Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
6 Erstes Kapitel.
§ 3. Die politische Grenze.
Je nachdem man nun die Grenzgebiete, besonders im Osten, hinzu- oder
abrechnet, ergibt sich die Größe des deutschen Landes in einem Umfange von
mindestens 14500 und höchstens 17 000 geographischen Quadratmeilen. Doch
das Deutsche Reich umfaßt keineswegs dieses ganze Gebiet, sondern bleibt
im Osten, Südosten, Süden und Westen, obgleich es auch mehrere Mischpro-
vinzen einschließt, erheblich hinter demselben zurück.
Wir betrachten, um dieses Verhältnis näher zu kennzeichnen, nunmehr die
Grenzen des Deutschen Reiches: Im Süden entsprechen dieselben zunächst im
ganzen einer Linie, welche von der Salzach bei Hallein und von der Saalach oberhalb
Reichenhall westwärts zu dem Bodensee in der Gegend von Lindau gezogen wird;
dieselbe durchzieht hier die Salzburger, Bayrischen und Allgäuer Alpen der Länge
nach, greift aber zwischen der Salzach und ihrem Zuflüsse Saalach mit der Herr-
fchaft Berchtesgaden, zwischen den Quellen der Isar und ihres Zuflusses Loisach,
sowie an der Quelle der Jller über jene Linie hinaus gegen Süden. Die bekannten
Alpenhäupter Watzmaun und Zugspitze fallen in diesen Gegenden eben noch in das
Deutsche Reich, doch werden die Alpenländer Salzburg, Tirol und Vorarlberg von
ihm ausgeschlossen. Der Bodensee bespült auf seinem Nord- und Nordwestufer
deutsches Land, während sein Südufer der Schweiz, sein Südostufer der österreichischen
Monarchie angehört, doch schneidet hier die deutsche Stadt Konstanz mit ihrem Ge-
biete in das Schweizerland ein. Von dem Austritte aus dem Bodensee (dem Unter-
fee) an bildet bis Basel im allgemeinen der Rhein die politische Grenze gegen die
Schweiz; doch springt diese mit dem kleinen Kanton Schaffhausen aus das rechte
Rheinufer hinüber, und auch der Kanton Basel-Stadt besitzt aus demselben an der
Mündung des Flüßchens Wiese ein kleines Territorium. Von dem Rheine wendet
sich die Grenze gegen Südwesten zum Jurazuge, um sodann aus der Nähe des
M. Terrible nordwestwärts am Elsasser Belchen den südlichsten Teil des Wasgen-
Waldes zu erreichen. Daß auf der zuletzt betrachteten Grenzlinie die vorherrschend
der deutschen Nationalität angehörige Schweiz ausgeschlossen wird, sei wiederholt
hervorgehoben.
Gegen Westen hin, wo durch den Krieg von 1870—71 die Reichslande Elsaß-
Lothringen gewonnen worden sind, läuft die Grenze anfangs auf dem Kamme des
Wasgenwaldes entlang bis in die Gegend des Donon und der Quelle der Weißen
Saar, um alsdann in nordwestlicher Richtung unterhalb der Stadt Pont-a-Mousson
die Mosel zu erreichen; jenfeit der Mosel beginnt etwa westlich von Gorze eine
nördliche Richtung, mit welcher die Grenze, immer einige Meilen von dem linken
Ufer des Flusses entfernt bleibend, an der Quelle des Flüßchens Alzette (Esch) das
Großherzogtum Luxemburg berührt. Nachdem dann die Grenze ostwärts wieder die
Mosel erreicht hat, hält sie bis zu dem Mündungsgebiete der Ems (Dollart) hin
im wesentlichen die Richtung von Südsüdwest gegen Nordnordost inne. Anfangs
scheiden hier die Mosel und ihre Zuflüsse Sauer (Sure) und Our das erwähnte
Luxemburg von der preußischen Rheinprovinz, sodann berühren sich auf einer etwa
südnördlichen Grenzlinie bis zur Deltabildung des Rheins hin das Königreich Bel-
gien und die holländische Provinz Limburg mit der Rheinprovinz. Hier schneidet
zwischen Wurm und Roer deutsches Gebiet ein, während in der Gegend von Geldern
die deutsche Grenze gegen Osten zurücktritt. Am Rhein schneidet dann aber in der
Gegend von Kleve und Emmerich das deutsche Gebiet nordwestwärts in das hollän-
dische ein, sodann nochmals im Süden von Coevorden; von dem Dollart an ist die
Ostküste im Besitze des Deutschen Reiches.
