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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 296

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
296 stützen ; auch Glocken klingen beständig um ibn ; es sind die Glocken seiner Pferde, die das Holz auf Schlitten über Moos und Gras aus dem Walde herbeischaffen- Eine einfache Hütte aus jungen Tannenstämmen ist die Wohnung der Köhler. In der Mitte ist die Feuerstelle, über welcher an einem eisernen Haken ein Kessel hängt. Einige Kisten mit Brot, Mehl, Kartoffeln :c. und breite Bänke als Lager- stätte, auf denen Moossäcke statt der Betten liegen, vollenden den Haußrath. Mittwochs und Sonnabends kommen gewöhnlich die Frauen der Köhler, um die nöthigen Nahrungsmittel zu bringen. Scheibensuppe, aus Brot, Wasser, Salz, But- ter und Kümmel bestehend, ist die gewöhnliche Abendspeise. Ein glattes Buchen- brett, das zwischen zwei Stricken in der Schwebe hängt, und woran mit einem hölzernen Hammer geschlagen wird, dient als Tischglocke.— Die Vogelsteller ver- folgen die armen Vögel mit Leimruthen, Vogelherden und Schlingen. Der Vogel- herd besteht aus Netzen, die man in Rahmen spannt und so an einem offenen Kasten befestigt, daß sie von zwei Seiten wie ein getheilter Deckel auf den an der Erde stehenden Kasten fallen können. Eine Schnur zum Zuziehen der Netzdeckel geht nach einem Häuschen, in welchem der Vogelsteller sitzt. Mit den gefangenen Dompfaffen, Zeisigen und Hänflingen wird ein bedeutender Handel getrieben. 41. Der Rhein. Der Deutsche mag wohl auf seinen Rheinstrom stolz sein; nicht auf seine Größe, viele andere Ströme, selbst europäische, übertreffen ihn weit an Länge, Breite, Wasserfälle, an Ausdehnung ihres Gebietes; nicht einem aber ist ein so edles Ebenmaß beschieden, so richtige Verhältnisse, so vollständige Entwicklung; nicht einer sieht an seinen Ufern auf gleiche Weise Kunst und Natur, geschicht- liche Erinnerung und lebendige Gegenwart vereint. In dem erhabensten und herrlichsten Gebiete des mächtigen Alpengürtels hängen an himmelhohen Fels- gipfeln mehr als 300 Gletscher, welche dem Rheine ihre vollen tobenden Gewässer zusenden. Wo sie aus dem Gebirge hervortreten, da beruhigen sich die ungestümen Alpensöhne in etwa 15 der größten und schönsten Seen, unergründlichen, smaragd- neu Becken, hier von unerklimmbaren Felsen eingeengt, dort von Rebenhügeln und grünen Matten umkränzt, einer fast unabsehbar wie das Meer. Krystallhelle Fluten entströmen diesen Seen in raschem, doch schon ruhigerem Laufe. Bald in einem Bette vermischt, wogen sie mächtig und friedlich dahin durch lachende Fluren, an stattlichen Schlöffern, hohen Domen, kunstreichen, belebten Städten vorbei, denen sie reiche Lasten zuführen. Hohe Waldgebirge winken lang hin aus blauer Ferne, spiegeln sich dann in dem herrlichen Strome, bis er die weite, schrankenlose Ebene betritt und nun dem Schoße des Meeres zueilt, ihm mächtige Wasserspenden zu bringen und sich dafür in seinem Gebiete ein neues Land zu erbauen. An den Wiegen des Rheins erklingen die Gesänge armer, aber freier und froher Hirten, an seinen Mündungen zimmert ein ebenso freies, dabei reiches, kunstsinniges, gewerbfleißiges, unternehmendes Volk seine schwimmenden Häuser, welche die fernsten Länder und Meere beschissen und einst beherrscht haben. Wo ist der Strom, der eine Schweiz an seinen Quellen, ein Holland an seinen Mün- dungen hätte, den seine Bahn so durch lauter fruchtbare, freie, gebildete Land- schaften führte? Haben andere größere Wasserfülle und Breite, so hat der Rhein klare, immer volle, sich fast gleich bleibende Fluten, so ist seine Breite gerade die rechte, hinreichend für Floß und Schiff, für allen Verkehr der Völker, und doch nicht so groß, daß sie die beiden Ufer von einander schiede, daß nicht der erkennende Blick, der laute Ruf ungehindert hinüber reichte. Mächtig und Ehrfurcht gebietend erscheint er als ein bewegter Wasserspiegel in den heitersten Rahmen gefaßt, nicht als eine wässerige Oede mit nebeligen Ufern. Der Rheinstrom ist recht eigentlich der Strom des mittleren Europa; au seinen Quellen begegnen sich Italien, Burgund, das südliche Deutschland. Seine Niederung schiebt sich zwischen den Norden Frankreichs und die Ebenen des alten

