92
Die Atlasländer.
4. Aus die Araber Algeriens und seiner Nachbarschaft ist Rohlfs gar
nicht gut zu sprechen. Er hat sich also vernehmen lassen: „Bei einer Nation
wie die Araber, deren ganzes Wesen, Leben und Treiben sich auf die intole-
ranteste Religion gründet, die ejifii't, sind Civilisationsversuche vergeblich.
Die Araber in den Städten haben alle schlechten Sitten der Franzosen ange-
nommen und helfen dem französischen Pöbel im Absinthtrinken; daß sie dafür
aber auch nur im geringsten christlich-religiöse Grundsätze angenommen hätten,
daran ist nicht zu denken. Forscht man tiefer nach, so findet man, so ge-
schmeidig und umgänglich sie äußerlich geworden sind, daß sie innerlich allen
Haß und alle Verachtung gegen die Bekenner einer andern Religion bewahrt
haben Entfernt man sich nun gar einige Stunden weit von der Stadt, so
findet man, daß dahin die Civilisation noch gar nicht gedrungen ist. Der
Araber unter seinem Zelt lebt nach wie vor, und haßt die Christen eben so
wie früher, und wenn er sich enthält einen Ungläubigen zu tödten, um da-
für das Paradies zu erlangen, so geschieht es nur aus Furcht vor dem
strengen Gesetze".
5. Was unser Aftika - Reisender über den Menschencultus der Berbern
beigebracht hat, hat uns an die verwandten Wahrnehmungen erinnert, welche
der Konsul Di'. Wetzstein im Hauran bei den Arabern macht. Rohlfs theilt
über diesen Punkt folgendes mit: „Um meine Sachen und meine Pferde vor
Diebstahl zu sichern, sagte ich ihnen (den Bcni Mtir), daß dies alles Eigen-
thum des Sherif von Uesan sei; sie verfehlten nicht sie zu respectiren, küßlen
sie und befühlten sie, um gewissermaßen einen Segen daraus zu ziehen.
Namentlich war eine rothseidene Schnur, die der Sherif lange Zeit selbst
getragen und die er mir beim Abschied für meinen Revolver gegeben hatte,
ein beständiger Gegenstand ihrer Verehrung. Sie brachten Kranke und baten
um Gottes und des Propheten willen, ihnen zu erlauben die Schnur zu be-
rühren , um den Segen des Sherif daraus zu ziehen." An einer andern
Stelle hat unser Reisender bemerkt, daß alle Muhamedaner einer religiösen
Secte angehören oder sich zu einem Heiligen bekennen. Religiöse Gespräche
mit den Muhamedanern, hat er einmal ausgesprochen, seien ganz unnütz.
Jede vernünftige Vorstellung werde mit den Worten abgeschnitten: „Es steht
im Koran geschrieben", oder mit den Fragen: „Wie kann das schlecht sein,
was von Gott kommt? Wer kennt seine geheimen Absichten? Einfältiger
Sterblicher, du willst über Gottes Wort raisonniren? Nimm sie, wie sie
dir vom Himmel durch unsern Propheten herabgekommen sind, und das Para-
dies ist vor dir!" Als Beispiel des bei den Arabern herrschenden Aberglau-
bens hat unser Reisender unter andern auch mitgetheilt, daß man ihm einmal
ein neugeborenes Kind gebracht habe, damit er es. mit seinem Speichel heilen
möchte, und daß die Eltern des Kindes, nachdem er darauf gespuckt habe,
ihn segnend und preisend davon gegangen seien.
(Nach dem „Ausland.")
Drittes Haupt stück: Die Samara.
§. 71. Die Wüste Sahara.
1. Die Sahara ist die größte Wüste der Welt, fast zwei Drittel
so groß wie Europa; sie ist ein Sandocean, dessen Inseln Oasen
heißen. Die ganze Wüste, die im W. vom Atlantischen Ocean, im O.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Rohlfs Rohlfs
Extrahierte Ortsnamen: Algeriens Gottes Gottes Samara Europa Atlantischen_Ocean
am
Lehrbuch
der
Erdkunde.
enthaltend
die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen
Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde
aller fünf Erdtheile,
nebst
eingestreuten Iildern und Zlchzen.
Für
höhere 8chulen, insbesondere àmtdungsanstatten,
von
Dr. H. Th. Trant,
Lehrer an der Kaufmännischen Fortbildungsschule in Leipzig.
— —
G. Schwetschke'scher Verlag.
1870.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
106
Südafrika.
Braut; von der Anzahl seiner Heerden hängt seine persönliche und gesell-
schaftliche Stellung ab, und auf dessen Besitz ist er so erpicht, daß er Leben
und alles von Werth an seine Erlangung wagt. Eine schmucke, vorüberzie-
hende Rinderheerde läßt schon spielende Knaben plötzlich ihre Beschäftigung
abbrechen und mit eingestemmten Armen die Vorzüge der Thiere bewundern.
