte ihm doch beistehen. Pizarro gab ihm keine bestimmte Antwort, sondern schickte seinen Bruder Hernandez in das Lager des Atahualpa ob, um ihn um eine Unterredung zu bitten. Wie staunte Hernandez über den königlichen Anstand des Inka, über die Pracht seines Hausweseus und über die Ehrfurcht feiner Untertanen! Der Inka gab eine recht sreunbliche Antwort, bat aber, Pizarro möchte boch sobald wie möglich sein Land wieder verlassen. Daß dieser dazu keine Lust hatte, wissen wir schon. Er ließ ihm sagen, er müsse ihn durchaus selbst sprechen, und rückte indessen immer weiter vor. Lo unangenehm dem Inka auch diese Zudringlichkeit war, so ließ

8. Geschichte des Mittelalters - S. 341

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
341 zu Pferde, jagten ihnen nach und hieben alle nieder, die sie nur erreichen konnten. Eine schöne Art. Heiden zu bekehren! Viertausend dieser Unglücklichen wurden an diesem Tage von den Spaniern zusammengehauen und eine unermeßliche Beute ins spanische Lager geschleppt. Als Atahualpa sich von den Schrecken etwas erholt hatte, sah er um sich und erblickte sich in der hilflosesten Lage in der Welt. Feste Riegel und starke Mauern schlossen ihn ein; verlassen war er von allen seinen Freunden und Landsleuten, und nur die wilden Gesichter der Spanier zeigten sich ihm dann und wann. Als er sah, wie gierig diese nach Gold waren, erbot er sich, Pizarro das ganze Zimmer, in welchem er gesangen saß. so hoch, wie er reichen konnte, mit Gold anzufüllen, wenn er ihm die Freiheit geben wollte. Pizarro sah ihn mit starren Angen an. „Wie," rief er endlich mit sreudigem Erstaunen aus, „das wolltest du?" Und gleich nahm er ein Stück Kohle und zog in der angegebenen Höhe ringsum einen schwarzen Strich. Kaum hörten die Peruaner, daß ihr Inka für Gold befreit werden könnte, als sie von allen Seiten mit goldenen Gefäßen herbeiströmten, um das Zimmer bald voll zu haben. Indessen hatte der ältere Bruder, der gefangene Huaskar, davon gehört und bot Pizarro noch ein größeres Zimmer voll Gold an. wenn er ihn befreien wollte. Ten Vorschlag ergriff der habsüchtige Spanier mit beiden Händen: aber es kam nicht dazu; denn Atahualpa hörte, was Pizarro vorhatte und erschrak vor dem Gedanken, daß der rachsüchtige Hnaskar frei werden follte. In dieser Angst schickte er treue Leute zu seinem Bruder und ließ ihn ermorden. Nun war endlich das Zimmer bis zum schwarzen Striche ganz voll Gold, und Atahualpa hosfte jeden Augenblick, die Tür seines Gesängnisses sich öffnen zu sehen. Aber wie wurde ihm, als Pizarro ihm erklärte, daß daraus nichts werden könne, weil er seinen Bruder habe ermorden lassen! Ter Inka stand wie vom Donner getrosten. Aber dabei sollte es nicht bleiben. Pizarro hatte ja nun sein Gold und dachte nur daran, wie er Atahualpa loswerden könnte. Er setzte einen besonderen Gerichtshof ein und ließ ihm vor demselben als Götzendiener, Thronräuber, Aufwiegler und Brudermörder den

