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Lebensregel, welche von einem berühmten und hervorragenden Abte aufgestellt worden war. Diejenigen, welche nach der Regel des heiligen Benedict lebten, hießen Benedictinermönche; die, welche sich nach den Borschriften des heiligen Bernhard richteten, nannten sich Bernhardinermönche. Benedictiner undbernhardiner waren die beiden wichtig st enmönchsordenindensrüherenjahrhunderte n. — Alle Mönche aber, mochten sie nun einem Orden angehören, welchem sie wollten, verpflichteten sich zu einem Leben in Armuth und Keuschheit und zu blindem, d. H. unbedingtem Gehorsam gegenüber ihren Oberen.
3. Anfangs haben dieklö st er segensreichgewirkt. Kranke und Arme wurden in ihnen verpflegt; Pilger und Wanderer fanden bei den Mönchen gastliche Aufnahme, und das war um so willkommener, je mehr es zu jener Zeit an eigentlichen Gasthäusern noch fehlte. Mit den Klöstern waren Schulen verbunden, in denen die Mönche für Erziehung und Unterricht sorgten. Freilich Volksschulen im heutigen Sinne waren diese Klosterschulen nicht; sie standen nicht der gesammten Jugend offen, sondern hauptsächlich nur denen, welche Mönche und Geistliche werden wollten; aber dennoch haben sie in jenen Zeiten großen Segen gestiftet. — Neben dem Gebet und den gottesdienstlichen Uebungen widmeten die Klosterbewohner ihre Zeit und Kraft auch dem Anbau des umliegenden Landes; sie machten die Gegend um ^das Kloster herum urbar, schufen Wälder und Haiden in blühendes Ackerland um und gaben damit auch andern ein gutes Beispiel. — Und in jenen rauhen Zeiten, in denen die Ritter und selbst die Bewohner der Städte das Schwert nur selten aus der Hand legten oder legen dursten, da waren es wiederum die Mönche, welche in ihrer stillen Zelle Ruhe und Zeit genug fanden, um auch die Wissenschaft zu pflegen. Mit staunens-werthem Fleiße sorgten sie namentlich für Vervielfältigung der Bücher durch kunstvolles Abschreiben, denn die Buchdruckerkunst kannte man damals noch nicht; auch haben sie selbst alles aufgeschrieben, was zu ihren Zeiten geschehen ist und wie es damals in unserm Vaterlande aussah, so daß wir uns nun leicht mit unserem Geiste in jene Jahrhunderte zurückversetzen können.
4. In der späteren Zeit wuchs die Zahl der Klöster ungeheuer. Eine Menge arbeitskräftiger Leute, die der Welt gar wohl hätten nützen können, entzogen sich ihr und verbrachten ihr Leben in trägem Nichtsthun. — Durch die Freigebigkeit der Fürsten und durch Schenkungen frommer Männer und Frauen, die sich dadurch ein besonderes Verdienst erwerben wollten, gelangten die Klöster allmählich zu großem Reichthum. Am günstigsten war dazu die Zeit der Kreuzzüge. Die Adligen, welche die Kosten zum Zuge nach dem fernen Lande nicht zusammen bringen konnten, verkauften ihre Güter wohlfeil an ein Kloster oder liehen von ihm Geld auf dieselben. Kehrten sie nicht wieder zurück oder konnten sie nach ihrer Rückkehr die Schuld nicht abtragen, so blieb das Gut in den Händen des Klosters. Freilich gehörte zu den Klostergelübden auch das der Armuth, allein man hals sich auf bequeme Weise darüber hinweg,
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hauchte, ein Denkmal. Das schönste Gedächtniß aber hat man ihm durch den Gustav-Adolf-Verein errichtet. Wie der schwedische König seinen bedrängten Glaubensgenossen in Deutschland zu Hilse eilte, so will jener Verein die evangelischen Gemeinden, welche in katholischen Ländern leben, unterstützen, ihnen Kirchen und Schulen bauen und Geistliche und Lehrer anstellen, damit sie der protestantischen Kirche erhalten bleiben.