Nicht selten hat schon ein Bursche mit blutigem Kopfe dafür büßen müssen,
wenn er die Keckheit hatte, seines Vaters Rindern den Vorzug vor denen des
Nachbars zu geben.
Bald haben nun die wildern Stämme gemerkt, wie viel leichter es ist,
dem alleinstehenden Weißen die schmucken Heerden zu stehlen, als einem
Schwarzen, sie bekommen von Tag zu Tage größern Geschmack an Viehraub,
und das Uebel wird zuletzt so eingewurzelt, daß die Grenze förmlich von
Banden organisirter Viehdiebe überschwemmt wird. Beschwert sich der Weiße
beim Oberhaupte, so hat natürlich keiner von seinen Leuten etwas gethan,
obschon —- wunderbar — gerade er die schönsten Exemplare des gestohlenen
Viehs besitzt. Nun schreitet man zur Selbsthilfe und es beginnt ein Krieg,
dessen Frieden erst über dem Grabe des Schwarzen geschlossen wird. Dies ist
im wesentlichen der Gang der Racenkämpfe zwischen Weiß und Schwarz in
Südafrika.
Es besteht nun die Grenzbevölkerung südafrikanischer Colonien meist aus
den bekannten holländischen Boers (buhrsj, einem Geschlecht, welches in der
Feindschaft gegen die Eingebornen erzogen ist und dessen Verfahren gegen die
Schwarzen in einem Gewebe von perfider Gemeinheit und Grausamkeit be-
steht. Aus der Flut von Thatsachen nur einige wenige Beispiele: Ein Bauer,
von einem Missionar zur Rede gestellt, daß er einen Menschen erschossen habe,
antwortet äußerst beleidigt: „Ach, Mynheer, wie können Sie das zu sagen
wagen, davor bewahre mich der allmächtige Gott, daß ich meine Mitmenschen
tödte." — „Aber, Du hast sa Deinen Knecht erschossen?" —- Ach, Myn-
heer, (lut zwarte goed (die schwarze Waare), sind denn das auch Menschen,
das sind sa nur 8ot'6p86>8 (Kreaturen)". — Einen andern Boer bittet der
Knecht um die Erlaubniß zur Kirche gehen zu dürfen. „Was, Kerl", don-
nert der Herr ihn an, „die Kirche ist blos für uns Weiße; ihr Schwarzen
seid schepsels.” — Diese bigotten Calvinisten — denn das sind die süd-
afrikanischen Boers durch die Bank — werden in ihren Anmaßungen durch
die Prädestinationslehre noch ganz besonders bestärkt.
Am 1. December 1834 ward die Sclaven-Emancipation am Cap der
Guten Hoffnung proclamirt. Die stolzen Baase und Mynbeers, die sich
schlechterdings dieser Maßregel nicht fügen wollten, ließen Haus und Hos
stehen und wanderten zu Hunderten mit Familie und Vieh aus. In dem
jetzigen Natal nahmen sie vorübergehenden Aufenthalt; denn kaum etwas
eingerichtet, sollten sie die verhaßte Regierung mit dem Löwenbanner wieder
anerkennen. Das war zu viel, und zum zweiten mal ließen sie Haus und
Hos stehen und zogen über den Hai Garib in den jetzigen Orange-
Freistaat. Trotz allen Sträubens mußten sie sich nach dem denkwürdigen
Gefecht von Boomplaats am 30. August 1848 der Uebermacht der Roth-
jacken fügen. Der Orange-Freistaat hieß foran, so lange Ihre Majestät
Victoria seine Protectorin war, Orange Sovereignty. Die Boers haben
Löwenschädel, und es fanden sich genug Hartköpfe, die noch nicht hinläng-
lich vom Schicksal gedemüthigt waren. „Lieber ein entbehrungsvolles Vaga-
bundenleben unter wilden Menschen und Bestien, als die englische Herrjchast"
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: August Majestät
Victoria
Turan.
55
ausschließlich aus Kiefern und Birken, nur an den Usern der Flüsse und Seen
gesellen sich dazu Weiden, Aspen und Pappeln. Sie werden nicht geschont und
verschwinden besonders in der Nähe der Orte mehr und mehr, da man nicht
nur alles Brenn- und Baumaterial beliebig aus ihnen entnimmt, die Birken
zum Dachdecken und zu Anfertigung von Gefäßen entrindet — lebendig
schindet —, sondern oft genug auch durch Unvorsichtigkeit große Waldbrände
veranlaßt. Durch diese werden namentlich die Kiefern mehr und mehr ver-
drängt, da sie nicht wie die Birken nach erfolgtem Brand neue Wurzelaus-
schläge bilden. Dadurch geschieht es, daß ursprünglich gemischte Wälder sich
allmählich in reine Birkenwälder umwandeln. Die Birke vermehrt sich auf
Kosten der Kiefer, weil sie den Kampf gegen das Feuer besser besteht; aber
dem Kampfe gegen den Menschen unterliegen beide.
