Zweiter Zeitraum. Von 2000 bis 560 v. Chr. 85
terhaltung bei der panathenäischen Festlichkeit ausmachen
sollte, auch rief er die Dichter Anaereon und Eimonides
zu sich. , ‘ '
Doch brach im Jahre 514 eine Verschwörung
gegen beide Brüder aus. Hipparch hatte die Schwe-
ster eines gewissen Harmodius öffentlich beleidigt.
Harmodius verband sich daher mit seinem Freunde
Arist ogiton, und Hipparch fiel unter ihren Dol-
chen. Von nun an regierte Hippias strenge; aber desto
eifriger suchten die Alcmäoniden, welche Pisi'stratus aus
Athen verbannt hatte, die alte Berfaffung ihres Vaterlandes
wieder herzustellen. Mit Hülfe der Spartaner gelang
es auch wirklich diesen Verbannten, sich im Jahre 510
Athens zu bemächtigen, und den Tyrannen Hippias zu
vertreiben. Clisthenes, der Sohn des Megacles,
stand nun an der Spitze des attischen Staates. Aber
bald bildete sich unter Isagoras eine Partei wider
ihn, welcher viele Große Athens beitraten. Desto mehr
schmeichelte Clisthenes der Menge. Cr bewirkte eine
neue Eintheilung des attischen Gebietes und Volkes, in-
dem er statt vier Stämmen zehn machte, und ihnen
neue Namen gab. Auch vermehrte er den Senat mit
hundert neuen Mitgliedern. Allein Isagoras wandte sich
nach Lacedämon. Dem Verlangen des mächtigen spar-
tanischen Königs Cleomenes gemäß, mußte auch wirklich
Clisthenes sammt seinem Anhänge Athen verlaffen. Dann
ging Cleomenes, von einer kleinen Kriegsmacht begleitet,
-selbst nach Athen, und verbannte auf einmal sieben hun-
dert Familien. Als er aber hierauf auch die Verfassung
andern wollte, griff das Volk zu den Waffen. Cleo-
menes und Isagoras, welche ihre Zuflucht in die Burg
nahmen, wurden zwei Tage daselbst belagert. Am drit-
ten Tage ergaben sie sich unter der Bedingung, daß die
Spartaner frei abziehen dürften. Isagoras ging mit
ihnen, aber viele Athener von seiner Partei wurden hin-
gerichtet. Clisthenes kam nun zurück, und stellte die
Volksherrschaft zu Athen wieder her. Athen aber sandte
Abgeordnete nach Sardes, um mit den Persern ein
Vündniß zu schließen, weil man den Krieg mit Sparta
als unvermeidlich betrachtete. Auch war es wirklich Plan
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Alte Geschr 6) te.
88
Er war ein Lamier von Geburt, ließ sich aber (um
540), nachdem er seine herrlichen Naturanlagen auf
die mannigfaltigste Weise ausgebildet hatte, zu Croton
in Unter-Italien nieder, wo er das Haupt einer philo-
sophischen Gesellschaft wurde, welche sich ebenfalls mit
Forschungen über die Entstehung, Erhaltung und Ne-
gierung des Weltalls beschäftigte, aber auch hohe sittli-
che Veredlung zu ihrem besoudern Zwecke macbte, und de-
ren Mitglieder zum Theil sehr wohlthatig in das wirk-
liche Leben eingriffen,
So schön hatte sich die griechische Kraft entwickelt, als
ganz Griechenland in Gefahr kam, eine Beute des persi-
schen Weltreichs zu werden.
10. Weitere Verbreitung der Griechen durch
P f l a n z o r t e.
Außer Äolis, Ionien und Doris haben die Griechen
in dein Laufe dieses Zeitraums noch .viele andere Colo-
niecn gestiftet.
r.griechisch ep fl an zstädte an dempontuk
E u x i n u s, d^e r P r o p o n t i s, et n den thrac 0
feu iin d macedonischen Küsten.
