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1. Allgemeine Weltgeschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 55

1907 - Berlin : Schultze
— 55 — gewandte und tätige Hamilkar Barkas und sein Schwiegersohn Hasdrubal zu neuen Eroberungen nach dem silberreichen Spanien begeben, woselbst sie als einen wichtigen Stützpunkt ihrer Unter-nehmungen die Stadt Neu-Karthago (Kartagena) gründeten. Mit Mißtrauen betrachteten die Römer die sich immer mehr ausdehnende Macht der Karthager in Spanien und bestimmten ihnen durch Vertrag den Ebro als nördliche Grenze ihrer weiteren Eroberungen, welcher Vertrag auch von Hasdrubal gehalten wurde. Nach seinem Tode wählte das Heer den so beliebten Hannibal, Sohn des Hamilkar, zu seinem Feldherrn. Hannibal griff die mit den Römern verbündete Stadt Saguntum an und zerstörte sie. Da die Karthager sich der römischen Gesandtschaft gegenüber weigerten, den Friedensstörer auszuliefern, erklärte Rom den Karthagern den Krieg. Nunmehr überschritt Hannibal den Ebro, und nachdem er ein Heer zur Sicherung Spaniens zurückgelassen hatte, brach er mir 90000 Mann Fußvolk, 9000 Reitern und 40 Elefanten aus, um die Römer in ihrem eigenen Lande anzugreifen. Unter unsäglichen Schwierigkeiten und mit großen Verlusten überstieg er in 15 schrecklichen Tagen die Alpen (wahrscheinlich auf dem Paß des kleinen St. Bernhard) und erschien, nachdem er fast die Hälfte seines Heeres und alle Elefanten verloren hatte, zum Schrecken der Römer in Oberitalien. Ein unter dem Konsul Scipio herbeigeeiltes römisches Heer wurde^ am Ticinns (218) geschlagen. Scipio, selbst verwundet, entging nur durch die Tapferkeit seines Sohnes (des späteren Africanus) der Gefangenschaft. Noch in demselben Jahre besiegte Hannibal ein römisches Heer unter dem Konsul Sempronins an der Trebia, und ganz Obentalien fiel in seine Hände. Im folgenden Jahre zog Hannibal südwärts und drang nach äußerst beschwerlichem Marsche durch das infolge einer Überschwemmung sehr sumpfige Arnotal, wo viele Soldaten umkamen und er selbst infolge der aus den Sümpsen aufsteigenden Dünste ein Auge verlor, tn Mütelitalien ein. Der ehrgeizige, unvorsichtige Konsnl Flaminius wurde, tn eine Talschlucht gelockt, am Trasimenischen See (217) vollständig geschlagen und fiel. Hannibal zog nun nicht auf das erschrockene Rom los, zu dem ihm der Weg offen stand, sondern sertwarts, an der Küste des Adriatischen Meeres entlang, in das südliche Italien, um erst alles umher zu unterjochen und dann auf dre gewaltige Stadt, die er noch immer für zu stark hielt, loszugehen. Der _ tn dieser drohenden Gesahr zum Diktator eruannte Fabius Jjcajrtmus, genannt Eunctator (Zauderer), folgte Haunibal wie eine drohende Wetterwolke überall vorsichtig, sich aber in keine Schlacht einlassend, um aus der Blöße des Gegners Vorteil zu ziehen (daher

