Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
44 Die Eroberung von Sibirien durch die Kosaken.
Russen zuerst weiter nach Osten lockten und ihn das Land erobern ließen;
der Grund war ein scheinbar geringerer: ein Tier, nicht größer als unser
Marder — der Zobel — führte einen kühnen Räuber mit einer Schar
Spießgesellen über den Ural, und wenige Jahre vergingen, so legte er,
wie einst Cortez Karl V., seinem Zaren ein mächtiges Reich zu Füßen.
Im Kreml zu Moskau, auf dem Throne der russischen Großfürsten,
saß in der Mitte des 16. Jahrhunderts Iwan Iv. Wasiljewitsch, der
zweite unter Rußlands Herrschern, welcher den Titel Zar führte. Unter
ihm, dessen Name nur in Verbindung mit den Beiworten „grausam" oder
„schrecklich" genannt wird, hatte das heutige Rußland die letzten Reste der
Mongolenherrschaft zu Boden geworfen und sich in die Reihe der selbst-
ständigen Staaten mit eingereiht. Mehr als alle seine Vorgänger that
aber Iwan, dieser energische, wiewohl blutgierige Tyrann, für die Beför-
derung der Zivilisation seines halbwilden Volkes. Er war es, der deut-
schen Gelehrten, Künstlern und Handwerkern den Weg nach Rußland zeigte
und sie zu dessen Segen herbeirief — eine That, in welcher ihm fast alle
Zaren, die im Kreml und an der Newa thronten, bis herab auf Alexander Iii.
gefolgt sind, da sie wohl einsahen, daß Rußland nur von seinen westlichen
Nachbarn auf die Bahn abendländischer Kultur geleitet werden könne.
Am mittleren Lauf der Wolga und längs ihrem Nebenflusse Kama,
da wo heute sich die Gouvernements Kasan, Wiatka, Ufa, Simbirsk und
Pensa ausdehnen, lag das tatarische (mongolische) Chanat Kasan, das seit
1438 vom Geschlechte der Scheibaniden regiert wurde. Gegen dieses zu-
nächst zog im Jahre 1552 Iwan, und nach kurzem Kampfe fiel mit dem-
selben der letzte mongolische Hort in Europa. Das griechische Kreuz
triumphierte über den Halbmond, und Kirchen erhoben sich an Stelle der
Moscheen; das Volk aber, welches jene Gegenden bewohnt, ist noch heut-
zutage nur zum kleinsten Teile slawisch. Die mongolische Art schlägt in
Gesichtszügen und Sprache noch immer mächtig durch. Zwei Jahre darauf
fiel auch Astrachan an der Wolgamündung, und russische Boote wagten sich
auf das Kaspische Meer.
Schon ein Jahrhundert vor diesen Eroberungen war ein Tataren-
Häuptling, ein Mursa der Goldenen Horde, zu den Russen übergegangen.
Er hatte sich taufen lassen und empfing den christlichen Namen Spiridion.
Hoch oben im Norden, fast an der äußersten Grenze der russischen Macht,
da wo die Witschegda in die Dwina fällt, siedelte sich der ehemalige Mon-
golenfürst an, gründete die Ortschaft Solwytfchegorsk und begann sich
durch einen schwunghast betriebenen Pelzhandel Reichtümer zu sammeln.
In ihm muß ganz der intensive Handelsgeist gelebt haben, den wir noch
heute an den Chinesen bewundern. Es ist keine Frage, daß der Neu-
bekehrte in geistiger Hinsicht weit über denjenigen stand, die ihn bekehrt
hatten, denn damals leuchtete über Rußland kaum ein Strahl der Zivili-
satton; wüste Barbarei und Wissensarmut charakterisierten Land und Volk,
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Extrahierte Personennamen: Cortez_Karl_V. Karl_V. Alexander_Iii Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Sibirien Moskau Kasan Wiatka Kasan Europa Astrachan
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Niedrigen Inseln.
185
den Engländer machten, bewirkte, daß die Regierung sich der Nachkommen
jener Meuterer annahm, und da die Insel mittlerweile für die Bevölkerung
zu klein geworden war, so wurde für einen Teil die Norfolkinsel zum
künftigen Wohnsitz eingeräumt. Das Pitcairn-Eiland hatte im Jahre 1879
93 Bewohner. Im Jahre 1885 hatte die Gruppe der Niedrigen Inseln
eine Gesamtbevölkerung von ca. 5750 Einwohner.
Wir wenden uns jetzt nordwärts, um zu den Markesasinseln, auch
Mendana-Archipel genannt, zu gelangen. Diese, im Jahre 1594 von
Hgupllmg und Eingeborene der Nlarkesasinfeln.
dem Spanier Mendana entdeckte Inselgruppe ist hoch und trägt mehr oder
weniger ansehnliche Berge; Korallenriffe umgeben die Gestade, und kleine
Bäche und Flüsse, welche häufig Wasserfälle bilden, bewässern das Innere.
