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stützen ; auch Glocken klingen beständig um ibn ; es sind die Glocken seiner Pferde,
die das Holz auf Schlitten über Moos und Gras aus dem Walde herbeischaffen-
Eine einfache Hütte aus jungen Tannenstämmen ist die Wohnung der Köhler.
In der Mitte ist die Feuerstelle, über welcher an einem eisernen Haken ein Kessel
hängt. Einige Kisten mit Brot, Mehl, Kartoffeln :c. und breite Bänke als Lager-
stätte, auf denen Moossäcke statt der Betten liegen, vollenden den Haußrath.
Mittwochs und Sonnabends kommen gewöhnlich die Frauen der Köhler, um die
nöthigen Nahrungsmittel zu bringen. Scheibensuppe, aus Brot, Wasser, Salz, But-
ter und Kümmel bestehend, ist die gewöhnliche Abendspeise. Ein glattes Buchen-
brett, das zwischen zwei Stricken in der Schwebe hängt, und woran mit einem
hölzernen Hammer geschlagen wird, dient als Tischglocke.— Die Vogelsteller ver-
folgen die armen Vögel mit Leimruthen, Vogelherden und Schlingen. Der Vogel-
herd besteht aus Netzen, die man in Rahmen spannt und so an einem offenen
Kasten befestigt, daß sie von zwei Seiten wie ein getheilter Deckel auf den an der
Erde stehenden Kasten fallen können. Eine Schnur zum Zuziehen der Netzdeckel
geht nach einem Häuschen, in welchem der Vogelsteller sitzt. Mit den gefangenen
Dompfaffen, Zeisigen und Hänflingen wird ein bedeutender Handel getrieben.
41. Der Rhein.
Der Deutsche mag wohl auf seinen Rheinstrom stolz sein; nicht auf seine
Größe, viele andere Ströme, selbst europäische, übertreffen ihn weit an Länge,
Breite, Wasserfälle, an Ausdehnung ihres Gebietes; nicht einem aber ist ein so
edles Ebenmaß beschieden, so richtige Verhältnisse, so vollständige Entwicklung;
nicht einer sieht an seinen Ufern auf gleiche Weise Kunst und Natur, geschicht-
liche Erinnerung und lebendige Gegenwart vereint. In dem erhabensten und
herrlichsten Gebiete des mächtigen Alpengürtels hängen an himmelhohen Fels-
gipfeln mehr als 300 Gletscher, welche dem Rheine ihre vollen tobenden Gewässer
zusenden. Wo sie aus dem Gebirge hervortreten, da beruhigen sich die ungestümen
Alpensöhne in etwa 15 der größten und schönsten Seen, unergründlichen, smaragd-
neu Becken, hier von unerklimmbaren Felsen eingeengt, dort von Rebenhügeln
und grünen Matten umkränzt, einer fast unabsehbar wie das Meer. Krystallhelle
Fluten entströmen diesen Seen in raschem, doch schon ruhigerem Laufe. Bald in
einem Bette vermischt, wogen sie mächtig und friedlich dahin durch lachende
Fluren, an stattlichen Schlöffern, hohen Domen, kunstreichen, belebten Städten
vorbei, denen sie reiche Lasten zuführen. Hohe Waldgebirge winken lang hin aus
blauer Ferne, spiegeln sich dann in dem herrlichen Strome, bis er die weite,
schrankenlose Ebene betritt und nun dem Schoße des Meeres zueilt, ihm mächtige
Wasserspenden zu bringen und sich dafür in seinem Gebiete ein neues Land zu
erbauen. An den Wiegen des Rheins erklingen die Gesänge armer, aber freier
und froher Hirten, an seinen Mündungen zimmert ein ebenso freies, dabei reiches,
kunstsinniges, gewerbfleißiges, unternehmendes Volk seine schwimmenden Häuser,
welche die fernsten Länder und Meere beschissen und einst beherrscht haben. Wo
ist der Strom, der eine Schweiz an seinen Quellen, ein Holland an seinen Mün-
dungen hätte, den seine Bahn so durch lauter fruchtbare, freie, gebildete Land-
schaften führte? Haben andere größere Wasserfülle und Breite, so hat der Rhein
klare, immer volle, sich fast gleich bleibende Fluten, so ist seine Breite gerade die
rechte, hinreichend für Floß und Schiff, für allen Verkehr der Völker, und doch
nicht so groß, daß sie die beiden Ufer von einander schiede, daß nicht der erkennende
Blick, der laute Ruf ungehindert hinüber reichte. Mächtig und Ehrfurcht gebietend
erscheint er als ein bewegter Wasserspiegel in den heitersten Rahmen gefaßt, nicht
als eine wässerige Oede mit nebeligen Ufern.
