344
Ix Af'.ika.
nomadischen Stämme leben unter unabhängigen Häuptlingen
erblich
Macht
Fehden
Heerden
schlichten innere Streitigkeiten und sind die Anführer
jüge. Ihre Einkünfte bestehen in dem Ertrage ihrer
Schutz
der Raubzüge und in den von den
gaben. Als Räuber am berüchtigtsten sind die Araber am Senegal. Durch den
Karavanenhandel verdienen die Beduinen viel Geld. Jede Kameelladung
kostet pro Tag im Durchschnitt einen Ducaten. Natürlich sind diekarava-
nenzüge oft sehr gefährlich. Auf dem Wege nach Timbuktu kam im Jahre
1805 eine aus 2000 Menschen und 1800 Kameelen bestehende Karavane
um. Täglich marschirt ein solcher Zug von Tagesanbruch an in 7 bis 8
Stunden 4 bis 6 Meilen. Das Kameel hält es 6 bis 7 Tage ohne
Nahrung und Wasser ai
über 15 deutsche Meilen
rt(Mehari) vermag in
Wegen des einträglichen
Handels, der fast die ganze Wüste in beständiger Bewegung erhält, sind di
Bewohner auf die Fremden sehr eifersüchtig, von denen sie fürchten, im Han
del beeinträchtigt zu werden.
näher
lüfte gelegene Theil der libyschen Wüste ist jetzt in der Abhängigkeit des
Vicekönigs von Aegypten. Die ganze Küste von Aegypten bis an die Grenze
von Tripoli ist bis 10 bis 15 St. vom Meere felsig und öde, meist ohne
Baum, ohne Bach, ohne Dörfer: das ist die Wüste Barka; doch findet
man darin viele Ruinen alter Städte, auch einzelne fruchtbare Thäler.
Beduinen durchziehen diese Wüste und leihen den Karavanen ihre Kameele.
unfruchtbare
Meere findet man Sand und Kalkhügel und thonige.
Ebenen. Die Oasen, welche südlicher liegen, sind
vorzüglich folgende: Siwah, das Ammonium der Alten, unter 29" n. Br.
und 44" ö. Lg., 60 St. vom Meere und 12 Tagereisen von Kairo, mit
8000 Einw.
vorzüglich im N. von 4- bis 500' hohen
umgeben, 1 % M. lang und 1 % M. breit; aber nur ein Theil dieses
Raumes besteht aus fruchtbarem Boden und wird von 20 Quellen süßen
Wassers und fast ebenso vielen salzigen bewässert. Die Vegetation ist hier
vortrefflich; Wiesen, Palmenwälder und Saatfelder wechseln mit einander
ab; man hat überdies in den Gärten einen Ueberflnß der edelsten Früchte.
hiesige Wasser schädlich
Einwohner, welche
über 2000 streitbare Männer stellen können, bestehen hauptsächlich
Berbern, mit Negern untermischt. Sie sind eifrige Muhammedaner, stehen
unter mehreren Scheikhs und sind seit 1820 dem Pascha von Aegypten
unterworfen. Da sie häufig von Karavanen besucht werden, so treiben sie
einen lebhaften Tauschhandel. Es giebt in dieser Oase mehrere Ortschaften,
alle ummauert und ans Felsen gebaut, aus Furcht vor feindlichen Einfällen;
alle bestehen aus elenden Häusern und engen, finsteren Gassen. Siwah
wird der Hauptort genannt. Von dem einst so berühmten Tempel des Jupiter
Ammon ist keine recht sichere Spur mehr vorhanden, und die Eifersucht der
Einwohner hat die europäischen Reisenden an genauen Untersuchungen sehr
gehindert. Man findet einen kleinen ägyptischen Tempel, dessen Wände
mit schönen Sculpturen bedeckt sind; ferner einen kleinen dorischen Tempel,
an vier Orten Katakomben in den Felsen, und Ruinen mehrerer Städte,
westlich von Siwah liegt das fruchtbare Thal Schiatha, wo die
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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660