Auf einer dieser Inseln, Nukahiwa, soll ein Wasserfall sein, welcher eine
Höhe von 700 m hat. Die Bewohner dieser Inseln, in Hinsicht ihres
Charakters sanftmütig, freundschaftlich und zuvorkommend, aber auch als
höchst sinnliche und leichtfertige Naturmenschen geschildert, stehen unter
Häuptlingen, sühren häufig Kriege untereinander und braten und ver-
speisen alsdann die erschlagenen Feinde. Doch ist dies seit Einführung des
Christentums, welches besonders auf der größten Insel, auf Nukahiwa, den
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Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
274 Die Oder.
hier in älterer Zeit von bedeutenderem Umfange gewesen sind, beweisen die drei
Steinriffe, welche vor dem Streckelberge in der See liegen. Im Nordwesten
desselben steigt, etwa 3 km von der Küste entfernt und durch tiefes Wasser von
demselben getrennt, die Zinnowitzer Bank aus Tiefen von 8—10 m steil
zu 3—6 m Wassertiefe auf und hat im Südosten einen bis 1,7 m unter der
Oberfläche des Wassers ausragenden Steinhaufen. Südöstlich von derselben
liegt der Küste näher und mit derselben durch einen flachen Sandgrund verbunden
das Vinetariff, mit meist nur 4 m, an einer Stelle aber nur 2,4 m Wasser-
tiefe. Noch weiter südöstlich liegt der Küste nahe die Koserowbank, welche,
aus 10 —11 m Tiefe steil aufsteigend, nur 4—5 m Wasfertiefe hat. Da alle
drei Bänke außerhalb des gewöhnlichen Fahrwassers der Schiffe liegen, so bieten
sie. falls dieselben ihnen nicht bei schwerem Sturm oder dunklem Wetter zu
nahe kommen sollten, für gewöhnlich glücklicherweise keine Gefahr.
An das Vinetariff knüpft sich die Sage von der untergegangenen, einst
mächtigen Handelsstadt Vineta. In alter Zeit, so wird erzählt, lag an Pom-
merns Küste eine reiche Handelsstadt, die größte in ganz Europa. Da ihre
Bewohner jeden Fremden mit großer Gastfreundschaft aufnahmen, wurde sie
nicht nur von den Handelsleuten des ganzen Europa und Asiens bis China
besucht, sondern viele Fremde schlugen unter dem Schutze der festen, den fchönen
Hafen schützenden Burg ihren Wohnsitz auf. Durch den Handel floß ein so
großer Reichtum in Vineta zusammen, daß man die Stadtthore aus Erz goß
und das Silber so gemein wurde, daß man es zu geringen und wenig geach-
teten Dingen verbrauchte. Mit dem Reichtum aber zogen Übermut und Sitten-
losigkeit in die Stadt ein und brachten sie zu Falle. Als zwischen den ver-
schiedenen die Stadt bewohnenden Völkern ein Zwist ausbrach, wurde ein
Dänenkönig zu Hilfe gerufen, der die Stadt eroberte und einen Teil der Schätze
wegführte. Doch ließen darum die übriggebliebenen Bewohner nicht von ihrer
Gottlosigkeit, und da sie in ihrem Übermute selbst das Brot, die größte Gottes-
gäbe, mißbrauchten, traf sie Gottes Strafgericht: eine verheerende Flut versenkte
die Stadt mit allen ihren Bewohnern in den Abgrund des Meeres. Bei stillem
Wetter sieht man die Bewohner noch gespenstisch zwischen den Trümmern ihrer
Stadt nmherwandeln und hört ihre Glocken aus dem Grunde des Meeres herauf-
tönen. Ja, an jedem Ostermorgen steigt die ganze Stadt in all ihrer Herrlichkeit
als ein warnendes Schattenbild für jeden Frevler aus der dunklen Tiefe empor.
