Patagonien.
129
Gegensätze. Im O. haben wir niedriges Prairieland ohne alle Bäume, mit
einem Hellen Himmel und starkem Wind; im W. steigen senkrecht aus dem
Meere hohe, mit immergrünen Buchen bewachsene Berge auf, welche je nach
der Jahreszeit Regengüsse oder Hagel und Schneesall bewirken. Von dem
westlichen Ende der Straße führt eine Passage 360 engl. Meilen weit zwischen
zahllosen Inseln nach Norden und endet im Golf von Penas. Es ist kaum
übertrieben, wenn man behauptet, daß der Regen dort niemals ganze 24
Stunden paufirt. Der Canal ist bedeutend enger als die Magellans-Straße
und hohe Berge schließen ihn beiderseits so ein, daß kaum je die Sonne in
seine Winkel dringt. Verzicht sich aber der Nebel einmal von den Bergkuppen,
so ist die Sonne wie über alle Beschreibung großartig.
Diese von Natur triste Passage hat eine große Bedeutung für den Handel,
denn sie gestattet den größten Dampfern, nordwärts nach mildern Breiten
zu gehen, ohne der See des Stillen Meeres die Stirne zu bieten und Val-
paraiso zu erreichen, ohne Schiff und Maschine einer Beschädigung auszusetzen,
wie sie die äußere Passage so leicht mit sich bringt. Seit 1836 hat in der
Schiffahrt am Südende Amerika's eine neue Aera begonnen. Sämmtliche
Kriegsschiffe und ein großer Theil der Kauffahrtei-Schiffe sind jetzt Dampfer
und für diese bietet die Magellans-Straße ungeheure Vortheile vor der stür-
mischen Fahrt um das Cap Horn. Viele nach dem Großen Ocean gehende
Schiffe sind jetzt 300 bis 400 Fuß lang und ziehen 25 oder 26 Fuß Wasser;
daher waren die vor 30 oder 40 Jahren gemachten Aufnahmen, die nur
Schiffe von 100 Fuß Länge und 14 oder 15 Fuß Tiefgang im Auge hatten,
nicht mehr zu brauchen. Jetzt gehen monatlich große Postdampser von Liver-
pool nach Valparaiso aus dieser Route, sie legen die Entfernung in 42 Tagen
zurück, brauchen also weniger Zeit als die Ucberland-Post über Panama.
Die P a t a g o n i e r kleiden sich gewöhnlich in lange Mäntel von Guanaco +) -
Fellen, die sie so viel größer erscheinen lassen, als sie wirklich sind. Die
Frauen sind ziemlich eben so groß. Die Patagonier beschränken sich aus-
schließlich auf den östlichen Theil der Straße, über die Chilenische Ansiede-
lung von Punta Arena gehen sie niemals wesentlich hinaus. Kähne besitzen
sie nicht und scheuen sich sehr ein Fahrzeug zu besteigen.
Wunderbar ist der Unterschied zwischen ihnen und den Eingebornen des
westlichen Berg- und Waldlandes, sogar denen des östlichen Theils der südlichen
Inseln, von welchen sie doch nur eine schmale Straße trennt. Dies sind die
Feuerländer, deren östliche Abtheilung schönere Körperbildung zeigt als ihre
westlichen Verwandten, wahrscheinlich wegen des reichlicheren Genusses von Guanaco-
Fleisch; aber beide Abtheilungen sind, ungleich den Patagoniern, falschen
Sinnes. Die westlichen Feuerländer erstrecken sich auch an den westlichen Canälen
hinauf und bewohnen beide Seiten der Straße. Sie unterscheiden sich fast
in jeder Hinsicht von den Patagoniern, denn meist sind sie klein, von un-
schöner Gestalt und häßlichem Gesicht; aber einen großen Vortheil haben sie
an ihrer Abneigung vor Wein und Spirituosen, wogegen jeder Patagonier
trinkt, so viel er bekommt.
Die neue Chilenische Ansiedelung in der Straße, zu Punta Arena,
zählt jetzt 800 Seelen und rings wachsen rasch Zeichen der Civilisation empor.
Da Kohlen in der Nähe entdeckt worden, so verspricht sie, bald eine Kohlen-
station für Dampfer zu werden und allen Verkehr von den Falkland-Jnseln *)
*) Guanaco's sind Schafkameele, von der Größe eines Esels.
Traut, Lehrb. d. Erdkunde.
9
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Guanaco
Extrahierte Ortsnamen: Patagonien Südende_Amerika's Valparaiso Panama
124
Die Staaten von Südamerika.
die Umgegend duftet von Orangenblüten; dieses Parfüm bildet einen scharfen
Gegensatz zu dem ätzenden, kratzenden und penetranten Gerüche und dem feinen,
gelben, ammoniacalischen Staube, welchen der Wind weit ins Meer hinaus-
trcibt und der den Schiffen ungemein lästig und widerwärtig ist. Schon
mehr als einmal haben achthundert bis eintausend Fahrzeuge bei diesen Inseln
gelegen, um Ladung einzunehmen.