A. Europa.
Jflak, die Walachei, getheilt; in der Landessprache heißen sie Zara Ru-
man eska (römisches Reich). Beide Länder liegen am südöstlichen Abhange
der Karpathen, welche sich im Berge Toka an der Nw.-Grenze der
Moldau noch bis zu 7200' erheben sollen und durch welche sie von Ungarn,
Siebenbürgen und der Bukowina getrennt werden. Sie sind in ihren
nördlichen Theilen gebirgig, besonders die Moldau, dagegen eben und
sumpfig an den Ufern der Donau. Der Schhl, die Aluta oder Olt,
der Argisch in der Walachei, der Sereth, welcher die Grenze zwischen
beiden eine Strecke weit macht, und der Pruth sind ihre Hauptflüsse; sie
kommen sämmtlich aus den Karpathen, nebst vielen kleineren Strömen und
Bächen, welche die Länder herrlich bewässern, und ergießen sich in die Donau,
welche hier 1 bis 1v2 M. breit die südliche Grenze beider macht. Das
Klima ist gesund, obgleich die Winter, besonders in der Moldau, sehr streng,
die Sommer aber, vorzüglich in der Walachei, unerträglich heiß sind. Der
Boden ist vorzüglich, aber nur sehr dürftig angebaut; die Bewohner ziehen
die Viehzucht dem mühsameren Ackerbau vor. Au Getreide wird beinahe
nur Weizen, Mais und Gerste, letztere für die Pferde, gebaut. Herrliches
Obst gedeiht ohne Pflege in Menge; der Wein, besonders in der Walachei,
ist vorzüglich; Melonen, Gurken, Kürbisse machen eine Hauptnahrung des
Volks aus. Die herrlichen Weiden ernähren unzählige Pferde, welche
großentheils in halber Wildheit aufwachsen, vorzügliches Rindvieh, Schafe,
Ziegen und Schweine in großer Menge. Die Bienenzucht ist sehr ver-
breitet und ergiebig. Die herrlichen Waldungen liefern Holz in Ueberflnß,
Wild und einige Raubthiere, als Bären und Wölfe. Nirgend vielleicht
sind die Nachtigallen häufiger. An Steinsalz ist unermeßlicher Vorrath;
dies ist aber auch das einzige Fossil, welches benutzt wird; auch Salpeter
wird in Menge gewonnen, vorzüglich in der Moldau.
Beide Länder hatten im 14. Jahrh., als die Türken in Europa ein-
drangen, ihre eigenen Fürsten oder Wo iw öden, welche meist den Ungarn
zinsbar waren. Sie mußten sich den übermächtigen türkischen Waffen un-
terwerfen, und mehrere vergebliche Versuche in Verbindung mit Ungarn,
die Unabhängigkeit wieder zu erlangen, dienten nur dazu, das Joch, zu er-
schweren. Endlich kam 1460 ein Vertrag zu Stande, durch welchen die
Türken gegen einen unbedeutenden Tribut den Walachen das Recht zugestanden,
ihre Woiwoden selbst zu wählen und ihre inneren Angelegenheiten ganz
ohne Einmischung der Türken zu ordnen; auch sollte kein Tiirke den Boden
der Walachei betreten. Dieser Vertrag besteht zwar in mehreren Punkten
noch; indeß rissen schon im 16. Jahrh, die Türken die Festungen an der
Donau an sich, bestraften kleinere Aufstände durch Erhöhung des Tributs,
und nachdem sie den letzten gewählten Woiwoden, Fürsten Brankowan,
1714 nach Constantinopel geschleppt und dort mit seinen vier Kindern hatten
hinrichten lassen, nahmen sie den Walachen das Wahlrecht und ernannten
die Woiwoden fortan nicht mehr aus den Eiugebornen, sondern aus den vor
nehmsten griechischen Familien. Die Moldau, welche sich im Gefühl ihrer
Schwäche freiwillig den Türken unterworfen hatte, zahlte erst seit 1566
Tribut, erhielt dieselbe Begünstigung wie die Walachei und ward ebenfalls
seit 1711 von griechischen Woiwoden beherrscht, welche von der Pforte
ernannt wurden. Diese ebenso einträglichen als gefährlichen Aemter wurden
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Ungarn Bukowina Donau Walachei Donau Moldau Europa Ungarn Donau Constantinopel
X. Griechenland.
679
zwischen 37 % und 40° n. Br., an der Westküste Griechenlands im Joni-
schen Meere (daher ihr Name) liegen; eine aber, Cerigo, an der südlichen
Spitze von Morea. Die meisten bildeten zur Zeit der Blüthe Griechen-
lands eigene, zum Theil mächtige Freistaaten. Mit dem übrigen Griechen-
land geriethen sie unter die Herrschaft der Römer und später der byzanti-
nischen Kaiser. Im 13. Jahrh, bemächtigten sich die Könige von Neapel
derselben; im 14. die Venetianer, welche ihre Herrschaft .bis zum Unter-
gänge ihres eigenen Staates 1797 behaupteten. Sie beherrschten die
Insel durch venetiauische Proveditoren (Statthalter), und nach den Grund-
sätzen ihrer argwöhnischen Politik blieben dieselben bis auf die neuefte Zeit
beinahe unbekannt und von dem Verkehr mit Europa ausgeschlossen. Den
Franzosen wurden diese Inseln 1799 von den Russen und Türken wieder
entrissen und nach dem Wunsche Kaiser Pauls aus ihnen eine Republik
der 7 vereinigten Inseln unter dem Schutze der Pforte errichtet. In diesem
Zustande, von russischen Besatzungen bewacht, blieben sie, doch nicht ohne
innere Unruhen, bis 1807, wo sie wieder an Frankreich fielen; doch konnten
sich die Franzosen nur auf Corfu behaupten, die übrigen Inseln wurden
ihnen von den Engländern entrissen. Seit 1815 bildeten sie, nach einer
Uebereinkunft der größeren Mächte, einen unabhängigen Freistaat, unter
dem Namen: Vereinigte Staaten der ionischen Inseln, und
standen unter dem alleinigen Schutze Englands, welches auch Besatzungen
in den Festungen unterhielt. Sowohl während der griechischen Revolution
als später blieben auch hier unruhige Bewegungen nicht aus.
