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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
20 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union.
Die Güter dieser arbeitsungewohnten Landedellente bevölkerten sich
ebenfalls, jedoch in der Hauptsache mit Sklaven. Erst dann, als auch hier
die großen Landstriche, an denen jene adligen Lehensträger das Eigentum
erworben hatten, allmählich an kleinere Bodenbesitzer übergingen, gelangte
die Freiheit, deren sich die nördlichen Kolonien erfreuten, ebenfalls zur
Geltung.
Das Aufblühen der Kolonie Maryland erlitt eine Unterbrechung, als
die republikanisch gesinnten Puritaner mit den köuiglich gesinnten Grund-
besitzern in heftige Zerwürfnisse gerieten, so daß sich bald alle Bande der
Ordnung lösten, die mühsam erst durch ein vom Lord-Protektor Oliver
Cromwell abgesandtes Geschwader wiederhergestellt werden mußte. Der
Hader zwischen den Parteien dauerte indessen fort, und nur die Wiederein-
setznng des vertriebenen Königshauses der Stuarts brachte den hin und
her wogenden Streit zum Stillstand auf kurze Zeit. Denn Cromwells be-
rühmte Schiffahrtsakte, die Veranlassung so vielen Verdrusses für die
Kolonien, ward von König und Parlament znr Vermehruug des Wohl-
stauds des Reiches nicht allein aufrecht erhalten, fondern sogar noch er-
weitert. Hiernach durften die Kolonisten ihre Bedürfnisse nur aus den
Häfen des Mutterlandes beziehen, und alle für fremden Bedarf bestimmten
Kolonialprodukte mußten den Weg über die Häfen von England einschlagen.
Hierunter litt Virginien wie Maryland;- der wichtige Tabaksbau Virginiens
lag danieder und das Rechtlichkeitsgefühl des Volkes wurde infolge eines
schwungvoll betriebenen Schleichhandels längs der ganzen Küste von Amerika
stark erschüttert. Schließlich griffen die Kolonisten zu den Waffen, und
der Aufstand nahm bald bedrohlichere Gestalt an.
Zum Heile für die englischen Pflanzstaaten hatten die Monarchen aus
dem Hause Stuart und ihre Minister im Lande selbst alle Hände voll zu
thuu, und ihre Blicke wandten sich daher nur dann den ihrem Gesichts-
kreis entlegenen Kolonien zu, wenn es galt, die Wünsche von Günstlingen
durch Verleihung von Land und Gerechtsamen zu befriedigen oder ver-
mittelst Auflagen der so viel in Anspruch genommenen königlichen Schatz-
kammer neue Zuflüsse zu erschließen.
Der erste Anfang zu einer Konföderation der Kolonien im Norden
fällt ins Jahr 1643. Während der Kämpfe des Königtums mit dem
Volke und Parlamente im Mutterlaude schlössen am 19. März genannten
Jahres die Staaten Massachusetts, Nenplymonth, Newhaven und Con-
necticut unter dem Namen der „Vereinigten Kolonien von Neuengland"
ein Schutz- und Trutzbündnis mit einem Generalkongreß und einem Prä-
sidenten an der Spitze. Sie wollten getreulich zusammenhalten gegen aus-
wärtige Feinde und sich namentlich gegen die Holländer am Hudson, gegen
die Indianer in Nenengland und die Franzosen in Kanada gegenseitig
Schutz gewähren. Der Bund verfügte über eine stattliche Miliz und
prägte 1652 sogar eigne Münze. Oliver Cromwell begnügte sich, einen
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Extrahierte Personennamen: Oliver
Cromwell Oliver_Cromwell
Extrahierte Ortsnamen: Maryland Cromwells England Amerika Nenplymonth Nenengland Kanada
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
84 Die Niederländer in Java und auf den übrigen vstindischen Inseln.
Ein seltener Reichtum an Arten charakterisiert die Flora dieser Insel, und
auch die einzelnen Pflanzenindividuen zeichnen sich durch üppigen Wuchs
aus. Was der Mensch von dem Reiche der Pflanzen nur verlangen kann,
das bietet dieses ihm auf Java dar.