In den Guanogegenden sind allemal Fische und Seevögcl in ungeheurer
Menge vorhanden. Die letztern gehen bei ihrem Fang und Fraß ganz metho-
disch zu Werke. Jeder Schwarm hat einen Anführer und richtet seinen Flug
derart ein, daß er einen weiten Kreis bildet und die Fische, welche in dicht-
gedrängten Massen ziehen, gleichsam eincirkelt. Dann beginnt der Fang.
Jeder Vogel sucht so viel als möglich zu verschlingen und alle überfüllen sich.
Wie aus Befehl fliegt dann der ganze Schwarm nach der nächsten Küste zurück,
an welcher er seinen bestimmten Verdauungsplatz hat. Viele Vögel geben
ganze Fische wieder von sich, andere sind so vollgefüllt, daß sie sich nicht von
der Stelle bewegen können; andere kommen auf den Inseln um und tragen
auf solche Weise dazu bei, den Guano noch kräftiger zu machen. Da die
Vögel tagtäglich dieselbe Ruhestelle besuchen, so wird die Schicht der Excre-
mente immer dicker und sie trocknet in der regenlosen Zone von Peru rasch
ein und die ainmoniakhaltigen Bestandtheile werden gebunden, vor der Ver-
flüchtigung bewahrt.
Der Abbau auf den Chincha-Jnseln wird in ähnlicher Weise betrieben,
wie der Abbau von Kohlen, Gips oder Steinsalz. Die Schichten reichen
bis zu einer Höhe von 60 bis 90" hinauf; die Arbeiter hauen Stufen in
den Guanoberg und haben als Werkzeug eine Spitzhacke. Der Guano fällt
unten hin, wo andere Arbeiter ihn mit Schaufeln auf zweirädcrige Karren
werfen; diese fährt man bis zu den Eisenbahnwagen, aus welchen dann der
Guano in die Schiffe übergeladen wird.
Es ist immer schwierig gewesen, die erforderliche Anzahl von Arbeitern
zu erhalten und zu behalten. Weiße Menschen können die Hitze, den scharfen
Geruch und die Anstrengung auf die Dauer nicht aushalten. Deshalb hat
man Indianer aus den heißen Gegenden Peru's und Bolivia's zu ver-
wenden gesucht; man hat aber nicht lange auf sie zu rechnen und sobald sie
können, ziehen sie wieder ab. Wahrscheinlich wäre die Guanoförderung ohne
die Chinesen mehr als einmal zum Stillstand gekommen. Auf den Chincha-
Jnseln sind gerade die Chinesen zu Hunderten in den Huaneras, den Guano-
lagern, thätig, und cs wird ihnen das beste Zeugniß der Arbeitsthätigkeit,
Nüchternheit und Geduld gegeben; sie sind immer heiter und niemals grob
und tragen sehr wesentlich zur Ausbreitung der Civilisation bei.
Die Regierung von Peru hat den Guano an eine englische Compagnie
verpachtet und nach und nach ungeheure Summen aus ihrem Monopol heraus-
geschlagen. Man kann buchstäblich sagen, daß die ganze Finanzwirthschast
jener Republik auf dem Vogeldünger beruhete. (Nach dem' „Globus.")
V. Der ckreisiaat ißosüria (D6er-Peru).
1. Bolivia, zu Ehren des Generals Bolivar so genannt, hat
25,200 Q.-M. und l,987,500 Einw., und ist eins der höchsten Länder
der Erde, mit fruchtbaren und schönen Ebenen.
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Personennamen: Bolivia
Extrahierte Ortsnamen: Südamerika Peru Guanoberg Peru
82
Ost - und Jnnerasten.
hincmzichen. Die Nahrung besteht aus Fleisch vom Grunzochsen (Yak),
Gerstenkuchen, Buttermilch und Thee mit Butter. Der Obmann der Gold-
gräber wohnte in einem aus Uakhaar verfertigten Zelte, das etwa 25' im
Durchmesser und eine Vertiefung von 8 ' unter der Oberfläche hatte. Er
schien auch die Verrichtungen eines Priesters (Lama) auszuüben; er saß neben
einem Kasten, aus welchem sich Schreibmaterial befand, neben zwei hölzernen
Schalen; in der einen war Thee, in der andern Tschong d. i. Brantwein.
Im Tibetanischen heißt Gold S a r; der Goldcommissär, welcher die Aus-
sicht führt, wird als S arpón bezeichnet und hat einen Unterbeamten zur
Seite. Jedermann, der jährlich zwei Fünftel einer Goldmünze als Abgabe
zahlt, darf graben. Die „Diggers" stammen zumeist aus der Gegend von
Schigatze in der Provinz Tschong (Chung, wie die Engländer schreiben).
Die Unze Gold galt etwas weniger als 3 Pfund Sterling. An Ort und
Stelle arbeiteten zwei Goldschmiede. Im August 1867 sah der Pandit „eine
große Grube von 10 bis 200 Schritte breit, 25 Fuß tief und etwa 1 Meile
lang". Man ging aus Stufen hinunter und arbeitete theils mit einem lang-
stieligen Spaten, theils mit einer eisernen Hacke. Das Eisen kommt nament-
lich aus Ladakh; beschädigte Werkzeuge werden sofort von Eisenschmieden aus-
gebessert, deren mehrere vorhanden sind. Durch die Grube fließt ein Bach,
welcher den Boden in einen Morast verwandelt; er ist abgedämmt worden und
fließt über eine Böschung hinab, die man mit Tuch belegt hat. Aus diesem
bleibt das Gold hasten. Uebrigens sind viele Diggings verlassen worden,
weil die Arbeit nicht mehr lohnte. (Nach dem „Globus.")