Alle diese Inseln zusammengenommen enthalten auf 48 □ M. über
255,054 Einw., meist Griechen, unter denen aber viele Albaneser, Italiener
und Juden leben. Die Religion der Mehrzahl ist die griechische, und es
leben nur wenige Tausend Katholikeil in den Städten. Die Sprache ist
ein durch Beiinischung vieler italienischen Wörter verdorbenes Griechisch.
Die gewöhnliche Landesmünze ist der spanische Piaster und als Scheide-
münze dienen kupferne Obolen (100 — 1 Piaster). Der Boden ist fast
durchaus gebirgig (die Berge bestehen aus Kalkfelsen), .ohne Waldung, mit
wenigen Bäumen und Quellen, fast überall teil Erdbeben ausgesetzt, dabei
aber doch nicht unfruchtbar. Die meisten Inseln erheben sich nur 1000—
1500' hoch; doch erreichen Cephalonias und Corfus Berge an 4000'; ihre
Küsten sind hoch, steil und an guten Häfen reich. Das Klirna ist sehr
milde. Getreide und andere Nahrungsmittel reichen kaum auf 4 Monate
zu und müssen ans anderen Ländern herbeigeschafft Werdens; dagegen sind
diese Inseln überaus reich an Oliven und Wein; letzterer vorzüglich von
der Art, welche man uva passa nennt und welche die Korinthen liefert. Dies
fiitfr bei Weitem die Hauptproducte und die Hauptquellen des Wohlstandes
für die Einwohner. Außerdem werden noch schönes Obst, Südfrüchte,
Baumwolle und Salz gewonnen. Schafe, Ziegen und Esel sind die Hanpt-
gegenstände der Viehzucht. Der Adel ist fast allein Grundbesitzer. Die
ärmeren Einwohner gehen jährlich nach Morea und Griechenland und helfen
dort bei der Ernte; Fischerei und Seefahrt beschäftigen ebenfalls viele Hände.
Handel und Betriebsamkeit haben in der neuesten Zeit sehr zugenommen,
wie denn überhaupt erst durch den häilfigeren Verkehr mit Franzosen und
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Extrahierte Personennamen: Morea Pauls
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Westküste_Griechenlands Cerigo Neapel Europa Frankreich Corfu Englands Griechenland
Vi. Die skandinavischen Reiche. B. Schweden und Norwegen.
37
Regierung ist in Gemeinschaft mit den Ständen bemüht, den Genuß der
Spirituosen durch Gesetze und Veredlung der Sitten auf alle Weise zu
beschränken. ■— Die Lappen sind nicht ungeschickt in Anfertigung von allerlei
kleinem Hausrath und gutmüthig, nur freilich auch falsch und leicht zum
Jähzorn gereizt. Sie sind in früheren Zeiten in hohem Grade vernachläs-
sigt, aber nie unterdrückt worden; unter ihnen herrscht völlige Gleichheit
und ein Diebstahl ist die größte Seltenheit. Die Lebensart des Lappen ist
höchst einfach, besonders im Sommer, wo er sich fast ausschließlich von
Milch, einer Art wilden Sauerampfers und den Stengeln der Angelica
arehangelica nährt; nur im Winter tauscht er das ini Herbst eingeschlach-
tete Rennthierfleisch gegen Mehl aus, was er neben dem Fleisch mit Milch
und Rennthierblut genießt. Die Kleidung besteht im Winter aus Renn-
thiersellen, die Haare nach außen gekehrt; im Sommer aus grobem Wollen-
zeuge; mit Ausnahme der Mütze findet sich in der Tracht kein Unterschied
bei den beiden Geschlechtern. Die Sprache ist wegen ihrer schnarchenden
und Gurgeltöne dem Ohre sehr unangenehm und zerfällt in mehrere sehr
von einander abweichende Dialekte. Die Lappen sind seit König Friedrich Iii.
