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1. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 153

1908 - Altenburg : Bonde
Brand. Die Feinde benutzten die Verwirrung, machten einen Ausfall und schlugen die Belagerer gänzlich. Es war ganz erklärlich, daß außer dem Kaiser und dem Kur- fürsten von Sachsen, Friedrich dem Streitbaren, den Hussiten kein Mann so verhaßt war als Heinrich von Plauen. Nicht zufrieden mit der wiederholten Verwüstung seiner in Böhmen gelegenen Besitzung Königswart, beschlossen sie, Brand und Mord auch in sein Heimatland zu tragen. 70 000 Mann stark fielen sie 1430 in Sachsen ein. In mehreren Haufen durchzogen sie brennend und sengend das unglückliche Land. Nachdem sie Kolditz, Oschatz, Altenburg, Schmölln und Krim- mitschau in Asche gelegt hatten, drangen sie im Vogllande ein. Vor ihnen zog der bleiche Schrecken einher, hinter ihnen deckte Totenstille das Land. Dreifach war ihr furchtbares Werk, wenn sie in eine un- befestigte Stadt oder in ein Dorf kamen. Alles, was männlich war, vom zitternden Greise an bis zum stammelnden Knaben, wurde ge- tötet, Frauen aber und Mädchen also gemißhandelt, daß der Tod als Wohltat erschien. Dann wurde der Ort rein ausgeplündert und zuletzt an den vier Enden Feuer angelegt. Wie viele von den 1400 Dörfern, welche sie auf diesem Wege zerstörten, auf das Vogtland kamen, ist nicht genau anzugeben, aber Tatsache ist, daß damals in unserem Lande viele Dörfer von dem Erdboden völlig verschwunden sind und nur noch die Sage von der Stätte erzählt, auf der sie einst gestanden haben. Mehr als 100 blühende Städte ließen sie als Ruinen hinter sich zurück, im Vogtlande Reichenbach, Mylau, Auerbach, Hos, Ölsnitz und Plauen. Über letztere Stadt gedachten sie das volle Maß ihres Zornes auszuschütten. Hier hielt nämlich Herr Heinrich einen vor- nehmen Anführer der Hussiten, einen Herrn von Sternberg, den er vor einigen Jahren gefangen genommen hatte, in strenger Haft und gab ihn trotz des hohen Lösegeldes, das seine Glaubens- und Kampf- genossen für ihn geboten hatten, nicht frei. Plauen war für die da- malige Zeit eine sehr starke Festung. In der gewissen Hoffnung, hinter den breiten Wallgräben und hohen Mauern sicher zu sein, hatten sich die Einwohner der benachbarten Orte und der Adel der Umgegend mit ihren besten Schützen in die Stadt geflüchtet, für die Hussiten ein Grund mehr, das Äußerste an ihre Eroberung zu wagen. Die An- gegriffenen wußten, daß der Tod nicht das Schrecklichste war, was ihnen bevorstand; aber größer noch als der Akut der Verzweiflung war die Gier nach Beute und die Wut der Rache. Die Stadt wurde im Sturme genommen und ihre Verteidiger int entsetzlichen Gemetzel niedergemacht, so daß das Blut an die Wände sprang. Noch war

2. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 154

1908 - Altenburg : Bonde
154 das Schloß unbezwungen. Die tapfere Besatzung, geschützt durch seine Lage und seine festen Türme und Mauern, lachte der Angriffe der Hussiten. Gewiß hätten diese wie in Rochlitz und Altenbnrg mit blutigen Köpfen abziehen müssen, wenn nicht der bestochene Befehls- haber, von Ratschau, im Morgengrauen des 29. Juni den Feinden das Tor geöffnet hätte. Alle Verteidiger, 2000 an der Zahl, wurden niedergehauen. Recht und billig war es, daß auch der Befehlshaber für seine Judastat den Judaslohn empfing. Die Stadt wurde ge- plündert, und unermeßlich war die Beute, welche die Hussiten in langen Wagenreihen davon führten. Nur Aschenhaufen bezeichneten den Ort, da die Stadt, und Trümmerhaufen den Ort, da das Schloß gestanden hatte. Wie unmenschlich die Sieger gehaust haben, beweist unter anderm auch der Umstand, daß sie 12 Mönche auf dem Kirch- hofe lebendig begraben haben. Von Plauer: weg wandten sich die Hussiten nach Franken und kehrten über Niederbayern heim; daher haben die nördlichen Gebiete des Vogtlandes in diesem Kriege nur wenig gelitten. Runkwitz. 116. Der Stelzenbaum. Oberhalb des Grenzdorfes Stelzen, dessen eine Häuserreihe sächsich, die andere reufsisch ist, stand bis nahe ans Ende des 19. Jahrhunderts ein mächtiger Ahornbaum, weithin geschaut und weithin gekannt. Über 5 Meter war sein Umfang. Noch in der Mitte des genannten Jahrhunderts war seine Krone lückenlos. Von da an wurde sie durch Stürme zerzaust. In der Nacht vom 18. zum 19. März 1897 fiel endlich der ganze Baum einem Sturme zum Opfer. Neben dem bis jetzt stehen gebliebenen Stumpfe ist ein neuer Baum, auch wieder ein Ahorn, gepflanzt. Aus dem Holze des alten sind mancherlei Erinnerungszeichen angefertigt worden, z. B. Briefbeschwerer und Zigarrenspitzen. Ob der im Jahre 1897 gefallene der erste oder zweite Stelzenbaum gewesen, darüber gehen die Berichte auseinander. Nach dem einen soll der ursprüngliche Stelzenbaum von einem Bauer, auf dessen Grund und Boden er stand, im Jahre 1723 gefällt worden sein — zur nicht geringen Entrüstung der Be- wohner des Dorfes und des ganzen Vogtlandes. Andere Bericht- erstatter halten dafür, über den mächtigen Baum seien Gele Jahrhunderte hingegangen; er sei derselbe, von welchem es

3. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 165

1908 - Altenburg : Bonde
165 in der Nacht nach Freiberg, wohin Kunz von Zwickau aus gebracht worden war, und man läutete alle Glocken. Da fragte Kunz, was das zu bedeuten habe, und als man ihm die Ursache vermeldete, rief er: „Das gilt mir mein Leben!" Am 15. Juli zog die ganze kurfürstliche Familie nach Ebersdorf, eine halbe Stunde von Chemnitz gelegen, wo damals eine Wallfahrt war, um Gott für die gnädige Beschützung und Erhaltung der jungen Herren zu danken. Am 16. Juli hielt sie in Altenburg ein großes Freudenfest, und man tat in allen Kirchen öffentliche Danksagung. 5. Wie Kunz bestraft und der Köhler belohnt wurde. Den 14. Juli um 4 Uhr nachmittags wurde Kunz zu Freiberg öffentlich enthauptet; ein gevierter breiter Stein bezeichnet noch jetzt die Stätte der Hinrichtung. Man erzählt, der Kurfürst habe ihn be- gnadigen wollen, aber der Bote fei zu spät gekommen. Hans Schwalbe wurde den 28. Juli zu Zwickau mit Zangen zerrissen und gevierteilt. Am 31. Juli wurde Dietrich von Kauffungen, Kunzens Bruder, vor Altenburg enthauptet, weil er nach geschehener Tat freventlich gesagt hatte: „Das Nest werden sie wohl finden, aber die Vögel sind aus- genommen." Dem Köhler Georg Schmidt gewährte der Kurfürst die Bitte, iu dem Walde, in welchem er Herzog Albrecht befreit hatte, sein Lebtag frei Kohlen brennen zu dürfen. Auch schenkte er ihm zum erblichen Besitze ein Freigut und verordnete, daß ihm und seinen Nachkommen jährlich etliche Malter Korn gegeben würden. Nach Albinus. 120. Die Erfindung der Buchdruckerkunst. Früher gab es nur geschriebene Bücher. Die Mönche vorzüglich beschäftigten sich mit dem Abschreiben, und es ist zum Erstaunen, wie weit sie es in der Schönschreibekunst gebracht hatten. Die großen An- fangsbuchstaben wurden sehr schön mit bunten Farben gemalt, auch wohl mit Gold ausgelegt, oft sogar mit niedlicheu Bildchen umgeben. Solche Abschriften kosteten viel Zeit und vielen Fleiß und waren des- halb auch sehr teuer. Eine einzige schöne Bibel kostete wohl 900 Mark. Darum konnten auch nur reiche Seilte Bücher haben. Der Buchdrnckerkunst ging die Formschneidekunst voraus. Es wurden nämlich in hölzerne Täfelchen allerlei Bilder, besonders von Heiligen, geschnitten, mit Farbe bestrichen und dann auf Pergament oder Papier abgedruckt. Bald schnitt man nicht nur einzelne Wörter dabei, sondern auch ganze Bibelstellen; zuletzt schnitt man sogar ganze

4. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 122

1908 - Altenburg : Bonde
122 zum Teil selbst ins Heidentum zurückgefallen zu sein. Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts jedoch bemühten sich die Naumbnrger Bischöfe eifrig um die kirchliche Versorgung des Landes; so weihte Bischof Günter im Jahre 1085 eine hölzerne Kirche zu Reichenbach ein, zu welcher 17 Dörfer der Umgegend gehörten. Vor allem aber zeigte sich Bischof Dietrich I. von Naumburg sehr eifrig, und es gelang ihm, die Unterstützung der herrschenden Familien zu gewinnen. So stiftete Graf Albert von Eberstein 1122 die Kirche zu Plauen zu Ehren des heiligen Johannes, und Bischof Dietrich machte es bei deren Einweihung dem ersten Pfarrer zur Pflicht, „die heidnischen Bewohner von ihrer Irr- lehre abzuwenden und der wahren Lehre zuzuwenden." Etwas später wurde (wohl von den im Oberland herrschenden Herren von Lobda- bnrg) die Bergkirche zu Schleiz (in ihrer ältesten Gestalt) sowie bald danach die Stadtkirche und ebenso in Gera die Kapelle St. Nikolaus und wohl auch die Hauptkirche St. Johannes gegründet. Aber mehr als alle anderen Herren im Vogtlande hat in dieser Beziehung das Geschlecht der Vögte von Weida getan. Collmann. 90. Gründung der Städte. Die ältesten Städte Deutschlands finden sich an seinen westlichen, südlichen und Östlichen Grenzen. Sie sind von den alten Römern gegründet. Wohl war der Arm dieses Volkes sehr lang; aber der Weg von Rom bis in das Vogtland war doch zu weit, als dass er bis dahin gereicht hätte. Den Grund zu den meisten Städten unseres Fürstentums haben die Sorben gelegt, welche im 5. und 6. Jahrhunderte das von den Deutschen, seinen ursprünglichen Bewohnern, verlassene Land in Besitz nahmen. Den Anfang der Stadt bildete gewöhnlich die Burg, die ein Fürst des Volkes meist auf der Höhe eines Berges erbaute, um von da aus das umliegende Gebiet gegen die Feinde zu be- haupten. Am Fusse des Berges siedelten sich die Weiber und Kinder der Männer an, welche im Dienste des Fürsten standen, und fanden hei feindlichen Einfällen Schutz für Leben und Eigentum hinter den Mauern der starken Festung. Zu ihnen gesellten sich bald Händler und Handwerker, welche die Be- wohner der Burg und ihres Anbaues mit des Leibes Kahrung und Notdurft versorgten. So entstand ein Dorf; ehe aber aus dem Dorfe eine Stadt wurde, vergingen Jahrhunderte; denn

5. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 202

1908 - Altenburg : Bonde
202 andere Grundbesitzer ihre kleinen Parzellen soweit möglich ans Wässer- wiesen einrichten. Von ganz besonderer Wichtigkeit für das Gebirge ist der Flachs- bau, ja er verspricht es in noch höherem Maße zu werden; denn was Sachsen an Flachs erzeugt, reicht noch keineswegs für die Bedürfnisse der inländischen Spinnereien aus, zumal auch viele böhmische und mährische Spinner ihren Flachs vom Erzgebirge beziehen. Dadurch, daß diese nützliche Gespinstpflanze bis zu 570 in Meereshöhe gedeiht, wird sie zu einer reichen Quelle des Einkommens gerade für die- jenigen Fluren, die andern Kulturpflanzen schwer zugänglich sind. Gegenwärtig wird der Flachsbau in der Gegend von Annaberg und Marienberg bis nach Freiberg und Frauenstein so stark betrieben, daß man den Gesamtertrag einer guten Ernte auf mehr als eine Million Mark schätzt. Die Entdeckung des Silbers rief im Erzgebirge den Bergbau hervor, der, nachdem er zuerst im 12. Jahrhundert bei Freiberg auf- gekonimen war, im 15. und 16. Jahrhundert sich auch über das west- liche Erzgebirge verbreitete und hier die Entstehung neuer Bergstädte, namentlich Annabergs, Schneebergs und Marienbergs, veranlaßte. Neben dem Silber grub man — wie noch jetzt — Zinn und Eisen. Je mehr aber die Ergiebigkeit des Bergbaues abnahm, desto mehr sah sich die dichter gewordene Bevölkerung gezwungen, sich nach anderen Erwerbszweigen umzusehen. Zunächst griff man zur Bearbeitung der einheimischen Metalle, und so entstand die Blech-, Löffel- und Nagel- schmiederei, die in etlichen Dörfern fast die vorherrschende Beschäftigung wurde. Aber trotz alledem wurde der Mangel immer fühlbarer, Armut und Not immer größer. Da wurde Barbara Uttmann die Wohltäterin des Erzgebirges, indem sie die Kunst des Spitzenklöppelns nach Annaberg verpflanzte und dadurch hauptsächlich den Frauen und Kindern Arbeit und Ver- dienst verschaffte. Den Erzgebirger kennzeichnen Zufriedenheit mit wenigem, Treu- herzigkeit und Geradheit im Umgänge und etwas Singendes beim Sprechen. Ganz besonders eigen sind ihm Fleiß und Sinnen auf Er- werb, wozu ihn die Natur gleichsam anspornt; denn fast jede Gabe läßt sie nur mit Mühe und Gefahr sich abgewinnen. Mühsamer wird nirgend der Landbau betrieben und frühzeitiger wohl nirgend die Jugend zur Arbeit angehalten. Mit dem fünften bis sechsten Jahre schon hilft das Kind verdienen in der Klöppelstube wie am Spinn- rocken und in der Hütte.

6. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 43

1908 - Altenburg : Bonde
43 „Allein ich sinke nicht vergebens, wenn sie mein letzter Ruf belehrt; ein ganzes Schiff voll jungen Lebens ist wohl ein altes Leben wert. Gib mir das Sprachrohr! Schifflein, eile! Es ist die letzte, höchste Not." — Vor fliegendem Sturme, gleich dem Pfeile, hin durch die Schären eilt das Boot. Jetzt schießt es aus dem Klippenrande. ,Hinks müßt ihr steuern!" hallt ein Schrei. — Kieloben treibt das Boot zu Lande, ' und sicher fährt die Brigg vorbei. Giesebrecht. 47. Was mich nicht brennt, das blase ich nicht. So hat schon mancher gesagt und ist vorübergegangen, wo er hätte helfen sollen. Das ist so ein Sprüchlein, womit sich die Geizigen, Hartherzigen und andere Leute dieser Art beruhigen, wenn der Geist nicht willig und das Fleisch schwach ist. So dachte auch der Priester und Levit, als sie den Armen in seinem Blute liegen ließen und sich aus dem Staube machten. Dachte auch der Samariter so? Dachte auch der brave Christoph Kollheim in einem Dörflein bei Duderstadt so? Das war ein blutarmer Schelm und ein Witwer dazu und hatte drei Kinder, die gar oft sagten: „Vater, wir sind so hungrig!" Das hört ein Vater gern, wenn er Brot genug hat und noch etwas dazu; aber wie schneidet das ins Herz, wenn keins da ist! Und just so gings dem armen Kollheim oft genug. Das Betteln verstand er nicht, aber er verstand Schuhe zu flicken, Kochlöffel zu schnitzen und Besen zu binden und solcher kleinen Künste mehr, was er auch so fleißig tat, daß er sich kümmerlich mit seinen Kindlein durchbrachte, — aber es kam doch mancher lange Tag. Der Kollheim hatte einen recht guten Freund, der hieß Volkmann, war auch ein Witwer und hatte sieben unerzogene Kinder. Gleich und gleich gesellt sich gern, heißts im Sprichwort, und das Unglück ist der beste Leim. Der Volkmann und seine Kinder hatten auch der Fasttage so viele, daß sie schier die schwere Kunst bald gelernt hätten, wenn nicht das Lehrgeld gar zu schwer wäre. Beide Leidensbrüder waren ein Herz und eine Seele. Da sagte einmal der Volkmann zu seinem Busenfreund Kollheim: „Ich ziehe nach Lauterberg ins Hannöversche, dort ist mehr Verdienst." Gesagt, getan — und der Hausrat kostete

7. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 192

1908 - Altenburg : Bonde
192 íid) Heinrich I. allein trug, auf seinen Sohn und auf sein ganzes Ge- schlecht sich vererbt hat? Der Eigenname wurde zum Familiennamen gemacht, um die zwei Linien, in welche sich das Haus Planen teilte, voneinander zu unterscheiden. Im Jahre 1306 teilten nämlich die Enkel des ersten Heinrich von Plauen das großväterliche Besitztum, die Vogtei Plauen, untereinander. Heinrich, der Sohn des Böhmen, welcher Plauen mit Zubehör erhielt, gründete die ältere Linie Plauen; Heinrich Reuß, der Sohn des Russen, welcher Greiz mit Ronneburg, Posterstein, Werdau, Reichenbach und Mylau überkam, wurde der Stifter der jüngeren Linie Plauen und der heute noch bestehenden Linien Reuß. 2. Eine zweite Eigentümlichkeit, durch welche sich unser Fürstenhaus vor allen anderen Regentenhäusern auszeichnet, ist der Umstand, daß das Haus Reuß durch alle Zeiten seinen männlichen Gliedern den Taufnamen Heinrich beigelegt hat. Seit Heinrich dem Reichen, Vogt von Weida, Stifter des Klosters Mildenfurth, gilt es als unverbrüch- liches Hausgesetz, daß alle Söhne den Namen Heinrich führen. Was ihn getrieben hat, diese Bestimmung zu treffen, läßt sich nicht genau angeben. Die einen sagen, dankbare Rücksicht ans Kaiser Heinrich Vi., den Sohn Barbarossas, seinen Gönner und Wohltäter, habe ihn be- wogen, schon seine drei Söhne Heinrich zu nennen. Andere sagen, er habe hierbei die Absicht gehabt, in allen seinen Nachfolgern durch die Einheit des Namens das Bewußtsein von der Einheit des Geschlechtes und bei etwaigen Erbteilungen das Bewußtsein von der Zusammen- gehörigkeit des Stammlandes wach zu halten. Dem mag nun sein, wie ihm will, jedenfalls ist die Unterwerfung unter dieses Herkommen auch ein Beweis für den Gehorsam gegen das vierte Gebot und für die, welche den Namen tragen, ein Antrieb, den Tugenden, den Groß- und Edeltaten der Ahneil nachzueifern. Die einzelnen Glieder des Hauses Reuß unterscheiden sich durch die Zahlen, welche dem Namen beigefügt werden. Die ältere Linie zählt bis 100, um dann von neuem zu beginnen; die jüngere Linie sängt jedes Jahrhundert mit neuer Zählung an. 3. Das Wappen unseres Fürstenhauses bildet einen Schild, der in vier gleiche Felder geteilt ist. In den zwei schwarzen Feldern, dem ersten und vierten, befindet sich ein aufrecht stehender Löwe, goldfarben oder gelb, mit offenem Rachen, roter Zunge und aufgeworfenem Schweife, auf dem Haupte eine rubinfarbene Krone; in den silbernen Feldern, dem zweiten und dritten, ein schreitender, goldner Kranich. Über dem Wappenschilde sind zwei gekrönte Helme; der rechte trügt den Kopf

8. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 338

1908 - Altenburg : Bonde
338 seine Versuche fortsetzen, und nach langer, saurer Arbeit gelang es ihm endlich, Gold zu machen, freilich ein anderes Gold, als er selbst er- wartet hatte: er erfand das weltberühmte Meißner Porzellan, das fast mit Gold ausgewogen wurde, als es im Jahre 1709 zum erstenmal auf der Leipziger Messe feilgehalten wurde. Böttger wurde vom Kur- fürsten reich belohnt und durch Erhebung in den Freiherrnstand ge- ' ehrt; trotzdem wollte er dem Könige von Preußen gegen eine beträcht- liche Summe das Geheimnis verraten. Der erbitterte Kurfürst ließ ihm daraufhin den Prozeß machen; aber noch ehe die Untersuchung zu Ende kam, starb Böttger im Jahre 1719. In den letzten Jahren seines Lebens wußte er oft nicht, womit er seinen Hunger füllen und seine Blöße bedecken sollte, obwohl er an Gehalt und Geschenken nach und nach fast eine halbe Million Mark erhalten hatte. Im Jahre 1710 wurde die Albrechtsburg in Meißen zu einer Porzellanfabrik eingerichtet, die erste ihrer Art in Europa. Sie blieb natürlich nicht die einzige, so stteng auch das Fabrikgeheimnis anfangs gehütet wurde. Noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ent- standen Porzellanfabriken in Wien, Kopenhagen, Berlin, Petersburg und Sövres bei Paris. Jetzt ist Böttgers Kunst allgemein verbreitet, und auch in unserer Heimat — in Untermhaus — hat sie eine Stätte gefunden. Das Meißner Porzellan behauptet jedoch vor allen anderen Erzeugnissen seiner Art noch immer den Vorrang und übertrifft teilweise selbst das chinesische. — Der wichtigste Bestandteil des Porzellans ist die Porzellanerde (Kaolin); sie hat eine weiße oder gelbliche Farbe und ist entstanden aus verwittertem Feldspat. Im Gegensatz zum Ton, der ein weit- gereister Geselle ist und dessen Lager sich zumeist im Meeresgrunde gebildet haben, ist die Porzellanerde nie über ihre Geburtsstätte hinaus- gekommen. Sie findet sich daher in Nestern überall da, wo das Muttergestein (Feldspat) in größerer Menge vorkommt, so namentlich in Sachsen, Schlesien, Bayern u. s. w. In unserer Heimat tritt sie nur in ganz geringer Menge auf, so daß die Ausbeute sich nicht lohnen würde. Die Fabriken in Untermhaus, -Roschütz, Hermsdors n. s. w. beziehen sie von auswärts. Zum Gebrauche muß das Kaolin mit ge- mahlenem Feldspat und Quarzsand vermischt werden. Dadurch ent- steht eine Masse, welche nach dem Brande so hart ist, daß sie am Stahle Funken und beim Anschlagen einen glockenartigen Klang gibt. Treten wir in eine Porzellanfabrikl Da stehen große mit Wasser gefüllte Kufen. In ihnen wird die Porzellanerde durch starkes Rühren zu einer weißen Brühe aufgelöst, „geschlämmt". Der noch unver-