Vi. Die Halbinsel Riorea.
1. Die Halbinsel Korea erstreckt sich von der Mandschurei nach
Süden zu, westlich vom Gelben, östlich vom Japanischen Meere bespült,
und bildet ein Plateau mit thurmhohen Steilküsten im Osten. Das
Land hat ein für seine Lage (zwischen lat. 34 bis 43°) rauhes Klima;
es bringt Weizen, Gerste, Tabak, Baumwolle, Obstarten, auch Südfrüchte
hervor. Der Thee ist hier nur wenig im Gebrauch.
2. Die Bewohner (Koreaner) sind ein Gemisch von Mandschu und
Chinesen, ein fleißiges Volk, im Ackerbau wohlerfahren und in manchen
Gewerben Vorzügliches leistend. Sie stehen unter einem Erbkönig, der
außer an den Kaiser von China auch an den Herrscher von Japan einen
Tribut zahlt. Katholische Missionäre arbeiten unter ihnen.
3. Die Halbinsel besteht aus 8 Provinzen mit 160 Städten.
.Hang-jang oder Kieng-kei-to, Hauptstadt Korea's und Residenz
des Königs, im mittleren Theile der Halbinsel, mit einer königlichen
Bibliothek. Tschosnn, Hasenort an der Südostküste.
Im Süden der Halbinsel die gul angebaute Insel Ouelpart mit
der Stadt Mvggan, mit ungastfreundlichen Einwohnern.
Die Lieukhieu-Onsetn
bestehen aus zwei Inselgruppen; die nleisten dieser Inseln sind von Kalk-
selsen und Korallenriffen umgeben, doch haben sie gute Landungsplätze.
Bei dem milden Klima trägt ver Boden Reis, Thee, Zuckerrohr, Pfeffer,
Baumwolle, Tabak und Firnißbäume.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien]]
Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Ladakh Riorea Korea China Japan
162
Die Vereinigten Staaten.
ist schon am 10. Mai die Vereinigung beim Großen Salzsee erfolgt und da-
mit der erste Theil des großen Eisenbahnunternehmcns vollendet, — der erste
Theil, mehr nicht.
Diese Bahn hat sehr bedeutende Steigungen; von ihren 1657 Meilen
sind 1100 Meilen über 4000 Fuß hoch und mehr als 500 Meilen sind
7500 Fuß über dem Meere. In der Breite, die sie durchschneidet, ist der
Schncefall sehr groß, oft 20 Fuß tief. Im März 1869 war die Bahn
10 Tage durch Schnee versperrt, trotz der großartigen Schncedächer zu ihrem
Schutz. Außerdem besitzt sie nur ein Gleis, und so ist es außer Zweifel,
daß sie den bestehenden und sich stets mehrenden Bedürfnissen nicht genügen
kann. In der That haben beide Gesellschaften schon Routen vermessen lassen,
auf denen sie ihre respective Bahn fortsetzen wollen, so daß wir also in der-
selben geographischen Breite zwei Bahnen erhalten würden. Nun treffen aber
zwei andere Compagnien ernsthaft Anstalten, im Norden und Süden der
gegenwärtigen Bahn Concurrenz-Bahnen nach dem Stillen Meer zu bauen.
Die nördliche dieser Bahnen soll vom Obern See nach dem obern Missouri
und von da durch die Gebirge nach Puget Sound geleitet werden. Merk-
würdiger Weise steht es fest, daß diese so viel nördlichere Bahn viel weniger
vom Schnee zu leiden haben wird als die jetzt vollendete mittlere. Die Com-
pagnie beabsichtigt, den Bau dieser Bahn im Frühjahr 1870 zu beginnen.
Die südliche Bahn soll in der Hauptsache dem 35. Parallel entlang gehen.
Bis an die Westgrenze von Kansas ist eine Bahn gebaut, diese soll nack
Albuquerque in Neu-Mexico, sodann durch diesen Staat und Arizona nach
dem südlichen Californien geleitet werden. Von San Franciscio aus wird
schon stark an der kalifornischen Südbahn gearbeitet. Diese südliche Bahn
wird gar nicht von Schnee belästigt werden und gleich der nördlichen viel
niedrigere Pässe überschreiten als die mittlere.
Außer diesen großen Bahnen sind eine ganze Anzahl Zweigbahnen pro-
jectirt, um wichtige Minencentra mit den Hauptbahnen zu verbinden. Ich
nenne hier nur die Bahn von Cheyenne und Denver City, ferner die nach
den Washoe- Minen und ferner die nach den White Pine Minen. Da diese
letztern jetzt die allgemeine Aufmerksamkeit erregen, so seien ein paar Worte
über sie gesagt. Der District liegt in einer bisher ganz unbekannten und
unbewohnten Gegend im südöstlichen Nevada. Dort entdeckte ein Deutscher,
Namens Eb'erhardt, im Jahre 1868 eine äußerst reiche Silbermine. Rings
um diese Mine sind eine große Anzahl anderer Minen schon entdeckt und stets
nimmt ihre Zahl zu. Anfang April 1869 waren 15,000 Menschen dort
versammelt. Gegenwärtig werden in San Francisco große Wasserwerke gebaut,
welche diesen District mit Trinkwaffer versehen sollen.