Die richtige Ausnutzung der herrlichen und großartigen Natur Javas
zum Wohle der Menschen findet erst von der Zeit an statt, seit die Insel
eine Kolonie der Holländer geworden ist. Die Eingeborenen, die sich
in die eigentlichen Javanen und die Sundanesen scheiden, gewannen dem
reichen Lande nur das ab, was zu ihren eignen Bedürfnissen notwendig
war, und erst seit die Holländer die Einwohner zu größerer Thätigkeit
anhielten und alte Mißbräuche auszurotten begannen, ergossen sich die
Schätze Javas auch nach Europa. Früher aber schon hatten die Chinesen
auf Java festen Fuß gefaßt und waren als Handelsvermittler aufgetreten.
Auch die über den ganzen ostasiatischen Archipel und die hinterindische
Halbinsel zerstreut eingewanderten Malaien finden wir auf Java, während
die zuerst eingewanderten Hindu und die später als Eroberer und Ver-
künder eines neuen Glaubens auftretenden Mohammedaner allmählich in
der Urbevölkerung aufgegangen sind, obgleich ihre Beimischung sich noch in
den edleren Gesichtszügen der Javanesen erkennen läßt, während die Be-
wohner des Westens, die Sundanesen, weniger feine Physiognomien zeigen.
Die Javanesen gehören zu den gebildetsten Malaien; sie zeigen uns den
Punkt, bis zu welchem die malaiische Rasse in der Entwickelung vordringen
kann, wenn alle günstigen inneren und äußeren Bedingungen zusammenwirken.
Zu Anfang unfres Jahrhunderts hatte Java nur eine Einwohner-
zahl von etwa 4 800 000 Seelen, der Zensus von 1886 weist aber mit
Einschluß von Madura die stattliche Zahl von 21 467 445 Köpsen auf.
Java muß hiernach zu den bevölkertsten Ländern der Erde gerechnet werden.
Der Flächeninhalt aller von der holländischen Regierung unmittelbar
verwalteten Länder des ostasiatischen Archipels (ohne Neuguinea) beträgt
1 663 693 qkm, mit einer Bevölkerung von fast 28 Millionen Menschen.
Die Zahl der Europäer und der übrigen Ausländer ist nur eine geringe.
Der niederländische Teil von Neuguinea beträgt 339,300 qkm mit
250 000 — 500000 Einwohner.
Die Verteidigung des ganzen Gebietes ist einem Heere von etwa
40 500 Mann übertragen, das ungefähr zur Hälfte aus Eingeborenen be-
steht. Der Landmacht steht eine nicht unbedeutende Seemacht zur Seite.
Geräuschlos arbeitet die holländische Regierung an der Ausbreitung
ihrer Macht im indischen Archipel und an der Befestigung ihrer Stellung
unter den Eingeborenen fort. Die heimischen Fürsten auf Java sind samt-
lich von den Holländern mediatisiert worden, nur zweien von ihnen hat
man einen gewissen Pomp und Anschein von Macht und Geltung gelassen.
Die Verhältnisse Javas sind durchaus friedlicher Natur, und auch auf
audern Inseln des Archipels, wo bisher die Willkür kleiner Tyrannen
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Extrahierte Ortsnamen: Javas Europa Madura Neuguinea Neuguinea Javas
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Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
116 Die Engländer in Ostindien.
gegangen waren, seit die Macht des Großmoguls gebrochen, so lebten die
Erinnerungen daran doch unter der Bevölkerung noch fort, und die Kluft
zwischen den Eingeborenen und ihren Beherrschern, den Engländern, war
noch keineswegs ausgeglichen worden. Unter dem Volke hatte sich eine alte
angebliche Prophezeiung verbreitet, daß die Fremdherrschaft nur hundert
Jahre dauern würde. Gestützt auf dieselbe hatte sich unter den Sipoys
eine weitverzweigte Verschwörung zum Umsturz der englischen Herrschaft
gebildet, die am 19. Mai 1857 in Miru unweit Delhi ausbrach. Die
englischen Offiziere, deren Frauen und Kinder wurden überfallen und er-
mordet, die Kasernen angezündet und somit das Signal zu einem furcht
baren Kampfe gegeben, bei welchem alle menschlichen Kräfte und Leiden-
schafteu entbrannten. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich der Ausstand über
die nordwestlichen Provinzen, über das Pendschab und über Mittelindien.
