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regung, wo die Stichwrter: Freiheit, Gleichheit, Brderlich-feit in aller Munde waren, und die Gefahr nahe lag, den rohesten Communismus aus der Theorie in die Wirklichkeit bergehen zu sehen. Die Nationalwerksttten verschlangen ungeheure Summen, dazu kam noch der Unterhalt der neu gegrndeten 20,000 Mann starken Mobilgarde, die aus jungen Proletariern bestand, von denen der Mann tglich einen Fran-ken Lhnung erhielt. Die Folge davon war, da die Staats-papiere um die Hlfte fielen, und der Finanzminister sich ge-nthigt sah, die directen Steuern um 45 Procent zu erhhen, wodurch die Begeisterung des Landvolks fr die Republik gewaltig gedmpft ward. Handel und Gewerbe stockten: der Staats- und Privatcredit sank, und ein Bankerott stand in drohender Nhe.
Am 27. Februar fand die feierliche Einsetzung der Re-publik Statt. Die Mitglieder der provisorischen Negierung begaben sich durch ein Spalier von Nationalgarden schreitend, nach dem Bastilleplatz, wo eine zahllose Volksmenge sie er-wartete. Sie wurden, besonders Lamartine, vom Volke mit freudigem Zuruf begrt und machten am Fue der Julisule Halt. Hier wurde das Decret, welches die Republik ein-setzte, mit donnerndem Zuruf entgegengenommen. Zuletzt zogen 100,000 Mann Nationalgarden mit klingendem Spiel und dem Gesang der Marseillaise an der provisorischen Regie-rung vorber. Ungeachtet der Lockerung so mancher Bande der Ordnung nahm doch in der ersten Zeit der Revolution die Zahl der eigentlichen Verbrechen in Paris nicht zu; nur m der Umgegend fielen groe Frevel vor. So wurde das Schlo Neuilly bei Paris, das den Orleans gehrte, von einem ru-berischen Haufen geplndert und in Brand gesteckt, wobei werthvolle Gemlde und Bcher zu Grunde gingen. Bald aber gewann die Polizei wieder greres Ansehen, um dieser Zerstrungslust entgegen treten zu knnen. Adel und Geist-lichkeit waren der Republik nicht entgegen und den Legitimisten schien die Republik weniger als die Julimonarchie zu wider-streben. Lamartine erklrte in einem Manifest an Europa' Frankreichs aufrichtige Neigung fr Erhaltung des Friedens und machte auf die Gefahren aufmerksam, die aus emem An-griff auf dasselbe fr die Angreifer selbst hervorgehen knnten.
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Extrahierte Ortsnamen: Bastilleplatz Paris Paris Europa'_Frankreichs
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furt a. M. gerichtet. Eine echt nationale Begeisterung im edelsten Sinne deswortes durchdrang alle Gauen des deutschen Vaterlandes, die schwarz-roth-goldenen Fahnen riefen die Erinne-rungen an die glorreichen Zeiten ferner Vergangenheit wach und schienen die nahe Wiedergeburt des alten deutschen Rei-ches zu verknden.
Am 18. Mai Nachmittags um 3 Uhr traten gegen 330 Abgeordnete der deutschen Nation zu Frankfurt a. M. im Kaisersaale des Rmers zusammen und begaben sich dann in feierlichem Zuge, mit entbltem Haupte, nach der Paulskirche, wo sie sich unter dreimaligem Lebehoch fr constituirt erklr-ten. Am folgenden Tage wurde Heinrich von Gagern zum Prsidenten der Versammlung gewhlt, ein Mann, der durch Persnlichkeit, Charakter und Talent zu dieser Stelle berufen war. Niemals hat eine politische Versammlung eine reichere Flle von geistvollen, wissenschaftlich gebildeten Mnnern, von charakterfesten und opferwilligen Persnlichkeiten aufzuweisen gehabt. Die groe Mehrheit der Versammlung gehrte, wie der Prsident, der constitutionellen Partei an, die demokrati-sche Richtung war nur schwach vertreten. Bei aller Auszeich-nung in geistiger Beziehung fehlte es aber der Versammlung an der nthigen politischen Einsicht. Da es auer ihrer Macht lag, in dem seit Jahrhunderten in so viele Staaten getheilten Deutschland ein einheitliches Ganze herzustellen, so wre es das allein Angemessene gewesen, die Neugestaltung des Vater-landes im Einverstndnis mit den deutschen Fürsten in An-griff zu nehmen; statt dessen sprach sie, wie das Vorparlament, die Idee der Volkssouvernett aus, ohne zu bedenken, da die Fürsten sich von der Leitung der ffentlichen Angelegen-heiten nicht wrden ausschlieen lassen. Das Streben des Parlaments, eine Verfassung aus eigener Kraft aufzustellen, mute fehlschlagen und hatte den Untergang der Versammlung und im deutschen Volke den bitteren Schmerz der getuschte Hoffnungen in seinem Gefolge.