Verfolgen wir die Nord grenze, so sehen wir vom Dollart die Küste an der
Nordsee bis zur Elbmündung bei Kuxhaven zunächst im ganzen gegen Ostnordost
laufen, von den ostfriesischen Inseln begleitet, aber in der Mitte dieser Strecke
schneiden der Jadebuseu und die Wesermündung tief gegen Südsüdost ein. Von
derl Elbmündung an, die einen breiten Einschnitt gegen Osten darstellt, hat die
schleswig-holsteinische Küste eine vorherrschend südnördliche Richtung, doch sind Ein-
buchtungen in der Gegend von Meldorf, Tönning (Eidermündung) und Husum zu
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Das Königreich Preußen. 227
der prächtigen Marienburg an der Nogat und unter Winrich von Kniprode (1351—82)
folgte die Blütezeit des Ordensstaates, welcher allmählich sein Gebiet bis an die
untere Oder (Neumark) und unter Kämpfen mit den Litauern auch weit gegen Nord-
osten hin auszudehnen gewußt hatte. Nachdem jedoch der Großfürst Jagello von
Litauen durch Heirat auch Herrscher Polens geworden war, konnte sich der Orden
nicht mehr dieser starken Macht gegenüber behaupten. Zwar rettete nach der un-
glücklichen Schlacht bei Tannenberg (1410) Heinrich von Plauen nochmals den
Staat, doch führte innerer Zwiespalt den Verfall trotzdem schnell genug herbei; im
zweiten Frieden zu Thorn (1466) mußten das Gebiet im Westen und mehrere Striche
im Osten der Weichsel (das Kulmer- und Ermelaud ?c.) an Polen abgetreten und
für den dem Orden verbleibenden Rest die polnische Lehnshoheit anerkannt werden.
Der 1511 zum Hochmeister erwählte Markgraf Albrecht von Brandenburg (aus der
fränkischen Linie der Hohenzollern) trat zur Reformation über und verwandelte (wohl
auf Luthers Rat) unter Zustimmung Polens das Ordensland in ein weltliches in
seiner Familie erbliches Herzogtum (1525). Die ostpreußischen Bischöfe traten gleich-
falls der Reformation bei und der Orden löste sich in Preußen auf. Als mit
Albrecht Ii. Friedrich die herzogliche Linie ausstarb, fiel Preußen an die branden-
burgische Hohenzollernlinie (1618). Der Große Kurfürst beseitigte durch die Ver-
träge von Labiau (1656) und Wehlau (1657) sowie durch den Frieden von Oliva
(1660) die Lehnsabhängigkeit des Herzogtums Preußen, und durch Friedrich I. wurde
dasselbe (1701) Königreich.
Die Provinz Ostpreußen gehört dem großen norddeutschen Tieflands-
gebiete an und wird durch den baltischen Rücken durchzogen, welcher hier
die ostpreußische Seenplatte bildet.
Die höchsten Punkte der letzteren, welche in ihrer Erstreckung von Osten nach
Westen die Wasserscheide zwischen Pregel und Memel einerseits und Weichsel ander-
seits bildet, sind die Kernsdorfer Höhe im Süden von Osterode (332m) und der
Seesker Berg auf der Grenze der Kreise Oletzko und Goldap (313m).
Eigentümlich sind die beiden Hasse, welche der Küste vorgelagert sind;
von ihnen gehört das Kurische ganz, dagegen das Frische nur zu zwei
Dritteln der Provinz Ostpreußen an. Durch die Nehrungen, von welchen
die Kurische 98, die Frische 52 km lang, keine aber über 2 km breit ist,
werden die Haffe von der Ostsee abgesondert.
