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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 247

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
» 247 ließ Kolumbus die Segel einreffen, um nicht etwa bei Nacht auf Klippen getrieben zu werden. Gegen Mitternacht erblickte man ein Licht in der Ferne. „Land, Land!" erscholl es jetzt aus jeder Brust; man stürzte einander in die Arme, alle weinten vor Freude und baten knieend den Ko- lumbus um Verzeihung. Als der Morgen anbrach — es war am 70sten Tage nach der Abfahrt — sahen sie eine schöne grüne Insel vor sich liegen. Mit Sonnenaufgang ruderten sie nun unter kriegerischer Musik an's Land; Kolumbus, eine Fahne in der einen Hand, einen Degen in der andern, war der erste, der die neue Welt betrat. Nachdem er mit der ganzen Mannschaft Gott auf den Knieen gedankt, nahm er die Insel feierlich für den König von Spanien in Besitz. Die Inselbewohner, welche von allen Seiten am Ufer zusammengeströmt waren, betrachteten mit Erstaunen die weißen Männer, ihre Kleidung, Schiffe und Waffen. Niemals hatten sie solcherlei gesehen. Sie selbst waren nackt, von kupscrrother Hautfarbe; viele trugen als Zicrrath Goldbleche in Nase und Ohren. Ihre Insel nannten sie Guanahani; Kolumbus aber gab ihr den Namen San Salvador d. i. Erlöserinsel. Nach kurzem Verweilen setzte er dann seine Entdeckungsfahrt weiter fort und fand die großen Inseln Kuba und Hayti (San Domingo). Sie waren mit dem üppigsten Pflanzenwuchse bedeckt, aber von Anbau zeigte sich keine Spur; Herden nackter Menschen rannten thierähnlich umher und flohen beim Anblick der fremden Menschen wie schüchterne Rehe. Allmählich jedoch wurden sie zutraulicher und brachten Wurzeln, Früchte, Papageien und Fische herbei. Was sie an Goldblechen hatten, gaben sie den gierigen Spaniern für gefärbte Scherben und blinken- des Glas gern hin. Kolumbus ließ auf Hayti eine kleine Festung erbauen, in welcher 38 Spanier zurückblieben; mit seinen übrigen Gefährten trat er dann die Heimreise an, um die wichtige Entdeckung in Europa zu verkünden. Ungeheurer Jubel begrüßte den Helden, als er in Spanien landete; der König und die Königin überhäuften ihn mit Ehren; das ganze Land war in Bewegung gesetzt durch die Nachricht von einer neu entdeckten Welt. In kurzer Zeit hatten sich gegen 1500 Menschen zusammengefunden, die an einem neuen Zuge thcilnehmen wollten, und schon sechs Monate nach seiner Rückkehr trat Kolumbus mit 17 Schiffen seine zweite Reise an. Er entdeckte auf derselben abermals mehrere Inseln, hatte aber auch manche Widerwärtigkeiten und Drangsale zu erdulden. Wie erschrak er, als er, in Hayti angekommen, die dort erbaute Festung zerstört und von seinen zurückgelassenen Gefährten keinen mehr übrig fand! Das grausame Be- tragen der Spanier gegen die armen Inselbewohner hatte diese zu gerechter Nothwehr gereizt; sie hatten alle ihre Peiniger erschlagen, die Feste zer- trümmert und sich in das Innere der Insel geflüchtet. Kolumbus grün- dete eine neue Niederlassung; allein seine neuen Gefährten, die gemeint hatten,- in der neuen Welt Gold wie Sand auflesen zu können, verwünschten ihn, als sie nun Wildnisse urbar machen und Accker bauen sollten; viele von ihnen kehrten nach Spanien zurück, und aus ihre Anklagen erschien G < >

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 248

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
248 « endlich ein Abgesandter des Königs, der über das Verhalten des Kolumbus eine Untersuchung anstellen sollte. Das war dem edlen Helden zuviel; mißmuthig verließ er die Insel und eilte nach Spanien. Dort erkannte man auch seine Unschuld; doch vergingen zwei Jahre, ehe er die nöthigen Schiffe zu einer neuen Fahrt erhalten konnte. Auf dieser dritten Reise entdeckte Kolumbus zuerst das feste Land des neuen Erdtheils. Er kam an die Küste von Südamerika, wo der Orinokostrom sich in das Meer ergießt. Aus der Größe dieses Stromes merkte er, daß er aus keiner Insel kommen könne. Er fuhr eine Strecke der Küste entlang und wandte sich dann nach seiner Lieblingsinsel Hayti. Aber hier standen die Dinge höchst traurig. Wüste Unordnung und Zwie- tracht zerrüttete die spanische. Niederlassung; frecher, als je zuvor, erhoben die Feinde des Kolumbus das Haupt. Und als er nun mit Kraft gegen die Friedensstörer einschritt, da wandten sich diese von neuem an den König und erhoben wider ihn die ärgsten Beschuldigungen. Abermals kam ein Gesandter aus Spanien, ein hochmüthiger, gewaltthätiger Mensch. Der mißbrauchte seine Macht so sehr, daß er ohne nähere Untersuchung den Ko- lumbus gefangen nehmen, wie einen Verbrecher in Ketten legen und nach Europa abführen ließ. So sah Spanien den großen Weltentdecker in Fesseln! Freilich gab man ihn sogleich wieder frei; allein die Belohnungen, welche man ihm früher zugesagt hatte, wurden ihm nicht zu Theil. Dennoch unternahm der kühne Mann noch eine vierte Reise. Auf derselben hatte er furchtbare Gefahren zu bestehen. Nachdem alle seine Schiffe zu Grunde gegangen waren, schmachtete er mit seiner Mannschaft acht Monate lang auf einer Insel mitten unter den Wilden in der äußersten Noth, bis endlich ein Schiff erschien und ihn nach Spanien zurückführte. Kolumbus starb, 59 Jahre alt, in der spanischen Stadt Valladolid. Sein Leichnam wurde nach Hayti und später nach Kuba gebracht; die Kette, mit welcher er einst gefesselt war, wurde ihm, wie er verordnet hatte, mit in's Grab gelegt. Der von ihm entdeckte Erdtheil aber erhielt nicht nach ihm, sondern nach dem Italiener Amerigo, der ihn zuerst beschrieb, den Namen Amerika. 17. Luther's Jugend und Klosterleben. Am St. Martini-Abend, welches war der 10. Novbr. 1483, ist Martin Luther zu Eisleben geboren. Sein Vater war Hans Luther, ein Bergmann, wegen seiner Rechtschaffenheit allen braven Männern sehr werth; seine Mutter Margarethe war insonderheit durch Zucht, Gottesfurcht und fleißiges Gebet ausgezeichnet. Anfangs waren Luther's Eltern arm, der Vater war ein armer Hauer, und die Mutter hat das Holz auf dem Rücken getragen. Nachher aber segnete Gott des Vaters Arbeit und bescherte ihm zu Mannsfeld 2 Schmelzöfen. Sie erzogen ihren Martin zur Furcht, Gottes; dabei aber hielten sie ihn sehr hart. Er sagt selbst: „Mein Vater stäupte mich einmal so sehr, daß ieb ihn floh und ward ihm gram,

