Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Piasten zum Briege. 277
Ufer. Daher heißt die Stadt in den ältesten Urkunden civitas in alta ripa und selbst
in deutscher Umbiegnng „Zum Briege". Hier wird also Brieg als Sitz eines fürst-
lichen Rentmeisters erwähnt. Eine Urkunde vom Jahre 1241 ist im Schlosse
zu Brieg ausgestellt (cis eastrv in alta ripa). Ob sich bei diesem Schlosse ein pol-
nisches Städtchen befunden habe, darüber gibt es keine Nachrichten. Wahrschein-
lich standen hinter dem Schlosse an der Oder längs des hohen Ufers mehrere
Fischerhütten, und die Fischer hatten die Verpflichtung, das Schloß zu bewachen.
Das Rathaus zu Brieg mit dem Denkmal Friedrichs des Großen.
In der Stiftungsurkunde der Stadt vom Jahre 1250 wird der fchon
bestehende Ort nicht genau bezeichnet; Herzog Heinrich Iii. sagt, er habe
seine Stadt auf dem hohen Ufer drei Männern nach deutschem Rechte auszu-
setzen übertragen. Wer sich zum Bürger meldet, soll sechs Jahre Abgaben-
sreiheit haben und Freiheit vom Kriegsdienst, wenn nicht etwa Gefahr für
das ganze Land eintritt. Die Einwohner haben freie Fischerei in der Oder,
eine Meile auf- und eine Meile abwärts. Holz zum Häuserbau mögen sie
fällen, wo sie es finden. Auf der linken Oderseite haben sie die niedere Jagd
auf Hasen; auf beiden Seiten des Fluffes erhält die Stadt sechs große Hufen
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Heinrich_Iii Heinrich
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
71
Der Dom zu Posen.
Stm und Münz Jjbffn.
Gründung der Stadt. — Posen im 17. und 18. Jahrhundert. — Posen seit dein
Jahre 1793. — Die Forts. — Wilhelmsstraße und Wilhelmsplatz. — Rathans. —
Schloß. — Regierungsgebäude. — Raezynskische Bibliothek. — Der Dom. — Das
Denkmal des Adam Mickiewiez.
Gründung der Stadt. Posen ist die größte Stadt, die Hauptstadt der
Provinz Posen. Wann diese Stadt, die sich durch die Fürsorge der preußischen
Regierung immer mehr entwickelt und zu bedeutender Blüte entfaltet, gegründet
worden ist, darüber läßt sich keine zuverlässige Auskunft geben. „Die Anfänge
dieser Stadt", sagt Lukaszewicz in seinem historisch-statistischen Bild der Stadt
Posen, „verlieren sich in die Dämmerung der ersten neun Jahrhunderte nach
Christus. Vergebens wäre es, wenn wir bei den Geographen und Historikern
Alt-Griechenlands und Roms eine Erwähnung derselben suchen wollten; denn
das erobernde Schwert der Römer, aufgehalten durch zahllose germanische
Stämme, durch den unermeßlichen Flächenraum zwischen Italien und den Län-
dern, die später Polen genannt wurden, durch undurchdringliche Wälder und
Sümpfe und vor allem durch die Rauheit des Klimas der jetzt deutschen Land-
striche, sowie durch den Mangel an Lebensmitteln zum Unterhalt seiner Legionen
in den Wohnsitzen der Germanen, die vom Ackerbau wenig verstanden, erreichte
niemals die Ufer der Warthe. Nicht geringere Schwierigkeiten hatte anderseits
26*
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
206 Xanten.
mit Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testamente. Bei einer Seene
malte sich der Künstler selbst unter der Menge und bei einer andern ein roth-
haariges, boshaftes Bäckerweib von Calcar, welches dem Maler kein Brot mehr
borgen wollte, mit einem symbolischen Fuchs unter den Füßen. Aehnlich wie
im Dome zu Tanten sehen wir hier auch am Marienaltar der Kirche in
Calcar eine „Wnrzel Jesse". Darüber thront die Himmelskönigin mit ihren
Engeln, umgeben von so kunstvollen Arabesken, daß die Schnitzarbeiten dieses
Altars für das Großartigste dieser Art gelten. Einige werthvollere Bilder,
wie die Abfahrt und Landung der heiligen Ursula mit ihren 11,000 Jung-
franen iu Köln, werden auch unserem Meister zugeschrieben. Recht kunstvoll
ist ferner das Schnitzwerk des Johannisaltars im südlichen Seitenschiffe der Kirche,
sowie die von Joh. von Calcar gemalten Flügelbilder desselben. Die geschnitzten
Bildwerke der anderen Altäre hier zu besprechen, würde uns zu weit führen.
