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ließ Kolumbus die Segel einreffen, um nicht etwa bei Nacht auf Klippen
getrieben zu werden. Gegen Mitternacht erblickte man ein Licht in der
Ferne. „Land, Land!" erscholl es jetzt aus jeder Brust; man stürzte
einander in die Arme, alle weinten vor Freude und baten knieend den Ko-
lumbus um Verzeihung. Als der Morgen anbrach — es war am 70sten
Tage nach der Abfahrt — sahen sie eine schöne grüne Insel vor sich liegen.
Mit Sonnenaufgang ruderten sie nun unter kriegerischer Musik an's
Land; Kolumbus, eine Fahne in der einen Hand, einen Degen in der
andern, war der erste, der die neue Welt betrat. Nachdem er mit der ganzen
Mannschaft Gott auf den Knieen gedankt, nahm er die Insel feierlich für
den König von Spanien in Besitz. Die Inselbewohner, welche von allen
Seiten am Ufer zusammengeströmt waren, betrachteten mit Erstaunen die
weißen Männer, ihre Kleidung, Schiffe und Waffen. Niemals hatten sie
solcherlei gesehen. Sie selbst waren nackt, von kupscrrother Hautfarbe;
viele trugen als Zicrrath Goldbleche in Nase und Ohren. Ihre Insel
nannten sie Guanahani; Kolumbus aber gab ihr den Namen San
Salvador d. i. Erlöserinsel. Nach kurzem Verweilen setzte er dann seine
Entdeckungsfahrt weiter fort und fand die großen Inseln Kuba und
Hayti (San Domingo). Sie waren mit dem üppigsten Pflanzenwuchse
bedeckt, aber von Anbau zeigte sich keine Spur; Herden nackter Menschen
rannten thierähnlich umher und flohen beim Anblick der fremden Menschen
wie schüchterne Rehe. Allmählich jedoch wurden sie zutraulicher und brachten
Wurzeln, Früchte, Papageien und Fische herbei. Was sie an Goldblechen
hatten, gaben sie den gierigen Spaniern für gefärbte Scherben und blinken-
des Glas gern hin. Kolumbus ließ auf Hayti eine kleine Festung erbauen,
in welcher 38 Spanier zurückblieben; mit seinen übrigen Gefährten trat
er dann die Heimreise an, um die wichtige Entdeckung in Europa zu
verkünden.
Ungeheurer Jubel begrüßte den Helden, als er in Spanien landete;
der König und die Königin überhäuften ihn mit Ehren; das ganze Land
war in Bewegung gesetzt durch die Nachricht von einer neu entdeckten Welt.
In kurzer Zeit hatten sich gegen 1500 Menschen zusammengefunden, die
an einem neuen Zuge thcilnehmen wollten, und schon sechs Monate nach
seiner Rückkehr trat Kolumbus mit 17 Schiffen seine zweite Reise an.
Er entdeckte auf derselben abermals mehrere Inseln, hatte aber auch manche
Widerwärtigkeiten und Drangsale zu erdulden. Wie erschrak er, als er,
in Hayti angekommen, die dort erbaute Festung zerstört und von seinen
zurückgelassenen Gefährten keinen mehr übrig fand! Das grausame Be-
tragen der Spanier gegen die armen Inselbewohner hatte diese zu gerechter
Nothwehr gereizt; sie hatten alle ihre Peiniger erschlagen, die Feste zer-
trümmert und sich in das Innere der Insel geflüchtet. Kolumbus grün-
dete eine neue Niederlassung; allein seine neuen Gefährten, die gemeint
hatten,- in der neuen Welt Gold wie Sand auflesen zu können, verwünschten
ihn, als sie nun Wildnisse urbar machen und Accker bauen sollten; viele
von ihnen kehrten nach Spanien zurück, und aus ihre Anklagen erschien
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TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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endlich ein Abgesandter des Königs, der über das Verhalten des Kolumbus
eine Untersuchung anstellen sollte. Das war dem edlen Helden zuviel;
mißmuthig verließ er die Insel und eilte nach Spanien. Dort erkannte
man auch seine Unschuld; doch vergingen zwei Jahre, ehe er die nöthigen
Schiffe zu einer neuen Fahrt erhalten konnte.
Auf dieser dritten Reise entdeckte Kolumbus zuerst das feste
Land des neuen Erdtheils. Er kam an die Küste von Südamerika, wo
der Orinokostrom sich in das Meer ergießt. Aus der Größe dieses Stromes
merkte er, daß er aus keiner Insel kommen könne. Er fuhr eine Strecke
der Küste entlang und wandte sich dann nach seiner Lieblingsinsel Hayti.
Aber hier standen die Dinge höchst traurig. Wüste Unordnung und Zwie-
tracht zerrüttete die spanische. Niederlassung; frecher, als je zuvor, erhoben
die Feinde des Kolumbus das Haupt. Und als er nun mit Kraft gegen
die Friedensstörer einschritt, da wandten sich diese von neuem an den König
und erhoben wider ihn die ärgsten Beschuldigungen. Abermals kam ein
Gesandter aus Spanien, ein hochmüthiger, gewaltthätiger Mensch. Der
mißbrauchte seine Macht so sehr, daß er ohne nähere Untersuchung den Ko-
lumbus gefangen nehmen, wie einen Verbrecher in Ketten legen und nach
Europa abführen ließ. So sah Spanien den großen Weltentdecker in
Fesseln! Freilich gab man ihn sogleich wieder frei; allein die Belohnungen,
welche man ihm früher zugesagt hatte, wurden ihm nicht zu Theil. Dennoch
unternahm der kühne Mann noch eine vierte Reise. Auf derselben
hatte er furchtbare Gefahren zu bestehen. Nachdem alle seine Schiffe zu
Grunde gegangen waren, schmachtete er mit seiner Mannschaft acht Monate
lang auf einer Insel mitten unter den Wilden in der äußersten Noth, bis
endlich ein Schiff erschien und ihn nach Spanien zurückführte.