Man würde in den fruchtbaren Strecken Sibiriens weit mehr Korn-
früchte erbauen können, als die Bewohner und die hier und da errichteten
Branntweinbrennereien benutzen können. Was sollte man aber mit dem
Ueberstuß ansangen? Das westlich zunächst vorliegende Rußland erbaut, be-
sonders in den südlichen Provinzen, selbst Ueberstuß an Getreide, die schiff-
baren Flüsse Sibiriens aber münden sämmtlich in das Eismeer. Da also
kein Absatz möglich, beschränkt man sich auf die Erzeugung des eigenen Be-
darfes und bei dem großen Ueberstuß an fruchtbarem Urboden, welcher 10
bis 15 fachen Ertrag liefert, wechselt man den Anbauraum und läßt den
Dünger überall unbenutzt, wo man ihn nicht als Brennmaterial zu ver-
werthen genöthigt ist.
Die Viehzucht überwiegt deshalb weitaus den Feldbau und auch sie
wird noch in sehr ursprünglicher Weise betrieben. Die Bevölkerung befindet
sich dabei vorläufig ganz wohl und es sind diese sogenannten Steppen durch-
aus keine unfreundlichen oder ungastlichen Wohnplätze. Der durchreisende
Deutsche vermißt am meisten trinkbares Wasser oder Bier, denn die Brunnen
sind fast ausschließlich Ziehbrunnen, die ein mattes, zuweilen sogar etwas
salziges Getränk liefern, wie die Mühlen beinahe ausschließlich Windmühlen
sind. Darin gleichen die Steppen Sibiriens ganz den Puszten Ungarns.
(Nach dem „Ausland".)
§. 48. Turan oder Turkestan, Große Buchar ei,
Freie Tatarei, das Land der Turkonranen.
1. Der Flächeninhalt des Landes läßt sich auf llo,124 Q.-M.
annehmen, die Einwohnerzahl auf 7,870,000. Im Norden wird es von
russischen, im O. von chinesischen, im S. von persischen Besitzungen und
un W. vom Kaspischen Meer begrenzt.
2. Nur der südliche und östliche Rand dieses Landes ist gebirgig:
es sind die Abhänge des Belur, des Th i an-sch an und des Hindu-
ku, welche mehrere Aeste in das Land senden und schöne Alpenthäler
bilden. Alles übrige ist ein weites baumloses Becken, mit vielen Steppen-
flüssen, woraus gefolgert wird, daß hier einst Meeresboden gewesen.
Dies Land hat bedeutende Gewässer. Im W. liegt das Kaspische
Meer, östlich davon der Aralsee. Er nimmt die beiden,größten Ströme
des Landes auf: von der Ostseite nördlich der Syr (bei den Alten:
Jaxartes), von S. her den Gihon oder Amu, (nicht zu verwechseln
mit dem Amur, vergl. §. 42, 2.) bei den Alten: Oxus. Bon den
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
Das Kaiserthum Marokko.
91
Bazar, große Getreidemagazine, Fabriken, Handel; viele Juden. El
Arisch, 5000 Einw., Hafen, Produktenhandel. Fes, 80,000 Einw.,
unweit des Atlas, beste Stadt von Nordafrika, arabische Universität.
Westlich 4 Meilen davon Mekine;, mit Oelbaumpflanzungen, zeitweilige
Residenz des Sultans. Tanger, 20,000 Einw., am Eingänge der
Meerenge von Gibraltar, Sitz europäischer Consuln , mit Castell, Hafen,
Moscheen, Synagogen, Franziskanerkloster. Von hier bezieht Gibraltar
seine Lebensbedürfnisse. Mvgadvr, 20,000 Einwohner, Seestadt, in
sumpfiger, ungesunder Gegend. Tetuan, 20,000 Einw., 1 Meile vom
Meere,'' östlich von Tanger, Handel mit Spanten und England nicht
unbedeutend, die Gegend äußerst fruchtbar und wegen ihrer trefflichen
Orangen berühmt.
Von Tanger nach Tripoli.
Von Tanger über den marokkanischen Atlas, durch die Oasengruppen
von Tafilet und Tuat, durch die Oasen von Tidikelt und Ain-Salah, und
von da durch die Wüste über Rhadames (— Ghadames) nach Tripoli: das
ist die Route, welche Gerhard Rohlss im Jahr 1864 ausgeführt hat. Er
war in Tanger ausgebrochen den 14. März und hat Tripoli am 20. Decbr.
erreicht. Die durchschnittliche Hitze auf dieser Route war 400 C.