Der Rheinstrom ist recht eigentlich der Strom des mittleren Europa; au
seinen Quellen begegnen sich Italien, Burgund, das südliche Deutschland. Seine
Niederung schiebt sich zwischen den Norden Frankreichs und die Ebenen des alten
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Extrahierte Ortsnamen: Rhein Rheine Rheins Rhein Rheinstrom Europa Italien Burgund Deutschland Frankreichs
299
Quadersandsteingebilde zwischen Letschen und Pirna, welche in reizender Unord-
nung umherliegen und eine Menge enger Thäler, Waldhöhen und Schluchten
bilden. Vom hohen Winterberg ist sie ganz zu überblicken, indem man die Elbe
dicht seitwärts in der Tiefe hat. Steigt man südlich vom Berge nach dem nächsten
böhmischen Dorfe hinunter, so kann man auf einem Kahne die angenehmste Fahrt
nach Schandau und eine Stunde weiter nach der berühmten Bergfestung König-
stein machen. In der Nähe von Pirna sind große Sandsteinbrüche, von denen
besonders der im Liebethaler Grnnde sich auszeichnet. Da werden ans großen,
mit unendlicher Mühe abgelösten Felsenstücken Fenster- und Thürbekleidungen,
Wassertröge, Schleif- und Mühlsteine rc. behauen und dann weit und breit ver-
schickt. Unterhalb Pirna endet die Gebirgswelt, und es beginnt wellenförmige
Thalung; links ist die große Flur von Dörfern und Aeckern von unmuthigen
Hügetgruppen verschönert, und rechts eine Kette von Weinhügeln und hübschen
Landgütern. Darin prangt die Hauptstadt Sachsens, Dresden. Bei Meißen
zwängt sich die Elbe zum dritten Male durch Granitberge hindurch, um endlich
in die norddeutsche Tiefebene zu gelangen. Zwischen Riesa und Mühlberg tritt
sie als ein breiter und schiffbarer Strom in die preußische Provinz Sachsen. Bis
gegen Torgau hin wird sie nun von niedrigen Höhenzügen begleitet, strömt dann
aber zwischen flachen Ufern dahin, an denen sich nur noch hier und da eine Er-
hebung des Bodens zeigt. Wo ihre Ufer nicht durch Dämme begrenzt sind, da
ergießt sie im Herbst und Frühjahr häufig ihre gelben Fluten über die weiten
Fluren. Oft durchbricht sie gewaltsam die Dämme; dann verschütten die Wasser
des Flusses ganze Strecken des früheren Schiffahrts-Bettes, aber sie graben den
Fahrzeugen nicht selten neue und bessere Kanäle. In wenig Tagen zerstören sie
oft die Arbeit von Jahrzehnten; hier reißen sie fruchtbare Uferstrecken fort, aber
sie füllen anderwärts auch Sümpfe und andere unfruchtbare Strecken mit frucht-
barem Boden aus.
Nach der Aufnahme der schwarzen Elster von der rechten Seite strömt sie
bei Wittenberg vorbei, vereinigt ferner mit sich bei Dessau die Mulde und
weiter abwärts die Saale, die ihr auf der linken Seite zufließen, berührt die durch
ihre Salzwerke berühmte Stadt Schönebeck und gelangt endlich nach der starken
Festung Magdeburg.
Von hier beginnt der untere Lauf der Elbe. Auf dem linken Ufer finden
sich hier und da große Torflager, noch mehr aber fruchtbares Ackerland, das an
Stelle der jetzt meist verschwundenen Laubwälder getreten ist. Ebenso sind aucb
die Nadelwälder des rechten Ufers meist verschwunden, wo der Boden meist san-
dig und stellenweise durch moorige Gründe und einzelne Strecken guten Landes
unterbrochen wird. Herrliche Weiden breiten sich an den Ufern, besonders an dem
linken, aus, zuweilen sogar auf und an den Dämmen. Hier gedeiht vortrefflich
großes und kräftiges Vieh, wie es für die schwere Ackerarbeit gefordert wird. Auf
dem linken Ufer sind üppige Weizen-, Raps- und Runkelrübenfelder angelegt
worden. Sauer ist zwar die Arbeit bei ihrer Bestellung, denn in dem schweren
Boden muß oft der Pflug von 4 Pferden gezogen werden; aber der Ertrag ist sehr
reichlich. Besonders berühmt ist die Magdeburger Börde. Zur Zeit der
Ernte begeben sich hierher viele der armen Bewohner des Eichsfeldes, um sich hier
ihr tägliches Brot zu verdienen. Das ganze Uferland hinab von der Magdeburger-
Gegend bis über Lüneburg war in uralter Zeit der Sitz der Longobarden, durch
lüneburgfche Heiden von den Cheruskern getrennt, und heißt noch jetzt Lange
Börde (Bord heißt Rand, Ufer).
Unterhalb gegen Hamburg liegt der Billenwerder und die Vierlande,
fette, von Armen der Elbe und dem Nebenflüßchen Bille umfaßte Marschländer.
Weiter hinab gegen die Mündung breiten sich an der rechten Seite die Wilster
Marsch an der Stör und Ditmarsen zwischen Elbmündung und Eider aus,
links das Alteland an der Este, Kehding an der Oste und dasland Hadeln.
Der Hauptnebenfluß der Unterelbe ist die Havel, mit der sie auch durch den
von Friedrich dem Großen angelegten Plauenschen Kanal in Verbindung steht.
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304
Ricktung. Die Hauptflüsse nehmen eine Menge von Nebenflüssen auf, welche
theils auf den Gebirgen und Höhenzügen entspringen, theils aus den Mooren der
Ebene kommen. Sie erhöhen die Fruchtbarkeit des Bodens und vermitteln den
Verkehr, da mehrere derselben schiffbar sind. So wasserreich wie vor Jahrhun-
derten sind die Flüsse Preußens nicht mehr, was seinen Grund in der Abnahme
der Waldungen und der Entwässerung der Moore hat. Zur Förderung der Schiff-
fahrt sind Kanäle hergestellt, die zum Theil durch schiffbare Nebenflüsse die größern
Ströme mit einander verbinden. Landseen finden sich in großer Menge in den
Küstengegenden der Ostsee.
Die meisten Einwohner Preußens (fast %) leben auf dem Lande in Dörfern
und treiben Ackerbau und Viehzucht. Ein Land, das sieben W hatte, nämlich:
Wasser, Wiese, Weide, Wolle, Weizen, Wald und Wein, wurde von den alten
Deutschen als ein glückliches gepriesen. Unser Preußen hat nicht bloß diese
sieben W — hier mehr von dem einen, dort mehr von dem andern —, sondern
auch noch viele andere Erzeugnisse des Bodens und der See auszuweisen, die so
reichlich vorkommen, daß sie als Handelsartikel ausgeführt werden. In den tiefen
Bergthälern, an den Flußufern und in den Marschen sind die Ernten, wenn Gott
Regen und fruchtbare Zeiten giebt, so reichlich, daß ein großer Theil verkauft
werden kaun. Man baut Weizen auf fettem Boden, Roggen als Hauptfrucht
und nächst ihm Gerste auf mittelgutem Boden, Hafer und Buchweizen besonders
in den Saudflächen, Kartoffeln, Hülseufrüchte und Gemüse fast überall, Flachs
besonders in Schlesien, Sachsen, Hannover, Westfalen, Pommern und Preußen.