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 299

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
299 Quadersandsteingebilde zwischen Letschen und Pirna, welche in reizender Unord- nung umherliegen und eine Menge enger Thäler, Waldhöhen und Schluchten bilden. Vom hohen Winterberg ist sie ganz zu überblicken, indem man die Elbe dicht seitwärts in der Tiefe hat. Steigt man südlich vom Berge nach dem nächsten böhmischen Dorfe hinunter, so kann man auf einem Kahne die angenehmste Fahrt nach Schandau und eine Stunde weiter nach der berühmten Bergfestung König- stein machen. In der Nähe von Pirna sind große Sandsteinbrüche, von denen besonders der im Liebethaler Grnnde sich auszeichnet. Da werden ans großen, mit unendlicher Mühe abgelösten Felsenstücken Fenster- und Thürbekleidungen, Wassertröge, Schleif- und Mühlsteine rc. behauen und dann weit und breit ver- schickt. Unterhalb Pirna endet die Gebirgswelt, und es beginnt wellenförmige Thalung; links ist die große Flur von Dörfern und Aeckern von unmuthigen Hügetgruppen verschönert, und rechts eine Kette von Weinhügeln und hübschen Landgütern. Darin prangt die Hauptstadt Sachsens, Dresden. Bei Meißen zwängt sich die Elbe zum dritten Male durch Granitberge hindurch, um endlich in die norddeutsche Tiefebene zu gelangen. Zwischen Riesa und Mühlberg tritt sie als ein breiter und schiffbarer Strom in die preußische Provinz Sachsen. Bis gegen Torgau hin wird sie nun von niedrigen Höhenzügen begleitet, strömt dann aber zwischen flachen Ufern dahin, an denen sich nur noch hier und da eine Er- hebung des Bodens zeigt. Wo ihre Ufer nicht durch Dämme begrenzt sind, da ergießt sie im Herbst und Frühjahr häufig ihre gelben Fluten über die weiten Fluren. Oft durchbricht sie gewaltsam die Dämme; dann verschütten die Wasser des Flusses ganze Strecken des früheren Schiffahrts-Bettes, aber sie graben den Fahrzeugen nicht selten neue und bessere Kanäle. In wenig Tagen zerstören sie oft die Arbeit von Jahrzehnten; hier reißen sie fruchtbare Uferstrecken fort, aber sie füllen anderwärts auch Sümpfe und andere unfruchtbare Strecken mit frucht- barem Boden aus. Nach der Aufnahme der schwarzen Elster von der rechten Seite strömt sie bei Wittenberg vorbei, vereinigt ferner mit sich bei Dessau die Mulde und weiter abwärts die Saale, die ihr auf der linken Seite zufließen, berührt die durch ihre Salzwerke berühmte Stadt Schönebeck und gelangt endlich nach der starken Festung Magdeburg. Von hier beginnt der untere Lauf der Elbe. Auf dem linken Ufer finden sich hier und da große Torflager, noch mehr aber fruchtbares Ackerland, das an Stelle der jetzt meist verschwundenen Laubwälder getreten ist. Ebenso sind aucb die Nadelwälder des rechten Ufers meist verschwunden, wo der Boden meist san- dig und stellenweise durch moorige Gründe und einzelne Strecken guten Landes unterbrochen wird. Herrliche Weiden breiten sich an den Ufern, besonders an dem linken, aus, zuweilen sogar auf und an den Dämmen. Hier gedeiht vortrefflich großes und kräftiges Vieh, wie es für die schwere Ackerarbeit gefordert wird. Auf dem linken Ufer sind üppige Weizen-, Raps- und Runkelrübenfelder angelegt worden. Sauer ist zwar die Arbeit bei ihrer Bestellung, denn in dem schweren Boden muß oft der Pflug von 4 Pferden gezogen werden; aber der Ertrag ist sehr reichlich. Besonders berühmt ist die Magdeburger Börde. Zur Zeit der Ernte begeben sich hierher viele der armen Bewohner des Eichsfeldes, um sich hier ihr tägliches Brot zu verdienen. Das ganze Uferland hinab von der Magdeburger- Gegend bis über Lüneburg war in uralter Zeit der Sitz der Longobarden, durch lüneburgfche Heiden von den Cheruskern getrennt, und heißt noch jetzt Lange Börde (Bord heißt Rand, Ufer). Unterhalb gegen Hamburg liegt der Billenwerder und die Vierlande, fette, von Armen der Elbe und dem Nebenflüßchen Bille umfaßte Marschländer. Weiter hinab gegen die Mündung breiten sich an der rechten Seite die Wilster Marsch an der Stör und Ditmarsen zwischen Elbmündung und Eider aus, links das Alteland an der Este, Kehding an der Oste und dasland Hadeln. Der Hauptnebenfluß der Unterelbe ist die Havel, mit der sie auch durch den von Friedrich dem Großen angelegten Plauenschen Kanal in Verbindung steht.