2. Allgemeine Weltgeschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 78

1907 - Berlin : Schultze
Aas Mittetalter. Mit dem Ende der Völkerwanderung und dem Untergänge des weströmischen Reiches pflegt man gewöhnlich das Ende des Altertums und den Beginn des Mittelalters zu bezeichnen. In der Tat ist hier ein Wendepunkt in der Geschichte, da der die letzte Hälfte des Altertums beherrschende Name Roms nach und nach verschwindet und neue, bis dahin weniger bekannte Völker die Haupt-träger der Geschichte werden, deren Schauplatz mehr und mehr nach dem Norden Europas verrückt wird. Auch gewinnt das Christen-tum einen immer größeren Einfluß auf die staatlichen und sozialen Verhältnisse. Wir holen hier zunächst die Geschichte des deutschen Altertums bis zum Untergange des Weströmischen Reiches nach, um die deutsche Geschichte, welche ja das Mittelalter beherrscht, im Zusammenhange darstellen Zu können. Daneben sind auch die wichtigsten Begebenheiten der Weltgeschichte berücksichtigt, und die Geschichte der außerdeutschen Völker Europas ist übersichtlich dargestellt worden. Die alten Deutschen, osanb und ^eute. Land. — Das Land, welches unsere Vorfahren, die alten Deutschen, bewohnten, erstreckte sich von der Weichsel bis zum Rhein, von der Ost- und Nordsee bis zur Donau, den Alpen und den böhmischen Gebirgen. Es war ein reich gegliedertes Land von mannigfaltigster Bodengestaltung. Saftige Täler, schattige Haine uralter Eichen und Buchen, waldige Höhen und weite Hügel-landschaften, üppige Wiesen und fette Ackertriften wechselten miteinander ab. Mächtige Urwälder von so undurchdringlicher Dichtigkeit, daß selbst unsere starknervigen Vorfahren ein Grauen vor ihnen empfanden, bedeckten ganze Strecken des Landes.

3. Allgemeine Weltgeschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 86

1907 - Berlin : Schultze
mente zwei Welten bildeten, das falte, dunkle Nebelheim oder Niflheim im Norden und das sonnige, warme Muspelheim im Süden, welche beiden Reiche sich in einem jahrtausendelangen Riesenkampfe befanden. In dem nördlichen, durch unermeßliche Eismassen ausgefüllten Reiche entstand der Niese Ymir nebst einer Kuh Adhumbla, deren Milch ihm zur Nahrung diente. Sie selbst nährte sich durch Belecken der Eisblöcke, wodurch ein großer, schöner Mann entstand, der dem Imir feindlich gesinnt war. Seine drei Enkel Odin, Vili und Ve töteten den Ürriefen und bereiteten aus seinem Blute das Meer, aus seinem Fleische die Erde, aus den zerbrochenen Knochen und Zähnen die Berge und Klippen und aus dem Haar die Bäume. Seine ungeheure Hirnschale erhoben sie zur Wölbung des Himmels und erleuchteten sie mit den aus Muspelheim heranfliegenden Feuerfunken. Aus den Augenbrauen des Riesen wurde die Burg Midgard, die Wohnung der Menschen, gebildet. Letztere waren von den Götter-briidern aus zwei Bäumen, einer Esche und einer Ulme, in Gestalt eines Mannes und eines Weibes, geschaffen worden. Der unermeßlich große Weltenbaum Yggdrasil, das Bild des lebendigen Weltalls, verband Äsen-heim (Asgard, Walhalla), die Wohnung der Götter, Midaard, die Wohn, statte der Menschen, und das düstere Reich der Todesgöttin Hel miteinander. An seinen Wurzeln saßen die Nomen, und auf dem Gipfel wachte Wodans weitschauender Adler. Von den Knospen und Blättern des Saumes fraßen ein Hirsch und eine Ziege, wahrend ein Drache mit seiner Jbrut an den Wurzeln nagt, wodurch das allmähliche Absterben des Baumes veranlaßt wird. Unterdessen wächst die von Wodan in das Meer geschleuderte Midgardschlange zu so ungeheurer Größe, daß sie die Erde umwindet. Sonne und Mond, von zwei Wölfen, Nachkommen des Abgrund-wolses Fenrir, verfolgt, werden zuletzt von diesen verschlungen, und ein dreijähriger Winter wird beginnen. Loki und der Abgrundswolf werden sich unter furchtbaren Erdbeben losreißen, und der Weltenuntergang, die Götterdämmerung, wird beginnen. Alle bösen Geister und Götter, ihrer Bande ledig, ziehen gen Asenheim zum Kampfe mit den Göttern. Diese und alle Ungeheuer fallen im Zweikampfe, und die Welt geht in Flammen auf. Aus diesen wird nach Jahrhunderten eine neue Erde emporsteigen, mit welcher eine neue, selige Unschuldszeit ihren Anfang nimmt. Nom im Kampfe mit dm alten Deutschen. Die Cimbern und Teutonen. — Der erste deutsche Volks, stamm, mit dem die Römer in Berührung kamen, waren die Cimbern (d. i. Kempen, Kämpfer), die aus ihrer unbekannten Heimat im fernen Norden nach dem wannen Süden zogen, um sich dort in dem schönen Italien neue Wohnsitze zu suchen. Im Jahre 113 trafen sie mit dem Heere des römischen Konsuls Papirius <'arbo zusammen und schlugen es vollständig bei Noreja (bei Klagensurt in Kärnten gelegen). Von hier aus drangen sie nicht,

