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Lebensweise, die sie führt, der Nahrung, die sie sucht, und dem Elemente,
in dem sie leben soll, auf's vollkommenste angepaßt.
Die Taucher- und Entenarten, welche von schlüpfrigen Weicktbieren,
Fischen, Schnecken und Würmern leben, haben zahnähnliche Vorsprünge an
der inneren Seite ihrer Löffelschnäbel, die nach innen gerichtet sind, so daß
die schlüpfrige Beute zwar leicbt hinein, aber nicht wieder herauskommen
kann, oder die sägenförmigen Ränder ihrer Kiefer sind mit scharfen Quer-
blättchen besetzt, welche in einander greifen, so daß sie zur Durchsichtung
des Schlammes höchst geeignet sind. Ihr Schnabel ist flach und nach vorne
abgerundet.
Der Seerabe dagegen, dessen Nahrung aus größeren Fischen besteht,
hat einen starkgekrümmten, haken- oder zangenförmigen Schnabel, der zum
Festhalten der stärksten Schnellsischc geeignet ist.
Die große Ente der Falklandsinscln, welche gegen 25 Pfund schwer
wird, hat einen eisenharten Schnabel, der mit einem Hammer kaum zer-
schlagen werden kann. Sie soll damit die harten Schalthiere zerdrücken,
die ihr zur Nahrung dienen.
Die Riesenfettgans im südlichen Eismeer, welche gegen 70pfund
schwer wird, ist mit einem dicken, wasserdichten Federpelz und mit einem
weichen Unterklcide von Dunen bedeckt, überdies durch ein dickes, unter der
Haut liegendes Fettpolster gegen die Kälte geschützt. Eine große Fettdrüse
am-Ende des Rumpfes sondert reichliches Oel ab, womit sie ihre Federn
bestreicht, um sie gegen die Feuchtigkeit undurchdringlich zu machen. Ihre
Nahrung besteht aus Krustenthieren, zu deren Zcrreibung schwere harte Quarz-
und Granitstücke im Magen bereit liegen.
Die Fettgans benutzt ihre kleinen, federlosen Flügelstumpfe im Wasser
als Flossen, auf dem Lande als Vorderfüße, um die steilen Klippen zu er-
klimmen, wo sie ihre Brut sichert. Sie schwimmt im Meere, indem sie nur
den Kopf über dem Wasser hält, mit Blitzesschnelle durch weite Strecken
auf den Fischfang.
Die Falklandsinseln werden von den Fettgänsen in solcher Menge
bewohnt, daß man ihren täglichen Fischbedarf auf 50,000 Pfund geschätzt hat.
Die Gestalt der Strandvögel, welche im seichten, schlammigen Wasser
ihre Nahrung suchen sollen, ist dem weichen Boden, den sie durchwaten,
angepaßt. Das geringe Gewicht ihres schmächtigen Leibes, die langen
Stelzfüße, der schlanke bewegliche Hals und der lange Schnabel machen sie
geschickt, das Seegewürm im Schlamme mit Leichtigkeit zu fangen. Je
nach der Nahrung, auf welche die verschiedenen Familien gewiesen sind, ist
ihr Schnabel anders geformt. Die, welche von Würmern leben sollen, wie
z. B. der Säbler, haben lange, dünne Schnäbel, trefflich geeignet, ihren
Fraß aus dem lockeren Sand herauszuholen. Die Strandvögel, welche von
kleinen Fischen leben, haben lange, breite oder zangenförmige Schnäbel,
die zum Festhalten der schlüpfrigen Beute geeignet sind. Der Strand-
pfeifer hat einen langen, gekrümmten Schnabel, um die Schnecken aus
dem nassen Sande zu langen. Verkriecht sich das Gewürm unter die
402
und Sinken zu verwenden braucht, sondern sie sammt der Bewegung der
Kiemen ungehindert zur Vorwärtsbewegung benutzen kann. Da der
Druck der äuszeren Luft, welche das Barometer bewegt, auf jede Luft-
blase in der Tiefe des Meeres wirkt, so ist die Schwimmblase zugleich
das Mittel, durch welches der Fisch die Beschaffenheit des Wetters in der
Tiefe, ja wie der Schlammpeitzger, welcher deutliche Vorzeichen
des Wetters giebt, in der Tiefe des Schlammes empfindet. So viele Vor-
theile zieht die Natur bei den Fischen vom Athmen im Wasser, während
sie dem flüchtigen Blicke nur einen Nothbehelf für Lungen, der Natur des
Wassers wegen, in den Kiemen geschaffen zu haben scheint.