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 304

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
304 Ricktung. Die Hauptflüsse nehmen eine Menge von Nebenflüssen auf, welche theils auf den Gebirgen und Höhenzügen entspringen, theils aus den Mooren der Ebene kommen. Sie erhöhen die Fruchtbarkeit des Bodens und vermitteln den Verkehr, da mehrere derselben schiffbar sind. So wasserreich wie vor Jahrhun- derten sind die Flüsse Preußens nicht mehr, was seinen Grund in der Abnahme der Waldungen und der Entwässerung der Moore hat. Zur Förderung der Schiff- fahrt sind Kanäle hergestellt, die zum Theil durch schiffbare Nebenflüsse die größern Ströme mit einander verbinden. Landseen finden sich in großer Menge in den Küstengegenden der Ostsee. Die meisten Einwohner Preußens (fast %) leben auf dem Lande in Dörfern und treiben Ackerbau und Viehzucht. Ein Land, das sieben W hatte, nämlich: Wasser, Wiese, Weide, Wolle, Weizen, Wald und Wein, wurde von den alten Deutschen als ein glückliches gepriesen. Unser Preußen hat nicht bloß diese sieben W — hier mehr von dem einen, dort mehr von dem andern —, sondern auch noch viele andere Erzeugnisse des Bodens und der See auszuweisen, die so reichlich vorkommen, daß sie als Handelsartikel ausgeführt werden. In den tiefen Bergthälern, an den Flußufern und in den Marschen sind die Ernten, wenn Gott Regen und fruchtbare Zeiten giebt, so reichlich, daß ein großer Theil verkauft werden kaun. Man baut Weizen auf fettem Boden, Roggen als Hauptfrucht und nächst ihm Gerste auf mittelgutem Boden, Hafer und Buchweizen besonders in den Saudflächen, Kartoffeln, Hülseufrüchte und Gemüse fast überall, Flachs besonders in Schlesien, Sachsen, Hannover, Westfalen, Pommern und Preußen. Der Obstbau wird überall gepflegt, besonders aber am Rhein, in Sachsen und Schlesien. In diesen Gegenden wird auch Wein gebaut. Die trefflichen Weiden an den Berghängcn und den Flüssen laden zur Vieh- zucht ein. Besondere Sorgfalt wird auf die Pferde-, Rind- und Schafzucht ver- wendet. In Holstein, Hannover und Ostpreußen zieht man die besten Pferde; das Hornvieh der Marschgegenden ist berühmt; Ziegen werden besonders in den Berggegeuden gehalten; die Bienenzucht wird auf den Heiden stark betrieben. Auf den Gebirgen zumal, aber auch in den Ebenen giebt es herrliche Wal- dungen, die sorgfältig gepflegt werden. Tannen wachsen auf deu höheren Theilen der Gebirge, Eichen und Buchen an den Abhängen derselben, wie in den Ebenen auf besserem Boden, während die Fichte auf dem Sandboden am meisten angepflanzt wird. Auf Bruchboden gedeihen noch die Erle und die Birke. In den Flüssen und Seen giebt es viele Fische. An den Meeresküsten und auf den Küsteniuseln leben viele Familien vom Fisch-, Seehunds- und Austern- sang. Die Wälder bergen noch Hirsche, Rehe, wilde Schweine und anderes Wild. Die Gebirge sind reich an Metallen und Steinkohlen. Auch an Salz- und Heilquellen fehlt es nicht. Die Mehrzahl der Bewohner Preußens sind deutscher Abstammung. Im Norden ist die plattdeutsche Sprache vorherrschend, im Süden wird hochdeutsch gesprochen. In Schlesien und Posen wohnen noch Slaven mit eigner Sprache und manchen besondern Sitten und Gebräuchen. Hinsichtlich des religiösen Be- kenntnisses gehören 16 Millionen Preußen der evangelischen, theils derlutherischen, theils der reformierten Kirche an; die übrigen 8 Millionen bekennen sich zur römisch- katholischen Kirche. Das ganze Königreich zerfällt in elf Provinzen. Die Provinz Brandenburg liegt in der Mitte des Landes, und aus ihr ist der große preußische Staat allmählich hervorgewachsen. Hier liegt auch die Haupt- und Residenzstadt Berlin, die unter allen deutschen Städten die größte ist. Potsdam liegt in einer lieblichen Gegend; hier haben die Könige Preußens sich Lustschlösser erbaut, die sie im Sommer bewohnen. Das berühmteste derselben ist Sanssouci (d. h. Sorgenfrei). Die beiden Festungen Küstrin und Spandau dienen zur Beschützung der Hauptstadt. Frankfurt an der Oder ist wegen seiner Messen berühmt. Brandenburg hat der ganzen Provinz den Namen gegeben. Die Provinz Brandenburg ist ein fast ebenes, großentheils aus sandigem

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 517

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
517 beinahe 400' über den Meeresspiegel sich erhebt (Scheelsberg 379 Fuß). In Holstein erreicht er bei Bornhövd (d. h. Quellhaupt) seine bedeutendste Höhe, und hier haben auch alle größeren Flüsse (Stör, Schwentine, Trave) ihren Ursprung. In einer längst verschwundenen Zeit, wie es scheint, von Waldungen bedeckt, trägt er jetzt nur noch geringe Ueberbleibsel derselben (z. B. Birten) und ist an vielen Stellen durchaus bäum- und schattenlos geworden, unabsehbar von Heide- kraut überzogen, und besteht meist aus Sand, unfruchtbarer, blaurother Ahlcrde und Moorboden. Ackerbau und einigermaßen fruchtbare Strecken finden sich am meisten noch in den östlichen Hügelgürteln der Heide. Dagegen macht die mehr westlich gelegene flache Gegend, die höchstens durch ein Hünengrab oder einen kleinen Berg von Flugsand hier und da unterbrochen wird, den traurigsten Ein- druck. Umsonst suchen wir große Güter und stattliche Gehöfte; vielmehr wird oft stundenlang kein Dorf sichtbar, nur hin und wieder eine Hütte mit wenigem und magerem Vieh. So sind zu erwähnen die großen Heiden mit gewaltigen Mooren bei Segeberg und Neumünster (Hoh-Heide) und die noch ausgedehnteren an der Straße von Flensburg nach Tondern, oder von Hadersleben nach Lygumkloster. Nicht überall jedoch ist die hohe Geest eine so trostlose Wüste, wie sie dem Fremden erscheint, der mit der Eisenbahn durch unser Land fährt. Denn diese ist von der dänischen Regierung fast immer durch die verhältnißmäßig unbewohntesten und unbebautesten Strecken gelegt, damit die Städte, die deutsch gesinnt waren, wo möglich ganz vermieden würden. Wo irgend ein lebendiges Wasser, ein Fluß oder Bach, der aus den schöneren Gegenden von Osten herkommt, durch die Heide rinnt und eine Vertiefung an den Ufern vor dein kalten Rordwestwind geschützt ist, da ist es der neueren Landwirthschaft und der Ausdauer des Volkes gelungen, die Wüste in ein stellenweise fruchtbares Land umzuwandeln. In dieser Be- ziehung kommen immer weitere Distrikte unter den Pflug. Vor allem ist hier die Umgegend von Neumünster, von Rendsburg zu erwähnen, wo in den letzten Jahren eine bedeutende Fläche Landes urbar gemacht ist. Uebrigenö sind diese Heiden ein geschichtlich wichtiger Theil des Landes, denn sie sind seine Schlachtfelder seit einem Jahrtausend. Hier liegt da« Danevirk, der Margarethenwall, der Kograben, hier liegen Bornhövd und die Lohheide, hier das aus dem Jahre 1850 wohlbekannte Jdstcd, sowie Overselk und Oeversee, die Siegesstätten der Oesterreicher im Jahre 1804. Die Marsch. An den westlichen Rand der Geest schließt sich da« Gebiet der Marschen. Sie sind baumlos wie die Heide, und so grün und reich an werthvollen Produkten wie die Ostküste. Mächtige Dämme (Deiche) theilen diesen von der Geest scharf abgegrenzten, durchschnittlich anderthalb Meilen breiten und von Hoher in Nord schleswig bis weit über Glückstadt in Holstein hcrabreichenden Landstrich in Be zirke (Köge), Gräben und Kanäle die Bezirke in kleinere Felder (Fennen). Am Rande der Geest ziehen sich dicht gebaute große Dörfer und Flecken hin. In der Marsch selbst begegnen dem Auge nur einzelne Gehöfte (Staven), die sich auf künstlichen Hügeln (Murten), umgeben mit Gräben, wie ebenso viele kleine Burgen erheben.