Dies also ist der gegenwärtige Stand der Eisenbahnen nach dem Stillen
Meer. Man fährt jetzt von New - Uork nach San Francisco in sehr bequemen
Wagen innerhalb 7 Tage. Welcher Unterschied zwischen den 180 Tagen der
frühern Zeit und den 7 Tagen der Gegenwart! Die Bedeutung der Bahn
kann gewiß nicht überschätzt werden, aber es wird sich doch Herausstellen, daß
die gewöhnliche Annahme ihrer Wirkung nicht ganz richtig ist. Man nimmt
allgemein an, die Pacific-Bahnen würden einen großen Güterverkehr zwilchen
der Küste des Atlantischen und Stillen Meeres und damit auch zwischen
Europa und Asien vermitteln. Dies ist jedoch ein Irrthum. Der Eijenbahn-
tarif ist so hoch und muß nothwendigerweise so hoch sein, daß er sogar nicht
für die theuersten Frachtgüter, Seide und Thee, in Anwendung kommen kann.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Ortsnamen: Obern_See Albuquerque Neu-Mexico Arizona Californien Denver Nevada San_Francisco San_Francisco Europa Asien
504
E. Amerika.
nesota von dem des Staates
Zusammenstellung geht hervor, daß das Klima von Min
Dork schon bedeutend, noch mehr
Mittel-Deutschland abweicht
Wenn wir vorhin die günstigen hydrographischen Verhältnisse hervor
hoben, so ist zu berücksichtigen, daß das lange Gesrorensein der Flüsse
Folge
Schiffscommunication doch nicht
so günstig ist. Das Klima ist im Ganzen dem des mittleren Rußlands
gleich, also nach deutschen Begriffen sehr kalt im Winter und sehr heiß im
Sommer,
etwa 25c
Mississip
auf dem
hier best
Einw.
begriffen
Der Staat umfaßt einen Flächenraum
>000 Einw. Die bedeutendsten Städte sind:
Ihm
P
000 Einw., bis zu dieser Stadt gehen die Dampfschiffe
Mississippi. St. Anthony und Minneapolis, mit 7000
4000
Schulwesen in diesem Staate ist in erfreulichem Aufschwung
(1868) 129,203.
35. Nebr«
Im O. grenzt er
Schulbezirke, die Zahl
Schüler betrug
schneller Entwickelung begriffener
Missouri
hier die
Grenze; im S. an Kansas, im N. au Dakota und im W. an Colorado
Wyoming
Flächen
raum von 3574,4 □$?., auf welchem 100,000 Menschen wohnen. Das
Land wird von Westen nach Osten von dem Platte River durchströmt.
ist. der Staat wird von O. nach W. von
Was aber unendlich wichtiger
der Pacific-Eisenbahn durchschnitten. Omaha am Missouri, wohl jetzt
schon als Stationsort der Eisenbahn die nichtigste Stadt, ist in so schnellem
Wachsthum begriffeu, daß eine Angabe der Einwohnerzahl schwer
ist. Die Städte und Ortschaften schießen
in den Vereinigten
Dampskrast
gkeit empor, daß es fast schiene, a
und so ist es in der That, mit
Bahn wachsen gleichzeitig große
Zeitungen
P
City
der Pacific-
wie Lincoln, Fre-
h drucken schon ihre
Vi. Die Pacifischen Staaten.
36.
begriff
Halbinsel
n. Br. und vom Großen Ocean bis zu dem Felsengebirge. Wir wollen hier
zunächst den Staat Californien betrachten. Das Land aebörte bis 1846
Mex
Zwist unter den Parteien
benutzt. Fremont stellte
en sich schon
345 auf eine:
is geschickt wo
von den schl
Erforschungsreise
c>en. Ein innerer
sich an die Spitze der Amerikaner im Sacramento-
Thale, schlug die Mexicaner lind erklärte am 6. Juli 1846 in Sonoma
die Unabhängigkeit Calif or ni ens von Mexico. Inzwischen brach der
Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und Mexico factisch aus. , Die
nach
hatten, uni ihr
r . Kj
mit einer kleinen
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Vi. Westindien.
541
Taback, Kaffee (über 120 Millionen Pfund jährlich), Baumwolle, Indigo,
Cacao, Myrtus Pimenta, ein Baum, dessen unreife Früchte das sogenannte
englische Gewürz liefern; der Zucker ist ein Hauptgegenstand des Anbaues
und Handels. Die Wichtigkeit des letzteren, da das jährliche Erzeugniß
auf 9 Millionen Centner berechnet wird, erfordert, daß wir einen Augen-
blick dabei verweilen. Der Zucker wird aus dem Safte einer unserem
Schilfrohr sehr ähnlichen Pflanze, dem Zuckerrohr gewonnen. Man legt
Schnittlinge dieses Rohrs, von etwa 15 Zoll Länge, in Löcher, welche man
reihenweise in einen wohl zubereiteten, und von allem Unkraut gereinigten
Boden gemacht hat. Nach 8 bis 14 Tagen zeigen sich die jungen Triebe,
brauchen aber 14—18 Monate, um zur vollkommenen Reife zu gelangen,
wo sie dann gewöhnlich eine Höhe von 12', zuweilen von 20' erreichen.