Am P o n t u s E u x i n ns lagen H e r a c le a, Sino
p> e, Am isus, P h a si s und andre Pslanzstädte der Grie-
chen. eln der Propon tis waren Lampfacus und das
benachbarte Cyzicus, dieses besonders in späterer Zeit be-
rühmt, vorzüglich bemerkenswerth. An dem thracischen
Ufer der Propontis lag Perinthus (Heraclea), und das
noch berühmtere V y z a n t i u m, eine dorische Colonie von
Megara, um 65y oder vielleicht noch früher gegründet.
In dem thracischen Cher so u esu s waren Sestus,
Cardia und Aegospotami merkwürdig. Wichtiger
noch waren an der macedonischen Küste Chalcis,
eine euböifche Colonie, Amphipolis, von den Athe-
nern um 464 gegründet, Olynthus, der Sage nach
schon von Hlynthus, dem Sohne des Hercules, angelegt,
und Potidaa, von den Corinthern gestchlet, welches
aber, wie die übrigen Pflanzstadte an der makedonischen
Küste, in späterer Zeit von Athen abhängig wurde.
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Zweiter Zeitraum. Von 2000 bis 560 v. Ehr. 67
chischen Pflanzorte war, betrachteten sich die Griechen doch
stets als ein Volk. Die Verwandtschaft in Hinsicht auf
Geistes- Und Sinnes-Art, auf Sprache, Religion und Bil-
dung überhaupt, war unstreitig die vornehmste Ursache,
wefihalb der Grieche jeden Nicht - Griechen sich als einen
Barbaren gegenüber stellte. Mächtig wirkte überdieß zur
Erhaltung dieser National-Einheit unter den Griechen die
Ehrfurcht vor den gemeinschaftlichen Orakeln, besonders zu
Dodona und Delphi. Be sch reib ring der vor-
züglicheren griechischen Orakel. Ferner, wie die
vier großen heiligen Spiele der Griechen (die olympi-
schen, bei Olympia in Elis gefeiert, und durch I p Hit us
um 880 v. Ehr. wieder hergestellt, die nem ei scheu bei
Nemea in Argolis, die isthnrischen, in der Nähe von
Corinth, die pythischen in der Nähe von Delphi ge-
feiert, ) den Sinn für das Edle und Schöne bei dem grie-
chischen Volke entflammten und stärkten, so mußten sie auch
ein Band der Vereinigung um alle Griechen schlingen.
Endlich das A mp h i k t y 0 n en-G e ri ch t verband wenig-
stens mehrere griechische Völker mit einander. Den Grund
zu diesem merkwürdigen Gerichr, hat, wie die Sage lehrt,
schon Amphiktyon, einer der Söhne Deuealions, ge-
legt. Schutz der Tempel und Heiligthümer war wohl der
erste Zweck des Bundes, an welchen sich aber mildererver-
kehr der Verbündeten unter einander von selbst nothwendig
anschloß. Der Tempel zu Delphi ward zum Mittelpunkte
des Bundes gewählt. Die Anzahl der verbündeten Völ-
ker wuchs im Verfolge der Zeit zu zwölf (Oetäer, Ma-
llenser, Phthioten, Thessalier, Magneter, Perrhaeber, Do-
loper, Lokrer, Dorer, Phocier, Böotier, Ionier) an.
Durch den Bundes-Eid verpflichteten sich die Verbündeten:
»keine Stadt des Bundes zu zerstören, keiner das Ouellwasser
abzuschneiden, wohl aber den Staat, welcher den Eid verletzte,
mit Strenge zu bestrafen. Hätte einer der Staaten einen
Tempel verletzt, oder Tempelraub begangen, so wollten sie
mit Fuß, Hand und Stimme und mit aller Kraft seine Strafe
betreiben." Oft fehlte es freilich den Verbündeten an der
Macht, ihre Beschlüsse geltend zu machen; aber es kann
auch nicht geläugnet werden, daß der Bund sehr Vieles
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Dritter Zeitraum. Von 560 ine» 323 v. Ehr. 133
feinem ganzen Eifer vermindern wollte, sehr beunruhigt.
