Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
62 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln.
Westeuropa aus der andern Seite vereinte genanntes Land in den letzten
Jahrhunderten des Mittelalters auf seinen Märkten die Hanseaten und
die Venezianer, die Engländer und die Oberdeutschen, die Spanier mit
den Portugiesen und die Kaufherren des Deutschen Ritterordens von den
äußersten Küsten des Baltischen Meeres. Wie verschieden sie auch in Sprache
und Sitten waren, so kamen sie doch alle gern und traten in den schnell
ausblühenden Städten der Niederländer miteinander in leichten und uugehin-
derten Verkehr. Wohlweislich hatten die wackeren Bürger die dem Handel
nachteiligen Zölle und Abgaben aufgegeben, überhaupt alle hemmenden
Schranken beseitigt, so daß ihr ganzes Land einem großen Freihandels-
gebiete glich, in dem sich die geschicktesten, reichsten und tüchtigsten Kauf-
leute begegueteu und sich darin ein Verkehr ausbildete, der soust seines-
gleichen nicht wieder auf Erden fand. Die klugen Venezianer sahen mit
Unlust einen'beträchtlichen Teil ihres gewinnbringenden Handels auf die
Niederländer übergehen, wie es auch die rührigen Hanseaten geschehen lassen
mußten, daß sich allmählich der rege Verkehr aus ihren Kaufhäusern in
die von jenen hinzog. Bald flatterten die Wimpel der holländischen Schiffe
in Meeren, welche sonst ausschließlich von den Deutscheu befahren wurden,
und brachten die Erzeugnisse ihres Gewerbfleißes nach fremden Ländern.
Kaum waren dem Handel durch die Entdeckung von Amerika und durch
die Auffindung des ostindischen Seeweges neue Bahnen angewiesen worden,
als auch die Niederländer ihre ganze Kraft daran setzten, daraus Vorteil
für sich zu ziehen. Ihre Schiffer scheuten den weiten und damals noch
ziemlich unsicheren Weg über den Ozean nicht, und als Spanien in finsterem
Despotismus den freien Geist der Bürger niederzudrücken versuchte, da
waren diese schon mächtig genug zur See geworden, um selbst mit der
größten Macht Europas den Kampf -erfolgreich zu beginnen. Nach langem
und heißem Ringen mußte Philipp die Erfolglosigkeit seines Unternehmens
zugestehen; es trat Ruhe ein im Kampfe, wenn auch der wirkliche Friede
erst viele Jahre später abgeschlossen wurde. Mittlerweile hatten aber die
frei gewordenen Niederländer den Handel so sehr an sich gezogen, daß selbst
die feindlichen Spanier den größten Teil ihrer Kriegsbedürfnisse, ihre
Waffen und Munition von jenen zu kaufen genötigt waren.
Philipp Ii. fah zwar nur mit dem größten Widerwillen die holländischen
Schiffe in seinen Häsen, doch würde sich, falls er ihnen den Zugaug zu den
spanischen Gewässern verwehrt hätte, wahrscheinlich allerhandel nach Portugal
gezogen haben. Als aber seit 1580 durch Herzog Alba Portugal unter das
spanische Zepter gebracht war, da unterdrückte Philipp nicht länger seinen
Wunsch, den Handel Hollands zu vernichten. Die Mannschaft der aus
Holland in den spanischen und portugiesischen Häfen angekommenen Schiffe
wurde in Haft genommen, die Schiffe selbst mit Beschlag belegt und den
Unterthanen jeder weitere Verkehr mit den Einwohnern der „aufrührerischen
Provinzen" verboten. Dieser Schlag sollte tödlich auf Hollands Handel
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Philipp_Ii Philipp Alba_Portugal Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Westeuropa Baltischen_Meeres Amerika Spanien Europas Portugal Hollands Holland Hollands
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
130 Das Festland Australien.
Westküste erreichen. Die Reisenden fanden ein aus drei von Ost nach West
laufenden Zügen bestehendes Gebirge, welches mit dem Namen „Liebig
Mountains" belegt wurde; der höchste Punkt desselben erhielt den Namen
„Monnt Musgrave". Ferner fand man einen mächtigen, aber zur Zeit
trockenen Salzsee, welcher „Lake Amadeus" benannt ward. Mangel an
Lebensmitteln zwang die Reisenden von hier aus wieder zur Umkehr. Im
Jahre 1874 unternahm Giles abermals eine Reise nach dem Westen. Der
Zweck wurde aber wieder nicht erfüllt. Er stieß auf eine Oase von vor-
trefflichem Boden und entdeckte nicht weit von der Grenze der Kolonie
Südaustralien einen See mit süßem Wasser.