Wir machen hier auf einige besonders interessante Punkte aufmerksam.
1. Als etwas durchweg in Marokko sich vorfindendes wird angegeben,
daß jedes Dorf eine Jemma oder Moschee habe, in welcher die Fremden über-
nachten und bewirthet werden. Hier — theilt uns Rohlss mit — kommen
Abends die verheiratheten Bewohner zusammen, jeder bringt seine Schüssel
mit und die Gäste essen in Gemeinschaft mit den Bewohnern; die Kinder
bekommen die Reste, die Weiber essen für sich zu Hause. Dieser Gebrauch
herrsche auch bei den Zelt- oder Duar-Bewohnern, wo die Jemma in einem
Zelte bestehe, wogegen in den östlichen Berberstaaten die Fremden nach Art
der Einquartierung bei und von den Einwohnern je nach ihrer Tour beköstigt
und manchmal auch beherbergt werden.
2. Ergötzlich lautet die Mittheilung, daß der Stamm der Rlnema so
wenig die äußern Formen des muhamedanischen Glaubens beobachte, daß sie
sogar im Monat Rhamadan nicht fasten, sondern im ganzen 30 Mann stellen,
also pr. Lager einen Mann, der dieses Geschäft für die übrige Bevölkerung
übernimmt. Es erinnert das an die allgemeine Regel, daß wenn ein Beduine
in die Stadt kommt, er in der Mosche zugleich für seinen ganzen Stamm
betet. Rohlfs hat in Betreff der bezeichneten Gesetzesübertreter hinzugefügt,
daß sie (weil sie überhaupt unzureichende Nahrung haben) entsetzlich abgemagert
und ärmlich aussehen, daß der Hunger aus ihren Augen spreche.
3. Eine auffallende Erscheinung waren unserm Reisenden die fetten
Frauen in Ain Salah. Er hat darüber also geschrieben: „ Kaum erreichen
dieselben 20 Jahre, so nehmen sie derart zu, daß sie sich kaum fortbewegen
können; die Kameelmilch und die Kämmeelbutter sollen Ursache dieser enormen
Beleibtheit sein. Die Männer Ain Salah's jedoch finden dies schön; je
fetter eine Frau, desto schöner ist sie in den Augen der Männer." Hr. v.
Maltzan hat auf seiner Fahrt nach Mekka in der Nähe seines Ziels auch mit
durch Milch fettgezogenen jungen Damen Bekanntschaft gemacht.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke]]
Extrahierte Personennamen: Gerhard_Rohlss Mosche Rohlfs Salah
r
176 Neuholland.
Großbritanien bei einer Bevölkerung von 30 Mill. 35 Mill. Schafe, und
das jetzige Preußen bei einer Seelenzahl von 24 Mill. 22 Mill. Schafe be-
sitzen, ergibt sich in den 7 australischen Colonien ein außerordentliches Mis-
verhältniß zwischen Markt und Consum, indem dieselben erst 1,725,000 Co-
lonisten zählen^ während sich ihre Schafherden auf- 48 Mill. Stück be-
laufen.
Schafzucht bietet den Vortheil, daß, wenn das Fleisch im Preise fällt,
doch immer noch die Wolle für einen erklecklichen Gewinn einsteht, und das
ist eben der Grund, weshalb ein beträchtlicher Theil des Graslandes in
Australien, auf welchem bisher Rindvieh weidete, in letzter Zeit mit Schafen
bevölkert worden ist. Erwägt man nun ferner, daß der zur Colonie Neu-
Süd-Wales gehörige sogenannte Riverina District, wo einige Millionen
Schafe grasen, vermöge seiner Lage ausschließlich aus den Markt und den
Hafen von Melbourne angewiesen ist, so hat man die Erklärung, warum in
Victoria, und namentlich in Melbourne, der Preis für Fleisch so außeror-
dentlich niedrig steht.
Wenn die Squatter den jährlichen Ueberschuß und Ausschuß ihres Viehes
fürs Fett aussieden, so realisiren sie durchschnittlich ungefähr 6 sh. pro
Stück; bringen sie denselben zum Verkauf auf den Markt, so stellt sich der
Gewinn noch niedriger und sie müssen oft zu solchem Preise losschlagen, daß
man das Pfund Fleisch zu 1 d, und eine Hammelkeule zu 9 6 (7 Vr Sgr.),
bei den Schlächtern erstehen kann. Freilich ist damit das niedrigste Extrem
angedeutet, und gilt auch nur für Waaren zweiter Qualität; aber immerhin
zeigen solche Preise zur Genüge, wie nothwendig es war, sich nach einer
rentableren Quelle des Absatzes umzusehen.