zum Christenthum bekehrt: aber bei ihrer unstäten Lebensart, ihrem unvoll-
kommenen Schulunterricht und der Uubekauutschast der meisten Prediger
mit ihrer Sprache ist ihr Christenglaube wohl oft nur eine andere Art
von heidnischem Aberglauben. Sie verehrten einen guten und einen bösen
Geist (Jubinel und Pekel) und beteten Götzenbilder an; auch ist der
Glaube an Zauberei bei ihnen noch nicht ganz ausgerottet. Nach der Art
ihrer Beschäftigung unterscheidet man sie in drei Classen. 1) Die Fjäll-
oder Gebirgslappen, welche den ächten Grundstamm und die größte
Zahl dieses Volkes ausmachen. Sie führen ein wanderndes Leben und
ziehen säst unaufhörlich mit ihren Rennthierheerden umher. Im Winter
halten sie sich theils in den großen Moorgegenden, theils in den Wäldern
Lapplands, seltener in den norwegischen Alpenthälern auf; im Frühlinge,
wo sich hier die Mücken und Rennthierfliegen einstellen, treiben sie ihre
Heerden nach den Alpen auf der norwegischen Grenze, einige auch wohl in
die Thäler und auf die Inseln an der Westküste; Letzteres geschieht aber
nicht alljährlich, um die Thiere mit Meerwasser zu tränken, wie gewöhnlich
behauptet wird, sondern nur wo die Oertlichkeit dazu auffordert, theils
um im Winter den hohen Schnee auf dem Gebirge zu meiden, theils um
im Sommer reichlichere Nahrung für die Thiere zu haben. Gegen den
Herbst wenden sie sich wieder zu den lappischen Ebenen zurück. Gewöhn-
lich bringen sie den Winter hier in der Nähe einer Kirche zu, wo sie am
längsten wohnen und gleichsam ihre Heimath haben, obwohl sie ihre Alpen
und ihre Heerden höher als alles Andere lieben. Ihre elenden Hütten be-
stehen aus conisch zusammengestellten und verflochtenen Staugen, mit grobem
wollenen Tuche oder Rennthierfellen bedeckt; der Eingang ist ein niedriges
Loch, durch welches man kriechen muß. In der Mitte brennt ein immer-
währendes Feuer, schon der Mücken wegen, und um dieses herum liegen
sie auf Rennthierfellen, Kinder und Hunde, Alles unter einander; Ihre
Rennthiere sind ihr einziger Reichthum; wer nur 60 bis 70 Stück besitzt, ist
ein armer Mann; mit 200 bis 300 Thieren lebt eine Familie gemächlich;
reichere haben wohl an 2000. Nächstdem ist der Hund, welcher die Renn-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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Extrahierte Personennamen: Angelica Friedrich_Iii Friedrich
484
A. Europa.
nur zuweilen vom Meere bedeckt werden und im Sommer faulige Dünste
verbreiten, weshalb die Luft in vielen Gegenden ungesund ist; in dieser
Hinsicht war Sardinien schon zu der Römer Zeiten übel berüchtigt. Da-
mals aber war die Insel eine Kornkammer des Reiches und in der That
genießt sie einer außerordentlichen Fruchtbarkeit; aber bei dein ganz elenden
Anbau sind die Einwohner arm und stehen auf der niedrigsten Stufe der
Cultur. Ein überaus drückendes Fendalwesen von der einen und die un-
glückliche Sitte der Gemeinheiten von der anderen Seite hindern alle ver-
nünftige Benutzung des Bodens und haben die Einwohner in Trägheit,
Unwissenheit und Schmutz versenkt; kaum der vierte Theil des nutzbaren
Bodens ist angebaut. Im S. fehlt der Anbau so, daß das Land ein
steppenartiges Ansehen hat. An Fabriken und Gewerben fehlt es ganz;
jeder Sarde macht sich seine Kleidung und Geräthschasten selbst. Wein,
Getreide, Südfrüchte, Oel (letzteres erst seit 1624) und Feigen gedeihen
vortrefflich; das Eisen ist von ausgezeichneter Giite; Blei ist in unerschöpf-
licher Menge vorhanden; Salz wird viel gewonnen, theils aus mehreren
Salzseen, theils aus dem Meere. Das Meer liefert eine große Menge
Fische, besonders Thunfische und Sardellen, auch schöne Korallen. Der
Viehstand ist gering und schlecht, weil es an Weide fehlt; Schafe und
Ziegen werden zwar in Menge gehalten, aber ohne alle Pflege; die Hirten
sind halbe Wilde, welche nur selten in die Städte kommen. Im Gebirge
lebt das wilde Schaf oder der Monflon. Die Sardinier, Sarden, sind
ein Gemisch verschiedener Völker und reden theils einen verdorbenen italieni-
schen Dialect, theils das Catalanische. Ihr Charakter gleicht dem der
Corsen, und Blutrache ist auch bei ihnen gemein. — An der südöstlichen
Küste findet man mehrere tausend kegelförmige, thurmartige Grabmäler von
30—50' Höhe (die Nuraghen) und Riesengräber, welche von den Urbe-
wohnern herzurühren scheinen.