Delhi wurde der Mittelpunkt der Revolution, der Titularmogul zum Kaiser
von Hindostan ausgerufen. Grausame Metzeleien der Insurgenten be-
zeichneten deren Spuren überall, wo sie die Oberhand hatten. Da erhoben
sich aber die Briten mit aller Energie. Lord Canning, der damalige
Generalgouverueur, ergänzte aufs schleunigste die regulären Truppen, die
tüchtigsten englischen Offiziere erschienen auf dem Kriegsschauplatze. Henry
Havelock übernahm den Oberbefehl und schlug die Insurgenten in zwei
entscheidenden Schlachten. Schon am 26. September desselben Jahres
wurde Delhi nach sechstägigem blutigen Kampfe von den Engländern
unter Wilson wieder eingenommen. Auch Luknow, die Hauptstadt von
Audh, fiel bald darauf, und in dem nun folgenden Guerillakriege, in
welchen sich der Aufstand auflöste, gelang es den britischen Truppen, die
letzten Reste der Rebellen vollständig zu zersprengen. Die moralische und
militärische Überlegenheit der Engländer besiegte endlich jeden Widerstand,
und am 28. Juli 1859 konnte in Kalkutta ein großes Dankfest wegen
Besieguug des Aufruhrs begangen werden.
Bei diesem Kampfe war es als Notwendigkeit hervorgetreten, daß
auch die letzten Hoheitsrechte, welche die Ostindische Kompanie noch besaß,
auf die Krone übertragen werden mußten. Nach harten Kämpfen wurde
am 2. August 1856 vom Parlamente die Jndia-Bill genehmigt, welche die
Kompanie alles direkten Einflusses auf die Regierungsangelegenheiten be-
raubte und dieselbe auf gleiche Stufe wie jede andre Handelsgesellschaft
herabsetzte. Am 1. November trat die Königin Viktoria die Regierung
von Indien an, und die allgemeine Amnestie, die in weitester Ausdehnung
bewilligt wurde, verlöschte schneller, als man gedacht hatte, die letzten
Funken der Empörung.
Im Jahre 1876 genoß Ostindien die Ehre des Besuches des Prinzen
von Wales und feierte diese Auszeichnung durch Festlichkeiten, wie sie bis
dahin der Erdball noch nicht gesehen hatte.
Aber dasselbe Jahr sollte noch in andrer Weise die ganze Welt in
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Extrahierte Personennamen: Canning Henry
Havelock Wilson August
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Kalkutta Indien Ostindien Wales
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
100 Die Engländer in Ostindien.
Bombay, wurde unter dem Nameu Sir Josiah Child von Surate zum
Barouet und zum Oberkommandierenden aller englischen Truppen im
Osten erhoben; daher kam es, daß unter allen servilen Genossenschaften die
Ostindische Kompanie durch Willfährigkeit gegen den Thron am meisten
hervortrat. Sie gab dem Handelsstande des Königreichs das gesetzwidrige
Beispiel bereitwilliger Steuerzahlung, als ohne Zustimmung des Parla-
ments König Jakob Ii. bei seinem Regierungsantritt gewisse Abgaben
ausschrieb. Sobald indessen der Monarch nach kaum vierjähriger Will-
kürherrschast aus dem Lande Vertrieben, und der blutige Lord-Oberrichter
Jeffreys, welcher die übermäßigen Monopolanfprüche der Ostindischen
Gesellschaft für gesetzmäßig erklärt, ein Gefangener geworden war, vereinigten
sich die alten Feinde der Kompanie, verstärkt durch die ehemaligen, von
Child aus dem Ostmdiahanse vertriebenen Direktoren und ihren Anhang,
mit den mächtigsten whigistisch gesinnten Kaufleuten der City und forderten
von dem freiheitlich gesinnten Hause der Gemeinen, welches Wilhelm Iii.