Dieser Held drang in Macedotnen ein, gewann daselbst
mehrere mit den Athenern verbündete Städte, und brach-
te ste zu dem Bunde der Pelopounesier; unter andern auch
Amphipolis, die Pflanzstadt'athens, eben so bedeu-
tend für die Muttcrstadt wegen des Beitrags an Geld, als
wegen des Holzes zum Schiffbau, das sie ihr lieferte. Die-
se Stadt lag nahe an der Granze von Thracien, und ihr
gegenüber Thasos. Hier stand Thuendid es, der Sohn
des Olorus, als Befehlshaber. Er kam zu spat: sonst
würde er Amphipolis den Athenern gerettet haben.
Deshalb wurde er auf zwanzig Jahre aus Aktion verbannt;
aber die herrliche Frucht seiner Zurückgezogenheit war sei-
ne Geschichte dieses peloponnesischen Krieges. - Im Jah-
re 423 setzte Brafidas seine Unternehmungen im Norden
Griechenlands, obwohl Athen und Sparta Waffenstillstand
mit einander geschloffen hatten, fort; allein in einem Tref-
fen, welches ihm die Athener bei Amphipolis (422) unter
der Anführung Ctcouö lieferten, siegte er zwar, empfing
aber eine tödtliche Wunde. Cleon wollte aus dem Tref-
fen entfliehen, wurde aber aufgefangen und getödtet:
sein Tod war mit der Schande der Flucht gebrand-
markt. Hierauf ward (421 ) zwischen Sparta und
Athen ein Friede geschlossen für fünfzig Jahre, und-
auf die Hauptbedingung : es sollte von - beiden Seiten
Alles wieder in den Zustand vor dem Kriege gesetzt
werden.
Doch dieser Friede war nicht von langer Dauer. Biele
Bundesgenossen Sparta's, besonders Eorinth, beklagten sich,
daß sie in dem Friedensvertrage widerrechtlich behandelr wor-
den sepen. In dem Peloponnes erzeugte daher der Friede das
lebhafteste Parteien-Gewühl. Argos, Maiitinea und Elis
verbanden sich bald wider Sparta. Aber auch die Athe-
ner und Spartaner selbst beschuldigten sich gegenseitig, die
Friedensbedingungen nicht gehalten zu haben. In Kur-
zem (420) trat daher auch Athen, aufgereizt von dem
kriegslustigen Alcibiades, dem Bunde wider Sparta
bei. Auch kam es wirklich schon inr Jahre 416 zu Fehden zwi-
schen Sparta und Argos und deren beiderseitigen Bundes-
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Dritter Zeitraum. Von 560 bis 323 v. Ehr. 135
Säulen begangenen Frevels zu reinigen. Doch Alcibioo
des folgte dem Nnfe nicht, sondern entfloh nach Thurii,
dann nach Arges, und von hier aus, auf Einladung der
Spartaner und unter ihrem Geleite, nach Sparta. Nun
ward er zu Athen verdammt und von. den Priestern ver-
flucht.
- Alcibiades aber, rachedurftig, zeigte den Spartanern,
wie sie seiner Vaterstadt in Griechenland sowohl als auf
Sicilien schaden könnten. Von ihm aufgemuntert, ge-
währten die Spartaner die Bitte der Syracusaner um
Beistand, und sandten diesen einige Schiffe zu Hülfe.
Eben so sandten die Corinther einige Schiffe nach Sicilien.