Kolumbus starb, 59 Jahre alt, in der spanischen Stadt Valladolid.
Sein Leichnam wurde nach Hayti und später nach Kuba gebracht; die
Kette, mit welcher er einst gefesselt war, wurde ihm, wie er verordnet hatte,
mit in's Grab gelegt. Der von ihm entdeckte Erdtheil aber erhielt nicht
nach ihm, sondern nach dem Italiener Amerigo, der ihn zuerst beschrieb,
den Namen Amerika.
17. Luther's Jugend und Klosterleben.
Am St. Martini-Abend, welches war der 10. Novbr. 1483, ist
Martin Luther zu Eisleben geboren. Sein Vater war Hans Luther, ein
Bergmann, wegen seiner Rechtschaffenheit allen braven Männern sehr werth;
seine Mutter Margarethe war insonderheit durch Zucht, Gottesfurcht und
fleißiges Gebet ausgezeichnet. Anfangs waren Luther's Eltern arm, der
Vater war ein armer Hauer, und die Mutter hat das Holz auf dem Rücken
getragen. Nachher aber segnete Gott des Vaters Arbeit und bescherte ihm
zu Mannsfeld 2 Schmelzöfen. Sie erzogen ihren Martin zur Furcht,
Gottes; dabei aber hielten sie ihn sehr hart. Er sagt selbst: „Mein
Vater stäupte mich einmal so sehr, daß ieb ihn floh und ward ihm gram,
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befördert durch verschiedene Vorrichtungen die Ablagerung jener Massen, bis
das Watt sich so weit erhöht hat, daß es auch zur Zeit der Flut über den Meeres-
spiegel hervorragt, sich begrünt und durch Deichbauten in Köge verwandelt wer-
den kann.
40. Der Harz.
Der Harz bildet ein kleines Massengebirge von 14 Meilen Länge und 4 Mei-
len Breite und gegen 38 n Meilen Flächeninhalt, welches von allen Seiten mit
tiefen Flußthälern strahlenartig durchfurcht und in viele kleinere und größere Berg-
massen getheilt ist, die alle mit einander zusammenhängen, und deren Oberfläche
meist eben, seltener sanft zugerundet erscheint. Seine südöstlichste Grenze geht bis
Sangerhausen und Mansfeld, seine nordwestliche bis Goslar und Osterode. Die
Wasserscheide zwischen Weser- und Elbgebiet windet quer über den Harz und theilt
das Gebirge in zwei ungleiche Hälften. Die nordwestliche kleinere ist der Ober-
harz, worin Clausthal und Zellerfeld, die nur durch einen Bach geschieden werden,
die Hauptstädte sind; er besteht aus mehreren kleineren Hochebenen von 1409—
2000 Fuß Höhe und ist mit Nadelholz bewachsen. Hier ist der Quellbezirk der
Bode, in dem sich mehrere zugerundete Gipfel erheben, von denen der Brocken
oder Blocksberg (3500fuß) der höchste ist. Der Unterharz, worin Stolberg
liegt, bildet eine große Hochebene von 1000—1500 Fuß Höhe, trägt einige sanft
gerundete Gipfel von 1800 Fuß Höhe und ist mit Laub holz bewachsen.
Im Brocken und den ihn umgebenden Bergen stellt sich der Granit als
Kern dar, der theils in zusammenhängenden Massen, theils in zahllosen, die Ober-
fläche der Berge bedeckenden Trümmern hervorbricht. An diesen Kern, der selbst
kein. Erz enthält, schließt sich in südlicher, östlicher und westlicher Richtung eine
zweite Bergmasse, die aus mancherlei Gebirgsarten besteht, aber größtentheils zu
der Grauwackeformation gehört. Diese Bergmasse, älter als der Granit,
enthält die erzführenden Gänge des Harzgebirges.
Dem Oberbarz ist eine gewisse Starrheit und Wildheit eigenthümlich. Jene
gewaltige Naturrevolution, die von dem Scheitel des Blocksberges die Granitkrone
herabstürzte und in tausend und abertausend „Brocken" zertrümmerte, die nun
meilenweit auf den Abhängen und in den Thälern zerstreut sind, hat dem Ober-
harz etwas Abenteuerliches verliehen, und hier konnte sich daher auch die Volks-
sage von der Walpurgisnacht und dem Hexentanz entwickeln. Da haben die Berg
geifier ihre Teufelskanzeln und Hexenaltäre aufgethürmt, dort liegt Schierke, dessen
ärmliche Bewohner mit bleichen Gesichtern und dicken Hälsen einen traurigen Ein-
druck machen, umgeben von riesigen Granitblöcken; dazwischen rauscht die Bode
durch's schauerlich enge, tannendüstre Thal. Da liegt aber auch das prächtige
Thal der Emme, nach Wernigerode zu in die Ebene sich erstreckend. Zwar
wild und schwer zugänglich, ist es doch eins der schönsten und nächst der Roßtrappe
das großartigste, was der Harz aufzuweisen hat. Es enthält die gewaltigsten
Felspartien, die einigermaßen an die Thalschluchten der Alpen erinnern; fast in
lauter kleinen Wasserfällen braust jugendlich übermüthig die Holtemme in ihrer
„steinernen Renne" dahin, bis sie in die Bode einmündet. — Das Bodethal ist
vorzugsweise mit Naturschönheiten gesegnet. Da liegen die Baumanns- und
Bielshöhle mit ihren wunderlichen Tropfsteinbildungen. Am schönsten aber
wird das Thal da, wo die Bode in die Ebene tritt (in's Quedlinburger Thal).
Der Fluß tobt schäumend zwischen Felsstücken hin und wird immer enger ein
geschlossen von hohen Felswänden, deren eine fast senkrecht aufsteigt zu einerhöhe
von 700 Fuß. Oben zeigt man einen riesig großen Roßhuf, der vor Alters in
den Felsgipfel gehauen ist und wahrscheinlich den heidnischen Priestern dazu ge-
dient hat, sich hinzustellen und zu weissagen. Das ist die Roßtrappe. Der
Sage nach ist der Roßtrapp also entstanden. Der im Böhmer Walde hausende
Riese Bohdo verlangte die Königstochter vom Riesengebirge Emma zur Gemahlin.