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 294

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
294 befördert durch verschiedene Vorrichtungen die Ablagerung jener Massen, bis das Watt sich so weit erhöht hat, daß es auch zur Zeit der Flut über den Meeres- spiegel hervorragt, sich begrünt und durch Deichbauten in Köge verwandelt wer- den kann. 40. Der Harz. Der Harz bildet ein kleines Massengebirge von 14 Meilen Länge und 4 Mei- len Breite und gegen 38 n Meilen Flächeninhalt, welches von allen Seiten mit tiefen Flußthälern strahlenartig durchfurcht und in viele kleinere und größere Berg- massen getheilt ist, die alle mit einander zusammenhängen, und deren Oberfläche meist eben, seltener sanft zugerundet erscheint. Seine südöstlichste Grenze geht bis Sangerhausen und Mansfeld, seine nordwestliche bis Goslar und Osterode. Die Wasserscheide zwischen Weser- und Elbgebiet windet quer über den Harz und theilt das Gebirge in zwei ungleiche Hälften. Die nordwestliche kleinere ist der Ober- harz, worin Clausthal und Zellerfeld, die nur durch einen Bach geschieden werden, die Hauptstädte sind; er besteht aus mehreren kleineren Hochebenen von 1409— 2000 Fuß Höhe und ist mit Nadelholz bewachsen. Hier ist der Quellbezirk der Bode, in dem sich mehrere zugerundete Gipfel erheben, von denen der Brocken oder Blocksberg (3500fuß) der höchste ist. Der Unterharz, worin Stolberg liegt, bildet eine große Hochebene von 1000—1500 Fuß Höhe, trägt einige sanft gerundete Gipfel von 1800 Fuß Höhe und ist mit Laub holz bewachsen. Im Brocken und den ihn umgebenden Bergen stellt sich der Granit als Kern dar, der theils in zusammenhängenden Massen, theils in zahllosen, die Ober- fläche der Berge bedeckenden Trümmern hervorbricht. An diesen Kern, der selbst kein. Erz enthält, schließt sich in südlicher, östlicher und westlicher Richtung eine zweite Bergmasse, die aus mancherlei Gebirgsarten besteht, aber größtentheils zu der Grauwackeformation gehört. Diese Bergmasse, älter als der Granit, enthält die erzführenden Gänge des Harzgebirges. Dem Oberbarz ist eine gewisse Starrheit und Wildheit eigenthümlich. Jene gewaltige Naturrevolution, die von dem Scheitel des Blocksberges die Granitkrone herabstürzte und in tausend und abertausend „Brocken" zertrümmerte, die nun meilenweit auf den Abhängen und in den Thälern zerstreut sind, hat dem Ober- harz etwas Abenteuerliches verliehen, und hier konnte sich daher auch die Volks- sage von der Walpurgisnacht und dem Hexentanz entwickeln. Da haben die Berg geifier ihre Teufelskanzeln und Hexenaltäre aufgethürmt, dort liegt Schierke, dessen ärmliche Bewohner mit bleichen Gesichtern und dicken Hälsen einen traurigen Ein- druck machen, umgeben von riesigen Granitblöcken; dazwischen rauscht die Bode durch's schauerlich enge, tannendüstre Thal. Da liegt aber auch das prächtige Thal der Emme, nach Wernigerode zu in die Ebene sich erstreckend. Zwar wild und schwer zugänglich, ist es doch eins der schönsten und nächst der Roßtrappe das großartigste, was der Harz aufzuweisen hat. Es enthält die gewaltigsten Felspartien, die einigermaßen an die Thalschluchten der Alpen erinnern; fast in lauter kleinen Wasserfällen braust jugendlich übermüthig die Holtemme in ihrer „steinernen Renne" dahin, bis sie in die Bode einmündet. — Das Bodethal ist vorzugsweise mit Naturschönheiten gesegnet. Da liegen die Baumanns- und Bielshöhle mit ihren wunderlichen Tropfsteinbildungen. Am schönsten aber wird das Thal da, wo die Bode in die Ebene tritt (in's Quedlinburger Thal). Der Fluß tobt schäumend zwischen Felsstücken hin und wird immer enger ein geschlossen von hohen Felswänden, deren eine fast senkrecht aufsteigt zu einerhöhe von 700 Fuß. Oben zeigt man einen riesig großen Roßhuf, der vor Alters in den Felsgipfel gehauen ist und wahrscheinlich den heidnischen Priestern dazu ge- dient hat, sich hinzustellen und zu weissagen. Das ist die Roßtrappe. Der Sage nach ist der Roßtrapp also entstanden. Der im Böhmer Walde hausende Riese Bohdo verlangte die Königstochter vom Riesengebirge Emma zur Gemahlin. Emma entfloh von der Schneekoppe und kam an die Grenze des Harzes; Bohdo