Ausführlich beschrieben findet man die Denkmäler des Niederrheins in dem
Werke: „Die Stadt Kleve, ihre nächste und entfernteste Umgebung", von Gustav
v. Velsen (Kleve und Leipzig 1846, Verlag von Friedrich Char).
So könnten wir uns noch über den kunstvoll gearbeiteten Kronleuchter,
über das reizende Tabernakel, die schönen Glasmalereien und die kostbaren Meß-
gewänder verbreiten; doch der uns zugemessene Raum gebietet uns, hier ab-
zubrechen. Zum Abschied besteigen wir noch den Monreberg, auf dem vielleicht
vor alten Zeiten ein römisches Kastell stand, und lassen das entzückte Auge
über die herrliche Landschaft hinschweifen, welche, vom Rheine, der Ley und
anderen Gewässern durchschnitten, 50—60 Städte und Dörfer in anmnthiger
Gruppirung in sich schließt. In der Gegend des sogenannten Todtenhügels
steigen noch einmal die blutigen Gestalten der Römer und Germanen empor;
dort ficht der tapfere Schatten des edlen Bataver-Hannibals, Claudius Civilis,
gegen die legio victrix des Kaisers Vespasian, deren Standquartier, das alte
Bitfginatium, vielleicht hier zu suchen ist. Vermuthlich brausten auch die Ver-
Heerungszüge der Völkerwanderung über den Monreberg, und später erhob
sich eine neue Bnrg, die den Grafen und Herzögen von Kleve zu ihrem Auf-
enthalte und Wittwenfitz diente. Vorübergehend stand ein Kanonikatstift auf
seinem Gipfel und im Jülich-Kleve'schen Erbfolgestreite war es ein Zank-
apsel der beiden Parteien. Damals war Monreberg stark befestigt und beher-
bergte eine Zeit lang brandenburgische Besatzung. Mit Hülse der Spanier
gewann es Heinrich von Berg, dann Prinz Heinrich Friedrich von Nassau, und
vor der Einnahme Calcars durch kaiserlich spanische Truppen unter Marquis
de Graua ward die Bnrg 1638 wieder von den Holländern entrissen. Selbst
nach Ueberrnmpelnng der Stadt durch den hessischen Oberst Rabenhaupt scheint
Monreberg noch kaiserlich geblieben zu sein; denn dem Kirchenarchiv der evan-
gelischen Gemeinde gemäß kamen die Feldherren Piccolomini und Jsolani
auf das Schloß, um die Auslieferung des evangelischen Predigers Wilkins
für einen Preis von 1000 Thalern zu verlangen. Nach und nach zerfiel Schloß
und Kapelle, und nur ein hoher einsamer Thurm gemahnte an vergangene
Zeiten. Jetzt ist auch dieser verschwunden, und nur dem lebhaften Träumer
erscheinen der wechselnden Gestalten gar viele und flüstern ihm von der be-
wegten Geschichte dieser Burg zu, wenn er in der dnnklen Tannenallee oder
dem schönen Garten des dort liegenden Pächtcrhauses umherwandelt.
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Extrahierte Personennamen: Calcar Ursula Gustav
v Gustav Friedrich_Char Friedrich Claudius_Civilis Vespasian Monreberg Heinrich_von_Berg Heinrich Heinrich_Friedrich_von_Nassau Heinrich Friedrich Graua Monreberg Wilkins
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
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Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Geschichtliches. 5
Höhen und schimmert als Nibelungenhort in der Tiefe des Gewässers, die Klänge
der Musik sind verrauscht, still und stiller wird es im Parke, da erhebt sich wie
ein riesiger Ballon der Vollmond am Firmamente und gießt sein silbernes Licht
über den Rhein. Das glitzert und schimmert in den Wellen und beleuchtet magisch
die vorüberziehenden Schiffe — eine Ruhe und ein Friede herrscht überall, ein
süßer balsamischer Duft der Sommernacht weht uns bezaubernd an, daß wir
uns und Alles ringsum vergessen und uns in angenehmen Traumphantasien
wiegen. Und so laßt uns denn in der „mondbeglänzten Zaubernacht, die den
Sinn gefangen hält," uns zurückversenken in die alten Zeiten, wo hier an
unserem heiligen Mtrome die Römer ihren grimmigen Strauß mit deu gallischen
Völkerschaften und unseren Vorfahren bestanden, wo sie ihre ersten Kastelle an-
legten und auch den Vater Rhein zu überbrücken und zu unterjochen versuchten.