_ Die Haffe sind Süßwasser-Strandseen, welche durch die Gewässer mündender
Flüsse gefüllt werden. Das Kurische Haff bildet den Mündungssee der Memel und
Deime, umfaßt 1614 qkm, ist 1,5—7,5 m tief und steht nur durch das V2 km breite
Memeler Tief mit der Ostsee in Verbindung. Das Frische Haff hat einen Flächen-
inhalt von 858,g qkm, ist 3—5 m tief und öffnet sich nach der See hin in dem
Pillauer Tief (Scheidung der Frischen Nehrung von der 2 km langen samlän-
dischen Landzunge, auf welcher Pillau liegt). Das Frische Haff ist der Müudungs-
see des Pregels, der Passarge und Nogat. Die beiden Nehrungen bestehen aus
Dünenketten, die bis zu 62 m hoch steigen und jetzt nur vereinzelte und kümmer-
liche Holzungen tragen.
Bewässert wird die Provinz hauptsächlich durch die untere Memel, den
Pregel, sowie durch einige Küstenflüsse, von denen die Passarge die be-
deuteudste ist. Die Weichsel reicht nur durch einige ihrer rechten Zuflüfse in
die Provinz hinein. Von den zahlreichen Landseen derselben liegen die meisten
auf der schon, erwähnten Seenplatte, und zwar meist sehr hoch. Die größten
derselben sind der Spirding- (117,48 qkm) und der Mauersee (104,3 qkm).
Die Memel (russisch Njemen) erreicht bei Schmalleningken die preußische Grenze;
in der Provinz nimmt sie noch die Jura und die schiffbare Scheschuppe (Szeszupa)
auf; 8 km unterhalb Tilsit.teilt sie sich in die Arme Ruß und Gilge, von denen
der erstere am bedeutendsten ist. — Der Pregel ist 128 km lang, bildet sich 8 km
oberhalb Jnsterburg aus dem Zusammenflusse der Pissa, der dem Mauersee ent-
15*
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Extrahierte Personennamen: Winrich_von_Kniprode Neumark Heinrich_von_Plauen Heinrich Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Albrecht_Ii Albrecht Friedrich Friedrich_I.
Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
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Pommerscher Erntezug.
Sit Gdcr,
Der Lauf und die Bedeutung der Oder. — Garz. — Pölitz. — Greifenhagen. —
Altdamm. — Das Stettiner Haff. — Alt- und Neuwarp. — Uckermünde. — Pasewalk.
— Anklam. — Gutzkow. — Jarmen. — Loitz. — Demmin. — Treptow. — Usedom und
Wollin. — Bad Heringsdorf. — Vineta. — Swinemünde. — Fischfang. — Badeleben.
Alle Flüsse, welche in unfern Tagen die norddeutsche Ebene durchströmen
und ihre Gewässer teils der Nordsee, teils der Oftsee zuführen, haben ihre
Mündungen zum Teil in historischer, zum Teil in vorhistorischer Zeit wesentlich
verändert. Die westlichen haben dieselbe wohl unter dem Einflüsse des Durch-
bruchs der Meerenge zwischen Großbritannien und dem Festlande und der da-
durch veränderten Flutrichtung nach Westen verschoben, wie dies von dem Rhein
am bekanntesten ist. Die östlichen dagegen haben ihre Mündungen nicht ohne
den Einfluß einer allmählichen Hebung Skandinaviens nach Osten verlegt. Zu
den letzteren gehört auch unsre Oder. In ältester Zeit scheinen alle Gewässer,
welche von dem Südhange des baltischen Landrückens, der polnischen Landes-
höhe und dem deutschen Gebirgslande der zwischen ihnen liegenden, nach
Nordwesten gesenkten Mulde zuströmten, ein großes von Morästen umgebenes
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Autor: Hocker, Nikolaus, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Albrecht, Längin, J., Buttgers, J., Mehlis, Christian, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
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48 Der Rhein und seine User vom Bodensee bis Mainz.