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 298

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
298 deckt zugleich die Schweinekoben, und um endlich nichts zu verlieren, liegt der Mistpfuhl vor der Ausfahrt, wo angespannt wird. Wo alles unter einem Dache, um ein Feuer beisammen lebt, wo der weite Raum der Einfahrt gleichsam ein bedeckter Marktplatz für das kleine häusliche Gemeinwesen ist, um welchen herum dessen sämmtlichen Gliedern, Menschen und Vieh, ihre besonderen Plätze angewiesen sind; wo eben dieser Raum die Jugend nicht bloß zu angestrengter Arbeit, sondern auch zu heiterem Tanze versammelt: da mußte ein haushälterischer, anhänglicher Sinn für die Familie, eine größere Anhänglichkeit selbst für das Vieh, mußte für den Genuß der Freuden des Lebens im engen und bekannten Kreise eine festere Neigung entstehen, als wo alles inner- halb derselben Wirthschaft zerfahren und getrennt lebt. Gehen wir vom Haus in die Umgebung über, so findet sich der Hof einerseits vom Garten, andrerseits von Wiesen und Ackerland umgeben. Die Felder sind von einem Erdwall umzogen, auf dem dichtes Gesträuch wächst und knollige Baumwurzeln immer neue Sprossen treiben, die alle 5 bis 6 Jahre abgehauen werden. Ueber die Felder und Wiesen hin ragt das Gehölz. Je älter die Eichen im Gebüsche, desto stolzer und selbstbewußter der Laudmann. Hier und da ge- währt das Gebüsch eine Durchsicht nach dem Nachbarhofe, oder es öffnet sich eine Fernsicht nach dem Thurm des Dorfes, der am Sonntag alle Bewohner der vielen zerstreuten Höfe zur Kirche ruft, die den eigentlichen Einigungspunkt der Ge- meine bildet. 43. Die Elbe. Besteigen wir das wasserreiche Riesengebirge etwa von der Josephinenhütte in Schreiberhau aus, so erreichen wir nach einer Ostündigen Fußwanderung eine große Moor- und Mooswiese, die in einer Höhe von 4000 Fuß auf einer gra- nitnen Unterlage ruht und wie ein Schwamm die Feuchtigkeit der Wolken auf- saugt. Diese Stelle führt den Namen „Elbwiese". Aus einigen der größern sumpfigen Stellen fließt das Wasser nach den ein wenig tiefer gelegenen Theilen der sanft geneigten Wiese ab und bildet hierund da sogenannte Brunnen, das sind Vertiefungen mit klarem steinigen Grunde von etwa 2—3 Fuß Durchmesser. Diese Brunnen sind die eigentlichen Quellen der Elbe. Von ihnen aus bilden sich kleine Bächlein, die weiter abwärts nach Süden hin eilen und nach ihrer Ver- einigung den Namen Elbe erhalten. Diese stürzt sich zunächst südlich nach Böhmen hinab, wendetsich dort westlich und geht dann in nordwestlicher Richtung der Nord fee zu, die sie nach einem etwa 171 Meilen laugen Laufe erreicht. Wir theilen diesen Strom in die Ober-, Mittel- und Niederelbe. Die obdre Elbe reicht von der Quelle bis zum Durchbruch durch das säch- sische Erzgebirge. Unweit der Elbquelle stürzt der junge Bergfluß in wilder Hast über eine 800 Fuß hohe Felsenwand hinab und bildet hier den berühmten Elb - fall. Tief unten im schauerlichen Elbgrunde sammelt der Fluß seine zerstiebten Wasser wieder, und durch eine tiefe Wildniß voll Moor und neben und über einander lagernder Felsstücke und umgestürzter Fichtenstämme führt er sie tosend und rauschend den Gebirgsabhang hinab. Raschen Laufs erreicht er bei Hohen- elb e die Hügellandschaft, tritt bei Josephstadt in die böhmische Thalebene und wendet sich bei Parduwitz westlich, geht bei Kollin vorbei und wendet sich dann nordwestlich dem an Getreide und Wein sehr reichen böhmischen Paradiese, d. i. der Gegend von Leitmeritz,'zu, durchbricht das an Schönheiten so reiche Mittelgebirge bei Lowositz und bald darauf auch das sächsische Erzgebirge. Durch Aufnahme der Jser von der rechten und der 54 Meilen langen Moldau und der Eger von der linken Seite hat sich die Wasserfülle des Flusses bedeutend vermehrt, so daß er als ein kräftiger Strom den böhmischen Gebirgskessel verläßt und in das Königreich Sachsen eindringt. Die mittlere Elbe reicht vom Erzgebirge bis Magdeburg. Zunächst tritt sie in die berühmte sächsische Schweiz ein; so nennt man die merkwürdigen