Schon längst war das linke Rheinufer bis tief iu das heutige Frank-
reich, das unter römischer Herrschaft Gallien hieß, hinein von deutschen
Stämmen besiedelt, und immer neue Schwärme drängten, durch die lieber-
völkerung im männerreichen Germanien getrieben und durch die Fruchtbarkeit
des Bodens und die unkriegerische Wehrlofigkeit der Bewohner Galliens ein-
geladen, über den Strom. Diese Flut, der Keim schon der großen Völker-
Wanderung, warf ihre Wogen bis an die Pforten der Weltmacht Rom und
drohte zur verheerenden Sturmflut zu werden, als links am Rheine ein fester
Damm römischer Herrschermacht durch einen Mann geschaffen wurde, der den
Wellenschlag germanischer Einwanderung zum Stehen brachte, die Germanen
im eigenen rechtsrheinischen Lande römische Adler sehen ließ und durch die
weltgeschichtliche Macht seiner Persönlichkeit die Völkerwanderung um Jahr-
hunderte hinausschob und damit der Entfaltung römischen Kulturlebens in
Deutschland das Thor öffnete — durch Cajns Julius Cäsar. Siegreich
hatte sich die römische Offensive den Deutschen angekündigt. Ein gewaltiger
Schwärm Sueveu unter ihrem Heerkönige Ariovist war über den Ober-
rhein gegangen und hatte in Gallien festen Fuß gefaßt, ein furchtbarer Neben-
buhler Roms um den Besitz Galliens. Aber 58 v. Chr. schlug das Feldherru-
genie Cäsar's in einer furchtbaren Entscheidungsschlacht die Deutschen zwischen
Mülhausen und dem Rheine; mit den Trümmern seiner Schar floh der
Snevenherzog über den Rhein zurück. Mit einem Schlage hatten die Römer
die Rheinlinie gewonnen.
Zwei Ziele waren es jetzt, die Cäsar ins Auge faßte und mit einer staats-
männischen und militärischen Ueberlegenheit ohnegleichen verfolgte: die völlige
Unterwerfung Galliens und die Sicherung der Rh ein grenze gegen die Deutschen.
Daß das letztere Ziel nicht so bald zu erreichen war, bewiesen erneute
Züge deutscher Stämme über den Rhein. Zwei Jahre nach der Sueveuschlacht
fuhren am Niederrheine die streitbaren Völker der Usipeter und Teueterer
über, und ihre Reitergeschwader streiften bis in das Gebiet der Trevirer,
deren Hauptstadt Trier war.
Um sich der furchtbaren Feinde zu entledigen, läßt Cäsar, im Augen-
blicke der Gefahr um ein Mittel nicht verlegen, alle völkerrechtlichen Rück-
sichten aus den Augen und giebt das erste Beispiel jener schnöden Treulosigkeit,
mit der die Römer in der Folge so oft das biedere und redliche Germanenvolk
behandelt haben. Als die Häuptlinge der Usipeter und Teneterer, arglos und
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TM Hauptwörter (200): [T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
6 Bonn, die Musenstadt.
auf die Eidschwüre vertrauend, iu Cäsar's Hauptquartier kommen, läßt er die
nichts Ahnenden meuchlings ermorden nud die führerlosen Scharen nieder-
metzeln. Schon damals konnte der Deutsche merken, wessen er sich von dem
Römer zu Verseheu habe.
Das Blut der treulos Gemordeten schrie nach Rache zum Himmel, und
es erstehen den Römern in den rechtsrheinischen Sigambrern fo drohende
Rächer der Usipeter und Teneterer, daß Cäsar einen Schritt weiter gehen muß,
um die Rheinlinie nicht aus das Aeußerste gefährdet zu sehen. Auch hatten die
Ubier au der Lahn und Sieg ihn gebeten, sie von ihren Drängern, den
Sueven, zu befreien; wahrscheinlich sind damit die Chatten gemeint, die in
der Folge so grimmigen Feinde der Römer. Dem Ansinnen der Ubier kann
Cäsar, um in einem Augenblicke, wo Gallien noch in drohender Gährnng kocht,
nicht in ernste Verwicklungen auf dem rechten Rheinnfer zu geratheu, fürs Erste
uicht entsprechen. Aber um dem Erscheinen germanischer Waffen auf dem liukeu
Rheiuufer vorzubeugen, beschließt er, die römischen Fahnen den Deutschen ins
Land zu tragen und Schrecken vor der Kriegsmacht der herrschenden Roma zu
verbreiten. 55 v. Chr. schlägt er eine Brücke über den Rhein und betritt das
freie rechte germanische Ufer. Wo Cäsar seine Psahlbrücke geschlagen, ist nicht
mit Gewißheit zu sagen; entweder ist die Gegend zwischen Koblenz und An-
dernach oder die Nordecke von Bonn, wo der Wichelshof liegt, der Schauplatz
dieses bedeutsamen geschichtlichen Vorganges gewesen. Militärischen Erfolg
hatte diese Expedition des großen Römers nicht: die Sigambrer und Sueven
zogen sich zurück, und es kam nicht zum Schlagen.