9. Landeskunde von Thüringen - S. 50

1909 - Altenburg : Bonde
50 Nordhausen (30 000): wichtigste Handelsstadt Nordthüringens; Eisenbahn- knotenpunkt ; Getreidehandel; Branntweinbrennereien; Maschinen -, Uhren -, Tapeten-, Zigarrenfabriken. Suhl (14000) an der Lauter: Hanptsitz der Gewehrsabrikation; Porzellan-, Metall- und Holzwarenfabrikation; Solbad. Schleusingen an der Schleuse: Berühmtes Gymnasium: Glashütte: Porzellan-, Papier- und Holzwaren. Ziegenrück an der Saale. (Sägewerke — Holzstoff- und Pappfabriken.) 2. Regierungsbezirk Merseburg. a) Größe: 10 208 qkm; 1 190000 Einwohner; auf 1 qkm 116 Einwohner. b) Lage. Östlich vom Erfurter Kreis zu beiden Seiten der Saale. e) B o d e n g e st a l t. Der Bezirk gehört zum größten Teile der thüringischen Tieflandsbucht an, nur im Westen und Süden reicht er bis auf die thüringische Ostplatte und Saal-Elsterplatte hinauf. Von den thüringischen Höhenzügen breiten sich im Westen Schmücke, Finne und die Querfnrter Platte aus. ä) Bewässerung. Das Gebiet gehört dem Unterlaufe der Saale an, welche hier die U n st r u t von links und die W e t h a u und E l st e r von rechts aufnimmt. e) Kreise. Ter Bezirk zerfällt in mehrere Kreise, von denen die Kreise Halle, Sangerhausen, Naumburg, Zeitz, Weißenfels und Merseburg zu nennen sind. 1) Städte. Halle an der Saale (170000): die größte Stadt der Landschaft. Universität, Franckesche Stiftungen ; Salzwerk. Eisenbahnknotenpunkt. Fabrik- und Handels- stadt ; Buchhandel und Buchdruckerei; Fabriken für Maschinen, Stärke, Tapeten. — In der Nähe Ruine Giebichenstein (Ludwig der Springer). Sangerhausen (12 000): Braunkohlenwerke. Brauereien und Brennereien, Ziegeleien. (Ludwig der Springer liegt in der Ulrichskirche begraben.) Artern an der Unstrut: Saline und Solbad. Zucker-, Öl-, Papierfabriken. F r e y b u r g an der Unstrut: Weinbau ; Schanmweinfabriken ; — Neuenburg, Edelacker (Ludwig der Eiserne). — Jahnmuseum. Naumburg an der Saale (25 000): Weinbau: Fabriken für Horn-, Elfenbein-, Strumpfwaren: große Holzmärkte; Dom und Schloß. — In der Nähe die Rudels- bnrg und Schulpforta. Weißenfels an der Saale (31000): Obst- und Gartenbau; Sandsteinbrüche; Maschinen- und Schuhfabriken; Dom; Seminar; Unteroffizierschule. Merseburg an der Saale (20 000): Dom, Schloß; Gymnasium, Waisenhaus; Papp- und Papierfabriken, Maschinenfabriken, Webereien, Lederfabriken. Zeitz an der Elster (31000): bedeutender Obst- und Gartenbau, Braunkohlen- werke, Fabriken für Leder, Tuch, Kinderwagen, Pianinos, Paraffin. 3. Lreis Schmalkalden. a) Lage. Auf dem mittleren Thüringerwalde, umfaßt das Gebiet der Schmalkalde. b) Orte. Schmalkalden (10000): Solbad; Schloß; Schmalkaldner Waren (Zeugschmiedewaren); Hüttenwerke.