108. Reichthum des Meeres.
In der Mitternacht von 24. zum 25. Juni scheinen auf den Fluten
der nördlichen Meere Lichter aufzutauchen. Es sind „die Blitze deshärings",
das geheiligte Zeichen, welches von Boot zu Boot das Beginnen des großen
Häringsfanges verkündet. Eine lebendige Welt steigt aus der Tiefe an die
Oberfläche des Meeres. Legionen von Häringen steuern nach den flacheren
Gewässern, um ihre Brut abzulegen. Sie ergießen sich in alle Baien
und Buchten von Norwegen bis Island, von den äußersten Orkaden bis
zur Normandie. Ihre Züge erscheinen oft in. meilenlangen Bänken so
dicht zusammengedrängt, daß sie mit ihren abgeriebenen Schuppen das
Meer schwarz färben, daß zuweilen die ersten Reihen durch den Druck der
folgenden aus dem Wasser gehoben und zu Millionen ans User ge-
worfen werden. Scharen von Seevögeln und ganze Nationen nähren sich
von ihrem Fang.
In ähnlichen Massen erscheinen auch manche andere Fischarten. Der
Sprott z. B-, ein 4 Zoll langer Fisch, wird an den Küsten von Kent, Essex
und Suffolk so massenweise gefangen, daß er drei Millionen Menschen, die
um London leben, während des ganzen Winters mit einer wohlfeilen Nah-
rung versieht und außerdem noch zur Düngung der Felder benutzt wird.
Der Lachs dringt alljährlich in großen Scharen aus dem Meere in
die Flüsse'bis tief in's Land hinein, um daselbst auf kiesigem Grunde zu
laichen. Er schwimmt stromaufwärts in keilförmiger Ordnung und schnellt
sich sogar über die Wasserfälle. In einem irländischen Flüßchen, wo er bei
lwm Versuche, einen 19 Fuß hohen Wasserfall zu überspringen, zurückfällt
fängt man ihn am Wasserrande mit Körben auf. Im Tweed fing man
früher während jedes Sommers durchschnittlich 200,000 Stück.
An der Ostküste von Amerika zwischen 400 bis 65" n. Br. setzen sich
mit Beginn des Frühlings ganze Flotten in Bewegung, um den Stockfisch
zu fangen. England stellt 2000 Schiffe mit 30,000 Fischern, Frankreich
die Hälfte, Amerika 3000 Schiffe mit 45,000 Mann. Jedes Schiff fängt
während der günstigen Jahreszeit durchschnittlich 40,000 Stück.
Auch die Krustenthiere bevölkern das Meer in staunenswürdiger Fülle.
Aus Norwegen werden jährlich gegen- 900,000 Stück Hummer nach Eng-
land ausgeführt.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Kent
Extrahierte Ortsnamen: Norwegen Island Essex Suffolk Amerika England Frankreich Amerika Norwegen
358
hinderte, ihre Nahrung zu finden. Die Natur sorgte auch in dieser Zeit
der Noth und des Mangels für ihre Geschöpfe und gab ihnen die besondere
Einrichtung des Ueberwinterns, sodasz die Thiere in diesen Monaten, in
welchen die Erde mit Schnee und Eis verschlossen ist, ruhig in ihrem
Winterlager liegen und erst im Frühjahr bei der zurückkehrenden Wärme
wieder zum Vorschein kommen. Wenige Thiere sind in den kälteren
Gegenden von diesem Ueberwintern ausgenommen, wie z. B. der gröszere
Theil der Vögel, welche in Folge ihrer leichteren Bewegung im Herbste
ein wärmeres Klima und reichliche Nahrung suchen. Hierher gehören
gleichfalls die Wasserthiere mancherlei Art, welche beständig unter dem
Wasser eine genügende Wärme und hinreichende Nahrung finden. Alles
Ueberwintern gründet sich bei den Thieren, wie bei den Gewächsen, blosz
auf Noth ; daher kommt es, dasz sie nie überwintern, wenn wir sie in ein
wärmeres Klima oder auch nur in unsere warmen Häuser bringen und sie
mit gehöriger Nahrung versorgen.
Das Ueberwintern selbst besteht darin, dasz sie im Herbst bei der
eintretenden kalten Witterung in ihre Löcher und Höhlen kriechen, wo
sie den ganzen Winter hindurch ohne Nahrung, ohne Bewegung und bei-
nahe ohne Umlauf der Säfte liegen bleiben. Ganz kann indessen der Um-
lauf des Blutes nicht aufhören, sonst wäre der Tod unvermeidlich, allein
es wälzt sich nur in den weitesten Kanälen langsam und schleichend fort.