Die goldene Kette und den blutigen Rock des Gefallenen sandte Wallenstein nach Wien zum Kaiser, der beim Anblick derselben mit Thränen ausrief: „Gern hätte ich dem Helden ein längeres Leben und eine fröhliche Rückkehr in sein Königreich gegönnt, wenn nur in Deutschland Friede geworden wäre."
Iv.
1. Die Schweden setzten auch nach dem Tode ihres Königs den Krieg in Deutschland fort; aber die strenge Zucht, auf welche Guilav Adolf so sehr gehalten hatte, wich mehr und mehr von ihnen; wohin sie kamen, verübten sie Greuel aller Art, verwüsteten die Länder und mißhandelten die Bewohner; so trieben sie es eben so arg, als die Kaiserlichen.
Durch die letzteren hatte auch Sachsen wieder gar sehr zu leiden; General Holk verheerte das Voigtland von neuem in entsetzlicher Weise. Hier ereilte ihn aber das göttliche Strafgericht. Die herrschende Pest ergriff auch ihn. Den Tod im Auge, erfaßte ihn namenlose Angst. Meilenweit sandte er Boten umher, einen Geistlichen zu holen, der ihm den Trost der Religion spenden sollte. Nach lange vergeblichem Suchen wurde endlich ein Priester gefunden; aber es war zu spät; als er kam, war Holk schon in seinen Sünden gestorben.
2. Unterdeß hatte Wallenstein sein Heer wieder ergänzt, aber er brauchte es nicht; unthätig blieb er mit demselben in Böhmen stehen, ohne auf die Wünsche des Kaisers und auf die Bitten des Kurfürsten von Baiern, der ihn gegen die Schweden zu Hilfe rief, zu achten. Ja, man beschuldigte ihn sogar, er habe die Absicht, sich mit den Schweden zu verbinden und sich zum König von Böhmen zu machen. Da setzte ihn der Kaiser zum zweiten mal ab. Wallenstein zog sich nach Eger zurück; hier glaubte er sich sicher. Aber Personen in seiner Umgebung, die er für seine Freunde hielt, sannen auf seinen Untergang. Bei einem Gastmahle wurden seine Vertrauten niedergehauen. Dann zog die Mörderbande nach dem Hause, in welchem der Herzog Wohnung genommen hatte. Es war um Mitternacht. Wallenstein hatte bis dahin mit seinem Astrologen Seni die Sterne befragt. „Die Gefahr ist noch nicht vorüber," sprach Seni, als er schied. „Sie ist es," antwortete Wallenstein und begab sich zu Bett. Aber schon nahten die Mörder. Draußen entstand Lärm. Der Herzog sprang auf, um sich nach der Ursache zu erkundigen. Da wurde die Thür erbrochen, und herein stürzte eine Schaar Bewaffneter. „Bist du der Schelm, der dem Kaiser die Krone vom Haupte reißen will? Du mußt sterben!" schrie ihm
8
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Extrahierte Personennamen: Guilav_Adolf Adolf Holk Holk
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Wien Deutschland Deutschland Sachsen Baiern Schweden Eger
22
trieb ihn aus seinem Vaterlande in dieferne. Sein Erstlingsversuch in Friesland mißlang: seine Wirksamkeit blieb ohne Erfolg, und er mußte nach England zurückkehren. Vor seinerzweiten Miss io ns reise ging er nach Rom, um sich der Unterstütz uug des Papstes zu versichern. Dieser wies ihn in das Herz Deutschlands, zu den Thüringern und Hessen. Hier fällte er, um dem Götzendienst ein Ende zu machen, die Donn ereiche bei Geismar (— unweit Fritzlar —). Mit kräftigem Arme schwang er
selbst die Axt. Stumm vor Zorn und Entsetzen umstand ihn die heidnische Menge, erwartend, daß Donar mit seinem Blitzstrahl den Frevel rächen werde. Da rauschte es im Wipfel der Eiche, die Blätter schauerten, die zackigen Aeste schlugen knarrend und ächzend zusammen, der mächtige Stamm erkrachte von unten bis oben; mit einem male stürzte die gewaltige Masse zu Boden, die Krone zerbrach, und der Baum zersiel in vier Stücke. Da erkannten die Heiden die Ohnmacht ihrer Götter, und schaarenweise ließen sie sich taufen. An der Stelle der gefällten Eiche errichtete Bonifazius ein Kreuz, aus ihrem Holze erbaute er eine christliche Kapelle.