Von Victoria, welches überhaupt eine gewisse Präponderanz über die
übrigen Colonien ausübt, ging auch der Impuls zu dieser neuen Fleisch-In-
dustrie aus, die nun auch namentlich in Südaustralien Nachahmung gesunden
hat. Melbourne besitzt gegenwärtig 3 sogenannte Meat-Preserving-Anstalten
mit sehr umfangreichen Maschinerien.
Das Etablissement der Herren Smith und Clarke producirt den Monat
250,000 Pfund conservirten Fleisches, wofür sich in London zu dem Preise
von 6 6 per Pfund willige Abnehmer finden, vermag jedoch diese Producti-
vität um mehr als das Doppelte zu erhöhen. Die Besitzer glauben, daß auf
dem Continent Europa's, wo man vorurtheilsfreier sei, sich ein noch präch-
tigerer Markt zum Absatz finden lasse, und gehen damit um, Verbindungen
daselbst anzuknüpfen.
Die Melbourne Meat-Preserving-Company, welche wenige Miles von
der City gelegen, unter der Leitung des in diesem Fache sehr erfahrenen
Herrn Ritschie steht, existirt erst seit 1869 und arbeitet mit einem Actien-
capital von 50,000 Pf. St. Diese Anstalt conservirt wöchentlich 3000
Schafe und 50 Ochsen, kann aber, wenn der Absatz es verlangt, dieses
Quantum leicht verdoppeln und verdreifachen. Von Frankreich war im Sep-
tember 1869 von Seiten der Regierung eine Bestellung von 200,000 Psd.,
schleunigst zu effectuiren, eingegangen.
Bei der Abreise der Fregatte Galatea von Australien zu Anfang 1869
beorderte Prinz Alfred, daß aus Probe eine Quantität (384 Psd.) conser-
virtes Fleisch aus der Anstalt des Herrn Ritschie an Bord genommen und
über die Bewährung desselben auf der Reise an die Compagnie geschrieben
werden sollte. Der nun eingelaufene Bericht besagt, daß das Fleisch ausge-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Victoria Clarke Alfred
Extrahierte Ortsnamen: Australien Melbourne Victoria Melbourne London Frankreich
433
I. Nord-Polarländer von Amerika.
Die Entdeckung der Nordwest-Passage.
Interessant ist die Geschichte der Versuche, über Amerika hinweg die
Behringsstraße zu erreichen. Die im ersten Bande dieses Werkes darüber
gegebenen Notizen sollen hier vervollständigt werden. Heinrich Vii. von
England sandte den Venetianer Johann Cabot 1497 nach jenen Gegen-
den ab, er entdeckte Neufundland.
1501 suchte der Portugiese Gaspar
Cortereal die nordwestliche Durchfahrt; er kehrte nicht zurück.
1567
bis 1578 entdeckte Martin Forbischer Labrador und die Cumberlands-
inseln.
1585 untersuchte John Davis die Baffinsbai; er entdeckte
Heinrich Hudson drang 1607 bis 1610 in die
die Davisstraße. •—
Hudsonsbai und in die Hudsonsstraße. — William Bassin fand 1615
den Lancastersund und die Cumberlandsstraße. — Gegen Ende des 18. Jahr-
hunderts entdeckten Hearne und Mackenzie den Kupferminen- und
Mackenziefluß. — 1773 drang Phipps westlich von Spitzbergen bis zu
80" 48' n. Br. vor. — 1776 versuchte Cook vergebens von der Behrings-
straße aus vorzudringen. — 1818 segelten Capitän B u ch a n mit dem Lieutenant
John Franklin und Capitän John Roß mit dem Lieutenant Edward
Parry ab; allein sie kamen ohne Erreichung wesentlicher Resultate zu-
rück. — 1819 segelte Parry in den Lancastersund, erkannte ihn als eine
freie Straße, die er Barrowsstraße nannte, und bezeichnete die Prinz-Regents-
Einfahrt und den Wellington-Canal. Er mußte dort überwintern. Es
war zum ersten Mal, daß Europäer in diesem fürchterlichen Klima zubrin-
gen mußten. — Eine zweite Entdeckungsreise John Franklins war nicht
glücklich; nach unbeschreiblichen Leiden (der Hunger hatte sie veranlaßt,
Menschen zu todten) kam er, von einem Jndianerslamm gerettet, 1822 nach
England zurück. — 1821 entdeckte Parry die Fury- und Heklastraße. —
1828 mußte Iohnroß unter 70" Br. im Felixhafen überwintern. Sein
Neffe, James Clark Roß, entdeckte den magnetischen Nordpol*). Im
nächsten Jahre blieben sie am Sheriffhafen 11 Monate eingeschlossen. Im
nächsten Sommer drangen sie bis zum Victoriahafen vor, wo sie abermals
10 Atonale eingeschlossen blieben; erst 1833 kamen sie glücklich zurück. —
1845 segelte John Franklin mit den Schiffen Erebus und Ter-
ror ab.