das Schwäbische Meer zu nennen. Wie ganz anders hat er den Namen
Meer verdient, als von den Schwaben noch keine Rede war, als ihn die
Gewässer vom Nordrande der Alpen weit über die jetzigen Ufer hinaus
anschwellten. Wie der Rhein selbst, biegen ja Aare, Renß und Limmat iu
die gemeinschaftliche Tiefe nach Nordwesten hinab. Im Süden und Osten
derselben bildet das Hochgebirge eine vortreffliche Grenze, im Westen und
Norden schließen der Jura, der Schwarzwald und die Ranhe Alb das
Becken mit hohen Wällen ab, und eine Bresche findet sich in dieser gewaltigen
Festung nur da, wo heute das Stromgebiet der Rhone zwischen dem Genferfee
und dem Neuenburger See an das des Rheines grenzt. Das ist die Stelle,
wo heutzutage der Kanal d'eutreroches zwischen dem Orbefluß und der
Venoge einen Weg bildet und damit eiue Wasserstraße zwischen dem Genfer-
und dem Nenenbnrger See herstellt. Gerade am entgegengesetzten Ende
dieser Bodensenkung wird zwischen Donan- und Rheingebiet nur durch
unbedeutende Höhen eine Grenzscheide hervorgebracht, die noch dazu nur an
einzelnen Punkten isolirte Höhen ausweist, jedenfalls keine zusammen-
hängenden Gebirgszüge besitzt. Die Gesammthöhe der Wasserscheide zwischen
Donau und Rhein mag im Durchschnitt 185 bis 220 m betragen. Denken
wir uns uuu die Zeit, in der die Rhone noch nicht durch den festen Gürtel
des Iura durchgebrochen war, in der auch der Rhein noch an den Jura-
bergen Widerstand fand, in der die Wasser der Urzeit sich stauten in
jenem Becken, so liegt der Gedanke nahe, daß Rhone und Rhein vereint
ihre Gewässer dem Schwarzen Meere zu in nordöstlicher Richtung vom
jetzigen Bodensee aus entgegen wälzten; denn jene Barre von 185 bis
220 m . ist viel zu gering, verglichen mit der Masse jener Fluten.
Damals also mag an Iura und Alpen ein Meer mit seinen gewaltigen
Wogen gebraudet haben, welches seinen Abfluß dauu iu dem heutigen
Rinnsal der Donau gefuudeu haben mag.
Aber der Tag kam, an welchem der nagenden Kraft des Wassers sich
eine Lücke in den einengenden Bergen bot. Der haltende Damm wurde zu
schwach und brausend stürzte sich die hohe Flut in die neue Tiefe. Ob
vulkauische Kräfte mitgeholfen? Ob sich damals die Barre zwischen dem
heutigen Bodensee und dem Donaulauf erst aus der Tiefe hob? Wer mag
es sageu? ^Geuug, es erschien der jnngfränliche Boden des heutigen
Schwabens, den die Wassertiefe bis dahin verborgen hatte, an dem Lichte
des Tages, und in tiefem Abzugskanal flosseu die Wasser der Alpenströme
durch den Jura uach Basel hin in einem gewaltigen Durchbruchsthal.
Hinter ihnen blieben als letzte Reste des bisherigen Binnenmeeres der
Bodensee und die ganze Reihe der Schweizer Seen vom Nordraude der
Alpeu, der Neueuburger und der Bieler, der Brienzer und der Thuner,
der Vierwaldstädter und der Sempacher, der Züricher und der Zuger, und
wie die kleineren alle heißen, die den Reisenden so freundlich anlachen
wie eben so viele Angen im Antlitz der Erde, wenn er von der Höhe des
Rigi in das mit allen landschaftlichen Reizen geschmückte Hügelland der
Schweiz hinabschant.
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10 Aus den Alpen.