Aus dieser auszerordentlichen Langsamkeit des Umlaufes folgt die Kälte
oder Erstarrung, welche wir bei allen überwinternden Thieren antreffen,
und hieraus wieder das gänzliche Aufhören der Ausdünstung. Sie ver-
lieren deswegen auch in dieser langen Zeit äuszerst wenig und bedürfen
daher auch keines Ersatzes oder keiner Nahrung; indessen finden wir
doch, dasz sie stets feist und stark im Herbst ihr Winterlager antreten
und im Frühjahr mager und elend wieder zum Vorschein kommen. Einige
der gröszeren Thierarten saugen aus Theilen ihres Körpers eine fettähn-
liche Feuchtigkeit, um, wie es scheint, die Theile des Schlundes und der
Luftröhre biegsam und weich zu erhalten. So saugt der Bär an seinen
Tatzen, weswegen er auch an allen Füszen lahm aus seinem Winterlager
hervorkommt. Die kleineren Thiere, wie die Schlangen, die Eidechsen und
die mancherlei Insecten, scheinen nicht dergleichen Vorräthe zu haben
und dennoch zu überwintern.
Andere Thierarten, die sich, wie die Fledermäuse, zwar nicht völlig
im Freien, aber doch gegen die Kälte unbedeckt, in den Felsenritzen, den
Schornsteinen u. s. w. zum Ueberwintern aufhängen, scheinen gänzlich zu
erstarren. Bei ihnen hört aller Umlauf der Säfte auf, und sie scheinen
einen harten Eisklumpen zu bilden. Sie haben gar keine Bewegung, kein
Saugen an irgend einem Theile.
Einige Thiere gehen noch weiter und senken sich, um zu über-
wintern, zwischen Rohr und Schilf unter das Wasser. So finden wir die
Frösche im Sommer auf Feldern und Wiesen herumhüpfend, im Herbst
aber senken sie sich in Pfützen und Wassergräben, und im Frühjahr
kommen sie aus diesem nassen Elemente wieder zum Vorschein und
geben durch ihr Quaken eines der ersten Zeichen des kommenden
Frühlings.
79. Der Eisbär.
Der Eisbär zeichnet sich vor allen anderen Baren, die ein nördliches
Klima bewohnen, dadurch aus, daß er keinerlei Winterschlaf genießt. Alle
anderen schweifen nur während des Sommers umher, graben sich vor dem
Eintritt des Winters eine Höhle in den Boden oder benutzen günstig ge-
363
Seme unterirdischen Gänge bestehen theils aus Hauptgangen, die oft
Jahre lang von vielen Maulwürfen, Mäusen, Spitzmäusen und Kröten
gemeinschaftlich durchwandert werden, theils aus den Nebengängen, wo er
sich die Beute holt. > 4
Unter sehr hohen Haufen kreuzen sich in der Regel mehrere Gänge,
und nahe dabei in einer Tiefe bis 2 Fuß ist die Wohnung, welche über
1 Fuß Hohlraum im Durchmesser hat, und die mit Gras, Laub, Moos und
Wurzelzasern gefüttert ist.
Seine Hauptnahrung besteht aus Regenwürmern, die er an dem einen
Ende Packt, um mit den Vorderpfoten den Dreck abzustreifen. Wie weit
selbst bei einem so untergeordneten Thiere, wie der Regenwurm, ein Ver-
ständniß der Dinge vorhanden ist, geht daraus hervor, daß er seinen Feind
spürt und auf die Oberfläche der Erde flüchtet, sobald der Boden sich be-
wegt ; daher die Fischer durch Rütteln des Erdbodens sich die Würmer für
ihre Angel verschaffen.
Außer dem Regenwurm frißt der Maulwurf alle Larven, die er in
der Erde findet, und in der Gefangenschaft auch größere Thiere und Fleisch,
täglich so viel, als er selber wiegt, daher er den für den Acker und Garten
schädlichen Thieren der größte Feind ist, während er auch in der Gefangen-
schaft niemals Wanzen genießt und niemals Pflanzenstoffe in seinem Magen
gefunden wurden, so daß ihn der Landmann und Gärtner nicht tödten,
sondern schonen sollte.
82. Der Blutumlauf.
Wenige Erscheinungen sind vielleicht auffallender in der Geschichte der
Fortschritte, durch die der Mensch zu dem jetzigen Stande seines Wissens
gelangt ist, als der Umstand, daß es erst zweihundert Jahre her ist, seitdem
er entdeckte, daß das Blut in seinen Adern, sowie in andern thierischen
Körpern, in beständigem Umlauf begriffen ist. Dr. H arv ey war es, welcher
diese Wahrheit trotz widersprechend erscheinender Thatsachen und festge-
wurzelter Vorurtheile darthat und geltend machte. Er machte seine Be-
weise im Jahre 1619 bekannt. Der Hauptgrund, warum man so lange
nicht zur Entdeckung des Blutumlaufes kam, war der, daß man bei Unter-
suchung todter Körper die Pulsadern immer leer von Blut fand, weshalb
sie auch den Namen Arterien oder Luftröhren erhielten.
