Viii
halte, bis der politische Horizont ein wenig hel-
ler wird, so darf ich mich wohl nicht weiter ent-
schuldigen.
Ueber den Gebrauch dieses Buchs' habe
ich im Grunde kaum nöthig etwas zu sagen.
Denn was bei physischen Arzneien die Vorschrift:
aller halben Stunden rc., das ist — wenn ich
das Bild behalten darf —- bei dieser historisch-
patriotischen Arznei der Titel.
Tägliche Denkwürdigkeiten können am
zweckmäßigsten nur täglich gebraucht werden.
Auch die beste Arznei wird^ zu häufig oder zur
Unzeit genommen, schädlich.
Jetzt etwas aus dem 14. dann wieder aus
dem 18. Jahrhundert — iezt ein Künstler, dann
ein Fürst — iezt ein Narr, dann ein Gelehr-
ter — jetzt eine Schlacht, dann eine Reise —
welches Chaos von Jahrzahlen, Daten, Per-
sonen und Begebenheiten, wenn inan der Ju-
gend in einem Odem daraus vorlesen wollte!—
Wäre ich praktischer Pädagog, so würde
ich aus diesem Buche durchaus nur täglich das
dazu bearbeitete historische Stück nehmen und
zwar, nicht als förmliches Thema des Unter-
richts, sondern meist nur zur Erholung oder
Belohnung für Aufmerksamkeit und Folgsamkeit
-— ich würde nie förmlich eine Stunde damit
ausfüllen, sondern vielleicht früh das jedesma-
lige Datum beim Schluß des Unterrichts ver-
lesen, Nachmittags, zu derselben Zeit es kurz
wieder-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
7
Universität zu Kölln, in der Absicht, Theologie zu
studiren. Als man ihm dies verweigerte, unter
dem Vorwände, daß er für einen Theolo-
genzuvielgelehrsamkeit, besonders zu.
viel Kenntnis der Griechischen Literatur besase,*)
widmete sich Rivius nun der Jurisvrudenz, be-
sonders aber der Philosophie und Sprachkunde.
Nach vollendeten Studien lehrte er erst an der
Schule zu Kölln, dann bekam er einen Ruf nach
Sachsen, wo er an den Schulen zu Zwickau,
Marienberg, Annaberg, Schneeberg und Freiberg
arbeitete. Annaberg verlies er besonders der Ver-
folgungen der Mönche wegen, obgleich ihn der
Abt zu Grünhain, ein Freund der Aufklärung,
nicht blos schätzte, sondern auch sogar mit Geld
unterstützte. Von hier wandte er sich, mit eini-
gen seiner besten Annaberger Schüler, nach Ma-
rienberg, das damals, durch reichen Bergbau und
. Herzog Heinrichs Fürsorge, in seiner schönsten Blü-
the stand. 1536 ward er als Rektor nach Schnee,
berg berufen, wo er aber gleichfalls nicht lange
blieb. Denn Herzog Heinrich, dem die Erzie-
hung seines Prinzenaugust sehr am Herzen
lag, berief ihn nach Freiberg, wo er 1537 das
Rektorat übernahm. Die dortige Stadtschule,
welche dem Peter Mosellanus u. a. berühmten
Man-
*) Weil die Griechische und Römische, oder die Morgen-
und Abendländische Kirche damals in beßandigem Zwist
lebten, verachteten alle Universitäten und Schulen, wel-
che dem Römischen Stuhle unterworfen waren, die
Griechische Sprache so, daß Jeder, der sie trieb,
sich einer Kälte gegen seine Kirche verdächtig machte.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Rivius Freiberg Heinrichs_Fürsorge Heinrichs Heinrich Heinrich Peter_Mosellanus
6z
16 31 ♦ geb. Samuelfreiherr von
Pufe ndorf.