Der Obstbau wird überall gepflegt, besonders aber am Rhein, in Sachsen und
Schlesien. In diesen Gegenden wird auch Wein gebaut.
Die trefflichen Weiden an den Berghängcn und den Flüssen laden zur Vieh-
zucht ein. Besondere Sorgfalt wird auf die Pferde-, Rind- und Schafzucht ver-
wendet. In Holstein, Hannover und Ostpreußen zieht man die besten Pferde;
das Hornvieh der Marschgegenden ist berühmt; Ziegen werden besonders in den
Berggegeuden gehalten; die Bienenzucht wird auf den Heiden stark betrieben.
Auf den Gebirgen zumal, aber auch in den Ebenen giebt es herrliche Wal-
dungen, die sorgfältig gepflegt werden. Tannen wachsen auf deu höheren Theilen
der Gebirge, Eichen und Buchen an den Abhängen derselben, wie in den Ebenen
auf besserem Boden, während die Fichte auf dem Sandboden am meisten angepflanzt
wird. Auf Bruchboden gedeihen noch die Erle und die Birke.
In den Flüssen und Seen giebt es viele Fische. An den Meeresküsten und
auf den Küsteniuseln leben viele Familien vom Fisch-, Seehunds- und Austern-
sang. Die Wälder bergen noch Hirsche, Rehe, wilde Schweine und anderes Wild.
Die Gebirge sind reich an Metallen und Steinkohlen. Auch an Salz- und
Heilquellen fehlt es nicht.
Die Mehrzahl der Bewohner Preußens sind deutscher Abstammung. Im
Norden ist die plattdeutsche Sprache vorherrschend, im Süden wird hochdeutsch
gesprochen. In Schlesien und Posen wohnen noch Slaven mit eigner Sprache
und manchen besondern Sitten und Gebräuchen. Hinsichtlich des religiösen Be-
kenntnisses gehören 16 Millionen Preußen der evangelischen, theils derlutherischen,
theils der reformierten Kirche an; die übrigen 8 Millionen bekennen sich zur römisch-
katholischen Kirche.
Das ganze Königreich zerfällt in elf Provinzen.
Die Provinz Brandenburg liegt in der Mitte des Landes, und aus ihr
ist der große preußische Staat allmählich hervorgewachsen. Hier liegt auch die
Haupt- und Residenzstadt Berlin, die unter allen deutschen Städten die größte
ist. Potsdam liegt in einer lieblichen Gegend; hier haben die Könige Preußens
sich Lustschlösser erbaut, die sie im Sommer bewohnen. Das berühmteste derselben
ist Sanssouci (d. h. Sorgenfrei). Die beiden Festungen Küstrin und Spandau
dienen zur Beschützung der Hauptstadt. Frankfurt an der Oder ist wegen
seiner Messen berühmt. Brandenburg hat der ganzen Provinz den Namen
gegeben. Die Provinz Brandenburg ist ein fast ebenes, großentheils aus sandigem
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517
beinahe 400' über den Meeresspiegel sich erhebt (Scheelsberg 379 Fuß). In
Holstein erreicht er bei Bornhövd (d. h. Quellhaupt) seine bedeutendste Höhe, und
hier haben auch alle größeren Flüsse (Stör, Schwentine, Trave) ihren Ursprung.
In einer längst verschwundenen Zeit, wie es scheint, von Waldungen bedeckt,
trägt er jetzt nur noch geringe Ueberbleibsel derselben (z. B. Birten) und ist an
vielen Stellen durchaus bäum- und schattenlos geworden, unabsehbar von Heide-
kraut überzogen, und besteht meist aus Sand, unfruchtbarer, blaurother Ahlcrde und
Moorboden. Ackerbau und einigermaßen fruchtbare Strecken finden sich am
meisten noch in den östlichen Hügelgürteln der Heide. Dagegen macht die mehr
westlich gelegene flache Gegend, die höchstens durch ein Hünengrab oder einen
kleinen Berg von Flugsand hier und da unterbrochen wird, den traurigsten Ein-
druck. Umsonst suchen wir große Güter und stattliche Gehöfte; vielmehr wird oft
stundenlang kein Dorf sichtbar, nur hin und wieder eine Hütte mit wenigem und
magerem Vieh. So sind zu erwähnen die großen Heiden mit gewaltigen Mooren
bei Segeberg und Neumünster (Hoh-Heide) und die noch ausgedehnteren an der
Straße von Flensburg nach Tondern, oder von Hadersleben nach Lygumkloster.
Nicht überall jedoch ist die hohe Geest eine so trostlose Wüste, wie sie dem Fremden
erscheint, der mit der Eisenbahn durch unser Land fährt. Denn diese ist von der
dänischen Regierung fast immer durch die verhältnißmäßig unbewohntesten und
unbebautesten Strecken gelegt, damit die Städte, die deutsch gesinnt waren, wo
möglich ganz vermieden würden. Wo irgend ein lebendiges Wasser, ein Fluß
oder Bach, der aus den schöneren Gegenden von Osten herkommt, durch die Heide
rinnt und eine Vertiefung an den Ufern vor dein kalten Rordwestwind geschützt
ist, da ist es der neueren Landwirthschaft und der Ausdauer des Volkes gelungen,
die Wüste in ein stellenweise fruchtbares Land umzuwandeln. In dieser Be-
ziehung kommen immer weitere Distrikte unter den Pflug. Vor allem ist hier die
Umgegend von Neumünster, von Rendsburg zu erwähnen, wo in den letzten
Jahren eine bedeutende Fläche Landes urbar gemacht ist.