Die Regierung war hier durch den mächtigen Adel beschränkt, aber, wie
in solchen Fällen gewöhnlich, nicht zum Vortheil des unterdrückten Volks;
seit 1838 hatte jedoch eine neue Gesetzgebung bedeutende Verbesserungen in
der Lage des Volks herbeigeführt und die gegenwärtige Regierung
fördert in zeitgeniäßer Weise die inateriellen und geistigen Interessen. Die
beiden Universitäten von Cagliari und Sassari sind durchaus unbedeutend;
an Volksschulen fehlt es noch vielfach. — Sardinien gehört dem Hause
Savoyen seit 1720. Im 8. Jahrhundert hatten es die Araber erobert,
welche es 1050 an die Pisaner verloren. Lange Zeit stritten Pisaner und
Genueser um den Besitz der Insel, welche im 14. Jahrhundert an das
Haus Aragon kam; 1715 fiel es an Oesterreich und ward dann 1720
an seine jetzigen Besitzer abgetreten.
Die ganze Insel wird in zwei, durch einen von No. nach Sw. streichen-
den Gebirgszug getrennte Theile, den Capo di spora, den oberen oder nörd-
lichen, und 0. cki sotta, den südlichen oder unteren, getheilt. In letzterem,
an einem tiefen gleichnamigen Meerbusen, liegt die Hauptstadt Cagliari
(Carälis), mit über 30,000 Einw., an einem befestigten Hügel, sowie sie
auch selbst mit Wällen umgeben ist. Sie enthält mehrere prächtige Kirchen,
einen königlichen Palast und mehrere Paläste der Großen, eine Münze, ein
schönes Theater und ein großes Kornmagazin (in diesem gesegneten Lande
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Sardinien Cagliari Sardinien Haus_Aragon Oesterreich Cagliari
Allgemeine Einleitung.
261
Monstrum folgen noch außerordentliche Creaturen: der Plesiosaurus, der
die Erzählung vom fabelhaften Drachen rechtfertigt, der Megalosaurus,
eine Eidechse von der Größe eines Wallfisches, beide Raubthiere, l
für Verwüstungen mögen diese Vandalen des Oceans angerichtet, was für
as
Schlachten mögen sie sich geliefert haben
Luft zogen fliegende Schl
welche
Merkmale
Vogels, der Eidechse und der Fledermaus in sich vereinigten, Vögel mit
Zehen von 19 Zoll Länge, die 6 Fuß lange Schritte machten
Von den später auftretenden Landsäugethier
eine bedeutende Rolle, die, den Gesetzen der Natur gemäß
Dickhäuter
en Fleisch-
fressern vorhergingen
Megatherium, eine ungeheure Maschine
Hinterbeine wahre Pfeiler darstellen, ein Faulthier der mächtigsten
Dinotherium mit riesenhaften Hauzähnen nach unten — das Mastodon
essen Magen man Baumzweige gefunden hat
Fuß Länge und 15 Fuß Höhe
das Missurium
— dann Elephanten, Nilpferde, Rhino-
Hirsche von riesenhafter Größe, deren Nachkommen sich zum
Theil aus dem Schisfbruch der alten Welt zu uns herübergerettet haben.
Je höher die Erdschichten liegen, desto zahlreicher werden die Raub-
thiere, auf der höchsten Stufe der thierischen Leiter. Unter diesen fleisch-
fressenden Tyrannen scheint der große Höhlenbär die gefährlichste Bestie
gewesen zu sein.
Zweifel entsprach die Natur und Beschaffenheit
ner Thiere, uüe alle Organismen und sämmtliche Erzeugnisse und Begeben-
heiten der Erde, den Bedingungen ihrer Zeit. Aus den Ueberresten der-
selben ist man daher auf ihre Beschaffenheit Schlüsse zu machen berechtigt.
In vielen Ebenen treffen wir im Schüttboden Geschiebeablagerungen
an, welche theils unregelmäßig zerstreut als kleinere oder große Steinblöcke
(besonders Granit), theils in bestinunten Richtungen abgelagert erscheinen
(erratische Blöcke). Solche finden sich in der ganzen norddeutschen
Ebene und wir sehen, daß sie hier nirgend auf Höhen von mehr als 1000'
vorkommen. Darunter sind einzelne Felsblöcke von vielen Tausend Cubiksuß
Inhalt und einem Gewicht von mehreren Millionen Pfunden. (Auch die
Granitschate im Lustgarten zu Berlin ist aus einem solchen Geschiebe ge-
arbeitet.) Eine Untersuchung dieser Gesteine lehrt, daß sie oft ganz verschieden
sind von den Gebirgsarten, welche in der Nähe angetroffen werden, und die
Erklärung dieser sonderbaren Erscheinung ist noch nicht zum Abschluß ge-
kommen; doch nimmt man gewöhnlich an, daß gewaltige Wasserfluthen oder
Eismaffen sie aus der Ferne herbeigeführt und zu Boden fallen gelassen
haben, wenn nicht etwa der frühere Meeresboden mit ihnen heraufgehoben
worden ist. Jedenfalls ist es merkwürdig, daß man in den tropischen Ge-
genden diese Findlinge nicht vorfindet/ Dieses deutet auf ihren Ursprung
in niedrigerer Temperatur hin. Die in der norddeutschen Ebene lagernden
haben die größte Aehnlichkeit mit Steinmassen in Skandinavien und können
nur von da herrühren. Der Schwedenstein auf dem Schlachffelde bei Lützen
verdient daher seinen Namen auch seines Ursprungs wegen. In den an
die Alpen anstoßenden Ebenen, wie in den amerikanischen Freistaaten, sind
diese Felsblöcke sehr verbreitet. „Es ist" — sagt Cotta — „als wenn
Titanen, statt einen Offa aufzuthürmen, die Felsen der Gebirge in ge-
waltigem Kampfe gegen die Ebenen und Hügelländer geschleudert hätten."