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 308

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
308 48. Thüringen. Des deutschen Vaterlandes Gauen sind getrennt durch eine hohe Mauer von Bergen und Wäldern in Nord und Süd. Diese hohe Gebirgsmauer ist der so- genannte Thüringer Wald, der durch das Hainich und das Eichsfeld mit dem Harze zusammenhängt, nach Osten und Südosten aber dem Obererz- gebirge, sowie dem Fichtelgebirge, und im Westen endlich dem Rhönge- birge sich nähert. Man rechnet nicht zu viel, wenn man 70 Quadratmeilen ansetzt, welche dieses schöne Waldgebirge bedeckt. Das Gebirge theilt sich in zwei große Hälften. Die etwas größere ist der südöstliche Theil, aus Grauwackenbildungen bestehend. Quarz - und Kieselschiefer, Grünstein - und .Granitgänge mit Erzadern, sowie grauen Sandstein trifft man hier. Guter Feldbau, saftiger Wieswuchs und prächtiges Holz zeichnen diesen Theil des Gebirges aus. Daraus entspringen die Gewerbszweige für den thätigen Bewohner. Viehzucht, Feld-und vorzüglich Kräuterbau, Pechsieden,. Kohlen- brennen, Beerensammeln sind Hauptbeschäftigungen. Nicht minder blüht die Fabrikation, die für Thüringen oft eine ganz eigenthümliche wird, z. B. die Ge- winnung des Dach-, Tafel - und Griffelschiefers; vorzüglich um Lehesten, von wo aus jährlich unzählige Gebäude ihr Dach und Tausende von Kindern ihre Schiefer erhalten. 70 Gruben geben hier die Schiefer her; oft werden in einem Jahre 5 Millionen Schieferplatten fertig, und an Griffeln rechnet man 80 —100 Millionen Stück. Im östlichen Thüringen sind gewiß 4000 Menschen mit der Gewinnung, Fabrikation und Versendung des Schiefers beschäftigt. Und rechnet man den Franken Wald zu dieser Osthälfte des Gebirges, jo kommen auch die Eisenstein- gruben und die Hüttenwerke in Betracht. Wichtig sind auch die Steinkohlen. Großartiger, gedrängter, im ganzen auch wilder ist der westliche Theil des Gebirges. Der ist oft so schmal, daß man in einem Tage quer über deu Haupt- zug wandern kann. Aber dieser Theil ist auch ein herrlicher Gottesgarten. Hier schlängeln sich üppige Wiesengründe bis zu den rauschenden Buchwäldern auf, in denen sie sich verlieren; hier sind hohe, abgerundete Kuppen; hier thronen Jnselsberg und Hörselberg und die Wartburg. Kein anderes deutsches Ge- birge hat so viel Sage und Geschichte, als dieses Waldgebirge. Zuweilen hat Sonne, Sturm und Regen, welcher letztere jede Handvoll Erde mit hinwegführt, die Bergkuppen kahl gemacht. Keiner fehlt eine Sage und sie drängt sich in das Wort, oder das Wort des Berges schuf erst eine ganze Sage. In den Schluchten zeigt sich das Wilde der Gegend erst deutlich, wie im Ungeheuer-Grunde, im Anna - und Marienthale. Harter Porphyr herrscht vor; Granit und Glimmerschiefer stiehlt sich stellenweise zum Tage durch. Das weiß- gesieckte Rothliegende, der treue Begleiter der Steinkohlen, hat auch neuerdings hier gar große Stein kohlen sch ätze verrathen. Gyps, welcher häufig und bei Friedrichsroda schön erscheint, wird zum Düngen verwendet; in der Ruhl schneidet man Vasen, Büsten, Leuchter, Briefbeschwerer, Bettwärmer rc. daraus. Die Spath- und Brauneisensteine, die man z. B. bei Saalfeld, aber auch zwischen Ruhl und Schmalkalden findet, bewirken die über's ganze Gebirge verbrei- tete Stahlindustrie. „Aus der. Ruhl" und aus Steinbach kommen Messer, Scheren, Bohrer, Ahlen, Pfeifenbeschläge, Kettchen rc., Schneide- und Stech- instrumente aller Art, Drähte, Schnallen und Stifte; aus Suhl, Schmalkalden, Zelle und Mehlis kommen Gewehre, Säbel und Sensen. — Für's ganze Gebirge wichtig ist noch der Rennsteig oder Rainsteg, der von Blankenstein bis zur Hörschel sich 42 Stunden weit auf dem Kamme hin erstreckt. An dieser meist fahrbaren Straße liegen die höchsten Kuppen, ferner Oerter und Herbergen in Menge, die Grenzen vieler Länder und Länderchen. Der Rennsteig stammt aus dem 9. Jahrhunderte und ist wahrscheinlich die Grenz- scheide zwischen Franken und Thüringen, die Karl der Große zog. Merkwürdig ist der Ort Sonneberg, am Südwestrande des Gebirges, als Mittelpunkt einer