Uebrigenö sind diese Heiden ein geschichtlich wichtiger Theil des Landes, denn
sie sind seine Schlachtfelder seit einem Jahrtausend. Hier liegt da« Danevirk,
der Margarethenwall, der Kograben, hier liegen Bornhövd und die Lohheide,
hier das aus dem Jahre 1850 wohlbekannte Jdstcd, sowie Overselk und Oeversee,
die Siegesstätten der Oesterreicher im Jahre 1804.
Die Marsch.
An den westlichen Rand der Geest schließt sich da« Gebiet der Marschen.
Sie sind baumlos wie die Heide, und so grün und reich an werthvollen Produkten
wie die Ostküste. Mächtige Dämme (Deiche) theilen diesen von der Geest scharf
abgegrenzten, durchschnittlich anderthalb Meilen breiten und von Hoher in Nord
schleswig bis weit über Glückstadt in Holstein hcrabreichenden Landstrich in Be
zirke (Köge), Gräben und Kanäle die Bezirke in kleinere Felder (Fennen). Am
Rande der Geest ziehen sich dicht gebaute große Dörfer und Flecken hin. In der
Marsch selbst begegnen dem Auge nur einzelne Gehöfte (Staven), die sich auf
künstlichen Hügeln (Murten), umgeben mit Gräben, wie ebenso viele kleine Burgen
erheben.
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Aus der Erdkunde.
34. Die Marschen an den Mündungen der Weser
und der Elbe.
'ie Ströme führen, besonders bei Ueberschwemmungen, fettes Erdreich aus
dem Innern des Landes mit sich; dieses wird von dem Meere an die
Küste geworfen und dort zu Inseln und fetten Schlammbänken auf-
gehäuft. So sind die Marschen entstanden, von deren grünem Saume
die ganze Nordseeküste Deutschlands umzogen ist.
Die Marschen sind flach und scheiden sich dadurch scharf von dem übrigen,
älteren festen Lande, das ihnen zum Anhaltspunkte dient, wie der Knochenbau dem
Fleische. Die Marschbewohner nennen jenes höhere Land die Geest oder Gast,
und der Unterschied von Geest und Marsch wird von ihnen immer besprochen, ja
einem rechten Marschbauer zerfällt fast die ganze Welt in Geest und Marsch.
Die Marsch ist viel fruchtbarer als die Geest; jene ist kahl und völlig waldlos,
diese stellenweise bewaldet. Jene zeigt nirgend Sand und Heide, sondern Acker
an Acker, Wiese an Wiese; diese ist heidig, sandig und nur stellenweise bebaut.
Die Marsch ist von Deichen und schnurgeraden Kanälen durchzogen, ohne Quellen
und Flüsse; die Geest hat Quellen, Bäche und Flüsse.
Die weiten Wiesenfluren in der Marsch sieht man in der Nähe und Ferne
mit Herden weidender Rinder bedeckt; von den entlegenen Weiden schimmern die
bunten Rücken der Kühe und Ochsen noch wie Wiesenblümchen herüber. Wie die
Viehherden, so erblickt man auch die Wohnungen der Leute weit und breit zer-
streut. Sie liegen auf oft künstlich errichteten Hügeln von 10 bis 12 Fuß Höhe,
die Wurten, auch Warfen, Warten, Worthen genannt werden, und die den Be-
wohnern und allen ihren Habseligkeiten als Zufluchtsorte bei großen Ueberschwem-
mungen dienen. Wie Burgen ragen diese Hügelwohnnngen aus dem Grasmeere
hervor. Auf diese Wurten wird alles mit hinaufgezogen, was die Feuchtigkeit
der Wiesengründe nicht verträgt, namentlich der Gemüsegarten. An ihren Ab-
hängen werden Kohl und Rüben gebaut; im Sommer sind sie von dem in Blüte
stehenden Senfsamen gelb gefärbt. Auch steht hier und da ein Baum auf dem
Gipfel des Hügels neben dem Hanse. Sonst ist in der Marsch nirgend ein Busch
oder Baum zu erblicken.
Ueberall ziehen sich Deiche an-der Küste hin, welche das Land gegen die
Meeresfluten schützen. Sie haben an manchen Stellen unten eine Breite von
160 Fuß und eine Höhe von 30 Fuß und sind mit Sielen versehen. Die Siele
sind Oestnungen in den Deichen, durch welche das Wasser aus dem Lande zum
Meere abfließt. Sie sind mit Thüren verschlossen, welche bei der Ebbe sich von
selber aufthun, bei der Flut aber von dem anschwellenden Meerwasser wieder ge-
schlossen werden. Weil die Deiche erhaben und daher trockener sind als das tief-
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300
44. Der Dpreewalv.
In der Niederlausitz, wo der Unterlauf der Spree beginnt, befindet sich eine
der merkwürdigsten Gegenden der Mark, nämlich der Spreewald, in dessen
Mitte die Stadt Lübben liegt. Die Spree kommt hier wegen mangelnden Ge-
fälles gleichsam in Verlegenheit, welchen Weg sie wählen soll, und theilt sich daher
in eine unzählige Menge von Armen, die eine weite Niederung durchfließen und
bei hobem Wasserstande völlig überschwemmen. In älterer Zeit befand sich hier
ein undurchdringlicher Bruchwald, den die Wenden oder Sorben zum Zufluchtsort
erwählten, als sie vor den Deutschen nach Osten hin zurückweichen mußten. Die
Nachkommen derselben wohnen noch heute im Spreewalde und haben die väter-
liche Sprache und Sitte bewahrt. Ein Theil des Spreewaldes ist urbar gemacht
und in fruchtbares Wiesen- und Gartenland verwandelt worden; ein anderer
Theil besteht noch jetzt aus Wald. Die herrschende Holzart ist die gemeine Erle;
doch findet man auch Eschen, Buchen, Eichen, Weiden und Kiefern. Da nun die
ganze Gegend von zahllosen Flußarmen durchzogen ist, so müssen die Bewohner
des Spreewaldes alle Ausflüge und Besuche in Kähnen abmachen, die sie mit
großer Geschicklichkeit pfeilschnell durch das Wasser treiben. In festlichem Schmucke
fährt man Sonntags in Kähnen zur Kirche. In ernstem, feierlichem Schweigen
folgen auf Kähnen die Leidtragenden der Leiche eines Verstorbenen, welche zu
Wasser nach dem Gottesacker gebracht wird. Zu Kahne besucht der Förster sein
Revier, in Kähnen werden die Ernten heimgeholt. Der Fremde, welcher zur
Sommerszeit in diese Gegend kommt, hat einen reichen Genuß. Die hohen ur-
alten Eichen und Erlen, welche die Ufer besäumen, bieten in der Sommerschwüle
erquickenden Schatten und spiegeln ihr dunkles Laub lieblich in dem klaren Wasser.