Der corinthischen sowohl als spartanischen Schiffe waren
wenige; aber an der Spitze der spartanischen Mannschaft
ftand Gylippus, ein Anführer, mehr werth als ein zahl-
reiches Heer. Dieser gewann alsbald Verstärkung in Si-
eilien, auch kam seine Hülfe gerade in dem entscheidenden
Zeitpunkte: denn nach vielen fruchtlosen Bemühungen war
rs endlich (414) dem Nicias, unterstützt von mehreren
Städten Siciliens und Italiens, gelungen, Syracus von
Neuem anzugreifen, und hart zu drangen, als die Corin-
ther, angeführt von Gongylus, und bald nachher auch
Gylippus und seine Verstärkung erschienen, und die ban-
gen Syracusaner von der nahen Gefahr der Uebergabe ih-
rer Stadt befreiten. Zwar erhielt auch Nicias durch Eu-
rymedon und (413) durch Demosthenes Hülfe, aber kei-
ner der athenischen Feldherren war dem spartanischen Gy-
lippus gewachsen, welcher überdieß bewirkte, daß auch
die Syracusaner mit zweckmäßigem Gebrauche aller Kräfte
ihres Staates an dem Kampfe Theil nahmen. Schon
wollten die Athener die Insel verlassen, als sie zu Wasser
und zu Lande mit dem größten Nachdrucke angegriffen wur-
den. Sie fochten mit gewohnter Tapferkeit, aber der
größte Theil ihrer Flotte wurde in dem innersten Winkel
des Hafens von Syracus zusammengedrängt, und hier
eingeschlossen. Nicht mehr um Sicilien, sondern für ihr
Leben kämpfend, suchten sie hierauf, indem sie ihre äu-
ßerste Kraft anstrengten, sich mit Gewalt die Durchfahrt
zu öffnen. Aber auch dieß mißlang. Der größte Theil
der Flotte wurde unbrauchbar gemacht, und das Heer ent-
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114
Alte Geschichte»
Im Jahre 49z erhielt Mardonius den Be-
fehl, Athen und Eretria zu bestrafen, und ganz Grie-
chenland dein persischen Seepter zu unterwerfen. Allein
schon der erste Versuch der Perser wider die europäischen
Griechen mißlang. Die Flotte des Mardonius ward,
als sie das Borgebirge Athos umsegeln wollte, durch einen
heftigen Sturm beinahe ganz vernichtet, und seme Land-
macht hatte sich in einem Kampfe mit den Brpgiern in
Thraeien so geschwächt, daß er sich, ohne seinen Zweck
erreicht zu haben, zur Rückkehr nach Asien genöthigt sich.
Doch alsbald traf Darius Anstalten zu einem neuen
Feldzuge. Der Schrecken vor diesen Rüstungen erfüllte
ganz Griechenland. Biele Stadre auf dem festen Lande,
und die meisten griechischen Inseln, aufgefodert von per-
sischen Herolden, übergaben sogleich Waffer und Erde.
Ein äußerst zahlreiches Heer ward unter dem -Oberbefehl
des Datis und Artaphernes eingeschifft, nahm Naxos
weg, verheerte Eretria auf Euböa, machte die Einwohner
desselben zu Sclaven, und setzte dann nach Attica über.
Wie Eretria, sollte nun auch Athen bestraft werden. Hippias,
der Pisiftratide, war Führer und Rathgebec der Perser.
Seinem Borschlage gemäß, wählten sie die für die Reite-
rei bequeme Ebene bei Marathon zum Schlachtfelde.
Aber nur neun tausend Athener und tausend Platääer waren
versammelt. Die Athener baten die Spartaner um Hülfe;
auch versprachen diese Beistand; aber, ihrer Religion ge-
treu, weigerten sie sich vor dem Vollmonde auszurücken,
woran eben noch fünf Tage fehlten. Kaum zehn tausend
Griechen standen also mehr als hundert tausend Persern in
der Ebene bei Marathon gegenüber. Doch gewannen
die Athener durch ihre Tapferkeit und die Entschlossenheit
ihres Miltiades (2l). September490) den glorreichsten
Sieg. Nun aberdachten die Perser, Athen zu überfallen.