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 286

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
Aus der Erdkunde. 34. Die Marschen an den Mündungen der Weser und der Elbe. 'ie Ströme führen, besonders bei Ueberschwemmungen, fettes Erdreich aus dem Innern des Landes mit sich; dieses wird von dem Meere an die Küste geworfen und dort zu Inseln und fetten Schlammbänken auf- gehäuft. So sind die Marschen entstanden, von deren grünem Saume die ganze Nordseeküste Deutschlands umzogen ist. Die Marschen sind flach und scheiden sich dadurch scharf von dem übrigen, älteren festen Lande, das ihnen zum Anhaltspunkte dient, wie der Knochenbau dem Fleische. Die Marschbewohner nennen jenes höhere Land die Geest oder Gast, und der Unterschied von Geest und Marsch wird von ihnen immer besprochen, ja einem rechten Marschbauer zerfällt fast die ganze Welt in Geest und Marsch. Die Marsch ist viel fruchtbarer als die Geest; jene ist kahl und völlig waldlos, diese stellenweise bewaldet. Jene zeigt nirgend Sand und Heide, sondern Acker an Acker, Wiese an Wiese; diese ist heidig, sandig und nur stellenweise bebaut. Die Marsch ist von Deichen und schnurgeraden Kanälen durchzogen, ohne Quellen und Flüsse; die Geest hat Quellen, Bäche und Flüsse. Die weiten Wiesenfluren in der Marsch sieht man in der Nähe und Ferne mit Herden weidender Rinder bedeckt; von den entlegenen Weiden schimmern die bunten Rücken der Kühe und Ochsen noch wie Wiesenblümchen herüber. Wie die Viehherden, so erblickt man auch die Wohnungen der Leute weit und breit zer- streut. Sie liegen auf oft künstlich errichteten Hügeln von 10 bis 12 Fuß Höhe, die Wurten, auch Warfen, Warten, Worthen genannt werden, und die den Be- wohnern und allen ihren Habseligkeiten als Zufluchtsorte bei großen Ueberschwem- mungen dienen. Wie Burgen ragen diese Hügelwohnnngen aus dem Grasmeere hervor. Auf diese Wurten wird alles mit hinaufgezogen, was die Feuchtigkeit der Wiesengründe nicht verträgt, namentlich der Gemüsegarten. An ihren Ab- hängen werden Kohl und Rüben gebaut; im Sommer sind sie von dem in Blüte stehenden Senfsamen gelb gefärbt. Auch steht hier und da ein Baum auf dem Gipfel des Hügels neben dem Hanse. Sonst ist in der Marsch nirgend ein Busch oder Baum zu erblicken. Ueberall ziehen sich Deiche an-der Küste hin, welche das Land gegen die Meeresfluten schützen. Sie haben an manchen Stellen unten eine Breite von 160 Fuß und eine Höhe von 30 Fuß und sind mit Sielen versehen. Die Siele sind Oestnungen in den Deichen, durch welche das Wasser aus dem Lande zum Meere abfließt. Sie sind mit Thüren verschlossen, welche bei der Ebbe sich von selber aufthun, bei der Flut aber von dem anschwellenden Meerwasser wieder ge- schlossen werden. Weil die Deiche erhaben und daher trockener sind als das tief-