10. Landeskunde von Thüringen - S. 31

1909 - Altenburg : Bonde
31 V. Das östliche Thüringen. 1. Die Saal-Elsterplatte bildet die nördliche Abdachung des Frankenwaldes und Fichtelgebirges. Dieselbe zerfällt in zwei Stufen. Diese werden durch eine breite Senke voneinander geschieden, in welcher die Orla und die untere Weida und Auma fließen. Das Oberland der Saal-Elstcrplalte. Im Süden der tiefen und breiten Orlasenke breitet sich zwischen Saale und Elster das Oberland der Saal-Elsterplatte aus. Es reicht bis in die Gegend von Hirschberg und Gefell. Die Landschaft zeigt die Form einer Hochfläche. Die Plattenform hat sich jedoch nur in der Mitte erhalten. Hier zieht nämlich die Wasserscheide dahin, die im Durch- schnitt 550 m hoch liegt und bald der Elster, bald der Saale näher kommt. Die Ränder der Platte sind.von zahlreichen Flüssen und Bächen zerschnitten, die sich zum Teil tief in das Land eingegraben haben; infolgedessen bildet die Oberfläche der Land- schaft langgezogene Wellen, auf deren breiten Rücken niedrige Buckel aufgesetzt sind. Scharf eingeschnittene Gründe und Schluchten führen aus den Tälern auf beiden Seiten auf die Rücken der Hochwellen. Die Gewässer, welche der Platte entspringen, fließen teils nach Osten und Nord- osten zur Elster, teils nach Westen, Südwesten und Nordwesten zur Saale hin. Die bedeutendsten sind die Metterà, die Wiesenthal und die Weida mit der Auma und Triebes. Das Oberland ist auch reich an stehenden Gewässern. Es finden sich hier ausgedehnte Teichgebiete, die ihre Entstehung einerseits der Bodengestaltung, andererseits dem Waldreichtum der Gegend verdanken. Der Boden besteht aus einem harten, steinichten Untergrund, den an den meisten Stellen nur eine dünne Erdschicht bedeckt. Er eignet sich deshalb weniger zum Ackerbau, wohl aber gibt er einen guten Wald- und Wiesengrund ab. Daher ist die Platte auch ziemlich stark bewaldet; an vielen Stellen dehnen sich weite Forsten aus. Auch aus- gedehnte Wiesen und Triften bedecken die Hochflächen oder ziehen sich in den Talgründen hin. Infolge der Einförmigkeit und Rauheit der Gegend liegen die Wohnplätze meist in den geschützten Mulden oder in den Tälern. Da der Anbau der Halmfrüchte wenig lohnend ist, so beschränkt sich der Ackerbau auf den Hochflächen zumeist auf den Anbau von Kartoffeln, Flachs und Hafer; nur in den milderen und geschützteren Talgründen gedeihen auch Roggen und Weizen. Die ausgedehnten Wiesen und Triften gestatten eine einträgliche Viehzucht, während die Waldungen die Wald- und Holzarbeit begünstigt haben. Dagegen ist fast überall die Weberei zu Hause, was eine Folge des ausgedehnten Flachsbaues ist. Im Nordosten des Oberlands ist auch das Großgewerbe verbreitet. Das Oberland der Saal-Elsterplatte ist schwach besiedelt. Es gibt nur wenige kleine Ortschaften. Im Süden des Oberlands hat S ch l e i z die größte Bedeutung er- langt. Es ist durch seine V i e h m ä r k t e weit und breit bekannt und liefert Webwaren, Strümpfe, Lampen und Lebkuchen. Im Nordosten des Oberlands hat sich Z e u l e n r o d a zur größten Stadt ent- ' wickelt. Es zählt gegen 10 000 Einwohner und ist Sitz einer lebhaften Industrie. Hier blüht die Strumpfwirkerei, die Gummiwirkerei, die Weberei, die Lampenfabrikation und die Möbeltischlerei.
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