Nach einem Aufenthalte von 18 Tagen zog Cäsar über den Rhein zurück
und ließ die Brücke hinter sich abbrechen. Er wollte nur den Germanen und
der hauptstädtischen Bevölkerung Roms im Glänze des kühnen Eroberers sich
zeigen und hat diesen Zweck durch seinen kurzen Aufenthalt im rechtsrheinischen
Deutschland völlig erreicht.
Was Cäsar den Ubiern nicht hatte gewähren können, das that Marcus
Agrippa, als Feldherr, Seeheld und Staatsmann gleich bedeutend, später die
rechte Hand und der Schwiegersohn des Kaisers Angnstns. Im Jahre 38 v. Chr.
führte Agrippa die Ubier auf das linke Rheinufer hinüber. In den neuen Marken,
die sich im Süden bis auf die Höhe der Eifel erstreckten, hier an die Gaue der
Trevirer angrenzend, errichtete sich der Ubierstamm ein nationales Heiligthum,
die berühmte Ära Ubiorum, in der Nähe von Bonn, wahrscheinlich bei
Godesberg, dessen Name an die uralte Verehrung des germanischen Götter-
vaters Wodan erinnert. Hier war, als Arminins der Deutsche seiu Volk gegen
die römischen Zwingherren zu den Waffen rief, Segimuudus Priester, ein
edler Cherusker, der Sohn des Herzogs Segestes. Seinem Vater, dem
Römerfreunde, zum Trotze reißt er die Priesterbinde von der Stirne und greift
zum Schwerte, um bei der Befreiung des heimischen Bodens mitzukämpfen.
Der Zuführung der Ubier in das remsrheinische Gebiet verdankt Köln
seinen Ursprung als Colonia Agrippinensis. Hier wird des edlen Ger-
maniens Tochter, die jüngere Agrippina, geboren, die Gemahlin des Kaisers
Claudius und Mutter des Scheusals Nero, ein Weib, gleicherweise bekannt
durch ihre Schaudthateu wie durch das schreckliche Ende, das ihr der nnnatür-
liche Haß ihres abscheulichen Sohnes bereitete.
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Cäsar Cäsar Cäsar Cäsar Marcus
Agrippa Agrippa Agrippina Claudius
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
8 Bonn, die Musenstadt.
Cäsar hatte die Rheingrenze den Römern erworben. Sie zu halten, war
der Inhalt der germanischen Politik des Kaisers Augustus, der im Jahre 27
selbst in Gallien verweilte und die Verwaltung der neu erworbenen Länder fest-
stellte. Noch dachte man nicht an Eroberungen auf dem rechten User des Stromes.
Da, im Jahre 16 v. Chr., drang eine niederschmetternde Kunde vom Nieder-
rheine nach Italien. Die Sigambrer, erbittert über blutsaugerische Tribut-
forderungen, waren, mit blutsverwandten Stämmen verbündet, über den Rhein
gegangen, hatten den kaiserlichen Legaten, Marcus Lollius, aufs Haupt geschlagen
und sogar deu Adler der fünften römischen Legion erobert. Die römische Herr-
schaft in Gallien erzitterte in ihren Grundfesten, und es bedurfte der Autorität
des Kaisers selbst, die Ruhe wieder herzustellen. Diese Erfahrungen und die
Furcht vor Schlimmerem brachten den Entschluß zur Reife, das freie Deutsch-
land rechts vom Rheine zu unterwerfen, zumal da sich in den leitenden Kreisen
der Staatsmänner und Generale die Ueberzengung Bahn gebrochen hatte, daß
die eigentlich abschließende Reichsgrenze die Elblinie sei.