Unter einem Lanbdache gleitet das Fahrzeug sanft dahin. Und wenn nun gar
der Abend hereinbricht und der Mond sein blasses Licht durch das leise flüsternde
Laub der Bäume wirft, dann ist der Anblick überaus köstlich.
Ein ganz anderes Bild gewährt der Winter. Kaum hält das Eis, so schnallt
sich jeder Schlittschuhe an. Das arme alte Mütterchen, das sich Leseholz sammelt,
der Holzhauer, der Förster, Männer, Weiber und Kinder, alle gleiten dann pfeil-
schnell über die spiegelblanken Kanäle.
Noch vor wenigen Jahren war der Spreewald belebt von mancherlei Thier-
geschlechtern, die hier ihr Wesen trieben. Hirsche und Rehe gab es in Menge.
Besonders fanden Wasservögel, als: Kraniche, Schwäne, Störche, weiße und
schwarze Auerhähne, Birkhühner u. a. reichliche Nahrung. Heut ist das anders
geworden; die Kugel des Jägers hat arg aufgeräumt.
Die Bewohner des Spreewaldes treiben Fischfang, doch leben sie auch vom
Gartenbau. Der Boden zeigt einen üppigen Pflanzenwuchs, und das Gras kann
öfter im Jahre geschnitten werden. Man fährt das Heu nicht ein, sondern stellt
es in Haufen in Form eines Zuckerhntes ans, nachdem man eine passende Unter-
lage gebaut hat, um es vor Ueberschwemmungen zu schützen.
45. Berlin.
Berlin liegt mitten in der Geestfläche nur 115 Fuß über dem Meere an
der für kleine Fahrzeuge schiffbaren Spree und steht dadurch mit der Elbe und
Oder in Verbindung. Dazu kommen die vielen Eisenbahnen, wodurch die Stadt
der Nord - und Ostsee, sowie dem Innern von Deutschland nahe gerückt ist. Als
Haupt - und Residenzstadt des Königreichs Preußen, des größten und lebenskräf-
tigsten deutschen Staates, hat sie sich mit wunderbarer Schnelligkeit entwickelt;
sie zählt jetzt bereits 630,000 Einwohner. Das Aussehen der Stadt ist daher
ein durchgehends neumodisches und ganz verschieden von dem alter Haupt- oder
Handelsstädte, wie denn auch der auswärtige Handel nicht gerade die stärkste
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Leseholz
Extrahierte Ortsnamen: Niederlausitz Berlin Berlin Nord Ostsee Deutschland
302
Winterseld, Keith, Seydlitz, den alten Dessauer mit dem dreieckigen
Hut und den Husarengeneral Ziethen. Diese Bildsäulen sind vom Bildhauer
Schadow. Im Thiergarten steht das Standbild Friedrich Wilhelm's Iii.
von Drake, einem Schüler Rauchs. Das großartigste Denkmal aber ist das von
Friedrich dem Großen am Eingänge der Linden, von Rauch gefertiget. Es
zeigt uns nicht bloß den großen König, sondern auch auf seinen Ecken und Flächen
alle diejenigen Männer, welche die bedeutendsten Geistesrichtungen zur Zeit Fried-
richs Ii. vertraten.
Daß man auch den gemeinen Soldaten jetzt mehr Anerkennung zu Theil
werden läßt, als vordem, wo die Invaliden nach dem Kriege betteln gehen mußten,
beweist das von mehr als 1000 Personen bewohnte Jnvalidenhaus, worin
für die hülflosen, im Kriege verstümmelten Soldaten Sorge getragen wird.
Unter den zahlreichen Fabriken Berlins wollen wir nur au die vortreffliche
Eisen gieß er ei erinnern, worin nicht bloß Brücken mit Bogen und Geländern,
sowie Maschinen und Maschinentheile der verschiedensten Art, sondern auch herr-
liche Bildsäulen und Brustbilder aus Gußeisen verfertiget werden. Ja die Kunst
geht noch weiter und liefert die feinsten Schmucksachen aus Eisen, Finger - und
Ohrringe, Armbänder und Ketten, was man sonst nur aus Gold zu arbeiten pflegte.
Im Durchschnitt liefert die Fabrik jährlich 10,000 bis 12,000 Ctr. solcher Guß-
waaren, wovon die leichtesten Vio Loth, die schwersten 40 Ctr. wiegen. Auch die
königliche Porzcllanfabrik gehört zu den vorzüglichsten Europas. Da werden
die feinsten Geschirre von den schönsten Formen verfertigt und ein großer Theil
davon vergoldet. Die Zahl der dabei beschäftigten Menschen beträgt 400. —
Von den Vergnügungsplätzen der Berliner ist der bekannteste der Thiergarten,
ein 819 Morgen großer, mit Spaziergängen und Fahrstraßen durchzogener Park,
worin Kaffeewirthschaften und Schaubuden aller Art zerstreut sind. Dieser Garten
übertrifft an Ausdehnung, Reiz und Abwechselung, sowie an üppigem Baumwuchs
alles, was der Art von künstlichen Gärten gefunden wird, allerdings begünstige:
durch seine Lage in dem fetten Lehm - oder Marschboden des Tieflandes. Eine
große Annehmlichkeit ist dabei, daß die Hauptallee des Nachts erleuchtet ist, sowie
denn überhaupt die Erleuchtung von Berlin sehr glänzend und vollständig ist.