Wir wissen nun, daß auf dieselbe Weise, wie ein Fluß sich in Canälen '
durch die Stadt verbreitet und in immer kleinere Arme verzweigt, um den
Brauern, Bäckern, Gerbern u. s. w. zu ihren Zwecken zu dienen und im all-
gemeinen die Stadt mit Wasser zu versehen, darauf aber alles dieses Wasser,
die Stadt reinwaschend, größtentheils sich wieder zumhauptflussc vereinigt,
daß beinah auf dieselbe Weise in dem menschlichen Körper das Blut von
dem Centrum ausgeht und sich durch die Pulsadern nach allen Seiten ver-
breitet, um alle Theile zu ernähren und der Leber, den Nieren, dem Magen
und den übrigen Eingeweiden Absonderungsstoffe zuzuführen, und von
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
364
hieraus durch die Blutadern wieder zum Herzen und zu den Lungen zurück-
kehrt, um gereinigt zu werden und Ersatz für seinen Verlust zu erhalten,
woraus es seinen Kreislauf von neuem beginnt.
Genauer läßt sich der Blutumlauf auch auf folgende Weise beschreiben.
Von der linken Kammer des Herzens, das aus einer starken Muskel-
masse besteht, entspringt eine weite Röhre und eröffnet durch fortgesetzte
Theilung und Verzweigung dem hellrothen Blute einen Weg zu jedem
kleinsten Thcilchen deö lebendigen Körpers, indem die kleinsten Zweige so
fein werden, daß sie deshalb den Namen Haargefäße erhalten. Am
Ende dieser Gefäße geht das Blut, nachdem cs dem Zwecke der allgemeinen
Ernährung u. s. w. gedient hat, wodurch es seine helle Farbe verliert, in
die äußeren Anfänge der Blutadern, durch welche es, immer aus kleineren
in größere zusammenfließend, in die rechte Herzkammer zurückkehrt, um
gereinigt, und theilweise neu ersetzt zu werden. Diese beiden Stämme von
Gefäßen, das Pulsadersystem und das Blutadersystem, .von denen das erstere
scharlachrothcs, das andere purpurrothes Blut führt, münden demnach in
ihren äußersten Endpunkten in einander und bilden somit im ganzen einen
kreisförmigen Kanal. In ähnlicher Weise geht nach einem kleineren Kreis-
läufe ein Aderstamm in die Lunge, ein anderer von da in das Herz zurück.
Beide verzweigen sich in die schwammige Masse der Lungen und machen
einen großen Theil derselben aus. Frischer Unterhalt für das Blut wird
durch die Milchgcfäße von den Vcrdauungsorganen zugeführt und ergießt
sich fortwährend in eine große Blutader in der Nähe des Herzens, um mit
dem zurückkehrenden dunkelrothen Blute mittelst einer heftigen Bewegung
oder eines Schüttelns, während seines Durchganges durch das Herz, voll-
kommen vermengt zu werden. Die vermischte Flüssigkeit wird, indem sie
die rechte Herzkammer verläßt, durch die feinen Verzweigungen dcrlungen-
gcfäße getrieben und hierbei der Einwirkung der Luft ausgesetzt, welche durch
das Athmen in die Zellen eingesogen wird. Durch die Einwirkung der
Luft wird das dunkelrothc Blut wieder scharlachroth, und wenn es in die
linke Herzkammer gelangt, ist cs geeignet, von neuem seinen Umlauf zu
vollführen, neues Leben und frische Nahrung bringend.
Jede von den beiden Herzkammern hat eine Nebenkammer, in welche
das Blut zuerst aus den Blutadern ergossen wird, und zwischen den Neben-
kammern und den Herzkammern sind Oeffnungen wie Klappen, die das Blut
leicht in die Herzkammer strömen lassen, aber bei dcrzusammcnziehung des
Herzens den Rückweg in die Nebenkammer versperren.
Aehnlich wirkende Klappen befinden sich zwischen den Kammern und
den großen Pulsadern, desgleichen sind in vielen Blutadern au verschiedenen
Stellen des Körpers Klappen befindlich, um den natürlichen Gang des Um-
laufes zu sichern. Außer der wichtigen Veränderung oder der Reinigung
des Blutes in den Lungen erleidet seine Zusammensetzung einen Einfluß durch
die Thätigkeit der Nieren, der aushauchenden Gefäße der Haut und durch die
Leber, von denen die beiden ersteren dasselbe von überflüssigem Wasser und
von Salzen, die letztere von einem organischen Stoff, der Galle, befreien.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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TM Hauptwörter (200): [T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
365
Die hier gegebene Beschreibung des Blutumlaufs ist nur ein Umriß,
enthält aber doch, indem sie die Art zeigt, wie frischer Stoff in's Blut kommt,
mehr, als der Entdecker Harvey selber wußte.