Bonifazius wollte indeß das Christenthum nicht blos verkündigen und ausbreiten, er wollte es vor allen Dingen auch befestigen. Darum gründete er in Thüringen, Heffen und Baiern eine Anzahl Bisthümer oder Bischofssitze. An diesen Bischofssitzen erhob sich zunächst eine Kirche, anfangs aus Holz, später groß und prächtig gebaut und alsdann Dom oder Kathedrale genannt; daneben stand der bischöfliche Palast; um denselben siedelten sich Handwerkerund andre Leute an; fo entstand bald eine Stadt; von hier aus sollte der Bischof das kirchliche Leben in dem ihm zugewiesenen Gebiete beaufsichtigen und pflegen.
Zu demselben Zwecke gründete Bonifazius auch Klöster. Die in denselben wohnenden Mönche sollten dem Volke in der Urbarmachung und Bebauung des Landes mit gutem Beispiel vorangehen und es so an ein gesittetes Leben gewöhnen, und durch Bücher-abschreiben und Jugendunterricht sollten sie Bildung verbreiten.
Alles kirchliche Leben in Deutschland ordnete er dem Papste zu Rom unter; wen er bekehrte, den verpflichtete er zum Gehorsam gegen jenen.
Zum Lohn für solche Thätigkeit wurde er zum Erzbischof von Mainz— und damit zum obersten Geistlichen in Deutschland — erhoben.
In hohem Alter ging er noch einmal als Bote des Evangeliums zu den Friesen. Voll Todesahnung hatte er sich zuvor das Leichentuch bereitet, in das er gehüllt sein wollte. Mit großem Erfolge predigte und taufte er.
Aber am P fing st feste des Jahres 755 stürmte eine Schaar heidnischer Friesen, die den Stnrz ihrer Götter rächen wollten, auf das Zelt des Bonifazius los. Seine Begleiter griffen zu den Waffen, um ihn zu vertheidigen. Allein Bonifazius
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28
Metzen dürfen. Jetzt war das anders geworden: an diesen Reichstagen durften nur die Großen und Beamten des Reichs teilnehmen; das Volk
« Vfv?r 5u^rcn und höchstens den Beschlüssen, die jene gefaßt batten, Verfall spenden. z
2. Sari sorgte für Religion undkirche. Er unterstützte die Geiitlichen und sorgte dafür, daß ihnen der Zehnte (= die Abgabe für dle Kirche) pünktlich entrichtet wurde. Ein Drittel desselben sollte zur Unterhaltung der Geistlichen, ein Drittel zum Kircbenbau und ein Drittel zur Unterstützung der Armen verwendet werden. Er verpflichtete aber auch die Geistlichen zu einem würdigen Leben. ö
.. Er ließ Kirchen bauen; die schönste war der Dom zu Aacheu: Thüren, Fenster und Gitter waren von gediegenem Erz, Geräthe und Leuchter von Silber und Gold; Fußboden und Wände waren mit Marmor bekleidet; aus reich verzierten Säulen ruhte die vergoldete Kuppel.
Karl verbesserte den Gottesdienst. Er bestimmte, daß nicht mehr in lateinischer Sprache, welche das Volk nicht verstand ^ sondern in deutscher Sprache gepredigt werden sollte. Da seine Franken das Singen noch nickt recht verstanden — es klang den Italienern, als ob ein Lastwagen über einen Knüppeldamm rumpelte — so ließ er Sänger (— auch Orgelspieler —) aus Jta lien kommen und gründete in seinem Reiche selbst zwei Sinaschn len. ö
3. Karl sorgte für die Bildung des Volkes. Mit den bischöflichen Kirchen, den Domen, und mit den Klöstern verband er Sckuleu; in diesen Dom- und Klosterschulen sollten tüchtige Geistliche und Staatsbeamte herangebildet werden. Er verordnete, daß die Geistlichen sich überall des Unterrichts der Jugend annehmen sollten; in jedem Orte sollte eine Schule vorhanden sein, und in diesen Volksschulen sollte auch den Kindern der
Armen Unterweisung in Religion, Lesen, Schreiben, Rechnen und Singen ertheilt werden. An seinem Hose aber richtete Karl eine Mit -stet schule ein, die er selbst häufig besuchte, um sich von den Fortschritten der Schüler zu überzeugen.