Emma entfloh von der Schneekoppe und kam an die Grenze des Harzes; Bohdo
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deckt zugleich die Schweinekoben, und um endlich nichts zu verlieren, liegt der
Mistpfuhl vor der Ausfahrt, wo angespannt wird.
Wo alles unter einem Dache, um ein Feuer beisammen lebt, wo der weite
Raum der Einfahrt gleichsam ein bedeckter Marktplatz für das kleine häusliche
Gemeinwesen ist, um welchen herum dessen sämmtlichen Gliedern, Menschen und
Vieh, ihre besonderen Plätze angewiesen sind; wo eben dieser Raum die Jugend
nicht bloß zu angestrengter Arbeit, sondern auch zu heiterem Tanze versammelt:
da mußte ein haushälterischer, anhänglicher Sinn für die Familie, eine größere
Anhänglichkeit selbst für das Vieh, mußte für den Genuß der Freuden des Lebens
im engen und bekannten Kreise eine festere Neigung entstehen, als wo alles inner-
halb derselben Wirthschaft zerfahren und getrennt lebt.
Gehen wir vom Haus in die Umgebung über, so findet sich der Hof einerseits
vom Garten, andrerseits von Wiesen und Ackerland umgeben. Die Felder sind
von einem Erdwall umzogen, auf dem dichtes Gesträuch wächst und knollige
Baumwurzeln immer neue Sprossen treiben, die alle 5 bis 6 Jahre abgehauen
werden. Ueber die Felder und Wiesen hin ragt das Gehölz. Je älter die Eichen
im Gebüsche, desto stolzer und selbstbewußter der Laudmann. Hier und da ge-
währt das Gebüsch eine Durchsicht nach dem Nachbarhofe, oder es öffnet sich eine
Fernsicht nach dem Thurm des Dorfes, der am Sonntag alle Bewohner der vielen
zerstreuten Höfe zur Kirche ruft, die den eigentlichen Einigungspunkt der Ge-
meine bildet.
43. Die Elbe.
Besteigen wir das wasserreiche Riesengebirge etwa von der Josephinenhütte
in Schreiberhau aus, so erreichen wir nach einer Ostündigen Fußwanderung eine
große Moor- und Mooswiese, die in einer Höhe von 4000 Fuß auf einer gra-
nitnen Unterlage ruht und wie ein Schwamm die Feuchtigkeit der Wolken auf-
saugt. Diese Stelle führt den Namen „Elbwiese". Aus einigen der größern
sumpfigen Stellen fließt das Wasser nach den ein wenig tiefer gelegenen Theilen
der sanft geneigten Wiese ab und bildet hierund da sogenannte Brunnen, das
sind Vertiefungen mit klarem steinigen Grunde von etwa 2—3 Fuß Durchmesser.
Diese Brunnen sind die eigentlichen Quellen der Elbe. Von ihnen aus bilden
sich kleine Bächlein, die weiter abwärts nach Süden hin eilen und nach ihrer Ver-
einigung den Namen Elbe erhalten. Diese stürzt sich zunächst südlich nach Böhmen
hinab, wendetsich dort westlich und geht dann in nordwestlicher Richtung der Nord
fee zu, die sie nach einem etwa 171 Meilen laugen Laufe erreicht.
Wir theilen diesen Strom in die Ober-, Mittel- und Niederelbe.
Die obdre Elbe reicht von der Quelle bis zum Durchbruch durch das säch-
sische Erzgebirge. Unweit der Elbquelle stürzt der junge Bergfluß in wilder Hast
über eine 800 Fuß hohe Felsenwand hinab und bildet hier den berühmten Elb -
fall. Tief unten im schauerlichen Elbgrunde sammelt der Fluß seine zerstiebten
Wasser wieder, und durch eine tiefe Wildniß voll Moor und neben und über
einander lagernder Felsstücke und umgestürzter Fichtenstämme führt er sie tosend
und rauschend den Gebirgsabhang hinab. Raschen Laufs erreicht er bei Hohen-
elb e die Hügellandschaft, tritt bei Josephstadt in die böhmische Thalebene und
wendet sich bei Parduwitz westlich, geht bei Kollin vorbei und wendet sich
dann nordwestlich dem an Getreide und Wein sehr reichen böhmischen Paradiese,
d. i. der Gegend von Leitmeritz,'zu, durchbricht das an Schönheiten so reiche
Mittelgebirge bei Lowositz und bald darauf auch das sächsische Erzgebirge.
Durch Aufnahme der Jser von der rechten und der 54 Meilen langen Moldau
und der Eger von der linken Seite hat sich die Wasserfülle des Flusses bedeutend
vermehrt, so daß er als ein kräftiger Strom den böhmischen Gebirgskessel verläßt
und in das Königreich Sachsen eindringt.
Die mittlere Elbe reicht vom Erzgebirge bis Magdeburg. Zunächst tritt
sie in die berühmte sächsische Schweiz ein; so nennt man die merkwürdigen
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Extrahierte Ortsnamen: Nord Niederelbe Leitmeritz Lowositz Sachsen Magdeburg
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48. Thüringen.
Des deutschen Vaterlandes Gauen sind getrennt durch eine hohe Mauer von
Bergen und Wäldern in Nord und Süd. Diese hohe Gebirgsmauer ist der so-
genannte Thüringer Wald, der durch das Hainich und das Eichsfeld
mit dem Harze zusammenhängt, nach Osten und Südosten aber dem Obererz-
gebirge, sowie dem Fichtelgebirge, und im Westen endlich dem Rhönge-
birge sich nähert. Man rechnet nicht zu viel, wenn man 70 Quadratmeilen
ansetzt, welche dieses schöne Waldgebirge bedeckt.