Da die Wüsten, welche die Oase umgaben, undurchdringlich waren, so
wanderte Giles zu Fuß, mit einem Fäßchen Wasser auf dem Rücken, zurück.
Ebenso resultatlos war die 1875 von John Roß zu demselben Zwecke
unternommene Reise. Dagegen gelang es dem unternehmenden Giles in
demselben Jahre, endlich sein Ziel zu erreichen: im Mai brach er mit seiner
Karawane auf und gelangte nach den verschiedensten Erlebnissen am 18. No-
vember in Perth an. Hume suchte die Spuren Leichhardts aufzufinden, fand
aber dabei feinen Tod. Von den vielen größeren und kleineren Reisen,
welche in neuester Zeit in Australien gemacht wurden, seien hier nur noch
einige erwähnt.
Hodgkins on erforschte 1876 die im Westen von Queensland gelegenen
Gebiete, er zog vom Herbert zum Leichhardt und ging den letzteren auf-
wärts, dann dem Diamantina folgend wieder zur Küste. Barclay und
Winnecke bereisten 1878 die noch unbekannten Gegenden westlich von dem
Überlandtelegraphen bis Queensland. Im Jahre 1878 erforschte John
Forrest die Nordwestküste von Ashburtou, de Grey und Fortefcne und 1879
fand Alexander Forrest, von Kingsund am Fitzroy aufwärts zur Catherine-
station ziehend, ein wasserreiches, fruchtbares Land. Im Jahre 1883 reiste
John Forrest in den Kimberleydistrikt in Westaustralien und Ernest
Favence zog den in den Carpentariagolf miindenden Mae Arthnr-Fluß
hinauf. Im Jahre 1884 fand Johnston am Ordflnß Gold. Im Norden
Australiens reisten noch Stockdale, Hardman, Lindsay (1886) und
Teuison Woods. Brown, East und Lindsay erforschten 1888 das
Innere Australiens.
Trotz der vielen Reisen zeigt die Karte von Australien noch viele
weiße Flecke, welche die unbekannten Gebiete kennzeichnen, doch kennt man
den Charakter des Landes und man wird dort kaum auf fruchtbare Striche
hoffen dürfen.
Nach so vielen gescheiterten Versuchen, im Innern des Landes festen
Fuß zu fassen und zur Ansiedelung geeignete Plätze aufzufinden, scheint es
erwiesen, daß Australien eigentliche Kulturlandschaften nur an den Küsten-
strichen haben kann; das Innere wird, soweit es sich zur Ernährung von
Herden eignet, den Viehzüchtern vorbehalten bleiben. Aber diese Küsten-
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Giles Giles John_Roß Giles Hodgkins Herbert Barclay John
Forrest Alexander_Forrest Alexander John_Forrest Ernest
Favence Johnston Hardman Woods Brown
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
104 Die Engländer in Ostindien.
schirmlose Hindostan. Den steigenden Verfall benutzten die Omras, Sn-
bahs oder Subahdars, Nabobs, Iemindars, Radschahs, und wie die zahl-
reichen Würdenträger, Statthalter und Zinspflichtigen des Großmoguls alle
geheißen haben mögen, dazu, sich unabhängig und ihre Herrschaft erblich
zu machen. So entstanden südöstlich von Delhi das Vizekönigtum von
Bengalen, mit den Dependenzen von Orissa, Behar, sowie die Herrschaft
des Radschah von Bcnares; westwärts das Reich des Nabob-Wesier von
Audh, welcher gegen Mitte des vorigen Jahrhunderts anfing, lüsterne
Blicke bald nach Allahabad, bald nach Rohilkund zu werfen, jenen auf-
strebenden Staaten, wo kräftige Afghanenhäuptlinge nach und nach zur
Herrschaft gelangt waren.
Von Westen nach Osten und Süden hatten sich die kriegerischen Mali-
ratten von Meer zu Meer ausgebreitet, die unaufhörlich den Kaisersitz von
Delhi bedrohten und das reiche Vizekönigtum Dekan — die Staaten des
Nizams — ausplünderten. Die entfernteren Afghanen-Fürstentümer, die
Staaten der Sikhs, eine Sekte Religionseiferer, die kriegerischen Radsch-
putanen, achteten ebensowenig den Willen des Großherrn, als im Süden
die Nabobs von Karnatik und Bedschapur, Vasallen des Nizams, wiewohl
alle die Autorität des Großmoguls nominell anerkannten. Gegen das
Jahr 1730 hatte sich durch den Abfall dieser Unterfürsten das Reich des
Großmoguls tatsächlich schon aufgelöst.