So beginnt denn seit 13 v. Chr. die großartige Offensive des römischen
Kaiserthums gegen das freie Deutschland, eine Offensive, die, mit gewaltigen
Mitteln ius Werk geseht, nach einem einheitlichen, musterhaften Plane durch-
geführt, um so sichereren Erfolg zu versprechen schien, als unselige Zwietracht
Germaniens Stämme entzweite. Ein meisterhaft angelegtes Straßennetz ward
von Italien ans den Rhein hinab geführt bis Mainz, das damals schon ein
Stützpunkt der römischen Herrschast war. Von Mainz ward der Straßenzug
auf dem linken User nach Trier und Köln geleitet, gleichfalls Zwingburgen
der Römer im deutschen Lande. Die Sicherung der Straße zwischen Trier und
Köln war die Aufgabe der Festung Bonn, der Castra Bonnensia, des Aus-
faüsthores gegen die Sigambrer an der wichtigen Stelle des Flachlandbusens,
von wo die umwohnenden Stämme sich so trefflich im Schach halten ließen.
Zwar ist die Stadt Bonn nicht dnrch das römische Lager ins Leben gerufen
worden, soudern es bestand schon eine germanische Ortschaft vorher und neben
dem römischen Lager. Aber Bonn ist in seinem Wachsthume durch die Anlage
der römischen Truppenniederlasfuug mächtig gefördert und zum Range einer
bedeutenden Stadt erhoben worden. Die Scheidung des Lagers und der Stadt
ist augenfällig; die Entfernung beträgt etwa 10 Minuten. Die uralte Stadt-
aulage von Bonn bestand auf dem Boden der jetzigen Stadt, nur nicht so weit
nach Norden ausgedehnt; das Lager weiter nördlich, beim heutigen Wichels-
Hofe. Au dieser Stelle wurden in den Jahren 1818 und 1819 große Aus-
grabungen veranstaltet, und zum Vorschein kam eine mächtige römische Nieder-
lassung: Kasematten, Bäder, Hänseranlagen mit Alterthumsfunden jeglicher Art.
Gleich zu Anfang der Arbeiten war die Ausbeute au römischen Münzen so
überraschend groß, daß der damalige Oberpräsident der Rheinprovinz, der Gras
von Solms-Laubach, erstaunt ausriefe „Wenn der Schatz römischer Münzen in
dieser Fülle noch weiter wächst, so kann man einer römischen Legion, die etwa
durchzieht, den Sold in ihrer eigenen Münze baar auszahlen!" Es müssen
treffliche Waffenplätze gewesen sein, die der kriegserfahrene Scharfsinn der
römischen Feldherren und Ingenieure den deutschen Strom entlang anlegte.
Das linke Rheinufer ward so zu einer furchtbaren Militärgrenze umgeschaffen,
auf der die Römer ganz ungeheure Machtmittel ins Feld stellten. Acht Legionen,
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Cäsar Augustus Augustus Marcus_Lollius Germaniens_Stämme
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Geschichtliches. 9
jede seit der Armeereform des Augustus mit den Hülfsmannschaften einer modernen
Division anstärke gleich, also im Ganzen etwa 100,000mann, rückten znmrheine
vor. Zwei Legionen standen im „alten Lager", in Castra Yetera bei Tanten,
zwei in Bonn, zwei in Mainz, eine im Elsaß, eine am helvetischen Ober-
rhein. Von dieser Militärgrenze aus wollte Roin mit eiserner Hand in die Ein-
geweide unseres Vaterlandes greifen: daskampfziel war eineprovinz, „Germania",
die das weltbeherrschende Kaiserthum der Zahl seiner Provinzen zufügen wollte.
So war die Lage der Diuge, als im Jahre 12 V. Chr. des Kaifers Stief-
fohn Drufus das Kommando am Rheine übernahm. Sofort, wie er auf seinem
Posten erscheint, verstärkt er die Linie durch die Anlage von 50 Kastellen, dar-
unter Argentoratum (Straßburg), Bingium (Bingen), Yosavia (Ober-
wesel), Baudobrica (Boppard), Confluentes (Koblenz), Antenacum (An-
dernach), Sentiacum (Sinzig), Rigomagus (Remagen), Novesium (91euß),
Gelduba (Gellep), Castellnm Mattiacoruni (Kastelbeimainz), Artaunum
(wahrscheinlich Heddernheim im Taunus) mit dem Vorwerke, die Saal bürg
später genannt. Daß Drusus im Jahre 10 v. Chr. bei Bonn eine Brücke ge-
schlagen habe, beruht wahrscheinlich auf einem Mißverständniffe.