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TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
502
A. Europa.
Flotte am 2o. Oktober 1827 von den vereinigten Geschwadern Eng-
lands, Rußlands und Frankreichs vernichtet. Nördlich davon liegt
Alt-Navarin, das alte Pylus, wo sich indeß keine Reste der
Baukunst erhalten haben. — Südlicher Mo don, sie ist befestigt,
hat einen Hafen und zahlt an 7060 Einw. — An der südlichen
Küste bemerken wir noch: Ko ron, an der Westseite des gleichna-
migen Meerbusens, mit einem Hafen und 5000 Einw. Sie ist be-
festigt und war ehemals viel bedeutender; die blutigen Auftritte in
den 70er Jahren des vorigen Jahrh, hatten sie schon herabge-
bracht. — Das Vorgebirge, welches östlich den Busen von Koron
begränzt und von dem von Kolokythia trennt, ist das Land der
Mainotten; ein wildes Gebirge, der Taygetus der Alten, jetzt
Maina, welches sowohl nach der See als nach dem Lande schroff
abfällt und beinahe nur auf Fußsteigen zugänglich ist. Die Mai-
notten halten sich selbst für Abkömmlinge der Spartaner, sind aber
ein Gemisch von Griechen und Slaven. Tapfer, im hoben Grade
Freiheit liebend, mäßig und stark, hatten sie von jeher oer Macht
der Türken widerstanden und waren bei einem Schatten von Unter-
würfigkeit ihre unversöhnlichsten Feinde geblieben. Von Jugend
an in den Waffen geübt, welche selbst die Weiber zu handhaben
wissen, sind sie eben so gefürchtete Räuber zu Wasser wie zu Lande,
auch unter sich in ewigen Fehden der Rachsucht verwickelt. Sie
theilen sich in viele Cantone, nach den Thälern, an der Spitze eines
jeden ein Capitán und über alle ein Bey, welche in dem Befreiungs-
kriege eine bedeutende Rolle gespielt haben. Ihr Land soll noch viele
herrliche Alterthümer enthalten, sie sind aber den Europäern dis jetzt
unzugänglich gewesen. — In der Gegend, wo einst Sparta stand,
liegt jetzt die befestigte Stadt Mistra oder Misitra, nach Eini-
gen mit 16, nach Andern mit 6600 Einw., in einer herrlichen
und fruchtbaren Ebene, an 2 kleinen Bächen, welche sich später
mit dem Eurotas, jetzt Basili Po tamo, vereinigen. Nörd-
lich von Miftra liegt das jetzt wegen ungesunder Luft gänzlich ver-
lassene venezianische Misitra, worin nur noch ein griechischer Bi-
schof wohnt. Die höchst unbedeutenden Ucberreste des alten
Sparta liegen etwa 1a/2 Stunde von Miftra an der Stelle eines
verödeten Dorfes, welches jetzt P a l ä o - C h o r i o n, das alte Dorf,
genannt wird.
