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1. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 118

1904 - Cöthen : Schulze
Die ersten Jahrzehnie des Deutschen Bundes. — 118 — und Preußen, den westlichen Teil von Savoyen an Sardinien abtreten. Elsaß, dessen Abtretung Preußen forderte, verblieb auch dieses Mal bei Frankreich, da Österreich, Rußland und England die preußische Forderung nicht unterstützten. Eine Kriegskostenentschädigung und die Auslieferung der Kunstschätze wurden dieses Mal verlangt. Auch die Unterhaltung von Truppen der Verbündeten in den östlichen Provinzen legte der zweite Pariser Friede (Nov. 1815) auf einige Jahre den Franzosen auf. Schon im Juli waren die Bourbonen zurückgekehrt. Napoleon wurde nach St. Helena gebracht, wo er 1821 gestorben ist. Noch vor dem zweiten Pariser Frieden schlossen die drei Monarchen von Rußland, Österreich und Preußen die „heilige Allianz"; darin verpflichteten sie sich, ihre Völker nach christlichen Grundsätzen zu regieren; dieser Allianz traten später die meisten europäischen Staaten bei; Metternich verstand dieselbe in den Dienst der Reaktion zu stellen. — Sechster: Abschnitt: Die Ierl des Deutschen Mirnöes. 1815—1866. Je mehr die Verfassung des Deutschen Bundes einheitliche und freiheitliche Einrichtungen vermissen ließ, desto sehnsüchtiger erstrebten die Besten der Nation diese Ziele. Die deutsche Geschichte des 19. Jahrhunderts ist eine Geschichte dieses Strebens nach Einheit und Freiheit. Der durch die Bundesakte beschlossene, erst im November 1816 eröffnete Bundestag erwies sich bald als völlig unfähig, größere Aufgaben zu lösen. Zu dem in der Bundesakte verheißenen Ausbau der deutschen Bundesverfassung kam es in Frankfurt nicht. Durch Metternich wurde geflissentlich darauf hingearbeitet, daß der Bundestag nicht zu Ansehen kam. Auch verhinderte der Souveränitätsdünkel der Mittelstaaten jede in der Richtung einer strafferen Bundesorganisation liegende Maßregel. Freie Verfassungen wurden zuerst

2. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 191

1904 - Cöthen : Schulze
— 191 — die Kommissionen gar zu leicht parteiisch, daher schränkte Preußens großer König auch biefe Einrichtung ein.1) — Das 16. und 17. Jahr-hunbert kennt noch die mittelalterliche Grausamkeit der Strafen. ®trafetl Die Carolina hat bieselbe erst recht sanktioniert. Mannigfach sinb die Mittel, die Verbrecher vom Leben zum Tode zu bringen: durch Verbrennen, durch das Schwert, durch Vierteilen, 9mbent, Hängen, Ertränken, Lebenbigbegraben, Pfählen. Oft mürben die zum Tode Verurteilten zur Richtstätte geschleift ober vor der Tötung noch besonders mit glühenben Zangen gemartert. Anbere Strafen, die nicht zum Tode führten, würden durch die Öffentlichkeit der Bestrafung noch besonbers empfinblich gemacht. Daneben finden sich, wie im vorigen Zeitraume, jene Ausnahmeprivilegien, welche die Strafmittel abschwächten. Im 18. Jahrhundert werben Arbeitsstrafen in Zuchthäusern immer mehr gebräuchlich; es verliert sich allmählich die Grausamkeit und Öffentlichkeit der ©trafen2). Die Heeresdienstpflicht im Reiche behielt die am Ausgange des Mittelalters geschaffene Grundlage. Eine Matrikel bestimmte die einzelnen Reichsstänbe die von jebem zu stellende Anzahl an Fußtruppen und Reitern. Im Jahre 1521 wurde ein solches Verzeichnis für den Römerzug Kaiser Karls V. auf dem Reichstage zu Worms angefertigt. Im ganzen sollten zu diesem Zwecke 4000 Reiter und 20000 Fußsoldaten von den Reichsständen gestellt werden. Diese Veranschlagung wurde zugrunde gelegt, so oft sich das Reich in Kriegsbereitschaft setzte, sei es, daß nach Maßgabe berf eiben wirklich eine Anzahl von Truppen auf die Beine gebracht, sei es, daß die Verpflichtung in Gelb umgesetzt würde. Von Hauptleuten wurden für die Stände die Sölbner geworben. Jene Matrikel gab zu Klagen über ungerechte Verteilung der Lasten immer wieder Veranlassung. Im Jahre 1681 wurde eine neue Matrikel verfaßt; 12200 Reiter und 28 000 Fußsoldaten sind bamals als Einheit bestimmt und dieses Mal auf die Kreise verteilt worden. Freilich staub diese Bestimmung nur auf beut Papier; die Reichsstänbe suchten sich von ihren Kriegsleiftungen an das Reich möglichst zu befreien, und der Kaiser selbst oder seine Hofkammer unterstützten wohl gar ein solches Beginnen. Kein Wunber, daß die Reichs- 1) Ebenda, S. 26 f. 2) Eine Verbrennung von Mordbrennern ist noch unter Friedrich Wilhelm Iii. erfolgt. —

3. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 139

1904 - Cöthen : Schulze
— 139 — Sympathien der Schleswig-Holsteiner wie auch des preußischen Landtages waren auf seiten Friedrichs von Augustenburg. Der preußische Landtag verweigerte die Anleihe, welche die Regierung forderte (22. Jan. 64), und wurde wiederum aufgelöst. General Wrangel führte die Preußen, Gablenz die Österreicher. Letzterer ging auf das Danewerk los, im Westen von einem preußischen Korps unter Falckenstein unterstützt. Das Danewerk konnte von den Dänen nicht behauptet werden, als Prinz Friedrich Karl nach einem unglücklichen Angriff auf Miffunde bei Arnis über die Schlei ging (Anfg. Febr.). Die Österreicher siegten bei Översee (6. Febr.). Düppel wurde von den Preußen erstürmt (18. April); Fridericia von den Dänen aufgegeben. Durch Englands Vermittelung kam eine Waffenruhe zustande (12. Mai bis 26. Juni). Die Verhandlungen in London verliefen ergebnislos. Preußens und Österreichs Vorschlag, die Elbherzogtümer zu einem mit Dänemark nur durch Personalunion verbundenen Sonderstaate zu vereinigen, wurde von den Dänen abgewiesen. Nach Ablauf des Waffenstillstandes nahmen die Preußen Alfen und ganz Jütland. Selbst zur See waren die Verbündeten siegreich. So kam ant 30. Okt. 1864 der Wiener Friede zustande: Dänemark tritt Schleswig-Holstein und Lauenburg an Preußen und Österreich ab. — Aber was sollte nun aus den Herzogtümern werden ? Preußen war nicht abgeneigt, dieselben dem Augustenburger zu übertaffen; nur erforderte es Preußens Interesse, dafür zu sorgen, daß nicht in seinem Rücken ein neuer, preußenfeindlicher Kleinstaat entstände. Bismarck forderte also von dem Augustenburger bestimmte Zusagen. Österreich wollte vor allem einen Machtzuwachs Preußens verhindern; deshalb unterstützte es seinerseits den Augustenburger viel bereitwilliger als Preußen. Im übrigen Deutschland war man nach wie vor der Ansicht, keinem anderen gebühre das eroberte Land, als Friedrich Viii. von Augustenburg. Zunächst verabredeten Ende 64 die beiden Sieger eine gemeinsame Verwaltung der Herzogtümer. Die Bundestruppen verließen Holstein. Als auch jetzt Österreich für den Augustenburger Partei ergriff, stellte Bismarck eine Reihe von Bedingungen auf (Febr. 1865), deren Erfüllung Preußen um feiner selbst willen fordern mußte: Anschluß der Herzogtümer an Preußen inbezng auf Heer und Marine (Ober-Aufsichtsrecht Preußens über den zu

4. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 7

1904 - Cöthen : Schulze
— 7 — 1534 dem vertriebenen Herzog Ulrich zurückgegeben, der dann sofort sein Land evangelisch machte. Der schwäbische Bund hatte den Herzog verdrängt, als dieser die Reichsstadt Reutlingen überfallen und seiner Herrschaft unterworfen hatte. Um die Kriegskosten aufzubringen, hatte der Bund das eroberte Herzogtum Karl V. übergeben; auf dem Reichstage zu Worms war dann Ferdinand mit Württemberg belehnt worden. Auf Philipp von Hessen besonders gestützt, hatte Ulrich bei Laufen am Neckar die Habsburger besiegt (1534); nun kehrte er zurück und führte die Reformation ein. Der schmalkaldische Bund wurde im Jahre 1535 bis zum Jahre 1547 verlängert; neue Mitglieder traten demselben bei. Nach dem Tode Herzog Georgs wurde auch das alber-tiuische Sachsen evangelisch (1539). In demselben Jahre bekannte sich der Kurfürst Joachim Ii. von Brandenburg zur lutherischen Lehrender Gottesdienst behielt hier katholische Formen, auch trat Brandenburg dem schmalkaldener Bündnis nicht bei. Auch in Braunschweig-Calenberg, in Mecklenburg, im Erzsttst Magdeburg siegte das Evangelium. Es war sogar Aussicht vorhanden, daß Kurköln evangelisch wurde: der Erzbischof Hermann von Wied begann aus innerster Überzeugung den Übergang anzubahnen. Ebenso neigte der Herzog von Kleve zur neuen Lehre. Er stand mit dem Kaiser auf gespanntem Fuße des benachbarten Gelderns wegen, das er in Besitz genommen, das ihm aber jener nicht lassen wollte. Einen Sieg errang der Protestantismus im Herzogtum Heinrichs von Braunschweig. Dieser hatte die Reichsacht an Goslar vollziehen wollen, da wurde er vom schmalkaldischen Bunde aus seinem Lande vertrieben, und die Reformation fand nun Eingang. Auch die Pfalz wurde 1545 evangelisch. — Den Kais er beschäftigten inzwischen mancherlei auswärtige Unternehmungen. Sein Zug nach Tunis (1535) war von Erfolg gekrönt; er konnte den Usurpator verdrängen und das Land seinem ehemaligen Besitzer zurückgeben. In den Jahren 1536—1538 wurde Karl in einen neuen Krieg mit Frankreich verwickelt. Franz von Frankreich begann mit den Feindseligkeiten, weil der Kaiser nach dem Tode Franz Ssorzas den Sohn des französischen Königs mit Mailand zu belehnen sich weigerte. Die Franzosen waren in diesem Kriege mit den Türken verbündet. Karls Unternehmungen in Frankreich waren wenig glücklich; es kam zu einem zehnjährigen Waffenstillstände, ohne merkliche territoriale Veränderungen. In Deutschland entstand mit des Kaisers Zustimmung als Gegenbündnis gegen

5. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 459

1904 - Cöthen : Schulze
— 459 — tanzlers von dem Staatssekretär des Reichs-Marineamts mit den Befugnissen einer obersten Reichsbehörde geführt?) Ebenda, 1890, S. 47. 379. (1. Dez. 1874. Bei den Beratungen über das Reichs-justizamt rügte Abgeordneter Lasker die beabsichtigte Unterstellung des neuen Reichsamts unter das Reichskanzleramt' es würden auf das Haupt des Reichskanzlers so viel Funktionen gehäuft, daß dieser sie zu kontrolieren nicht mehr imstande sei. Dagegen Bismarck:) . . Ich kann unmöglich in der Seele eines jeden der höheren Reichsämter stecken, so daß ich Alles selbst leite; aber ich kann, durch eigene Beobachtung oder durch die Presse oder durch den Reichstag darauf aufmerksam gemacht, sehr bald erkennen, ob irgendwo sich eine Strömung entwickelt, die mit der Richtung, für die ich verantwortlich bleiben will, nicht im Einklänge steht. Wenn ich nun in der Reichspolitik die Überzeugung gewinne, berechtigt oder irrthümlich, daß Mißbrauche oder fehlerhafte Richtungen vorhanden sind, dann bin ich berechtigt, verfügend einzugreifen, ich habe ein Veto gegen diese Richtung .... Wollen Sie einen Reichskanzler haben, der Ihnen persönlich verantwortlich bleibt . . ., dann müssen Sie ihm . . die Besugniß geben, verfügend einzugreifen in den Lauf eines Kollegen, für dessen Verfahren der Reichskanzler die Verantwortung nicht mehr übernehmen will . . . — Bismarcks Reden, Bd. Vi, S. 207 ff. 880a. (3. Aug. 1871. Erlaß des Kaisers, vgl. oben Sz. 358a. Der Kaiser genehmigt:) 1) daß die nach Maßgabe der Verfassung und der Gesetze des Deutschen Reichs vom Kaiser ernannten Behörden und Beamten als Kaiserliche zu bezeichnen sind. Reichsgesetzblatt 1871, S. 318, Nr. 681. 380 b. Reichsverfassung. Art. 11, 18, 50, 56. 380 c. (16. Nov. 1871.) Es wird in den diplomatischen Korps ein immerhin unbilliger, aber doch bei den meisten in Kraft stehender Unterschied gemacht: es kommt z. B. der Anspruch, daß, wenn der auswärtige Minister mit einem Gesandten in einer verabredeten Konferenz ist, und es wird ein Botschafter gemeldet, der auswärtige Minister für verpflichtet gehalten wird, die Konferenz sofort abzubrechen und den Botschafter zu empfangen ... — Unser Sonstige Reichs- beamte. x) Andere Reichsämter siehe unten Sz. 529.

6. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 258

1904 - Cöthen : Schulze
— 258 — mit dem böhmischen Wappen. Die herabwürdigenden Ceremonieen, nach welchen der Kaiser alle Augenblicke vom Stuhl herab und hinauf, hinauf und herab sich ankleiden und auskleiden, einschmieren und wieder abwischen lassen, sich vor den Bischofsmützen mit Händen und Füßen ausgestreckt auf die Erde werfen und liegen bleiben mußte, waren in der Hauptsache ganz dieselben, womit der gemeinste Mönch in jedem Bettelkloster eingekleidet wird. Am possirlichsten war es, als eine Bischofsmütze im lieblichsten Nasentone und lateinisch zur Orgel hinauf intonirte, ob sie da oben nun wirklich .. Herrn Leopold zu ihrem Könige haben wollten, worauf der bejahende Chorregent gewaltig mit dem Kopfe schüttelte, feinen Fidelbogen greulich aus und nieder schwenkte, die Chorjungfern und Singknaben aber im höchsten Discant herunter riesen: fiati fiat! fiat! (ja! ja! ja!). So wie also von Seiten dieser kleinen Herrschaft nichts mehr entgegen zu stehen schien, ging’s nun mit der Krone eilends ans das kaiserliche Haupt, vom Empor aber mit Heerpauken und Trompeten donnernd herab: Haderipump! Haderipump! Pump! Pump! . . . Nachdem nun dem Kaiser auf einem kahlen Throne, der aussah wie eine Hennensteige, von den Bischöfen die Glückwünsche und Huldigungen unter allen möglichen Arten von Knie- und Buckelbeugungen abgestattet und durch die bis unter seine Nase geschwungenen Rauchfässer ein Wolkenhimmel um ihn her gebildet war, wurden die Candidaten zum Ritterschlag . . . aufgerufen . . . Von der Kirche aus nahm der Kaiser mit seinem abgeschabten Mantel in langer, aber etwas eilig drängender, daher auch krummer und verwirrter Procession seinen Zug aus das Rathhaus zurück. Er ging in seinen alten Kaiser-pantoffeln über gelegte Bretter, die man mit rothem Tuche bedeckte, welches aber die gemeinen Leute auf dem Boden knieend und mit Messern in den Händen hart hinter feinen Fersen herunterschnitten, und zum Theil so gewaltsam in Fetzen herunterrissen, daß sie den vorn lausenden Kaiser beinahe damit niederwarfen. (Nun wird beschrieben, wie der Erbtruchseß seines Amtes waltete.) Nichts konnte ein treueres Bild der eiskalten erstarrten und kindisch gewordenen alten deutschen Reichsverfassung geben, als das Fastnachtsspiel einer solchen in ihren zerrissenen Fetzen prangenden Kaiserkrönung. Die folgenden Tage, wo man die sibyllinischen Bücher der goldenen Bulle nicht weiter zu befragen nöthig hatte, befriedigten die Schaulust mit leidlichem Festen einer öffentlichen