In des Gartens einsamstem Winkel wachst oft
das nützlichste Kraut. So ist oft der unbedeu-
tendste Ort die Wiege des größten Mannes. In
einer wenig bekannten Gegend des rauhen Erzge-
birges, zu Dorfchemniz im Amte Freiberg,
ward iener berühmte Mann geboren, welcher,
nebst seinem Bruder Esaias, (s. den 26. Jul.)
zu den berühmtesten Gelehrten und Staatsmän-
nern des 17. Jahrhunderts gehört. Der Vater,
Elias, war Prediger des Orts von 1620—
33 und ward dann nach Flöhe versezt. Hier
empfing also Pufendorf die erste Bildung;
weshalb man auch Flöhe gewöhnlich für seinen
Geburtsort hielt. Als Karl Xii. das Haupt-
quartier zu Altranstädt ( ¿706) hatte, äußerten
einige seiner Minister: sie wollten Flöhe uni)
Altranstädt von ihren Geographen abzeichnen
lassen, weil i e n e s ihrem Vaterlande zwei g r 0-
se Männer gegeben,(dennbeide Pufendorfetra-
ten in Schwedische Dienste) leztres aber ihren
König, als Besieger Sachsens, lange beherbergt
habe. — Pufendorf selbst nannte sich einen
Chemnizer, weil Flöhe (nahe bei Chemniz)
den auswärtigen Gelehrten ein eben so unbekann-
ter Ort war, als Dorfchemniz.
Arm — denn der Vater konnte ihm, ausser
„einem herzinbrünstigen zu Gott abgelassenen Ge-
bet,".nichts mit auf dem Weg geben, — bezog
E Sa-
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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146
„Leipzig liegt aussen und Leipzig liegt drinnen,
darum kann Leipzig nicht Leipzig gewinnen."
Allein zum Spas wirft man doch wohl nicht
binnen drei Wochen 14,002 Kugeln in eine
Stadt, denen man noch dazu natürlich keine An.
Weisung mitgeben kann, gewisser Hauser und
Familien zu schonen — auch würde ein glückli-
' cher Sturm Beute gegeben haben, wogegen der
Offizier seine, in Leipzig verwahrten, Güter wohl
hätte vergessen können. Die rauhe Jahreszeit
aber, die tapfere Vertheidigung der Belagerten
und das Gerücht, Karl und Ferdinand rückten
zum Entsaz — dies und sonst nichts bewog Jo.
Hann Friedrichen, die Belagerung aufzuheben.
1774. -j- der Türkische Kaiser Abdul Mustapha.
1775. Der Russische Empörer Pugalschcw hingerichtet.
1782. t der berühmte Französische Geograph d'anville.
1793. Ludwig xvi. guillotinirt.
22tn Januar.
1739 geb. Gotth. Ephr. lessing.
Ein Mann von grosem Einflüsse auf die Kultur
seiner Nation. Nur selten ist der schöne Geist
auch gründlicher Gelehrter. Lessing war
beides.
Fromm und christlich, nach löblicher Sitte
der Vorzeit, ward Lessing erzogen. Sein Vater,
Pre.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
TM Hauptwörter (200): [T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig]]
Extrahierte Personennamen: Hauser Karl Karl Ferdinand Abdul_Mustapha Ludwig_xvi Ludwig Gotth
300
schiedene Geistliche, Prälaten und Gelehrte, wie
der Abt von Chemniz, der Meisner Domherr,
Siegmund Pflug, der Arzt Martin Pomch von
Mellerstadt, ferner eine Menge Köche, Barbiere,
Stallmeister, Knappen, Troßbuben und —
ein Beweis, daß man damals schon der
Kunst eingedenk war— auch der berühmte Ma-
ler, Lucas Cranach, durfte nicht fehlen,
„um alles remar^lludles uf der Repse zu entwer-
fen und abzumahlen." Sonder Zweifel hatte
diese Betfahrt keinen geringen Anlheil an der Bil-
dung dieses, zu seiner Zeit grosen, Künstlers.
Nichts fehlte also, diese Reise belehrend und
unterhaltend zu machen; selbst ein lustiger Rath
befand sich dabei, Graf Balthasar von Schwarz-
burg, ein Mann, der durch Wir, wie er nun da-
mals gang und gebe war, beim Kurfürsten sich
beliebt gemacht hatte. So meinte er z. B. einst:
„Wenn Herzog Friedrich nicht ein Fürst
were geboren worden, so hatte er doch
zum wenigsten ein Schultheiß in einem
Dorfe müssen seyn." Ein andermal schrieb
er dem Kurfürsten zur Entschuldigung, daß er
nicht bei Hofe erscheine: Seine Frau werde ihn
sicher schlagen, wenn er nur immer dem Vergnü-
gen nachziehe und nicht auch aufs Hauswesen den-
ke — er „wollt gern diearmen Stumpf
(Füsse) zusammen richten," damit er „Sr.
Fürstl. Guaden unverhinderlich dienen möcht."