Von Bonn und Mainz unternimmt Drufus vier Feldzüge nach dem Innern
Deutschlands; er dringt bis zur Elbe vor, findet aber in der Blüte der Jahre
und mitten in der Siegeslaufbahn den Tod durch einen Sturz vom Roffe, ein
wackerer Held, deffeu jäher Tod das Reich in Trauer versenkte, dem die Legionen
von Xanten bis Rom Thränen aufrichtigen Schmerzes nachweinten und dem
auch wir unsere Achtung nicht versagen dürfen. Das Werk, das zu vollenden
der Tod ihm geweigert, soll sein Bruder, der Prinz Tib erins, zu Ende führen:
er wird mit dem Kommando in Deutschland betraut. Viel weniger ein S oldat,
der die Truppen begeistert mit sich fortreißt, wie es fein Bruder gewesen, war er
der vorsichtige Methodiker, in diplomatischen Künsten ein vollendeter
Meister, der auch als glücklicher Feldherr das Vertrauen des Heeres befaß.
Ihm gelingt es, die furchtbaren Sigambrer zu schlagen; er siedelt 40,000
wehrhafte Männer dieses Stammes auf dem linken Ufer um Boun herum an,
in den Sitzen der Ubier, der Menapier und Bataver.
Mit der Vernichtung der Sigambrer fchien die Eroberung Westdeutsch-
lands vollendet. Was noch fehlte, das wirkte Tiberins' Geschick: durch fchlaue,
doppelzüngige Unterhandlungen die deutschen Stämme zu spalten und in Deutsch-
laud selbst römische Parteien ins Leben zu rufen. Die Thatkraft der Germanen
ward gelähmt durch ihre eigeuezerfahrenheit. So blieb zwischen Elbe und Rhein
für läugere Zeit Alles ruhig. Römische Gesittuug ward zu den ranhen Söhnen
des deutschen Landes gebracht; ein lebhafter Handel verknüpfte die, die früher
Feinde waren, in friedlichem Verkehr; deutsche Häuptlinge wurden dem römischen
Kaiferhanfe und seinen Generalen befreundet; in großer Zahl dienten deutsche
Krieger in der Garde zu Rom und beiden Anxiliartruppen und trugeu Ehren-
stellen, Würden und Gold davon. Dazu kam noch der Umstand, daß feit 3 n. Chr.
die Verwaltung Westdeutschlands in den Händen eines ausgezeichneten Maunes
lag, des Legaten Gajus Sentins, der es, wie wenige Römer, verstand, auf
die Sinnesweise der freiheitliebenden Germanen einzugehen. So sah der Kaiser
Augustus seine germanische Politik von glänzendem Erfolge gekrönt, und das
fiegesfrendige Gespräch der Bewohner der Hanptstadt zählte das Land zwischen
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Extrahierte Personennamen: Augustus Gelduba Castellnm_Mattiacoruni Gajus_Sentins Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Castra_Yetera Bonn Mainz Rheine Yosavia Baudobrica Boppard Sinzig Rigomagus Remagen Novesium Heddernheim Taunus Bonn Bonn Mainz Deutschlands Xanten Rom Deutschland Westdeutsch- Rhein Rom Westdeutschlands
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
10 Bonn, die Musenstadt.
Rhein und Elbe schon als die jüngste Provinz dem Reiche zu. Dieses Alles
veranlaßte deukaiser, den trefflichen Sentius durch den Quinctilius Varus
zu ersetzen, einen Legaten, der das Schwert nur bei Paraden zu ziehen gewohnt
war, der das reichesyrien als armermann betreten und das armesyrien
als reicher Mann verlassen hatte. Dieser sollte — und das war der zweite
verhängnisvolle Fehler, deu August beging — die Verwaltung Germaniens nach
der Art der Verwaltung der übrigen Provinzen Roms einrichten, vor Allem den
Deutschen die römische Rechtspflege ansnöthigen. So sicher glaubte der Kaiser
seines Erfolges zu fein, daß er, während Varus mit diesen den Deutschen ins
Mark einschneidenden Umgestaltungen beauftragt ward, die Rheinarmee um ein
Beträchtliches verminderte. Da, in dem Augenblicke, als Rom sich dem Triumph-
rausch über die Niederwerfung Dalmatiens schrankenlos überließ, drang aus
dem germanischen Norden die Hiobspost nach Rom, die den alten Imperator
tief erschütterte und die römische Welt mit lähmendem Entsetzen erfüllte: „Varns
ist todt. Fünf Legionen ausgezeichneter Kerntruppen, das ganze niederrheinische
Heer, liegen zermalmt in den Wäldern und Schluchten des Teutoburger Waldes!"
Es war die Hermannsschlacht imjahre9 n.chr., einesiegesthat der Frei-
heitsliebe, die dem Deutschen heute noch das Herz schwellt und das Blut in
freudigem Stolze rascher durch die Adern treibt. Denn mochte auch der Nachfolger
des Varus, Drusus' edler Sohn Germanieus, Siege über die Deutschen
erfechten, durch die Schlacht im Teutoburger Walde war die Römerherr-
schaft in Deutschland auf immer gebrochen. Ströme von Blut flössen zwar
in der Folge noch auf deutschem Boden, und lange Jahrzehnte wollte der Römer
nicht weichen; aber römisch ist Deutschland nie geworden.