83. Innerer Bau der Säugelhiere.
Wer eine deutliche Vorstellung von der inneren Anordnung der Theile
eines vollkommenen Säugcthieres haben will, der schaue zu, wie der
Schlachter auf dem Hofe ein Schwein zerlegt. Die Aehnlichkeit des inne-
ren Körperbaues wird ihm zugleich auch eine Vorstellung von der inneren
Beschaffenheit des menschlichen Körpers geben.
Durch die Speiseröhre kommen die im Munde gekauten Speisen in
den sackförmigen Magen. Nachdem sie hier durch Verweilen in dem schar-
fen Magensäfte verdaut sind, gelangen sie in die Gedärme; daselbst werden
sie aus der Gallenblase mit der durch die Leber ausgeschiedenen Galle und
mit dem Safte der sogenannten Bauchspeicheldrüse vermischt, welche zu-
sammen bewirken, daß alles Verdaute sich in flüssigen Nahrungssaft ver-
wandelt, der sich mit dem Blute vereinigt, während die unverdauten
Stoffe durch die Gedärme weiter geführt und schließlich zur Entleerung
gebracht werden.
Daß die Lungen im Brustkasten liegen, gedeckt durch die Nippen, weiß
jeder, aber auch das Herz liegt in demselben; die Werkzeuge der Verdauung
dagegen, welche eben genannt wurden, liegen in der Bauchhöhle, und beide
Höhlen sind von einander geschieden durch eine Haut, welche man das
Zwerchfell nennt.
Alle diese inneren Theile, auf deren regelrechter Arbeit das Leben des
Thieres beruht, sind aus ähnlichen Stoffen gebaut, aus denen sich die um-
gebende Hülle gebildet hat, und die wir als Fleisch oder Muskeln,
Sehnen oder Anheftung der Muskeln an die Knochen, Häute, Fett
bezeichnen.
Der eigentliche Träger des Ganzen aber, von dem namentlich auch
die Gestalt des Körpers und der Gliedmaßen abhängig ist, bleibt da«
Knochengerüste oder Gerippe.
Am klarsten wird dies bei der Vergleichung des Pferdcgerippcs mit
der äußeren, allen bekannten Gestalt des Pferdes.
Hier gewahrt man zugleich, daß nicht blos das Schulterblatt a,
sondern auch derjenige Knochen, welcher bei uns Menschen den Oberarm bildet,
I, noch ganz im Umriß des Leibes versteckt liegt, ebenso der hintere Ober-
schenkel; daß der Unterarm und Unterschenkel, le und ä, welche bei uns jeder
aus zwei Knochen bestehen, in einen einzigen zusammenschmelzen ; man ge-
wahrt ferner, daß demnach das sogenannte Knie des Pferdes, i, dasselbe
ist, was bei uns das Hand- und Fußwurzclgelenk, während das wahre Knie
mit der Kniescheibe, c, im Fleisch des Körpers steckt.
Deshalb bilden h und e die Darstellungen der Hand und des Fußes,
deren Theile zu einem einzigen Knochen zusammen gewachsen sind, und g
'
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
367
würde, wenn sie bei uns wüchsen, weder Roß noch Hirsch anrühren. Der
mächtige Walfisch sättigt sich an den Weichthieren und Gallertthieren des
Meeres, an denen der gefräßige Haifisch und mancher viel kleinere Raubfisch
vornehm, ohne anzubeißen, vorüber schwimmt. Und so ist der Geschmack
an den oder jenen genießbaren Dingen fast ebenso verschieden, als ihre Art
und Gestalt, ihr Wohnort und Vaterland sind. Ein Element des Unter-
halts giebt es, welches sie ohne Ausnahme alle begehren, ohne welches der
Löwe ebenso wenig, als die Maus, der Hirsch ebenso wenig, als die Schnecke
leben kann. Das ist die Luft, welche nicht, wie Speise und Trank, erst
in den Magen und in die Eingeweide eingeführt und hier zum Nahrungs-
saft werden muß, um dann weiter in's Blut zu gehen, sondern die auf ge-
radem Wege unmittelbar zu diesem Quell des thierischen Lebens sich hinab-
senkt. Alle Thiere, sie mögen Namen baden, wie sie wollen, sie mögen bei
den Kräutern des Feldes oder bei der Fülle des thierischen Fleisches, im
Meere oder auf dem Lanke in Kost geben, müssen athmen, wenn sie zum
bewegen, zum Essen und Trinken kräftig bleiben, wenn sie leben sollen.
