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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 500

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
500 dank wäre es, wenn man den biederen Claudius das Schicksal anderer Boten theilen und gleichgültig gehen ließe, nachdem er seine Botentasche freundlich geleert: Der Bote ging in schlichtem Gewand, mit gespaltenem Stab in der biederen Hand, ging forschend wohl auf und forschend wohl ab von der Wiege des Menschen bis an sein Grab. Er sprach bei den Frommen gar freundlich ein, bat freundlich die andern auch fromm zu sein, und sahn sie sein redlich ernstes Gesicht, so zürnten auch selbst die Thoren ihm nicht. In seinem geliebten Wandsbeck hatte er nach langem Wandern, nicht selten von Nahrungssorgen um seine zahlreiche Familie gequält, da seine Einnahme vom Boten gering war, durch die Güte des Königs Friedrich Vi. und die Freund- schaft der Gräfin Schimmelmann einen bleibenden Ruheort gesunden. In diesen freien, weiten, ländlichen Räumen verweilte er im Kreise seiner Familie und in trautem Verkehr mit Freunden von nah und fern; häufig sah man ihn, wie er durch Feld und Wald wanderte, die Sterne beschauend, frohe Lieder singend und die Nachtigallen belauschend. Er besang denn auch in vollen Tönen die Freuden des Landlebens, das Glück des Landmanns, den er über alles liebte, die Schön- heit der Natur, Freud und Leid des Familienlebens, begeisterte zur Nächsten- und Vaterlandsliebe und verfolgte Thorheit und Laster durch Spott und Verachtung. Aber der stille Abend des müden Greises ward laut und heftig durch schwere Kriegsereignisse unterbrochen. Gegen Ende des Jahres 1810 ward Hamburg eine französische Stadt; Claudius' Schwiegersohn, der Buchhändler Perthes, ein edler deutscher Mann, entrann kaum der französischen Gefangenschaft und dem Tode durch Henkershand; seine Frau rettete sich mit ihren Kindern in's Holsteinsche. Bald mußte auch Claudius selbst aus seinem Wandsbeck weichen, da Däne- mark mit Napoleon im Bunde war und die Schweden und Russen heranrückten; 73 Jahre alt mußte er so den Ort und das Haus, in dem er fast ein halbes Jahr- hundert verweilt, verlassen und irrte an verschiedenen Orten umher. In Kiel lebte er eine Zeit lang mit seinen Kindern in drückender Noth; erst imjahre 1814 konnte er nach Wandsbeck zurückkehren. Es waren schwere Prüfungen für den alten ehrwürdigen Mann; doch nicht in diesen Entbehrungen, so schwer sie waren, nicht in der Zerstreuung seiner Kinder bestand sein Hauptherzeleid; mehr beküm- merte ihn die Schickung, daß Dänemark im Kampfe mit seinem deutschen Vater- lande war, daß ein Sieg der guten Sache, für die sein Schwiegersohn litt und sich abmühte, und die ihm auch die gute war, seinen geliebten König und Herrn auf's Haupt schlagen mußte. Darüber brach sein Herz, denn er hatte gegen seinen Kö- nig, der ihm früh und spät unaufgefordert wohlgethan, ihm ein Amt an der schleswig-holsteinschen Bank in Altona gegeben und sich immer freundlich gegen ihn gesinnt bewiesen hatte, ein Gefühl, wie das der alten Holstentreue. Er ward auch nach der Rückkehr seines Lebens nicht mehr froh. Außer der Trennung von seinen erwachsenen Kindern berührte ihn der Tod vieler alten Freunde schmerzlich und ließ auch ihn an den Heimgang denken. Sieben Wochen lang lag er auf dem Krankenlager, und während der Zeit zeigte sich sein Herz in dem schönsten