„Darum (so schließt er naiv genug) darff ich
weclich für meiner Frauen nicht zum Schießen,
Euer
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
Extrahierte Personennamen: von_Chemniz Siegmund_Pflug Martin_Pomch_von
Mellerstadt Lucas_Cranach Balthasar_von_Schwarz- Friedrich Friedrich
'
3,15
Affektation, vornehme Besuche so lange warten,
bis er mit Frau, Knecht oder Nachbar die nöthi?
gern Wirthschaftsangelegenheiten besprochen hatte.
Einst besuchte ihn der Secretair S. . . e, ein
Mann von grosen Kenntnissen und jovialischcr
Laune. Pahlizsch hilft eben einen Wagen ans
der Scheune schaffen. S .. . e klopft ihn, un-
bemerkt, auf die Achsel: „Ei, ei, Pablitzschi
Astronome! was wurden die gelehrten Freunde
in London sagen, wenn sie iezt den Kometen-Ent-
decker sahen." — „Hm! was würden sie
sagen," entgegnete Pahlizsch lächelnd, „daß
Landwirthschaft, die erste aller Wis-
senschaften ist. Laßt der Bauer den
Acker liegen, so muß die Welt mit al-
len gelehrten Gesellschaften verhun-
gern."
Mit solchen Gesinnungen lebte Pahlizsch als
Weiser für Welt, Beruf und Wissenschaften,
starb, allgemein bedauert, im 6;ten Jahre und
ward zu Leubniz begraben, wo Dresdner, groß-
sentheils vornehme, Freunde, ihm ein Monument
sczen liessen.
Sein Bild ist, auf Kosten des verstorbenen
Geh. Raths v. Ferber, ausserst ähnlich von
Graf gemalt, von Schulze gestochen und mit
einer treffenden lateinischen Inschrift im Lapidarstyl
vom Hofr. D a s d o r f versehen.
Pahlizsch hinterlies zwei Söhne, welche gleich
ihm, Geschmack an den Wissenschaften fanden.
Der ältere starb 1796 in Plauen, der jüngere,
der
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
95
Taschenspielereien, worin er besonders stavk war,
so weit, daß er Haus und Equipage besas.
Täglich rilt er, den spizigen Bajazzohut auf dem
Kopfe, in einem andern Narrenkleide, (denn
man hatte 99 ihm fertigen lassen,) nach Hofe,
und hatte einst sogar die Frechheit, mit einem
Korb vollpathenbriefe auf dem Rücken, den gan-
zen Hof zu Gevattern zu bitten, welches ihm na-
türlich ein feines Sümmchen einbrachte. 172z
nahm ihn August I. mit nach Potsdam, wo da-
mals der bekannte Freiherr v. Gundling den
Lusiigmacher bei Hofe spielte. Allein, soviel
Spas man sich auch von dem Zusammentreffen
dieser beiden Menschen dachte, so trocken fiel
gleich die erste Unterhaltung aus. Denn Gund-
ling gab sich mit Joseph, als mit einem gar zu
gemeinen Narren, gar nicht ab, ob dieser gleich
Brüderschaft mit ihm trinken wollte. Hatte
Gundling es wissen können, daß Joseph und an-
dre Narren in Dresden, seinen Tod durch 20 El-
len lange Flore und Mantel mit langen Schlep-
pen betrauern würden, wie würde er sich geärgert
haben! —
Auch den bekannten Deukschfranzos, Trö-
mer, der iede gross und winzige Hofbegebenheit
in scherzhaften Gedichten besang, könnte man ge-
wissermasen in die Klasse der Hofnarren rechnen.
Sein meister Wiz bestand aber nur in einer kau-
derwelschen Sprache, die er aus verhunztem
Deutsch und Französisch sich geschaffen hatte.
Mau
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Extrahierte Personennamen: August_I. Joseph Joseph
go
Welch eine wichtige Person der Narr damals
am Hose war, sieht man unter andern daraus,
daß man nicht selten seine Spase, Sentenzen, rc.
wie Orakelsprüche aufschrieb, indes man oft ver-
gas oder verhörte, was kluge Männer auf Rich-
ter- Lehr- und in Beichtstühlen sagten.