Das Gebirge theilt sich in zwei große Hälften. Die etwas größere ist der
südöstliche Theil, aus Grauwackenbildungen bestehend. Quarz - und Kieselschiefer,
Grünstein - und .Granitgänge mit Erzadern, sowie grauen Sandstein trifft man
hier. Guter Feldbau, saftiger Wieswuchs und prächtiges Holz zeichnen diesen
Theil des Gebirges aus. Daraus entspringen die Gewerbszweige für den thätigen
Bewohner. Viehzucht, Feld-und vorzüglich Kräuterbau, Pechsieden,. Kohlen-
brennen, Beerensammeln sind Hauptbeschäftigungen. Nicht minder blüht die
Fabrikation, die für Thüringen oft eine ganz eigenthümliche wird, z. B. die Ge-
winnung des Dach-, Tafel - und Griffelschiefers; vorzüglich um Lehesten, von
wo aus jährlich unzählige Gebäude ihr Dach und Tausende von Kindern ihre
Schiefer erhalten. 70 Gruben geben hier die Schiefer her; oft werden in einem
Jahre 5 Millionen Schieferplatten fertig, und an Griffeln rechnet man 80 —100
Millionen Stück.
Im östlichen Thüringen sind gewiß 4000 Menschen mit der Gewinnung,
Fabrikation und Versendung des Schiefers beschäftigt. Und rechnet man den
Franken Wald zu dieser Osthälfte des Gebirges, jo kommen auch die Eisenstein-
gruben und die Hüttenwerke in Betracht. Wichtig sind auch die Steinkohlen.
Großartiger, gedrängter, im ganzen auch wilder ist der westliche Theil des
Gebirges. Der ist oft so schmal, daß man in einem Tage quer über deu Haupt-
zug wandern kann. Aber dieser Theil ist auch ein herrlicher Gottesgarten. Hier
schlängeln sich üppige Wiesengründe bis zu den rauschenden Buchwäldern auf,
in denen sie sich verlieren; hier sind hohe, abgerundete Kuppen; hier thronen
Jnselsberg und Hörselberg und die Wartburg. Kein anderes deutsches Ge-
birge hat so viel Sage und Geschichte, als dieses Waldgebirge.
Zuweilen hat Sonne, Sturm und Regen, welcher letztere jede Handvoll
Erde mit hinwegführt, die Bergkuppen kahl gemacht. Keiner fehlt eine Sage
und sie drängt sich in das Wort, oder das Wort des Berges schuf erst eine ganze
Sage. In den Schluchten zeigt sich das Wilde der Gegend erst deutlich, wie im
Ungeheuer-Grunde, im Anna - und Marienthale. Harter Porphyr herrscht vor;
Granit und Glimmerschiefer stiehlt sich stellenweise zum Tage durch. Das weiß-
gesieckte Rothliegende, der treue Begleiter der Steinkohlen, hat auch neuerdings
hier gar große Stein kohlen sch ätze verrathen. Gyps, welcher häufig und
bei Friedrichsroda schön erscheint, wird zum Düngen verwendet; in der Ruhl
schneidet man Vasen, Büsten, Leuchter, Briefbeschwerer, Bettwärmer rc. daraus.
Die Spath- und Brauneisensteine, die man z. B. bei Saalfeld, aber auch zwischen
Ruhl und Schmalkalden findet, bewirken die über's ganze Gebirge verbrei-
tete Stahlindustrie. „Aus der. Ruhl" und aus Steinbach kommen Messer,
Scheren, Bohrer, Ahlen, Pfeifenbeschläge, Kettchen rc., Schneide- und Stech-
instrumente aller Art, Drähte, Schnallen und Stifte; aus Suhl, Schmalkalden,
Zelle und Mehlis kommen Gewehre, Säbel und Sensen. —
Für's ganze Gebirge wichtig ist noch der Rennsteig oder Rainsteg,
der von Blankenstein bis zur Hörschel sich 42 Stunden weit auf dem Kamme hin
erstreckt. An dieser meist fahrbaren Straße liegen die höchsten Kuppen, ferner
Oerter und Herbergen in Menge, die Grenzen vieler Länder und Länderchen.
Der Rennsteig stammt aus dem 9. Jahrhunderte und ist wahrscheinlich die Grenz-
scheide zwischen Franken und Thüringen, die Karl der Große zog. Merkwürdig
ist der Ort Sonneberg, am Südwestrande des Gebirges, als Mittelpunkt einer
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Extrahierte Personennamen: Ruhl Blankenstein Karl_der_Große Karl
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Pfeifen. Ihre Beschäftigungen sind Seidenzucht, Seidenweberei, Mais- oder
Reisbau, Alpenwirthschaft, Weinbau im Süden, Getreidebau im Unterinnthale;
andere treiben Baumwollen- und Teppichweberei, andere reisen mit Handschuhen,
Messern, Hosenträgern u. s. w. in der Welt umher; in einem Waldthale beschäf-
tigt man sich mit der Zucht von Kanarienvögeln.
In seinen Belustigungen ist der Tiroler ein derber Bursche. Kegel schiebt
er nur mit gewaltigen Kugeln, die er mit Leichtigkeit handhabt; dabei ist er Mei-
ster im Hosenrecken und Hackeln, wobei einer den andern am Mittelfinger faßt
und an sich zu ziehen sucht, so wie im Scheibenschießen. Im Unterinnthale und
im Zillerthale sind die Nobler oder Raufer zu Hanse. Mit einem gellenden Schrei,
den er in's Gebirge sendet, fordert der Nobler seine unbekannten Gegner ans,
welche den Schrei erwidern und den Herausforderer aufsuchen. Bald stehen die
kräftigen Männer einander gegenüber, den Stoßring von Eisen und Silber mit
dem großen Knopfe um die Faust geschlungen; Zuschauer haben sich eingefunden,
welche die Rolle der Kampfrichter spielen. Jetzt beginnt der Kampf; Schlag folgt
auf Schlag, es dröhnt, Fechter wissen den Schlag zu schwächen, aufzufangen. Erst
nach langer Anstrengung und vielem Blutverluste erklärt sich der eine für besiegt,
worauf ihm der Sieger die Feder vom Hute nimmt. Wer 3 Federn am Hute
trägt, erklärt damit, daß er es mit jedem Gegner aufnimmt.