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 300

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
300 44. Der Dpreewalv. In der Niederlausitz, wo der Unterlauf der Spree beginnt, befindet sich eine der merkwürdigsten Gegenden der Mark, nämlich der Spreewald, in dessen Mitte die Stadt Lübben liegt. Die Spree kommt hier wegen mangelnden Ge- fälles gleichsam in Verlegenheit, welchen Weg sie wählen soll, und theilt sich daher in eine unzählige Menge von Armen, die eine weite Niederung durchfließen und bei hobem Wasserstande völlig überschwemmen. In älterer Zeit befand sich hier ein undurchdringlicher Bruchwald, den die Wenden oder Sorben zum Zufluchtsort erwählten, als sie vor den Deutschen nach Osten hin zurückweichen mußten. Die Nachkommen derselben wohnen noch heute im Spreewalde und haben die väter- liche Sprache und Sitte bewahrt. Ein Theil des Spreewaldes ist urbar gemacht und in fruchtbares Wiesen- und Gartenland verwandelt worden; ein anderer Theil besteht noch jetzt aus Wald. Die herrschende Holzart ist die gemeine Erle; doch findet man auch Eschen, Buchen, Eichen, Weiden und Kiefern. Da nun die ganze Gegend von zahllosen Flußarmen durchzogen ist, so müssen die Bewohner des Spreewaldes alle Ausflüge und Besuche in Kähnen abmachen, die sie mit großer Geschicklichkeit pfeilschnell durch das Wasser treiben. In festlichem Schmucke fährt man Sonntags in Kähnen zur Kirche. In ernstem, feierlichem Schweigen folgen auf Kähnen die Leidtragenden der Leiche eines Verstorbenen, welche zu Wasser nach dem Gottesacker gebracht wird. Zu Kahne besucht der Förster sein Revier, in Kähnen werden die Ernten heimgeholt. Der Fremde, welcher zur Sommerszeit in diese Gegend kommt, hat einen reichen Genuß. Die hohen ur- alten Eichen und Erlen, welche die Ufer besäumen, bieten in der Sommerschwüle erquickenden Schatten und spiegeln ihr dunkles Laub lieblich in dem klaren Wasser. Unter einem Lanbdache gleitet das Fahrzeug sanft dahin. Und wenn nun gar der Abend hereinbricht und der Mond sein blasses Licht durch das leise flüsternde Laub der Bäume wirft, dann ist der Anblick überaus köstlich. Ein ganz anderes Bild gewährt der Winter. Kaum hält das Eis, so schnallt sich jeder Schlittschuhe an. Das arme alte Mütterchen, das sich Leseholz sammelt, der Holzhauer, der Förster, Männer, Weiber und Kinder, alle gleiten dann pfeil- schnell über die spiegelblanken Kanäle. Noch vor wenigen Jahren war der Spreewald belebt von mancherlei Thier- geschlechtern, die hier ihr Wesen trieben. Hirsche und Rehe gab es in Menge. Besonders fanden Wasservögel, als: Kraniche, Schwäne, Störche, weiße und schwarze Auerhähne, Birkhühner u. a. reichliche Nahrung. Heut ist das anders geworden; die Kugel des Jägers hat arg aufgeräumt. Die Bewohner des Spreewaldes treiben Fischfang, doch leben sie auch vom Gartenbau. Der Boden zeigt einen üppigen Pflanzenwuchs, und das Gras kann öfter im Jahre geschnitten werden. Man fährt das Heu nicht ein, sondern stellt es in Haufen in Form eines Zuckerhntes ans, nachdem man eine passende Unter- lage gebaut hat, um es vor Ueberschwemmungen zu schützen. 45. Berlin. Berlin liegt mitten in der Geestfläche nur 115 Fuß über dem Meere an der für kleine Fahrzeuge schiffbaren Spree und steht dadurch mit der Elbe und Oder in Verbindung. Dazu kommen die vielen Eisenbahnen, wodurch die Stadt der Nord - und Ostsee, sowie dem Innern von Deutschland nahe gerückt ist. Als Haupt - und Residenzstadt des Königreichs Preußen, des größten und lebenskräf- tigsten deutschen Staates, hat sie sich mit wunderbarer Schnelligkeit entwickelt; sie zählt jetzt bereits 630,000 Einwohner. Das Aussehen der Stadt ist daher ein durchgehends neumodisches und ganz verschieden von dem alter Haupt- oder Handelsstädte, wie denn auch der auswärtige Handel nicht gerade die stärkste

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 302

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
302 Winterseld, Keith, Seydlitz, den alten Dessauer mit dem dreieckigen Hut und den Husarengeneral Ziethen. Diese Bildsäulen sind vom Bildhauer Schadow. Im Thiergarten steht das Standbild Friedrich Wilhelm's Iii. von Drake, einem Schüler Rauchs. Das großartigste Denkmal aber ist das von Friedrich dem Großen am Eingänge der Linden, von Rauch gefertiget. Es zeigt uns nicht bloß den großen König, sondern auch auf seinen Ecken und Flächen alle diejenigen Männer, welche die bedeutendsten Geistesrichtungen zur Zeit Fried- richs Ii. vertraten. Daß man auch den gemeinen Soldaten jetzt mehr Anerkennung zu Theil werden läßt, als vordem, wo die Invaliden nach dem Kriege betteln gehen mußten, beweist das von mehr als 1000 Personen bewohnte Jnvalidenhaus, worin für die hülflosen, im Kriege verstümmelten Soldaten Sorge getragen wird. Unter den zahlreichen Fabriken Berlins wollen wir nur au die vortreffliche Eisen gieß er ei erinnern, worin nicht bloß Brücken mit Bogen und Geländern, sowie Maschinen und Maschinentheile der verschiedensten Art, sondern auch herr- liche Bildsäulen und Brustbilder aus Gußeisen verfertiget werden. Ja die Kunst geht noch weiter und liefert die feinsten Schmucksachen aus Eisen, Finger - und Ohrringe, Armbänder und Ketten, was man sonst nur aus Gold zu arbeiten pflegte. Im Durchschnitt liefert die Fabrik jährlich 10,000 bis 12,000 Ctr. solcher Guß- waaren, wovon die leichtesten Vio Loth, die schwersten 40 Ctr. wiegen. Auch die königliche Porzcllanfabrik gehört zu den vorzüglichsten Europas. Da werden die feinsten Geschirre von den schönsten Formen verfertigt und ein großer Theil davon vergoldet. Die Zahl der dabei beschäftigten Menschen beträgt 400. — Von den Vergnügungsplätzen der Berliner ist der bekannteste der Thiergarten, ein 819 Morgen großer, mit Spaziergängen und Fahrstraßen durchzogener Park, worin Kaffeewirthschaften und Schaubuden aller Art zerstreut sind. Dieser Garten übertrifft an Ausdehnung, Reiz und Abwechselung, sowie an üppigem Baumwuchs alles, was der Art von künstlichen Gärten gefunden wird, allerdings begünstige: durch seine Lage in dem fetten Lehm - oder Marschboden des Tieflandes. Eine große Annehmlichkeit ist dabei, daß die Hauptallee des Nachts erleuchtet ist, sowie denn überhaupt die Erleuchtung von Berlin sehr glänzend und vollständig ist. 46. Die Küste der Ostsee. In weitem Bogen umschließen die Ostsee im Süden die deutschen Küsten, ein weiter, ebener, meist sandiger Landstrich. Ein flacher, breiter Landrücken, von Weichsel und Oder durchbrochen, durchzieht die ganze Ebene, kaum 200 Fuß hoch und nur in Einzelnen Hügeln, wie bei Königsberg und Cöslin, sich zu 300—500 Fuß erhebend. Gegen Westen verläuft er fast ganz in die Ebene und hildet nur noch die Wasserscheide zwischen Nord- und Ostsee. Bald ist er eine völlige Ebene, wie die preußische Hochebene im Osten und die mecklenburgische Fläche im Westen; bald erheben sich wellenförmige Hügelreihen oder kuppenartige Höhen auf seinem Rücken. Zahlreiche Seitenzweige durchziehen die ganze Ebene und geben einem großen Theile Pommerns, der Mark und Mecklenburgs das Ansehen eines Hügellandes. So umschließt dieser Höhenzug gleich einem breiten Walle die ganze Ostseeküste. Fast überall berührt er mit seinen Zweigen das Ufer, nur in der Nähe der Oder läßt er eine weite große Ebene als Vorland zum Meere frei, welche den nordöstlichen Theil Mecklenburgs und ganz Neu-Vor- pommern umfaßt. Dieses flache Oderbecken, in dem das Auge meilenweit keinen erhabenen Punkt entdeckt, findet im Nordosten seine Grenze in den Höhen der Insel Rügen und den Inseln der Odermündung. Ein so flaches und doch so vielfach von Hügeln durchschnittenes Land deutet auf einen Wasserreichthum hin, wie nicht leicht ein anderes ihn besitzen kann. Bei der geringen Abdachung kann das Wasser nicht verlaufen, und die Hügel um- schließen es zu Seen. Seenreichthum ist daher ein Hauptcharakter aller Ost-