2. Der Lodensee.
Der Bodensee liegt an der Grenze zwischen den schweizerischen Kantonen
St. Gallen und Thurgau einerseits und den Staaten Österreich, Bayern,
Württemberg und Baden anderseits. Genährt und durchströmt durch den Rhein,
ist er das größte Seebecken dieses Wassersystems mit einer Fläche von 539 qkm
und zerfällt in den südöstlichen 15 km langen und 45 km breiten Obersee,
in den sast 23 km langen nordwestlichen Überlinger und den noch kürzeren
Zeller See. Der Wasserspiegel des Sees liegt 398 m über dem Meere, seine
Tiese beträgt zwischen Arbon und Friedrichshafen 280 m. Die Römer lernten
den Bodensee auf einem Znge des Tiberius von Gallien her kennen, sanden
bereits Schiffahrt auf ihm und bauten selbst eine Flotte, um seine Fluten zu
durchkreuzen. Seitdem hat der See fast 2000 Jahre hindurch eine stets
wachsende Bedentnng für den Völkerverkehr gewonnen und gegenwärtig beleben
ihn außer vielen gewöhnlichen Segelschiffen 25 Dampser. Diesen Verkehr
verdankt der Bodensee dem günstigen Umstände, daß er eine so bedeutende Tiefe
hat, ringsum von Hügelland nmfchloffen ist und wegen seines milden Klimas
äußerst selten zufriert. Mit dem Aufschwünge des Handels und der Schiffahrt
wuchs frühzeitig die Bevölkerung der Seeuser, und besonders an den äußersten
Enden des breitesten Teiles erstanden bedeutende Städte; schon vor der Ankunft
der Römer im Südost Bregen z und angeblich znr Zeit des konstantinischen Hanses
an der Verbindungsstelle des Ober- und Untersees Konstanz. Jüngeren
Alters als Bregenz ist das ihm benachbarte Lindau, auf einer Insel in der
Nähe des Nordufers gelegen. Mit der steigenden Blüte Augsburgs und der
Donaustädte erhielten auch die Ortschaften am Bodensee einen bedeutenden Auf-
schwuug; Liudau und Konstanz erlangten den Rang freier Reichsstädte, und
verkehrsreiche Straßen führten von Norden her zu dem großen Wasserbecken etwa
in derselben Richtung, die heutzutage von den Eisenbahnen eingeschlagen worden
ist. In der ersten Hülste des Mittelalters entstanden hier die blühenden geist-
lichen Stiftungen Konstanz, St. Gallen und Reichenau, und die Herrscher
des karolingischen Hauses führten hier traf ihren Villen und Pfalzeu iumitteu
von Wein- und Obstgärten ein angenehmes Leben. Wer aber gegenwärtig zum
Bodeusee gelangt, der kann nicht umhin, dessen Lob freudigen Herzens zu ver-
künden. Sieht er in seinen grünen, kristallhellen Wogen sich doch gesegnete
Fluren, üppige Rebenhügel und malerische Waldgebirge, Städte, Dörfer und
Landhäuser zauberhaft spiegeln, während von Osten und Süden her die Schnee-
gipsel eines Teils der Vorarlberg er und Granbündner, sowie aus größerer
Nähe die Appenzeller oder Thnralpen mit ihrem schneebedeckten Säntis
herüberwinken. Wenn das schwäbische Land überhaupt einer der schönsten und
reizendsten Teile des deutschen Reiches, wenn es aufs reichste von der Natnr mit
allen Gaben ausgestattet, also zur wohlthätigeu Entwicklung seiner Bewohner
ganz geeignet und daraus mit die hohe Stufe der Ausbildung des schwäbischen
Stammes leicht zu erklären ist; so kann vorzugsweise der Umgegend des Boden-
sees der Ruhm, gewissermaßen der Kulturmittelpunkt des schwäbischen Landes
zu sein, gern zuerkannt werden, diesen Landstrichen, wo das geistige Leben
Deutschlands in kirchlichen Stiftungen seinen Sitz hatte, wo sich ferner zuerst
die deutsche Sprache in dem oberdeutschen Dialekte entwickelte und wo die Heimat
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260 «Pen- \ fj U ' p
Das Tiefland zieht sich durch mehr als zehn Breitengrade und umfaßt 75000chkm
mit 150 Millionen Menschen; es ist das am dichtesten bevölkerte Gebiet der Erde.