4. Allgemeine Weltgeschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 92

1907 - Berlin : Schultze
— 92 — und würden beherrscht von dem Königsgeschlecht der Balthen. —> Den Goten hatten sich einige anbere beutfche Stämme angeschlossen, und ihre östlichen Nachbarn waren die Alanen. — Demrömischen Reiche gegenüber erwiesen sich die Goten als lästige Nachbarn und bebrohten basselbe häufig mit furchtbaren Pli'mberungszugen; trotz-bem waren sie milben Sitten und dem Einfluß der Kultur zu-gänzlich, auch fanb das Christentum frühzeitig bei ihnen Eingang. — Die Alamannen traten zuerst süblich des Maines im Fränkischen Jura auf und beunruhigten durch wieberholte Einfälle das benachbarte römische Grenzgebiet, behnten dann ihr Reich bis zum Rhein hin aus und wohnten später zwischen Wasgenwalb und Alpen. — In der Mitte Deutschland, zwischen Werra und Saale, zwischen Harz und Thüringer Walb, saßen zu Anfang des 5. Jahrhunderts unter einem mächtigen Königsgeschlecht die Thüringer. — Zwischen Thüringern und Alamannen wohnten östlich vom Obenwalb am oberen Main die Burgunben, welche später am Mittelrhein sich nieberlteßen. — In der großen Norbbeutschen Tiefebene, vom Harz bis zur Norbfee, von der Elbe bis zum Nieberrhetn, wohnten seit dem 3. Jahrhundert die Sachsen. Sie schieben sich in Westfalen, Ostfalen, Engern und Norbalbinger. Um Nieberrhein, Maas und Waal treten uns die Franken entgegen, die den Sachsen sehr fcefreunbet waren, mit benen sie als gefürchtete Seeräuber häufig die Küsten Britanniens, Galliens und selbst Spaniens heimsuchten. Diese germanischen Dölkerbünbnisse würden dem Römischen Reiche sehr gefährlich, und ihren Angriffen, welche basselbe von der Mitte des britten Jahrhnnberts an unaufhörlich erschütterten, war es auf die Dauer nicht gewachsen, zumal innere Unruhen und Parteikämpfe das Römerreich fortwährend schwächten. Aie Völkerwanderung. Die Hunnen. — Im Jahre 375 n. Chr. trat ein gewaltiges, welterschütternbes Ereignis, die Jahrhnnberte anbauernbe Völker-wanberung, ein, durch welche fast alle Völker untergingen, alte Staaten zertrümmert und neue aufgerichtet würden. Die Veranlassung hierzu gab ein finnischer Volksstamm; es waren die Hunnen, welche, wahrscheinlich gebrängt von andern Völkern, ihre Heimat in den nordwestlichen Gebirgen Hochasiens verlassen hatten und nun in Europa einbrachen, um sich neue Wohnsitze zu suchen. — So wild und furchtbar, grauenvoll und