von Oranien aus den Thron erhoben hatte, Gerechtigkeit und Wiederver-
geltuug. Am heftigsten gebürdete sich Papillon, obgleich derselbe einige
Jahre früher als eifrigster Vorkämpfer für den Freibrief der Kompanie
gestritten. Ein guter Teil der Gegner der Kompanie aber bestand aus
Leuten, welche ihr gram waren, weil sie sich von einem Mann hatte be-
herrschen lassen, der seinen Einfluß dazu angewendet, um vor allem seine
Interessen und die seiner Kreaturen zu fördern. Als Heilmittel für alles
schreiende Unrecht und gegeu zukünftige Übergriffe dieser Art verlangte
man von der Krone das Monopol zu einer neuen Gesellschaft auf einem
besseren Fundamente, wodurch mau hoffte, die Wiederkehr einer engherzigen
und tyrannischen Oberleitung auf immer fern zu halten. Die neu zu be-
gründende Kompanie, unter der sich einige der ersten Großhändler der
City befanden, wählte zur Wahrnehmung ihrer Interessen ein Komitee
und beauftragte dasselbe, vom Parlamente und der Regierung ein Privileg
zum Handel nach dem Osten auszuwirken.
Nachdem das Ostindiahaus sich im Jahre 1693 gegeu jeden Vergleich
ausgesprochen hatte, baten die Gemeinen den König Wilhelm Iii., demselben
eine dreijährige Vorausverkündigung der Aufhebung seines Freibriefes zu-
stellen zu lassen. Sir Josna Child, welcher befürchtete, durch seine Person
im Vordergrunde die Interessen seiner Kompanie noch mehr zu gefährden,
machte in der rechten Stunde einem neuen Gouverneur, dem Sir Thomas
Cook, scheinbar Platz. Dieser, mit dem bisherigen allmächtigen Leiter
des Direktorenhofes nahe verwandt, gehörte zu den angesehensten Kauf-
leuten Londons; auch fehlte es ihm als Mitglied des Parlaments nicht
an Einfluß. Er wußte in der That binnen kurzer Zeit vermittelst wohl-
angewandter 100 000 Pfd. Sterl. die ärgsten Gegner zu besänftigen.
Infolgedessen wurde ohne Mitwirkung des Parlaments von feiten der
Regierung am 7. Oktober 1693 der Freibrief und das Monopol der alten
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Extrahierte Personennamen: Josiah_Child_von_Surate Jakob_Ii Jeffreys Wilhelm Wilhelm Josna_Child Thomas
Cook
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Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
102 Die Engländer in Ostindien.
und Godwindpur samt der Gerichtsbarkeit über die Bewohner mit dem
Rechte, Forts zu errichten, erwarb — wurde der neuen Ostindischen
Handelskompanie am 5. September desselben Jahres, nachdem sie die
Regierung vermittelst einer Bestechung von 2 Millionen zu 8 % in Form
einer Anleihe gewonnen hatte, unter dem Titel „Die englische Kompanie
der nach Indien handelnden Kaufleute von England", zufolge einer
Parlamentsakte vom 5. Juli ebenfalls ein Freibrief erteilt. Die neue
Genossenschaft rüstete im nächsten Jahre (1699) drei Schiffe mit einer
Ladung im Werte von 178 000 Pf. Sterl. für Indien aus, während die
alte Ostindiakompanie in demselben Jahre auf 13 Schiffen für 525 000
Pfd. Sterl. Waren sandte.
Die Streitigkeiten zwischen beiden Gesellschaften, deren neuere man
Dowgatekompanie hieß, weil sie in der Dowgatestraße, und zwar in
der stattlichen Halle der Pelzhändler, ihre Versammlungen abhielt, während
die ältere nach ihrem Geschäftshaufe in der Leadenhallstraße benannt
wurde, zogen sich in feindseligster Weise manche Jahre hin. Die Haupt-
Waffen der neuen Genossenschaft waren Schmähschriften, die der alten
Geldbestechungen; die neue wurde durch die Whigs unterstützt, die alte
durch die Tories; jene stützte sich auf die Volksgunst, die letztere aus den
ungeheuren Vorteil eines großen gemeinsamen Schatzes. Mit Hilfe des
letzteren hatte sich die Unterstützung aller Einflußreichen am Hofe und im
Parlamente leicht erkaufen lassen, während die neue Kompanie das Geld
zu dergleichen Zwecken aus ihrem eignen Seckel nehmen mußte, ohne
Hoffnung auf baldigen Wiedergewinn.