Im Südeu gehört zu der Senke am rechten Ufer des Jangtsekiang die Gegend des
Pojang-Sees, der von dem Kankiang gebildet und bei dem Hochwasser des
Jangtsekiang durch diesen zur Überflutung der Umgegend veranlaßt wird. —
Von diesem Punkte an breitet sich den Jangtsekiang abwärts besonders am linken
Stromufer eine Tieflandsbucht aus, die sich unterhalb Nanking mit der großen
Tieflandsmafse vereinigt. Mit derselben steht auch noch das Gebiet des Tnngting-
sees in Verbindung, der vou einem stark bewässerten Flachland umgeben ist.
Gegen Norden grenzt dieses Becken an ein noch weit größeres, welches durch den
Jangtsekiang und seinen Nebenfluß Hankiang bewässert wird und weiter nordwärts
in einer Senke der nördlichen Gebirgsketten endet, durch die eiue bequeme Ver-
bindnng weiter in das große Tieflandsgebiet hineinführt. Bei Sütsch öu empsängt
der Jangtsekiang einen von Norden kommenden Nebenstrom, den Minkiang, in
dessennähe sich das sogenannte „Rotebecken" ausbreitet. Dasselbe wird imnordeu
durch die Ketten des Tapaschan, eines Ausläufers des Küenlün, gegen die kalten
Nordwinde geschützt und berührt südwärts den Jangtsekiang. In 1000—1200 m
hohe Bergmassen haben hier die Flüsse 300—500 m tiefe Thäler ausgewaschen
und da sie ein sehr geringes Gesäll haben, bleiben sie fast bis zu den Quellen
für flache Fahrzeuge schiffbar. In diesem „roten Becken" dehnt sich die über
750 qkm große Ebene von Tschingtufu aus, die nur 500 m über dem
Meere ist. In derselben spaltet sich der Minkiang in ein ausgedehntes Netz
von Wasseradern, die die ganze Ebene durchziehen und sich am unteren Rande
derselben in zwei Parallelflüssen sammeln. Diese werden nun durch Gebirge
75 km von einander fern gehalten, während sie dem Jangtsekiang zneilen. Bei
ihrer geschützten Lage und starken Bewässerung bildet die Ebene von Tsching-
tufu eine der fruchtbarsten und reichsten Gegenden Chinas. — Die eigentliche
große Tiefebene, an welche sich die erwähnten Ebenen und Becken seitlich an-
lehnen, wird, abgesehen von den großen Strömen Hoangho und Jangtsekiang,
von zahlreichen Flüssen, die von dem Westrande der Ebene herabströmen, sowie
durch ein System vou Bewäfseruugs- und Schiffahrtskanälen durchzogen; das
letztere übertrifft an Großartigkeit alle Kanalwerke Europas. Am berühmtesten
ist mit Recht der Kaiserkanal, der bei einer Länge von 1125 km und einer
Breite von 50—300 m die Tiefebene von Hangtschöu (30°) bis nach Tien-
tsin am Pqho durchfurcht und durch einen mächtigen Strom gespeist wird. Er
ist am Ende des l 3. Jahrhunderts angelegt worden. Der Peho ist gewisser-
maßen die Fortsetzung des Kanals, da er von Tientsin bis in die Nähe von
Peking schiffbar ist und ein Schleusenkanal vollends bis zur Hauptstadt weiter-
führt. In letzterer Zeit hat der Kaiferkanal wahrend innerer Kriege vielfach
gelitten. Nördlich vom Hoangho wird das Tiefland durch Gebirgsketten begrenzt,
die durch Kohlenreichtum ausgezeichnet sind; über diese hinweg gelangt man
zu ausgedehnten Plateaus, die stufenweise bis zur Gobi hin auf einander folgen
und bis zu den höchsten Höhen hinaus mit lehmartiger, poröser und zerreiblicher
gelber Erde, dem „Löß", bedeckt sind. Wo dieser Boden genügend bewässert wird,
ist er leicht anbaubar und außerordentlich ertragsreich, wird aber sehr leicht durch
Gewässer ausgewaschen und weithin in tiefe Klüfte mit steilen Wänden ge-
spalten, die dem Verkehre große Hindernisse bereiten. Durch dieseu Löß erhält
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Extrahierte Ortsnamen: Nanking Chinas Europas Tientsin Peking
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Der Amazonenstrom, 353
14. Der Ämamenjtrom.
Der Maranon entspringt 175 km nordöstlich von Lima, 4160 m über
Meer in dem kleinen Bergsee von Laurieocha. Schäumend und brausend
stürzt er durch die Alpenthäler, wo ewige Schneekuppen in seiner bewegten
Oberfläche zitternd und schwankend sich spiegeln. Beitomependa ist er flößbar,
hat jedoch zunächst noch zahlreiche Stromengen und Katarakte zu überwinden.