46. Die Küste der Ostsee.
In weitem Bogen umschließen die Ostsee im Süden die deutschen Küsten, ein
weiter, ebener, meist sandiger Landstrich. Ein flacher, breiter Landrücken, von
Weichsel und Oder durchbrochen, durchzieht die ganze Ebene, kaum 200 Fuß
hoch und nur in Einzelnen Hügeln, wie bei Königsberg und Cöslin, sich zu
300—500 Fuß erhebend. Gegen Westen verläuft er fast ganz in die Ebene und
hildet nur noch die Wasserscheide zwischen Nord- und Ostsee. Bald ist er eine
völlige Ebene, wie die preußische Hochebene im Osten und die mecklenburgische
Fläche im Westen; bald erheben sich wellenförmige Hügelreihen oder kuppenartige
Höhen auf seinem Rücken. Zahlreiche Seitenzweige durchziehen die ganze Ebene
und geben einem großen Theile Pommerns, der Mark und Mecklenburgs
das Ansehen eines Hügellandes. So umschließt dieser Höhenzug gleich einem
breiten Walle die ganze Ostseeküste. Fast überall berührt er mit seinen Zweigen
das Ufer, nur in der Nähe der Oder läßt er eine weite große Ebene als Vorland
zum Meere frei, welche den nordöstlichen Theil Mecklenburgs und ganz Neu-Vor-
pommern umfaßt. Dieses flache Oderbecken, in dem das Auge meilenweit keinen
erhabenen Punkt entdeckt, findet im Nordosten seine Grenze in den Höhen der Insel
Rügen und den Inseln der Odermündung.
Ein so flaches und doch so vielfach von Hügeln durchschnittenes Land deutet
auf einen Wasserreichthum hin, wie nicht leicht ein anderes ihn besitzen kann. Bei
der geringen Abdachung kann das Wasser nicht verlaufen, und die Hügel um-
schließen es zu Seen. Seenreichthum ist daher ein Hauptcharakter aller Ost-
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Extrahierte Personennamen: Keith Schadow Friedrich_Wilhelm's Friedrich Drake Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Berlins Europas Berlin Königsberg Ostsee Mecklenburgs Mecklenburgs
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Boden bestehendes Land; die vortreffliche Bewässerung und der rühmliche Fleiß
der Bewohner haben indessen einen unerwartet guten Anbau hervorgebracht.
Im Osten breitet sich die große Provinz Preußen aus, die dem ganzen
Königreiche seinen Namen gegeben hat. Hier wohnten einst die ursprünglichen
Preußen, welche zu dem Volke der Letten gehörten und von ihren slavischen Nach-
barn Porussi, d. i. Nebenrussen, genannt wurden. Die Weichsel theilt die Provinz
in Ost- und Westpreußen. Königsberg am Pregel ist eine bedeutende Handels-
stadt, da hier jährlich viele hundert Schisse ein- und auslaufen. Die vorzüglichste
Handelsstadt der Provinz aber und zugleich eine starke Festung ist Danzig. Ihre
Lage an der Mündung der Weichsel macht sie zu einem bedeutenden Seehandelsplatze,
auch hat die preußische Kriegsmarine hier ihre Hauptstation. Die äußerste Grenz-
stadt dieser Provinz ist Memel. — Außer den Flüssen Weichsel, Pregel und
Niemen oder Memel hat die Provinz durch ihre Lage an der Ostsee noch einen be-
sondern Reichthum an Gewässern, indem die See hier mehrere tiefe Einschnitte
bildet. Diese Einschnitte sind durch schmale Halbinseln oder Nehrungen vom Meere
getrennt und gleichen daher Landseen, die durch einen schmalen Wasserlauf mit
dem Meere in Verbindung stehen. Zu diesen Gewässern gehören das frische und
das kurische Hass, die sehr fischreich sind. Der Boden des eigentlichen Preußens
ist größtentheils flach, an vielen Stellen sandig oder morastig und zum Theil mit
kleinen Landseen wie übersäet. Zu den besondern Produkten gehört der durch seine
schöne gelbe Farbe so beliebte Bernstein, der sowohl in dem trockenen Boden der
Küste als auch in der Ostsee gefunden wird.
Westlich von Preußen zieht sich die Provinz Pommern lang und schmal an
der Ostsee hin. Die Oder theilt das Land in Vor- und Hinterpommern. Zu dieser
Provinz gehört auch die Insel Rügen, welche durch eine schmale Meerenge von
dem festen Lande geschieden ist. Rügen zeichnet sich durch Naturschönheiten aus;
denn es ist von Hügelreihen durchzogen, welche größtentheils aus Kreidefelsen be-
stehen und sich hier und da als Vorgebirge in das Meer hinaus erstrecken und die
herrlichsten Aussichten über den Wasserspiegel derostsee gewähren. Stettin und
Stralsund sind berühmte See- und Handelsstädte Pommerns. Die Festung
C o l b e r g ist aus der Zeit der F r a n z o s e nkriege rühmlich bekannt. — Pommern ist
eine niedrig gelegene, meist sandige Ebene. Der Fischfang, namentlich derhärings-
fang, ist sehr bedeutend.
Die Provinz Posen breitet sich an den Ufern der Warthe und Netze aus und
ist ein Theil des alten Königreichs Polen. Die bedeutendsten Städte sind Posen,
welches viele ansehnliche Gebäude und Kirchen aufzuweisen hat, und Bromberg,
an dem gleichnamigen Kanal, der die Weichsel und die Netze mit einander ver-
bindet. An Waldungen, in welchen sich noch Wölfe aufhalten, fehlt es der Provinz
nicht, und die weiten guten Wiesenflächen sind der Viehzucht besonders förderlich.