Die größte Demütigung widerfuhr dem Großmogul Mohammed Schah,
als Nadir, der kriegerische Köuig von Persien, herbeigerufen von dem durch
kaiserliche Günstlinge verletzten Nizam ul Mulk, dem Statthalter des De-
kans, in das altersschwache indische Reich 1738 verwüstend einfiel, die
kaiserliche Residenz Delhi infolge eines Aufstandes der Hindubevölkerung
plündern und Hunderttausende ihrer Bewohner niedermetzeln ließ. Erst
nach Abtretung aller Länder jenseit des Indus verließ der persische Er-
oberer die zerstörte kaiserliche Residenz und verheerte Hindostan, ungeheure
Beute mit sich fortschleppend, darunter den mächtigen Pfauenthron, von
welchem die herrlichsten Juwelen Golkondas niederstrahlten, und dessen
Herstellung 61/2 Millionen Pfd. Sterl. (130 Millionen Mark) gekostet
haben soll, fowie den unschätzbaren Diamanten Koh-i-noor, den „Berg des
Lichtes", der das Auge eines indischen Götzen bildete, und welcher sich
heute unter den Kronjuweleu im Tower zu London befindet.
Seit dem Einfall der Perser betrachtete sich der Nizam als erblicher
Souverän von Dekan, und auch in Bengalen gelangten Usurpatoren zu
tatsächlicher Unabhängigkeit. Dazwischen hinein brachen von Zeit zu Zeit
in Hindostan sowie in die Staaten des Nizams Mahrattenhäuptlinge ein, die
man, um sie abzuhalten, auf Schah Nadirs Seite zu treten, hinsichtlich des
zugesagten Tributs an den Lehnsträger des Dekans gewiesen. Jahrzehnte-
lang beunruhigten diese gefürchteten Horden den Kaisersitz und die Staaten
zwischen dem Indus und Ganges, ehe sie dauernd in demselben sich festsetzten.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke]]
Extrahierte Personennamen: Delhi Mohammed_Schah Mohammed Golkondas Nadirs
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Bengalen Orissa Allahabad Persien London Bengalen Nizams_Mahrattenhäuptlinge
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
164 Die ozeanische Inselwelt.
indem sie bei ihrem Gelüst nach Menschenfleisch dieselben nach innen auf-
zehren. Außerdem wird der Mensch von ihnen noch durch Wassersnot,
Fenersbrunst oder die tödliche Streitaxt eines Feindes verfolgt. Dies alles
geschieht aus Willkür und nach Laune, nicht aber, um die Menschen als
Missethäter zu strafen, denn die Götter waren ja einst selbst Missethäter,
und man erzählt sich von ihnen allerlei Schandthaten, die der Neuseeländer
nur mit dem Tode bestrafen, oder wegen denen er Vernichtungskriege be-
ginnen würde. Man betet auch Wasserfälle, Sturmwinde und Vulkane
an; viele Orte, namentlich die Gipfel der ehemaligen feuerspeienden Berge,
sind tabu, d. i. heilig; wer sie betritt, den trifft die Todesstrafe. Die
Sitte des Tabu ist über ganz Ozeanien verbreitet, von Neuseeland bis zu
den Sandwichinseln, und ist ein religiöser Bann. Nach ihm kann von den
Häuptlingen oder Priestern alles für tabu erklärt werden; so wurden z.b.
ans verschiedenen Inseln die Schiffe der Europäer tabuiert, und sofort floh
das gesamte diebische Gesindel, welches mit Begierde jeden Gegenstand im
ersten Augenblick betrachtete, im andern stahl. Fast mehr als jeder andre
Insulaner ist aber der Neuseeländer dem Tabu unterworfen. Er hat keine
Ahnung von der dabei zu Grunde liegenden Idee, allein er glaubt bloß,
daß die Beobachtung des Tabu den Ätnas angenehm sei, und dies ist
Grund genug. Selbst die ueubekehrteu Christen sind noch nicht vom Tabu
frei. Die Priester (Tohuugas) der Neuseeländer betrachteten überhaupt
die christlichen Missionäre für Atua-Tohungas, d. i. Diener Gottes.