Als Kaiser Karl zur Schule kam und wollte visitiren,
Ta prüft' er scharf das kleine Volk, ihr Schreiben, Buchstabireu,
Ihr Vaterunser, Einmaleins und was man lernte mehr.
Zum Schlnsse rief die Majestät die Schüler um sich her.
Gleich wie der Hirte schieb er ba die Böcke von den Schafen,
Zu seiner Rechten hieß er stehn die Fleißigen und Braven.
Da stanb im groben Linnenkleib manch schlichtes Bürgerkinb,
Manch Söhnlein eines armen Knechts von Kaisers Hosgesinb.
Dann ries er mit gestrengem Blick die Faulen her, die Böcke,
Und wies sie mit erhob'ner Hand zur Linken in die Ecke.
Da stanb im pelzverbrämten Rock manch feiner Herrensohn,
Manch ungezognes Mutterkinb, manch junger Reichsbaron.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Kaisers_Hosgesinb
50
alle Vendeerpríester gehörten) pralle zunächst in dieser Ge-
gend an der Stimmung der Bevölkerung ab. Als man
dann constitutionelle Priester mit militärischer Gewalt ein-
sezte, waren sie vilmehr hier die verachteten, verfolgten bis
sie sicb entfernten, wärend die Gottesdienste, welche die
refractaren Geistlichen in Feld und Wald hielten, algemein
besucht wurden. Als man diese Gottesdienste durch Mili-
tär zu hindern anfieng, kamen die Bauern bewafnet dazu
und vertriben zuerst Gewalt mit Gewalt; dann auch die
constitutionellen Priester, wo sie sich noch nicht freiwillig
zurükgezogen hatten. Dumouriez im Jahre 1791 General-
commandant dieser westlichen Gegenden hatte mit Hilfe
der Deputirten der Nationalversamlung durch kluge Mäßi-
gung diesen Gewaltäußerungen ein Ende gemacht. Man
drükte eine Zeitlang ein Auge zu über die fortdauernde
Function der refractaren Geistlichen in dieser Landschaft.
Die Vorfälle des 10ten August 1792 brachten aber die
von neuem entstandene Gärung zum Ausbruch. Die revo-
lutionäre Bevölkerung von Bressuire verjagte ihren Maire;
dieser fand Schuz bei Herrn Baudry d'asson, der nun an
der Spitze von 40 bewafneten Gemeinden die Departemen-
talregirung in Chatillon sur Sevre verjagte und ihre Ar-
chive verbrante. Bressuire aber konte er nicht nemen; sein
Haufe ward zerstreut, zum Teil gefangen, und auf das
grausamste behandelt. Baudry verstekte sich. Die Vendee
blib wider ruhig; selbst nach Ermordung des Königes;
blib ruhig bis das Confcriptionsedict vom 23ten Februar
1793 auch hier geltend gemacht werden solté. Als sich am
12ten März die Districtsbevolkerung zu St. Florent der
Durchfürung dieses Edictes widersezte, und die Behörden
mit den Waffen Gehorsam erzwingen wolten, kam der
Kampf zum Ausbruche. Jacques Cathelineau, früher
Maurer, nun seit längerer Zeit Furman und Woll- und
Leinwandhandel treibend, stelle, als er von diesem Aus-
bruche der Volkswut hörte, seinen Landsleuten zunächst
in seiner Ortschaft, Pin en Mauges, vor, daß sie nun
die härtesten Strafen zu fürchten hätten, wenn sie bei die-
ser vereinzelten Tat stehen bliben. Es gelang ihm etwa
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Extrahierte Personennamen: Dumouriez August Baudry Baudry Jacques_Cathelineau Maurer
114
Er ließ das ganze Dorf bis auf die lezte Hütte rastren
und alle Einwoner guillotiniren.