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 314

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
314 Pfeifen. Ihre Beschäftigungen sind Seidenzucht, Seidenweberei, Mais- oder Reisbau, Alpenwirthschaft, Weinbau im Süden, Getreidebau im Unterinnthale; andere treiben Baumwollen- und Teppichweberei, andere reisen mit Handschuhen, Messern, Hosenträgern u. s. w. in der Welt umher; in einem Waldthale beschäf- tigt man sich mit der Zucht von Kanarienvögeln. In seinen Belustigungen ist der Tiroler ein derber Bursche. Kegel schiebt er nur mit gewaltigen Kugeln, die er mit Leichtigkeit handhabt; dabei ist er Mei- ster im Hosenrecken und Hackeln, wobei einer den andern am Mittelfinger faßt und an sich zu ziehen sucht, so wie im Scheibenschießen. Im Unterinnthale und im Zillerthale sind die Nobler oder Raufer zu Hanse. Mit einem gellenden Schrei, den er in's Gebirge sendet, fordert der Nobler seine unbekannten Gegner ans, welche den Schrei erwidern und den Herausforderer aufsuchen. Bald stehen die kräftigen Männer einander gegenüber, den Stoßring von Eisen und Silber mit dem großen Knopfe um die Faust geschlungen; Zuschauer haben sich eingefunden, welche die Rolle der Kampfrichter spielen. Jetzt beginnt der Kampf; Schlag folgt auf Schlag, es dröhnt, Fechter wissen den Schlag zu schwächen, aufzufangen. Erst nach langer Anstrengung und vielem Blutverluste erklärt sich der eine für besiegt, worauf ihm der Sieger die Feder vom Hute nimmt. Wer 3 Federn am Hute trägt, erklärt damit, daß er es mit jedem Gegner aufnimmt. Eine anziehende Erscheinung ist der tanzende Tiroler. Jauchzend, stampfend und klatschend dreht und kreiselt er sich mit künstlerischer Fertigkeit um seine Tän- zerin. Seine dichterische Anlage offenbart er durch Goßlreime, Trutzliedle und Märchenerfinduug, seinen Kunstsinn durch Ausschmückung des Hauses mit zier- lichem Schnitzwerk und buntem Anstrich. Seine Tracht ist nach den Orten ver- schieden, aber allenthalben malerisch. Der Jnnthaler trägt dunkle kurze Leder- hosen und Strümpfe, welche das Knie bloß lassen; ein breiter Gürtel umfaßt seine Taille, breite Hosenträger kreuzen sich über dem rothen Brustlätze, und zur kurzen Jacke paßt der große, runde, mit breiten Bändern geschmückte Hut. Auch die Tracht der Frauen ist verschieden, aber ebenfalls schön. Die Unterinnthalerin schmückt ihr frisches Gesicht mit einem hohen spitzen Hute und legt über den kurzen Faltenrock einen stattlichen Latz. Die Oberinnthaleriu dagegen trägt einen grünen Filz- oder gelben Strohhut, ein grünes Leibchen, weiße Hemdärmel, und dem schwarzen Stutzen fügt sie ein zierlich geknüpftes schwarzes Halstuch bei, wozu rothe oder blaue Strümpfe grell abstechen. — Solche Gestalten inmitten der Riesenhäupter der Alpen, prächtiger Thäler, Wasserfälle und Schneefelder, lieb- licher Dörfer und Städtchen, stattlicher Klöster und Burgen machen auf das Auge des Wanderers einen höchst wohlthuenden Eindruck. 52. Der Dchwarzwald und seine Bewohner. Begrenzt im S. vom Rheine und im N. von der Ebene zwischen der Enz und dem Neckar zieht sich der Schwarzwald in einer Länge von etwa 18 M. und einer Breite von 8 bis 4 M. von S. nach N. Auf der Abeudseite gießen sich seine Flüsse Kinzig, Murg, Neckar, Enz, Nagold rc., in den Rhein, auf der Südostseite in die Donau, die hier selbst ihren Ursprung nimmt. In der geseg- neten Rheinebene liegen die Städte Freiburg, Offenburg, Rastatt, Durlach, Karlsruhe, Bruchsal an seinem Fuße. Seine größte Höhe er- reicht das Gebirge östlich von Freiburg, da, wo der bekannte Paß, die Hölle, sich befindet. Unter den höchsten Spitzen sind der Feldberg und der Katzenkopf, überdessen Spitze die Grenze von Baden und Wü rtemb erg läuft, die be- deutendsten. Der ganze Schwarzwald ist Urgebirge, sein Gerippe Granit. Die höheren Punkte sind mit Sandstein bedeckt und ringsum von Flötzgebirgen um- geben. Porphyr und Thonschiefer finden sich auf mehreren Höhen, desgleichen auch Silber, Blei, Kupfer, Eisen, Kobalt und Mineralwässer. Groß ist der Reichthum an Waldungen. Der Fruchtbau ist dagegen mühsam und beschränkt sich auf