5. Allgemeine Weltgeschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 114

1907 - Berlin : Schultze
— 114 — folgern, erhob sich das Araberreich zur höchsten Blüte. Es um» fajjte das südwestliche Asien vom Indus bis zum Mittelmeer, die Nordküste Afrikas und einen großen Teil der Pyrenäischen Halbinsel. Künste und Wissenschaften wurden eifrig gepflegt, Schulen und gelehrte Anstalten gestiftet; Handel und Gewerbfleiß blühten. Besonders in Spanien, wo von Abderrahman ein selbständiges Kalifat, das zu Cordova, gegründet worden war, entwickelte sich reges geistiges Leben, indem der Kalif Abderrahman in. während seiner glänzenden, fast fünfzigjährigen Regierung (912—961) alle Pracht und geistige Bildung der Welt um sich sammelte, was nicht ohne segensreiche Folgen für die geistige Bildung der europäischen Völker blieb. Bald aber begann der Verfall des mächtigen Reiches, indem bei fortwährenden Parteikämpfen die Macht und das Ansehen der Kalifen sank und ihnen zuletzt von den türkischen Seldschucken die weltliche Macht, das Emirat, gänzlich entrissen wurde, so daß ihnen nur die Würde eines geistlichen Oberhauptes blieb. Die Türken breiteten ihre Herrschaft von Kleinasien bis China hin aus. — Kart der Kroße (768—814). Nach Pippins Tode folgten seine beiden Söhne Karl und Karlmann auf dem fränkischen Königsthrone. Schon ^ nach drei Jahren starb Karlmann, und Karl wurde (771) unter Übergehung der beiden Söhne seines Bruders Alleinherrscher des Frankenreichs. — §einc Kriege. Die Sachsenkriege (772—804). — Das wilde, freiheitstrotzige mid grausame Volk der heidnischen Sachsen, welches die weiten Ebenen zwischen Elbe, Niederrhein und Nordsee bewohnte und dem Frankenreiche im Norden ein gefährlicher, räuberischer Nachbar war, zu unterwerfen und dadurch des Reiches Grenzen zu sichern, schien Karl dem Großen eine unabweisbare Notwendigkeit zu sein. Auch hielt er als Christ sich verpflichtet, das Heidentum bei diesem Volke auszurotten. — Nachdem sich auch die große Rcichsver-sammlnng zu Worms (772) für den Krieg entschieden hatte, drangen die Franken in das Sachsenland ein. Karl nahm die sächsische-Feste Eresburg (an Stelle des heutigen Städtchens Marsberg im Reg.-Bez. Arnsberg gelegen) ein und zerstörte das Natioral*

6. Allgemeine Weltgeschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 236

1907 - Berlin : Schultze
— 236 — itcrbßftl. Teil Westfalens, um die Städte Herford und Bielefeld) an Brandenburg, während Jülich und Berg an den Pfalzgrafen von Neuburg, kamen. Im Vertrag zu Düsseldorf (1647) wurde dieses Übereinkommen bestätigt. Durch Sigismunds Erwerbungen wuchs der Staat von 715 bis auf 1470 Quadrat-Meilen. Georg Wilhelm (1619-1640). — Georg Wilhelm war einer •i unter den Hohenzollern; denn in seine Regierungs- 3ei* fallt der schreckliche große Krieg. Dieser eisernen Zeit war der Kurfürst trotz alles Wohlwollens für seine ilntertanc-n nicht gewachsen. Von feinem ersten Ratgeber, dem katholischen Adam von Schwarzenberg, einem heimlichen Verbündeten' des Kaisers, fort*-während wankelmütig und unentschlossen gemacht, konnte er sich keiner der kriegführenden Mächte anschließen, und das unglückliche Land war abwechselnd den schrecklichen Verwüstungen der streitenden Parteien ausgesetzt. Aer Dreißigjährige Krieg (1618—1648). Der Böhmische Krieg (1618-1620). — Die nächste 93er* cmlaffung zu jenem langen und blutigen Kriege gab die Tatsache, daß unter der Regierung des Kaisers Matthias der den Böhmen freie Religionsübung zusichernde Majeftätsbrief Kaiser Rudolfs ü. verletzt wurde, indem man die Kirchezn Braunau, welche sowohl Katholiken als auch Protestanten gehörte, den letzteren verschloß und eine protestantische Kirche zu Klostergrab niederreißen ließ. Dte ohnehin erbitterten Gemüter der Böhmen wurden noch mehr erregt, als vom Kaiser, an den sich die Protestanten gewandt hatten, eme abweisende Antwort eintraf. Es kam zu offenem Aufstande in Prag; ein bewaffneter Haufe drang in das dortige Schloß, und im Streit stürzte man die kaiserlichen Statthalter Martinitz und 'ölavata samt dem Geheimschreiber Fabricius zum Fenster hinaus, weil man ihnen die Schuld an dem abweisenden kaiserlichen Schreiben beimaß. An der Spitze der Aufständischen stand der Graf Matthias von Th um, und die Union sandte ihnen Hilfe durch den Grafen Ernst von Mansfeld. Die kaiserlichen Truppen wurden von Mansfeld und Schürn geschlagen, und letztere drangen bis Wien vor. Inzwischen war Kat]er Matthias gestorben, und Ferdinand ü., der berüchtigte Protestantenfeind, dessen Grundsatz lautete: „Lieber eine Wüste als ein Land voll Ketzer", wurde zum deutschen Kaiser gewählt; auch_ die Krone Böhmens ging auf ihn über. Aber die Böhmen weigerten sich, ihn als ihren König