Die bisherigen Verdrießlichkeiten, bei denen niemand etwas gewann,
sowie zahllose Mißstände, die der Nebenbuhlerschaft der beiden Kompanie»
entsprangen, führten im Jahre 1701 schließlich doch zu einer Vereinigung
der zwei Gesellschaften, welche Königin Anna durch das Staatssiegel am
22. Juli 1702 sanktionierte. Als das englische Gouvernement sich sechs
Jahre nachher in Geldnot befand, erklärte es sich bereit, der „Vereinigten
Kompanie" das ausschließliche Privilegium des Handels nach Ostindien
bis zum 25. März 1726 wieder zuzugestehen. Durch eine Parlamentsakte
ward der Gesellschaft bis drei Jahre nach dem Erlöschen ihres Freibriefes
ihr früheres Monopol und damit ihr gesicherter Bestand gewährleistet.
Dafür forderte die Regierung jedoch eine Aushilfe von 1 200 000 Pfd.
Sterl. ohne Interessen, welche samt dem früheren Vorschusse von
2 000 000 Pfd. Sterl. eine 5 °/0 Anleihe der Regierung bilden sollten.
Mit der segensreichen Regierung Wilhelms Iii. hatte die Glanz-
Periode des Handels und allgemeinen Wohlstandes Großbritanniens be-
gönnen. — Die außerordentliche Wichtigkeit der südasiatischen Kolonien
für die englische Machtstellung trat während einer Verkehrs- und Handels-
strömung, wie sie bis dahin noch nicht dagewesen, immer mehr zu Tage.
Das britische Gouvernement sah sich veranlaßt, den Niederlassungen
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Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
König Kamehameha von den Sandwichinseln.
189
Kurz nach Cook starb auch der alte König, und nachdem sein Sohn
ihm in der Regierung gefolgt war, finden wir in einem kleinen Teile von
Hawai seinen Neffen Kamehameha oder Tameamea als Regenten.
Allein schon 1787 war dieser Regent der ganzen Insel und unterwarf sich
nach und nach bis 1317 die ganze Gruppe. Er war ein verständiger
Fürst und für seine Unterthanen das, was Peter der Große für Rußland
gewesen ist.
Den Verkehr mit Europäern und Amerikanern beförderte er auf jede
Weise. Der Hafen von Honolulu füllte sich mit Schiffen aller Nationen;
a, c, d Götzenbilder, b Urustvlatke aus Zähnen, e, f Gewe. g, i Fächer,
h Maske aus einem Flaschenkürbis.
sie waren hier so sicher, wie in jedem europäischen Hafen, und europäische
und amerikanische Kaufleute siedelten sich auf jener Inselgruppe an. Drei
wackere Männer leisteten dem Könige bei den Reformen den tüchtigsten
Beistand: der Eingeborene Karemaku und die beiden Briten Davis und
Aoung. Erstem vermochte mit durchdringendem Geiste in seine Pläne
einzugehen, war ihm treu ergeben und unterstützte ihn mit Rat und That.
Er war der erste nach dem König. Die beiden Briten waren früher Ma-
trosen, dabei tüchtige, achtbare Männer, und wurden vom König veranlaßt,
bei ihm zu bleiben. Sie verbreiteten europäische Kultur in seinem Staate,
lehrten den Häuser-, Städte- und Schiffbau, legten Häfen an und be-
reicherten die Insel mit nützlichen ausländischen Pflanzen; ihr Andenken
steht dort in Segen.
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
70 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln.
in Fesseln schlug und den Kommandanten mit dem Tode bedrohte, wenn
er nicht sogleich die Besahung des Forts durch einen Brief zur unbedingten
Übergabe der Feste auffordere.