Die Reisenden nach jenen Gegenden stimmen darin überein, daß die
ausschweifendste Phantasie sich weder die dortige Natur in ihrer Eintönig-
keit, mit ihren Schauern und Schrecken vorstellen, noch auch der Einförmig-
keit des Lebens in jenen Gegenden einen Reiz abgewinnen könne. Die
Langweiligkeit eines Winteraufenthaltes daselbst über 10 Monate lang wirkt
*) Die Bezeichnung bestimmter Punkte der Erdoberfläche als „Pole" ist eigent-
lich nur passend für die Endpunkte der Erdachse. Denn unter „Polen" versteht man
unveränderliche Punkte. Die Punkte aber, die man als magnetische und als Kälte-
pole bezeichnet» hat, ändern ihre Lage, die letzteren mehr als die ersteren. Die
Bezeichnung veränderlicher Stellen als Pole ist daher in der That unpassend. Die
magnetischen Pole scheinen auch keine constante Lage zu haben.
Blanc's Handbuch Ni. 8te Null.
88
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Vii Heinrich Johann_Cabot Johann Gaspar
Cortereal Martin_Forbischer John_Davis Heinrich_Hudson Heinrich William Cook John_Franklin John_Roß Edward
Parry Parry John_Franklins Parry James_Clark John_Franklin
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Nordwest-Passage Amerika England Neufundland Spitzbergen England
464
E. Amerika.
so groß wurde, daß über 4000 Branntweinbrennereien und über 8000
?
Branntweinschenken eingingen. Wenn man bedenkt, daß bei einer Bevölke-
rung von damals nur 12 Millionen jährlich an 240 Millionen Quart
Branntwein getrunken wurden, so wird man die Größe des Uebels, welchem
abzuhelfen war, begreifen, aber auch theilweise die Charakterkraft, theilweise
den Fanatismus der Amerikaner in dem Umstand erkennen, daß der Kauf
und Verkauf sämmtlicher berauschenden Getränke — ausgenommen für me-
dicinische Zwecke und des Weins für die Commnnion — in dem Staate
Maine und seither noch in anderen Staaten gesetzlich verboten ist (Maine
liquor law).
Zu der europäischen Bevölkerung, welche aus allen Na
tionen Europas zusammengesetzt ist, gehören die zahlreichen Einwanderer,
welche vorzüglich aus britischen Unterthanen, besonders Irländer und
Schotten, aus Deutschen und Schweizern bestehen. Die Briten amal-
gamiren sich leicht mit den Amerikanern; unter ihnen sind die Irländer
in Amerika am wenigsten willkommen, weil sie meist ohne alles Ver-
mögen sind und den Staaten, wo sie ankommen, zur Last fallen. Die
Deutschen, deren Zahl sich bereits auf nicht weniger als an 6 Mill.
vermehrt hat, werden gern gesehen und geachtet*), weil sie meistens aus
*) Die Urtheile über die Deutschen in Nord-Amerika lauten sehr verschieden.
Busch stellt ihnen in seinen „Wanderungen zwischen Hudson und Mississippi 1851
—52, Stuttgart 1854" (2 Bände), einer der belehrendsten und interessantesten Schil-
derungen des dortigen Lebens und seiner Zustände, kein sehr vortheilhaftes Zeugniß
aus. „Die Deutschen spielen, und zwar zumeist durch ihr eigenes Verschulden, eine
klägliche Rolle; sie verdienen nach allen Beziehungen die Geringschätzung, mit der
ihnen von der großen Masse der Anglo-Amerikaner begegnet wird, und sie werden
ohne irgend welche Außerordentlichen nun und nimmer zu der von Einigen ange-
strebten Mündigkeit und Selbstständigkeit gelangen." Zu ihren Hauptfehlern rechnet
er ihre Zcrspaltenheit, Unterwürfigkeit, Trägheit und Theilnahmlosigkeit an anderen
Interessen, als denen des Materialismus. Diese und andere Vorwürfe mögen nicht
ganz ohne Wahrheit sein. Wer aber von den nach Amerika übersiedelten Deutschen
verlangt, daß sie dort nach Körper und Geist, Seele und Leib, Haut und Haaren
vollkommene, ganze Deutsche bleiben sollen, ja nicht blos sie, sondern auch ihre Söhne
und Töchter, Enkel und Urenkel: der dürfte sich doch wohl auf das Wesender Men-
schennatur und die Bedingungen ihrer Entwickelung sehr schlecht verstehen. Sie, die
auf anderem Boden stehen, andere Luft einathmen, anderes Brot essen, andere Spra-
chen hören oder selbst reden, unter anderer Verfassung, in anderer Gesellschaft leben