Sie brachten dem Gotte der Christen ebenfalls die ihm gebührenden Huldi-
gnngen; als man aber verlangte, sie sollten ihre Ätnas aufgeben, weigerten
sie sich und sagten: Ohne Zweifel ist der Gott der Christen mächtig, er
kann ihnen genügen, aber wir brauchen auch unsre Ätnas; würden wir sie
verlassen, so träfen uns tausend Übel. Selbst leblose Gegenstände sind
tabu. Dies erfuhr der amerikanische Schiffsleutnant Wilkes, als er ver-
suchte, den Vorderteil eines Kanoe an sich zu bringen. Derselbe war
zierlich geschnitzt, stellte ein Tier mit einem Menschenkopfe dar, der die
liebenswürdige Gewohnheit der Neuseeländer, die Zunge weit heraus-
zustecken, zeigte, und hatte ehemals einem Häuptlinge gehört, lag aber
jetzt unbenutzt in einem Vorratshause. Man machte der Witwe An-
erbietungen, und endlich ward man über 6 Dollars einig; allein da er mit
dem ersten Grade des Tabu belegt war, so wollte sich kein Neuseeländer
dazu hergeben, ihn fortzuschaffen. Als der Transport ans Wasser dennoch
geschehen war, konnte man es nicht durch das Wasser nach dem Boote
schaffen, denn dies war gleichfalls gegen das Tabn. Nur als man das
Geld wieder zurückforderte, willigte ein alter Häuptling in die Fort-
schaffung.
Neuseeland ist eine ungemein wichtige Station für unsre Walfisch-
fahrer auf der südlichen Halbkugel. Fast alle legen hier an, obwohl nicht
zu verschweigen ist, daß die Sitten vieler dieser rohen Menschen den Mis-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
230 Die Entdeckung der Nord- und Südpolarländer.
sonsbai, und als man sich endlich davon überzeugte, daß dies unmöglich
sei, bestimmte man 1776 eine Prämie von 5009 Pfd. Sterl. für den-
jenigen Seefahrer, der noch nördlicher einen Weg finden würde. Da die
Engländer durch Gründung der Hudsousbaigesellschast sich in den Besitz
des nördlichen Amerikas gesetzt hatten, so versuchten sie auch zu Lande nach
dem Eismeere zu gelangen. Samuel Hearne trat vom Pelzmagaziu Fort
Churchill am 7. Dezember 1770 feine Wanderung nach dem Kupferminen-
flusse an, dessen Lauf er bis zu seiner Mündung ins Meer, die er am
17. Juli 1771 auch erreichte, verfolgte. Alexander Mackenzie unternahm
18 Jahre später eine ähnliche Reise und gelangte nach dem noch jetzt
seinen Namen tragenden Mackenzieflusse. Schon früher, am 12. Juli 1776,
war auch der größte Seefahrer, welchen damals England hatte, James
Cook, ausgelaufen, um sich ebenfalls an der Lösung der immer noch nn-
erfüllten Aufgabe einer nördlichen Durchfahrt zu beteiligen.
Er wollte dieselbe von der amerikanischen Westküste aus versuchen,
durchfuhr daher den Stillen Ozean und fand dabei bekanntlich die Sand-
wichinseln. Diese Inseln verließ er am 2. Februar 1778 und wendete
sich nordöstlich bis in die Nähe der amerikanischen Küste, erreichte am
9. August den westlichen Vorsprung derselben und damit die Stelle, wo
sich Amerika am meisten Asien nähert. Es war ihm aber nicht möglich,
über den 79.0 nördl. Br. hinaus zu gelangen. Durch seine sorgfältigen
Untersuchungen jener Küsten und Meere muß er aber doch als deren Ent-
decker eigentlich angesehen werden, wenn wir auch Bering früher in den-
selben Gegenden thätig sahen; Cooks Begleiter, der deutsche Naturforscher
Georg Forster, erklärte aber als Ergebnis dieser Reise, daß dadurch
die Unmöglichkeit einer nordwestlichen Durchfahrt auf einer schiffbaren
Straße erwiesen sei.