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 465

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
465 überließ treuen Männern die weitere Leitung seiner nordischen Gemeinden, an denen sein Herz mit Liebe und Sorge noch in seinem Alter hing. Mit hohem Dankgesühl gegen Gott konnte er jetzt endlich von seiner jahre- langen angestrengten Arbeit in Bremen ausruhen. Aber die Kräfte seines Körpers waren frühzeitig durch Entbehrung und Enthaltsamkeit erschöpft; ein härenes Gewand war seine Kleidung und Wasser und Brot seine Speise. Endlich warf ihn eine schmerzliche Krankheit darnieder, und nun quälte ihn die Vorstellung, daß er im Dienste des Herrn nicht genug gethan habe und daher der verheißenen Märtyrerkrone nicht für würdig befunden sei. Doch, wie einst in seiner Jugend, glaubte er auch wieder eine Stimme zu hören, die ihm zurief, er solle nicht an Gottes Verheißung zweifeln. Alsbald kehrte der Friede seiner Seele zurück, und er verschied in vollem Gottvertrauen am 3. Febr. 865. 5. Vicelin (Wessel), der Apostel der Holsten und Wagrier. Es kam eine Zeit, wo alle Gemeinden, welche Ansgar im Lande der Holsten gegründet hatte, wieder vernichtet wurden. Im Jahre 1066 brachen die Abodrieten, wilde heidnische Wendenstämme, aus Wagrien (Grenzland) und Mecklenburg (große Burg) unter ihrem Fürsten Kruko hervor, mordeten mit ruchloser Grausamkeit die Priester, zerstörten die Kirchen und Klöster und stellten das Heidenthum wieder her. Hamburg und Schleswig lagen in Schutt, alle Stormarn waren getödtet oder in die Sklaverei weggeschleppt; 600 Familien verließen ihre unglückliche Heimat und siedelten sich am Harze an, denn das Land war voll von Räubern und Mördern. Wohl hatte ein Mann, der zu jener Zeit lebte, Grund auszurufen: „Herr, die Heiden sind gefallen in dein Erbtheil und haben verwüstet deinen heiligen Tempel." Erst im Anfang des zwölften Jahrhunderts kehrten ruhige und für das Christenthum günstige Zeiten zurück, als der Fürst Heinrich die Herrschaft über die Wenden gewonnen hatte. Und bald kam auch ein Mann in's Land, der trotz der Kriegsstürme, die das Volk bewegten, die Herzen desselben für das Christenthum zu gewinnen wußte. Es war Vicelin, aus Hameln an der Werra, ein Mann von großer Gelehrsamkeit und Frömmigkeit. Längere Zeit predigte er in der Kirche zu Lübeck, wo Heinrich Hof hielt. Als dieser aber, der ihn bisher beschützt hatte, im Kampfe gefallen war, mußte er aus Lübeck weichen. Bald jedoch (im Jahre 1125) kehrte er im Gefolge des Erzbischofs von Bremen zurück, der auf einer Visitationsreise im Lande der Holsten und Stormarn (d. h. Anwohner der Stör) begriffen war. Als sie auf ihrer Wanderung nach Melders (Melinthorp) gelangt waren, erschienen mehrere Einwohner aus Faldera (dem späteren Neumünster) vor ihnen und baten um einen christlichen Priester. Auf den Wunsch des Erzbischofs folgte Vicelin dem Rufe. Als er nun unter dem Schutze eines angesehenen Mannes, Markrad, glücklich nach Faldera gelangte, fand er eine endlose, dürre Heidefläche und die Bewohner roh undungebildet; vom Christenthum hatten sie nicht mehr als den Namen, und eine verfallene hölzerne Kirche

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 466

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
466 erinnerte nur noch an die Gründung Ansgar's. Neben dem Gotte der Christen verehrten sie noch die Götzen ihrer Väter und brachten denselben in heiligen Hainen und an Quellen Opfer dar. Da er also in der Mitte dieses entarteten und verderbten Volkes zu wohnen begann, an dem Orte schauervoller Einsamkeit, empfahl er sich um so mehr dem göttlichen Beistände, je verlassener er von menschlichem Troste war; der Herr aber, berichtet uns der Priester Helmold aus Bosau, sein Zeitgenosse, gab ihm Gnade in den Augen des Volkes, als er von der Vergebung der Sünden, der Auferstehung der Todten und der Herrlichkeit Gottes zu predigen begann. Eine große Menge wandte sich zur Buße, und die Stimme seiner Predigt erscholl durch das ganze Land. Darauf rief er Mönche aus den Ländern südlich von der Elbe herbei und gründete in Faldera ein neues Kloster (Novum monasterium = Neumünster), um in den unruhigen Zeiten einen sicheren Zufluchtsort zu haben. Dann begann er die umliegenden Ortschaften in Stormarn und Holstein zu besuchen, zerstörte die Opseraltäre und heiligen Haine und stellte überall, wo früher Kirchen gestanden hatten, den christlichen Gottesdienst wieder her. Vor allem aber lag ihm die Bekehrung der Wenden in Wagrien am Herzen. Doch erst als Knud, der Herzog von Schleswig, von dem Kaiser Lothar zum König der Wenden erhoben wurde und mit starker Hand das Christen- thum schützte, konnte Vicelin daran denken, zunächst die einst von Heinrich erbaute Kirche in Lübeck wieder einzuweihen. Oft besuchte Knud auch das Land der Wagrier, kehrte in Faldera ein und bewies sich gegen Vicelin und seine Genossen freundlich gesinnt und verhieß ihnen viel Schönes, wenn der Herr sein Unternehmen im Wendenlande fördern würde. Doch schon nach 2 Jahren ward er auf Seeland schmählich ermordet, und von da an war sein Reich schutzlos wilden wendischen Fürsten überlassen, mit denen der heidnische Gottesdienst und die blutigen Menschenopfer zurückkehrten. Besorgt um seine Gemeinden eilte Vicelin an den Hof des Kaiserslothar und wußte ihn zu bewegen, selbst in s Land zu kommen und an der Grenze Wagriens auf dem Alberge die Sigburg zu erbauen. Die Fürsten der Wenden mußten hier vor ihm erscheinen und sahen mit Ingrimm auf das Werk des kahl- köpfigen Priesters, wie sie den Vicelin nannten. Am Fuße des Berges ließ Lothar ein festes Kloster und eine Kirche errichten und nahm sich vor, das ganze Volk der Wenden dem christlichen Glauben zu unterwerfen. Aber der Tod hinderte ihn an der weiteren Ausführung seiner Pläne. Bald jedoch gewann der Schauenburger Graf, Adolf Ii. von Holstein und Stormarn, das ganze Land der Wagrier, und die Wenden wurden nach Oldenburg und Lütjenburg, an die Küstengegenden, zurückgedrängt. Weil nun das übrige Land menschenleer war, so sandte er Boten aus in alle Lande und ließ alle, welche keinen Besitz hätten, auffordern, mit ihren Familien nach dem fruchtbaren Wagrien zu kommen. Den Holsten und Stormarn ließ er sagen: „Habt ihr nicht das Gebiet der Wenden unterworfen und es mit dem Blute eurer Brüder und Väter erkauft? Warum kommt ihr denn zuletzt es in Besitz zu nehmen?" Da erhob sich eine unzählige Menge aus verschiedenen Völkern, und sie kamen mit ihren Familien und ihrer