7. Allgemeine Weltgeschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 294

1907 - Berlin : Schultze
— 294 — schon vor der Geburt der Titel eines Königs von Rom zugeteilt war. Gottes Strafgericht in Rußland. — Napoleons Herrschsucht war unersättlich. England und Rußland zu demütigen, war nunmehr sein nächstes Ziel. Der russische Kaiser hatte längst Napoleons Pläne durchschaut und rüstete mit allem Eifer zum Kriege. Auch Napoleon hatte die furchtbarsten Rüstungen unternommen, und gewaltige Truppenmassen wälzten sich im Frühjahr 1812 von Westen nach Osten. Preußen wurde gezwungen, mit Frankreich ein Bündnis zu schließen, den französischen Truppen b<m Durchzug zu gestatten und außerdem ein Hilfsheer von 20000 Mann zu stellen. Im Juni rückte Napoleon mit einem gewaltigen Heer von 600000 Mann, 1300 Geschützen und 180000 Pferden über die russische Grenze. Die Russen wichen vor der Übermacht absichtlich in das Innere des Landes zurück, alles hinter sich verheerend. Bei Smolensk (17. August) und bei Borodino (7. September), wo das russische Heer stand hielt, siegte Napolen beide Male nach hartem Kampfe und mit großen Verlusten. Nun stand ihm die Hauptstadt des alten Zarenreiches offen. Siegestrunken zog er am 14. September in dieselbe ein und nahm in dem ehrwürdigen Schlosse der russischen Kaiser, dem Kreml, Wohnung. Aber eine unheimliche Grabesstille lag über der ungeheuren Stadt. Die meisten Bewohner hatten dieselbe verlassen, und alle Vorräte waren weggeschafft. Kaum hatten die Franzosen, auf eine lange, behagliche Winterruhe hoffend, ihre Quartiere bezogen, da loderten an allen Enden der Stadt mächtige Flammen empor, und in fünf Tagen lag die stolze Kaiserstadt, von ihren eigenen Bewohnern angezündet, in Asche. In dieser bedrängten Lage bot Napoleon dem Zaren Frieden an, aber ohne Erfolg. Da sah er sich denn infolge Mangels an Nahrung und Obdach zum Rückzug durch das verwüstete Land gezwungen, den er Mitte Oktober antrat. In dem ungewöhnlich früh eingetretenen, äußerst strengen russischen Winter erlag der größte Teil der französischen Truppen der grimmigen Kälte, dem Hunger, Krankheiten aller Art und den fortwährenden Angriffen der Russen. Am furchtbarsten war der Jammer beim Übergang über die Beresina (26.—28. November), wo 30000 Mann des französischen Heeres teils im fürchterlichen Kanrpfe, teils in den eisigen Fluten umkamen, teils in russische Gefangenschaft gerieten. Die ganze „große Armee" löste sich in regellose, wilde Flucht auf; Napoleon verließ das Heer und eilte auf einem Schlitten, in Pelze und Betten gehüllt, durch Polen und Deutschland nack