Vau den Broeke, überzeugt, daß seine tapferen Soldaten die Ab-
fassung des Briefes als erzwungen erkennen und nicht Folge leisten
würden, willigte in die Forderung des Königs, um seinen Leuten durch
den Brief wenigstens Kunde zu geben, daß er noch am Leben sei. Als
trotzdem die Übergabe nicht erfolgte, wurde van den Broeke in die Nähe
des Forts gebracht. Man nahm ihm die Fesseln ab und verlangte von
ihm unter Androhung des Todes, daß er die Besatzuug überreden solle.
Statt aber letztere zur Übergabe zu ermahnen, beschwor er sie, bis zum
letzten Mann auszuhalten und sich unter keiner Bedingung dem Feinde
zu ergeben, solange ihr Kommandant nicht aus der schmählichen Haft ent-
lassen wäre, in welche ihn der Verrat gebracht hätte. Sein Leben möchten
sie nicht schonen, sie könnten aber, im Falle er ermordet würde, seinen Tod
nur durch Tapferkeit rächen. Voll Staunen und Erbitterung über diese
Rede schleppten die Krieger des Königs van den Broeke wieder fort, ohne
daß jedoch der König ihn hinrichten ließ. Unterdessen waren zwischen dem
Pangerang von Bantam und dem König von Dschakatra Streitigkeiten
ausgebrochen, die van den Broeke trefflich zu seinen gunsten zu benützen
verstand. Heimlich ließ er dem Pangerang melden, er wolle lieber sein
Gefangener als jener des Königs sein; auch wäre er überhaupt nicht ab-
geneigt, ihm Beistand gegen seine Nebenbuhler zu leisten. Der Ehrgeiz
und die Charakterlosigkeit des Pangerang widerstanden solchen Ver-
lockungen nicht. Er wollte die Tapferkeit des holländischen Kriegers zu
seinem Vorteile ausnützen und sandte alsbald eine neue Schar von
Kriegern nach Dschakatra. Der Führer derselben drang mit einer Anzahl
Bewaffneter ins Zelt des Königs, dem die Wahl zwischen Tod oder
sofortiger Abdankung gelassen wurde.
Zitternd unterzeichnete der König die in malaiischer und javanischer
Sprache auf ein Palmenblatt geschriebene Abdankung und verlebte den
Rest seiner Tage auf einer einsamen Insel.
Die Engländer hörten mit Verdruß von dem Vorgefallenen und
drangen jetzt mit doppeltem Eifer in den Pangerang, die neu erworbene
Macht nicht mit den gefährlichen Nebenbuhlern, den Niederländern, zu
teilen, sondern die Belagerung der Forts nachdrücklichst fortzusetzen. In
der That blieb van den Broeke gefangen, und die Belagerung des Forts
von Dschakatra wurde fortgesetzt. Aber doch begannen jetzt Unterhand-
luugen wegen des Friedens; denn der Pangerang konnte sich nur mit
Mühe dazu entschließen, die Niederländer, denen er eine so bedeutende
Erweiterung seiner Macht verdankte, als Feinde zu behandeln.
Der Thörichte ahnte indessen nicht, daß diese momentane Macht-
erweiterung ein Danaergeschenk sei, welches er nie hätte annehmen sollen.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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Jetziger Zustand der Bevölkerung. 85
herrschte, sehnt sich das Volk nach einer Stellung, wie die Bevölkerung
Javas sie besitzt.
Nach dem Zeugnisse wahrheitsliebender und gewissenhafter Beamten
legen viele bis jetzt noch unabhängige oder nur in sehr mittelbarem Ver-
hältnis zur Regierung stehende Völkerschaften das lebhafte Verlangen an
den Tag, unter den unmittelbaren Schutz der Regierung zu gelangen und
Gin eingeborener Fürst der Japanese».
