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1. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 39

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
39 (Grafen-), Herzogen-, Fürsten-, Königs-, Herren-, Frauen-, München-, Kloster-, Burg- u. s. w.; Frei-, Bauer- u. s. f. Häufig habeu ferner Heilquellen die Benennung der Orte verursacht; das ergiebt sich aus den Namen: Baden-, Born-, Bronn-, Brunn- (als Anfangs- oder als Endsilben). Neben den Getreidefeldern erscheinen Gärten, in welchen Hülfen-früchte, Bohnen, Erbsen, Linsen und Rüben angebaut werden. 12 Fruchtbäume bilden bereits einen Obstgarten, links vom Rheine war das Land berühmt „wegen der Fülle des Weines". Die Aufzucht des Kleinviehs wurde stärker betrieben, als die des Großviehs: während zu einer Rinderherde nur 12 Köpfe erforderlich waren, rechnete man auf eine Herde von Schweinen 25 und von Schafen 50 Stück. Neben Hühnern. Gänsen und Enten hielt man auf einem Hofe auch Kraniche und Störche. Die Roßzucht und ebenso die Zucht von Rindern blühte in Thüringen und in dem östlichen Sachsen. Zur Beackerung der Felder bediente man sich des Pfluges und der Egge. Wie in alter Zeit wurde die Feldarbeit von Leibeigenen und Hörigen besorgt. — Auch die Entwicklung des Handwerks schritt fort. Frauen webten wollene Tuche, sogenannten Fries, und leinene Kleiderstoffe. In großem Ansehen standen die Metallarbeiter, welche Schmuck anfertigten. Halsketten, Spangen, Armringe, Ohrgehänge und ähnliches Geschmeide entstand unter den Händen kunstfertiger Goldschmiede. Auch die Schwertfeger und Eisenschmiede waren geschätzt. Der Bau der Häuser ward kunstvoller und zweckmäßiger. Hölzerne Firstsäulen trugen die First, und Winkelsäulen stützten die vier Ecken des Daches. In doppelter Reihe, einer äußern und einer innern, umgrenzten aufrecht stehende Balken das Innere des Hauses. Die Öffnungen zwischen dem Gebälke wurden mit Latten und Steinen geschlossen. Schon auch verwahrte man die Thüren mit schloßartigen Vorrichtungen. — In der karolingischen Zeit betrieb man die Drechslerei, deren Anfänge wahrscheinlich jetzt schon gemacht wurden. — Die Zerkleinerung des Getreides besorgten die Mägde auf Handmühlen oder es geschah auf Wassermühlen, die teils im Privatbesitze waren, teils den Gemeinden gehörten. — Die schon zur Römerzeit bekannten Handelswege vom Rheine bis Handel, zur Elbe und Saale zu den Wenden und die Flußwege erleichterten den friedlichen Verkehr der verschiedenen Völkerschaften. Jüdische und christliche Kaufleute vermittelten den Umtausch der Landesprodukte

2. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 47

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
47 Volk in dem angelsächsischen Glaubensboten nicht nur seinen Apostel, sondern es zählt ihn auch voll Dankes zu jenen großen Männern, die seinem Geschicke neue, heilbringende Bahnen angewiesen haben." Einen großen Einfluß auf die Gesittung des deutschen Volkes hat6_ auch Karl d. Gr. ausgeübt; kein Fürst vor ihm und keiner nach ihm^n^es-hat ihn ganz erreicht. Er war die belebende Sonne seines Volkes, Dater' deren milder Schein Wärme verbreitet und überall die schlummernden Kräfte zu fröhlichem Wachstum und fruchtbringender Thätigkeit weckt. Ein Kriegsfürst wie wenige schreitet er mit zermalmendem Fuße über die Völker hinweg, die sich gegen ihn auflehnen; mit eiserner Faust zügelt er die Begehrlichkeit und den Übermut seiner trotzigen Großen; ein zweiter Hermes eilt er wie mit Flügelschuhen durch sein weites Reich und wehe dem, den er auf bösem Wege oder lässig findet! Sein Blick ist durchdringend, er prüft die Geister, sein scharfer Verstand findet schnell die zweckmäßigen Mittel zur Erreichung seines großen Zieles, das ihm klar wie der glänzende Tag vor der Seele steht, und mit ruhiger aber unbeugsamer Willensstärke weiß er es zu erreichen. Zu einer großen Familie will er die Völker Germaniens vereinen, ein Gesetz soll über allen walten und ein Glaube sie ihrer ewigen Wohlfahrt gewiß machen. Die Umstände führten ihn weiter, als er anfangs zu gehen gedachte: er fügte das lombardische Reich, die spanische Mark und Pannonien seinem Gebiete ein, aber seine Stütze waren die germanischen Stämme, deren größte Zierde er selber war und blieb. Am anziehendsten erscheint er in seiner Thätigkeit als Gesetzgeber, Lehrer und Vater seiner Völker. Seine nächste Sorge Karl war immer, sie gegen die räuberischen Einfälle benachbarter Völker zu schützen. Zur Erreichung dieses Zweckes gründete er die Mark, Ten"5 d. i. Grenzgrafschaft, die er durch feste Plätze, Aufstellung militärischer Posten, Wälle, Gräben u. s w. besonders sicherte. Den Befehl in solchen Grenzbezirken führte ein Markgraf. Die unter feinem Befehl stehende Bevölkerung der Mark war zu beständigem Kriegsdienste verpflichtet und mußte stets gerüstet sein, plötzliche Einfälle der Grenzfeinde zu verhüten und abzuwehren. Waren die Streitkräfte der Mark dem Feinde nicht gewachsen, so durfte der Graf die Krieger der benachbarten Gaue zur Hilfe aufbieten. So entstanden im Norden Zwischen Eider und Schlei die dänische, zwischen Elbe und Kieler Busen die sächsische Grenzmark, an der Saale die sorbische Mark, im Süd-osten die Kärntner, die Pannonische, die Ostmark und im Südwesten

3. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 126

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
126 seines Standes, der Vornehme einen Jagdhund, der Ministeriale einen Sattel, der Bauer ein Pflugrad, öffentlich tragen mußte. — Buße und Wehrgeld kamen nur noch in dem Falle zur Anwendung, daß keine absichtliche Verletzung oder Tötung vorlag. — Wer sich gegen die allgemeine Rechts- oder Gerichtsordnung verging, zahlte dem Richter eine Geldstrafe, das Gewette." fwmsn (Formeln für Verbannung und Verfemung sowie für Hinrichtungen: „Des urteilen und ächten wir dich und nehmen dich von uns aus allen rechten und fetzen dich in alles unrecht, und wir teilen deine Wirtin [t£l)efrau] zu einer wißenhaften witewen und deine finber zu ehehaften Waisen, deine lehen dem Herren, von dem sie rühren, bein erb und eigen deinen finbern, dein leib und fleisch den tieren in den Wäldern, den vögeln in den lüften, den fischen in den wogen; wir erlauben dich auch männiglich allen straßen, und wo ein ieglich man frib und geleit hat, soltu keines haben und weisen dich in die vier straßen der weit." Oder: „der scharfrichter soll ihn führen auf freien platz, da am meisten Volk ist, und mit dem schwerte seinen leib in zwei stück schlagen, daß der leib das größte und der köpf das kleinste teil bleibe; [ist einer zum strick verurteilt:] soll ihn führen bei einen grünen bäum, da soll er ihn anknüpfen mit seinem besten hals, daß. der wind under und über ihn zusammenschlägt; auch soll ihn der tag und die sonne anscheinen drei tage, alsdann soll er abgelöst und begraben werden.") firecjurig Die Vollstreckung des Urteils scheint ursprünglich in den Händen Urteils ^ Gemeinde oder des Klägers gelegen zu haben, schon früh wurden indes bestimmte Leute mit diesem Amte betraut. Scherge und Gerichts- oder Fronbote waren in der ältesten Zeit angesehene Leute. (Namen derselben: Henker, Nachrichter. Scharfrichter, Stöcker, Meister. Angstmann.) Später trennte man das Amt des Henkers von demjenigen des Gerichtsboten. Die Henker wurden aus dem Stande der unfreien Leute genommen und ihr Gewerbe sank in Verachtung. „Jede Strafe, die der Henker vollzog, verunehrte, jede Berührung von feiner Hand beschimpfte. Man mied seinen Umgang, bei der Austeilung des Abendmahls mußte er es zu allerletzt nehmen. Nur in Notfällen,, wenn der Scharfrichter mangelte oder nicht allein fertig werden konnte, trat die Verbindlichkeit der Gemeinde (wieder) hervor, Hilfe zu leisten. An einigen Orten (z. B. in Reutlingen) wurde dem untersten Schöffen, an andern (z. B. in fränkischen Gegenden) dem jüngsten Ehemanne

4. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 137

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
137 die Gewappneten scharweise aufeinander. Es galt mehr, geschickt aneinander vorbeizureiten, als den Gegner aus dem Sattel zu werfen. Darauf war es vielmehr im Einzelkampfe, in der Tjost, abgesehen. Kostbare Spielpreise wie der Ruhm ritterlicher Kraft und Geschicklichkeit lockten zur Teilnahme am Turniere. Trotz kirchlicher Verbote und Strafen wurde das Waffenspiel häufig geübt, und lange erhielt sich die Erinnerung an besonders glänzende Ritterfeste. Frauen wie Männer reisten zu Pferde. Nur wer krank und schwach war oder möglichst unbehelligt von der dienenden Reisebegleitung seinen Weg zu machen wünschte, bestieg den Wagen, der nach unsern Begriffen freilich nicht gerade bequem war. Wenn es anging, wählte man die Wasserstraße, deren weite Krümmungen weniger schreckten, als die holprigen, schmutzigen Landwege. — In den meisten Fällen war der Reisende auf die Gastlichkeit fremder Leute angewiesen. Fand er hier und da freundliche Aufnahme, so mußten ihn die Gesetze doch auch gegen die Böswilligkeit schützen, wie sie andererseits das gastfreundliche Haus gegen die Gewaltthat des fremden Mannes sicherten' Im Laufe der Zeit mangelte es immer seltener an Wirtshäusern, die jedem Reisenden gegen Bezahlung Unterkunft boten. — Bei der dauernden Unsicherheit der Wege war es geraten, bewaffnet einherzuziehen. Bessern Schutz gewährte das Geleit des Lanbesherrn, für welches eine bestimmte Abgabe entrichtet würde. Wer einen Brief abzuschicken hatte, ober sonst eine Bestellung ausrichten lassen wollte, war genötigt, seinen eigenen Boten zu senben. Kaum anders als zu unserer Zeit staub man beim Gruße tiom&j^’ Sitze auf, verbeugte sich und entblößte das Haupt. Abgesehen von dem altertümlichen ,Heil!' klangen auch die Grußworte wie die unsern. Eigentümlich ist nur, daß man sich so häufig zur Begrüßung küßte. Scheidende tranken einander noch einmal zu. Wer in ein fremdes Gemach treten wollte, klopfte an die Thür und begehrte Einlaß. In den Städten hatten nicht bloß die Thore, Viertel und Straßen^zeich-besondere Namen, sondern auch die einzelnen Häuser. Awdt- Bei Feuersbrünsten war man auf die allereinfachsten Löschvorrich-tungen angewiesen. Daraus und aus dem leichten Holzbau der Häuser W&-erflärt sich, daß die Quellen so oft von der Einäscherung großer Häusermassen zu berichten haben. Von Anbruch des Tages bis Sonnenuntergang ertönte in Zwischen- Seit* räumen von je drei Stunden Glockengeläut, welches die kanonischenteilunfl-

5. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 67

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
67 aus- und einlaufen und den Raub verkaufen dürften. Es läßt sich nicht beschreiben, was des loten und bösen Volkes aus allen Ländern von Bauern und Bürgern, von Amtsknechten und allerlei losem Volke da zusammenlief: denn alle, die nicht arbeiten wollten, ließen sich be-dünken, sie wollten von den armen dänischen und norwegischen Bauern reich werden. Dies ließ sich im Anfang wohl ansehen als ein großes gewinnreiches Ding, wodurch den Feinden großer Abbruch gethan wurde, aber Gott helfe, wenn man dem losen Haufen die Hand losläßt, so kann mau ihn doch mit aller Macht kaum verhindern und wehren, daß er Böses thut, auch wenn man ihn in großer Not zu Hilfe rief. Diese Gesellen, die sich so versammelten, nannten sich Vitalienbrüder (oder Likendeeler — Gleichteiler, weil sie ans gleiche Teilung raubten). Als sie aber zur See kamen, vergaßen sie bald ihren Auftrag und behandelten alle als Feinde, die ihnen auf der See in die Hand fielen. Als diese heillosen Brüder nun merkten, daß durch viel Fleiß und Arbeit der Herren aus den Städten die Sache dahin gebracht wäre, daß der König los werden würde, gedachten sie noch eine Unthat anzurichten, ehe es zur Lösung käme und fuhren nach Bergen in Norwegen. Dort raubten sie den (hansischen) Kaufleuten, den Bürgern und auch den Norwegern alles, was sie an Silber, Gold, Kleinodien, Kleidern, Hausrat bekommen konnten, und was der Kaufmann an Fischen aufgespeichert hatte. Das alles nahmen sie und trugen es nach den Schiffen und fuhren nach Wismar und Rostock. Als diese Buben die Beute verkauft hatten, ward ihnen ihr Dienst aufgesagt. Aber sie wollten von ihrem Thun nicht lassen und teilten sich in drei Teile. Eine Schar ging nach Friesland und raubte dort, was sie bekommen konnte, die andere Schar lief in die spanische See und brachte dort den Kaufleuten großen Nachteil, der dritte Haufen zog gegen die Russen und that ihnen großen Schaden. Dieser Seeräuber Hauptleute waren Goedeke Michel, Wichmann, Wigbold und Klaus Stortebecker (d. i. Stürzdenbecher)." (Alb. Richter, Quellenbuch.) Nachdem die Vitalienbrüder etwa fünfzig Jahre der Schrecken der Meere gewesen waren, gelang es den Hansen und ihren Verbündeten endlich, eine große Flotte zum Vernichtungskampfe gegen die Räuber zusammenzubringen. Das größte Schiss der Flotte war das ham-burgische Hauptschiff, ,die bunte Kuh von Flandern'. Die Likedeeler lagen mit ihren Schiffen bei Helgoland, tranken geraubten Wein und achteten nicht des heraufziehenden Wetters. Ein wütender Kampf 5*

6. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 105

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
105 des Wagens, die überaus lebhaft als Persönlichkeiten des klassischen Altertums bezeichnet werden, welche als Geizige und Habsüchtige bekannt waren. Hinter dem Wagen folgen Krösus, Midas und Tantalus zu Pferde und ihnen schließt sich, ebenfalls zu Roß, Kleopatra an, eine schöne, nackte Frauengestalt. Der Wagen wird aber gelenkt von der Vernunft (Ratio), die als markige Mannesgestalt charakterisiert ist; die Zügel heißen Kenntnis und Wille. Das feurige Viergespann wird von edlen Frauengestalten begleitet, die teils aus den Rossen sitzen und die Peitschen schwingen, teils nebenher schreiten und die sich bäumenden Tiere zügeln: das dem Wagen zunächst vorgespannte Paar, ,Kontrakt' und ,Zins' wird durch .Billigkeit' und ,Gerechtigkeit' geleitet, das vordere Gespann ,Geiz' und ,Tmg‘ durch .Freigebigkeit' und ,Rechtschaffenheit' gebändigt. So ist alles voll tiefer symbolischer Bedeutung bis auf die Nemesis (Göttin der gerechten Vergeltung des Guten wie des Bösen), die in Lüsten schwebend dem Zuge folgt. Ganz anders der Triumph der Armut. Diese selbst, ,Penin‘, sitzt aus einem erbärmlichen Karren unter einem Strohdach, ein abgezehrtes, altes, elendes Weib. Das /Mißgeschick' ist ihr als treue Begleiterin zugegeben. Halbnackte zerlumpte Gestalten, darunter die Bettelhaftigkeit, umgeben den Wagen, der von zwei Eseln, Dummheit und Thatlosigkeit, gezogen wird. Als Vorspann dienen zwei Ochsen, Nachlässigkeit und Faulheit, als Führerinnen aber sieht man die kraftvoll blühenden, weiblichen Gestalten, Mäßigkeit und Fleiß, Geschäftigkeit und Arbeit. Die Zügel endlich ruhen in den Händen der Hoffnung, die vertrauensvoll zum Himmel aufblickt, und hinter welcher, von Bewußtsein und Erfahrung begleitet, die Betriebsamkeit (Industria) sitzt, welche allerlei Arbeitsgeräte und Werkzeuge an die den Wagen umdrängenden Armen verteilt. Dieser sinnige Gedanke, daß Arbeit die einzige zuverlässige Hilfe gegen die Not des Lebens fei, verleiht der ganzen Komposition eine tiefe ethische (sittliche) Grundlage. In der köstlichen Lebendigkeit der Charateristik und dem freien Zuge des Ganzen erkennt man die volle Blüte der Renaissaneekunst und die höchste Entfaltung von Holbeins Gemus, der die Allegorie (sinnbildliche Darstellung) ui lebensvolle Wirklichkeit umzusetzen weiß. Man begreift darnach die Bewunderung, welche die ausgeführten Bilder bei den Zeitgenossen und selbst bei Italienern sanden, welche sie eines Rafael (einer der größten italienischen Maler, geb. 1483, gest. 1520) würdig erklärten."

7. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 76

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
76 Urteil gesprochen. Auf dem Richtplatze widerrief er seine vor Gericht gemachten Aussagen, da sie durch die Folter erzwungen seien, beteuerte noch einmal seine Unschuld und litt dann standhaft den Tod. — Der alte Chronist Hans Regkmann aber schrieb zu dieser Geschichte: „Das hat er nicht verdient; das hätte Herzog Heinrich (von Braunschweig, sein Todfeind) besser verdient!" Und die alten Bergenfahrer sangen: „Die von Lübeck mögen in allen Tagen Den Tod Hern: Jürgen Wnllenwevers beklagen." Abwärts ging's mit der Macht und Bedeutung der Hansa, unaufhaltsam nahte das Verderben. Als nun 1492 Amerika neu entdeckt und 1498 der Seeweg nach Ostindien aufgefunden wurde, da eröffneten sich dem Handel ganz neue Bahnen; bald standen die Engländer an der.spitze der handeltreibenden Völker, und mit der Hansa war's vorbei. Eine Stadt nach der andern trat vom Bunde zurück, bis schließlich nur Hamburg, Bremen und Lübeck übrig blieben, die den einst so hochgefeierten Namen der Hansestädte noch heute mit Stolz führen. Handel Wenn die Hansa daranf drang, daß jeder Mitbewerber außerhalb des Bundes von dem Wettlauf um den Verdienst unbedingt ausgeschlossen werden müsse, so folgte sie hierin nur dem Zuge der Zeit. In der Stadt stand Zunft gegen Zunft, die Stadt selbst nahm ihre Stellung gegen das Land, und letzteres war dem Zwange der adeligen Güter unterworfen. Nur von den Gütern durfte die umliegende Bevölkerung Bier und Mehl kaufen; nur in der Stadt sollten Handwerker sein, und wehe jedem derselben, der eine Arbeit besorgte, die eine andere Mngen 2unst als ihr Recht in Anspruch nahm. Unter den Belästigungen H«n= dieser Art, denen besonders der Handel unterworfen war, zogen Strand-"els. und Grundruhrrecht, das Geleitswesen und das Stapelrecht die Aufmerksamkeit der Beteiligten ganz besonders auf sich. Über Strand-uud Grundruhrrecht ist an anderer Stelle das Nötige bereits gesagt worden; das Recht, die Warenzüge der Kaufleute zu geleiten, besaß ursprünglich nur der Kaiser, im Laufe der Zeit legten sich nicht nur die Landesfürsten, sondern überhaupt die Grundherren die Befugnis bei, Geleit zu gewähren, ja aufzudrängen. Sie übernahmen dann die Verpflichtung, gegen Erlegung des Geleitsgeldes die Reifenden sicher durch ihr Gebiet zu führen und etwaige Verluste zu ersetzen. Dem Geleitszwange konnte sich kein Kaufmann entziehen, mußte er doch befürchten, daß die Herren der Straße feine Waren einfach für gute Beute erklärten, wenn er keinen Geleitsbrief anfwies. Damit nun die

8. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 77

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
77 Forderungen der Geleitsherren nicht bis ins Ungemessene gesteigert oder nach Laune und Willkür geändert würden, schlossen die Städte mit Grasen, Rittern und Herren Verträge ab, die das Geleitsgeld für eine gewisse Zeit und für die einzelnen Lasten festsetzten. So heißt es in dem Vertrage, den Regensburg 1272 mit den Grafen Ulrich von Helsenslein und Ulrich von Württemberg schloß: Zweirädrige, mit drei Pferden bespannte Karren voll Tuch sollen 15 Schock Heller, mit zwei Pferden 10 Schock, mit einem 5 Schock bezahlen; für Häute und andere gröbere Waren nur die Hälfte; vierrädrige große Karren, mit zehn und mehr Pferden bespannt, sollen 15 Schock zahlen, und die Grasen versprachen, binnen fünf Jahren diesen Ansatz nicht zu erhöhen. Gern erwarben die Städte das Geleitsrecht vom Kaiser für sich selbst. Die Einrichtung des Geleites hätte sehr wohlthätig wirken können, wenn die Versuchung für die schützenden Begleiter nicht allzu nahe gelegen hätte, .zunächst das Geleitsgeld einzuziehen und dann die Waren zu rauben. Klagen gegen derartige Räubereien bei den Gerichten blieben wirkungslos, da im Reiche niemand zu finden war, der die Urteilssprüche ausführte. Nicht weniger lästig für den Handelsverkehr war der Straßenzwang. Es ist nicht mehr als recht, wenn dem Reisenden für die Benutzung einer Straße eine Abgabe ausgelegt wird, er liefert damit feinen Beitrag zu den Kosten, welche die Instandhaltung des Weges erfordert; aber wie leicht verwandelte sich auch bei dieser Gelegenheit im Mittelaller das klarste Recht in das schreiendste Unrecht! Da fanden sich Zollstellen über Zollstellen aus Straßen, die absichtlich an den Bnrgen der Grundherren vorübergeführt waren, mochte die Reise dadurch auch noch so sehr verlängert werden; die ferner durch ihren schlechten Zustand die Anwendung des Grundruhrrechts sowie besonderer Strafen für Umgehen ungewöhnlich schlechter Stellen erleichterten; die über Brücken führten, unter denen weder Wasser noch Graben oder andere Vertiefung zu entdecken war, die aber Anlaß boten, Brückengeld zu fordern. Manche Landesherren machten den Reisenden die Benutzung gewisser Straßen nur deswegen zur Pflicht, um dieser oder jener Stadt ihres Gebietes stärkeren Verkehr zuzuwenden. 1459 befahl Kaiser Friedrich Iii., daß jeder, der mit Wein, Häuten, Spezereien und andern Kaufmannsgütern die Straße über Feistritz fahre, dort über Nacht bleiben solle. Von Crossen aus durste man nicht quer durch die Neu-mark nach Landsberg an der Warthe fahren, sondern nur über Frank-

9. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 161

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
161 und Bayern saßen. Wo die Häuser nahe bei einander lagen und Gassen bildeten, da schützten ein Zaun, breite Gräben und Wände von Stein oder Lehm das ganze Dorf. Eingang und Ausgang verwahrte man durch starke Thore, vor denen zuweilen noch Blockhäuser lagen, die im Fall feindlichen Angriffs mit Verteidigern besetzt wurden. Mitten im Dorfe lag der Kirchhof, durch eine hohe Mauer noch wieder besonders geschützt. Hierhin, in die Nähe des Heiligen, rettete der Bauer Weib und Kind, Vieh und Habe, wenn das Dorf von den Feinden ange- zündet war. Weithin über die Felder drang der Ruf der Sturmglocke, den benachbarten Gemeinden den Überfall zu verkündigen; Der Bauer aber, in Krebs und Eisenkappe gehüllt, verteidigte von der Kirchhofsmauer aus sein Leben und seine Lieben. In Friedenszeiten gewährte solch ein Dorf einen oft recht wohlthuenden Anblick. Zwar waren die Häuser nur aus Holz und Lehm erbaut und in ihrer Form recht ungefüge, aber man merkte wenig davon, da die Bäume, welche auf dem Hofe standen oder das Haus umgaben, mit ihrem reichen Blätterschmuck die ,Unebenheiten' des Baues freundlich verdeckten. Steinerne Tröge fingen das Waffer auf, das die Quellen dem Dorfe zuführten. Im Hause fand sich ein Reichtum an allerlei Geräten und manche Bequemlichkeit. Wohlgefällig überschaute der Bauer der Rinder breitgestirnte Schar, die neben den Schafen im fetten Grase weidete. Auf dem Hofe gackerten die Hühner, im Stalle grunzten zahlreiche Schweine, auf den Stoppelfeldern lagen mächtige Gänseherden. Und nun erst der Reichtum an goldigen Körnern, die in Kammern oder im Speicher aufgeschüttet lagen; in den Truhen die vielen, vielen Loden-stürze, d. i. grobes Wollenzeug, der Länge nach in Abteilungen von l1/2—2 Fuß Breite zusammen und übereinander gefaltet und gelegt; jede Lage hieß ein Sturz. Es ist fürwahr kein Wunder, wenn der Bauersmann, dem sonst so Hohes nie zu Hirne stieg, jetzt prüfend seinen Reichtum überzählte und nach dem Rittergurt und nach dem Schilbe langte. Wohlhabenheit erzeugte bei ihm die Sucht, in Kleibung, Sitte und Gelagen dem Burgherrn es zuvorzuthun, der oft nur mühsam mit geraubtem Gut des alten Hauses wüste Räume füllte und mit verblichnem Flitterstaat gar manchen Riß verbeckte, der dem Palas jähen Einsturz brohte. Namentlich die Jugenb mochte nicht länger in der ,tölpischen6 Einfalt bäurischen Lebens verharren; der Eltern Reichtum reizte sie, des Lebens Freuben zu genießen, wie sie es bei den Rittern sahen. Ein freier Bauer, der vier freie Ahnen hatte und Deutsche Kulturgeschichte. 11. 11

10. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 219

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
219 Evangeliums, wie es die glaubenseifrigen Mönche verstanden, zugedeckt; indes sproßten nach kurzer Zeit die alten Keime fröhlich wieder empor, nur hatten sie sich, um den Verdacht der christlichen Eiferer einzuschläfern, leicht maskiert. Die weisen Frauen erschienen als Hexen, die das Besprechen, Beschwören, Segnen und Fluchen ruhig in gewohnter Weise betrieben; ihr ehemaliger Bund mit den Göttern wandelte sich in einen Bund mit dem Teufel; aus den Tänzen der Priesterinnen wurden die Hexentänze; die Verwandlung der Hexen in Katzen erinnert an Freya, die auf einem Wagen fuhr, der mit Katzen bespannt war; die Verwandlung in Gänse weist auf die Schwanjungfrauen und die Walküren hin, denen auch das- Fliegen durch die Luft eigen war. In der heidnischen Zeit führte Wodan diese in seinem Mantel durch die Luft, nach christlicher Anschauung ritten die Hexen auf Rossen oder auf Besenstielen und Ofengabeln, die mit höllischer Salbe bestrichen waren, durch die Lüfte nach ihren Versammlungsorten. Alle diese Wandlungen stellten die Frau unendlich viel tiefer, als sie im germanischen Heidentum gestanden hatte. Sie erschien als ein Wesen niederer Art, als Unreine, die eben nur geduldet werden konnte. Die Schuld an dieser Umkehrung des ursprünglichen Verhältnisses lag m den orientalischen Anschauungen über die Frau. Im Morgenlande entstanden, hatte das Christentum Bestimmungen aufgenommen, die seinem ureigensten Wesen zuwider liefen und namentlich auf abendländische Völker nicht ohne weiteres übertragen werden konnten. Keine Frau durfte sich z. B. dem Altare nähern und keinen noch so äußerlichen Dienst an ihm und für ihn besorgen; beim Abendmahle sollten die Frauen die Hostie nur mit dem Schleier anfassen, um sie in den Mund zu stecken. Es war nur zu natürlich, daß der Teufel mit Vorliebe ,das Gefäß der Sünde', wie christliche Priester die Frau nannten, zu seiner Vertrauten und zur Vollstreckern seines Willens wählte. Manchmal freilich zwang er auch die Männer zu seinem Dienste, ja man konnte nach mittelalterlicher Ansicht wider Willen vom Teufel besessen sein. Zur Rettung eines solchen Unglücklichen versuchten die Priester 'den Teufel auszutreiben. Katholische und protestantische Geistliche haben sich durch Tenfelsaustreibungen (Exorcismus) einen berühmten Namen gemacht. Schlimmer noch als Besessenheit, bei welcher der Mensch vollkommen willenlos blieb, war das Bündnis mit dem Teufel. Der Mensch beschwor den bösen Geist, dieser erschien, versprach dem Verwegenen Reichtum, Ehre, Genüsse aller Art u. dgl., so-
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