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 315

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
315 Roggen, Hafer und Kartoffeln. Der vorzüglichste Zweig der Landwirthschaft ist die Viehzucht. Auf dem eigentlichen Gebirge finden sich wenige in Städtchen und Dörfern zusammengezogene Gemeinden, die meisten bestehen nur aus zerstreuten Höfen und Häuschen von eigenthümlicher Bauart. Vor allem aber birgt der Schwarzwald ein kräftiges, gesundes, wackeres Volk von Hirten, Holzhauern, Flößern, Ackerbauern, das alte Sitte, alte Kühnheit er- halten hat. Riesenhohe Tannen und Fichten flößt der Schwarzwälder auf seinen Gebirgsbächen hinunter zum Neckar und Rhein, auf dem sie in große Flöße ver- bunden werden, so groß, daß oft vierzig Menschen auf denselben sind, um sie mit Rudern und Stangen zu regieren. Mit dem breitkrempigen Hute, der rothen Weste und den weißen Hemdsärmeln stehen diese kräftigen Gebirgssöhne in langer Reihe auf dem schwimmenden Walde und lassen ihn im taktmäßigen Ruderschlage nach den Niederlanden hinabgleiten, um reichen Städten feste Unterlage, schwel- lenden Segeln eine Stütze zu gewähren. Für Holz tauscht der Schwarzwälder das Brotkorn ein, das ihm sein Boden auf den Bergeshöhen verweigert. Seine Holzschnitzereien, Uhren, Strohhüte u. s. w. sind durch ganz Deutschland bekannt. Man findet überdem im Schwarzwalde Hammerwerke, Glashütten, Pech- und Theersiedereien, besonders aber viel Sägemühlen. Die Wohnungen liegen in den wildschönen Thälern zerstreut umher, von Holz, mit Stroh oder Schindeln gedeckt. Die Stuben zu ebener Erde sind schwarz getäfelt, mit vielen Fenstern versehen, ohne darum viel Licht zu haben, wegen der weit hervorspringenden Dächer. Zu den Schlafgemächern führen Gänge von außen. Unter diesen Gängen draußen am Hause liegt der Holzvorrath. Keine Hütte ist ohne plätschernden Brunnen, und nicht selten steht eine kleine Kapelle daneben mit einem Glöckchen zum Morgen- und Abendgebete. 53. Die Donau. Die Donau ist der größte Strom Deutschlands; seine Länge beträgt, die Windungen mitgerechnet, an 380 Meilen. Er zerfällt in 3 Theile, die deutsche Donau bis Preßburg, die ungarisch-slavische bis Orsowa und die wala- ch i s ch - b u l g a r i s ch e bis zur Mündung in's schwarze Meer. Die Donauquelle befindet sich auf dem Schwarzwalde in einer Höhe von etwa 2200 Fuß. Bei Preßburg beträgt die Seehöhe nur etwa noch 400 Fuß. Daraus läßt sich schließen, daß die Ebenen der mittlern und untern Donau tief liegen und der Läuf des Stromes, der von Ofen noch 2/3 seines Weges zurückzulegen hat, langsam, also der Schiffahrt äußerst Vortheilhaft werden muß. Die Donauquellen vereinigen sich bei D o n a u - E s ch i n g e n zu einem Fluß. Der an 100 Fuß breite Strom durchfließt nach seinem Austritt aus dem Groß- herzogthum Baden das preußische Fürstenthum Hohenzollern-Siegma- ringen und den Südtheil des Königreichs Würtemberg. Auf diesem Laufe durchbricht er schäumend die Felsen der schwäbischen Alp und setzt dann am süd- lichen Abhang des Gebirges seinen Lauf ruhiger fort bis zur Bundesfestung Ulm. Hier wird er schiffbar und betritt das Königreich B aiern. Er nimmt nun seinen Lauf zwischen den Vorbergen der Alpen und den Hügelreihen, die von der schwä- bischen Alp und dem Fichtelgebirge ausgehen. Unterhalb Regensburg stellen sich ibm die Gebirge des Böhmerwaldes entgegen. Verstärkt durch den Lech, der von Augsburg, durch die I s a r, die von München, und endlich durch den Inn, der von Tirols Hauptstadt, Innsbruck, herkommt, bahnt er sich den Ausgang durch die Felsenwände unterhalb Passau und tritt in das schöne Oesterreich. Besonders herrlichst der zwischenlinz uudwien liegende Theil des Flusses. Bei der erstgenannten Stadt fließt er, von Bergen eingeengt, in einem ungetheilten Strome. Unterhalb der Stadt aber fängt er bald an, viele große und kleine Inseln zu umfassen und sich in viele Arme zu spalten. An vielen Stellen ragen aus dem Wasser Sandbänke heraus; sind sie bewachsen, so nennr man sie Auen. Diese mit Espen, Linden, Pappeln, Ahornbäumen, Weiden und Gebüschen aller Art

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 316

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316 bedeckten Auen bieten große Weideplätze für eine unzählige Menge von Wild dar; die kleinen Arme, Einbuchten und Seen zwischen den Sandbänken und Inseln sind gewöhnlich mit unzähligen Wasservögeln bedeckt: mit wilden Enten und Gänsen, mit Reihern, Kranichen, Kiebitzen, Krähen und besonders mit Möven. Außerdem erhöhen den Genuß der Donanreise herrlich gelegene Dörfer und Schlösser, die aus den Gebüschen des Ufers oder der Auen wie aus einem Versteck hervorsehen. Zuweilen zieht der Fluß sich lang gestreckt vor den Blicken hin wie eine große Chaussee; öfter noch ist er aus allen Seiten von Bergen eingeschlossen, und wir fahren wie in dem engen Kreise eines einsamen Bergsees. Eine Wendung des Schisses bringt uns in eine andere abgeschlossene Wassermasse hinein. So scheint es, als reihe eine Kette von Seen sich an einander, an deren schroffen, felsigen Ufern wir zu scheitern fürchten. — Bemerkenswerth sind noch die Stromengen und Strömungen, genannt Strudel und Wirbel, unterhalb des Städtchens Grein. Hier werden die Berge immer höher und schroffer. Dichte Wälder werfen ihre Schatten über den Strom, der bald schwarz und düster dahinschleicht, bald mit weißem Schaum brausend weiterstürzt. Hier und da erheben sich alte Burgen auf den Felsen. Man fährt an einer Insel vorbei, auf deren Spitze ein Crucifix steht. Sie theilt die Donau in zwei Theile, deren einer über Felsblöcke dahinbraust. Schon in weiter Entfernung hört man das Getöse, und das Schiff wird vom Strudel so schnell vorwärts getrieben, daß man kaum Zeit hat, die Gegenstände am Ufer zu beschauen. Noch bei vielen merkwürdigen Städten, Burgen und Schlössern fährt das Dampfschiff vorbei. Endlich nach neunstündiger Fahrt landet es in der Nähe von Wien. Hier am Donauhafen ist ein beständiges Gewimmel von Menschen und Wagen; man merkt die Nähe der großen Stadt. Von Wien bis Preßburg, der frühern Hauptstadt Ungarns, ist nur noch eine Strecke von 7 Meilen. Unter den Nebenflüssen des Oberlaufes ist die Altmühl auf der linken Seite darum von besonderer Wichtigkeit, weil sie mit der Regnitz durch den Lud- wigs kanal in Verbindung steht, wodurch eine Vereinigung zwischen Donau, Main und Rhein, sowie zwischen dem schwarzen Meere und der Nordsee her- gestellt ist. Die ganze obere Donau bewegt sich im Hoch- und Berglande, nämlich zuerst in meist tief eingeschuittenem Bette durch die schwäbisch-bairische Hochebene und dann durch das österreichische Bergland. Erst etwa 6 Meilen oberhalb Wien tritt sie in einen schmalen Streifen Tiefland von etwa 500 Fuß Seehöhe ein, der sich bis Wien hinzieht; zu beiden Seiten lagern jedoch in der Ferne Berge, rechts Vorberge der Alpen, links die südöstlichste mährische Terrasse. Näher bei Wien treten die Berge wieder ganz nahe an die Ufer heran; rechts- der Wiener- wald, links die mährischen Höhen. Darauf tritt die Donau in ein größeres Tief- land, in das österreichische mit dem M arch fel d e, ein, wo die Ufer der Donau stach sind, welches indessen schon bei Preßburg wieder endet, indem dort links die kleinen Karpathen und rechts die Leitha-Höhen sich an den Strom herandrängen. Von Preßburg an, wo der mittlere Lauf beginnt, bis zum Ende der öst- lichen Richtung deö Donaulaufs, oberhalb Ofen und Pesth, ist es ein ungleich größeres Tiefland, das ober ungarische, welches von dem Strom durchschnitten wird. Der Strom spaltet sich in unzählige Arme, so daß es schwer wird, zwischen den vielen flachen Inseln noch einen Hauptfluß zu unterscheiden. Durch eine Strom- theilung wird die von Preßburg bis Komorn reichende, l l Meilen lange frucht- bare Insel Schütt gebildet. Die einsamen Ufer sind mit niederem Walde oder mit Weideland bedeckt. Hier und da erblickt man eine Herde breitgehörnter Rinder, brauner Pferde und borstiger Schweine, und auf den Sandbänken des Ufers halten graue Reiher oder schwarze Enten Wacht. Ans den Büschen schaut aus- nahmsweise ein niederes Hüttendach hervor; beinahe noch seltener begegnet man einem Lastschiffe oder einigen Fischerbooten, aber viele Schifsmühlen ziehen sich längs der Ufer hin. Unterhalb der berühmten Festung K o m o r n, wo die Waag in die Donau fällt, werden die Ufer wieder belebter. Die kleinen Dörfer bestehen