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 305

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
305 Boden bestehendes Land; die vortreffliche Bewässerung und der rühmliche Fleiß der Bewohner haben indessen einen unerwartet guten Anbau hervorgebracht. Im Osten breitet sich die große Provinz Preußen aus, die dem ganzen Königreiche seinen Namen gegeben hat. Hier wohnten einst die ursprünglichen Preußen, welche zu dem Volke der Letten gehörten und von ihren slavischen Nach- barn Porussi, d. i. Nebenrussen, genannt wurden. Die Weichsel theilt die Provinz in Ost- und Westpreußen. Königsberg am Pregel ist eine bedeutende Handels- stadt, da hier jährlich viele hundert Schisse ein- und auslaufen. Die vorzüglichste Handelsstadt der Provinz aber und zugleich eine starke Festung ist Danzig. Ihre Lage an der Mündung der Weichsel macht sie zu einem bedeutenden Seehandelsplatze, auch hat die preußische Kriegsmarine hier ihre Hauptstation. Die äußerste Grenz- stadt dieser Provinz ist Memel. — Außer den Flüssen Weichsel, Pregel und Niemen oder Memel hat die Provinz durch ihre Lage an der Ostsee noch einen be- sondern Reichthum an Gewässern, indem die See hier mehrere tiefe Einschnitte bildet. Diese Einschnitte sind durch schmale Halbinseln oder Nehrungen vom Meere getrennt und gleichen daher Landseen, die durch einen schmalen Wasserlauf mit dem Meere in Verbindung stehen. Zu diesen Gewässern gehören das frische und das kurische Hass, die sehr fischreich sind. Der Boden des eigentlichen Preußens ist größtentheils flach, an vielen Stellen sandig oder morastig und zum Theil mit kleinen Landseen wie übersäet. Zu den besondern Produkten gehört der durch seine schöne gelbe Farbe so beliebte Bernstein, der sowohl in dem trockenen Boden der Küste als auch in der Ostsee gefunden wird. Westlich von Preußen zieht sich die Provinz Pommern lang und schmal an der Ostsee hin. Die Oder theilt das Land in Vor- und Hinterpommern. Zu dieser Provinz gehört auch die Insel Rügen, welche durch eine schmale Meerenge von dem festen Lande geschieden ist. Rügen zeichnet sich durch Naturschönheiten aus; denn es ist von Hügelreihen durchzogen, welche größtentheils aus Kreidefelsen be- stehen und sich hier und da als Vorgebirge in das Meer hinaus erstrecken und die herrlichsten Aussichten über den Wasserspiegel derostsee gewähren. Stettin und Stralsund sind berühmte See- und Handelsstädte Pommerns. Die Festung C o l b e r g ist aus der Zeit der F r a n z o s e nkriege rühmlich bekannt. — Pommern ist eine niedrig gelegene, meist sandige Ebene. Der Fischfang, namentlich derhärings- fang, ist sehr bedeutend. Die Provinz Posen breitet sich an den Ufern der Warthe und Netze aus und ist ein Theil des alten Königreichs Polen. Die bedeutendsten Städte sind Posen, welches viele ansehnliche Gebäude und Kirchen aufzuweisen hat, und Bromberg, an dem gleichnamigen Kanal, der die Weichsel und die Netze mit einander ver- bindet. An Waldungen, in welchen sich noch Wölfe aufhalten, fehlt es der Provinz nicht, und die weiten guten Wiesenflächen sind der Viehzucht besonders förderlich. Schlesien ist die verhältnißmäßig bevölkertste Provinz Preußens. Es wird von der Oder durchströmt, zu deren Nebenflüssen die geschichtlich berühmte Katzbach gehört. Eine Reihe schöner Städte liegt an der Oder, unter andern Breslau, nächst Berlin die größte Stadt Preußens. Oppeln liegt in einer Gegenv, die an Erzen und Steinkohlen reich ist. Die starken Festungen Glatz und Neisse am Riesengebirge schützen die Südgrenze. — Der Boden Schlesiens ist, das Gebirgs- land ausgenommen, fruchtbar. Am fruchtbarsten sind die Thäler an den Flüssen; sie liefern Getreide aller Art und vorzüglichen Flachs. Die Einwohner zeichnen sich durch Thätigkeit, Geschicklichkeit und größtentheils auch durch Bildung aus. Freilich geht es den Leinwebern in den Gebirgsgegenden trotz alledem bisweilen gar traurig; denn die Verfertiger der schönen schlesischen Leinwand und der feinen Schleier sind eben keine wohlhabenden Leute, und wenn die Fabriken an Absatz verlieren und der Lohn herabgesetzt wird, oder wenn die Preise der Nahrungs- mittel steigen, kommt wohl Hungersnoth über die armen Familien. Die Tuchbe- reitung aus der von den vielen veredelten Schafherden gewonnenen Wolle, sowie der Bergbau und die Hüttenwerke geben Tausenden Beschäftigung. Gebirge und Thäler, rauschende Gebirgswasser, tosende Wasserfälle, schnell dahineilende Vaterländisches Lesebuch.. 20