von der Willkürherrschaft einheimischer Fürsten und Beamten befreit zu
werden, die ihre Stellung und ihr Amt nur mißbrauchen, um die Früchte
des fremden Fleißes zu ernten. Es muß in die Augen fallen, daß gerade
jene Völker, welche am innigsten mit der holländischen Regierung ver-
bunden sind und in deren Distrikten holländische Beamte in der oben dar-
gestellten Verbindung mit Eingeborenen die Verwaltung und die Rechts-
pflege des Landes führen, mit den Segnungen des Friedens am meisten
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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TM Hauptwörter (200): [T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Sir Josua Child, 99
Bis nach diesem Hauptplatz der Kompanie in Indien hatte sich also
der Kampf der doppelt erbitterten Parteien hinverpflanzt. Der Kommandant
der Besatzung. Kapitän Keigwin. sagte sich in Übereinstimmung mit seinen
Truppen von der Autorität der Kompanie los und proklamierte die des
Königs (1683). Hierbei blieb es jedoch nicht, die Aufrührer schritten zur
Gewalt vor und kerkerten den mißliebigen Stellvertreter des Gouverneurs
ein. Nicht ohne Schwierigkeiten ward man des Aufruhrs Herr, und erst
nach Hinrichtung mehrerer der Rädelsführer konnte die Gefahr als beseitigt
angesehen werden. Die Regierung würde sonst wahrscheinlich das Ver-
halten der Aufständischen gebilligt haben, und den Freibrief, auf welchem
das Monopol beruhte, hätte ein gleiches Schicksal, wie es mehreren andern
Gesellschaften widerfuhr, getroffen. Gerade noch in der rechten Stunde
war aber eine vollständige Wandlung im Ostindiahaufe eingetreten.
Sir Josua Child, der damalige Gouverneur, trennte sich plötzlich
von seinen politischen Freunden, schloß sie von der Direktion aus und
unterhandelte wegen eines engeren Anschlusses mit dem Hose. Wahr-
scheinlich trug zum Wechsel seiner politischen Ansichten seine Verwandtschaft
mit der angesehenen Toryfamilie der Beanforts bei. Papillon, Barnardi-
stone und ihre Anhänger verkauften ihre Stammaktien, die Komiteestelleu
wurden mit Anhängern Childs besetzt, und dieser war von nun an so
wenig beschränkter Gebieter im Ostindiahaufe, daß ihm dessen Mittel zur
freiesten Verfügung standen und die wichtigsten Papiere nicht in den
Bureaus der Leadenhallstraße, sondern in seinen Wandschränken zu Wan-
stead aufbewahrt wurden. Die Wichtigkeit, welche jene außerordentliche
Stellung verlieh, erhob ihn bald zu einem Günstling im Königspalaste
von Whitehall, wodurch wiederum feine Macht im Ostindiahaufe um so
mehr befestigt wurde. Ein Geschenk von 10 000 Guiueen aus seiner
Hand nahm König Karl huldvollst entgegen, weitere 10 000 Pfd. Sterl.
dessen Bruder Jakob, welcher mit Freuden der Reihe der Aktieninhaber
sich zugesellte. Alle, die am Hofe irgend welches Einflusses sich erfreuten,
suchte man durch Geschenke von Shawls und Seidenzeugen, von indischen
Vogelnestern, durch Diamanten und Säcke voll Gnineen in guter Laune
zu erhalten. Die Bestechungssummen, welche der Direktor mit kluger
Verschwendung verteilte und die er seinen Kollegen gegenüber nicht einmal
zu verrechnen brauchte, hatten bald den gewünschten Erfolg in einem Um-
fange, daß der Direktorenhof fast allmächtig im Staate, Child selbst es
aber am Hofe wurde. Lord-Oberrichter Jeffreys gab eine Entfchei-
dung zu gunsten des Monopols der Kompanie und der strengsten An~
Wendung der Gesetze zur Verteidigung desselben ab; König Jakob Ii. ließ
auf den neuen Freibrief, welcher alle Privilegien der Kompanie bestätigte
und erweiterte, sein Staatssiegel drücken; alle Kapitäne von Ostindien-
fahrern erhielten ihre Bestalluug von der Krone und durften die königliche
Flagge aufhiffen. John Child, Sir Jofuas Bruder, Gouverneur von
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Childs König_Karl Karl Jakob Jeffreys Jakob_Ii John_Child Jofuas