Eine anziehende Erscheinung ist der tanzende Tiroler. Jauchzend, stampfend
und klatschend dreht und kreiselt er sich mit künstlerischer Fertigkeit um seine Tän-
zerin. Seine dichterische Anlage offenbart er durch Goßlreime, Trutzliedle und
Märchenerfinduug, seinen Kunstsinn durch Ausschmückung des Hauses mit zier-
lichem Schnitzwerk und buntem Anstrich. Seine Tracht ist nach den Orten ver-
schieden, aber allenthalben malerisch. Der Jnnthaler trägt dunkle kurze Leder-
hosen und Strümpfe, welche das Knie bloß lassen; ein breiter Gürtel umfaßt
seine Taille, breite Hosenträger kreuzen sich über dem rothen Brustlätze, und zur
kurzen Jacke paßt der große, runde, mit breiten Bändern geschmückte Hut. Auch
die Tracht der Frauen ist verschieden, aber ebenfalls schön. Die Unterinnthalerin
schmückt ihr frisches Gesicht mit einem hohen spitzen Hute und legt über den kurzen
Faltenrock einen stattlichen Latz. Die Oberinnthaleriu dagegen trägt einen
grünen Filz- oder gelben Strohhut, ein grünes Leibchen, weiße Hemdärmel, und
dem schwarzen Stutzen fügt sie ein zierlich geknüpftes schwarzes Halstuch bei,
wozu rothe oder blaue Strümpfe grell abstechen. — Solche Gestalten inmitten der
Riesenhäupter der Alpen, prächtiger Thäler, Wasserfälle und Schneefelder, lieb-
licher Dörfer und Städtchen, stattlicher Klöster und Burgen machen auf das Auge
des Wanderers einen höchst wohlthuenden Eindruck.
52. Der Dchwarzwald und seine Bewohner.
Begrenzt im S. vom Rheine und im N. von der Ebene zwischen der Enz
und dem Neckar zieht sich der Schwarzwald in einer Länge von etwa 18 M. und
einer Breite von 8 bis 4 M. von S. nach N. Auf der Abeudseite gießen sich seine
Flüsse Kinzig, Murg, Neckar, Enz, Nagold rc., in den Rhein, auf der
Südostseite in die Donau, die hier selbst ihren Ursprung nimmt. In der geseg-
neten Rheinebene liegen die Städte Freiburg, Offenburg, Rastatt,
Durlach, Karlsruhe, Bruchsal an seinem Fuße. Seine größte Höhe er-
reicht das Gebirge östlich von Freiburg, da, wo der bekannte Paß, die Hölle, sich
befindet. Unter den höchsten Spitzen sind der Feldberg und der Katzenkopf,
überdessen Spitze die Grenze von Baden und Wü rtemb erg läuft, die be-
deutendsten. Der ganze Schwarzwald ist Urgebirge, sein Gerippe Granit. Die
höheren Punkte sind mit Sandstein bedeckt und ringsum von Flötzgebirgen um-
geben. Porphyr und Thonschiefer finden sich auf mehreren Höhen, desgleichen auch
Silber, Blei, Kupfer, Eisen, Kobalt und Mineralwässer. Groß ist der Reichthum
an Waldungen. Der Fruchtbau ist dagegen mühsam und beschränkt sich auf
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Roggen, Hafer und Kartoffeln. Der vorzüglichste Zweig der Landwirthschaft ist
die Viehzucht. Auf dem eigentlichen Gebirge finden sich wenige in Städtchen und
Dörfern zusammengezogene Gemeinden, die meisten bestehen nur aus zerstreuten
Höfen und Häuschen von eigenthümlicher Bauart.
Vor allem aber birgt der Schwarzwald ein kräftiges, gesundes, wackeres Volk
von Hirten, Holzhauern, Flößern, Ackerbauern, das alte Sitte, alte Kühnheit er-
halten hat. Riesenhohe Tannen und Fichten flößt der Schwarzwälder auf seinen
Gebirgsbächen hinunter zum Neckar und Rhein, auf dem sie in große Flöße ver-
bunden werden, so groß, daß oft vierzig Menschen auf denselben sind, um sie mit
Rudern und Stangen zu regieren. Mit dem breitkrempigen Hute, der rothen
Weste und den weißen Hemdsärmeln stehen diese kräftigen Gebirgssöhne in langer
Reihe auf dem schwimmenden Walde und lassen ihn im taktmäßigen Ruderschlage
nach den Niederlanden hinabgleiten, um reichen Städten feste Unterlage, schwel-
lenden Segeln eine Stütze zu gewähren. Für Holz tauscht der Schwarzwälder
das Brotkorn ein, das ihm sein Boden auf den Bergeshöhen verweigert. Seine
Holzschnitzereien, Uhren, Strohhüte u. s. w. sind durch ganz Deutschland bekannt.
Man findet überdem im Schwarzwalde Hammerwerke, Glashütten, Pech- und
Theersiedereien, besonders aber viel Sägemühlen. Die Wohnungen liegen in
den wildschönen Thälern zerstreut umher, von Holz, mit Stroh oder Schindeln
gedeckt. Die Stuben zu ebener Erde sind schwarz getäfelt, mit vielen Fenstern
versehen, ohne darum viel Licht zu haben, wegen der weit hervorspringenden
Dächer. Zu den Schlafgemächern führen Gänge von außen. Unter diesen Gängen
draußen am Hause liegt der Holzvorrath. Keine Hütte ist ohne plätschernden
Brunnen, und nicht selten steht eine kleine Kapelle daneben mit einem Glöckchen
zum Morgen- und Abendgebete.