u. s. w. u. s. w., diese Menschen sollen dieselben bleiben, die sie in der Heimath ge-
wesen, welche sie nolevs volens hinter sich gelassen haben: wenn das nicht Unsinn,
ja wenn das nicht, wollten sie es selbst, Tollheit wäre und sicher ihren frühen Unter-
gang herbeiführen würde, so dürfte es wohl gar keine (naturwissenschaftlichen, ge-
sellschaftlichen) Absurditäten geben. Jene Forderungen werden als solche erkannt
durch den schon vor 30 Jahren von G. Duden in seinem Werke über Amerika er-
wiesenen Satz: „Der Mensch ist im Ganzen ein Product seiner Lage." Selbst die
zähe Natur der Engländer ist nicht im Stande, so naturwidrigen Forderungen nach-
zukommen. Der Anglo-Amerikaner ist kein (britischer) Engländer mehr, sondern ein
Amerikaner. Und wenn er es ganz ist, sich ganz acclimatisirt und den Bedingungen
und Forderungen seines neuen Daseins entsprechend, sich gewöhnt hat: dann handelt
er verständig und klug und wird so glücklich, als er es dort werden kann. Wer da-
selbst so leben, empfinden und denken will, wie er in der alten Heimath gelebt, em-
pfunden und gedacht hat, gehl unrettbar zu Grunde. Die Gesellschaft, die er verließ,
weil sie ihm nicht mehr zusagte, oder die ihn ausstieß, hat keine Ansprüche mehr an
ihn. Und wenn er selbst nicht toll ist, so fügt er sich den Umständen, die andere
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Maine Maine Europas Amerika Nord-Amerika Mississippi Stuttgart Amerika Amerika
Vi. Ostindien. 1. Hindustan.
149
sie bei größerer Betriebsamkeit der Portugiesen den ausgebreitetsten Handel
haben könnte. Sie liegt auf einer kleinen Insel an der Mündung des
Flusses Mandawa, ist stark befestigt und der Sitz des Erzbischofs Primas
von Indien, hat aber nur wenige hundert Einwohner (im 16. Jahrh, an
200,000), da die ungesunde Lust die meisten nach Billa nova de Goa,
eigentlich Pangi, an der Mündung desselben Flusses, auf einer kleineren
Insel, getrieben hat. In Alt-Goa sieht man außer einigen Kirchen und
Klöstern fast nichts als Trümmer von Häusern; auch der ehemalige Palast
Albuquerques ist verfallen. In der ehemaligen Jesuitenkirche zeigt man
noch das prächtige Grabmal des h. Franciscus Laverius. Die neuere
Stadt, viel schöner und regelmäßiger als die alte gebaut, ist der Sitz des
Bicekönigs und aller Behörden, hat einen sehr guten Hafen, der selbst
Kriegsschiffe aufnehmen kann, und etwa 19,000 Einw. Goa ward 1510
von Albuquerque erobert.
Die kleine Insel Diu, an der Südspitze der Provinz Guzerate. Sie
ist ganz felsig, unfruchtbar und hat kein Quellwasser. Die Portugiesen
erwarben sie 1516 und erbauten 1536 die Stadt und das Fort Diu,
welche sie in den berühmten Belagerungen von 1539 und 1545 helden-
mütig vertheidigten. Die Stadt hat einen trefflichen Hafen, ist aber ganz
herabgekommen. — Endlich die kleine Stadt Damaun (Damao), am
Busen von Cambay. Sie ward 1531 von den Portugiesen erworben, hat
einen mittelmäßigen Hafen, aber kaum 6000 Einw., welche vorzüglich Schiff-
bau treiben.
Das sind die geringen Ueberbleibsel der bedeutenden Macht, welche
einst die Portugiesen hier besessen.
9
nämlich
F
besitzen etwa 9 H>M
.000
Pondich
(indisch
h
stadt), auf der Küste Koromandel, unter 12" n. Br., ein flacher, sandiger
Küstenstrich. Die Stadt Pondichery ist regelmäßig und gut gebaut, hat
mittelmäßige Rhede und 20,000
Fran
zosen 1672 und hatten sie stark befestigt. Die Engländer, welche sie mehrere
Male ^erobert, gaben sie endlich 1817, doch als einen offenen Ort, zurück.
Die Stadt ist. wie gewöhnlich in Indien, in eine weiße und eine schwarze
Die Stadt und das Gebiet von Carical, in Karnatik
.000 Einw.
Die Stadt hat
getheilt. —
Küste, an einem Arme des Caverh.
Weder Pondichery noch Carical haben einen Hafen. —
Auf der Küste Malabar endlich die Stadt Mähe, mit einem mittelmäßigen
Hafen und 6000, Einw., die sich vorzüglich mit dem Pfefferhandel beschäf-
tigen. Bon Chandernagur in Bengalen ist oben die Rede gewesen.
