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1. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 2

1913 - München : Seybold
sitzergreifung Togos in Lome durch das Deutsche Reich öffentlicherklärt. Von Togo eilte Nachtigal auf dem Schiff „Möwe“ nach Kamerun, wo er am i4- Juli die deutsche Schutzherrschaft proklamierte. Infolgedessen konnte jetzt die regelmäßige Dampferverbindung Hamburg—kamerun, die der Hamburger Kaufmann Woermann, der schon in den ()0er Jahren die ersten Faktoreien in Kamerun begründet hatte, in Kraft treten. Der englische Handelsneid hatte dies bis dahin zu verhindern verstanden. Kein Kolonialname ist bei uns wohl so volkstümlich geworden wie der von Kamerun, der von den portugiesischen Entdeckern der Kamerun- mündung wegen der unzähligen Scharen von Krabben (= camarao, darum Cameroons oder Kamerun) gegeben wurde. Das Jahr i884 führt uns auch nach Deutsch-Ostafrika, dessen Be- gründung das Werk des damals erst 27 jährigen Dr. Karl Peters war, der an der Spitze der „Gesellschaft für deutsche Kolonisation“ stand. Dieser war mit einer kleinen Expedition, zur Seite standen ihm noch Karl Jühlke und Graf Pfeil, den Engländern zuvorgekommen und hatte Useguha, Ukami, Nguru und vor allem Usagara unter den Schutz Deutsch- lands gestellt, nachdem er mit den Oberhäuptlingen jener Gebiete regel- rechte Verträge geschlossen hatte. Als K. Peters darauf nach Deutschland zurückkehrte, fand er bei Bismarck Entgegenkommen für seine Pläne, und der Reichskanzler erwirkte ihm vom Kaiser Wilhelm I. den ersten kaiserlichen Schutzbrief für ein Kolonialgebiet, den Peters selbst als „Rocher de bronce“ (ehernen Grundstein) für die Gründung von Deutsch- Ostafrika bezeichnet. Durch ein Abkommen mit England wurde späterhin, am 1. Juli 1890, die Grenze der deutschen Machtsphäre in Ostafrika festgelegt und am 1. Juni 1891 die deutsche Flagge in Daressalam gehißt, womit Deutsch- Ostafrika endgültig als die größte deutsche Kolonie in den Kranz der deutschen Schutzgebiete eingeflochten wurde. Die neuren kolonialen Erwerbungen führen uns nach der Südsee. obwohl die diplomatischen Verhandlungen um etwaige Schutzgebiete in Ozeanien bis ins Jahr 1880 zurückreichen. In der Siidsee besaß der Ham- burger Godeffroy die bedeutendsten Handelsniederlassungen. Das Erbe von Godeffroy hatte noch vor 1880 die „Deutsche Seehandelsgesellschaft angetreten. Um deren Handelsunternehmungen zu schützen und Land in Melanesien zu erwerben, zog die erste deutsche Expedition, mit kaiserlichen Vollmachten versehen, unter der Leitung von Dr. Otto Finsch i885 nach der Südsee. Der Teil des Festlandes von Neuguinea, der nicht unter eng- 2

2. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 7

1913 - München : Seybold
bedeutend gewonnen, und sein Emporblühen verzögert die Entwicklung von Anecho, Kpeme und Porto Seguro. Kamerun, insonderheit das Kamerungebirge, ist das regenreichste Land Afrikas. In Debundscha, am Westfuße des Kamerungebirges, hat man sogar über ioooo mm Niederschlag gemessen; regenreicher, soweit man die Niederschlagsverhältnisse auf Erden kennt, ist nur Tscherrapandschi am Südabhange des Khasigebirges im östlichen Bengalen mit nahezu 12 ooo mm Niederschlag. Die Regenzone mit 2000 bis 3ooo mm Nieder- schlag reicht weit ins Kameruner Hinterland hinein. Nur der äußerste Norden, die Uferlandschaften des Tschadsees haben unter 5oo mm, während der größere Teil des Hinterlandes in die Zone mit 1000 bis 2000 mm Niederschlag fällt. Wegen der ungesunden Verhältnisse in Duala, denen in neuerer Zeit wesentlich entgegengearbeitet worden ist (bessere Wohn-, Faktorei- und Hafenanlagen), wurde der Regierungssitz von Duala ins Kamerungebirge nach Buea (g85 m) verlegt. Hier ist es möglich, Allgäuer Rinder zu halten und europäische Gemüse zu pflanzen und somit den Europäern eine frische und bekömmliche Nahrung zu bieten. Nur in Deutsch-Südwestafrika haben wir mit Ausnahme des halb- tropischen Nordens ein mächtiges Gebiet, das als durchaus gesund für Europäer zu bezeichnen und als Siedelungsland geeignet ist. Von der 837 000 qkm großen Fläche der Kolonie sind etwa 5oo 000 qkm, d. h. etwa 5o 000 000 ha = Deutsches Reich, zu Siedelungszwecken geeignet. Die Luft ist über den südafrikanischen Gebieten dampfarm, und die Schwankung zwischen wärmstem und kühlstem Monat trägt nicht mehr tropischen Charakter, sondern den gemäßigter Klimate. Selbst im Hererolande, das sich durch seine milden Winter auszeichnet, beträgt der Lnterschied zwischen dem wärmsten und kühlsten Monat 120 bis i5° C und erinnert somit an die Jahresschwankung der Mitteltemperatur, wie sie an der sizilianischen Küste herrscht. Südwestafrika hat indessen nur geringe Niederschläge. Am geringsten sind sie an der Küste, bis 20 mm des Jahres. Hier ist dem Küstenrand eines heißen Kontinents ein kaltes Meer vorgelagert; die Wirkung davon ist ein Klima, das eins der trockensten der Erde ist. Hinter dem Küsten- land beginnt eine Zone, die bis 100 mm ’Niederschlag auf weist, und weiterhin nach dem Innern reihen sich Streifen langsam wachsender Jahresmengen an. Der Nordosten ist am regenreichsten, mit 5oo bis 600 und etwas mehr mm Niederschlag; er erreicht aber immer noch nicht den mittleren Jahresniederschlag von Deutschland. 7

3. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 9

1913 - München : Seybold
kolonialen Ölstoffen suchen auch Корга, Sesam, Erdnüsse u. a. zu be- friedigen. Als Lieferant für Sesam und Erdnüsse kommt Ostafrika in Frage. Корга, die zerstückelte und getrocknete Kokosnuß, wird uns von Ostafrika, Togo, vor allem jedoch von Neuguinea mit dem Inselgebiet und von Samoa gesandt. Auf den Marianen, Karolinen und Palau sind die Kokospalmen die ausschließliche Grundlage des wirtschaftlichen Le- bens. Ein- und Ausfuhr der Südseegebiete hängt, wenn von den neueren Phosphatfunden abgesehen wird, ganz von dem Gedeihen der Kokospalme ab. Sie bedarf hier wie überall einer gewissen Pflege, auch von seiten der Eingeborenen, wenn sie gute Früchte zeitigen soll. Genauere Untersuchungen haben erwiesen, daß wir ausgezeichnete ßaumwolländereien in Togo, Kamerun und Ostafrika besitzen. Auch die Nordgebiete von Südwestafrika sind für Baumwollkultur geeignet. Der Baumwollbau der Eingeborenen, der durch Hackbau betrieben wird, kann keine beträchtlicheren Mengen für die Ausfuhr liefern. Maschinelle Einrichtungen müssen die Baumwollgebiete erschließen. Um für die Kultur dieser Faserpflanze stets die genügende Wassermenge zur rechten Zeit zur Verfügung zu haben, werden in Ostafrika große künstliche Bewässerungsanlagen geschaffen. Wir blicken erst auf ein Jahrzehnt unserer Baumwollanbauversuche zurück. 190з brachten die Kolonien Ostafrika und Togo für 5ooo Mark Baumwolle zur Ausfuhr, 1910 für reichlich 1 Million Mark. Ist das wohl ein Anfang, so bedeutet er doch außerordentlich wenig gegenüber unserm Bedarf. Wenn nicht alle An- zeichen trügen, werden unsere Kolonien zu Baumwollenländern werden, die den Hauptteil unseres Bedarfs dieses Bohstoffes decken. Unter den Nahrungs- und Genußmitteln, die uns die Kolonien liefern, steht in der Bedeutung der Kakao obenan. Der Kakao verspricht hei uns ein Volksgetränk im besten Sinne des Wortes zu werden. Wurden 1880 im ganzen 2260 Tonnen Kakaobohnen im Werte von 3 Millionen Mark nach Deutschland eingeführt, so dreißig Jahre später (1910) 44 000 Tonnen im Werte zu reichlich 45 Millionen Mark. Die pinfuhr hat sich sonach innerhalb eines Menschenalters der Menge nach verzwanzigfacht. Unter allen Ländern steht Deutschland mit seinem Kakaoverbrauch an zweiter Stelle, nur wenig hinter den Vereinigten Staaten von Amerika; in weitem Abstand erst folgen Frankreich und England. Deutschland hat darum ein besonderes Interesse an einer Kakaoerzeugung innerhalb seines eigenen Wirtschaftsgebietes. Die Entwicklung, die der Kakaobau in den deutschen Schutzgebieten bisher genommen hat, berechtigt zu der An- 9

4. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 11

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dem Muansabezirk Golderze zur Ausfuhr, und zwar lediglich nach Deutschland, 1910 378 kg. für 843 000 Mark. Das Salz, das in Ost- afrika (Saline Gottorp am Mlagarassi) gewonnen wird, dient dem Eigen- gebrauch der Kolonie und dem Salzgeschäft nach dem Kongostaat. Für Ostafrika war bis 1909 dem Ausfuhrwert nach der Glimmer — I9i° war der des Goldes größer — das wichtigste Mineral, der im Uluguru- gebirge, bei Morogoro abgebaut wird, jährlich über 100000 kg. Diese Kolonie bringt auch Granaten. Von dem wertvollen Kopal, einem halb- fossilen Harz, ziehen jetzt der deutsche Handel und die deutsche Lack- . industrie mehr und mehr an sich heran. Unter unseren Kolonien scheint sich Südwestafrika zum ersten Mineral- produktionsland zu entwickeln. Schon seit längerer Zeit sind die Kupfer- erze bekannt, die an verschiedenen Orten des Landes gefunden werden, am ausgiebigsten bei Otawi und Tsumeb. Haben doch die Schätze in diesem Gebiet bewirkt, daß von privater Seite eine mehr als 5oo km lange Eisenbahn von Swakopmund aus nach Otawi gebaut wurde. 1907 holte man hier erst für x/2 Million Mark Kupfererze, jetzt bereits für rund 6 Millionen Mark. Die Hauptausfuhr ist jedoch nach Amerika und anderen Ländern gerichtet. Neben der Ausbeutung von Kupfer gewinnt die von Blei an Bedeutung; über die Hälfte der Ausfuhr gehört dem deutschen Handel an. Ausgedehnte Zinnfunde sind an verschiedenen Stellen des Erongogebirges in der Nähe von Omaruru gemacht worden. Deutsch-Südwestafrika gehört zu den glücklichen Ländern, die auch Diamanten besitzen. 4. Kiautschou. Die Beweggründe zur Besitzergreifung von Kiautschou waren ganz andere als bei dem Erwerb der übrigen deutschen Kolonien. Weder handelte es sich dabei um die Gewinnung tropischer bzw. subtropischer Kolonien als Lieferanten kolonialer Erzeugnisse, noch um die Gewinnung neuer Ansiedelungsgebiete für unsere Landsleute, was sich bei einem derartig dicht besiedelten Land wie China von selbst verbietet. Vielmehr galt es, für unseren Handel und unsere junge, kräftig aufsteigende Kriegs- marine in Ostasien einen gleich festen Stützpunkt zu haben, wie ihn andere Nationen schon erworben hatten. Auf die Größe des Besitzes kam es hier weniger an als vielmehr auf die gute Lage, einen Ausgangs- und Sammelplatz deutschen Handels, deutscher industrieller Erzeugnisse, über- 11

5. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 12

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haupt einen Brennpunkt deutscher Kultur für Ostasien zu besitzen. Das erworbene Gebiet ist auch nur 552 qkm groß, d. h. von der ähnlichen Flächenausdehnung wie der Bodensee oder die Hälfte des Fürstentums Waldeck. Für die Wahl der Kiautschoubucht gaben die fast drei Jahrzehnte zuvor gemachten Forschungen des deutschen Forschers und Geographen Ferdinand v. Bichthofen den Ausschlag, der mit weitem Blick die Vor- züglichkeit der Kiautschoubucht erkannte, die zum maritimen Endpunkt eines ausgedehnten Eisenbahnnetzes ebenso geeignet war wie zur natür- lichen Eingangspforte in das nordöstliche China vom Meere her, zumal die Bucht den einzigen eisfreien Hafen im ganzen nördlichen China bietet. Auch über die gute gesundheitliche Lage der Bucht war man sich bereits klar. Das Klima von Tsingtau und Umgebung ist eins der ge- sündesten der chinesischen Küste. Die mittlere Jahreswärme beträgt etwas über i3° C. Die Regenmenge schwankt zwischen 5oo und 620 mm des Jahres, erreicht also noch nicht ganz das Mittel des Niederschlages in Deutschland. Das Hinterland von Kiautschou, die Provinz Schantung, ist reich an ungehobenen Schätzen, besonders an Kohle und Eisen und an Arbeitskraft und Intelligenz einer charaktervollen Bevölkerung. So sprachen mithin wichtige geographische und wirtschaftliche Tatsachen für die Wahl der Kiautschoubucht als deutsches Schutzgebiet im Jahre 1897. Das ganze Pachtgebiet ist ein einziger großer Hafen. Die breite, an den Rändern sehr seichte Kiautschoubucht ist von der vierfachen Aus- dehnung des Jadebusens. An ihrem Eingänge scheinen sich zwei gegen- überliegende Halbinseln die Hände zu geben, erreichen sich aber nicht ganz und gewähren Raum für eine Eingangspforte von 3v2 km Breite. Die Fahrrinne selbst ist gegen 9 m tief. An dem Ausläufer der nördlichen Halbinsel, die von dem nahezu 1100 m hohen Lauschangebirgc durch- zogen wird, haben sich Hafen und Stadt Tsingtau, früher ein armseliges kleines Fischerdorf, entwickelt. Auf der Innenseite der Kiautschoubucht schuf man zwei große Hafen- becken, den kleinen Hafen nicht weit vom Eingang zur Kiautschoubucht und D/2 km davon nordwärts entfernt den großen Hafen. Beide Häfen werden durch das Land vor der ozeanischen Dünung von Süden her und durch die Berge gegen Sicht und feindliches Feuer von der See her geschützt. Der kleine Hafen dient in der Hauptsache dem chinesischen Dschunkenverkehr, aber auch kleine Dampfer und Torpedoboote können 12

6. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 14

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Der deutsch-chinesische Vertrag vom 6. März 1898 hatte zu weitgehenden Bergwerks- und Eisenbahngerechtsamen in der Provinz Schantung den Grund gelegt. Zunächst wurde der deutsche Einfluß auf eine neutrale Zone ausgedehnt, die die Kiautschoubucht halbkreisförmig umgibt, etwa 5o km breit ist, rund 7650 qkm Flächeninhalt (= Großherzogtum Hessen) besitzt und als volkreichste Stadt die alte Stadt Kiautschou mit einschließt. Der deutsche Einfluß mußte, wenn Kiautschou ein bedeutendes deutsches Kulturzentrum im fernen Osten werden sollte, noch über die neutrale Zone hinausgehen. Das geschah durch die Ausnützung der im Vertrag von 1898 bereits vorgesehenen Konzessionen für mehrere Bahnlinien in der Provinz Schantung und eines Streifen Landes von 3o Li, d. s. i5km, Breite zu beiden Seiten der Bahnlinien zwecks Ausbeutung der durch- schnittenen Kohlen- und Erzlager (Eisen, Blei, Gold u. a. m.). Auch bei weiteren Eisenbahnbauten in der Provinz Schantung sind deutschen Unternehmern weitgehendste Rechte zugesichert worden. Die Eisenbahnstrecke hat in Tsingtau ihren Anfangspunkt und geht über die Orte Kiautschou, Weihsien und Tsinanfu, der Hauptstadt der Provinz Schantung, wo sie jetzt Anschluß an eine große chinesische Nordsüdbahn findet. Die Strecke ist 436 km lang, etwa wie die Bahn von Berlin nach Danzig. Von dem Hauptstrang zweigen die Linien nach Poschan (und Itschoufu) ab, wo wie bei Weihsien mächtige Stein- kohlenfelder ausgebeutet werden können. Der Außenhandel Kiautschous wächst beträchtlich von Jahr zu Jahr. Gegenwärtig hat der Handelsverkehr von Tsingtau sogar den von Tschifu überflügelt. Die Gesamteinfuhr nach Kiautschou hatte 1910/11 einen Wert von reichlich 74 Millionen Mark und die Gesamtausfuhr von 65 Millionen Mark. Vor allem ist an dem Handelsverkehr China beteiligt, sodann England, Japan und andere Länder. Deutschlands Anteil ist zwar noch gering, doch ist er in den letzten Jahren merklicher als in den Jahren nach der Besitzergreifung gewachsen, besonders seitdem die deutsche Schantungbahn ihren regelmäßigen Betrieb eröffnet hat. Deutschland holt von Kiautschou (im ganzen für etwa 1/2 Mill. Mark) Seide und Seidenwaren, Strohgeflechte, Rindshäute, Baumwolle, Erd- nüsse und führt nach Kiautschou aus (im Jahre 1910/11 für ig Millionen Mark) Eisenröhren, Geschosse, Kanonrohre, Schießpulver und Spreng- mittel, Zigarren und Zigaretten, Eisenbahnbaumaterialien, Lokomotiven, Eisenwaren, Nähnadeln, Romanzement, Schauniavein, Bier, vor allem jedoch Anilinfarben und künstlichen Indigo (für 10 Millionen Mark). 14

7. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 22

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spärlich. Das Gras steht bei weitem nicht so dicht wie im Hereroland, fehlt mitunter ganz. Doch bildet das vorhandene Gras im Verein mit anderen verschiedenen Futterpflanzen immerhin ein gutes Viehfutter, so daß auch dieses wasserarme Gebiet sich zur Viehzucht eignet. An Nutzpflanzen bietet Deutsch-Südwestafrika Weizen, Mais, Wassermelonen, Kürbisse und Tabak, die von den Eingeborenen angebaut werden, während die europäischen Ansiedler Kartoffeln, Mais, Wein, Tabak, Gemüse u. a. ziehen. Die Tierwelt Deutsch-Südwestafrikas ist außerordentlich reich. Im Norden und Osten finden sich Elefanten, Flußpferde, Kaffernbüffel und Giraffen, die ehemals über das ganze Schutzgebiet verbreitet waren, aber durch unsinniges Abschießen bedeutend zurückgegangen sind. Leoparden, Hyänen, Schakale, Luchse und auch Affen sind noch sehr zahlreich, während Löwen nicht mehr so verbreitet sind. In den Steppen des Hoch- landes hausen zahllose Antilopenarten, sowie Spring- und Steinböcke. Stachelschweine und Springhasen sind auch nicht selten. Die Vogelwelt des Schutzgebietes ist besonders reich und mannigfaltig. Über /ioo ver- schiedene Arten sind allein im Süden gezählt worden. Allen voran steht der Strauß, der im ganzen Binnenlande verbreitet ist und sich in der letzten Zeit besonders reich vermehrt hat; daneben zahlreiche Hühner- vögel, wie Rebhühner und Perlhühner, ferner Trappen, Geier, Weber- vögel und eine Unmenge von Vögeln auf den kleinen Inseln der Küste. Die Kriechtiere sind in zahllosen Krokodilen, ferner in vielen Schild- kröten, Eidechsen und Schlangen vertreten. 12 giftige Schlangenarten sind bis jetzt angetroffen worden. Auch die niedere Tierwelt ist zahl- reich. Es seien hier nur die Wanderheuschrecken, die gefräßigen Ter- miten mit ihren hohen Pyramidenbauten, sowie die gefürchtete Tsetse- fliege und die Anophelesmücke erwähnt. Von Nutztieren sind Rinder, Fettschwanzschafe, Wollschafe, lang- ohrige Ziegen, Esel und Kamele zu nennen. Die Pferdezucht leidet sehr unter der „Pferdesterbe“. Auch die Honigbiene gedeiht in Deutsch- Südwestafrika vorzüglich. b) Bevölkerung. Deutsch-Südwestafrika beherbergt von allen deutschen Kolonien die meisten Weißen. Zu Anfang des Jahres 1910 lebten dort ohne Schutz- truppe 12935 Weiße (gegen 11791 im Vorjahre). Hinsichtlich seiner Eingeborenenbevölkerung ist Deutsch-Südwestafrika 22

8. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 28

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seit 18/12 unter den Herero, seit 18^4 unter den Hottentotten und seil Anfang der i8goer Jahre auch unter den Ovambo tätig. Daneben arbeitet im Ambolande die Finnische Mission, die bereits seit 1870 dort segens- reich wirkt. 7. Lüderitzbucht mit seinen Diamantfeldern*. Nach dreistündigem Ritt kamen wir auf den Diamantfeldern von Ivoll- mannskuppe an. Der kaufmännische Leiter der großen Felder nahm uns in Empfang und bewirtete uns in seiner hochgelegenen Villa. Der Blick aus den Fenstern dieser prachtvoll eingerichteten Wohnung schweifte über die meilenweite, erbarmungslose Wüstengegend, über unsere deutschen Dia- mantfelder. Die Geschichte von der Entdeckung der ersten Lüderitzbuchter Diaman- ten hatte ich mir inzwischen erzählen lassen. In den Märztagen 1908 wurde plötzlich das Schutzgebiet mit der Nachricht überrascht, daß hier an der Bahn Lüderitzbucht—keetmanshoop Diamanten gefunden seien. Man nahm die Kunde ungläubig auf. War es denn denkbar, da seit 25 Jahren hier Frachtfahrer und Reisende verkehrten und vor einigen Jahren viele Tausende deutscher Soldaten hier die Wüste durchquert und im Dünensande Rast gehalten hatten? Geologen hatten das Land durch- forscht, und schließlich hatte eine Bahn ihre eisernen Spuren durch Sand und Klippen gelegt. Und dieser Boden, der dem Ankömmling Steine statt Brot bot, dessen Unwirtlichkeit und Unwegsamkeit dem Deutschen Reiche in den Kriegsjahren 1905 und 1906 Hunderte von Millionen ge- kostet hatte, er sollte solche Schätze bergen? War das nicht ein Mär- chen aus Tausendundeiner Nacht? Oder war es nicht etwa ein Schwindel? War der Sand nicht etwa „gesalzen“, d. h. mit Diamanten bestreut wor- den, zum Zweck der Bodenspekulation? Nein, es war kein Märchen, kein Schwindel, es war Wirklichkeit! Lin bei der Bahn beschäftigter Kapneger, der früher in den Diamanten von Kimberley gearbeitet hatte, hatte einen Diamanten gefunden und seinem Vorgesetzten, dem Bahn- meister Stauch, gezeigt. Der hatte ihn ungläubig zurückgewiesen, und erst, als der Junge tags darauf wieder einen Diamanten hatte, war er aufmerksam geworden. Und nun — Überraschung aut Überraschung. Der Dünensand war tatsächlich durchsetzt mit Diamanten, die zwar klein, * Vollbehr, Lüderitzbucht mit seinen Diamantfeldern. Schaffstein, Köln. 28

9. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 29

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aber wertvoll waren. Als man die Küste weiterhin absuchte, fand man, daß die Edelsteine den ganzen Küstenstrich entlang vorkamen, und heute werden vom Oranjefluß im Süden bis zur Empfängnisbucht im Norden, in einei Ausdehnung von annähernd 4oo Kilometern, Diamanten ge- funden. Aus der „Sandwüste“ war über Nacht das „Deutsche Diamanten- land“ geworden. Durch die ganze Linie zieht sich ein Eisenbahngeleis, es ist die Bahn Lüderitzbucht—keetmanshoop. Die Bahn muß durch diese Kette der Wanderdünen hindurch, hat sich zwar die günstigste Stelle ausgesucht, muß aber dennoch mit großen Schwierigkeiten kämpfen. 120 Kapboys sind Tag für Tag beschäftigt, die Geleise vom Flugsand zu befreien, und die Frage, ob man durch Tunnelbau oder durch Einsaugen mittels Va- cuumapparates das Hindernis beseitigen könnte, wird immer mehr er- örtert. Vorläufig wird noch geschaufelt. Selbst Versuche, die Dünen mit Fellen zu belegen und festzuhalten, sind von sehr geringem Erfolge ge- wesen. Die große Natur läßt sich so leicht nicht zwingen. Die Balm, die von der deutschen Eisenbahn-Baufirma Lenz gebaut ist, wird stark von den Leuten des Hinterlandes in Anspruch genommen. Unterhalb unseres Standpunktes ist seit Jahresfrist der Diamanten wegen ein kleiner Ort, Kollmannskuppe, aus Holz-und Wellblechbaracken für die weißen und farbigen Diamantarbeiter entstanden. Auf dem Bahn- geleis ein fahrender Zug, der seinen Weg in die Namib nimmt. Das kleine Bahnhofsgebäude „Kollmannskuppe“, daneben ein Windmotor, der das von der Bahn aus Lüderitzbucht mitgebrachte Wasser auf den Berg pumpt, wo die drei Villen der Direktoren und wissenschaftlichen Leiter stehen. Rechts sieht man ein weiteres Geleis, das durch die ganzen Diamantfelder führt; auf diesem fahren von Mauleseln gezogene kleine Wagen. Links sieht man in der öden Wüste kleine Sandhäufchen: dort sind die Diamantwäscher bei der Arbeit. Ich habe viel bei der Diamantgewinnung und beim Diamantwaschen zugesehen. Die kleinen wertvollen Steine werden auf ganz einfache Art gewonnen. Der Kies des Bodens wird in ein großes Schüttelsieb getan, das „Baby“ genannt, stark hin und her geschüttelt, so daß der feine Sand herunterfällt und der diamantführende Kies verbleibt. Dieser wird dann in kleinere runde Drahtsiebe getan und in mit Wasser gefüllte Bottiche getaucht und, mit dem Wasser vereint, stark geschwenkt. Die schweren Teile, also die Diamanten, schieben sich nach unten auf den Grund in der Mitte des Siebes. Diese Arbeit besorgen schwarze Arbeiter. 29

10. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 34

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> i: 20); denn hier findet man die Diamanten im Sande an der Ober- fläche, während sie im englischen Gebiet aus tiefen Bergwerken, aus sog. „Blaugrund“, herausgeholt werden müssen. Herr Bahnmeister Stauch, der Herr jenes Kapboys, der die ersten Diamanten gefunden und gleich die Situation übersehen hatte, konnte zwei volle Monate ohne Konkurrenz Felder belegen. Daher besitzt die Gesellschaft Kollmannskuppe, die seine Anrechte erworben hat, etwa 7000 Hektar Land, wo sie Diamanten schürft. Außer dieser Gesellschaft gibt es noch eine ganze Reihe anderer, darunter die deutsche Diamanten gesellschaft, die der Regierung gehört. Jetzt gibt es kein freies Plätzchei mehr; nicht nur das Suchen nach Diamanten, sondern auch das fragen ohne Erlaubnisschein ist bei hoher Strafe verboten. Nach dem Auffinden der Diamanten geriet die ganze weiße Bevölkerung in hohe Aufregung, und an allen Orten, bis hinauf nach Windhuk, vermutete man Schätze, und an allen Stellen der Kolonie wurden Schürffelder belegt. Hand- werker, Geschäftsleute und andere — alle suchten, und selbst oben im Hereroland traf ich einen Photographen, einen Künstler in seinem Fach, der mit zwei schwarzen Arbeitern in einem Felsloch herumkroch und mit der Hacke nach Schätzen suchte. Zum Glück hat sich alles wieder beruhigt und geht seiner gewohnten Arbeit nach, eingedenk, daß nicht alles Diamanten sind, was in Südwest glitzert. 8. Verkehrswege in den deutschen Kolonien in Afrika*. Vor*, den deutschen Kolonien an der Westküste, die durch die Woer- mannlinie und die Ostafrikalinie mit dem Mutterlande in Verbindung stehen, hat Südwestafrika den regsten Verkehr und ein zusammenhängen- des Bahnsystem. Von der Küste nach Nordosten führt die Otawibahn; sie geht von Swakopmund nach Karibik und weiter über Omaruru und Otawi nach Tsumeb, eine Abzweigung von Otawi nach Grootfontein. Eine Staatsbahn führt von Karibib über Okahandja nach Windhuk und von dort weiter in nordöstlicher Richtung nach Keetmanshoop. Im Süden der Kolonie führt von der Küste ins Innere die Linie Liideritzbucht Keetmanshoop, von der nach Süden eine Abzweigung bis Kalkiontein geht. Die Post wird im Innern, soweit sie nicht mit der Bahn befördert werden kann, durch Karren-, Reit- und Rotenposten bestellt; die Zahl * Schwahn, Dr. W., Kleine Verkehrsgeographie. Schlimpert. Meissen. 34
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