Die Bewohner der Umgegend selbst wissen am wenigsten von dieser
Sage, welche durch Änderung und Ausschmückung der Erzählungen wahrer
Begebenheiten entstanden ist. Der Priester Helmold, welcher im 12. Jahr-
hundert ein Buch von der Bekehrung der Slawen schrieb, berichtet zuerst von
Vineta: „An der Mündung der Oder, da, wo sie an das Baltische Meer hin-
fließt, lag einst die mächtige Stadt Vineta, welche den Barbaren und Griechen
der Umgegend einen sehr bedeutenden Handelsplatz darbot. Sie gehört in der
That zu den größten Städten Europas und wird von den Slawen nebst an-
dern, griechischen und barbarischen Völkern bewohnt. Auch die daselbst an-
gekommenen Sachsen haben gleiches Niederlassungsrecht erhalten, wenn sie sich
nur nicht während ihres Aufenthalts zum Christentum bekennen; denn alle
Einwohner waren bis zum Untergange der Stadt Heiden. Übrigens dürste
(
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Asiens China Vineta Gottes Vineta Vineta Europas Sachsen
Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
212 Pommern.
unbekannte Ferne nach Osten, an dessen Südusern von der Elbe über die Peene
bis zur Weichsel die Slawen oder Wenden wohnen. Ungefähr 2v2 Jahrhun-
dert später werden der Rugianische Bodden als ein Teil der Ostsee, die östlichen
Nebenflüsse der Elbe und die Oder mit der Warthe genannt. Im 11. Jahr-
hundert faßte dann Adam von Bremen die geographischen Kenntnisse seiner Zeit
über diese Gegenden zusammen; doch standen auch ihm noch die Ostsee und das
am Hellespont anfangende Meer mit einem Busen des nördlichen Ozeans in
Verbindung. Mehrt sich dann auch mit der festeren Gestaltung der kirchlichen
Verhältnisse die Kenntnis unsrer Küstenländer — der Wismarische Busen.
Hiddensöe, Strela, die Ucker, das Haff, die Swine, deren Mündung Platzmynni
hieß, die Dievenow mit der Insel Gristow und die hauptsächlichsten Flüsse Hinter-
pommerns werden genannt — so glaubte doch auch Helmold im 12. Jahr-
hundert noch an eine Durchfahrt von der Ostsee nach den griechischen Gewässern.
Ebenso allmählich verbreitete sich die Kenntnis der wendischen Völker-
schasten, als deren hauptsächlichste die im Westen wohnenden Abodriten und die
östlicher wohnenden Wilzen, später Lnitizier genannt, erscheinen, beide aus ver-
schiedenen kleineren Stämmen bestehend, von denen bald die einen, bald die
andern mehr hervortreten, je nachdem sie unter den Stammgenossen zur Herr-
schaft oder mit den Deutschen in Berührung kamen. Jenseit derselben erscheinen
am Rugiauischen Meerbusen die Ranen oder Runen als das mächtigste Volk,
dessen Wohnsitz Adam von Bremen als ein den Wilzen gegenüberliegendes
Eiland bezeichnet, jenseit der Oder aber die Pommern mit ihren Hauptstädten
Kolberg und Danzig.
Der Name Pommern ist umgebildet aus dem slawischen Pomorjane, Meer-
anwohner, von po = an und more = Meer, weshalb sie von den alten pol-
nischen lateinisch schreibenden Historikern auch als maritimi bezeichnet werden.
Zweifelhaft ist bei den sich widersprechenden Nachrichten die Dichtigkeit
der Bevölkerung. Westlich von der Oder scheint sie dichter gewesen zu sein
und aus einer zahlreicheren hörigen Bevölkerung germanischen Stammes, die
bei der Wanderung der Germanen nach Westen im Lande geblieben oder von
den Raubzügen der Slawen als Gefangene in das Land gebracht worden waren,
und aus einer weniger zahlreichen herrschenden, waffenführenden wendischen
Bevölkerung, welche um ihrer geringeren Zahl willen eine ungewöhnlich große
Zahl befestigter Orte angelegt hatte, bestanden zu haben. Östlich von der Oder,
wo überwiegend Slawen saßen, scheint die Bevölkerung dagegen viel weniger
zahlreich gewesen zu sein. Die Bewohner, zum Teil in Pfahldörfern wohnend,
trieben in Flüssen und Seen Fischsang, auf der See besonders um Rügen im
Herbste Heringsfang; die Jagd in den dichten ausgedehnten Waldungen lieferte
Auerochsen, Bären, wilde Schweine. Elentiere, Hirsche, Rehe und andres Wild;
man zog Rinder, Pferde teils deutscher, teils einheimischer, noch später in Pom-
mern wild vorkommender Rasse, Schafe, Schweine, Gänse, Hühner; besonderer
Pflege erfreute sich die Bienenzucht. Durch den Ackerbau gewann man Roggen,
Weizen und Gerste; Hanf und Flachs wurden zur Verfertigung der Unterkleider,
Segel und Netze gebaut. In den Gärten zog man Mohn, Hülsenfrüchte, Obst,
in Stettin als heilig gehaltene Seltenheit einen Walnußbaum; Wein kam erst
mit dem Christentum in das Land und wurde bei Stettin gebaut; Brot ge-
wann man aus wahrscheinlich auf Handmühlen hergestelltem Mehl, Bier aus
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TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]