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 468

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
468 Schlei und Eider vor Räubern zu sichern. Die Stadt Schleswig, welche die Wenden verbrannt hatten, erstand unter seiner segensreichen Regierung neu aus ihren Trümmern. Zahlreiche deutsche Kaufleute und Handwerker rief er in seine Residenz; er selbst kleidete sich deutsch, liebte deutsche Sitte und war von deutschen Sängern und Kriegern umgeben. Die Bevölkerung hing ihm an, und er selbst war Mitglied einer Gilde, deren Genossen einander Leib und Leben zu schützen gelobten. So regierte Knud, obwohl als Däne geboren, wie ein deutscher Fürst sein Land. Mit Freuden vernahm Lothar, der unterdessen Kaiser geworden war, wie Knud die Wenden bezwang; deshalb erhob er ihn zum König derselben und setzte ihm mit eigener Hand die Krone auf's Haupt. Seit der Zeit nannten ihn seine Unterthanen Hlaford(Lord) d. h. ihren Herrn und verliehen ihm gleiche Ehre und Würde, als seinem Oheim, dem dänischen Könige. Mit Neid und Eifersucht sahen die Dänen, wie seine Macht immer mehr zunahm. Denn selbst in ihrem Lande galt sein Wort >iehr, als dasjenige Niels. Als nämlich zwischen seinen Brüdern auf Seeland ein blutiger Krieg ausbrach, den Niels vergebens zu endigen suchte, mußten sie bei Strafe der Verstümmelung am Hofe des Herzogs in Schles- wig erscheinen und sich seinem Richtersprucbe fügen. Vor Zorn entbrannte vor allen Magnus, der Sohn des Königs, als er einst in einer Versammlung in Schleswig den Knud mit der Wendenkrone ans dem Haupte neben seinem Vater vor allem Volke sitzen sah. Er begann zu fürchten, daß Knud ihm dereinst Reich und Leben nehmen könnte, und auch die Seele des Königs erfüllte Mißtrauen und Angst vor seinem mächtigen Neffen. Zn Ripen klagte Niels vor dem versammelten Volke: „Knud will meinen Tod nicht erwarten, sondern sich des Thrones bemächtigen. Darum nennt er sich auch jetzt schon König!" Knud erwiderte, auf das Heft seines Schwertes gestützt: „Laward, einen Herrn nennen mich die Meinen, nicht König. Ich habe die Wenden im Kampfe bezwungen, die Küsten und Meere sind jetzt sicher, daß der Däne ruhig am Ufer der Inseln wohnen und der König ohne Wachen am Grenzwall in Schles- wig schlafen kann. Aber für all die Mühen und Wunden, die ich im Kampfe für das Vaterland davon getragen habe, ernte ich jetzt nur Haß und Verfolgung. Und doch bin ich ein treuer Dienstmann des Königs und trachte nicht nach der dänischen Krone." Das versammelte Volk jubelte Knud Beifall zu, und der König entließ ihn scheinbar versöhnt aus der Versammlung. Aber Magnus, mit furchtbarem Haß im Herzen, beschloß, sich mit Gewalt seines gefürchteten Gegners zu entledigen, und viele dänische Prinzen standen zu ihm. Durch einen feierlichen Eid band er alle, nichts von ihrer Absicht zu verrathen. Bei der Berathung lagerten sie auf dem Boden, um schwören zu können, daß sie weder sitzend noch stehend ans den Untergang des Herzogs bedacht gewesen seien. Nur der Schwager Knud's verließ plötzlich die Versammlung, als er den Mordanschlag gegen das Leben seines Ver- wandten vernahm; er wollte den Plan nicht theilen, aber ihn auch nicht verrathen. Bald darauf verlautete, Magnus wolle zum heiligen Grabe pilgern, vorher aber solle eine Versammlung aller Familienmitglieder auf Seeland stattfinden. Auch Knud ward geladen, das heilige Weihnachtsfest im frohen Kreise der Seinen mit zu begehen; ihm vor allen gedenke Magnus Habe und Gut anzuvertrauen. In der Königsburg zu Roeskilde gab es fröhliche Tage; ein festliches Gelage