Schlesien ist die verhältnißmäßig bevölkertste Provinz Preußens. Es wird
von der Oder durchströmt, zu deren Nebenflüssen die geschichtlich berühmte Katzbach
gehört. Eine Reihe schöner Städte liegt an der Oder, unter andern Breslau,
nächst Berlin die größte Stadt Preußens. Oppeln liegt in einer Gegenv, die an
Erzen und Steinkohlen reich ist. Die starken Festungen Glatz und Neisse am
Riesengebirge schützen die Südgrenze. — Der Boden Schlesiens ist, das Gebirgs-
land ausgenommen, fruchtbar. Am fruchtbarsten sind die Thäler an den Flüssen;
sie liefern Getreide aller Art und vorzüglichen Flachs. Die Einwohner zeichnen
sich durch Thätigkeit, Geschicklichkeit und größtentheils auch durch Bildung aus.
Freilich geht es den Leinwebern in den Gebirgsgegenden trotz alledem bisweilen
gar traurig; denn die Verfertiger der schönen schlesischen Leinwand und der feinen
Schleier sind eben keine wohlhabenden Leute, und wenn die Fabriken an Absatz
verlieren und der Lohn herabgesetzt wird, oder wenn die Preise der Nahrungs-
mittel steigen, kommt wohl Hungersnoth über die armen Familien. Die Tuchbe-
reitung aus der von den vielen veredelten Schafherden gewonnenen Wolle, sowie
der Bergbau und die Hüttenwerke geben Tausenden Beschäftigung. Gebirge und
Thäler, rauschende Gebirgswasser, tosende Wasserfälle, schnell dahineilende
Vaterländisches Lesebuch.. 20
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315
Roggen, Hafer und Kartoffeln. Der vorzüglichste Zweig der Landwirthschaft ist
die Viehzucht. Auf dem eigentlichen Gebirge finden sich wenige in Städtchen und
Dörfern zusammengezogene Gemeinden, die meisten bestehen nur aus zerstreuten
Höfen und Häuschen von eigenthümlicher Bauart.
Vor allem aber birgt der Schwarzwald ein kräftiges, gesundes, wackeres Volk
von Hirten, Holzhauern, Flößern, Ackerbauern, das alte Sitte, alte Kühnheit er-
halten hat. Riesenhohe Tannen und Fichten flößt der Schwarzwälder auf seinen
Gebirgsbächen hinunter zum Neckar und Rhein, auf dem sie in große Flöße ver-
bunden werden, so groß, daß oft vierzig Menschen auf denselben sind, um sie mit
Rudern und Stangen zu regieren. Mit dem breitkrempigen Hute, der rothen
Weste und den weißen Hemdsärmeln stehen diese kräftigen Gebirgssöhne in langer
Reihe auf dem schwimmenden Walde und lassen ihn im taktmäßigen Ruderschlage
nach den Niederlanden hinabgleiten, um reichen Städten feste Unterlage, schwel-
lenden Segeln eine Stütze zu gewähren. Für Holz tauscht der Schwarzwälder
das Brotkorn ein, das ihm sein Boden auf den Bergeshöhen verweigert. Seine
Holzschnitzereien, Uhren, Strohhüte u. s. w. sind durch ganz Deutschland bekannt.
Man findet überdem im Schwarzwalde Hammerwerke, Glashütten, Pech- und
Theersiedereien, besonders aber viel Sägemühlen. Die Wohnungen liegen in
den wildschönen Thälern zerstreut umher, von Holz, mit Stroh oder Schindeln
gedeckt. Die Stuben zu ebener Erde sind schwarz getäfelt, mit vielen Fenstern
versehen, ohne darum viel Licht zu haben, wegen der weit hervorspringenden
Dächer. Zu den Schlafgemächern führen Gänge von außen. Unter diesen Gängen
draußen am Hause liegt der Holzvorrath. Keine Hütte ist ohne plätschernden
Brunnen, und nicht selten steht eine kleine Kapelle daneben mit einem Glöckchen
zum Morgen- und Abendgebete.
53. Die Donau.
Die Donau ist der größte Strom Deutschlands; seine Länge beträgt, die
Windungen mitgerechnet, an 380 Meilen. Er zerfällt in 3 Theile, die deutsche
Donau bis Preßburg, die ungarisch-slavische bis Orsowa und die wala-
ch i s ch - b u l g a r i s ch e bis zur Mündung in's schwarze Meer.
Die Donauquelle befindet sich auf dem Schwarzwalde in einer Höhe von etwa
2200 Fuß. Bei Preßburg beträgt die Seehöhe nur etwa noch 400 Fuß. Daraus
läßt sich schließen, daß die Ebenen der mittlern und untern Donau tief liegen und
der Läuf des Stromes, der von Ofen noch 2/3 seines Weges zurückzulegen hat,
langsam, also der Schiffahrt äußerst Vortheilhaft werden muß.
Die Donauquellen vereinigen sich bei D o n a u - E s ch i n g e n zu einem Fluß.
Der an 100 Fuß breite Strom durchfließt nach seinem Austritt aus dem Groß-
herzogthum Baden das preußische Fürstenthum Hohenzollern-Siegma-
ringen und den Südtheil des Königreichs Würtemberg. Auf diesem Laufe
durchbricht er schäumend die Felsen der schwäbischen Alp und setzt dann am süd-
lichen Abhang des Gebirges seinen Lauf ruhiger fort bis zur Bundesfestung Ulm.
Hier wird er schiffbar und betritt das Königreich B aiern. Er nimmt nun seinen
Lauf zwischen den Vorbergen der Alpen und den Hügelreihen, die von der schwä-
bischen Alp und dem Fichtelgebirge ausgehen. Unterhalb Regensburg stellen
sich ibm die Gebirge des Böhmerwaldes entgegen. Verstärkt durch den Lech, der
von Augsburg, durch die I s a r, die von München, und endlich durch den Inn, der
von Tirols Hauptstadt, Innsbruck, herkommt, bahnt er sich den Ausgang durch
die Felsenwände unterhalb Passau und tritt in das schöne Oesterreich.