Auf die vergeblichen Versuche Cooks trat wieder ein langer Stillstand
in den Nordfahrten ein, so daß eine allgemeine Unsicherheit in der Be-
stimmnng jener Länder eingerissen war. Als in den Jahren 1816 und
1817 die Walsischfänger die Nachricht brachten, daß das Eis im hohen
Norden infolge ungewöhnlich milder Winter und warmer Sommer in all-
gemeine Bewegung geraten und die alten Schranken des undurchdringlichen
Eises gebrochen seien, gelang es dem berühmten Geographen John
Barrow, dem Sekretär der britischen Admiralität zu London, in seinen
Landsleuten noch einmal die alte Leidenschaft für die nordwestliche Durch-
fahrt zu entzünden. Man erneuerte die fchou früher ausgesetzten Preise
von 29 999 und 5999 Pfd. Sterl., und zwar den ersteren für die Ent-
deckung einer nördlichen Durchfahrt, den andern für die Erreichung des
119. Längengrades von Greenwich, und beschloß gleichzeitig zwei Expedi-
tionen auszusenden nach dem Pole und nach dem Nordwesten. Die erstere
leitete Kapitän Buchau mit den Schiffen „Dorothea" und „Trent", welcher
bis in die See von Spitzbergen gelangte, aber ohne weitere Erfolge zurück-
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Samuel_Hearne Samuel Churchill Alexander_Mackenzie Alexander James
Cook August Georg_Forster John
Barrow
Extrahierte Ortsnamen: Amerikas England Amerika Nordfahrten London Spitzbergen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
James Cook. John Barrow und John Roß. 231
kehren mußte. An der Spitze der andern Expedition stand Kapitän John
Roß; ihm war als Leutnant William Parry untergeordnet. Sie
hatten zwei treffliche Schiffe, die „Jsabella" und den „Alexander", mit
denen sie am 18. April 1818 England verließen. Am I.juni erreichte
Roß die Davisstraße und fand hier alles noch so, wie es schon vor
200 Jahren gesehen und beschrieben worden war. Am 31. August ge-
langte man in den Laneastersnnd, aber obwohl man dessen Einfahrt voll-
kommen frei von Eis fand und die ganze Bemannung glaubte, dort den
Versuch, offenes Meer zu gewinnen.
Eingang zur nordwestlichen Durchfahrt gefunden zu haben, wagte sich
Roß nur etwa 20 deutsche Meilen in dieses Wasser hinein und gab sogleich
den Befehl zur Umkehr, als er über dem Nebel eine Gebirgskette zu sehen
vermeinte, welche der Straße das Ansehen einer Bucht gab.
Auf dieser Reise fand auch Roß an dem grönländischen Gestade als
eine Naturmerkwürdigkeit, die mau srüher noch nicht beobachtet hatte,
roten Schnee, bei dessen Untersuchung man bemerkte, daß er aus sehr
kleinen, nur durch starke Vergrößerungsgläser wahrnehmbaren Pflänzchen,
einer Algenart, bestand. Noch bis in eine Tiefe von 3—4 Meter war an
dieser Küste der Schnee rot.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Extrahierte Personennamen: James_Cook John_Barrow John_Roß John
Roß William_Parry August
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
236 Die Entdeckung der Nord- und Südpolarländer.
Das Ende des September kam heran, und man suchte das Schiff in einem
sicheren Hafen zu bergen, den man in dem nach Felix Booth benannten
Boothiagolf an dem Boothialande fand. Die eingeschlossenen Seeleute
suchten sich so gut als möglich für den langen Winter vorzubereiten, sie
zerlegten die Dampfmaschine und brachten sie nebst den Kanonen und dem
Pulvermagazin aufs Land. Eine genaue Untersuchung der Feueruugs- und
Lebensmittel ergab, daß man noch zwei Jahre und zehn Monate ausreichen
könne. Der Genuß des Branntweins wurde eingestellt, da er in den kalten
Gegenden nur schädlich wirkte. Zum bessereu Schutze gegen die Kälte be-
legte man das Oberdeck des Schiffes mit einer 1 in dicken Schneelage und
begoß diese so lange mit Wasser, bis sie eine feste Eismasse bildete,
^ Darüberhin führte man ein Dach auf und umgab endlich das ganze Schiff
noch mit einer Wand von Schnee und Eis. Die Feuchtigkeit wurde vou
dem Wohnräume im unteren Verdeck durch kupferne Röhren abgeleitet, und
der Boden jeden Morgen mit heißem Sande bestreut. Eiue Wache hatte
die Aufsicht über das Verdeck zu führen, Ebbe und Flut, Wolken und
Himmelserscheinungen zu beobachten und zu sehen, ob sich wilde Tiere
oder Eingeborene zeigen würden. Um 6 Uhr ward gefrühstückt, um
12 Uhr zu Mittag und um 5 Uhr zu Abend gegessen, Thee oder Kakao
waren dabei die üblichen Getränke. Von 6—9 Uhr ward Abendschule
gehalten, des Nachts schlief man in Hängematten. Am Sonntage fand
keine Arbeit statt, dagegen wurde die Mannschaft gemustert, worauf Gebet
und Predigt folgte. Die Leute bewiesen sich sämtlich wie die Glieder
einer Familie, alle waren gefällig und freundlich untereinander und zeigten
eine musterhafte Ordnung. Die Sonne ging seit Ende des November-
gar nicht mehr auf, doch konnte man von den höchsten Teilen der Insel
herab sie noch um Mittag unmittelbar über dem Horizonte erblicken.