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 422

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
422 die Luft, die aus der Verbrennung von Kohle entsteht, und die auch von unseren Lungen nach Verbrauch des Sauerstoffs ausgeathmet wird. Von den beiden ersten ist das Verhältniß so wenig veränderlich, daß man es mit vollem Rechte als unveränderlich betrachten kann. Man hat bei Luftschiff- fahrten mehrere tausend Klafter über der Erdoberfläche, ferner auf hohen Bergen, in Thälern, unter der Mittagslinie und in der Nähe der Pole Luft aufgefangen und hat sie überall von einerlei Zusammensetzung gefunden. Ihr Gehalt an Wassergas hingegen ist je nach der verschiedenen Temperatur der Luft, und je nachdem die Erdoberfläche mehr oder weniger Feuchtigkeit enthält, äußerst veränderlich. Die Menge des Kohlensäuregases aber ver- ändert sich nach den Jahreszeiten und nachdem durch Thiere, Pflanzen und durch das Verbrennen mehr oder weniger davon entwickelt wird. Die Luft besteht dem Maße nach aus 79 Theilen Stickstoffgas und 21 Theilen Sauerstoffgas, und in 10000 Cubikfuß derselben finden sich nur 3 Cubik- fuß Kohlensäure. Die Luft ist so leicht, daß 770 Cubikzoll derselben erst ebenso viel wiegen als ein Cubikzoll Waffer. Dabei ist sie höchst elastisch; sie kann so zusammengedrückt werden, daß die stärksten Gefäße sie nicht mehr einzuschließen vermögen, ohne daß sie deshalb ihre Spannkraft oder ihre Gasgestalt einbüßt. Ebenso läßt sie sich außerordentlich verdünnen. Obgleich die Lust 770 Mal leichter als Wasser, so giebt es doch noch

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 425

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
425 126. Das Feuer. Wenn man brennbare Körper in der Luft bis zu einem gewissen Grade erhitzt, so entzünden sie sich und brennen, wobei die Luft ihr Sauerstoffgas verliert und der Stickstoff zurückbleibt, aber gewöhnlich mit gasförmigen Producten der Verbrennung vermischt und daher auch untauglich, das Ver- brennen weiter zu unterhalten. Bei dem Verbrennen bildet die erhitzte und ihres Sauerstoffes beraubte Luft einen aufwärts steigenden Strom und wird fortwährend durch den Zutritt kälterer Luft von unten wieder ersetzt. Ohne diesen Umstand würde das Verbrennen nach wenigen Augenblicken aufhören, sobald nämlich das Sauerstoffgas verzehrt wäre, welches den brennenden Körper zunächst umgiebt. Daher brennt das Feuer schlecht oder verlöscht gänzlich in solchen Feuerstätten, die wenig Zug haben, das heißt, wo die wärmere und stickstoffreichcre Lust verhindert ist, mit Leichtigkeit aufzusteigen und der kälteren Luft Platz zu machen, die ihren Sauerstoff noch enthält. Je heftiger dagegen der Zug ist, desto schneller geht der Luftwechsel um den brennenden Körper von Statten, desto heftiger muß dieser brennen, und desto mehr Sauerstoff muß er in jedem Augenblicke verzehren. Daher kann man durch starkes Zublasen den Luftwechsel bis zu solchem Grade erhöhen, daß der brennende Körper in einer gegebenen Zeit mit so viel Sauerstoff in Berührung kommt, als ob er in reinem Sauerstoff verbrannt wäre. Deshalb wird die Hitze auf unseren Schmiedeherden durch Blasebälge, in unseren Wintöfen durch Zug vermehrt, und die Kenntniß, Feuerstätten und Oefen zu bauen, beruht hauptsächlich darauf, sie so anzulegen, daß die er- hitzte Luft so ungehindert und so schnell als möglich aufsteigen kann. Die verschiedenen Körper verbrennen mit oder ohne Flamme. Das letztere ist der Fall mit solchen Körpern, welche sich nicht verflüchtigen können, das erstere bei solchen, aus denen sich in höherer Temperatur gasförmige Theile entwickeln. Die Flamme ist nichts anderes als dieses Gas, welches ver- brennt. Der Unterschied zwischen einem Körper, der bei dem Brennen bloß glübet, und einem anderen, welcher Flammen giebt, besteht also darin, daß im ersteren Falle ein feuerbcständigerkörper, im letzteren aber nur ein ent- wickeltes Gas brennt. — Beispiel: Die Steinkohle brennt für gewöhn- lich mit Flammen und hinterläßt eine Glut, die ohne Flamme brennt. In den Gasanstalten zerlegt man durch große Hitze bei Ausschluß der Luft die Steinkohle in Gas und Kohle oder Cokes. Das Gas brennt nachmals als Flamme ohne Glut, die Kohle aber als Glut ohne Flamme. 127. Wässerige Lufterscheinungen. Wie von der Erde fortwährend Wasser übergeht in die Luft, so kehrt dasselbe auch fortwährend wieder zur Erde zurück. Wenn abends die Sonne mit ihrem glänzenden Lichte und ihrer erwärmenden Kraft die Erde verlassen hat, und wenn die Erdwärme ausströmt in die höheren Regionen der Atmosphäre, so kühlt sich die Luft in der Nähe der Erde bedeutend ab.