8. Allgemeine Weltgeschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 48

1907 - Berlin : Schultze
— 48 — oder gar Leibeigene der Patrizier. Schon lange waren die Plebejer über solche Bedrückungen empört und hatten schon einigemal die Heeresfolge verweigert, aber immer gelang es, durch Drohungen und Versprechungen die drohenden Aufstände zu unterdrücken. — Als sie einst von einem Feldzuge zurückkehrten und düs ihnen vor demselben gegebene Versprechen, sie von der drückenden Schuldenlast zu befreien, wieder nicht gehalten wurde, kam die Unzufriedenheit zu offenem Ausbruch. Bewaffnet, wie sie waren, verließen die Plebejer, 18000 Mann stark, Rom und zogen auf den eine Meile von Rom entfernt liegenden Heiligen Berg, um dort eine neue, plebejische Stadt zu gründen. Große Bestürzung entstand rn dem entvölkerten Rom, und der Senat entsandte eine Botschaft, um die Plebejer zur Rückkehr zu bewegen. Menenius Agrippa, der an der Spitze der Gesandtschaft stand, bewog die Plebejer zur Umkehr, indem er sie durch die Erzählung der Fabel von den gegen den Magen empörten Gliedern des Körpers von der Nutzlosigkeit ihres Schrittes überzeugte und ihnen das Versprechen gab/daß die rhnen lästigen Mißstande abgeschafft werden sollten. Wie im Triumph zogeu sie in Rom ein. Nun wurde die Schuldenlast erleichtert, und die Plebejer erhielten das Recht, 2 Volkstribunen zu wählen, die durch ihren Einspruch (Veto, ich verbiete) jedes dem Volke nachteilige Gesetz verhindern und neue Gesetze in Vorschlag bringen konnten. — Bald wurde von dem stolzen, aber tapferen Patrizier Marcius Coriolanus der Versuch gemacht, diese Einrichtung zu stürzen, indem er vorschlug, das bei einer ausgebrochenen Hungersnot gekaufte Getreide den Plebejern nur dann abzugeben, wenn sie auf ihre soeben erworbenen Rechte verzichten würden. Von den Tribunen dieserhalb zur Rechenschaft gefordert, erschien er nicht, wurde verbannt und entfloh zu den Volskern. An deren Spitze erscheint er der Sage nach als Feind vor Rom, das er hart bedrängte. Nur_ auf Bitten seiner in das Lager gekommenen Mutter Veturia und seiner Gemahlin Volumnia hob er die Belagerung auf mit den Worten: „Mutter, Mutter, Rom hast du gerettet, aber deinen Sohn hast du verloren!" Er soll bald darauf von den Volskern erschlagen worden sein. Während dieser inneren Unruhen ruhten auch die äußeren Kämpfe nicht; so wurden in einem Kriege gegen Veji 306 Fabier, ein mächtiges und stolzes Adelsgeschlecht, nach dreijährigem Kampfe von den Vejentern sämtlich erschlagen (477). Einen Krieg gegen die Äquer beendete der vom Pfluge herbeigeholte Diktator Cincinnatus siegreich (458).

9. Allgemeine Weltgeschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 5

1907 - Berlin : Schultze
Russen kurz vorher verlassen hatten. Admiral Togo proklamierte die Blockade über die Häfen von Kwantung und Liautung. 5. Bon der Belagerung von Port Arthur bis zur Schlacht bei Liaujaug. — Nachdem so Port Arthur zu Lande und zu Wasser vollständig abgeschnitten war, schritt General Nogi mit den neu gelandeten Truppen zur Belagerung der Festung, während Oku sich nach Norden wandte, um der Belagerungsarmee den Rücken zu decken, sich der Häfen von Siniutschong, Niutschwang und Jnkou zu bemächtigen und dann seinen Marsch nach der Mandschurei fortzusetzen. Von Petersburg erging an den Oberbefehlshaber Kuropatkin die Weisung, sofort alle möglichen Maßnahmen zu ergreifen, um Port Arthur zu entsetzen. Kuropatkin, dessen Hauptquartier sich in Liaujang befand, sandte daher den General Stackelberg mit einem Armeekorps in der Gesamtstärke von etwa 36 000 Mann nach Süden. Als die Russen durch die vorgeschobenen Aufklärungskräfte davon Kunde erhielten, daß eine starke japanische Streitmacht im Anzuge sei, nahmen sie eine für die Verteidigung scheinbar sehr günstige Stellung bei Wafangkou und Telissu ein, wurden aber am 13., 14. und 15. Juni geschlagen und zurückgedrängt. Inzwischen war General Kuroki, nachdem er sich den Übergang über den Jalu erkämpft hatte, in der Mandschurei weiter vorgedrungen, um sich in den Besitz der Gebirgspässe zu setzen, die in die Liauebene führen. Er schob seinen rechten Flügel langsam bis Saimatse vor, und es gelang ihm nach heftigen Kämpfen, sich der wichtigsten Pässe zu versichern. Auch die Takuschanarmee unter dem General Nodzu, die unterdessen vollständig gelandet war, verfolgte zunächst das Ziel, sich in den Besitz der Pässe zu setzen, die das quer über die Wurzel der Halbinsel Liautung sich hinziehende Gebirge durchkreuzen. Auf der Linie Takuschan-Kaiping vorrückend, gelang es ihm, am 7. Juni Siujan zu nehmen. Inzwischen war auch General Oku langsam nach Norden vorgerückt. Er kam Anfang Juli bei Kaiping an und nahm diesen Ort am 9. Juli. Nun waren alle drei Armeen in Fühlung miteinander und konnten, nachdem der Marschall Oyama den Oberbefehl übernommen hatte, geschlossen ihre Vorwärtsbewegung beginnen. Es beginnt eine Reihe kleinerer Gefechte, die aber sämtlich für die Russen Mißerfolge bedeuteten. Kuropatkin, der der Meinung war, auf dem rechten japanischen Flügel seien größere Truppenmassen zusammengezogen, mit denen man einen entscheidenden Vorstoß plane, sandte den General Grafen Keller mit einer Heeresabteilung nach Osten. Am Motulingpa^, über den die Straße von Föngwangtfchöng nach Liaujang führt, kam es am 16. und 17. Juli zu einein heftigen Kampfe, der mit der Niederlage der