Die Dänen besaßen, seit 1620, die Stadt und das Gebiet von
Trankebar, auf der östlichen Küste. Die Stadt liegt zwischen zwei Armen
des Caverh und hat ein Fort, Dansburg; sie besitzt einen mittelmäßigen
000 Einw. und ist der Hauptsitz der dänischen Missionsanstalten.
Frederiksnagor, in Bengalen, seit 1755 dänisch,
ist oben erwähnt,
die Englischostindische
Jahre
diese
durch
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt]]
Extrahierte Personennamen: Hindustan Franciscus_Laverius Damao Cambay Fran
Viii. Tie Sahara.
341
Aegypten. Außerdem ziehen noch am Nordrande der Wüste Karavanen
aus Aegypten nach Fezzan, Tripoli u. s. w. Bei dieser Gelegenheit
wollen wir den wißbegierigen Leser auf ein Werk, das besonders zu em-
pfehlen ist, aufmerksam machen, wir meinen K. Andrees Geographie des
elthandels *). Andres schildert und beschreibt hier in gewohnter Weise
meisterhaft die Karavanen in Afrika, und zwar in den verschiedenen Gegen-
den Afrikas. Oft sind die Karavanen genöthigt, die Wüste des Nachts zu
durchziehen, immer aber werden die frühen Tagesstunden zum Wandern
gebraucht, Nachmittags und Abends wird geruht. Da der Sand so be-
weglich ist und es au allen festen Merkmalen des Weges fehlt, so können
sich die Karavanen nur nach den Gestirnen richten; sie benutzen auch die
Züge hungriger Geier, welche die Oasen wittern. Hier und da findet man
jetzt auch Steinpyramiden errichtet. Sie ziehen nicht in gerader Richtung,
sondern von einer Oase zur anderen, wo sie Wasser und etwas dürres
Laub für die Kameele zu finden hoffen; obgleich sie nun Wasser in Schläu-
chen bei sich führen, so geschieht es doch, daß diese, wenn der Samieli oder
Samum weht, schneller austrocknen oder sie an den Brunnen kein Wasser
finden und ganze Karavanen zu Grunde gehen. Außerdem haben sie noch
Gefahren zu bestehen von den Raubthieren am Rande der Wüste, mehr
aber von den räuberischen Nomaden, welche die Wüste als ihr Eigenthum
betrachten und jede Karavane, die nicht ihren Schutz erkauft hat, plündern.
Reisende beschreiben das Reisen in der eigentlichen Wüste so: „Man ver-
nimmt keinen Laut, als den trägen Ruf des Treibers; die Menschen haben
keine Kraft, weder zum Sprechen noch zum Singen und die vielen Fuß-
tritte geben keinen Wiederhall in der Sandwüste. Die Hitze und die schau-
kelnde Bewegung des Kameels bringen einen leichten Schwindel hervor
einen Wüstenrausch, den mau empfunden haben muß, um ihn zu begrei-
fen. "
In dem westlichen Theile der Sahara fehlt es so sehr an Steinen,
daß man die Brunnen mit Kameelknochen ausmauert. Trotz alledem be
wohnt der Mensch, dem, wie man weiß, kein Paradies der Erde zu genügen
pflegt, den Saum der Wüste. Er wohnt auf dem Sand, wäscht sich mit
Sand, rechnet im Sand, heilt durch Saud. Für einen Trunk Wasser
gäbe der Reisende gern Hunderte von Thalern. Die große Mäßigkeit der
Wüstenbewohner führt manche zu sehr hohem Alter. Freilich wissen die
Greise nicht, wie alt sie sind. — An Produkten ist die Sahara
nicht so arm, als man früher geglaubt hat. Die wichtigsten Pflanzen,
deren Früchte und Blätter Menschen und Thiere nähren, oder mit
deren Produkten Handel getrieben wird, sind: die Dattelpalme, die
Dumpalme, Acacien (die das rothe und weiße und das sogenannte ara-
bische Gummi geben), Sennescassien, Tamarinden, Lotusbäume, Colo-
quinten, Pistacien rc. Flechten überziehen die Oberfläche der nackten,
glühend heißen Felsen. — In den eigentlichen Wüsten fehlen sowohl die
Antilopenheerden wie die Löwen. Von Thieren findet mau: wilde Pferde
und Esel, Affen und Giraffen, Hasen und Füchse, Strauße, Heuschrecken
*) Verlag von Julius Maier in Stuttgart. Die genannte Firma verlegt
auch eine Monatsschrift unter dem Titel „Der Welthandel", welche wohl zu empfehlen,
aber nicht mit dem And re eschen Werke zu verwechseln ist.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Andrees Julius_Maier
Extrahierte Ortsnamen: Tripoli Afrika Afrikas Stuttgart