53. Die Donau.
Die Donau ist der größte Strom Deutschlands; seine Länge beträgt, die
Windungen mitgerechnet, an 380 Meilen. Er zerfällt in 3 Theile, die deutsche
Donau bis Preßburg, die ungarisch-slavische bis Orsowa und die wala-
ch i s ch - b u l g a r i s ch e bis zur Mündung in's schwarze Meer.
Die Donauquelle befindet sich auf dem Schwarzwalde in einer Höhe von etwa
2200 Fuß. Bei Preßburg beträgt die Seehöhe nur etwa noch 400 Fuß. Daraus
läßt sich schließen, daß die Ebenen der mittlern und untern Donau tief liegen und
der Läuf des Stromes, der von Ofen noch 2/3 seines Weges zurückzulegen hat,
langsam, also der Schiffahrt äußerst Vortheilhaft werden muß.
Die Donauquellen vereinigen sich bei D o n a u - E s ch i n g e n zu einem Fluß.
Der an 100 Fuß breite Strom durchfließt nach seinem Austritt aus dem Groß-
herzogthum Baden das preußische Fürstenthum Hohenzollern-Siegma-
ringen und den Südtheil des Königreichs Würtemberg. Auf diesem Laufe
durchbricht er schäumend die Felsen der schwäbischen Alp und setzt dann am süd-
lichen Abhang des Gebirges seinen Lauf ruhiger fort bis zur Bundesfestung Ulm.
Hier wird er schiffbar und betritt das Königreich B aiern. Er nimmt nun seinen
Lauf zwischen den Vorbergen der Alpen und den Hügelreihen, die von der schwä-
bischen Alp und dem Fichtelgebirge ausgehen. Unterhalb Regensburg stellen
sich ibm die Gebirge des Böhmerwaldes entgegen. Verstärkt durch den Lech, der
von Augsburg, durch die I s a r, die von München, und endlich durch den Inn, der
von Tirols Hauptstadt, Innsbruck, herkommt, bahnt er sich den Ausgang durch
die Felsenwände unterhalb Passau und tritt in das schöne Oesterreich.
Besonders herrlichst der zwischenlinz uudwien liegende Theil des Flusses.
Bei der erstgenannten Stadt fließt er, von Bergen eingeengt, in einem ungetheilten
Strome. Unterhalb der Stadt aber fängt er bald an, viele große und kleine Inseln
zu umfassen und sich in viele Arme zu spalten. An vielen Stellen ragen aus dem
Wasser Sandbänke heraus; sind sie bewachsen, so nennr man sie Auen. Diese
mit Espen, Linden, Pappeln, Ahornbäumen, Weiden und Gebüschen aller Art
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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bedeckten Auen bieten große Weideplätze für eine unzählige Menge von Wild dar;
die kleinen Arme, Einbuchten und Seen zwischen den Sandbänken und Inseln
sind gewöhnlich mit unzähligen Wasservögeln bedeckt: mit wilden Enten und
Gänsen, mit Reihern, Kranichen, Kiebitzen, Krähen und besonders mit Möven.
Außerdem erhöhen den Genuß der Donanreise herrlich gelegene Dörfer und
Schlösser, die aus den Gebüschen des Ufers oder der Auen wie aus einem Versteck
hervorsehen. Zuweilen zieht der Fluß sich lang gestreckt vor den Blicken hin wie
eine große Chaussee; öfter noch ist er aus allen Seiten von Bergen eingeschlossen, und
wir fahren wie in dem engen Kreise eines einsamen Bergsees. Eine Wendung
des Schisses bringt uns in eine andere abgeschlossene Wassermasse hinein. So
scheint es, als reihe eine Kette von Seen sich an einander, an deren schroffen, felsigen
Ufern wir zu scheitern fürchten. — Bemerkenswerth sind noch die Stromengen und
Strömungen, genannt Strudel und Wirbel, unterhalb des Städtchens Grein.
Hier werden die Berge immer höher und schroffer. Dichte Wälder werfen ihre
Schatten über den Strom, der bald schwarz und düster dahinschleicht, bald mit
weißem Schaum brausend weiterstürzt. Hier und da erheben sich alte Burgen auf
den Felsen. Man fährt an einer Insel vorbei, auf deren Spitze ein Crucifix steht.
Sie theilt die Donau in zwei Theile, deren einer über Felsblöcke dahinbraust.
Schon in weiter Entfernung hört man das Getöse, und das Schiff wird vom
Strudel so schnell vorwärts getrieben, daß man kaum Zeit hat, die Gegenstände am
Ufer zu beschauen.
Noch bei vielen merkwürdigen Städten, Burgen und Schlössern fährt das
Dampfschiff vorbei. Endlich nach neunstündiger Fahrt landet es in der Nähe von
Wien. Hier am Donauhafen ist ein beständiges Gewimmel von Menschen und
Wagen; man merkt die Nähe der großen Stadt. Von Wien bis Preßburg, der
frühern Hauptstadt Ungarns, ist nur noch eine Strecke von 7 Meilen.
Unter den Nebenflüssen des Oberlaufes ist die Altmühl auf der linken
Seite darum von besonderer Wichtigkeit, weil sie mit der Regnitz durch den Lud-
wigs kanal in Verbindung steht, wodurch eine Vereinigung zwischen Donau,
Main und Rhein, sowie zwischen dem schwarzen Meere und der Nordsee her-
gestellt ist.
Die ganze obere Donau bewegt sich im Hoch- und Berglande, nämlich zuerst
in meist tief eingeschuittenem Bette durch die schwäbisch-bairische Hochebene
und dann durch das österreichische Bergland. Erst etwa 6 Meilen oberhalb
Wien tritt sie in einen schmalen Streifen Tiefland von etwa 500 Fuß Seehöhe
ein, der sich bis Wien hinzieht; zu beiden Seiten lagern jedoch in der Ferne Berge,
rechts Vorberge der Alpen, links die südöstlichste mährische Terrasse. Näher bei
Wien treten die Berge wieder ganz nahe an die Ufer heran; rechts- der Wiener-
wald, links die mährischen Höhen. Darauf tritt die Donau in ein größeres Tief-
land, in das österreichische mit dem M arch fel d e, ein, wo die Ufer der Donau
stach sind, welches indessen schon bei Preßburg wieder endet, indem dort links die
kleinen Karpathen und rechts die Leitha-Höhen sich an den Strom herandrängen.