Allein durch den äußerst schnellen Rückzug der Athener in
die geliebte Vaterstadt ward auch dieser Plan vereitelt.
Die Perser eilten zu Schiffe und zurück nach Kleinasien.
Wenige Tage nach der Schlacht kamen zwei tausend Spar«
taner an, sahen das Schlachtfeld bei Marathon, priesen
die Athener und deren That, und kehrten dann nach Spar-
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Extrahierte Personennamen: Mardonius Darius Darius Biele_Stadre
Extrahierte Ortsnamen: Athen Asien Griechenland Attica Athen Kleinasien
Dritter Zeitraum. Dorr 560 bis 323 v. Ehr. 117
wohin sich das Glück des Krieges wenden würde. Vor-
nehmlich den Staaten Sparta und Athen, besonders aber
Dem letztern, hatte Griechenland seine Rettung zu danken.
In einer Versammlung auf dem corinthischen Isthmus
ward, als Aserres sich mehr und mehr näherte, beschlossen:
Leonidas, der König der Spartaner, sollte den Paß von
Thermopyla verrheidigen, die griechische Flotte aber sollte
bei Artemisium, an der Nordspitze von Euböa, die Flotte
der Perser erwarten.
Bei Th erm op yla lagerte sich also Leonidas mit
acht bis zehn tausend Griechen, deren Kern drei hundert
schwer bewaffnete Spartaner ausmachten. Alsterxes sich
d«.r Enge genähert und von dem kleinen Heere der Griechen
Kunde erhalten hatte, wartete er vier Tage ruhig und in
der festen Überzeugung, daß sie von selbst abziehen wür-
den. Erst am fünften Tage schickte er einige Haufen; au
lein ohne Erfolg. Auch die Schaar der Unsterblichen
rückte vergebens gegen sie an. Ganze Schaaren von Per-
sern sielen; nur wenige Griechen; die Enge blieb uner-
obert. Eben so am folgenden Tage. Schon wußte Aser-
iceö, verzweiflungsvoll, nicht, waö für einen Ausweg er
wählen sollte, als Ephialtes, ein Melier, sich erbot, die
Perser auf einem heimlichen Fußsteige über das Gebirge
hinweg zuführen und so sie in den Stand zu setzen, die Grie-
chen von vorn und hinten zugleich anzufallen. Voll Freu-
de nahm Zberxes diesen Antrag an; tausend Phocenser,
welche den Fußsteig verthcidigen sollten, flohen sogleich
vor den persischen Schaaren, die auf dem unbekannten
Wege herankamen, und auch Vielen unter dem Heere
des Leonidas wich auf die Nachricht von dieser Verrathe-
rei der Muth. Doch Leonidas stellte es allen, die wank-
ten, frei, abzuziehen ; er aber, fest entschlossen, sich zum
Heile Griechenlands dem Tode zu weihen, und drei hun-
dert Spartaner, gle ch hohen Sinnes, verharrten auf ih-
rem Posten, und sieben hundert Thespier blieben bei ihnen
aus freier Wahl. Der Kampf der Helden begann. Leo-
nidas siel (6. Juli 480 ). Da erhob sich um seinen Leich-
nam ein harter Streit. Viermal mußten die Perser wei-
chen. Endlich langten die Schaaren, von Ephialtes ge-
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Dritter Zeitraum. Von 560 bis Z2z v. Chr. 121
Insel Delos, Apollo's Lieblingssih; und der Tempel die-
ses Gottes wurde zu den Sitzungen des Senates, so wie
zur Aufbewahrung des Schatzes erkoren. Bei der obersten
Aufsicht über diesen Schatz, so wie bei der Vertheilung der
Beiträge zu demselben erprobte Aristides die gewohnte Ge-
rechtigkeit. Von nun an aber ward der Krieg gegen Per-
sien und besonders der Plan , auch die asiatischen Griechen
von der Herrschaft der Perser zu befreien, bei den Athe-
nern gleichsam erblich; aber eben diese übten bald auch
eine drückende Oberherrschaft über einen großen Theil Grie-
chenlands aus.