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 470

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
470 seines Reiches seinen Erstgeborenen krönen. Noch nie hatte ein dänischer Könige vor ihm solchepracht entwickelt, als dort zur Schau getragen wurde. lobischöfe, 3 Herzöge, ebenso viele Grafen und eine große Menge Edle waren um ihn versam- melt. Das war die Frucht eines zwanzigjährigen siegreichen Kampfes mit den benachbarten Völkern. Ihm waren Unterthan die Gestade der Ostsee, Esthland, Pommern, Rügen, Schwerin; das Land der Friesen zahlte Zins; ganz Nord- albingien war ihm unterworfen, und alle festen Plätze des Landes, Itzehoe, Ploen, Lüneburg, Reinaldesburg (Rendsburg), Travemünde, Lauenburg, Ratzeburg von seinen Mannen besetzt. Selbst Lübeck huldigte ihm und empfing ihn einst als König der Dänen und Wenden und Herrn von Nordalbingien festlich in seinen Mauern. Der Graf Adolf Iii. von Schauenburg hatte Land und Leute verloren. Von den Dänen gefangen genommen, mit Ketten beschwert und schimpflich behandelt, hatte er auf all sein Land verzichten müssen, um nur seine Freiheit zu erhalten. Er begab sich auf seine Stammburg Schauenburg an der Weser, von wo sein Großvater ausgegangen war, um über Nordalbingien zu herrschen, und verbrachte hier die übrige Zeit seines Lebens, ohne je wieder seinen Fuß auf holsteinischen Boden zu setzen. Wohl waren die Holsten der fremden Herrschaft abgeneigt und empfanden, heißt es später, schwer, daß sie nicht nach ihren einheimischen Rechten, sondern nach dem Recht der Dänen regiert wurden. Aber die Hand Waldcmar's und seines Statthalters Albrecht von Orlamünde hielt alle in Furcht und Gehorsam; hatten sich doch der Kaiser der Deutschen und die norddeutschen Fürsten vergeblich dem gewaltigen König der Dänen entgegen gestellt, der 160,000 Krieger zu den Waffen rufen konnte und mit seinen 1400 Schiffen die Meere beherrschte. — Da erscholl plötzlich die Kunde durch alle Lande, daß Waldemar und sein ältester Sohn von dem Grafen Heinrich von Schwerin gefangen hinweggeführt seien und in dem festen Schlosse Dannenberg wohl verwahrt würden. Ganz Dänemark war von Schrecken gelähmt, und die unterworfenen Völker erhoben sich gegen die fremde Herrschaft. Unzufriedene holsteinische Große traten zusammen und luden den Sohn ihres früheren Herrn ein, von der väterlichen Erbschaft Besitz zu nehmen. Adolf kam über die Elbe und alles Volk fiel ihm zu. Aber Albrecht sammelte ein Heer und gedachte die Feinde seines Königs zu schlagen und diesen selbst aus der schmählichen Gefangenschaft zu befreien. Bei Mölln focht man vom frühen Mor- gen bis zum späten Abend, aber als die Sonne unterging, war das Heer der Dänen vernichtet und der tapfere Führer derselben gefangen. Da ward Ham- burg von Adolf eingenommen, und Lübeck und die Ditmarsen fielen von den Dänen ab. Als nun Waldemar keine Rettung mehr sah, ttat er alle seine Eroberungen ab und versprach Holstein, Stormarn, Wagrien und die Festung Rendsburg dem Grafen Adolf zu übergeben. Aber erst nachdem er gelobt, ein hohes Lösegeld zu zahlen, und seine Söhne als Geiseln für den Vertrag ausgeliefert hatte, kam er aus der Gefangenschaft frei. Doch sein kühner Sinn war nicht gebeugt; er hoffte alles Land durch Waffengewalt wiederzugewinnen. Als sein ältester Sohn aus der Haft entlassen war, ließ er sich vom Pabste in Rom seines Eides entbinden und drang mit einem großen Heere über die Eider. In kurzer Zeit gewann er ganz Ditmarsen und die Feste Rendsburg wieder, und nur mit Mühe gelang es