Von Preßburg an, wo der mittlere Lauf beginnt, bis zum Ende der öst-
lichen Richtung deö Donaulaufs, oberhalb Ofen und Pesth, ist es ein ungleich
größeres Tiefland, das ober ungarische, welches von dem Strom durchschnitten
wird. Der Strom spaltet sich in unzählige Arme, so daß es schwer wird, zwischen
den vielen flachen Inseln noch einen Hauptfluß zu unterscheiden. Durch eine Strom-
theilung wird die von Preßburg bis Komorn reichende, l l Meilen lange frucht-
bare Insel Schütt gebildet. Die einsamen Ufer sind mit niederem Walde oder
mit Weideland bedeckt. Hier und da erblickt man eine Herde breitgehörnter Rinder,
brauner Pferde und borstiger Schweine, und auf den Sandbänken des Ufers
halten graue Reiher oder schwarze Enten Wacht. Ans den Büschen schaut aus-
nahmsweise ein niederes Hüttendach hervor; beinahe noch seltener begegnet man
einem Lastschiffe oder einigen Fischerbooten, aber viele Schifsmühlen ziehen sich
längs der Ufer hin. Unterhalb der berühmten Festung K o m o r n, wo die Waag
in die Donau fällt, werden die Ufer wieder belebter. Die kleinen Dörfer bestehen
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Extrahierte Personennamen: Grein
Extrahierte Ortsnamen: Donau Wien Donauhafen Wien Ungarns Donau Main Rhein Nordsee Wien Wien Wien Donau Donau Preßburg Donaulaufs Donau
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aus kleinen schilfbedeckten Hütten, aus denen der Ranch sich selbst einen Ausweg
sucht. Inseln und Sandbänke hören fast ganz auf, und die Seiten des Flusses
werden höher. Bald dringen auch die Vorhügel des Bakonywaldes bis zum
rechten Ufer vor. Man sieht regelmäßigen Feldbau, dann auch Weingärten, und
die Dörfer werden ansehnlicher, die Häuser wohnlicher. Links tritt ein Theil
des ungarischen Erzgebirges, das Neograder Gebirge, an die Ufer herum Bei
Weitzen endlich öffnet sich das große ungarische Haupt-Donanbecken, der Strom
wendet sich nach Süden und durchfließt die nieder ungarische Tiefebene.
Am rechten Ufer bleiben die schönen Vorberge des Bakonywaldes der Donau noch
treu, und hier wachsen die feurigen Weine, die unter dem Namen der Ofener be-
kannt sind. Am linken Ufer dehnen sich nun aber öde, baumlose Sand- und Heide-
strecken, steppenartige Grasfluren und Sumpfflächen unabsehbar ans. Nach der
Aufnahme der Drau und weiterhin der Sau, an deren Mündung die Festung
Belgrad liegt, wendet sich der Strom südöstlich und wird weiterhin bis zum Aus-
tritt aus der österreichischen Monarchie von Bergen eingeschlossen, rechts vom ser-
bischen Bergland, links von Bergen des siebenbürgischen Hochlandes. Bei Or-
sowa bilden die Bergmassen das „ eiserne Thor", eine Stromenge, wo der
vorher 3600' breite Strom bis auf 30' eingezwängt wird. Die Verbindungsstraße
zwischen Serbien und Bulgarien auf der einen, zwischen Ungarn und der Walachei
auf der andern Seite, ist auf beiden Ufern in Felsen gehauen.
Von hier bis zur Mündung erstreckt sich der untere Lauf. In einem großen
flachen Bogen durchströmt die Donau das walachische Tiefland, rechts an
den türkischen Festungen Widdin, Rnscuk und Silistria und den ferner
liegenden Bergen des serbischen und bulgarisch en Berglandes und der Hoch-
fläche der Dobrudscha vorbei. Endlich mündet sie, getheilt in viele Arme, welche
ein großes Deltaland umschließen, in das schwarze Meer.
54. Deutschland.
Deutschland gehört zu den schönsten Ländern, welche die Sonne begrüßet in
ihrem ewigen Lauf.
Unter einem gemäßigten Himmel, unbekannt mit der sengenden Luft des Südens,
wie mit der Erstarrung nördlicher Gegenden, in der größten Abwechselung, der reichsten
Mannigfaltigkeit, köstlich für den Anblick, erheiternd und erhebend für das Gemüth,
bringt Deutschland alles herpor, was der Mensch bedarf zur,Erhaltung und zur
Förderung des Geistes, ohne ihn zu verweichlichen, zu verhärten, zu verderben. Der
Boden ist fähig zu jeglichem Anbau. Hier scheint sich die Zeugungskraft gesammelt
zu haben, die dort versagt ward. Unter dem bleibenden Schnee der Alpen dehnen sich
die herrlichsten Weiden aus, von der Wärme doppelt belebt, die an jenem wirkungs-
los vorüberging. An der kahlen Felswand ziehet sich ein üppiges Thal hinweg.
Neben Moor und Heide, nur von der bleichen Binse und der Brombeerstaude belebt,
und menschlichem Fleiße nichts gewährend, als die magere Frucht des Buchweizens
und des Hafers, erfreuen das Auge des Menschen die kräftigsten Fluren, geeignet zu
den schönsten Saatfeldern und zu den herrlichsten Erzeugnissen des Gartenbaues.