6. D i e In se l n. (Vergl. S. £09.) Sie liegen sämmtlich
im ägäischen Meere, da die im ionischen Meere befindlichen einen
eignen Staat bilden. So viel man bis jetzt weiß, werden dem grie-
chischen Königreiche, außer der großen Insel Negroponte, die
nördlich davon liegenden kleineren Inseln und der größte Theil der
Cykladen verbleiben. Wir sind gewohnt, bei den weltberühmten
Namen der meisten dieser Inseln an reizende, von der Natur höchst
begünstigte Eilande zu denken; so verhält es sich aber in der Wirk-
lichkeit mit wenigen Ausnahmen keinesweges. Nur einige der grö-
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Kolokythia
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreichs Maina Sparta Sparta
419
V. Die Schweiz.
Die bedeutendsten Oerter sind: 8t. Maurice, mit 1000
Einw. an der Rhone, wo sich die das Wallis einschließenden Ge-
birge so sehr nähern, diedcnt 6c Mordes iin N., diel). 6umidi
im S., daß nur Raum für das Städtchen bleibt und das Brücken-
thor zugleich den Eingang ins Land verschließt. Die Brücke soll
römischer Bauart seyn. Auf dem Wege nach Martigny stürzt
rechts der Bach Sallendic über 890 F. hohe Felsen, jedoch nur
100 F. senkrecht hinab, das ist der bekannte Pissevache. —
Martigny oder Martinach, mit 1000 Einw., an der Dranse,
unweit der Rhone; hier wächst der feurigste Wein und wird der
beste Honig gewonnen; hier ist aber auch der Hauptsitz des Creti-
nismus. — Sion oder Sitten, der Hauptort des Cantons, an
der Rhone und dem Bache Sitten, mit 2200 Einw. Dicht dabei
liegen auf Hügeln 3 Schlösser, wovon eins der Wohnsitz des Bischofs
ist. Auch hier große Hitze und Cretinismus. Gleich oberhalb der
Stadt beginnt das deutsche oder Ober-Wallis. Hier liegen: Si-
ders, franz. Sieres, der hübscheste Ort in Wallis, mit gutem
Weinwuchs. Leuk, franz. Loueche, ein schlechter Flecken, aber
wegen seiner Bäder berühmt: diese liegen mehrere Stunden weit
von Leuk in einem Thale am Fuße des Gemmi; das 37 — 41°
Wärme haltende Schwefelwasser entquillt in dem Umfange einer
halben Stunde aus 10 bis 12 Quellen. Die Bäder gehören zu
den kräftigsten und besuchtesten in der Schweiz, obwohl der häufi-
gen Lawinen wegen nur wenige und schlechte Anstalten vorhan-
den sind. Das Baden geschieht hier für beide Geschlechter gemein-
schaftlich. In dem obersten Theile von Wallis sind nur große Dör-
fer, worunter Arnen oder Aernen wegen des schönen in der
Gegend brechenden Topfsteines merkwürdig ist.
21. Der Cantón Tessin, Tessino (Ticino) oder die
welsche Schweiz, hat 49 □ M. mit 107,000 katholischen Einw.
Er ist der einzige, welcher an dem südlichen Abhange der großen
Alpenkette liegt. Das Land besteht aus einigen 20 Thälern und
wird von Jtaliänern bewohnt. Kein Theil der Schweiz kann
sich an Fruchtbarkeit und Milde des Klima's mit diesem messen,
aber die Einwohner, von Aberglauben, Unwissenheit und Trägheit
niedergedrückt, leben größtentheils in dem entsetzlichsten Elend.
Das Land ist reich an schönen Wäldern, (die Kastanien machen
die Hauptnahrung der Einwohner aus), und an allen Getreide -
und Obstarten. Der südliche Abhang der Alpen ist sehr steil und
furchtbaren Gewitterregen ausgesetzt; die Gewässer richten daher
hier oft große Verwüstungen an, aber niemand denkt daran ihnen
Schranken zu setzen. Dies Land, von den Eidgenossen im läten
und 16ten Jahrhundert erobert, wurde bis 1798 von den 12 alten
Cantonen gemeinschaftlich regiert; seitdem bildet es einen eigenen
Cantón. Der Hauptort ist Bellinzona, Bellenz (ßiiitio),
eine hübsche Stadt am Tessin, mit 1300 Einw. und 3 festen
, 27 *
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
14
A. Europa.
Sein Hauptfehler ist der Trunk, dem er leidenschaftlich ergeben ist.
Branntwein ist sein Lieblingsgetränk und seine Hauptmedizin.
Das Baden ist ihm unentbehrlich. Bei jedem Hause, auch auf
den Dörfern, ist dazu ein eignes Gebäude, in welchem ein großer
Ofen glühend geheizt wird, dann gießt man Wasser auf die erhitz-
ten Steine und badet so in diesem erstickend heißen Wasserdunst;
unmittelbar nach diesem Bade wälzt sich der Russe im Schnee, oder
stürzt sich ins kalte Wasser. Dies Vergnügen wird wöchentlich
wenigstens einmal genossen. Mit geringen Ausnahmen sind alle
Russen Leibeigne des Adels oder der Krone; die Kronbauern, wel-
che mehr nach allgemeinen Gesetzen, als nach Laune und Willkühr
behandelt werden, haben es ungleich besser, als die Privatleuten
gehörigen, welche eine fast unumschränkte Gewalt über sie üben.