9. Das vierte Schuljahr - S. 228

1899 - Langensalza : Schulbuchh.
228 Personen, die ench lieb und wert waren, ein kleinerer, ich meine eure Eltern und Geschwister. Wenn ihr nun noch größer werdet, dann bilden gleichsam alle Menschen für euch eine Familie. Wenigstens hat es der liebe Gott so gewollt, daß alle Menschen sich als Brüder und Schwestern ansehen und ihn als Vater betrachten sollen. In welchem Spruche ist dieser Wunsch Gottes ausgesprochen: „So will ich euch annehmen und euer Vater sein — u. s. w." Wodurch werden die einzelnen Glieder aneinander gekettet? Liebe. In welchem Spruche verlangt Gott, daß wir diese Bruderliebe allen Menschen entgegenbringen sollen? Nächsten lieben als dich selbst. Doch diese Liebe fehlt nur gar zu oft. An ihre Stelle tritt das Gegenteil. Wie nennt Jesus diese Abneigung in der Bergpredigt? Haß. (Niemand kann zweien Herren dienen. Matth. 6, 24.) Welche Sünde stellt Jesus in einem andern Spruche dem Hasse gleich? Tot- schlag. (Wer seinen Bruder hasset. 1 Joh. 3, 15.) Früher sahen wir auch schon an einem Beispiel, wie aus dem Haß diese Thatsünde zur Wirklichkeit wurde. Kain. Wir sahen damals, wie eine Sünde die andere zur Folge hatte. Heute will ich euch ein ähnliches Beispiel vor Augen führen. Ziel: Wie Joseph von seinen Brüdern verkauft wurde. Darbietung. I. Die Feindschaft der Brüder. Jakob hatte zwölf Söhne. Einer davon hieß Joseph. Als er siebzehn Jahre alt war, ward er ein Hirte und hütete das Vieh seines Vaters mit seinen Brüden: und brachte vor seinen Vater, wo ein böses Geschrei wider sie war. Jakob aber hatte Joseph lieber als alle seine Söhne und ließ ihm einen bunten Rock machen. Da nun die Brüder sahen, daß ihn ihr Vater lieber hatte, denn sie alle, waren sie ihni feind und konnten ihin kein freund- lich Wou zusprechen. — Dazu hatte Joseph einmal einen Traum und sagte seinen Brüdern davon und sprach: Hört, Lieben, was mir geträumt hat. Mir däuchte, wir bänden Garben auf dem Felde und meine Garbe richtete sich auf und stand, und eure Garben neigten sich vor meiner Garbe. Da sprachen seine Brüder zu ihm: Solltest du unser König werden und über uns herrschen? Und sie wurden ihm noch scinder. Danach hatte Joseph noch einen andern Traum, den erzählte er seinen Brüdern auch und sprach: Mir däuchte, die Sonne, der Mond und elf Sterne neigten sich vor mir. Da das seinem Vater gesagt ward, strafte ihn sein Vater und sprach: Soll ich und deine Mutter und deine Brüder kommen und dich anbeten? Und seine Brüder neideten ihn. Ii. Der Mordanschlag und Rubens Rettungsversuch. Da nun seine Brüder hingingen, zu weiden das Vieh ihres Vaters in Sichern, sprach Jakob

10. Das vierte Schuljahr - S. 304

1899 - Langensalza : Schulbuchh.
304 Wollüstling, der alle Tage herrlich und in Freuden lebte. Er war vermählt gewesen mit der Tochter eines arabischer Königs, die er aber verstoßen und zu ihrem Vater zurückgeschickt hatte. Außer dem oben genannten Bruder Philippus hatte er noch einen Bruder gleichen Namens, der in Rom als reicher Privatmann lebte und mit Herodias vermählt war. Diese Herodias besuchte eiust ihren Schwager Herodes Antipas, der sie bei dieser Gelegenheit lieb gewann und sie zu seinem Weibe begehrte. In Gegenwart der Herodias redete er nun, um das Herz derselben ihrem Manne abwendig zu machen, diesem allerlei Nbeles nach. Der böse Herodes hatte seinen Zweck erreicht; denn Herodias verließ ihren Mann und kam mit ihrer Tochter Salome zu Herodes Antipas, der sie in sein Haus nahm. Welches Gebot übertraten Herodes und Herodias? Sechste. In- wiefern Herodes in zweifacher Weise? Seine Frau verstoßen, seines Bruders Frau genommen. Gegen welches Gebot versündigte er sich außerdem? Neunte. Diese seine schweren Sünden hatte der Buß- prediger Johannes ihm vorgehalten, weshalb ihn Herodes ins Ge- fängnis werfen ließ. Von Johannes im Gefängnis und von seinem Tode sollt ihr heute hören. Darbietung. I. Johannes wird in das Gefängnis geworfen. Herodes Antipas hatte Johannes den Täufer ins Gefängnis gelegt, weil er zu ihm gesagt hatte: „Es ist nicht recht, daß du deines Binders Weib hast;" denn er hatte sie gefreit. Deshalb stellte Herodias, des Bruders Weib, ihm nach und wollte ihn töten. Auch Herodes hätte ihn gern getötet, aber er fürchtete sich vor dem Volle; denn sie hielten ihr: für einen Propheten, auch hörte er ihn gern und gehorchte ihn: in vieleit Stücken. Ii. Des Täufers Botschaft an Christum. Als Johannes im Gefäng- nis die Werke Christi hörte, sandte er zwei seiner Jünger zu ihm und ließ ihn fragen: „Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines andem warten?" Jesus antwortete: „Saget Johannes wieder, was ihr sehet und höret: die Blinden sehen, die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein, die Tauben hören, die Toten stehen auf und den Annen wird das Evangeliuin gepredigt, llnd selig ist, wer sich nicht an mir ärgert." Iii. Der Tod des Johannes. Da aber Herodes seinen Jahrestag be- ging, tanzte die Tochter der Herodias vor ihn: und seinen Gästen, den Obersten und Vornehmsten in Galiläa. Das gefiel dein Herodes und denen, die am Tische saßen. Da sprach der König zum Mägdlein: „Bitte von mir, was du willst, ich will dir es geben." Und er schwur ihr einen Eid: „Was du von mir wirst bitten, >vill ich dir geben bis an die Hälfte meines Königreichs." Sie ging hinaus und sprach zu ihrer Mutter: „Was soll ich bitten?" Diese sprach: „Das Haupt Jo-
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