Fruchtbäume prangen in unermeßlicher Menge und in jeglicher Art, vom sauern Holz-
apfel bis zur lieblichen Pfirsiche. Hoch auf den Bergen des Landes erhebt unter
Buchen und Tannen die gewaltige Eiche ihr Haupt zu den Wolken empor und blickt
über Abhänge und Hügel hinweg, welche den köstlichsten Wein erzeugen, die Freude
der Menschen, in der Ferne, wie in der Nähe gesucht und gewünscht von Hohen, wie
von Geringen.
Kein reißendes Thier schrecket, kein giftiges Gewürm drohet, kein häßliches Un-
geziefer quälet. Aber Ueberfluß gewähret das Land an nützlichem Vieh, an kleinem
wie an großem, für des Menschen Arbeit, Zweck und Genüsse. Das Schaf trägt
Wolle für das feinste Gespinnst, der Stier verkündiget Kraft und Stärke in Bau und
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Ortsnamen: Donau Serbien Bulgarien Ungarn Donau Dobrudscha Deutschland Deutschland Deutschland Heide
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Bergmassen. Die Folge davon ist überall leichte Zugänglichkeit und bequeme
Verbindung aller Tbeile des Innern mit dem Meer. Dazu kommt die günstige
Küstenbildung mit ihren zahlreichen guten Häfen, der Wasserreichthum 'und die
Schiffbarkeit der vielen das Tiefland durchschneidenden Flüsse'. Eine Folge da-
von ist es, daß das englische Volk das Haupt-See- und Handelsvolk der Erde
geworden ist.
In England finden sich drei nicht mit einander zusammenhängende Berg-
länder. Das Bergland von Cornwall füllt die südwestliche Halbinsel ganz
mit wilden und öden Bergen. Das Bergland von Wales, nördlich vom
Kanal von Bristol, besteht aus nackten, wilden, waldlosen Felsbergen, durch groß-
artige Formen ausgezeichnet; es ist ein armes Land, dessen Bewohner Bergbau
und Viehzucht treiben. Das Bergland von Nordengland ist von ganz
anderer Beschaffenheit. Es ist ein breiter Bergzugs dessen wellige Höhen bewaldet,
gut angebaut und von breiten Flußthälern durchschnitten sind. Die südliche Ab-
theilung ist besonders merkwürdig durch großehöhlen und verschwindende
Flüsse. Die Abhänge sind allenthalben von ausgedehnten Lagern von Stein-
kohlen und Eisenerz umgeben, welche als die natürliche Grundlage ausge-
dehnter Fabriken nicht wenig zu Englands Größe beigetragen haben. Der Boden
des englischen Tieflandes besteht nicht wie der der norddeutschen Tiefebene
auf weiten Strecken aus Lagern losen Erdreichs, sondern die Felsunterlage tritt
häufig mit malerischen Formen hervor, wodurch der englischen Ebene eine große
Mannigfaltigkeit und Abwechselung verliehen wird. Außerdem zeichnet sich die-
selbe aus durch große Fruchtbarkeit, den sorgfältigsten Anbau und die höchste
ländliche Schönheit, deren Ebenen fähig sind. Die Saftfülle und Frische der
Haine und Wiesen vermag sich durch alle Jahreszeiten zu erhalten, indem die
Feuchtigkeit der Atmosphäre das lebhafte Grün derselben sowohl gegen Sommer-
dürre als Winterkälte schützt. Nur diehalbinsel zwischen derthemse- undwash-
bay ist dem deutschen Küstenlande ähnlich; es ist theils kahles Sandland,
theils sumpfige Marsch, doch gut angebaut. Drei Hügelketten durchziehen das
Tiefland, die aber nur selten dem Kanalbau Schwierigkeiten in den Weg ge-
stellt haben.
Schottland besteht aus drei nicht zusammenhängenden Bergmassen. Im
mittleren Theil ist das Berg land von Hochschottland. Es sind parallel
nach Nordost ziehende Bergketten, an der Westküste steil aufsteigend. Tiefe Spal-
ten, in den westlichen Theilen selbst Meeresarme, durchschneiden sie vielfach;
schluchtenähnliche Längenthäler, oft mit langge st reckten Seen, trennen sie,
wie in Norwegen. Die große Tiefe dieser Thalspalten macht sie großartig, ob-
schon die Höhe der Bergwände nur 2—3000 Fuß beträgt. Die Berge sind wild,
nackter Fels oder mit Heidekraut und mit Gesträuch bedeckt. Wälder sind selten,
das Land ist wenig angebaut, öde, rauh und unwirthlich, aber auch schwer zu-
gänglich und gegen Eroberungen durch seine Natur geschützt. Nördlich von einer
tiefen Einsenkung, welche die ganze Insel durchschneidet, durch die der sogar für
Kriegsschiffe fahrbare Kaledonis che Kanal führt, ist das Bergland von Nord-
schottland, das durch seine Bildung mit den skandinavischen Gebirgsmassen Aehn-
lichkeit hat. Die Zerrissenheit der schottischen Bergmasse erscheint noch größer in
den vorgelagerten Inselgruppen.
In Irland ist das Tiefland mehr vorherrschend, die Bergländer sind noch
mehr getheilt und finden sich hauptsächlich an den Küsten. Stände das Meer ein
paar Hundert Fuß höher, so würde Irland in einige Felsinseln aufgelöst. Das
Tiefland ist zum Theil ganz eben, es ist zwar fruchtbar, aber bei weitem nicht so
sorgfältig angebaut wie das englische. Es umschließt zahlreiche Seen und große
Strecken Sumpflandes.
Die Zahl der Einwohner Großbritanniens beträgt 30 Millionen. Sie
sprechen fast alle die englische Sprache, aber die Einwohner von Wales, die Hoch-
schotten und die eigentlichen Irländer eigene Mundarten. Für Künste und Wissen-
schaften thut der Staat wenig, für Volksschulwesen fast gar nichts. Der Eng-
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TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
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Extrahierte Ortsnamen: England Cornwall Wales Bristol Nordengland Englands Schottland Nordost Norwegen Irland Irland Wales