Märend so in Paris, in Nantes, Bordeaux, Mont-
pellier, Toulon, in Marsilien, Oranien, Malsch-Leyden,
Atrecht und anderwärts die Guillotinen arbeiteten, und
Fusi'lladen und Noyaden nachhalfen, war inzwischen Rom-
me's Kalender eingefürt, und der christliche Sontag mit
allen christlichen Festen abgeschaft worden *). Was von
der christlichen Kirche übrig war, stund nun schon in gar
keinem symerrischen Verhältnisse mehr mit dem Statsleben
— das Statsleben ignorirte überhaupt das Christentum,
und doch hatte der Etat früher bei Wegname des Kirchen-
gutes die Besoldung und Versorgung der constitutioncllen
Priester übernommen. Das muste nunmehr als unnütze
Last erscheinen. Man kan sich denken, welchen Anklang es
unter diesen Umstanden fand, als am 7ten Nov. 1793 der
constitutionelle Pfarrer von Boissise-le-Bertrand (er hieß
Parens) an den Convent schrib: „sein liebes Leben lang
habe er Lügen gepredigt. Es sei nichts mit diesem Christus.
Er sei der Sache müde; verzichte auf seine Pfarrei, und
bitte den Convent, ihm ein anderes Stük Brod zu geben."
Sofort ward eine mention honorable dieses Ehrenmannes
decretirt — und kaum war das geschehen, als der consti-
tutionelle Erz-Bischof von Paris, Göbel (von deutsch -
französischer Art) aus Bruntrut in der Freigrafschaft, vor
dem Convente auftrat, begleitet von den constilutionellen
Domherren des Capitels von Paris, die rotwollene Nacht-
mütze auf dem Kopfe, die Mitra, Kreuz und Ring in der
Hand haltend, und ebenfals erklärte, er habe zeither nur
gepredigt weil das Volk das Christentum verlangt habe, es
wolle keines mehr, so wolle er es auch nicht mehr — er
erkenne keine Religion mehr an als die Religion der Frei-
heit **) — und nachdem er dies gesagt, warf er die Prie-
sterkleidung und die Insignien seiner Würde von sich, und
*) Man gieng in der Verfolgung alles Christlichen so weit, daß
man sogar alle Marienbilder und Heiligenbilder aus den Nischen
an den Häusern herausschlug und Marat's oder Lepelletier's Bü-
sten an deren Stelle sezte.
**) Das was die Hegelingen jezr Protestantismus nennen.
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Extrahierte Personennamen: Christus
Extrahierte Ortsnamen: Paris Nantes Bordeaux Toulon Marsilien Paris Paris
376
Die Leute, welche im Ganzen das katholische Dogma
bekanten, trenten sich damals in drei Fractionen. Die eine
war die constitutionelle Kirche, welche (den ehemaligen
Abbe, nachherigen Bischof von Blois, Grögoire, an der
Spitze) sich hie und da mit Annäherungen an den Janse-
nismus von Rom ganz frei bewegte und sich zum Teil
ganz über die Ordnung der Hierarchie hinwegsezte, also
z. B. den Geistlichen die Ehe frei ließ. Diese Kirche war
ein Kunstproduct einer gewissen Bildung des achtzehnten
Jahrhunderts; Rom betrachtete sie natürlich als ketzerisch
und in den nideren Ständen, in der Masse des Volkes,
hatte sie gar keine Wurzel. Da Buonaparte von der
Kirche die geistige Domination der Masse forderte, blikte er
auf diese Fraction mit ihren 40 namenlosen, misachteten
Bischöffen mit einer gewissen Verachtung. Von ihnen er-
wartete er nichts. Eine zweite Fraction bestund aus Geist-
lichen, die ohne politische Opposition gegen den Stat zu
machen, sobald er ihr kirchliches Tun gewären ließ, sich
doch stets in strenger Verbindung mit Rom, und von Rom