Besonders herrlichst der zwischenlinz uudwien liegende Theil des Flusses.
Bei der erstgenannten Stadt fließt er, von Bergen eingeengt, in einem ungetheilten
Strome. Unterhalb der Stadt aber fängt er bald an, viele große und kleine Inseln
zu umfassen und sich in viele Arme zu spalten. An vielen Stellen ragen aus dem
Wasser Sandbänke heraus; sind sie bewachsen, so nennr man sie Auen. Diese
mit Espen, Linden, Pappeln, Ahornbäumen, Weiden und Gebüschen aller Art
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bedeckten Auen bieten große Weideplätze für eine unzählige Menge von Wild dar;
die kleinen Arme, Einbuchten und Seen zwischen den Sandbänken und Inseln
sind gewöhnlich mit unzähligen Wasservögeln bedeckt: mit wilden Enten und
Gänsen, mit Reihern, Kranichen, Kiebitzen, Krähen und besonders mit Möven.
Außerdem erhöhen den Genuß der Donanreise herrlich gelegene Dörfer und
Schlösser, die aus den Gebüschen des Ufers oder der Auen wie aus einem Versteck
hervorsehen. Zuweilen zieht der Fluß sich lang gestreckt vor den Blicken hin wie
eine große Chaussee; öfter noch ist er aus allen Seiten von Bergen eingeschlossen, und
wir fahren wie in dem engen Kreise eines einsamen Bergsees. Eine Wendung
des Schisses bringt uns in eine andere abgeschlossene Wassermasse hinein. So
scheint es, als reihe eine Kette von Seen sich an einander, an deren schroffen, felsigen
Ufern wir zu scheitern fürchten. — Bemerkenswerth sind noch die Stromengen und
Strömungen, genannt Strudel und Wirbel, unterhalb des Städtchens Grein.
Hier werden die Berge immer höher und schroffer. Dichte Wälder werfen ihre
Schatten über den Strom, der bald schwarz und düster dahinschleicht, bald mit
weißem Schaum brausend weiterstürzt. Hier und da erheben sich alte Burgen auf
den Felsen. Man fährt an einer Insel vorbei, auf deren Spitze ein Crucifix steht.
Sie theilt die Donau in zwei Theile, deren einer über Felsblöcke dahinbraust.
Schon in weiter Entfernung hört man das Getöse, und das Schiff wird vom
Strudel so schnell vorwärts getrieben, daß man kaum Zeit hat, die Gegenstände am
Ufer zu beschauen.
Noch bei vielen merkwürdigen Städten, Burgen und Schlössern fährt das
Dampfschiff vorbei. Endlich nach neunstündiger Fahrt landet es in der Nähe von
Wien. Hier am Donauhafen ist ein beständiges Gewimmel von Menschen und
Wagen; man merkt die Nähe der großen Stadt. Von Wien bis Preßburg, der
frühern Hauptstadt Ungarns, ist nur noch eine Strecke von 7 Meilen.
Unter den Nebenflüssen des Oberlaufes ist die Altmühl auf der linken
Seite darum von besonderer Wichtigkeit, weil sie mit der Regnitz durch den Lud-
wigs kanal in Verbindung steht, wodurch eine Vereinigung zwischen Donau,
Main und Rhein, sowie zwischen dem schwarzen Meere und der Nordsee her-
gestellt ist.
Die ganze obere Donau bewegt sich im Hoch- und Berglande, nämlich zuerst
in meist tief eingeschuittenem Bette durch die schwäbisch-bairische Hochebene
und dann durch das österreichische Bergland. Erst etwa 6 Meilen oberhalb
Wien tritt sie in einen schmalen Streifen Tiefland von etwa 500 Fuß Seehöhe
ein, der sich bis Wien hinzieht; zu beiden Seiten lagern jedoch in der Ferne Berge,
rechts Vorberge der Alpen, links die südöstlichste mährische Terrasse. Näher bei
Wien treten die Berge wieder ganz nahe an die Ufer heran; rechts- der Wiener-
wald, links die mährischen Höhen. Darauf tritt die Donau in ein größeres Tief-
land, in das österreichische mit dem M arch fel d e, ein, wo die Ufer der Donau
stach sind, welches indessen schon bei Preßburg wieder endet, indem dort links die
kleinen Karpathen und rechts die Leitha-Höhen sich an den Strom herandrängen.
Von Preßburg an, wo der mittlere Lauf beginnt, bis zum Ende der öst-
lichen Richtung deö Donaulaufs, oberhalb Ofen und Pesth, ist es ein ungleich
größeres Tiefland, das ober ungarische, welches von dem Strom durchschnitten
wird. Der Strom spaltet sich in unzählige Arme, so daß es schwer wird, zwischen
den vielen flachen Inseln noch einen Hauptfluß zu unterscheiden. Durch eine Strom-
theilung wird die von Preßburg bis Komorn reichende, l l Meilen lange frucht-
bare Insel Schütt gebildet. Die einsamen Ufer sind mit niederem Walde oder
mit Weideland bedeckt. Hier und da erblickt man eine Herde breitgehörnter Rinder,
brauner Pferde und borstiger Schweine, und auf den Sandbänken des Ufers
halten graue Reiher oder schwarze Enten Wacht. Ans den Büschen schaut aus-
nahmsweise ein niederes Hüttendach hervor; beinahe noch seltener begegnet man
einem Lastschiffe oder einigen Fischerbooten, aber viele Schifsmühlen ziehen sich
längs der Ufer hin. Unterhalb der berühmten Festung K o m o r n, wo die Waag
in die Donau fällt, werden die Ufer wieder belebter. Die kleinen Dörfer bestehen
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Extrahierte Personennamen: Grein
Extrahierte Ortsnamen: Donau Wien Donauhafen Wien Ungarns Donau Main Rhein Nordsee Wien Wien Wien Donau Donau Preßburg Donaulaufs Donau