Der'»Herr stellt nach eigner Wahl Rekruten aus seinen Bauern,
verheirathet sie nach Gutdünken, versetzt sie von einer Stelle zur
andern, kann sie verkaufen oder vertauschen und jeder körperlichen
Züchtigung unterwerfen; nur das Recht über Leben und Tod ist
dem Landesherrn vorbehalten. Doch giebt es natürlich auch bil-
lige und menschliche Herren, bei welchen der Bauer es sehr gut
hat, und welche sich meist damit begnügen, von einem jeden den
sogenannten Obrok oder Kopfsteuer zu erheben; viele erhalten auch
die Erlaubniß in die Städte zu ziehen, um dort Handel und Gk
werbe zu treiben, so daß man Beispiele gesehen hat, daß mancher
Leibeigne zu den reichsten Kaufleuten gehörte; gesetzlich aber könnte
sein Herr sich seines ganzen Vermögens bemächtigen und ihn wie-
der auf sein Dorf zurückschicken. Welche furchtbare Mißbräuche,
welche entsetzliche Folgen für die Sittlichkeit, besonders des weib-
lichen Geschlechts, ein solcher Zustand im Allgemeinen und beson-
ders bei rohen und unsittlichen Gutsbesitzern hervorbringt, darf
nicht weiter auseinander gesetzt werden. — Alle Russen bekennen
sich zur griechischen Kirche. — Ein nahe verwandter Zweig der
Russen sind die Ko sacken; sie reden die nemliche Sprache und
sind ebenfalls griechische Christen. Ihr Ursprung ist sehr zweifel-
haft. Wahrscheinlich entstanden sie, als das. Großfürstenthum
Rußland in 2 Hauptreiche Nowgorod und Kiew getrennt worden,
aus den Trümmern des letztem im I3ten Jahrhundert. Sie ließen
sich an den Ufern des Dnieper nieder, wo sie theils ansässige Be-
wohner, theils im immerwährenden Kriege mir Türken und Tata-
ren begriffen waren, und dadurch dem Königreich Polen, dem sie
lange unterworfen blieben, wesentliche Dienste leisteten. Sie nah-
men aber auch Ueberläufer aus allen Völkern, vorzüglich Tscher-
kessen und Tataren auf, wodurch vielleicht die vortheilhaftere Körper-
bildung, welche sie vor den Russen auszeichnet, herbeigeführt ward.
Anfänglich hießen sie Klein-Russen, im Gegensatz des größern
Reichs; in der Folge erst erhielten sie den Namen Kosacken oder be-
waffnete Krieger. Aus diesem Volke sonderte sich eine ganz kriege-
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
100
B. Asien.
ganz von der Laune oder der Klugheit des Pascha ab. Hat dieser
sich, wie häufig, so gut als unabhängig von der Pforte gemacht,
so schont er natürlich seine Unterthanen, um sie zu gewinnen und
sich zu bereichern; gehorcht er der Pforte, so denkt er nur an Er-
pressungen, um die kurze Zeit seiner Herrschaft bestens zu benutzen.
In diesem Falle wandern viele Unterthanen aus in das Gebiet eines
klügern oder mildern Tyrannen. Die Griechen sind auch hier die
gewerbfleißigften Einwohner. Die Armenier, wovon weiter
unten, nicht so zahlreich als die Griechen, leben meist nur vom
Handel in den Städten, und sind wohlhabender und weniger ge-
drückt als die Griechen, weil der Osmane den keckern Sinn die-
ser fürchtet, die Armenier aber als feige verachtet. — Unter dem
eisernen, alle Thätigkeit hemmenden und zerstörenden Joche der
Osmanen, ist diese Halbinsel, einst der Sitz blühender Reiche,
mit prachtvollen und wohlhabenden Städten bedeckt, jetzt in bei-
nahe gänzliche Verwilderung hinabgesunken. Die herrlichsten,
fruchtbarsten Ebenen sind den wilden Turkomanen überlassen, kaum
das Nothwendigste wird dem überreichen Schooße der Erde durch
kümmerlichen Anbau abgewonnen, und die Unsicherheit alles Eigen-
thums treibt auch hier die unglücklichen Bewohner immer mehr
aus den Dörfern in die Städte. Selbst diese, wenn gleich stark
bevölkert, bieten überall den trostlosen Anblick des Verfalls und der
Verarmung dar. Ueberall erblickt man nur enge, ungepflasterte,
unebene und schmutzige Gassen, elende Lehmhütten, und selbst die
wenigen besseren Gebäude zeigen ncch die Barbarei ihrer Bewohner,
indem man zu ihrer Aufführung ohne Unterschied das elendeste
Material, vermischt mit den Trümmern der edelsten Werke der
Kunst, aus alter Zeit angewendet hat. Ganz gewöhnlich findet
man Bruchstücke von Statuen, Basreliefs, Säulen, Steine mit
Inschriften in die Wände der Festungen, Moscheen u. s. w. ver-
mauert. Ganz Kleinasien ist mit Trümmern ehemaliger Städte
übersäet, aber bei dem häufigen Wechsel der Ansiedelung der un-
glücklichen Bewohner ist meist auch die Erinnerung an das, was
diese Ruinen gewesen, gänzlich verloren gegangen. Selbst die
Flüsse haben ihren Lauf hin und wieder verändert, ganze Gegen-
den in Moräste verwandelt, die herrlichsten Häfen des Alterthums
sind versandet und in Wiese und Sumpf umgewandelt.
Merkwürdige Oerter.
Die Beschreibung der meisten Städte der asiatischen Türkei,
mit Ausnahme der wenigen, worin sich noch bedeutende Ueberrefte
des Alterthums befinden, würde eine unausstehliche Einförmigkeit
herbeiführen, weil sie beinahe alle so beschaffen sind, wie so eben
erinnert worden. Wir begnügen uns daher nur kürzlich diejeni-
gen Orte anzudeuten, welche entweder noch jetzt durch Volksmenge
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]