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 317

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
317 aus kleinen schilfbedeckten Hütten, aus denen der Ranch sich selbst einen Ausweg sucht. Inseln und Sandbänke hören fast ganz auf, und die Seiten des Flusses werden höher. Bald dringen auch die Vorhügel des Bakonywaldes bis zum rechten Ufer vor. Man sieht regelmäßigen Feldbau, dann auch Weingärten, und die Dörfer werden ansehnlicher, die Häuser wohnlicher. Links tritt ein Theil des ungarischen Erzgebirges, das Neograder Gebirge, an die Ufer herum Bei Weitzen endlich öffnet sich das große ungarische Haupt-Donanbecken, der Strom wendet sich nach Süden und durchfließt die nieder ungarische Tiefebene. Am rechten Ufer bleiben die schönen Vorberge des Bakonywaldes der Donau noch treu, und hier wachsen die feurigen Weine, die unter dem Namen der Ofener be- kannt sind. Am linken Ufer dehnen sich nun aber öde, baumlose Sand- und Heide- strecken, steppenartige Grasfluren und Sumpfflächen unabsehbar ans. Nach der Aufnahme der Drau und weiterhin der Sau, an deren Mündung die Festung Belgrad liegt, wendet sich der Strom südöstlich und wird weiterhin bis zum Aus- tritt aus der österreichischen Monarchie von Bergen eingeschlossen, rechts vom ser- bischen Bergland, links von Bergen des siebenbürgischen Hochlandes. Bei Or- sowa bilden die Bergmassen das „ eiserne Thor", eine Stromenge, wo der vorher 3600' breite Strom bis auf 30' eingezwängt wird. Die Verbindungsstraße zwischen Serbien und Bulgarien auf der einen, zwischen Ungarn und der Walachei auf der andern Seite, ist auf beiden Ufern in Felsen gehauen. Von hier bis zur Mündung erstreckt sich der untere Lauf. In einem großen flachen Bogen durchströmt die Donau das walachische Tiefland, rechts an den türkischen Festungen Widdin, Rnscuk und Silistria und den ferner liegenden Bergen des serbischen und bulgarisch en Berglandes und der Hoch- fläche der Dobrudscha vorbei. Endlich mündet sie, getheilt in viele Arme, welche ein großes Deltaland umschließen, in das schwarze Meer. 54. Deutschland. Deutschland gehört zu den schönsten Ländern, welche die Sonne begrüßet in ihrem ewigen Lauf. Unter einem gemäßigten Himmel, unbekannt mit der sengenden Luft des Südens, wie mit der Erstarrung nördlicher Gegenden, in der größten Abwechselung, der reichsten Mannigfaltigkeit, köstlich für den Anblick, erheiternd und erhebend für das Gemüth, bringt Deutschland alles herpor, was der Mensch bedarf zur,Erhaltung und zur Förderung des Geistes, ohne ihn zu verweichlichen, zu verhärten, zu verderben. Der Boden ist fähig zu jeglichem Anbau. Hier scheint sich die Zeugungskraft gesammelt zu haben, die dort versagt ward. Unter dem bleibenden Schnee der Alpen dehnen sich die herrlichsten Weiden aus, von der Wärme doppelt belebt, die an jenem wirkungs- los vorüberging. An der kahlen Felswand ziehet sich ein üppiges Thal hinweg. Neben Moor und Heide, nur von der bleichen Binse und der Brombeerstaude belebt, und menschlichem Fleiße nichts gewährend, als die magere Frucht des Buchweizens und des Hafers, erfreuen das Auge des Menschen die kräftigsten Fluren, geeignet zu den schönsten Saatfeldern und zu den herrlichsten Erzeugnissen des Gartenbaues. Fruchtbäume prangen in unermeßlicher Menge und in jeglicher Art, vom sauern Holz- apfel bis zur lieblichen Pfirsiche. Hoch auf den Bergen des Landes erhebt unter Buchen und Tannen die gewaltige Eiche ihr Haupt zu den Wolken empor und blickt über Abhänge und Hügel hinweg, welche den köstlichsten Wein erzeugen, die Freude der Menschen, in der Ferne, wie in der Nähe gesucht und gewünscht von Hohen, wie von Geringen. Kein reißendes Thier schrecket, kein giftiges Gewürm drohet, kein häßliches Un- geziefer quälet. Aber Ueberfluß gewähret das Land an nützlichem Vieh, an kleinem wie an großem, für des Menschen Arbeit, Zweck und Genüsse. Das Schaf trägt Wolle für das feinste Gespinnst, der Stier verkündiget Kraft und Stärke in Bau und