Die Luft ist überall, wo lebende Wesen wohnen, auf den Höhen und
in den Tiefen, sie drängt sich dem neugeborenen Kinde von selber in den
Mund und in die Lunge, sie findet durch die kleinen Oeffnungen am dicken
Ende der Schale den Zugang schon zu dem Küchelchen im Ei; sie senkt sich
hinab in's Wasser bis zum tiefsten Grund des Meeres und wird da von
den Wasserlhieren eingearhmet. In alle Höhlen und offenen Gruben der
Erde, ja selbst in das Innere der Pflanzen- und Thierkörper dringt die
Luft hinein und erfüllt dieselben.
85. Der Bison.
In Nordamerika war einst der Büffel oder Bison, den unsere Abbil-
dung zeigt, verbreitet über das ganze Land vom Felsengebirge bis zum
atlantischen Meere, vom mexicanischen Meerbusen bis an die eisbedeckten
großen Seen; jetzt ist er auf die Grasflächen des fernen Westens beschränkt.
In manchen Jahreszeiten sieht man ihn zu Tausenden, zu anderen Zeiten
zerstreut er sich in einzelne Familien. Der Indianer ist der Jager des
Büffels, zu Pferde mit dem Pfeil und der Lanze verfolgt er ihn; am
leichtesten wird er seine Bettle im tiefen Schnee des Nordens, wo der Büffel
einsinkt und der Indianer auf Schneeschuhen dahinfliegt. Aber die Zeit
ist nahe — und das ist»ein trüber Gedanke-----wo das letzte dieser starken
Thiere der unklugen Habsucht und Raubgier der rothen wie der weißen
Männer zum Opfer fallen wird, und dann werden die unermeßlichen Wiesen-
flächen auf lange Zeit eine Wüste sein.
Diese Prairien sind der letzte Zufluchtsort sowohl der Büffel als der
Indianer, und die Gebeine von beiden werden einst mit einander daselbst
bleichen. Auf diesen mit Büffeln reichgesegneten Ebenen finden sich die.
schönsten indianischen Menschenstämme; hier erscheint der Wilde in seinem
reichsten Schmuck, und hier allein sind alle seine Bedürfnisse reichlich be-
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut]]
383
Aber klein ist die Zahl und wenige sind der Arten dieser Thiere in
Norddeutschland, da hier fast die Grenze ihrer Verbreitung nach Norden
liegt. Im Süden ist es anders. Je mehr wir uns dem heißen Erdgürtel
nähern, um so mehr nimmt die Zahl der Flatterthiere zu, und mit
der Zahl auch der Reichthum der Gestalten. Schon in Italien, Griechen-
land und Spanien bemerkt man diesen Reichthum. Wenn dort der Abend
naht, kommen sie zu Tausenden aus ihren Schlupfwinkeln hervor, und
schon während der Dämmerung ist die ganze Luft von ihnen erfüllt.
Staunen erregend aber ist die Zahl der Flatterthiere in heißen Ländern,
das gewahrt man an jedem stillen Abend vor den Thoren einer Stadt In-
diens oder des Morgenlandes. Die Schwärme der Fledermäuse, welche
der Abend dort erweckt, verdunkeln buchstäblich die Luft. Sehr bald ver-
liert man alle Schätzung, denn überall sieht man Massen der dunklen
Gestalten, welche sich durch die Luft fortwälzen. Ueberall lebt es und be-
wegt es sich; zwischen den Bäumen der Gärten, der Haine oder Wälder
schwirrt es dahin, über die Felder flattert es in geringer Höhe-, durch die
Straßen der Stadt, die Höfe, die Zimmer geht der bewegliche Zug. Hun-
derte kommen und Hunderte verschwinden. Man ist beständig von einer-
schwebenden Schar umringt.
93. Die Affen oder Vierhänder.
Von allen Säugethieren sind dem Menschen die Affen am meisten zu-
wider, weil sie eine zum Theil lächerliche, zum Theil abscheuliche Verzer-
rung seiner eigenen Gestalt darbieten. Durch ihre Hände werden sie zu
Gewohnheiten genöthigt, die den menschlichen ähnlich sind und noch mehr
ähnlich dadurch werden, daß fast alle Affenarten eine besondere Lust empfin-
den, das menschliche Thun nachzuahmen. Es ist, als ob die Natur dem
Menschen ein Zerrbild habe vorführen wollen, damit er erkennen könne,
wem er ähnlich werde, sobald er sich der Bernunft entäußert
und den thierischen Begierden seines Leibes Raum gewährt, die Herrschaft
zu gewinnen. Es ist unmöglich, diese Thiere im einzelnen näher zu be-
schreiben, da ihre zahlreichen Arten sehr untereinander verschieden sind. Die
allgemeinen Grundzüge ihrer Körperbeschaffenheit aber sind lehrreich wegen
ihres Gegensatzes gegen den menschlichen Körper.