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 472

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
472 Ja! wenn des Lebens Säfte von Stürmen ausgezehrt, wenn Ueberlast von Sünden ein mattes Herz beschwert, dann mag sich einer sehnen nach dem stillen Pfühle, daraus er sich vergesse und dieser lauten Wett Gewühle — ja! doch der starke Adolf, der wundervolle Mann, der seinem Volk die Freiheit und Hellen Ruhm gewann, seht, wie ihn statt des Panzers die grobe Kutte kleidet und wie er, Gotte dienend, der Menschen eitlen Prunk vermeidet. Mit einem Klosterbruder, dessen rauhe Hand von je wohl mit dem Besen gekehrt den groben Sand, schritt er durch die Straße von Kiel; er hatte Kranken Seel' und Leib erquicket — so ging er fröhlich in Gedanken. Da nahte sich von Rittern ein bunter glänzender Schwarm; des Friedens die genossen sonder Leid und Harm. Und sieh, an ihrer Spitze ragten seine Söhne, die Grafen Johann und Gerhard, erblüht in erster Jugendschöne. Ihren Blick zu meiden, rieth dem Mönch die Scham. Daß er ihnen barfuß, barhaupt entgegen kam mit dem Korb, daraus er den Kranken Heil gespendet, das hätte seinen Namen und seiner Söhne Stolz geschändet. So kehrt' er schon die Schritte. Jedoch ein tapfrer Mann war er noch in der Kutte: wie bald er's abgewann dem Stolz des alten Adam in frommer Heldentugend! Stracks entgegen schritt er den Grafen und der Ritterjugend. Da konnte jeder schauen, wie schöne reiche Frucht ererbte Tugend zeitigt der guten Gärtnerzncht. Sobald Johann und Gerhard des Vaters Stimme vernahmen, da hielten sie und eilten, daß aus dem Sattelbug sie kamen; und vor dem Bettelmönche knieten sie in den Sand, die stolzen schönen Grafen, und küßten seine Hand. Da liefen fragende Blicke, was solch Gebahr'n bedeute, durch die stummen Reihen der jungen schlanken Rittersleute. Und mancher Jüngling höhnisch verzog den blühenden Mund: wer in der Kutte steckte, war nur wenigen kund. Doch flüstert's hier und dorten: „Das ist der starke Degen, der bei B o r n h ö v d die Dänen gejagt aus uns'res Gau's Gehegen; das ist der Held, der Adolf, der unser Land befreit durch ein Gelübde, das ihn seitdem dem Kloster weiht; er hat dem Kreuz in Livland hellen Ruhm erstritten, dann ist er hingewandert nach Rom mit frommen Pilgerschritten; im Magdalenenkloster, das er hier gebaut von frommer Leute Spenden, lebt er jetzt und schaut nur auf die Gottesgnade." — So flüstert's hier und dorten: Spott und Scherz vergingen der muntern Jugend bei den Worten. Und einer nach dem andern giebt des Pferdes Zaum absitzend seinem Knechte; im freien Himmelsraum knien die stolzen Junker vor dem armen Büßer — da lag von Glanz und Schönheit ein reicher Kranz dem Barfüßer.