Sie treiben wie unser Schilfrohr einen Blüthenbüschel an ihrer Spitze;
dieser wird zuerst abgeschnitten und dient allen Hausthieren zum Futter, das
Rohr selbst wird dann wo möglich mit einem Schnitte abgeschnitten, von
den Blättern gereinigt und bündelweise zur Mühle gebracht. Diese, vom
Wasser, sonst häufiger von Pferden oder Ochsen, jetzt oft durch Dampf-
maschinen in Bewegung gesetzt, besteht ans drei starken eisernen, senkrecht
stehenden Walzen, zwischen welchen das Rohr zweimal ausgepreßt wird.
Daß ausgepreßte Rohr ist fast das einzige Feuerungsmaterial bei der Sie-
dung des Zuckers. Der Saft wird unterhalb der Walzen aufgefangen und
sogleich in große Kessel zum ersten Sieden und Abschäumen gebracht, wo-
bei man etwas gestoßenen Kalk zusetzt, um die Flüssigkeit zu läutern. Nach-
dem sie in anderen Gefäßen noch 2—3 Mal gesotten und gereinigt wor-
den, kommt sie in Fässer mit durchlöchertem Boden, worin ein Theil der
Flüssigkeit krystalllsirt und die Mnscovade oder den Rohzucker giebt, der
stllssigere, schlechtere, die Melasse, abläuft, woraus durch Destillation der
Rum gewonnen wird. Eine wohl angelegte Zuckerplantage braucht erst
nach 20 Jahren wieder neu gepflanzt zu werden; allein der Ertrag ist
doch nicht so bedeutend, als man glauben sollte, denn theils ist das Zucker-
rohr zahlreichen Feinden, wozu vorzüglich Ratten und Ameisen gehören,
ausgesetzt; theils fordert der Anbau viele Hände und die Arbeit in der Ernte
und in der Mühle ist höchst anstrengend und selbst lebensgefährlich; theils
endlich erfordert eine solche Anlage große Gebäude und Maschinen, und ist,
da das Zuckerrohr leicht Feuer fängt, häufigen Gefahren ausgesetzt. Seit
den letzten 40 Jahren hat man angefangen, statt des bisher gewöhnlichen
Zuckerrohrs das viel saftreichere und ergiebigere von Tahiti anzupflanzen.
Der Metallreichthum Westindiens ist jetzt nur unbedeutend. Nur auf
den größeren Inseln findet man noch etwas Gold in den Flüssen. Silber,
Quecksilber, Kupfer, Zinn, Blei und Eisen sind zwar vorhanden, doch nicht
in solcher Menge, um einen bedeutenden Bergbau zu begründen. Salz
wird viel, theils aus dem Meere, theils aus Salzseen gewonnen.
Cinwohner.
#
Die Zahl derselben auf allen Inseln mag nahe an 3'/2 Millionen be-
tragen, was die stärkste Bevölkerung ist, welche Amerika auf irgend einem
Xv. Die La Plata-Staaten.
629
sich mit ihren Familien und Knechten in Hütten, Rauchos, auf, haben
keine andere Nahrung als das Fleisch der Heerden, und verrichten
Geschäfte, selbst das Fischen und Wasserschöpfen, zu Pferde; ja sie hören
die Messe, vor den Kirchthüren zu Pferde haltend. Alle übrige Zeit brin-
gen sie mit Essen, Trinken und Schlafen zu. Zum Einsangen der wilden
und halbwilden Thiere bedienen sie sich zweier Vorrichtungen, die sie
unglaublicher Geschicklichkeit zu üben wissen, entweder der Bola oder des
Lazo. Die Bola (Kugel) ist doppelter Art: entweder ist es nur eine an
einem langen Riemen befestigte Kugel, welche der Reiter so wirft, daß sie
sich um die Füße des Thieres schlingt und es niederreißt, oder es sind
auch wohl drei, durch Riemen in einem Mittelpuntt vereinigte Kugeln,
welche ebenso geworfen werden und die nämliche Wirkung thun. Der
Lazo (lasso) (Schlinge) ist ein sehr langer Riemen vom stärksten Leder,
dessen eines Ende an einem Gurt des Sattels festgemacht ist; das andere
Ende bildet eine offene Schlinge, welche der Reiter, wenn er dem zu fan-
genden Thiere nahe ist, erst um den Kopf schwenkt
dann meist in
vollem Galopp mit so erstaunenswürdiger Sicherheit zu werfen versteht,
daß er jeden beliebigen Theil des Thieres, Hörner, Hals, Vorder- oder
Hinterfüße damit einsängt. So wie dies geschehen, hält er sein Pferd an,
das Thier rennt fort, bis der Riemen dadurch angezogen und die Schlinge
festgezogen ist, wobei das Thier einen so fürchterlichen Ruck erhält, daß
zu Boden stürzt, aber auch das die Gefahr schon kennende und sich mit
aller Kraft stemmende Pferd des Reiters oft mehrere Schritte weit fort-
reißt. Gilt es Pferde einzufangen, die man nicht beschädigen will, so ist
die Anwendung der Schlinge noch weit schwieriger und verfehlt doch selten
ihre Absicht. Von dem eingefangenen Rindvieh wurden in früherer Zeit
nur die Haut, die Hörner und der Talg geschätzt. Das Fleisch war
Nebensache und blieb meist den Raubthieren zur Beute, die sich deshalb
ausnehmend vermehrt haben, was einen unglaublichen Verlust an jungen
Thieren zur Folge gehabt. In lange Streifen geschnitten und getrocknet,
wo es dann Oliar^ne (tscharke) heißt, wird das Fleisch als gewöhnlicher
Proviant auf Reisen benutzt.