Der Tod des Angustus ist das Sigual zu fürchterlichen Ausständen der rhei-
nischen Legionen, die sogar des Germanieus Beliebtheit und Thatkraft nicht
zu dämpfen vermag. Der gräßlichste Aufruhr tobt zu Bonn, wo die 1. und
20. Legion im Lager standen, besonders als die Ankunft einer senatorischen
Gesandtschaft aus Rom die Truppen zur äußersten Wuth aufstachelt. Dieselbe
1. Legion ruft 69 n. Chr. den Wollüstling Vitellius zum Kaiser aus; im nächsten
Jahre wird sie im Aufstande der Bataver, als die ganze Rheinlinie von der Nord-
see bis nach Mainz in den Flammen des Aufstandes lodert, durch den germanischen
Freiheitshelden Civilis bei Bonn so vernichtend geschlagen, daß, wie unser Ge-
währsmann Taeitus meldet, hoch aufgeschichtet in den Gräben dieleichen lagen.
Es folgen stürmische Zeiten, unaufhörliche Kämpfe, in denen Bonn un-
endlich viel Bitteres erleidet. Unter'konstantin dem Großen hatte Bonn,
wo glaubensstarke Sendboten das Evangelium verkündigt und mit ihrem Blute
ihre Lehre besiegelt hatten, solche Bedeutung erlangt, daß, wie die fromme
Sage erzählt, Heleua, des Kaisers Mutter, dort ein Münster gründete. Als
355 Silanns in Köln sich zum Kaiser aufwarf, ward die Stadt von Gruud
aus zerstört, vom Kaiser Julianus-aber wiederhergestellt und durch Festuugs-
mauern sorglich geschützt. Etwa 100 Jahre später geht Attila's, deshuunen-
königs, verheerender Rückzug über Bonn, und wiederum geht die Stadt in
Flammen und Rauch auf, um in den Kämpfen der Franken, Sachsen und
Normannen neue Drangsale zu erleideu. Eiu lichter Punkt ist sodann die
große Synode zu Bonn in der Mitte des zehnten Jahrhunderts, als die Stadt
22 Bischöfe aus Deutschland und Lothringen und viele Prälaten in ihren Mauern
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Extrahierte Personennamen: Varus August Varus Varus Germanieus
Extrahierte Ortsnamen: Bonn Rhein Germaniens Roms Rom Rom Deutschland Deutschland Bonn Rom Mainz Bonn Bonn Bonn Heleua Bonn Sachsen Bonn Deutschland Lothringen
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Großer Markt mit Rathhaus und Willibrordskirche zu Wesel.
Wesel. ($niti Eriimcrunzsdliitter uns der Preußischen Geschichte.)
Die Lippe. — Wesels Lage. — Die Willibrords- und Matenakirche. — Das Rath-
haus. — Die Citadelle und Thore. — Aus der Geschichte Wesels. — Aus Friedrich's
des Großen Jugendzeit. — Der Fluchtversuch. — Die Erschießung der Offiziere des
Freicorps von Schill.
, ,Non soli cedit" (Er weicht der Sonne nicht!)
(Inschrift unter dem preußischen Aar am Berliner
Thore zu Wesel.)
Große Bedeutung für den Alterthumsforscher hat der keineswegs roman-
tische Nebenfluß des Rheins, die Lippe, welche bei dem kleinen Badeorte Lipp-
springe, unweit Paderborn am Teutoburger Walde, entspringt und bei
der Festung Wesel mündet. An ihren Ufern sind noch deutliche Spuren von
Straßen, Lagern, Kastellen und Kolonien der Römer vorhanden. Der Lauf
des Flusses war einst der Schauplatz wichtiger militärischer Operationen in den
Kämpfen der alten Germanen gegen ihre Unterdrücker. An den Ufern der
Luppia, wie sie der römische Geschichtschreiber Taeitus nennt, stand das be-
rühmte castellum Aliso, in welches sich unter Anderen die Flüchtlinge ans der
Varianischen Niederlage hinretteten. Wo dieses Kastell lag, darüber wird noch
bis auf den heutigen Tag gestritten; daß es aber an der Stelle des heutigen
12*
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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TM Hauptwörter (200): [T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: Schill Taeitus
Extrahierte Ortsnamen: Wesel Wesel Berliner
Thore Rheins Lipp- Paderborn
Autor: Keussen, Hermann, Kaiser, W., Keller, J., Heinzerling, Jakob, Preiser, F., Köppen, Fedor von, Nover, Jakob, Klöden, Gustav Adolf von
Auflagennummer (WdK): 2
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Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