anerkant gehalten hatten. Sie hatten mit Todesmut und
Resignation nur ihrem Berufe getreu alle früheren Verfol-
von einem leisen innerlichen Zuge des Gemütes durchtönte Stel-
lung zur Kirche sehr gut darstclt: „Tenez, dit le premier con-
sul, j’étais ici dimanche dernier, me promenant dans celte
solitude, dans ce silence de la nature, te son de la cloche
de Nuel vingt tout à coup frappeur mon oreille. Je fus ému,
tant est forte la puissance des premières habitudes et de l’é-
ducation! Je me disais alors: Que vos idéologues répon-
dent à cela! il faut une religion au peuple. Il faut que
cette religion soit dans la main du gouvernement. Cinquante
évêques émigrés et soldés par l’Angleterre conduisent au-
jourd’hui le clerché français. 11 faut détruire leur influence ;
l’autorité du pape est nécessaire pour cela. 11 les destitue
ou leur fait donner leur démission. On déclare que, la re-
ligion catholique étant celle de la majorité des Français, on
doit en organiser l’exercise.“ Kcm Cê eine Übermütig ere Art
geben, eine Kirche und eine Religion zurecht zu machen! — und
doch war sie zum Heil, denn es war von je das Schiksal des
Teufels, daß er Kirchen muß bauen Helsen — wenn ihm auch die
Seele des Architekten verfall, der Gemeinde Gottes, die in der
erbauten Kirche zllsammcnströmt hat er nichts an, sie erbaut sich
dann wider seinen Willen und Undankes selbst weiter. Wenn die
Pflanzen, welche die Blüthen und Samen der Gottesfurcht tra-
gen und ausstreuen, nicht auch auf dein Miste gedihcn, gäbe es
überhaupt keine Kirche — unreine Gesäße sind wir alzumal !
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657
Teil seiner Statsschuld mit denselben von Frankreich über-
nommen worden wäre. Auch nun aber war König Louis
fortwärend solchen Anmutungen und Quälereien durch Na-
poleon ausgesezt, daß er endlich am Iten Juli 1810 zu
Gunsten seines minderjährigen Sohnes auf die Krone ver-
zichtete und sich in die östreichischen Staten zurükzog. Hie-
rauf verleibte Napoleon, ohne die Dispositionen seines Bruders
anzuerkennen, am Oten Juli das Königreich Holland seinem
französischen Reiche ein, indem er die Statsschuld desselben
nur zum Dritteil gelten ließ. Alle Kaufleute musten von
ihren Colonialwaarcn 50 pr. C. nachzalen, um ihnen nicht
neben den Kaufleuten des übrigen Frankreichs, mit welchen
sie nun ungehinderten Verker erhielten, unverhältnismäßigen
Gewin zukommen zu laßen; aber die Zollinien an den frü-
heren Grenzen bliben dennoch, und schonungslos ward nun
die Einteilung der Administralionskreise und der ganzen Ver-
waltung auf französischen Fuß eingerichtet. Die französische
geheime Polizei breitete ihren Einfluß, mit allen Plagen
und Scheuslichkeiten, die dessen Geleite bildeten, über das
Land aus. Die Conscription ward eine noch größere, bis
dahin in Holland ungekante, Calamität, welche die franzö-
sische Herschaft brachte. Einfürung des Unterrichts der fran-
zösischen Sprache in allen Schulen und Aufhebung oder Be-
schränkung treflicher Lehranstalten, die des Kaisers Beifal
nicht hatten, so wie Einfürung drückend strenger Censur,
waren weitere Geschenke, die Napoleon dem Lande machte,
was endlich so glüklich war, unter dem Herrn des Landes
zu stehen, von dessen Flüßen es nur eine Anschwem-
mung sei.