Über der ganzen Natur lag Ruhe und Eintönigkeit. Jeden Mittag breitete
sich ein Dämmerlicht über die Landschaft aus, daß man selbst um diese
Zeit in der Kajütte vollkommen gut sehen und im Freien sogar die kleinste
Druckschrift lesen konnte. Der Horizont zeigte die herrlichsten Farbenspiele,
besonders nach Süden hin, die Nordlichter erschienen am Himmel in
wunderbarem Glänze. Eins der schönsten wurde am 25. November be-
obachtet, gegen Mitternacht wurde es immer prächtiger und hielt bis zum
andern Morgen aus, es bildete einen dem Regenbogen ähnlichen leuchtenden
Bogen, dessen Enden aus zwei gegenüber liegenden Bergen zu ruhen
schienen. Tief am Horizonte verdunkelte sich der vorher heitere Himmel,
die Sterne wurden sichtbar in diesem Dunkel, das nach und nach ins
Braune oder Violette überging.
Die Grenze der Wölbung war ein breiter, hellleuchtender Bogen, erst
weiß, dann gelb. Die Erscheinung glich jetzt einer großen, im Ausgeheu
begriffenen dunklen Sonnenscheibe, deren Rand mit einem glänzenden,
breiten Saunte eingefaßt ist. Lichter schwebten und ragten beständig über
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
238 Die Entdeckung der Nord- und Südpolarländer.
nur noch ein zartes, unfern Schäfchenwolken ähnliches Gewölk übrig, in
welchem man noch am andern Tage die ganze Gestaltung des verschwun-
denen Nordlichtes erkannte.
Das Jahr 1829 war vergangen, die Sonne erschien den Reisenden
erst am 20. Januar und da nur auf einige Minuten wieder; aber schon
am 9. Januar hatten sie bemerkt, daß sie nicht die einzigen Menschen in
dieser Einöde waren, denn einer der Matrosen brachte die Nachricht, daß
er von der Höhe herab Fremde gesehen habe. Man schlug die angedeutete
Richtung ein und erblickte bald Eskimos in der Nähe eines kleinen Eis-
berges. Da man nicht wußte, von welcher Gemütsart dieselben seien, so
ließ man noch einige Mann von dem Schiffe kommen. Roß ging ihnen
entgegen und fah, daß ein jeder mit einem Spieße und einem Messer be-
waffnet war. Er begrüßte sie mit „Tima" und bekam einen Ruf der-
felbeu Art zurück. Da in einiger Entfernung noch ein Mann auf einem
Schlitten saß, so riefen die Eskimos denselben herbei, und er stellte sich
vor ihre Linie hin. Die Begleiter von Roß waren unterdessen auch näher
gekommen, dieser ging ihnen nun bis aus etwa fünfzig Schritt entgegen
und legte mit dem Ausruf „Aja Tima" seine Flinte weg.