Der Kopf läßt sich nur in der Jugend mit dem des Menschen ver-
gleichen, allein er besitzt nur eine kleine Stirn, ist in die Länge gezogen,
und die Schnauze springt mehr oder minder thierisch vor.
Das Gehirn ist in seiner Masse geringer und die Windungen, ob-
gleich ähnlich, haben doch eine andere Lage, als bei dem Menschen.
Die nach vorn gerichteten Augen stehen nahe beisammen, find mäßig
groß und haben einen klugen, meist tückischen Ausdruck; sie sind von den
Schläfen durch eine knöcherne Scheidewand getrennt. Die Nase liegt flach
an, und die Nasenbeine sind meist verwachsen; die Ohren sind menschen-
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
386
suchen. In den dichten Hecken unserer Gärten im Gegentheil, auf
unseren Spaziergängen und um unsere Häuser und Wohnungen hüpfen
und singen sie in Menge und vollenden die Schönheit und Annehmlichkeit
der ganzen Natur.
Die Vögel nähern sich in Ansehung der inneren Einrichtung ihres
Körpers gar sehr dem Säugethieren. Sie haben, wie diese, zwei Herz-
kammern und den darauf sich gründenden stärkeren Umlauf des rothen
und warmen Blutes. Sie haben ordentliche und vollkommene Lungen,
wodurch sie die Luft einziehen und wieder ausstoszen. Sie haben ein
Gehirn, wie die Säugethiere, von welchem das Rückenmark eine Ver-
längerung ist; von beiden laufen die Nerven des ganzen Körpers aus.
Sie haben ferner die nämlichen fünf Sinne, wie die Säugethiere, sowie
endlich der Bau und die Einrichtung der Theile ganz ähnlich wie bei
diesen ist.
Daraus geht die Aehnlichkeit der Bewegungswerkzeuge der Vögel
mit denen der Säugethiere hervor. Sie haben dieselbe Lage, dieselbe Ein-
lenkung, dieselben Gelenke, nur dasz die Vorderfüsze, mit Federn bedeckt'
und besetzt, die Flügel bilden, welche keine Finger haben. Die Hinterfüsze
dagegen sind zuweilen auf der unteren Fläche mit kleinen hervorragenden
Warzen besetzt, um nicht beim Laufen vom Sande und von den Steinen
beschädigt zu werden. Zuweilen sind die Zehen durch eine Schwimm-
haut mit einander vereinigt, oder auch nur eine Haut an den Gelenken
der Zehen befestigt, die sie beim Schwimmen ausbreiten können, wie bei
den verschiedenen Arten der Wasservögel, welche zugleich den platten,
flachen Körper haben, um so viel besser auf dem Wasser zu liegen. Bei
anderen Vögeln sind die Federn gleichsam aufgestülpt, oder reichen nur,
wie bei den Schnepfenarten, bis auf die Hälfte der Lenden, damit sie nicht
in den Morästen und überschwemmten Plätzen nasz und schmutzig werden.
Diese haben zugleich einen zusammengedrückten Körper, um so viel
leichter zwischen dem Rohr und Grase durchzudringen. Bei einigen end-
lich sitzen die Füsze ganz nach hinten, auszerhalb des Gleichgewichts,
so dasz, wenn sie stehen, der Kopf und der Schnabel gerade in die
Höhe gerichtet sind. Sie können daher nicht gehen, allein desto besser
schwimmen und tauchen.
Die Zehen an den Pliszen der Vögel sind sowohl in Ansehung der
Zahl wie der Lage verschieden. Die meisten haben 4 Zehen, von welchen
3 nach vorn und 1 nach hinten, selten 2 nach vorn und 2 nach hinten ge-
kehrt sind. Noch seltener haben sie nur 3 Zehen, wie der Kasuar, oder
gar nur 2, wie der Strausz. Selten endlich ist der Zeigefinger sehr ver-
längert, wie bei den Lerchen. Auf jeder Zehe führen die Vögel einen
ordentlichen Nagel, welcher bei den Raubvögeln stärker, spitzer und mehr
gebogen ist, um dadurch die Beute so viel sicherer zu halten und so viel
leichter zu zerreiszen.
97. Das Skelett der Möve.
Der Vogel, welcher eine Höhere Blutwärme erzeugt, als das Säuge-
rhier, athmet die Luft nicht bloß bis in die Lungen hinein, sondern bis in
das Zellgewebe zwischen den Muskeln und bis in die spröden Röhren-
knochen, die zu diesem Ende mit Luftlöchern versehen sind. Dieser ver-
mehrte Luftraum macht den Vogel leichter, besser geeignet sich zu erheben.