Die Vereinigung Hollands mit Frankreich war, vom
Senate des Kaiserreiches am 13ten Dec. 1810 anerkant
worden. Dem Kronprinzen von Holland gab Napoleon zu-
nächst das durch Murats früher erwänte Versetzung auf
den Thron von Neapel schon längere Zeit an Frankreich
heimgefallene Großhcrzogtum Berg. An demselben Tage
aber, an welchem ein Senatusconsult das Königreich Hol-
land mit Frankreich vereinigte, ward auch der ganze nörd-
liche Teil des Königreiches Westfalen unterhalb einer Linie,
Len's Lehrb. d. Universalg. Bd. V. (2te Auff.) 42
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Louis Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Staten Holland Frankreichs Holland Hollands Frankreich Holland Murats Neapel Frankreich Frankreich Westfalen
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so mute er leichtere Vergehen mit einer Geldstrafe den; bei schweren Ver-brechen wurde er des Landes verwiesen oder an Leib und Leben gestraft.
g. Geistesbildung. 1) Bis zur Zeit der Hohenstaufen waren die Schulen entweder mit den Klstern verbunden (Klosterschulen) oder sie wurden von den Bischfen bei ihrer Domkirche eingerichtet und hieen dann Dom-" oder Stiftsschulen". In ihnen wurde Lesen und Schreiben gelehrt, dazu auch die lateinische Sprache. Diese Schulen dienten nur zur Bildung der Geistlichen und der vornehmen Stnde; wer von diesen oder von den hohen Adligen einen hheren Grad des Wissens erwerben wollte, mute auer Landes gehen, nach Paris in Frankreich, oder nach Salerno und Bologna [bolnjaj in Italien.
2) Die Dichtkunst wurde besonders an den Frstenhfen gebt: so namentlich von den hohenstanfischen Kaisern selbst, aber auch von ritter-brtigeu Dichtern, unter denen Walther von der Vogelweide (um 1230) der berhmteste ist. Zu jener Zeit entstand auch das Meisterwerk alter deutscher erzhlender Dichtung, das Nibelungenlied". Das Volk aber erfreute sich besonders an den alten Heldenliedern vom gehrnten Sieg-fried und von Dietrich von Bern; daneben aber auch an den Liedern vom Scheiden und Meiden und vom lustigen Wandern, die mit der Sanges-weise zugleich etwa von fahrenden Schlern oder Reiterknechten oder Hand-werksgesellen aufgebracht und dann allerorten nachgesungen wurden.
E. Kaiser ans verschiedenen Mrstengeschlechlern.
1. Rudolf von Habsburg. 1373-1291.
a. Das Zwischenreich. 1) Im Lauf der Zeiten hatte das Deutsche Reich sich in immer mehr einzelne Gebiete aufgelst. Nach dem Aussterben der hohenstausischen Kaiser gab es auer den groen weltlichen Landessrsten (die spter Kurfrsten hieen) noch eine Anzahl Herzge, Mark-, Land- und Pfalzgrafen, sowie der 100 geistliche Landesherren: Erz-bischfe, Bischfe, Reichsbte u. a. Dazu traten noch etwa 50 freie Reichsstdte, die nicht unter einem Landesherrn, sondern uu-mittelbar unter dem Kaiser standen, sowie eine groe Anzahl reichsfreier Ritter, die ebenfalls in ihren Besitzungen unumschrnkt regierten.
2) Da nach dem Tode Konrads von Hohenstaufen an zwanzig Jahre lang (1254 1273) kein Kaiser in Deutschland war, so galt nur noch das Recht des Strkeren. Den Bedrckungen durch die groen Landherren widersetzten sich die kleineren mit gewaffneter Hand; die Städte lagen oft genug mit Rittern oder wohl gar mit Fürsten in Fehde; ja nicht selten geschah es, da ein einzelner freier Mann einer Stadt oder gar einem Fürsten absagte", d. h. durch einen Fehdebrief" Krieg ankndigte und diesen mit Hilfe von Raubgesellen fhrte. So trat im Deutschen Reiche an die Stelle der Ordnung immer mehr Unordnung, Mord, Brand und Raub.