hat man großartige Etablissements,
sogenannte „Saladeros" Schlachtereien und Pökel-Anstalten gegründet.
daß man nun
Fleisch verwerthet.
manchen holzarmen
Gegenden bedient man sich der Thierknochen und des Talges zur Feuerung.
Es werden jährlich, obgleich die Production seit 60 Jahren etwas gesunken
ist, gegen 1 Million Häute ausgeführt. Im Jahre 1837 hatte die Aus-
fuhr an Rinderhäuten einen Werth von 5 */2, die an Hörnern über
Million Thalern. Auch in neuester Zeit bilden die Products der Viehzucht
bei weitem
Hauptartikel
Ausfuhr.
Jahre 1864 wurden
ausgeführt: Ochsenhäute 1,820,176, Pferdehäute 187,329
Unglück für das Land ist, daß auch die Hunde sich im wilden Zustande
unglaublich vermehrt haben und den Heerden sehr gefährlich geworden
sind. — In einigen mittleren Provinzen wird auch bedeutende Maulthier-
zucht getrieben und bedeutende Heerden nach den Gebirgsgegenden von
Peru ausgeführt. — Unter den wilden Thieren sind u. a. die Chin-
chillas wegen ihres schönen Pelzwerkes und die Rebhühner in! den Pam-
pas bemerkenswerth. — Die Industrie beschränkt sich fast ans die Verser-
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
64
B. Asien.
sehr bedeutenden Zoll für jeden Besuch von den Fremden, welche die Kirchen
besehen wollen; daher manche Reisende mehrere Tage im Innern verweilt
haben und von den darin wohnenden Mönchen sich haben beköstigen lassen,
welchen übrigens selbst die Lebensmittel nur durch Löcher in den verschlossenen
Thüren gereicht werden. Aus dieser Kirche steigt man einige Stufen zu
einer zweiten empor, welche angeblich auf dem Calvarienberge liegt, und
wo die Löcher, in welchen die drei Kreuze gestanden haben sollen, gezeigt
werden; noch weiter östlich befindet sich eine dritte Kirche in dem Hügel
selbst, wo man zur Zeit, als die Kaiserin Helena in Jerusalem war, im
Anfange des 4. Jahrh., das wahre Kreuz will gefunden haben. Schon
diese kurze Darstellung reicht hin, die Aechtheit aller dieser heilig gehaltenen
Oerter sehr verdächtig zu machen, die doch wohl unmöglich nur so wenige
Schritte von einander dürften gesucht werden und aus jeden Fall im Mittel-
puntte der alten Stadt müßten gelegen haben, während alle Berichte der
Evangelisten deutlich angeben, daß der Ort der Kreuzigung und das Grab
außerhalb der Stadt gelegen. Neuere Reisende haben nur mit dem tiefsten
Unwillen die frevelhaften Gaukeleien, womit die Unwissenden am heiligen
rabe getäuscht werden (wenn z. B. im Osterfeste alle Lampen am Grabe
gelöscht werden und die Priester vorgeben, daß ein wunderbares Feuer vom
Himmel sie wieder anzünde), und die ärgerlichen alle Vorstellung über-
steigenden Zänkereien, ja Balgereien der verschiedenen Parteien am Grabe
selbst betrachten können; dies Alles, verbunden mit den dabei mit Peitschen
die Ordnung nothdürftig erhaltenden Türken zeigt den unendlich tiefen Ver-
fall des Christenthums im Orient und ist wohl mehr geeignet, Ekel, als
Andacht einzuflößen. Die Zahl der Pilger, welche das heilige Grab besuchen,
ist in neueren Zeiten gesunken, auch sind die Abgaben, welche vom Eintritt in
das gelobte Land und bei den vielen Punkten der frommen Wallfahrt an
die Türken bezahlt werden müssen, sowie die sogenannten freiwilligen Geschenke
an die Mönche, so bedeutend, daß nur Wohlhabende einen solchen Aufwand
bestreiten können. Reicher und bedeutender, als die der Katholiken, sind
die Kirchen, Klöster und Hospicien der Griechen und Armenier; das Kloster
der Letzteren auf dem Berge Zion besonders soll an 1000 Zimmer entt
halten und ihre Kirche die schönste in der Stadt sein. Von den übrigen soge-
nannten Heiligthümern, welche die Pilger vorschriftsmäßig besuchen, als das
Haus des Pilatus, die Wohnung des Herodes, die verschiedenen Puntte,
welche die Leidensgeschichte des Herrn bezeichnen sollen, welche alle nur
Trümmerhaufen von unbezweifelter Unächtheit sind, enthalten wir uns billig
zu reden. — Unter den muhammedanischen Gebäuden ist nur eins von
Wichtigkeit, die prächtige Moschee, welche der Chalis Abdu'-l-mälik 686
erbauen ließ und welche von seinen Nachfolgern noch bedeutend vergrößert
ward. Auf einem 550' langen und 450' breiten^ mit schönen Cypressen
und anderen Bäumen besetzten Platze, Haramel Scherif genannt, stehen
zwei Hauptgebäude, die prächtige Salomons-Moschee oder Kubbet es
Sakara h; sie bildet ein regelmäßiges Achteck, im Innern stehen nicht weit
von den Wänden 24 Säulen, und mehr nach t er Mitte zu 16 andere,
durch ein eisernes Gitter verbundene, die Kuppel tragende Säulen, welche
einen runden Raum einschließen, in dessen Mitte, gerade unter dem Thürmchen,
welches die Kuppel krönt und durch welches Licht in das Gebäude fällt,
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I. Asiatische Türkei. 4. Syrien.