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 315

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
315 Roggen, Hafer und Kartoffeln. Der vorzüglichste Zweig der Landwirthschaft ist die Viehzucht. Auf dem eigentlichen Gebirge finden sich wenige in Städtchen und Dörfern zusammengezogene Gemeinden, die meisten bestehen nur aus zerstreuten Höfen und Häuschen von eigenthümlicher Bauart. Vor allem aber birgt der Schwarzwald ein kräftiges, gesundes, wackeres Volk von Hirten, Holzhauern, Flößern, Ackerbauern, das alte Sitte, alte Kühnheit er- halten hat. Riesenhohe Tannen und Fichten flößt der Schwarzwälder auf seinen Gebirgsbächen hinunter zum Neckar und Rhein, auf dem sie in große Flöße ver- bunden werden, so groß, daß oft vierzig Menschen auf denselben sind, um sie mit Rudern und Stangen zu regieren. Mit dem breitkrempigen Hute, der rothen Weste und den weißen Hemdsärmeln stehen diese kräftigen Gebirgssöhne in langer Reihe auf dem schwimmenden Walde und lassen ihn im taktmäßigen Ruderschlage nach den Niederlanden hinabgleiten, um reichen Städten feste Unterlage, schwel- lenden Segeln eine Stütze zu gewähren. Für Holz tauscht der Schwarzwälder das Brotkorn ein, das ihm sein Boden auf den Bergeshöhen verweigert. Seine Holzschnitzereien, Uhren, Strohhüte u. s. w. sind durch ganz Deutschland bekannt. Man findet überdem im Schwarzwalde Hammerwerke, Glashütten, Pech- und Theersiedereien, besonders aber viel Sägemühlen. Die Wohnungen liegen in den wildschönen Thälern zerstreut umher, von Holz, mit Stroh oder Schindeln gedeckt. Die Stuben zu ebener Erde sind schwarz getäfelt, mit vielen Fenstern versehen, ohne darum viel Licht zu haben, wegen der weit hervorspringenden Dächer. Zu den Schlafgemächern führen Gänge von außen. Unter diesen Gängen draußen am Hause liegt der Holzvorrath. Keine Hütte ist ohne plätschernden Brunnen, und nicht selten steht eine kleine Kapelle daneben mit einem Glöckchen zum Morgen- und Abendgebete. 53. Die Donau. Die Donau ist der größte Strom Deutschlands; seine Länge beträgt, die Windungen mitgerechnet, an 380 Meilen. Er zerfällt in 3 Theile, die deutsche Donau bis Preßburg, die ungarisch-slavische bis Orsowa und die wala- ch i s ch - b u l g a r i s ch e bis zur Mündung in's schwarze Meer. Die Donauquelle befindet sich auf dem Schwarzwalde in einer Höhe von etwa 2200 Fuß. Bei Preßburg beträgt die Seehöhe nur etwa noch 400 Fuß. Daraus läßt sich schließen, daß die Ebenen der mittlern und untern Donau tief liegen und der Läuf des Stromes, der von Ofen noch 2/3 seines Weges zurückzulegen hat, langsam, also der Schiffahrt äußerst Vortheilhaft werden muß. Die Donauquellen vereinigen sich bei D o n a u - E s ch i n g e n zu einem Fluß. Der an 100 Fuß breite Strom durchfließt nach seinem Austritt aus dem Groß- herzogthum Baden das preußische Fürstenthum Hohenzollern-Siegma- ringen und den Südtheil des Königreichs Würtemberg. Auf diesem Laufe durchbricht er schäumend die Felsen der schwäbischen Alp und setzt dann am süd- lichen Abhang des Gebirges seinen Lauf ruhiger fort bis zur Bundesfestung Ulm. Hier wird er schiffbar und betritt das Königreich B aiern. Er nimmt nun seinen Lauf zwischen den Vorbergen der Alpen und den Hügelreihen, die von der schwä- bischen Alp und dem Fichtelgebirge ausgehen. Unterhalb Regensburg stellen sich ibm die Gebirge des Böhmerwaldes entgegen. Verstärkt durch den Lech, der von Augsburg, durch die I s a r, die von München, und endlich durch den Inn, der von Tirols Hauptstadt, Innsbruck, herkommt, bahnt er sich den Ausgang durch die Felsenwände unterhalb Passau und tritt in das schöne Oesterreich. Besonders herrlichst der zwischenlinz uudwien liegende Theil des Flusses. Bei der erstgenannten Stadt fließt er, von Bergen eingeengt, in einem ungetheilten Strome. Unterhalb der Stadt aber fängt er bald an, viele große und kleine Inseln zu umfassen und sich in viele Arme zu spalten. An vielen Stellen ragen aus dem Wasser Sandbänke heraus; sind sie bewachsen, so nennr man sie Auen. Diese mit Espen, Linden, Pappeln, Ahornbäumen, Weiden und Gebüschen aller Art