Dadurch wurde eiu freundschaftliches Verhältnis eröffnet, denn auch
jene warfen ihre Messer und Speere von sich und erwiderten den Ruf
„Aja!", indem sie die Arme ausstreckteu, zum Beweise, daß sie ohue Waffen
seien. Roß und seine Begleiter gingen auf sie zu. umarmten endlich der
Reihe nach alle und streichelten ihre Kleidnng von oben bis unten, worauf
von ihnen dieses Freundschaftszeichen erwidert wurde. Roß erzählte, sie
seien Kubluuä, d. i. Europäer, worauf jene antworteten, daß sie Jnuit,
d. i. Menschen, seien. Alle Eskimos waren in Renntierhäute gekleidet, ihre
Waffen waren kurze Wurfspieße, außerdem hatteu sie noch auf dem Rücken
ein längeres Messer, an dessen Spitze bei dem einen die Klinge eines eng-
lischen Taschenmessers befestigt war. Ihre Zahl hatte sich nach und nach
auf 31 erhöht, und da augenblicklich keine Geschenke bei der Hand waren,
so sandte Roß einen Matrosen aufs Schiff, der so viel Stück eiserne Reisen
holen sollte, als nötig waren, um jedem einen zu schenken; allein noch ehe
derselbe zurückkam, willigten sie ein, mit ans Schiff zu gehen. Es war kein
Zeichen der Verwunderung zu sehen, als sie aufs Schiff kamen, doch machten
ihnen die Geschenke Freude, und sie boten dafür ihre Lanzen als Gegengabe
an. Drei von ihnen wurden in die Kajütte geführt, und hier äußerten sie
ihre Verwunderung in hohem Grade. Man zeigte ihnen Bilder von ihren
Landsleuten, und sie bemerkten, daß es Leute ihres eignen Stammes
seien; doch nichts ging über das Erstaunen, welches ihr eignes Spiegelbild
hervorrief. Man setzte ihnen von dem aufbewahrten frischen Fleische vor,
allein sie fanden keinen Geschmack daran, ein Trunk Thran war ihnen
lieber. Bei der Trennung schlug man ihnen vor, sie ein Stück Weges
nach ihren Hütten zu begleiten. Man bezeichnete ihnen dann beim Ab-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
206 Die Erschließung des schwarzen Erdteils.
ausgeführt hat, nicht ermessen. Generationen werden darüber hingehen,
ehe man die ganze und wahre Bedeutung des Werkes erfaßt haben wird,
welches dieser „Marschall Vorwärts" der Afrikareiseudeu vollbrachte, der
in jahrelangen einsamen Wanderungen die Wildnis durchdrang, um dem
Missionär und dem Kaufmann den Weg zu eröffnen, auf dem diese als
Träger unsrer Kultur in das Herz des schwarzen Erdteils dringen sollen.
Erst seit Livingstones Auftreten kann davon die Rede fein, auch dieses
bisher verschlossene und völlig abgetrennte Stück Erde dem Ganzen nutzbar
zu machen und als Glied dem Gesamtorganismus des Weltverkehrs ein-
zuverleiben.
Die bekanntesten der von der 1873 gegründeten Afrikanischen Ge-
sellschaft in Berlin ausgesandten und von allen deutschen geographischen
Gesellschaften, dem Deutscheu Reiche und vielen Privatpersonen unter-
stützten Reisenden waren Bastian, welcher die erste Rekognoszierungsfahrt
unternahm, Güßfeldt, Falkeusteiu, Lindner, Soyanx, Pechnel-
Lösche, Mohr, besonders der erfolgreiche Lenz, Pogge und Lux.
Allerdings blieben die Resultate hinter der Erwartung zurück, doch hat
dies das deutsche Komitee der Association internationale nicht ab-
gehalten, 1878 in Ingenieur Schütt einen neuen Reisenden in das West-
liehe Kongogebiet zu senden. Kongomündungs-Ausnahmen fanden statt
1873 durch Monteiro, auch Bastian, 1674 Schleinitz, 1875 Du-
parquet und besonders Medlycott und Flood, welche eine gründliche
Züchtigung der dortigen Negerpiraden vornahmen. Das innere und östliche
wie westliche Zeutral-Afrika ist der Schauplatz der ruhmreichen Expedi-
tionen Livingstones bis 1873, Stanleys 1871—77, ferner Camerons
1873—75, dessen Begleiter Murphy und Dillon ihn bald allein
ließen. Auch Portugal hat 1877 eine Expedition nach der Westküste quer^
durch den Kontingent nach Osten unter Pinto und Capello abgesandt,
von der im März 1879 die ersten Nachrichten nach Europa gelangten.
In kaum fünf Jahren hatte die Afrikaforschung drei Ereignisse von
Bedeutung zu verzeichnen. Das erste war die Anffindnng des viele Jahre
verschollen gewesenen Livingstone, das zweite die große Durchquerung des
„schwarzen Kontinents" von der Ost- zur Westküste, das dritte endlich ist
eine neunmonatliche Stromfahrt anf dem bisher in seiner totalen Ent-
Wickelung völlig in mystisches Dunkel gehüllt gewesenen Kongo, eine Lei-
stung, die in der Reihe der neuen Forschungsreisen ganz unerreicht dasteht.