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 428

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
428 Erde darstellt. Der Funken einer oder mehrerer Leydener Flaschen ist im stände, Pappe oder Glas zu durchbohren, brennbare Stoffe zu entzünden und bei Menschen heftige Erschütterungen des Nervensystems zu bewirken. Die Gestalt dieses Funkens bei angemessener Schlagweite ist der des Blitzes entspre- chend und giebt ein anschauliches Bild desselben im Kleinen. Wie man aber durch ein Metall den elektrischen Funken stets bei jedem weniger gut leitenden Körper vorbeiführen kann, so kann man es auch mit dem Blitze, und darauf ist die Einrichtung der Blitzableiter ge- gründet, welche eiserne Stangen auf den Häusern sind, die durch eine kupferne Leitung mit dem feuchten Grunde der Erde verbunden werden. 129. Das Gewitter. Eine der schönsten und erhabensten, zugleich aber auch der furchtbarsten Erscheinungen in unserem Luftkreise ist das Gewitter. Seine Entstehung ist abzuleiten von Anhäufung der Elektricität in der oberen Luft. Bei jeder Wolkenbildung ist Elektricität mit im Spiel, indem eine bekannte Er- fahrung ist, daß beim Verdampfen des Wassers sich Elektricität zeigt; am stärksten ist dies der Fall bei der Bildung von Gewitterwolken. Durch den Einfluß der Sonnenstrahlen und der Wärme und die dadurch veranlaßte Verdampfung wird die Atmosphäre und der sich in ihr bildende Wasserdampf positiv elektrisch, was sich immer mehr verstärkt und im Gegensatze die Erde negativ elektrisch macht. Endlich vereinigen sich die Wasserdämpfe zu Wolken, die Elektricität steigt noch mehr durch Verwandlung des Dunstes in Bläschen und erzeugt sich jeden Augenblick von neuem und endlich ent- ladet sie sich durch ein Ueberschlagcn von der elektrischen Wolke in eine andere oder in den Erdboden. Diese Entladung geschieht durch einen Funken, und wir nennen denselben Blitz. Die angehäufte Elektricität war es, welche Franklin und seine Nachfolger mit Hülfe des elektrischen Drachen herableiteten und beobachteten. Interessant ist es, die Bildung der Gewitterwolken vom Ansang an zu beobachten- Es zeigen sich dabei, obgleich oft vielfältig verschieden, folgende Haupterscheinungen: an heißen Tagen steigen gegen Mittag einzelne, dicke Wolken am Himmel aus, die bald ruhig an einem Orte verharren, bald sich langsam vorwärts bewegen. Die Luft wird immer schwüler, und keinlüftchen regt sich über der sonnen- verbrannten Flur. Nach und nach kommen noch mehrere Wolken zum Vorschein, und diese werden sichtlich von den Hauptmassen angezogen, mit welchen sie sich vereinigen. Die leichtere Wolke sendet Streifen aus gegen die schwerere, ähnlich wie die feinen, leichten Körperchen von der elektrisierten Glas- oder Harzstange angezogen werden, und folgt bald diesen Vorläufern