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 316

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
316 bedeckten Auen bieten große Weideplätze für eine unzählige Menge von Wild dar; die kleinen Arme, Einbuchten und Seen zwischen den Sandbänken und Inseln sind gewöhnlich mit unzähligen Wasservögeln bedeckt: mit wilden Enten und Gänsen, mit Reihern, Kranichen, Kiebitzen, Krähen und besonders mit Möven. Außerdem erhöhen den Genuß der Donanreise herrlich gelegene Dörfer und Schlösser, die aus den Gebüschen des Ufers oder der Auen wie aus einem Versteck hervorsehen. Zuweilen zieht der Fluß sich lang gestreckt vor den Blicken hin wie eine große Chaussee; öfter noch ist er aus allen Seiten von Bergen eingeschlossen, und wir fahren wie in dem engen Kreise eines einsamen Bergsees. Eine Wendung des Schisses bringt uns in eine andere abgeschlossene Wassermasse hinein. So scheint es, als reihe eine Kette von Seen sich an einander, an deren schroffen, felsigen Ufern wir zu scheitern fürchten. — Bemerkenswerth sind noch die Stromengen und Strömungen, genannt Strudel und Wirbel, unterhalb des Städtchens Grein. Hier werden die Berge immer höher und schroffer. Dichte Wälder werfen ihre Schatten über den Strom, der bald schwarz und düster dahinschleicht, bald mit weißem Schaum brausend weiterstürzt. Hier und da erheben sich alte Burgen auf den Felsen. Man fährt an einer Insel vorbei, auf deren Spitze ein Crucifix steht. Sie theilt die Donau in zwei Theile, deren einer über Felsblöcke dahinbraust. Schon in weiter Entfernung hört man das Getöse, und das Schiff wird vom Strudel so schnell vorwärts getrieben, daß man kaum Zeit hat, die Gegenstände am Ufer zu beschauen. Noch bei vielen merkwürdigen Städten, Burgen und Schlössern fährt das Dampfschiff vorbei. Endlich nach neunstündiger Fahrt landet es in der Nähe von Wien. Hier am Donauhafen ist ein beständiges Gewimmel von Menschen und Wagen; man merkt die Nähe der großen Stadt. Von Wien bis Preßburg, der frühern Hauptstadt Ungarns, ist nur noch eine Strecke von 7 Meilen. Unter den Nebenflüssen des Oberlaufes ist die Altmühl auf der linken Seite darum von besonderer Wichtigkeit, weil sie mit der Regnitz durch den Lud- wigs kanal in Verbindung steht, wodurch eine Vereinigung zwischen Donau, Main und Rhein, sowie zwischen dem schwarzen Meere und der Nordsee her- gestellt ist. Die ganze obere Donau bewegt sich im Hoch- und Berglande, nämlich zuerst in meist tief eingeschuittenem Bette durch die schwäbisch-bairische Hochebene und dann durch das österreichische Bergland. Erst etwa 6 Meilen oberhalb Wien tritt sie in einen schmalen Streifen Tiefland von etwa 500 Fuß Seehöhe ein, der sich bis Wien hinzieht; zu beiden Seiten lagern jedoch in der Ferne Berge, rechts Vorberge der Alpen, links die südöstlichste mährische Terrasse. Näher bei Wien treten die Berge wieder ganz nahe an die Ufer heran; rechts- der Wiener- wald, links die mährischen Höhen. Darauf tritt die Donau in ein größeres Tief- land, in das österreichische mit dem M arch fel d e, ein, wo die Ufer der Donau stach sind, welches indessen schon bei Preßburg wieder endet, indem dort links die kleinen Karpathen und rechts die Leitha-Höhen sich an den Strom herandrängen. Von Preßburg an, wo der mittlere Lauf beginnt, bis zum Ende der öst- lichen Richtung deö Donaulaufs, oberhalb Ofen und Pesth, ist es ein ungleich größeres Tiefland, das ober ungarische, welches von dem Strom durchschnitten wird. Der Strom spaltet sich in unzählige Arme, so daß es schwer wird, zwischen den vielen flachen Inseln noch einen Hauptfluß zu unterscheiden. Durch eine Strom- theilung wird die von Preßburg bis Komorn reichende, l l Meilen lange frucht- bare Insel Schütt gebildet. Die einsamen Ufer sind mit niederem Walde oder mit Weideland bedeckt. Hier und da erblickt man eine Herde breitgehörnter Rinder, brauner Pferde und borstiger Schweine, und auf den Sandbänken des Ufers halten graue Reiher oder schwarze Enten Wacht. Ans den Büschen schaut aus- nahmsweise ein niederes Hüttendach hervor; beinahe noch seltener begegnet man einem Lastschiffe oder einigen Fischerbooten, aber viele Schifsmühlen ziehen sich längs der Ufer hin. Unterhalb der berühmten Festung K o m o r n, wo die Waag in die Donau fällt, werden die Ufer wieder belebter. Die kleinen Dörfer bestehen
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