An das erste und letzte der angeführten Ereignisse knüpft sich der Name
Stanleys, an das zweite jener des englischen Seeoffiziers Cameron. Als
letzterer nach seiner beschwerlichen, gefahrvollen Reise durch unbekannte
Ländereien Jnnerafrikas an der Westküste am 19. November 1875 an-
gelangt war, da ging durch die ganze gebildete Welt ungeteilte Bewun-
deruug für den kühnen Pionier und ungeteiltes Interesse für die von ihm
gemachten geographischen Errungenschaften. Die Wirkung dieser Leistung
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
244 Die Entdeckung der Nord- und Südpolarländer.
durch die bis dahin noch unbekannte Prinz Wales-Straße (zwischen der
Banksinsel und Prinz Alberts-Land) in den Melvillesund einzudringen.
Mehr als zwei Drittel der Straße waren glücklich zurückgelegt, als
undurchdringliche Eismassen die Weiterfahrt wehrten und ihn nötigten,
sein Winterquartier von 1850 — 51 hier zu nehmen. Sobald die not-
wendigsten Einrichtungen und Anordnungen zur möglichsten Schonung des
Schiffes für den Winter getroffen waren, machte sich der Befehlshaber
mit einigen seiner Gefährten auf den Weg, um der bereits zur Sicherheit
gewordenen Vermutung sich zu vergewissern. Er setzte feilte Forschungen
nach einer nordwestlichen Durchfahrt weiter fort und gelangte bis Kap
Weel, wobei er sich überzeugte, daß die Prinz Wales-Straße in den Mel-
villesnnd sich öffne und durch die Barrow- Straße in den Lancastersund
führe, folglich die nordwestliche Durchfahrt sei. Es war der
26. Oktober der Jahres 1850, an welchem Kapitän M'clure nach
einer mehrtägigen Fußwauderuug von der Anhöhe der Peelkuppe herab
im Schimmer der Morgensonne die Mündung der Prinz Wales-Straße in
den großen Melvillesund mit seinen Augen gewahrte und seine Vermutung
bestätigt fand. Da es nicht gelang, die Eisschranken, welche den Norden
der Prinz Wales-Straße sperrten, im Sommer 1851 zu durchbrechen, so
wandte sich M'eiure mit der Mannschaft des „Jnvestigator" wieder
aus demselben Wege zurück, umschiffte Kap Nelson und den Westen der
Banksinseln, trat in die Banksstraße ein, mußte aber vor Erreichung des
Melvillesnndes wegen der ungeheuren Eismassen in die Gnadenbucht
(Mercy Bay) einlaufen, wo er während der Jahre 1851—53, vom Eise
eingeschlossen, festgehalten wurde, nachdem er in der Banksstraße eine
zweite nordwestliche Durchfahrt entdeckt hatte. Seit dem September
1851 war der „Jnvestigator" in der Gnadenbucht eingefroren, und in dem
kurzen Sommer von 1852, dem ein fehr strenger Winter folgte, gelang es
nicht, ihn wieder flott zu machen. M'clure wollte ihn eben verlassen,
als Leutnant Pim von der „Resolute" zum Entsatz kam und die Mann-
schast nach der Melvilleinsel brachte. Elfterer war so vorsichtig gewesen,
im Winterhafen von seinem Aufenthalte und seiner Lage Nachrichten nieder-
zulegen. Hier hatte sie Kapitän Kellet aufgefunden und schickte Pim jetzt
zum Entsatz. Das Schiff wurde noch immer vom Eise festgehalten, und
keine Hoffnung war vorhanden, es von demselben loszubringen, indem der
gewaltige Druck jener Eisberge, zwischen denen es gefangen war, dasselbe
in die Höhe gehoben hatte, so daß es 10 m hoch über der Eisfläche des
Wassers wie in einem Schraubstocke schwebte. Der 26. Oktober wurde von
der mehrere Jahre vom Eise eingeschlossenen und von allem Verkehr ab-
geschnittenen, vereinsamten Schar als Tag der Entdeckung festlich begangen;
leider hatte man bisher niemand gefunden, die fo hochgehaltene Kunde der
Welt mitteilen zu können. Doch auch hier kam Hilfe. Durch Vermittlung
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief]]