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ein weißer Stein von unregelmäßiger Gestalt liegt, auf welchem man eine
Fußspur Muhammeds sehen will. In geringer Entfernung auf demselben
Platze steht ein Bethaus, El-Aksa genannt, ebenfalls mit einer Kuppel,
welche auf vielen Marmorsäulen ruht. Kein Jude und kein Christ darf
bei Todesstrafe diesen heiligen Bezirk betreten. Das Ganze liegt im süd-
östlichen Theile der Stadt, am Rande der Abgründe, auf dem nämlichen
Platze, welchen einst der Tempel einnahm, und wird eben deshalb von den
Muhammedanern (nächst Mekka und Medina) für den dritten ihrer heiligen
Oerter gehalten. Der Padischah in Constantinopel hat dem jetzigen Kaiser
der Franzosen die St. Annakirche zum Geschenk gemacht. Rach der Tra-
dition wohnte an ihrer Stelle die heilige Anna, die Mutter der Maria. —
Außerhalb der Stadt bemerken wir im südlichen Thäte die Quelle S i l o a h,
welche dem Kidron zufließt; sie erhält ihr Wasser durch einen unterirdischen
Canal aus der etwas nördlicher gelegenen sogenannten Marienquelle. Im
östlichen Thäte, welches einen Theil des Jahres hindurch vom Kidron
bewässert wird, befinden sich auch viele Gräber aus verschiedenen Zeiten,
unter anderen ganz nördlich eins, welches für das der Jungfrau Maria, jedoch
ohne allen Grund, ausgegeben wird. Roch jetzt begraben hier die Juden aus
der Stadt ihre Todten; hier will man auch noch die Stelle des Gartens
von Gethsemane finden: einige sehr alte Oelbäume in einer Befriedigung
sollen den Platz bezeichnen. Der Oelberg, welcher dieses Thal östlich
begrenzt, ist jetzt fast ganz ohne Anbau; doch sieht man noch einige Obst-
bäume daraus; dieser Berg ist der höchste in der nächsten Umgegend und
von ihm überschaut man die ganze Stadt; auf seinem Gipfel, an der Stelle,
von wo man meinte, daß der Herr gen Himmel gefahren, sieht man die
Ruinen einer von der Kaiserin Helena erbauten Kirche und eine kleine
Moschee. Nördlich, eine kleine halbe Stunde von der Stadt, befinden sich
ebenfalls mehrere schöne Gräber, wie alle übrigen in Felsen gehauen und
zum Theil noch mit steinernen Thüren versehen; man giebt sie fälschlich
für die Gräber der Könige aus. — Die Bevölkerung von Jerusalem beträgt
etwa 25,000 Seelen; darunter 9000 Christen und 4000 Juden; sie nährten
sich bisher großentheils von Anfertigung von Rosenkränzen, Crucifixen,
Reliquienkästen und anderen dergleichen von den Pilgern gesuchten Dingen.
Die Juden, in einige schmutzige Straßen im südlichen Theile der Stadt
zwischen dem Moriah und dem Sion eingeschlossen, sind hier überaus
elend und arm. Seit 1841 ist hier von England und Preußen ein evan-
gelisches Bisthum errichtet worden. — Die ganze Umgegend von Jerusalem
ist der Unsicherheit wegen verlassen und öde und eine eigentliche Felsenwüste
geworden.