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 476

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
476 M alle Zukunft abzuthun. Denn er gedachte jetzt im Norden der Eider seine Macht auszubreiten. In Dänemark war um jene Zeit ein gewaltthätiger, leichtsinniger Mann, Christoph, mit Hülfe seines Halbbruders, Johann des Milden, auf den Thron ge- kommen und weigerte sich jetzt die Insel Femarn, welche er Johann versprochen hatte, herauszugeben. Ja, er erschien sogar selbst auf der Insel und ließ viele Leute, die es mit den Holsten hielten, mit dem Tode büßen. Dann wollte er selbst die Vormundschaft für den jungen Waldemar, den Herzog von Schleswig und Schwestersohn Gerhardts, führen und dessen Land in Besitz nehmen. Schon stand er in der Stadt Schleswig und belagerte den Herzog in seiner Burg Gottorp. Da eilte Gerhard mit den Holsten seinem Neffen zu Hülfe, schlug den König vor den Thoren des Schlosses in heftigem Kampfe und führte von jetzt an als Vor- mund für seinen Neffen die Regierung über das ganze Herzogthum. Als nun gqr Johann ibm noch zu Hülfe kam und die beiden Grafen selbst auf Fühnen mit ihren Heeren erschienen und alle festen Schlösser den Holsten in die Hände fielen, erhoben sich die Dänen gegen ihren besiegten König und zwangen ihn, sein Reich zu verlassen und über's Meer nach Mecklenburg zu entfliehen. Nun ward Gerhard durch Wahl der Großen Reichsverweser und bald darauf sein junger Neffe Waldemar zum König von Dänemark erhoben. Als solcher übertrug er mit Zustimmung des dänischen Reichsrathes das Herzogthum seinem Oheim als ein erbliches Lehn und versprach, daß es niemals wieder mit dem Königreiche Dänemark unter einem und demselben Herrscher verbunden werden solle (1326). Auch Johann der Milde vergrößerte sein Gebiet und erhielt Femarn, Laaland und Falster, so daß dem Könige wenig Land und Macht übrig blieb. Die Dänen sahen mit Unwillen, wie die holsteinischen Grafen in ihrem Lande schalteten und walteten, und wünschten bald den vertriebenen König Christoph zurück. Aber so lange Gerhard und Johann einig waren, war aller Widerstand vergeblich. Bald jedoch trat Johann auf die Seite der Dänen, weil er eifersüchtig auf die Macht seines Vetters geworden war, und wußte seinen Halbbruder, den flüchtigen Christoph, wieder auf den Thron zu setzen. Auch Gerhard ließ sich bewegen, in die Her stellung Christoph's zu willigen. Doch blieb fast das ganze Reich in den Händen der Grafen, und Christoph war nur dem Namen nach König. Trotzdem glaubte er- mächtig genug zu sein, die Macht Gerhard's zu brechen und Gottorp, das Schloß desselben, zu gewinnen. „Aber Gott," sagt die lübschecbronik, „gab dem Grafen den Sieg über den König, daß so viele der Dänen erschlagen und gefangen wur- den, daß die Holsten große Reichthümer gewannen." Aber Christoph wollte trotz seiner Niederlage den Kampf noch nicht aufgeben und wurde in seinem Vornehmen auch von Johann dem Milden bestärkt. Auf der Loheide, nahe an dem Danevirk, trafen die Heere auf einander. Nach kurzem Kampfe wurden die Scharen Christoph's ans einander gesprengt, und der König selbst entkam kaum mit wenigen Begleitern nach Kiel. Hier fand Johann ihn betrübt und arm und seinen Sohn auf den Tod verwundet. Obwohl er im Bunde mit dem König gewesen war, so half er doch jetzt einen Frieden schließen, worin der König gezwungen wurde, ihm selbst und Gerhard sein ganzes Reich zu überlassen. Als Christoph nach Dänemark zurück- kehrte, hatte er kein Schloß mehr, in welchem er hätte wohnen können; machtlos, verlassen und verachtet lebte er bis zu seinem Tode unter dem Schutze seines Halbbruders Johann auf der Insel Falster. Acht Jahre lang war jetzt kein König in Dänemark, das ganze Reich war aufgelöst und fast ganz in den Händen der beiden holsteinischen Grafen. Jeder Widerstand gegen ihre Herrschaft wurde mit Waffengewalt niedergeschlagen, große Schatzungen aufgelegt und nach holsteinischen Bräuchen Recht gesprochen. So lange Gerhard lebte, konnten die Dänen nicht daran denken, ihren Königsthron wieder herzustellen. Deshalb haßten die Dänen ihn auch als einen Feind ihres Vaterlandes. Bei den Holsten aber war er sehr beliebt, weil er einfach und prunktos lebte, der Macht des Adels entgegentrat und die Straßen von Raub- rittern säuberte. Als er nun Jütland dem Herzoge Waldemar zu übergeben

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 482

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482 2. Die Icfctc Fehde. Ein halbes Jahrhundert batten die Ditmarsen jetzt Ruhe vor den Angriffen der holsteinschen Fürsten. Sie waren reich und wohlhabend geworden; selbst ihre Schweine, so erzählten sich die Holsten, fraßen ans silbernen Trögen; aber sie waren muthwillig gegen Gott und Menschen, so daß kein Fremder Recht bei ibnen finden konnte. Wenn ihre Prediger ihr Treiben straften, jagten sie dieselben aus dem Lande oder schlugen ihnen die Kopse entzwei. Die Holsten waren ihnen noch immer sehr feindlich gesinnt und verfolgten sie mit Mord, Raub und Brand. Wer einem Ditmarsen Böses zufügte, glaubte Gott einen großen Dienst zu erweisen. Der Herzog Adolf von Gottorp, ein kriegerischer Mann, erklärte laut, er könne ibre bösen Thaten nicht vergessen und sei nach göttlichen Rechten befugt, sie dafür zu strafen. Nur mit Mühe ward er abgehalten, den Zug allein zu unternehmen. Der alte siegberühmte Johann Rantzau, der schon als neunjähriger Knabe den Tod seiner bei Hemmingsted gefallenen Verwandten zu rächen gelobt hatte, sollte sein Feldhauptmann sein; der wollte aber nur dann das Heer führen, wenn der König Friedrich Ii. und Adolf's Bruder Johann sich auch an der Eroberung be- theiligten. Die Rüstungen der drei Fürsten kamen rasch zu Stande, und ein aus dem Gefängniß entlassener Verbrecher kündigte, weil sonst niemand die Botschaft übernehmen wollte, im Namen derselben den Ditmarsen die letzte Fehde an. Diese aber dachten nicht daran sich zu unterwerfen und wollten ihre Sache dem allmäch- tigen Gott, ihrem Streitesfürsten, anheimstellen. Mit großer Vorsicht begannen die Fürsten den Krieg, und Landesfeinde dienten ihnen als Wegweiser; denn die Vornehmen der Ditmarsen waren mit den Fürsten einverstanden, daß der Muth- wille des gemeinen Mannes gezüchtigt werden möge. Johann Rantzau marschierte zuerst wider Erwarten der Ditmarsen auf Meldorf und nahm es mit stürmender Hand. Diese standen in großer Zahl bei Hemmingsted und erwarteten hier, wie im Jahre 1500, die entscheidende Schlacht. Doch Johann Rantzau zog mit dem Heere über die Tilenbrügge und drang in raschem Marsche unaufhaltsam gegen Heide vor. Nur die Reiterei, mit äußerster Anstrengung von Roß und Mann, hatte ihm sogleich folgen können. Allmählich langte das Fußvolk an, unlustig zum Kampfe und zum Theil in offener Empörung gegen ihre Führer. Ueberrascht eilten jetzt die Ditmarsen herbei und warfen einen ihrer Haufen nach dem andern dem Feinde entgegen. Es entspann sich ein blutiger Kampf: der König Friedrich gerieth in Lebensgefahr und wollte verzagen, Herzog Adolf wurde schwer verwundet aus der Schlacht getragen; aber Johann Rantzau behauptete das Feld; 3000 Dit- marsen waren erschlagen, Heide ward angezündet und bis auf die Kirche nieder- gebrannt. Da sank den Ditmarsen der Muth. Am folgenden Tage schickten sie zwei Prediger mit einem Schreiben in's feindliche Lager. Unterdessen lag in der Nordermarsch Alt und Jung auf den Knien, Gott anflehend, daß er ihnen den rechten Sinn zur friedlichen Unterwerfung, oder Muth und Kraft zum ferneren Widerstande verleihen möge. „Gottes Düsend! de Bur will sik geven" , riefen die herzoglichen Soldaten, als die Abgesandten im Lager erschienen. Hier gedachte man zuerst das Volk der Ditmarsen gänzlich auszurotten; aber die harten Be- dingungen wurden gemildert, als sie baten, man möge sie mit Weib und Kind,

