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11. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 92

1873 - Oldenburg : Stalling
92 Delphischen Orakels bei seinen Mitbürgern standen, reiste er zuvor nach Delphi, um das Orakel zu befragen, ob die Ge- setze, die er den Spartanern geben wollte, dem Staate heil- sam wären. In Delphi begrüßte ihn die das Orakel er- theilende Priesterin mit dem Spruche: Her, o Lykurgos, kommst du zu meinem gesegneten Tempel. Du, von Zeus geliebt und von sämmtlichen Himmelsbewohnern; Soll ich als Gott dich begrüßen, so srag' ich mich, oder als Menschen? Aber ich meine, du bist wohl eher ein Gott, o Lykurgos! und sagte ihm, daß er den Spartanern die beste von allen Verfassungen geben würde. Durch die Antwort ermuthigt, besprach er sich mit seinen Freunden über die neuen Gesetze, die er geben wollte, und forderte sie zur Mitwirkung aus. Alsdann theilte er seine Absicht mehreren angesehenen Spar- tanern mit und zog einst mit dreißig bewaffneten Anhängern auf den Marktplatz, um die Gegner durch Furcht im Zaum zu halten. Anfangs entstanden Unruhen, und sogar König Charilaos floh, in der Meinung, daß Lykurgos einen Anschlag gegen ihn im Sinne führe, bald aber ließ er sich durch eid- liche Zusicherung, daß er nichts Uebeles erleiden werde, be- reden, an den neuen Einrichtungen Theil zu nehmen. Zuerst setzte Lykurgos den Rath der Alten ein, welcher , aus achtundzwanzig Mitgliedern, die das sechszigste Jahr Zurückgelegt und ein tadelloses Leben geführt haben mußten und aus den beiden Königen, also aus dreißig Personen be- stand. Merkwürdig war die Art und Weise, wie die neuen Mitglieder dieses Rathes gewählt wurden. Auserlesene Männer schlossen sich in ein Haus ein, von dem aus sie Alles hören, aber nicht sehen konnten, was draußen in der Volksversammlung vorging. Nun schritten die Bewerber einzeln vor der Versammlung einher, und die in dem Hause eingeschlossenen Beamten merkten sich, wie bei den einzelnen Vorübergehenden das Volk stärker oder schwächer schrie, je nachdem ihm der Bewerber mehr oder weniger lieb war. Derjenige, bei welchem das Volk am lautesten geschrien, wurde als Mitglied in den Rath aufgenommen. Alsdann theilte Lykurgos die Ländereien der Spartaner in 9000 gleiche Theile, so daß auf jeden Spartaner ein Theil kam, der hin- reichte, ihn mit seiner Familie zu ernähren. Das Land der

12. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 94

1873 - Oldenburg : Stalling
94 Lykurgos vor den Steinwürfen seiner Gegner vom Markte fliehen mußte. Aber ein Jüngling, Namens Alk an der, verfolgte ihn und schlug ihm, als er sich umwandte, mit dem Stock ein Auge aus. Lykurgos drehte sich gelassen um und zeigte dem Volke sein blutiges Gesicht. Da ergriff Scham und Reue die Anführer und sie lieferten den Alkander dem Lykurgos aus. Dieser nahm ihn mit in sein Haus, und ohne ihm ein hartes Wort zu sagen oder ein Leid zuzufügen, befahl er ihm nur, ihn zu bedienen. In der täglichen Um- gebung des Lykurgos hatte Alkander Gelegenheit, den edeln und sanften Charakter desselben, seine einfache, strenge Lebens- art und seine rastlose Thätigkeit und Ausdauer kennen zu lernen, so daß er zu seinen Freunden sagte, Lykurgos sei weder streng noch eigenmächtig, sondern vor allen Andern sanft und milde. So wurde Alkander aus einem erbitterten Gegner ein Freund des Lykurgos. Eine besondere Sorgfalt wendete Lykurgos der Erziehung und Pflege der Kinder zu. Gleich nach der Geburt wurde jedes Kind den Aeltesten gebracht, und wenn es wohlgebildet und kräftig war, aufgezogen, war es aber schwach und ge- brechlich, in den Höhlen des Taygetos zum Verhungern aus- gesetzt, denn Lykurgos betrachtete alle Kinder als Eigenthum des Staates und wollte nur kräftige Bürger erziehen. Bis zum siebenten Jahre erhielten die Knaben die Pflege ihrer Mütter, von da an wurden sie in die Knabenabtheilungen aufgenommen und öffentlich erzogen. Sie spielten und scherz- ten unter der Aufsicht eines älteren Knaben, von dem sie Anleitung und nach Befinden auch Strafe empfingen, wobei oft ältere Leute zugegen waren. Die Erziehung bezweckte den Gehorsam gegen die Gesetze, Ausdauer in Beschwerden, und den Sieg in der Schlacht. Die Knaben gingen meisten- theils nackt und stets barfuß, sie schliefen auf Lagern von Schilf, das sie selbst zusammentrugen und an den Ufern des Eurotas mit den Händen ohne eiserne Geräthschaften abbrachen. Nur im Winter dursten sie einige wärmende Kräuter zu ihrem Lager hinzufügen. Ueber den einzelnen Abtheilungen der Knaben und Jünglinge, die alle ihre besonderen Vor- gesetzten hatten, stand ein angesehener Mann, der die Aufsicht über seine Untergebenen führte.

13. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 101

1873 - Oldenburg : Stalling
101 selbst und Aristomenes hatten zuerst schwere Arbeit, da sie j gegen den Spartanischen König und den Kern des Lacedämo-°/ nischen Heeres kämpften: aber keine Wunde scheuend, und ihre^'^' Kampfwuth bis auf den höchsten Grad steigernd, schlugen sie durch fortgesetzten Kampf und ihre Wagstücke die Schaar des Spartanischen Königs zurück. Diese Fliehenden ließ Aristome- nes durch eine andere Abtheilung der Messenier verfolgen: er selbst stürzte sich auf die, welche den meisten Widerstand leisteten. Als er auch diese geworfen hatte, wandte er sich wiederum gegen Andere: schnell drängte er auch diese zurück und ungehindert warf er sich nun auf die, welche noch Stand hielten, bis er die ganze Schlachtordnung der Lacedämonier und ihrer Bundesgenossen in völlige Unordnung brachte. Und da sie nun ohne Scham und Scheu flohen und Keiner mehr den Andern erwarten wollte, drängte er ihren Rücken furcht- barer, als man von einem einzigen Manne hätte erwarten können. Bei der weiteren Verfolgung der Feinde verlor Aristomenes seinen Schild, und dieser Umstand war Schuld, daß sich mehrere Lacedämonier durch die Flucht retteten, weil er, während er den Schild suchte, Zeit verlor. Die Lacedä- mouier waren durch diesen Schlag sehr entmuthigt, aber dem Aristomenes warfen, als er nach Hause zurückkehrte, die Weiber Bänder und Blumen der Jahreszeit zu und sangen dazu die Verse: ^ ^ x,sspärta's Schaaren verfolgt Aristomenes bis in die Mitte ' Von Stenykleros'*) Gefild und bis zmn hohen Gebirg." Seinen Schild fand Aristomenes bald darauf wieder und überfiel sogleich mit einer auserlesenen Schaar zwei Sparta- nische Städte, wobei er beträchtliche Beute wegführte. Einst erfuhr er, daß zu Aegileu. einem Orte in Lakonien, wo der Demeter (Ceres) ein Heiligthum gestiftet war, die ^ Frauen ein Fest feierten. Aristomenes brach mit seinen Ge- fährten auf und suchte sie zu rauben. Allein die Weiber setzten sich zur Wehr: die meisten Messenier wurden mit den Messern, womit die Frauen die Opferthiere schlachteten, und mit den Spießen, woran sie das Fleisch steckten, um es zu braten, verwundet: Auf Aristomenes aber schlugen sie mit *) Ltenykleros hieß der Ort, wo sich das Denkmaldes Ebers befand.

14. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 106

1873 - Oldenburg : Stalling
nun nach Unteritalien, wo sie die nach ihnen benannte Stadt Messana bewohnten. Aristomenes, den sie zum Führer haben wollten, lehnte es ab mit den Worten: er werde, so lange er lebe, gegen die Lacedämonier Krieg führen, er wisse genau, daß immer irgend ein Unheil durch ihn für Sparta entstehen werde. Später ging er nach Delphi. Als der Herrscher einer Stadt auf der Insel Rhodos, Damage tos, das Orakel befragte, wessen Tochter er zur Frau nehmen sollte, erhielt er die Antwort, die Tochter des tapfersten Mannes unter den Griechen Zu heirathen. Darauf heirathete er die Tochter des Aristomenes; dieser zog nach Rhodos, wo er nach einiger Zeit an einer Krankheit starb. Die Rhodier er- richteten ihm ein ausgezeichnetes Denkmal und erwiesen ihm besondere Verehrung. X. Kodros, der Letzte König der Athener. (1068 v. Chr.) Wir haben oben gesehen, wie die siegreichen Dorier sich des ganzen Peloponneses bemächtigten. Sie begnügten sich aber rstit dieser Eroberung nicht, sondern gingen über die Landenge, entrissen den Athenern Megaris und drangen tief in das Attische Gebiet ein, das sie mit Feuer und Schwert verheerten. Damals (1068 v. Chr.) war Kodros König der Athener. Von den Feinden hart bedrängt, schickte er Gesandte nach Delphi und ließ das Orakel fragen, durch welches Mittel sein Vaterland von einem so schweren Kriege befreit werden könnte. Da soll der Gott geantwortet haben, daß das Volk, dessen König von feindlicher Hand falle, Sieger sein tvürde. Dieser Orakelspruch ward nicht nur im Atheni- schen, sondern auch im Dorischen Lager bekannt. Die Dorier erließen daher ein Verbot, den Kodros im Kampfe zu ver- letzen, und hüteten sich vor einer Schlacht. Kodros aber legte die Zeichen seiner königlichen Würde ab, verkleidete sich als Landmann und ging mit einem Bündel Holz auf dem Rücken und einer Art in der Hand in das feindliche Lager.

15. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 113

1873 - Oldenburg : Stalling
113 Und Solon sprach: ,,Zum ersten hatte Tellos bei dem blühendsten Zustande der Stadt edle und vortreffliche Söhne, die alle wieder Kinder hatten, und die waren alle am Leben; und zum andern, da er nach menschlicher Kraft ein glückliches Leben geführt, so kam noch dazu ein glänzendes Ende. Denn als die Athener Wider ihre Nachbarn in Eleusis stritten, eilte Tellos zur Hülfe herbei und schlug die Feinde in die Flucht und starb den schönsten Tod. Und die Athener bestatteten ihn auf öffentliche Kosten an demselbigen Orte, wo er ge- fallen war, und erwiesen ihm große Ehre." Als nun Solon so viel von Tellos großer Glückseligkeit erzählte, ward Krösos immer begieriger und fragte: wer denn der zweite wäre, denn er glaubte doch wenigstens die zweite Stelle zu erhalten. Solon aber sprach: „Kleobis und Biton von Argos. Denn dieselben hatten, so viel sie bedurften, und dazu besaßen sie eine große Leibesstärke, fo daß beide zugleich den Kampf- preis davon getragen. Und dann erzählt man von ihnen folgende Geschichte: Die Argiver feierten das Fest der Hera, und die Mutter der Jünglinge mußte durchaus nach dem Tempel fahren, aber die Rinder kamen nicht zu rechter Zeit von dem Felde. Als nun keine Zeit zu verlieren war, spannten sich die beiden Jünglinge selber vor und zogen den Wagen und auf dem Wagen saß ihre Mutter. So fuhren sie die- selbige einen Weg von fünfundvierzig Stadien bis zu dem Tempel. Also thaten sie und die ganze Versammlung war Zeuge der That. Da erlangten sie das beste Lebensende, und es zeigte Gott dadurch an, daß dem Menschen besser sei zu sterben, denn zu leben. Denn die Argiver, die umher- standen, priesen der Jünglinge Gesinnung, die Argiverinnen hingegen priesen die Mutter selig, daß ihr solche Kinder zu Theil geworden. Aber die Mutter, voll inniger Freude über die That und die Worte, trat vor das Bild der Göttin und betete, daß sie dem Kleobis und Biton, ihren Kindern, die ihr so große Ehre erwiesen, zu Theil werden ließe den besten menschlichen Segen. Und nach diesem Gebet, nachdem man geopfert und das Mahl gefeiert, schliefen die Jünglinge ein in dem Tempel und standen nimmer wieder auf, sondern das war ihres Lebens Ende. Die Argiver aber errichteten ihnen Stacke, Griech. Geschichte. t0. Aufl. 8

16. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 116

1873 - Oldenburg : Stalling
116 deren Anführer Megakles war, und in das Volk vom Gebirge, zu dessen Haupt sich Pisistratos machte. Einsts 'Jh*/. ersann Pisistratos, der nach der Herrschaft strebte, diese List: er verwundete sich selbst und seine Maulthiere, und so kam er auf den Markt gefahren, als wäre er so eben den Händen seiner Widersacher entkommen, die ihn hätten umbringen wollen, da er auf das Land gefahren sei, und bat das Volk eine Leibwache. Die Athener ließen sich täuschen und gaben ihm eine Anzahl aus den Bürgern, die mit hölzernen Keulen bewaffnet hinter ihm hergingen. Mit diesen machte Pisistratos einen Aufstand und gewann die Burg. Von dieser Zeit an herrschte er über die Athener, doch schaffte er die bestehende Obrigkeit nicht ab, noch änderte er die Gesetze, sondern regierte die Stadt gut und vortrefflich nach ihrem alten Rechte. (560 v. Chr.) Bald aber vereinigten sich die Parteien des Megakles und des Lykurgos und vertrieben ihn aus der Stadt, da seine Herrschaft (Tyrannis) noch keine tiefe Wurzeln geschlagen hatte. Doch nach seiner Vertreibung machten Megakles und Lykurgos von neuem einen Aufruhr gegen einander, und als Megakles hart bedrängt war, ließ er dem Pisistratos durch einen Herold entbieten: wenn er seine Tochter heirathen wolle, so sollte er wieder Tyrann werden. Diese Bedingung nahm Pisistratos an, und nun ersannen sie, um ihn heimzuführen, Vvt&a eine List: In Athen war eine Frau, die vier Ellen weniger drei Finger groß und von schöner Bildung war. Diese Frau wappneten sie mit voller Rüstung und stellten 55(J‘ auf binen Wagen, angethan mit herrlichem Schmuck, und fuhren sie nach der Stadt. Vorausgesandte Herolde aber verkündigten: „Ihr Athener, nehmt willig den Pisistratos auf, den Athene selber ehret vor allem Volk und ihn in ihre Burg heimführet!" Die Leute glaubten, die Frau sei die Göttin selbst, beteten sie an und nahmen den Pisistratos wieder auf. Als nun Pisistratos die Herrschaft wieder an sich ge- bracht hatte, heirathete er des Megakles Tochter. Aber zwischen ihm und seiner Frau entstand bald häuslicher Un- friede, in deffen Folge Megakles, der sich von Pisistratos ver- achtet glaubte, zornig ward und sich wieder mit seinem

17. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 120

1873 - Oldenburg : Stalling
120 bringen. Da sich Harpagos nicht selbst zu der Mordthat ver- stehen wollte, übergab er den Knaben einem von Astyages Rinderhirten, mit dem Befehl, ihn in der wildesten Gegend des Gebirges auszusetzen, daß er so bald als möglich umkomme. Der Rinderhirt erfuhr aber des Kindes Herkunft und ließ sich von seiner Frau, die ein todtgebornes Kind hatte, be- wegen, das todte Kind auszusetzen und den ihm übergebenen Knaben als seinen eigenen Sohn aufzuziehen. Damals hieß er aber noch nicht Kyros, sondern hatte einen andern Namen. Als er zwölf Jahre alt war, spielte er einst im Dorfe mit andern Knaben seines Alters. Sie spielten König und wählten dazu den angeblichen Sohn des Rinderhirten. Kyros aber ordnete sie, die Einen, daß sie Häuser bauten, die Anderen, zu Lanzenträgern, diesen machte er zum Auge*) des Königs, jenem gab er das Amt, die Botschaften zu überbringen, kurz jedem setzte er sein eigenes Geschäft. Einer der Knaben, der Sohn eines vornehmen Meders, that nicht, was ihm geboten war, und Kyros ließ ihn ergreifen und züchtigte ihn mit der- den Schlägen. Der Knabe klagte dies seinem Vater, und dieser lief mit dem Sohne voller Zorn zum Astyages, be- schwerte sich über die schmähliche Behandlung und zeigte ihm seines Sohnes Schultern. Astyages ließ den Rinderhirten mit seinem Sohne holen und sagte zu dem Knaben: „Du, eines so geringen Mannes Sohn, hast dich erdreistet den Sohn eines Mannes, der bei mir in großen Ehren steht, so schmählich zu behandeln?" Kyros sprach: „Herr, dem ist nichts als sein Recht geschehen, denn die Knaben im Dorfe spielten und setzten mich zu ihrem König; die andern Knaben thaten, was ihnen geboten war, der aber war ungehorsam und machte sich gar nichts aus mir. Dafür hat er seinen Lohn empfangen. Habe ich dafür Strafe verdient, siehe, hier bin ich." Während der Knabe also redete, erkannte ihn Astyages auf einmal, denn die Züge des Gesichts däuchten ihm wie seine eigenen, die Antwort aber war die eines Edlen, auch traf die Zeit der Aussetzung mit dem Alter des Knaben zu- sammen. Der König blieb eine Zeit lang sprachlos, und *) Die obersten Beamten wurden Augen und Ohren des Königs genannt.

18. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 129

1873 - Oldenburg : Stalling
129 kam es zu einer blutigen Schlacht, und nachdem auf beiden Seiten eine große Menge gefallen war, wandten sich die Aegppter zur Flucht, und auch ihre Stadt Memphis mußten sie nach einer Belagerung den Persern übergeben. Mit dem ge- fangenen Psammenitos, dessen Muth Kambyses auf die Probe stellen wollte, erlaubte er sich ein grausames Spiel. Er legte seiner Tochter ein Sklavenkleid an und schickte sie mit einem Wasserkruge nach Wasser; zugleich mit ihr t sandte er noch die Töchter der angesehensten Aegppter in derselben Tracht, wie die Königstochter. Als die Jungfrauen mit Schreien und Weinen bei ihren Vätern vorbeigingen, er- hoben auch diese über das Elend ihrer Kinder laute Klagen und weinten; Psammenitos aber, als er seine Tochter ge- wahrte, blickte zur Erde. Nachdem die Wasserträgerinnen vorüber waren, schickte Kambyses auch den Sohn des Psam- menitos mit zweitausend andern Aegyptern vorbei,- die alle, einen Strick um den Hals, zum Tode geführt wurden. Die Aegppter, die um ihren König saßen, weinten; Psammenitos aber richtete seinen Blick thränenlos zur Erde. Da kam ein alter Mann von Psammenitos Tischgenossen, der sein Hab und Gut verloren hatte und jetzt als Bettler das Kriegs- volk um Almosen bat, und auch bei dem gefangenen König vorbeiging. Als dieser ihn sah, weinte er laut, rief den Namen seines Freundes und schlug sich an den Kopf. Die Wächter des Psammenitos meldeten dem Kambyses dessen Benehmen, und dieser ließ den König der Aegppter fragen, warum er bei dem Anblick seiner Tochter und seines Sohnes, der zum Tode geführt worden sei, nicht geweint, diesen Bettler aber, der doch nicht mit ihm verwandt sei, so hoch geehrt habe. Psammenitos antwortete: „O Sohn des Kyros, mein häusliches Unglück war zu groß um darüber zu weinen, aber das Elend des Freundes, der Hab und Gut verloren hat und an der Schwelle des Alters zum Bettler geworden ist, war der Thräne werth." Die Antwort gefiel dem Kambyses und es wandelte ihn ein Mitleiden an. Er befahl, den Sohn vom Tode zu erretten und den Vater zu ihm zu führen. Doch den Sohn fanden die Boten nicht mehr am Leben, denn er war zuerst hingerichtet worden; Psammenitos aber lebte fortan, ohne Stacke, Griech. Geschichte. 10. Aufl. 9

19. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 213

1873 - Oldenburg : Stalling
213 mehr, und Viele, welche zuerst gegen die Todesstrafe gestimmt hatten, sprachen sich jetzt für seine Hinrichtung aus. Er ward verurtheilt den Giftbecher zu trinken, und ins Gefäng- niß geführt. Am Tage vor seiner Verurtheilung aber ging gerade das heilige Schiff nach Delos ab, um dem Apollo ein Opfer zu bringen, und nach Athenischem Gebrauche durfte vor der Rückkehr dieses Schiffes kein Todesurtheil vollzogen werden. So lebte denn Sokrates noch dreißig Tage im Gefängniß, wo ihn seine Schüler, .niedergebeugt von Schmerz über den nahen Verlust eines solchen Lehrers, täglich besuchten und sich mit ihm unterhielten. Am lautesten jammerte Appollo- doros; als dieser einst schluchzend ausrief: „Ach, daß du so unschuldig sterben mußt!" antwortete Sokrates lächelnd: „Wünschest du denn, daß ich schuldig stürbe?" Einer seiner Schüler, Kriton, hatte durch eine Summe Geldes den Kerkermeister bestochen und forderte den Sokrates auf, in der Nacht durch die offene Thür des Gefängnisses zu entfliehen und nach Thessalien zu reisen, wo Kriton Gast- freunde hatte. Sokrates verschmähte diesen Vorschlag und bewies dem Kriton, daß es die Pflicht des Bürgers sei, den Gesetzen des Staates in jedem Falle zu gehorchen. Am Morgen seines Todestages erschienen seine Freunde schon früh im Gefängnisse. Auch seine Frau Xanthippe war da, das jüngste Kind auf den Armen tragend. Um ihr heftiges Wehklagen nicht länger anhören zu müssen, bat So- krates, sie hinwegzuführen, und nun begann er sein letztes Gespräch mit seinen Freunden, indem er sie über die Unsterb- lichkeit der Seele belehrte. So verging der Tag und der Abend brach herein, als der Diener eintrat und ihm anzeigte, daß es nun Zeit sei. „Du wirst mir nicht fluchen", sagte er, ,,wie die Anderen thun; ich thue ja nur was mir die Oberen befehlen. Ich habe dich als den besten Mann kennen gelernt von Allen, die hierher gekommen sind. Lebe Wohl und ver- suche, die Nothwendigkeit so leicht als möglich zu ertragen." Weinend entfernte sich der Diener. „Wie brav der Mensch ist", sagte Sokrates. „Auch während der ganzen Zeit hat er sich so bewiesen, wenn er mich besuchte. Aber geht und holt den Trank, wenn er schon eingerieben ist." Die Freunde

20. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 225

1873 - Oldenburg : Stalling
225 ihn zu schonen und leben zu lassen, da er, wenn er entkomme, sofort Rache nehmen würde. Alexander fragte: „Warum eilt denn Pelopidas zum Tode?" — „Damit du," antwortete Pelopidas, „den Göttern desto verhaßter werdest und ein um so schmählicheres Ende nehmest." Bald zwang aber Epami- nondas an der Spitze eines Heeres den Alexander zur Aus- lieferung des Pelopidas. Auf einem späteren Zuge gegen Alexander verlor Pelopidas in einer Schlacht sein Leben (364). Der Krieg gegen Sparta hatte seinen Fortgang. Noch dreimal drang Epaminondas in den Peloponnes. Bei dem letzten Einfall kam es zwischen den Thebanern und Lacedä- moniern zur Schlacht bei Mantinea (362). Schon hatte Epaminondas die Schlachtlinie der Feinde durchbrochen, als ein Wurfspeer seine Brust durchbohrte. Tödlich verwundet sank er nieder. Die Aerzte erklärten, er werde sterben, sobald man das Eisen aus der Wunde ziehe. Epaminondas war besorgt, sein Schild möchte in die Hände der Feinde gefallen sein; als man ihm denselben zeigte, küßte er ihn als den treuen Begleiter seines Ruhmes. Jetzt kam die Nachricht von dem Siege der Thebaner; da rief Epaminondas: „Nun habe ich genug gelebt!" und ließ das Eisen aus der Brust ziehen. Als seine Freunde beklagten, daß er keine Söhne hinterlasse, antwortete er sterbend: „Ich hinterlasse zwei un- sterbliche Töchter, die Schlachten bei Leuktra und Mantinea!" und verschied. — Nach seinem Tode sank Theben schnell von der Höhe seiner Macht und Blüthe in seine vorige Un- bedeutendheit zurück. Xxxi. Philipp, König von Macedonie». 360—336 vor Chr. — Demosthenes. Phokion. Als Pelopidas in Thessalien kämpfte, griff er auch in die Angelegenheiten des Makedonischen Reiches ein und be- festigte den König Alexander, den ältesten Sohn des Amynthas, auf dem Throne; den jüngsten aber, Philipp, nahm er als Geißel mit nach Theben. Hier lebte Philipp im Hause Stacke, Griech. Geschichte. 10. Aufl. 15
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