10. Allgemeine Weltgeschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 10

1907 - Berlin : Schultze
— 10 — Vorpostengefechte, die aber meist mit dem Rückzüge der Russen endeten. Darüber verging der September, und am 2. Oktober erließ der russische Oberkommandierende, General Kuropatkin, einen Erlaß, in dem er einen Wechsel in der Art der Kriegführung mit den Worten verkündigte: „Jetzt ist der Augenblick gekommen, die Japaner zu zwingen, sich unserem Willen zu unterwerfen; denn die Stärke der Mandschurei-Armee ist jetzt genügend, um zur Offensive überzugehen." In der Tat waren die durch die Verluste bei Liaujang entstandenen Lücken völlig geschlossen worden durch Eintreffen von zahlreichen Ersatzmannschaften. Kuropatkin verfügte über 250000 Mann mit 900 Geschützen. Der Vormarsch der Russen führte sehr bald zum Zusammenstoß mit den Japanern, die sofort erkannten, daß Kuropatkin gegen ihren im Berggelände stehenden rechten Flügel den entscheidenden Schlag führen wollte. Sie beschlossen, diesen im Gelände trefflichen Schutz findenden Flügel nicht zu verstärken, sich hier verteidigungsweise zu verhalten, mit allen anderen verfügbaren Kräften aber selbst zum Angriffe gegen die Mitte und den rechten Flügel der Russen vorzugehen. Dies sind die Grundgedanken der beiden Gegner, die nun vom 8. bis 18. Oktober am Schaho um die Ausführung ihrer Pläne miteinander in blutigem Kampfe rangen. Dein Vormarsch der Russen, deren Streitkräfte in drei Heerhaufen gegliedert waren, entsprechend, kam es zu drei getrennten Schlachten. Namentlich um den „Bergkegel mit dein hohen Baum", der später nach seinem Eroberer Putiloffhügel genannt wurde, entspann sich ein äußerst blutiger Kampf, der damit endete, daß die Russen den Hügel, der bereits im Besitz der Japaner sich befand, unter Führung des Generals Putiloff am 16. August im Sturme wieder eroberten, wobei sie 14 japanische Geschütze erbeuteten. Am folgenden Tage begannen so heftige Negenfälle, daß der ganze Kampfplatz ein großer Sumpf wurde. Kuropatkin mußte seinen Angriff aufgeben; er blieb jedoch an der Schaholinie stehen, ihm dicht gegenüber sein Gegner. So hatte die so pomphaft angekündigte russische Offensive mit einem Mißerfolge geendet. Die Russen hatten in diesen zehntägigen Kämpfen etwa 32 000 Mann, die Japaner dagegen nur 16 000 Mann verloren. 8. Der Fall von Port Arthur. — Nach den letzten Angriffen auf Port Arthur am 14. und 15. August forderte General Nogi den General Stoffel zur Übergabe der Festung und der im Hasen befindlichen Kriegsschiffe auf, indem er der Besatzung freien Abzug zusicherte. General Stössel lehnte das Anerbieten ohne Zögern ab, da er hoffte, so lange Widerstand leisten zu können, bis die in Europa sich zur Abfahrt rüstenden russischen Flotten in Asien ein-
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