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1. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 52

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
52 Fahnenflüchtige und solche, die den Heerbann versäumt hatten, urteilte der Kaiser selbst ab. Seife! Unter den Mitteln, im Gerichtsverfahren die Wahrheit ans Licht zu bringen, waren neben dem Eide mit Eideshelfern und Zeugenaussagen die Gottesurteile im Gebrauche. Letztere fanden statt, wenn rechtlose, also unglaubwürdige Leute einen Prozeß führten oder wenn eine Zeugenaussage der andern das Gleichgewicht hielt. Die Formen der Gottesurteile waren sehr verschieden: der Zweikampf, aber nicht mit blanker Waffe, sondern mit Schild und Keule; die Wasserprobe, wobei entweder der Beschuldigte mit bloßer Hand aus einer heißen Flüssigkeit einen Stein nehmen mußte, ohne die Hand zu verbrennen, oder aber in kaltes Wasser geworfen wurde; trieb ihn dieses nicht wieder an die Oberfläche, so galt er für unschuldig, bettn man nahm an, daß das Wasser als ein reines Element einen Verbrecher ausstoßen würde. „Wer das glühende Eisen eine Strecke von neun Fuß tragen konnte, ohne daß seine Hand ein Brandmal zeigte, sollte für schuldlos gelten; ebenso wer über neun glühende Pflugschare schritt und die entblößten Füße nicht verletzte. Vermochte der Angeklagte einen geweihten Bissen, Gerstenbrot und Käse. mit Leichtigkeit hinabzuschlingen, so war das der Beweis der Unschuld. Verwandt hiermit war die Abendmahlsprobe. In der Kreuzprobe mußten Kläger und Angeklagter so lange vor einem Kreuze stehen, bis der eine vor Ermüdung zu Boden sank und damit sein Unrecht barthat." Strafen. Majestätsverbrechen, Raub, Totschlag in der Kirche würden mit dem Tode bestraft, auch griff man bereits zu Verstümmelungen der ©lieber. Dem Königsbann von 60 Solibi verfielen in Karls späterer Zeit folgettbe Verbrechen: Entweihung der Kirchen, Verletzung von Waisen, Witwen und Armen, die sich nicht selbst verteibigen können, Raub einer freien Frau, Branbstiftung innerhalb der Heimat, Hof- und Hausfriedensbruch, Nichtbefolgung des Heeresaufgebotes. Wie sehr der einsichtsvolle Herrscher den Einfluß der christlichen Kirche schätzte, geht namentlich aus den Verfügungen hervor, die er zum Schutze berfelben in dem eroberten Sachsen erließ und die nach Nitzsch wahrscheinlich der Zeit des Paderborner Maifeldes von 777 angehören. Die christlichen Kirchen in Sachsen sollen eine höhere Verehrung genießen, als früher die Heiligtümer der Götter; diese Kirchen empfangen zugleich das Asylrecht, d. i. das Recht, Verfolgten eine Stätte der Zuflucht und des Schutzes zu fein. Zur Unterhaltung

2. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 9

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
9 mußten kurz geschoren gehen. Ebenso war es mit dem Barte, der den ganzen untern Teil des Gesichtes oder doch die Oberlippe bedeckte. Die Frauen besetzten ihre Kleider mit Purpurstreifen, die Männer mit feinerem Pelzwerk. Als Schmuckgegenstände waren Brustschmuck und Halsketten beliebt, ebenso metallene Armringe, deren man viele in alten Gräbern gefunden hat. Tacitus: „Bekannt genug ist. daß die Völkerschaften der Germanen nicht in Städten wohnen. Sie dulden nicht einmal untereinander zusammenhängende Wohnhäuser. Gesondert und geschieden bauen sie sich an, wie eine Quelle, ein Feld, ein Hain ihnen gerade gefiel. Die Dörfer legen sie nicht nach römischer Weise an mit nahe aneinander gerückten Gebäuden. Jeder umgiebt sein Haus mit einem freien Raume, sei es zum Schutze gegen Feuersgefahr, sei es aus Uner- fahrenheit im Bauen." „Sie gebrauchen nicht einmal Steine und Ziegel. Unförmiges Bauholz ohne Schönheit und Wahl verwenden sie zu allem. Einige Stellen bestreichen sie sorgfältig mit einer so reinen und glänzenden Erdart, daß es wie Malerei und farbige Linien aussieht. Sie pflegen auch unterirdische Höhlen auszugraben und diese mit vielem daraufgeschütteten Dünger zu bedecken. Das ist eine Zufluchtsstätte für den Winter und ein Raum zur Aufbewahrung der Feldfrüchte." In unterirdischen Räumen geschah nach Plinius auch das Weben leinener Gewänder. Die Häuser, so berichtet er, waren mit einem Dache von Schilf bedeckt, und derartige Dächer haben eine lange Dauer. Städte im Sinne der Römer gab es in Germanien nicht; wo Cäsar von Städten spricht, sind jedenfalls geschlossene Ortschaften (Dörfer) gemeint. Die Bedürfnisse der damaligen Germanen waren gering und könn-ten daher leicht befriedigt werden. Von Gewerbthätigkeit ist mithin keine Rede, wenn man nicht die sehr einfachen, teilweise rohen Anfänge des Gewerbfleißes dafür gelten lassen will. Die Bearbeitung der Stämme und die Herstellung von Tischen und Bänken (an den Seiten des Gemaches herlaufend) war den Germanen bekannt. Sie fertigten Thongefäße und zierten diese mit eingeritzten Linien, die bald wellig, bald spiralförmig, bald gebrochen und winkelig waren. (Urnen.) Von den Römern lernten sie den Gebrauch der Töpferscheibe. Früh schon wurde die Bearbeitung von Gold und Silber geübt. Die Hörner der erlegten Auerochsen wurden mit Silber beschlagen. Armringe, Halsketten, Spangen aus Erz zur Befestigung des Mantels

3. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 140

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
140 benachbarten Gemeinden ihr Vieh weiden und ebenso Waldstreu und Brennholz den Waldungen entnehmen. — „Die hohe Jagd blieb dem Könige und den Großen vorbehalten, die niedere ward bisweilen an den kleinen Adel oder auch an Städte verliehen." Jagdbare Tiere waren Hirsch, Reh, Wildschwein, Hase, Biber, Marder, bis in die sächsische Zeit hinein auch Elch und Schelch (Riesenhirsch). Man jagte zu Pserde, von Hunden begleitet, Armbrust und Speer zum Dienste bereit haltend. Vögeln stellte man durch Falken, Sprenkel und Leimrute nach. Die Strafen gegen Wildfrevler waren noch nicht hart, sie wurden indes in späteren Jahrhunderten bedeutend verschärft. Damals bestimmte der „Sachsenspiegel", niemand solle wegen eines Jagdfrevels „seinen Leib oder seine Gesundheit verwirken". Wilddiebe wurden daher nur mit Geld oder Gefängnis bestraft. Viele Menschen beschäftigte der Bergbau in verschiedenen Gegenden Deutschlands, Salinen waren in Kissingen, Halle a. d. Saale, Reichenhall und an andern Orten. So zeigte sich überall im Lande ein reges Leben, in der armseligen Hütte des Hörigen wie auf den Burgen der Könige, Fürsten und Prälaten. Ungeheuer waren die Ansprüche, welche diese Herren an die Leistungsfähigkeit des Bodens und des Volkes stellten. Eine Urkunde aus dem vorliegenden Zeitraume nennt eine Reihe von Höfen in Sachsen, Franken, Bayern und Lombardien, welche „zum Tische des Königs gehören", d. h. den Tisch des Königs zu versorgen haben. Es heißt in der Urkunde: „Diese Höfe in Sachsen leisten dem König soviel Dienste, wie Tage im Jahre sind und noch vierzig mehr. Desgleichen thun wir euch kund, was ein königlicher Dienst in Sachsen bedeute: Es sind 30 große Schweine, 3 Kühe (eine Kuh war im Tauschhandel früher die Werteinheit und galt 1 Solidus), 5 Frischlinge, 50 Hühner, 50 Eier, 90 Käse, 10 Gänse, 5 Fuder Bier, 5 Pfund Pfeffer, 10 Pfund Wachs, Wein aus feinem (des Königs) Keller überall in Sachsen." Die Höfe in Franken wurden in einigen Dingen noch stärker belastet, und statt der 5 Fuder Bier fordert man dort 4 große Fuder Wein. Diese hohen Forderungen zeigen, wie leistungsfähig schon damals der Bauernstand war. Freilich galt es hart zu arbeiten und für das eigene Behagen sehr wenig zu fordern. Armselig waren die Häuser, aus Fachwerk gebaut und mit Schindeln oder Stroh gedeckt. Unter einem Dache hausten Mensch und Vieh. Auf einer größeren „Hovestat" = Hofstätte waren die Wohnräume von den

4. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 55

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
55 zu deren Dienst gebraucht werden, auch dürfen die Amtleute keine Geschenke annehmen außer Getränk. Hülsenfrüchte. Obst. Hühner und Eier. Sie haben dafür zu sorgen, daß die notwendigen landwirtschaftlichen Arbeiten gut und vollständig gemacht werden; können sie die Arbeiten nicht selbst leiten, so sollen sie einen zuverlässigen Mann damit beauftragen. Den Unterbeamten darf kein größerer Bezirk zur Beaufsichtigung zugeteilt werden, als sie in einem Tage begehen können. Dem Weinbau ist besondere Aufmerksamkeit und Pflege zu widmen. Die Wirtschaftsbeamten sollen die nötigen Arbeiten genau überwachen, für die Vermehrung der Rebstöcke und für die Verbreitung ergiebiger und guter Sorten sorgen. Das Auspressen der Trauben darf nicht mit den Füßen geschehen. Der junge Wein wird in gute, mit Eisen-reisen beschlagene Holzgesäße gefüllt. Wein in ledernen Schläuchen aufzubewahren, verbot der Kaiser. Ebenso befahl er, Zuchthengste zu halten und gut zu verpflegen, geeigneten Leuten die Bienenwirtschaft zu übertragen. (Ein einziges Kloster bedurfte damals jährlich etwa 300 Pfd. Wachs.) Auf den Hauptgütern sollen nicht weniger als 100 Hühner und 30 Gänse gehalten werden, auf den Nebengütern mindestens 50 Hühner und 12 Gänse. Um des Schmuckes willen soll jeder Amtmann auch einzelne edle Vögel, Pfauen, Fasanen. Enten. Tauben. Rebhühner, Turteltauben auf jede mögliche Weise halten. Ebenso müssen gemästete Ochsen, Schweine, Hammel, Gänse, Hühner zum Gebrauche des Hofes jederzeit bereit gehalten werden. Mastochsen und Mastschweine sind außerdem zur Talggewinnung zu verwenden. Nicht geringe Sorgfalt wendet Karl der Forstwirtschaft zu. Er verlangt, daß Wälder gerodet werden, damit man Ackerland gewinne, doch sollen daneben Wälder bestehen bleiben und durch unvernünftiges Aushauen nicht verdorben werden. Desgleichen haben die Amtleute das Wild gut zu besorgen, Falken und Sperber zum Gebrauche des Herrschers zu hegen, den Zins für die Mast der Schweine in den Wäldern sorgsam einzufordern, für ihre eigenen Schweine den Zins zuerst zu geben, damit sie den andern mit gutem Beispiele vorangehen. Hühner und Eier, welche von den Knechten und Hörigen als Zins abgeliefert werden, sollen, soweit sie nicht zum Gebrauche des Hofes dienen, verkauft werden. Alles was die Leute mit ihren Händen verarbeiten oder verfertigen, als Speck, getrocknetes Fleisch, Wurst, eingesalzenes Fleisch, Wein, Essig, Senf, Käse. Butter u. s. w. soll mit der größten Reinlichkeit bereitet und hergestellt werden.

5. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 134

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
134 Hausthür hinan, vor welcher steinerne Sitze angebracht waren. _____________________ ®en Wasserbedarf spendeten außer Brunnen von zuweilen beträchtlicher Tiefe künstliche Rohrleitungen. — Die innere Ausstattung der Gebäude war natürlich je nach der Wohlhabenheit ihrer Besitzer eine verschiedene. In vornehmen Häusern waren die Wände mit Rücklaken verhangen. Divanartige Sitze aus Kissen und Polsterdecken, mit dicken Laken überkleidete Bänke. Spannbetten und Faltstühle (Stühle, die man Zusammenlegen konnte. Ihr alter Name hat sich in unser ,Feldstuhl' und in das französische ,Fauteuil' verwandelt) machten neben den Tischen die Möbel aus. Wenn der Ärmere sein Bett aus einem Bund Stroh bereitete, über welches er ein Leintuch legte, so schliefen die Reicheren auf Federkissen, die in seidenen Bezügen staken. Kostbare Gewebe hingen vor der Lagerstatt. — An Teppichen. Bank- und Tlfchlaken durfte es so wenig fehlen, wie an Truhen und Laden. Auf wertvollen Leuchtern brannten Kerzen. Gläserne, mit wohlriechendem Ole gefüllte Lampen spendeten Licht. St Zeitgenössische Geschichtschreiber und Dichter berichten von der stattlichen Gestalt der Männer und von der Schönheit deutscher Frauen. Zur Säuberung der Haut badete man in warmem Wasser, das bisweilen mit Wohlgerüchen gewürzt war. Die deutschen Flüsse und Seen boten Gelegenheit, die Schwimmkunst zu üben. — Große Sorgfalt wurde auf die Pflege des Haares verwendet. Hielt man im Zwölften Jahrhundert für unanständig, dasselbe lang herabhangen zu lassen, so galt im dreizehnten Jahrhundert die gegenteilige Haartracht für vornehm und angemessen. — Die althergebrachte Kleidung behauptete sich trotz mannigfaltigen Wechsels im einzelnen. Wie früher machte auch jetzt die welsche Mode ihren Einfluß geltend. Das weiße Hemd wurde bisweilen mit gestickten Säumen geschmückt. Den obern Teil des Beines umschloß die altdeutsche Bruoch (unserer Schwimmhose ähnlich), welche ein Gürtel an den Hüsten festhielt. Bunte Zeug-hosen bekleideten gleich unfern Strümpfen die Unterschenkel und Füße. Trug man namentlich in Sachsen faltige Leinwandröcke, so war anderweitig der enge, fränkische Rock, den die Vornehmeren ans farbenprächtigen Stoffen, aus Seide und Sammet schneidern ließen, in Gebrauch. Die alte, schon den Römern auffällige Vorliebe der Deutschen für Pelzwerk kam bei diesem Kleidungsstücke wie beim Mantel zur Geltung. Auch das Nachtgewand mußte mit Pelz ausgeschlagen fein. — Ob die bei den Franzosen auskommende Mode, das Schuh-

6. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 113

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
113 erfindenden Kunstsinnes war. Daher rührt z. B. der oft überreiche Schniuck der Steinhauerarbeiten an Arabesken u. dgl., der in behaglicher Breite das Seelenleben des schaffenden Meisters veranschaulichte. Nicht, wie es heutzutage so oft geschieht, suchten die Handwerker sick durch leichte, minderwertige Arbeit und niedrige Preise gegenseitig die Kundschaft abwendig zu machen, sondern sie suchten ihren Ruhm darin, durch gediegene, wertvolle Leistungen mit den Genossen zu wetteifern und dadurch die Ehre des Standes und der eigenen Person zu heben. Zur Verzierung forderten namentlich auch die Öfen mit ihren breiten 2j?ep/e* Wandflächen auf. Bildnereien, deren Stoffe aus der Götter- und Tiersage, aus der Natur und dem Menschenleben genommen waren, bedeckten alle dem Blicke des Beschauers zugänglichen Seiten. Ein Gleiches gilt von den Erzeugnissen der Töpferei. Der größte Meister in der Herstellung von Majolika- und Fayencegeräten war ein Nürnberger Künstler, Namens Augustin Hirschvogel. Der Name Majolika stammt von der italienischen Benennung der Insel Majorka her, wo Gefäße aus feinem Thon mit weißer Glasur und kunstmäßiger Bemalung angefertigt wurden. Die größten Maler im sechzehnten Jahrhundert, selbst Raphael Sanzio, malten zu ihrem Vergnügen leichte Gemälde auf solche Geschirre, weshalb dieselben heutigen Tages zum Teil teuer bezahlt werden. Fayencegeräte, nach dem Erfindungsorte Faenza in Italien, oder, wie andere wollen, nach dem Flecken Fayence bei Frejus im südlichen Frankreich benannt, find eine Art irdenen Gefchirres, unechtes oder Halb-Porzellan, Halbgut. „Überwiegend wurde in Deutschland Steingut oder Steinzeug angefertigt, harter Töpferthon und Pfeifenerde zur Herstellung der Geräte und Gefäße benutzt. Bei dem massenhaften Verbrauche konnte natürlich an eine künstlerische Herstellung der einzelnen Gefäße, etwa mit freier Haud, nicht gedacht werden. Auch verbot das grobe Material eine feinere Gliederung. Die Ornamente (Verzierungen) wurden entweder vertieft eingedrückt und eingeschnitten oder im Relief (erhabene Arbeit) mittels Thonformen aufgepreßt. Überall, wo sich ^Lhonlager in der Erde fanden, erhob sich eine rege Töpfer-industrie. Die,Krukenbäcker- lassen sich in ihrer reichen Thätigkeit von Siegburg und Frechen bei Köln bis Höhr und Grenzhausen bei Selters im Nassauischen, dem sogenannten Kannenbäckerländchen, verfolgen. In Ereuffen wurden die Krüge gearbeitet, welche nach den Gegenständen des Reliefschmuckes unter dem Namen Apostelkrüge, Kurfürstenkrüge, Planetenkrüge, Jagdkrüge, Schwedenkrüge, Landsknechtskrüge u. s. w. Teutsche Kulturgeschichte. Ii. o

7. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 83

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
83 dieser Kunst zunächst zu gute kamen, wie Pressen, Papiere, Farbe u. s. w. auch dem Kupferstich dienten. Er steht zum Buchdruck und Holzschnitt insofern im Gegensatz, als er seine Zeichnungen in die Tiefe einer Platte hineinarbeitet, sie mit einer weicheren Farbe ausfüllt und nach geschehener Säuberung der Platte mittels Walzen druckt, während jene das Darzustellenbe erhaben ausfchueiben, mit Farbe überziehen und dann durch Pressen auf Papier übertragen. Ob die Erfinbuug des Kupferstichs zuerst in Deutschland ober in Italien gemacht worben ist, läßt sich nicht bestimmt entfcheiben, gewiß ist aber, daß in beiben Ländern Künstler lebten, die der Ausübung dieser schwierigen Arbeit ihren Ruhm verbanken. Unter biefen ragen in Deutschlaub ein nur mit den Buchstaben E. S. bezeichneter Meister, Franz von Bocholt. Martin Schongauer u. a. hervor. Einen hohen Aufschwung verlieh Albrecht Dürer der Kunst des Kupferstichs, inbem er die Ätzkunst, b. h. die Kunst, durch Schwefelsäure die Linien der Zeichnung auf der Kupferplatte zu vertiefen, erfanb. Währenb die Erzeugnisse der Kupferstecher anfangs in der Weise des Holzschnitts mehr ober weniger schattierte Umrisfe barstellten, gelangte Goltz in den Nieberlanben in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunberts bahin, durch künstlich angelegte und verschiebentlich gekreuzte, baxb stärker, balb schwächer inerbenbe Linien biefenige Runbung zu erzielen, welche die Figuren als Abbildungen wirklich körperlicher Gegenstünbe erscheinen ließen. Ebenso bemühte man sich, durch Zeichnung und Stich die Unterschiebe in den barzustellenbeu Stoffen und selbst in den Farben auszubrücken. Daburch aber würde die Ausübung der Kunst so schwierig, daß die Maler sie aufgaben und nur noch mit der Rabiernabel arbeiteten. Auf biesem Gebiete haben Paul Rembranbt, Claube ßorratn, P. Rubens u.a. Bebeutenbes geleistet. Die schwierigste unter den tierschiebenen Weisen der Kunst, bilbliche Darstellungen in Kupfer ober Stahl zu graben, ist unstreitig die Grabstichelmanier ober der eigentliche Kupferstich. Eine blankpolierte Kupfertafel wirb unter Anwenbung der Hitze mit einer bünnen, aus weißem Wachs, Pech und Mastix (ein gelbes, wohlriechenbes Harz von der Mastix-Pistacie ober dem Mastixbaume, des. auf der Insel Canbia) bestehenben Schicht (Gruub) überzogen. Nachbem bieselbe erkaltet und mit einem Wachsstock schwarz beräuchert ist, trägt man die Zeichnung mittels Durchpausens (Durchzeichnen) rot auf. Die Linien der Zeichnung ritzt der Künstler nun, mit einer scharfen Stahlnabel durch den Grunb 6*

8. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 84

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
84 schneidend, leicht in das Kupfer ein. Hieraus wäscht er die Wachsschicht mit Terpentinöl ab und beginnt die Ausarbeitung des in leichten Strichen auf der Platte stehenden Bildes. Nach Vollendung dieser Arbeit, bei der er sich verschiedener Stichel und, wie oben bemerkt, verschiedener Strichlagen. Punkte, Mischung von Punkten und Strichen bedient, um das Bild völlig naturgetreu darzustellen, beginnt der Abdruck der Platte. Mittels eines Lappens wird eine weiche Farbe, aus Firnis und Ruß hergestellt, in alle Vertiefungen derselben eingerieben, das Überflüssige mit einem andern Lappen entfernt und schließlich die Platte sorgfältig poliert. Um dem Bilde ein satteres und wärmeres Ansehen zu verleihen, läßt der Drucker beim Polieren, das immer am besten mit dem Ballen der Hand ausgeführt wird, einen leichten Hauch von Farbe auf der Platte stehen. Endlich bedeckt man das beim Einschwärzen erwärmte Metall mit dem angefeuchteten Papier und führt beides durch die mit Flanell überzogenen Walzen der Kupferdruckpresse. Damit ist der Abdruck vollendet und das Einschwärzen beginnt von neuem. Eine andere Weise, auf Kupferplatten Bilder darzustellen, ist das von Albrecht Dürer erfundene Atzen oder Radieren. Die Vorbereitung der Platte ist dieselbe wie beim Stiche. Die ans den Radiergrund übertragene Zeichnung wird mit der Nadel nachgezogen, aber nichtjin das Kupfer hineingeritzt, sondern nur so weit in die Wachsschicht emgeschnitten, daß das blanke Metall zu Tage tritt. Darauf erhält die Platte einen Wachsrand und wird mit Scheidewasser übergössen. Dieses frißt die blanken Linien aus. Durch Abwaschen der Platte erfährt der Künstler, ob die Linien hinreichend vertieft sind. Wenn dies nicht der Fall ist, deckt er die hinreichend starken Linien mit der Wachsschicht zu und läßt das Scheidewasser noch einmal auf die zu schwachen Linien einwirken. Das Verfahren wird so ost wiederholt, bis die gewünschte Stärke und Abstufung der Töne erreicht ist. Da es sich für den Zweck unserer Darstellung nur darum handeln kann, eine Einsicht in das Wesen der Kunst zu geben, so übergehen Der wir die übrigen Arten derselben und wenden uns zum Stahlstich, stich. Derselbe ist jüngeren Datums. Im Jahre 1820 entdeckte der Engländer Heath das Verfahren, die Stahlplatte durch Entziehung ihres Kohlenstoftgehaltes zu erweichen und hierdurch zur Aufnahme des ein-zugrabenden Bildes geeigneter zu machen. Nach Vollendung dieser Arbeit gab er dann dem Stahle durch ein anderes chemisches Verfahren

9. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 127

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
127 Jahre 1349 bestimmt eine Urfunbe in Leipzig, daß die Innung der Gerber, mit denen die Schuhmacher bereinigt waren, die volle Gerichtsbarkeit außer dem Blutbanne über die Henker und die Flickschuster haben soll, 1373 bilden letztere dann eine besondere Innung. Auch die Gerber trennen sich von den Schuhmachern. Letztere zerfielen nach der Art ihrer Arbeiten in Corduaner, d. H. Meister, die Schuhe aus buntem Leder anfertigten, „rinderne" oder „schwarze" Schuhmacher und „Altbüßer" (— Flickschuster). Ein Gewerbe, das durch die stetig zunehmende Kleiderpracht bald große Bedeutung erlangte, war dasjenige der Schneider. Anfangs arbeiteten sie mit sehr unvollkommenen Gerätschaften, da erst 1360 die Nähnadel mit dem Ohr und der metallene Fingerhut in Gebrauch kamen. Für die Wohnungen der Menschen sorgten Zimmerer und Maurer, letztere besonders als Erbauer von Kirchen und Klöstern geachtet, während den Zimmerleuten der Aufbau der meist aus Holz bestehenden Wohnhäuser zufiel. Auch die Tischlev mit ihren zum Teil sehr kunstvollen Arbeiten traten imitier mehr in den Vordergrund des täglichen Lebens. Drechsler gab es seit Karls des Großen Zeiten, ebenso Böttcher, da Karl verbot, zur Aufbewahrung der Getränke Gefäße aus Thon zu nehmen, vielmehr die Herstellung hölzerner Fässer befahl. Trotzdem verfiel das Gewerbe der Töpfer nicht, sondern fand durch seine prächtigen Krüge, Kannen und andere Geschirre den allgemeinsten Beifall während des ganzen Mittelalters. — Zu den Metallarbeitern zählte man die Schmiede, die Schwertfegev und Harnischmacher, die Nagler, Hufschmiede, Messerschmiede, Feilenhauer und Klempner. Maler und Glaser haben an anderer Stelle bereits Erwähnung gefunden; letztere benutzten das gemeine böhmische Glas gern zur Betrügerei, indem sie es für venetianisches ausgaben und sich bezahlen ließen. Der Nürnberger Rat ist in einer Verfügung von 1563 der Meinung, „solches Glas habe in den Stuben bei der Wärme feinen Bestand, werde dickhäutig und dunkel, so daß mehrmals solch böses Glas die Gemächer verfinstert, denselben ein scheuchliches Ansehen giebt und ein böses Ende nimmt." Aus diesem Grunde verbietet der Rat den Glasern die Verwendung des böhmischen Glases. — Anspruch auf besondere Beachtung haben auch die funstvollen Arbeiten der Schlosser, die Thürbeschläge, Gitter, Klopfer und Schlösser herstellten, ebenso die Werke der besonders in Bohmen zahlreichen Zinngießer. Sie lieferten Kronleuchter, Krüge, Teller, Schüsseln, Zieraten. — Das funstreichste Gewerbe war dasjenige der Goldschmiede.

10. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 152

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
152 in kupferne Stäbchen zu schlagen und dann mit der Metallmischung auszugießen; er war es auch, der als früherer Schönschreiber den Buchstaben eine gefällige Form gab. Nach allen diesen Vorbereitungen konnten Gutenberg und seine Genossen endlich 1452 den Druck eines Buches nach der neuen Druckweise anfangen. Sie wählten dazu die Bibel. Zwölf Bogen waren bereits vollendet, als Fust und Schöffer den Zeitpunkt für gekommen erachteten, den großen Meister, der ihnen den Weg zu Reichtum und Ehre gezeigt hatte, nun mit schnödem Undank abzulohnen und damit aus dem Geschäfte zu entfernen. Fust stellte plötzlich die Forderung auf, Guten-berg solle ihm das Kapital, welches Fust zur Einrichtung der Druckerei hergeliehen hatte, mit Zinsen zurückerstatten. Der Druck der zwölf Bogen habe bereits so viel Geld gekostet, daß an eine Vollendung des Werkes wohl kaum zu denken sei. Da Gutenberg die Rechnung des arglistigen Genossen — sie belief sich auf 2026 Gulden — nicht bezahlen konnte, so erwirkte letzterer ein Urteil des Mainzer Gerichts, nach welchem der große Erfinder dem Gläubiger die ganze Druckerei überlassen mußte (1455). Fust behielt auch die Vorräte, namentlich die ganze Auflage der noch unvollendeten Bibel zurück. Diese ward nun vollständig gedruckt. „Sie besteht aus zwei Bänden, wovon der erste 327, der zweite 317 Blätter stark ist. Die Blätter sind fast 30 Zentimeter hoch und 20 (Zentimeter breit, zweispaltig bedruckt und t»ie Anfangsbuchstaben (Initialen) in den Exemplaren auf Pergament mit Gold und verschiedenen Farben, in denen auf Papier mit Blau und Rot gemalt. Mit Ausnahme der ersten zehn Seiten enthält jede Seite zweiundvierzig Zeilen, daher die Bezeichnung dieser Bibel als die zweiundvierzigzeilige." Von diesem ersten Bibeldruck sind noch sechzehn Exemplare erhalten. Ein anderes Werk aus der Druckerei von Fust und Schöffer, das noch jetzt wegen seiner großen Schönheit als Meisterstück bewundert wird, ist ein Psalterium, ein prächtig ausgestattetes Kirchenbuch in 175 Folioblättern, aus Pergament gedruckt, mit prachtvollen Initialen in Rot und Blau. Daß Leute von solchem Unternehmungsgeiste und solchem Fleiße es auch wohl verstanden, ihre Werke zu hohen Preisen zu verkaufen, ist leicht zu begreifen. Zwar brannte die Druckerei im Jahre 1462 ab, als Erzbischof Adolf von Nassau im Kampfe mit dem vom Papste abgesetzten Erzbischof Diether, die Stadt Mainz mit Sturm einnahm, aber sie konnte von den Besitzern nach längerem Stillstand wieder in i
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