2 St. südöstlich von Jerusalem liegt in einer fruchtbaren und lieblichen
Gegend, zwischen Bergen und Thälern, der kleine Ort Bethlehem, 2450"
hoch, mit 3000 Einw. In der sehr schönen, aber sehr verfallenen Marien-
kirche, welche die Kaiserin Helena erbaut, zeigt man eine enge Höhle, in
welcher angeblich der Heiland geboren sein soll. Um die Kirche liegen drei
Klöster, der Katholiken, Griechen und Armenier, welche sich hier wie in
Jerusalem um den Besitz der Kirche und des Heiligthums streiten. In
der Nähe befindet sich ein anderes Kloster mit einer Johannes dem Täufer
geweihten Kirche, welche angeblich an der Stelle steht, wo er geboren.
Blanc's Handbuch Ni. 8te Aufl.
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Extrahierte Personennamen: Muhammeds Maria Maria Maria Helena Helena Johannes
Extrahierte Ortsnamen: Syrien Mekka Medina Constantinopel Maria Gethsemane Oelberg Jerusalem Moriah England Jerusalem Jerusalem Bethlehem Jerusalem Heiligthums
Vi. Ostindien. 1. Hindustan.
125
oder mehrere Tempel; das Innere ist mit Basreliefs bedeckt und mit Tau-
senden von Götterbildern angefüllt. Selbst die Brahminen wissen nicht
anzugeben, wann diese Wunder gemacht worden. Europäer, die sie ge
sehen, glaubten, daß Tausende von Jahren zu ihrer Anferttgung gehört
hätten. Die Höhlentempel von Elephantina und Salsette unweit Bombay
sind ähnlich, nur nicht von solchem Umfange. Noch anderer Art ist end-
lich ein mehrere Meilen langes Granitvorgebirge im S. von Madras,
welches ganz zu Grotten, Tempeln, Sälen, Herbergen ausgehauen ist.
Die Schiffer nennen es die sieben Pagoden, wovon indeß die meisten jetzt
unter Wasser stehen; bei den Eingeborenen heißen diese Bauwerke Mavali-
puram. — Der Cultus in den Pagoden wird von den Priestern, welche
allezeit Brahminen sind, verrichtet; sie haben eigene, völlig steuerfreie Län-
dereien und außerdem noch bedeutende Einkünfte von den Opfern und Ge-
schenken der Andächtigen. Der tägliche Cultus besteht darin, daß die
ötterbilder gebadet, gewaschen, gesalbt und bekleidet werden, während vor
den Bildern Lampen brennen, worauf Weihrauch verdunstet, und die Baja
deren unter feierlicher Musik ihre Tänze aufführen; auch werden den Göt-
tern die Opfer des Volks, welche in Lebensmitteln, Blumen, Früchten
u. s. w. bestehen, dargebracht. Bei manchen sehr feierlichen Gelegenheiten
werden sogar gegen die gewöhnliche Sitte Thiere geopfert und verbrannt;
ja es ist gewiß, daß wenigstens ehemals auch Menschenopfer, besonders von
Kindern, stattgefunden haben. Außer dem täglichen Gottesdienst giebt es
noch viele Feste, wovon einige mehrere Tage dauern und die den mancherlei
Gottheiten zu Ehren gefeiert werden. Eins der berühmtesten ist das
Wagenfest oder Tirunal. Es dauert 10 Tage und zieht, wenn es bei
einer berühmten Pagode gefeiert wird, eine unendliche Menge von Pilgern
herbei. In den ersten Tagen werden viele Processionen in und außer dem
Tempel angestellt, wobei das Götzenbild dem Volke gezeigt wird. Am
letzten wird das Bild auf einen ungeheuer hohen und starken Wagen ge-
setzt, an welchem oft mehrere tausend Menschen ziehen, und nicht selten
stürzen sich wahnsinnige Schwärmer unter die Räder, um schnell und sicher
in Brahmas Himmel zu kommen. Für das Volk selbst giebt es eine Un-
zahl von kleinlichen Religionsvorschriften, die vorzüglich in vielen Abwa-
schungen, Opfern, Fasten und Gebeten bestehen. Sünden werden durch
Abwaschungen, Fasten und Opfern, zuweilen auch durch beschwerliche Pil-
gerfahrten gebüßt; bei den für heilig gehaltenen höheren Classen der Brah-
minen steigen die für verdienstlich geachteten Selbstpeinigungen bis znm
unbegreiflichsten Wahnsinn. Einige verbleiben Jahre lang in den unbe-
quemsten Stellungen, ohne je ihren Platz zu verändern, so daß sie den
Gebrauch ihrer Glieder verlieren; andere ziehen sich in Höhlen zurück, wo
sie von dem Volke genährt werden; andere liegen Jahre lang aus Brettern,
aus welchen spitze Nägel hervorragen; noch andere zerfleischen und zer-
fetzen sich den ganzen Körper oder lassen sich an eisernen Haken, die ihnen
durchs Fleisch des Rückens getrieben werden, in die Höhe ziehen und in
der Luft im Kreise umherdrehen. An Schulen fehlt es zwar nicht, sowohl
solchen, in welchen nur Lesen und Schreiben, als auch solchen, worin Ge
schichte, Astronomie, Philosophie und Theologie gelehrt wird, letztere nur
für Brahminen; aber bei einem großen Theile des Volks zeigt sich
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Extrahierte Personennamen: Hindustan
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Elephantina Bombay Madras Brahmas