b. Rudolfs Zdahl. Endlich sehnten sich die Fürsten und das Volk in Deutschland, der kaiserlosen, der schrecklichen Zeit" durch die Wahl eines neuen Kaisers ein Ende zu machen. Die Kaiserwahl war schwer; denn der neue Kaiser sollte Macht genug besitzen, um dem Faustrechte"
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Extrahierte Personennamen: Dietrich_von_Bern Rudolf_von_Habsburg Rudolf Konrads Rudolfs
Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Salerno Bologna Italien Deutschland Rudolfs Deutschland
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England geboren. Da seine Eltern bereits zum Christentum bekehrt waren, so wurde er in einem Kloster erzogen. Nachdem er zum Priester geweiht war, ging er an das groe Werk, nach dem sich schon von Jugend auf sein Herz gesehnt hatte: er wollte den Heidenvlkern in Deutschland ein Verkndiger des Evangeliums werden.
2) Zu diesem Zwecke ging Bonifatius um das Jahr 720 in das Land nrdlich vom Main und erwhlte sich hier besonders das Hessen-land um die Fulda zum Arbeitsfelde. Er wanderte von Gemeinde zu Gemeinde und predigte berall unerschrocken die frohe Botschaft von Jesu, dem Weltheilande. Vielen der Heiden klang die beseligende Lehre gar lieblich, und sie schwankten zwischen ihren alten Gttern und dem Gott der Christen. Da beschlo Bonifatius, die Nichtigkeit der Heidengtter ins helle Licht zu stellen. In der Nhe des heutigen Geismar stand eine uralte Eiche, die war dem Donnergott geweiht und wurde daher von den umwohnenden Heiden heilig gehalten. An diese Eiche legte Boni-fatius mit eigener Hand die Axt. Als sie zu Boden strzte, ohne da Donars Blitz herniederfuhr, glaubten die Heiden an den Gott der Christen. Hier und da in der Wildnis entstanden nun kleine Kirchlein; in denen verkndeten fromme Männer den Christenglauben. Als der Papst zu Rom von dem gesegneten Wirken des Bonifatius vernahm, machte er ihn zum Erzbischof von Mainz.
3) Aber Bonifatius ruhte nicht im guten Werke. Noch als Greis von 74 Jahren zog er in das Land an der Nordsee, um die heidnischen Friesen zu bekehren. Aber die Ahnung nahen Todes erfllte ihn, und er befahl, in die Bcherkiste auch das Leichentuch zu legen, in das er gehllt sein wollte. Und diese Todesahnung ging in Erfllung. Denn bei Dokkum fiel ein Haufe wtender Heiden der ihn und seine Begleiter her. Diese wollten das Schwert ziehen, aber Bonifatius sprach: Lasset ab vom Kampfe und vergeltet nicht Bses mit Bsem". So starb er fr seinen Glauben (754). Sein Leichnam wurde von den Friesen losgekauft, auf ein Rheinschiff gebracht und zuerst nach Mainz, spter nach dem Kloster Fulda in Hessen gefhrt.
c. Die Klster. Um das Christentum immer fester zu grnden, hatte Bonifatius hier und da Klster gestiftet, z. B. zu Fulda im Hessenlande. In jedem Kloster lebten eine Anzahl Mnche unter einem Abt nach einer bestimmten Klosterregel. Der Tag des Mnchs teilte sich zwischen Gebet, Studieren und Handarbeit. Mehrmals des Tages und selbst während der Nacht rief die Glocke die Klosterleute zum Gottes-dienst. In der brigen Zeit saen die Mnche in ihren einsamen Zellen der den heiligen Schriften; wer eine geschickte Hand hatte, schrieb kunstvoll die alten Bcher auf Pergament ab; andere standen in der Kloster-schule und lehrten die Jugend. Was dann vom Tage brig blieb, gehrte ntzlicher Handarbeit: die Klosterleute lichteten den dichten Wald, trockneten Smpfe aus zu urbarem Boden, oder schafften im nutzbaren Gewerbe. So wurden die Klster Ausgangsorte reichen Segens.
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Extrahierte Personennamen: Donars_Blitz Bonifatius Bonifatius Bonifatius
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Main Fulda Jesu Mainz Nordsee Dokkum Mainz Fulda Hessen Fulda Hessenlande