Eim on, der Sohn des Miltiades, erhielt jetzt den
Oberbefehl des verbündeten Heeres zu Wasser und zu
Lande. Fast alle Besatzungen der Perser in Thracien und
an dern Hellespont ergaben sich den Verbündeten. Carien
hatte bisher nie die Waffen der Verbündeten gesehen und
die Einwohner von Phasclis, einer griechischen Pflanz-
stadt in der angränzenden Provinz Pamphylien, trugen
kein Bedenken, die persische Oberherrschaft dem griechi-
schen Bunde vorzuziehen. Cimon richtete daher im
Jahre 40y seinen Lauf nach der carischen Küste. Meh-
rere Städte ergaben sich sogleich, theils freiwillig, theils
gezwungen. Eine persische Flotte aber hatte sich auf dem
Flnße Eurymedo n an der pamphylischen Küste versam-
melt, an dessen Ufern zugleich ein Landhecr gelagert war.
Doch als Cimon sich näherte, verließ die zahlreichere feind-
liche Flotte, um auf offener See zu schlagen, die Mün-
dung des Flusses; aber die Perser wurden in kurzer Zeit
geworfen. Die geschlagene Flotte floh in Verwirrung
nach dem Flusse zurück. Die Mannschaft flüchtete sogleich
an das Land, um bei dem an der Küste aufgestellten Hee-
re Schutz zu finden, und die Schiffe fielen dem Sieger in
die Hände. Unmittelbar darauf landeten die Griechen, und
erfochten auch zu Lande über die Perser den entscheidend-
sten Sieg. An einem Tage hatte Cimon zu Wasser und zu
Lande gesiegt. Dieser große Schlag vernichtete Persiens
Seemacht, schwächte den Muth des Landheeres, und
lähmte den Unternehmungsgeist der Perser überhaupt«
Pausanias, immer noch Regent von Sparta,
hatte mittlerweile seine verrätherischen Verbindungen mit
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Dritter Zeitraum. Von 560 bis 325 v. Ehr. 123
zahlen. Zugleich mußten die Thasier ihren Besitzung
gen auf dem festen Lande und ihren Bergwerken entsagen.
Vergebens hatte Thasus um Hülfe bei Sparta nachgesucht.
Ein Erdbeben, welches (466) die Stadt Sparta beinahe
ganz zerstört, und den fpartanifchen Staat an den Rand
des Untergangs gebrackt hatte, zog die ganze Aufmerksam-
keit der Spartaner auf ihre häuslichen Angelegenheiten zu-
rück. Zu gleicher Zeit empörten sich die Heloten, an wel-
che sich bald die Messenier anschlosfen. Nun wurden die
Athener und andre griechische Völker von den Spartanern
zu Hülfe gerufen. Die Athener kamen, zogen sich aber
durch ihre Anmaßungen den Unwillen der Spartaner bald
so sehr zu, daß diese, ob sie wohl ihrer Hülfe bedürftig
waren, auch andre Hülfstruppen noch bei sich behielten,
die Athener mit Dank nach Hause-schickten. So erzeugte
der wichtige Dienst, der beide Völker vereinigen sollte,
nur Haß, welcher unselige Kriege veranlaßte. Auch gab
der Unwille der Athener über Sparta dem Partei-Geiste
Veranlassung, den trefflichen Cimon zu entfernen. Er galt
stets für einen Verehrer Sparta's. Die Verbannung ward
(461) gegen ihn vorgeschlagen, und genehmigt.