Bei Pongo de Manseriche wird er von 430 auf 50 m eingeengt und durch
überhangende Felsmassen und weitschattige Laubbäume das Sonnenlicht über
seiner schäumenden Flut verdunkelt. Noch 3750 km fließt nun der Strom durch
das unermeßliche Tiefland. Aus der Nähe des berühmten Silberbergwerks von
Cerro de Pasco (2870 m hoch) eilt als erster bedeutender Nebenfluß der
Huallaga dem Maranon zu, bei der Mündung 830 in breit; weiter unten
folgt der Ucayali, der von den Berghöhen bei Cuzco herabkommt und die
Größe der Weichsel, Elbe und Weser zusammen besitzt. Der Strom heißt nun ,
Solimoes und nimmt eine Reihe von Strömen auf, die nur der Donau
nachstehen, aber noch fast ganz unbekannt find. Links ist vor allen der 2700 km
lange Rio Negro, ein schwarzwässeriger Fluß, zu nennen, der 3600 m breit
und 36—39 m tief in den Amazonas sich ergießt. Rechts ist der 3750 km
lange Madeira der gewaltigste, der nach häufigen Schnellen und Katarakten
seine weißlichen Gewässer dem Riesenstrome an einer 2500 in breiten Mündnng
übergibt. Schon hat der Amazonas eine Breite von 5 km und, wo er Inseln
bildet, eine solche von 12 km sowie eine durchschnittliche Tiefe von 48 m erreicht,
aber, nachdem er die fast dem Königreich Sachsen an Umfang gleichkommende
Insel des Tnpinambnranas umschlungen hat, gelangt er zu der berühmten
Stromenge von Obydos, die eine Breite von 2000 m und eine unergründliche
Tiefe besitzt. Bis hierher erstreckt sich die Wirkung der Flut, doch rückt die-
selbe so langsam vor, daß sieben Fluten mit den dazwischen liegenden Ebben
gleichzeitig auf dem langen Wege stattfinden und erst vier Tage, nachdem die
Flutwelle im Atlantischen Ozean erzeugt wurde, ihre letzten Schwingungen in
den brasilianischen Urwäldern sich verlaufen. — Tapajos und Xiugu, deren
Länge die deutschen Ströme urn das Doppelte übertrifft, geben dem Amazonas
eine größere Breite als der Bodenfee besitzt, und nun folgt eine ungeheure
Bucht, die von unzähligen Inseln erfüllt ist. Die Insel Marajo, welche den
Umsang Siziliens erreicht, lagert sich vor das Mündungsgebiet des Amazonas,
so daß diese eine Breite von 330 km, also wie die breiteste Stelle der Ostsee,
besitzt. Große Sandbänke finden sich an der Mündnng des Riesenstromes, die
nicht minder gefährlich für die Schiffer find als die furchtbare Pororoea,
durch welche die Wellen urplötzlich 4—5 m hoch erhoben werden, um dann
ebenso plötzlich mit furchtbarem Getöse wieder zusammenzustürzen.
Das Gebiet des Amazonas ist so ungeheuer, daß die Regenperiode an
den Quellen seiner nördlichen und südlichen Zuflüsse in die entgegengesetzten
Jahreszeiten fällt, seine Länge so wunderbar, daß, wenn der Maranon in
Mainas am Fuße der Anden schon im Januar anschwillt, der Solimoes erst im
Februar nachfolgt und unterhalb des Rio Negro erst Ende März oder Anfang
April seine höchste Höhe erreicht. Die Überschwemmungen sind ganz ungeheure
und übersteigen den niedrigsten Wasserstand um 13—17 m. Meilenweit
Landschaftliche Charakterbilder. 23
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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