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 486

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
486 Wirksamkeit für Luther s Lehre ein früherer katholischer Priester aus, Herr- mann Tast aus Husum (1522). Als ihm die Kirche versagt ward, predigte er zuerst im Hause eines gleich gesinnten Mannes, und, wie das Volk ihm immer mehr zuströmte, unter freiem Himmel auf dem Kirchhofe an einer Linde, die lange die Erinnerung an jene Zeiten bewahrt hat. Als nun die katholischen Priester sahen, wie die Lehre Luthers immer mehr Anhänger fand, gedachten sie die Abtrünnigen zu verfolgen. Aber der König Friedrich I. schützte sie und gab ein Gesetz, daß niemand bei Hals, Leib und Gut um der Religion willen einem andern Gefahr und Unheil zufügen, sondern jeder sich in seiner Religion also verhalten solle, wie er es gegen Gott den Allmächtigen mit seinem Gewissen gedächte zu verantworten. Jedoch im freien Ditmarsen galt das Wort des Königs nicht. Hier traten die Mönche und Priester mit Gewalt der ihnen ver- haßten Lehre entgegen. Auch das Volk war derselben feindlich gesinnt; mit dem Rufe: „Maria hilf" waren sie in die Schlacht gezogen, und nur mit ihrer Hülfe und der aller Heiligen, glaubten sie, hätten sie ihre Siege über die Holsten davongetragen. Als daher der Prediger von Meldorf, Nicolaus Boje, mit seiner Ge- meinde den Heinrich Möller aus Zütphen in die Stadt berief, um ihnen Luther's Lehre zu predigen, da entstand unter der obersten Landesbehörde und im Volke die größte Aufregung. Es erging der Befehl an Boje und seine Gemeinde, den ketzerischen Mönch und Schüler Luther's aus der Stadt zu jagen. Aber die Meldorfer Gemeinde hatte das Recht, nach eigenem Willen ihren Prediger zu berufen, und beschloß einträchtig, den Bruder Heinrich als Prediger zu behalten und gegen jede Gewalt zu schützen. So betrat denn Heinrich die Kanzel und predigte mit so freudigem Muthe, daß die Meldorfer ausriefen: „Der heilige Geist spricht aus ibm, denn er hat uns ganz entzündet und angesteckt." In Heide aber hielten die 48 Landes- herren neuen Rathschlag und beschlossen auf den Vorschlag ihres Aeltesten, Peter Detlefsen aus Delve, keinen Aufruhr wegen der Religion im Lande zu dulden und bis Ostern alles auf sich beruhen zu lassen ; denn während der Zeit werde sich wohl ausweisen, was recht oder unrecht sei. Mit Freuden vernahmen die Meldorfer diesen Beschluß und baten Heinrich noch bis Weihnachten bei ihnen zu bleiben und täglich zweimal zu predigen. Aber die Gegner der Reformation ruhten nicht; sie mußten sehen, wie Heinrich mit jeder neuen Predigt größeren Anhang gewann, und be- gannen zu fürchten, daß bald der Marien- und Heiligendienst und die Klöster des Landes vernichiet werden würden. Darum thaten sie sich zu- sammen zu heimlichem Rathe in Lunden. Der Prior des Klosters zu Meldorf, Augustin Torneborg, ein verschlagener und listiger Mann, stand an ihrer Spitze. Sie beschlossen bei Nacht Heinrich zu überfallen, und ehe Land und Leute es gewahr würden, zum Feuertode zu führen. Es war am 10. December 1524, als plötzlich ein Haufe von be- rauschten Bauern unter dem Geschrei „hau dodt, sla dodt, lat nichs leven, dodt, as brave Kerls!" in das Haus des Predigers Boje eindrang, diesen