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 451

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
451 geflossen. Wie noch heute an flüssigen Harzen sind Blätter und Moose, ja selbst kleine Thiere, namentlich Infecten, aus ihm haften geblieben und überlaufen, so daß sie jetzt wie in einem klaren Glase mit ihren feinsten Theilen aufbewahrt sind. Alle diese Thiere und Pflanzen leben nicht mehr auf der Erde, und da der Reichthum im Bernstein so groß ist, daß man z. B. schon mehr als 200 verschiedene Arten Spinnen, die sämmtlich seitdem von der Erde verschwanden, darin erkannt hat, so hat man fast eine ganze Naturgeschichte des Waldes herstellen können, welcher den Bernstein lieferte, und ersichtlich den Rand des benachbarten finnischen Meerbusens nicht bloß als ein Küstenwald, sondern auch als ein höher aufsteigender Gebirgswald umsäumte. Es giebt keinen Stein, der in alle Gebiete des menschlichen Wissens, in die Naturlehre und die Chemie, die Naturgeschichte der Jetzt- welt und der Vorwelt, ja in die Geschichte und Geographie so bedeutsam hineinragt, als der Bernstein, den man in jeder Beziehung mit Fug den preußischen Edelstein nennen kann. 142. Das Eisen. Die ersten Werkzeuge, deren sich der Mensch bediente, waren sicherlich harte, in ihrer Gestalt zum Schneiden, Sägen, Schöpfen und dergleichen von der Natur dargebotene Muscheln. Nach und nach lernte der Mensch mit deren Hülfe aus Knochen, Horn und Holz sich bessere Geräthe schaben, immer aber fehlte allen die nöthige Härte, Schärfe und Dauer- haftigkeit. Diese erreichte er zuerst durch Steine, welche ähnlich dem Glase zerspringen und dabei scharfe Kanten geben. Dazu nahm er in vulkani- schen Gegenden wahrhaft geschmolzene vulkanische Gl ä ser, in unserem Nordteutschland die Feuersteine, welche an Härte und Dauerhaftigkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Erst ganz allmählich lernte der Mensch die Metalle für diesen Zweck benutzen. Von den Metallen kommen nur sehr wenige im gediegenen Zustande in der Natur vor, die meisten anderen sind vererzt, das heißt mit Sauerstoff verbunden, sozusagen verrostet oder mit Schwefel verbunden. Die letzteren, welche man Kiese nennt, sind meist noch metallähnlich glänzend und dadurch die Aufmerksam- keit anlockend, aber sonst in diesem Zustande unbrauchbar, wie z. B. die theils messinggelben, theils bunt angelaufenen Kupfererze. Die verrosteten Metalle dagegen sehen in der Regel wie Steine aus, heißen deshalb auch Eisensteine, Zinnsteine u. s. w. und sind nur durch das hohe Gewicht dem Menschen auffallend, aber in der Regel leicht zu Metall nieder zu schmelzen. Gold, Silber und Quecksilber, die drei wichtigsten edlen Metalle, kommen gediegen vor, das Quecksilber nur in spät eröffneten Bergwerken in kleinen Tröpfchen, das Silber mit anderen Erzen gemeinschaftlich eben- falls nur auf Bergwerken, das Gold aber in Form von Staub, ja selbst in Flittern und großen Brocken im Sande der Flüsse und im gemeinen Lehm nahe den Gebirgen, weil das Waffer diesen über 20 mal schwereren Körper nur bewegen konnte, wo es noch stürmisch floß. 29
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