So hat man z. B. von Klaus Narr 627
Anekdoten, Sprüche, zum Theilauch Zoten, die
unter dem Titel: Historien, von 1551 bis
1602 nicht mehr als siebenmal aufgelegt
worden sind. Wem fallt hier nicht das Sprüch-
wort bei: daß ein Narr viel Narren
macht! Schon der Titel klingt possirlich, denn
er verheißt: Feine schimpfliche Wort und
Reden, die Erbare Ehrenleut Klausen abge-
merkt und nachgesagt haben rc. Das In-
haltsverzeichnis spricht auch: von mancherlei
schimpflichen Worten, die Klaus vor
dem Fürsten geredet — Höchst charakte-
ristisch aber ist es, wenn der Herausgeber am
Schluß seiner säuern Arbeit glaubt: er habe mit
„diesen faeetien kaum den Anfang von Klau-
sen zu schreiben gemacht" — wenn er hofft: es
werde nach kurzer Zeit dies Buch zu herrlicher
Proceritat und Gröse steigen und von Chur-
und fürstlichen Dienern mir lustiger
Jucunditet gemehret und gebessert
werden.
Unter vieler Spreu enthalten Klausens Histo-
rien doch auch manches Weizenkorn. Hier nur
einiges zur Probe.
Ein
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans]]
Ii s
nicht stören — er steckt eben in einem Läufer mit
Händen und Füssen — ganz Ernsthaft nickt er
dem Monarchen und erst, als er den Akkord
geschlossen hat, steht er auf, den allerhöchsten Be-
such sich zur Ehre zu rechnen. Denn mitten im
Akkord aufzuhören schien ihm eine musikalische Un-
möglichkeit.
So war auch eine Dissonanz seinen Ohren die
größte Qual und er wollte, wie er oft sagte, lie-
der falsche Menschen, als falsche Töne
ertragen. Einst tritt er in eine Gesellschaft, wo
ein iunger Herr eben auf dem Flügel phantasirt,
aber, sobald er Bach steht, aufspringt und in Eil
mit einer Dissonanz endet. Bach geht, ohne zu
grüssen, ans Instrument, schließt rein den fal-
schen Akkord und dann erst macht er der Gesell-
schaft seine Eintrittsverbeugung.
Bachs lezte Jahre waren traurig. Ueber-
mässige Anstrengung des Gesichts, besonders in
der Jugend, verursachte ihm eine Augenkrankheit,
die er durch eine wiederholte schmerzhafte Opera-
tion zu heben meinte. Aber vergebens. Im
Gegentheil zog man ihm durch schädliche Arzneien
auch andre Nebel zu, welchen ein Schlagflus den
28. Juli 1750 ein Ende machte. .
Unter seinen n Söhnen, die ihn nur zum
Theil überlebten, zeichneten sich Wilhelm Friede-
mann oder der Höllische, Carl Philipp Ema-
iluel oder der Hamburger, Johann Christoph
Friedrich oder der Lippische und Johann Chri-
H- 2 stian
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Carl_Philipp_Ema- Philipp Johann_Christoph
Friedrich Johann Friedrich Johann
84
lötet März.
>575 t im Gefängnis D. Georg Cracau.
Auch der thätigste Fürst kann nicht alles umfas-
sen, nicht jedes Rad der Staatsmaschine selbst
in Bewegung sezen. Genug, wenn er Männer
von Kopf an die Seite sich zu stellen und zu benuzen
weis. Kurfürst August verstand diese Kunst.
Einer der besten Köpfe, durch und mit welchen
erarbeitete, war D. Cracau.
Dieser, ein Pommeraner, (geb. 1525 ) stu-
Hirte zu Wittenberg und zwar mehr Theologie
und Philologie, als Jurisprudenz; ward 1543
Professor der griechischen Sprache an der Univer-
sität zu Greifswalde, legte aber, nach drei Jah-
ren schon, eines gelehrten Zwistes wegen, seine
Stelle nieder, gieng nach Wittenberg zurück,
vermählte sich da (1551) mit Sara, D. Vu-
genhagens Tochter, und ward 1554 Doktor
und Professor' der Rechte, die er seit einigen
Jahren erst ernstlich betrieben hatte.
Wenn iezt der Jurist, wie man sich aus-
drückt, eine Carriere macken will, so hat er,
nächst dem Rechte, besonders Politik, Geschichte,
und die damit verwandten Wissenschaften zu stu-
diren. Im i6ten Iahrh. aber, wo das reli-
gio se mehr, als das p o l i t i sch e Gleichgewicht
die Fürsten und ihre Minister beschäftigte, muß-
ten leztre in der Bibel, wie in den Schriften der
Reformatoren und ihrer Gegnör so bewandert
feyn, als in den Institutionen und Pandekten.
Cracan
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: Georg_Cracau August Sara