180 Wesel. (Zwei Erinnerungsblätter aus der preußischen Geschichte.)
Wesel gelegen habe, entbehrt jeder Wahrscheinlichkeit. Es ist vielmehr weiter
am oberen Laufe der Lippe zu suchen. Essellen, ein durch seine Schriften
über die „Varusschlacht" und das „Kastell Aliso" bekannter Alterthumsforscher,
vertheidigt seine Lage bei Hamm in Westfalen, Andere suchen es bei Lies-
born unweit Lippstadt, wieder Andere in dem Dorfe Elsen bei Pader-
born. Auch die bei Taeitus erwähnte silva Caesia sucht man nicht weit von
der Lippe, und so noch viele andere Punkte, wo germanisches und römisches
Blut floß. Die Lippe hinauf zog man auch ein Schiff als Geschenk für die
germanische Seherin Velleda, welche bekanntlich die Bataver an den Rhein-
Mündungen zum Freiheitskampfe gegen die römischen Unterdrücker in dem Auf-
stände des Claudius Civilis (69 u. Chr.) begeisterte.
Unter den Nebenflüßchen der Lippe nimmt die Alme wegen ihres roman-
tischen Qnellthales die erste Stelle ein. Der Lauf der 237 km lange» Lippe ist
in seiner weitaus größten Strecke, auf 190,3 km, fahrbar gemacht, selbst für
größere Schiffe und Holzflöße, und vermittelt so einen lebhaften Handelsverkehr
zwischen Westfalen, der Grafschaft Mark und dem Rhein. In mannichfachen
Windungen schlängelt sie sich an Lippstadt, Hamm, Lünen und Dorsten vorbei,
verleiht einigen Fürsteuthümern ihren Namen und sinkt so als fürstliche Braut
dem königlichen Strome, dem Vater Rhein, an die Brust, wie es eine Gruppe
an dem prächtigen Berliner Thore der Stadt Wesel sehr sinnig darstellt.
Vom Rhein aus gesehen, wo im Vordergrunde eine Windmühle ihre
Riesenarme ausstreckt, macht am Einfluß der Lippe die Festung Wesel mit ihren
zwischen Bäumen hervorschimmernden Häusern und den seltsam emporragenden
Thürmen ihrer Hauptkircheu eiuen ganz malerischen Eindruck. Treten wir in
das Innere, so sind wir einigermaßen überrascht von den für den Charakter
einer Festung auffallend freundlichen, mit Lindenbäumen bepflanzten Straßen,
von den etwas altfränkischen hohen Giebelhäusern und von so manchen merk-
würdigen Gebäuden, wie das Rathhaus, die Willibrordskirche und die
schöne Matenakirche.
Als Stadt kommt Wesel schon zu Karl's des Großen Zeiten unter dem
Namen Vesalia vor. Im Jahre 939 erfocht hier Kaiser Otto I. einen Sieg
über Eberhard, Herzog von Franken, und Giselbert, Herzog von Lothringen.
Später kam die Stadt als ein Theil der Herrschaft Dinslaken an den Grafen
Dietrich von Kleve (1220). Sie genoß schon frühe mancher Privilegien, er-
hielt die Nutznießung umliegender Ländereien und 1404 Zollfreiheit zu Wasser
und zu Lande.
Eins der ältesten und merkwürdigsten Gebäude ist die Willibrords-
kirche, auch „Markt"- oder „große Kirche" genannt, welche von den ältesten
Grafen von Kleve in altdeutschem Stile erbaut und von dem Kölner Erzbischos
Philipp v. Heinsberg eingeweiht wurde; in ihrer jetzigen Gestalt zeigt sie eine
wunderliche Zusammensetzung aus verschiedeuen Jahrhunderten. Schon ums
Jahr 700 soll an der Stelle des jetzigen Chors Willibrord, der Stifter des
Bisthums Utrecht und der Apostel des Niederlandes, in einer Kapelle die rhei-
nischen Heiden getauft haben. Am 11. Januar 1594 schlug der Blitz in den
um 1470 erbauten hohen Thurm, so daß die Glocken schmolzen und die Kirche
starken Schaden litt. Leider mußte der aus dem Jahre 1521 stammende Herr-
liche gothische Giebel wegen Baufälligkeit schon vor fünfzig Jahren abgetragen
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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