Aber nicht das allein stempelt ihn zum Luftthier; das ganze Skelett,
obgleich im Hauptplan mit dem des Saugethiers übereinstimmend, macht
ihn dazu.
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Gelegenheit wahr und schlug ihn unversehens mit einem Faustschlage zu
Boden. Da lag der edle Siegfried betäubt unter seinem Schilde; rothes
Blut quoll ihm aus Mund und Nase, und er schien todt zu sein. Ehe sein
Eeind ihn aber vollends mordete, sprang schnell der Zwerg Engel, der
immer in der Nähe geblieben war, herbei und deckte über Siegfried eine
Tarnkappe, die die wunderbare Eigenschaft hatte, jeden, den sie umhüllte,
unsichtbar zu machen. Kuperan tobte vor Wuth, dasz sein Gegner ver-
schwunden war, aber wie er auch von Baum zu Baum suchte, er vermochte
ihn nicht wiederzufinden.
Inzwischen suchte der gute Zwerg den bewusztlosen Helden wieder zu
beleben. Als er die Augen endlich wieder aufschlug und seinen Retter
neben sich sah, sprach er: „Lohne dir Gott, du kleiner Mann, was du an
mir gethan hast.“ — „Ja,“ erwiderte der Zwerg, ^,da hätte es dir schlimm
ergehen können. Aber nun folge auch meinem Rathe und gieb es auf, die
Jungfrau zu befreien.“— Da sagte Siegfried: „Nimmermehr! Und wenn
ich tausend Leben hätte, so wollte ich sie alle um die Jungfrau wagen.“
Sobald er sich also einigermaszen erholt hatte, warf er die Tarnkappe
fort und stürmte von neuem auf den Riesen ein. Wieder schlug er ihm
acht tiefe Wunden, bis er um Gnade flehte. Wohl hätte der Treulose sie
nicht verdient, aber Siegfried bedachte, dasz er ohne ihn nicht an den
Drachenstein gelangen könnte, und so schenkte er ihm abermals das Leben,
jetzt aber war er vorsichtiger und liesz ihn vorangehen.
So gelangten sie endlich an den Drachenstein. Ein unterirdischer
Gang führte zu der Thür desselben; der Riese schlosz sie auf, und Sieg-
fried steckte den Schlüssel zu sich. Bald waren sie oben auf dem Felsen.
Der Drache war zum Glück ausgeflogen, die Jungfrau aber erkannte den
Helden und fing vor Freuden an zu weinen und sprach: „Willkommen, du
edler Siegfried! Wie geht es meinem Vater und meiner Mutter zu Worms,
und wie leben meine Brüder?“ Siegfried erzählte ihr alles und dasz er
gekommen wäre, sie zu befreien. Indessen trat der Riese heran und sagte:
„Hier in der Erde liegt ein Schwert, mit welchem allein es möglich ist,
den Drachen zu bezwingen.“ Das war freilich Wahrheit, aber die Ab-
sicht, die der Riese bei diesen Worten hatte, war eine schlimme. Denn
als Siegfried sich bückte, um das Schwert in der Erde zu suchen, sprang
jener herzu und versetzte ihm einen fürchterlichen Schlag in den Rücken.
Zornig wandte sich der Held um, und nun begann ein Ringen der beiden,
dasz der Fels erbebte. Siegfried risz dabei dem Riesen die alten Wunden
mit Gewalt wiederauf, so dasz ihm das Blut in Strömen herunterlief; end-
lich bat der Unhold wieder um Gnade, aber Siegfried rief: „Das kann nicht
sein. Ich bedarf deiner nicht mehr, und nun soll dir deine Untreue ver-
golten werden.“ Mit diesen Worten gab er dem Riesen einen Stosz, dasz
er vom Rande des Felsens hinab taumelte und in der Tiefe zerschmet-
tert ward.
5. Wie Siegfried mit dem Drachen kämpfte.
Kriemhild hatte bei diesem schrecklichen Kampfe die Hände ge-
rungen und zu Gott um Hülfe gerufen; auch jetzt noch zitterte und weinte
sie, aber Siegfried trat zu ihr und sprach: „Nun sei getrost, holdselige
Jungfrau; noch bin ich unbezwungen, und mit Gottes Hülfe werde ich auch
wohl dich befreien.“ Aber Kriemhild sagte: „Ich fürchte, dasz noch
schwerere Kämpfe dir kommen, als bisher.“ „Ja,“ erwiderte Siegfried,
„schlimm wär’ es, wenn ich jetzt sogleich mit dem Drachen streiten sollte,
denn es ist heute der vierte Tag, dasz ich nicht gegessen und getrunken,
noch auch geschlafen habe.“ Das hörte der Zwerg Engel, und sogleich
liesz er durch eine Schar seines Volkes köstliche Speisen und Getränke
auftragen.
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