Pericles, durcb Geburt, Geist und Bildung in
hohem Grade ausgezeichnet, gewann setzt imnier größer»
Einfluß zu Athen. Schon dadurch, daß er, was in Be-
zug auf griechische Bildung gereift war, vollends ins Da-
sepn rief und förderte, oder doch kannte lind ehrte, erwarb
er'sicb die Achtung und Bewlrnderung der Athener. Denn
unter ihm und durch ihn begann recht eigentlich das gol-
dene Zeitalter der Künste und Wissenschaften zu Athen.
Dann hob und befestigte er aber auch seinen mächtigen
Einfluß durch Begünstigung der Volkspartei. Auf feine
Veranstaltung ward den Bürgern für ihre Gegenwart in
den Volksversammlungen und in den Gerichtshöfen ein
neuer Sold bewilligt, oder der alte erhöht. Viele Ent-
scheidungen, welche bisher nur dem Areopag zukamen,
wurden der Volksverfarninlung übergeben. Man traf
mannigfaltige Anstalten, die Menge in müßigen Stunden
zu vergnügen. Zugleich sorgte aber auch Pericles für
neue Hülfsquellen. Der Schatz der Bundesgenossen wur-
de (461) von Delos nach Athen gebracht, und die Bei--
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Dritter Zeitraum. Von 560 bis 323 vor 6hr. 123
den Athenern übergetreten war, entspann sich eine Fehde
zwischen 'Athen und Corinth. Bei einer Landung ;u Haliä
( 458 ) auf der argivischen Küste wurden die Athener von
dem vereinigten Heere der Corinther uiid Epidaurier ge-
schlagen, aber bald hierauf trugen die Athener in einem
Seetreffen auf der Höhe von Cecryphaleia den Sieg
über die Peloponnesier davon. Nun schlossen sich auch die
Aegineten an die Corinther an. Doch während die Athe-
ner die Aegineten zur See überwanden, ihnen siebzig
Schiffe abnahmen, und die Znselstadt selbst angriffen, wi-
derstanden atheniensifche Jünglinge und Greife auf dem be-
sten Lande, unter Myronides Anführung, den Corin-
thern und deren Verbündeten, welche in Megaris eingebro-
chen waren, um die Aufhebung der Belagerung von Ägi-
na zu bewirken. Um diese Zeit gerieth Athen auch in ei-
ne Fehde mit den Spartanern. Diese hatten den Dorern
in einem Kriege mit den Phocensern Hülfe geleistet, und
waren schon im Begriffe, nach Haufe zu ziehen, als die
Athener, entweder aus Ubermuth, oder weil sie den Sturz
ihrer Volksherrschaft von den Spartanern fürchteten, den
Entschluß faßten, sich der Rückkehr derselben in den Pelo-
ponnes zu widersetzen. Darüber kam es zu einem Tr.'ffen
bei Tanagra in Böotien 5452), in welchem jedoch, wie-
wohl nach hartem Kampfe, die Spartaner den Sieg und
freien Abzug gewannen. Sie kehrten nach Hause, ohne
den Sieg weiter zu verfolgen, als daß sie das Gebiet von
Megara plünderten und verheerten. Wahrend eben dieses
Kr eges waren Theben und mit demselben die meisten böoti-
schen Städte, auch Phocis und die opuntischen Locrer in
einen Bund mit Sparta getreten. Doch schon zwei Mo-
nate nach der Niederlage bei Tanagra schlugen die Athener
unter Myronides die Böotier bei Denophytae, machten
Böotien und Phocis von sich abhängig, schleiften die
Mauern von Tanagra, und führten aus dem Lande der
opuntischen Locrer hundert der reichsten Bürger als Geißeln
mit sich fort. Auch die Ägineten wurden von Athen jetzt
(45?) so niedergedrückt, daß sie sich bequemen mußten,
ihre Stadtmauern niederzureißen, alle Schiffe auszuliefern,
und einen bestimmten Tribut zu bezahlen. Pericles und
Tolmides beunruhigten hierauf die nördliche und südliche
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