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 322

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
322 Bergmassen. Die Folge davon ist überall leichte Zugänglichkeit und bequeme Verbindung aller Tbeile des Innern mit dem Meer. Dazu kommt die günstige Küstenbildung mit ihren zahlreichen guten Häfen, der Wasserreichthum 'und die Schiffbarkeit der vielen das Tiefland durchschneidenden Flüsse'. Eine Folge da- von ist es, daß das englische Volk das Haupt-See- und Handelsvolk der Erde geworden ist. In England finden sich drei nicht mit einander zusammenhängende Berg- länder. Das Bergland von Cornwall füllt die südwestliche Halbinsel ganz mit wilden und öden Bergen. Das Bergland von Wales, nördlich vom Kanal von Bristol, besteht aus nackten, wilden, waldlosen Felsbergen, durch groß- artige Formen ausgezeichnet; es ist ein armes Land, dessen Bewohner Bergbau und Viehzucht treiben. Das Bergland von Nordengland ist von ganz anderer Beschaffenheit. Es ist ein breiter Bergzugs dessen wellige Höhen bewaldet, gut angebaut und von breiten Flußthälern durchschnitten sind. Die südliche Ab- theilung ist besonders merkwürdig durch großehöhlen und verschwindende Flüsse. Die Abhänge sind allenthalben von ausgedehnten Lagern von Stein- kohlen und Eisenerz umgeben, welche als die natürliche Grundlage ausge- dehnter Fabriken nicht wenig zu Englands Größe beigetragen haben. Der Boden des englischen Tieflandes besteht nicht wie der der norddeutschen Tiefebene auf weiten Strecken aus Lagern losen Erdreichs, sondern die Felsunterlage tritt häufig mit malerischen Formen hervor, wodurch der englischen Ebene eine große Mannigfaltigkeit und Abwechselung verliehen wird. Außerdem zeichnet sich die- selbe aus durch große Fruchtbarkeit, den sorgfältigsten Anbau und die höchste ländliche Schönheit, deren Ebenen fähig sind. Die Saftfülle und Frische der Haine und Wiesen vermag sich durch alle Jahreszeiten zu erhalten, indem die Feuchtigkeit der Atmosphäre das lebhafte Grün derselben sowohl gegen Sommer- dürre als Winterkälte schützt. Nur diehalbinsel zwischen derthemse- undwash- bay ist dem deutschen Küstenlande ähnlich; es ist theils kahles Sandland, theils sumpfige Marsch, doch gut angebaut. Drei Hügelketten durchziehen das Tiefland, die aber nur selten dem Kanalbau Schwierigkeiten in den Weg ge- stellt haben. Schottland besteht aus drei nicht zusammenhängenden Bergmassen. Im mittleren Theil ist das Berg land von Hochschottland. Es sind parallel nach Nordost ziehende Bergketten, an der Westküste steil aufsteigend. Tiefe Spal- ten, in den westlichen Theilen selbst Meeresarme, durchschneiden sie vielfach; schluchtenähnliche Längenthäler, oft mit langge st reckten Seen, trennen sie, wie in Norwegen. Die große Tiefe dieser Thalspalten macht sie großartig, ob- schon die Höhe der Bergwände nur 2—3000 Fuß beträgt. Die Berge sind wild, nackter Fels oder mit Heidekraut und mit Gesträuch bedeckt. Wälder sind selten, das Land ist wenig angebaut, öde, rauh und unwirthlich, aber auch schwer zu- gänglich und gegen Eroberungen durch seine Natur geschützt. Nördlich von einer tiefen Einsenkung, welche die ganze Insel durchschneidet, durch die der sogar für Kriegsschiffe fahrbare Kaledonis che Kanal führt, ist das Bergland von Nord- schottland, das durch seine Bildung mit den skandinavischen Gebirgsmassen Aehn- lichkeit hat. Die Zerrissenheit der schottischen Bergmasse erscheint noch größer in den vorgelagerten Inselgruppen. In Irland ist das Tiefland mehr vorherrschend, die Bergländer sind noch mehr getheilt und finden sich hauptsächlich an den Küsten. Stände das Meer ein paar Hundert Fuß höher, so würde Irland in einige Felsinseln aufgelöst. Das Tiefland ist zum Theil ganz eben, es ist zwar fruchtbar, aber bei weitem nicht so sorgfältig angebaut wie das englische. Es umschließt zahlreiche Seen und große Strecken Sumpflandes. Die Zahl der Einwohner Großbritanniens beträgt 30 Millionen. Sie sprechen fast alle die englische Sprache, aber die Einwohner von Wales, die Hoch- schotten und die eigentlichen Irländer eigene Mundarten. Für Künste und Wissen- schaften thut der Staat wenig, für Volksschulwesen fast gar nichts. Der Eng-
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