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 495

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
495 großem Mitleiden bei sich erwogen und es der Natur und der Vernunft zuwider befunden habe, daß Christen eine solche Gewalt über ihre Mitmenschen, Brüder und Schwestern ausübten, und stellte für sich und seine Erben allen seinen Leib- eigenen Freibriefe aus. Im Jahre 1740 folgte ihm der Graf Hans Rantzau auf dem Gute Aschberg und bald viele andere, worunter sich der Besitzer von Eckhof, Graf Holk, durch seine edle und menschenfreundliche Gesinnung auszeichnete. Er trug für einen guten Volksunterricht Sorge, belohnte den Fleiß seiner Bauern und ihrer Frauen durch Ertheilung von Prämien und, ehe er durch eine große Feier- lichkeit am 15. Oktober 1786 alle aus der Leibeigenschaft entließ, hatte er sich den ganzen Sommer über bemüht, die Leute über ihre künftige Freiheit aufzuklären. Schon hatte auch die Regierung, um neue Dörfer zu gründen, viele Domänen (Staatsgüter) niedergelegt, in kleine und größere Parzelen getheilt, verkauft und in Erbpacht gegeben. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts aber gedachte der edle Prinz-Regent, der spätere König Friedrich Vi., und sein trefflicher Minister Graf Andreas Peter von Bernstorf, ganz und gar die Leibeigenschaft aufzuheben. „Es scheint mir", sagte der Prinz einem Grasen Reventlow, der ihm über den Zustand der Leibeigenen Bericht erstattete, „als ob man in einer so wichtigen Sache keinen Tag verlieren darf; kann man nicht ebenso gut heute anfangen zu arbeiten, als morgen?" Im Königreich konnte er, als unbeschränkter Herrscher, ohne weiteres verordnen, daß die Leibeigenschaft mit dem 1. Januar 1800 aufhören solle; in den Herzogthümern aber mußte er nach den Rechten des Landes erst die Ritter- schaft fragen. Der Graf Bernstorf benutzte seine Reisen nach Holstein und seinen Aufenthalt auf seinen Gütern, die Sache bei seinen Standesgenosfen in Anregung zu bringen. Nach langen Unterhandlungen ward endlich auf Grund königlicher Resolution am 19. Dezember 1804 die Verordnung veröffentlicht, worin es heißt: „Damit der fleißige Landmann noch mehr Gelegenheit erhalte, sich und den Seinigen durch Feldbau Unterhalt zu verschaffen und Vermögen zu erwerben: Ist die Leibeigenschaft in den Herzogthümern Schleswig und Holstein vom 1. Januar 1805 an gänzlich und für immer abgeschafft, ohne irgend eine Ausnahme." Also wurden durch des Königs Gnade 20,000 Familien frei. 19. Aus der Zeit der deutschen Freiheitskriege. 1. Sine Stimme aus Schleswig. Der räuberische Ueberfall Kopenhagens von Seiten der Engländer im Sep- tember 1807, erzählt der Flensburger Elvers, hattedänen, Norweger undschles- wig-Holsteiner gleich tief erbittert, die Erinnerung an die glorreichen Apriltage im Jahre 1801 und an den rühmlichen Kampf mit Nelson von neuem geweckt und die Liebe zu König und Vaterland gestärkt und gekräftigt, so daß die schweren Verluste, welche eintraten, mit Geduld ertragen, die großen Opfer, die man forderte, freudig dargebracht wurden, und alle sich nur um so inniger an den ge- liebten Kronprinzen und späteren König Friedrich Vi. anschlossen. Dennoch war das Verhältniß Schleswig-Holsteins zu England durch Volksart und Abstammung, sowie durch Handel und Verkehr zu alt und innig, als daß eine dauernde feindliche Entfremdung Raum gewinnen konnte. Dazu kam, insbesondere in den deutschen Elementen Schleswig-Holsteins, der durch die Gewaltthätigkeiten in Deutschland hervorgerufene Haß gegen Napoleon, welcher sie um so geneigter machte, die von England widerfahrene Unbill zu vergessen und zu vergeben und nun mit ihm und
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