Die nchsten Beschlsse waren, da alle Bestimmungen einzelner deutscher Verfassungen, welche mit der allgemeinen Reichsverfassung mcht bereinstimmen wrden, ungltig sein, und da an Stelle des Bundestages eine provisorische Central-gewalt gebildet werden sollte. Nach achttgigen Debatten, in
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Die Leichen der 216 gefallenen Barrikadenkmpfer wurden theils auf Bahren, theils auf offenen Wagen, die Hup-ter mit Blumen und grnen Zweigen geschmckt, nach dem Schlohof gebracht; König und Knigin erschienen tief bewegt auf der Gallerie, wo in ihrer Gegenwart der Choral: Jesus, meine Zuversicht!" angestimmt wurde. Am 20. Mrz wurden die seit dem Aufstande in Posen von 1846 in Berlin gefangen gehaltenen Polen in Freiheit gesetzt, an deren Spitze Mieroslawski, auf einem Wagen stehend, durch die Stadt zog und von einer Ver-brderung des deutschen und polnischen Volkes und der Wiederherstellung Polens als eine Vormauer gegen Rußland declamirte.
Am 21. Mrz erlie der König eine Proclamation An die deutsche Nation", in der erklrt wurde, da Preuens Friedrich Wilhelm Iv. sich zur Wiedergeburt Deutschlands an die Spitze des Gesammtvaterlandes stellen werde, und gegen Mittag hielt der König, von Prinzen, Ministern und Gene-ralen umgeben, einen Umritt durch die Stadt, wobei er und sein Gefolge schwarz-roth-goldene Schleifen am Arme trugen und die deutsche Reichsfahne dem Zuge vorangetragen wurde. Vor dem Universittsgebude hielt der König eine begeisterte Rede, da er Deutschlands Einheit und Freiheit wieder-herstellen wolle. Als der Ruf erscholl: Es lebe der Kaiser von Deutschland!", wies der König diese Huldigung mit Un-willen zurck. An demselben Tage erlie der König noch den Aufruf: An mein Volk und an die deutsche Nation!", in welchem das berhmte Wort: Preußen geht fortan in Deutsch-land auf" vorkam. Weiterhin wurden die Forderungen des Badenschen Programms und Vereidigung des Heeres auf die Verfassung gewhrt. Am 22. Mrz fand die Beerdigung der Barrikadenleichen auf dem Friedrichshain vor dem Lands-berger Thore Statt. Als der an 20,000 Kpfe starke Zug am Schlosse vorbeikam, stand der König entblten Hauptes auf dem Balkon, bis die Srge vorber waren.
Um den neuen Gang der Dinge an das Bisherige gesetzlich anzuknpfen, wurde im April nochmals der vereinigte Landtag berufen, und der Beschlu gefat, da die neue constituirende Versammlung nach allgemeinem Stimmrecht zu
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iv Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Posen Berlin Polens Deutschlands Deutschlands Deutschland Deutsch-land Friedrichshain
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3. Der Kampf vor Troja.
Troja war eine stark befestigte Stadt in Kleinasien,
welche die Griechen nicht beim ersten Angriff erobern konnten,
vielmehr zu einer förmlichen Belagerung schreiten mußten.
Bald gingen ihnen die Vorräthe auf, und sie sahen sich ge-
nöthigt, große Abtheilungen des Heeres abzusenden um durch
Plünderung der nahe liegenden Inseln und Gegenden dem
Mangel abzuhelfen. Die Trojaner hatten inzwischen ihre
Bundesgenossen zu sich berufen und leisteten tapfern Wider-
stand. Die Griechen schlugen ein befestigtes Lager auf, das
aus hölzernen mit Rasen oder Schilf überdeckten Hütten bestand.
Die Anführer kämpften auf Streitwagen, die mit zwei oder
drei Rosien bespannt waren, die Gemeinen, zu Fuß; Reiter
gab es noch nicht. Die Angriffswaffen waren Lanzen,
Schwerter, Wurfspieße, Bogen und Schleuder: die Schuß-
waffen bestanden in einem Helm, einem Brustharnisch und
in Beinschienen - von Erz, so wie in einem Schilde, der ge-
wöhnlich von Ochsenhaut, doch oft mit Erz überzogen war.
Die Brust war durch einen Harnisch geschützt, an den sich
ein Gürtel anschloß; die Beine waren durch eherne Schienen
geschirmt. Die Schlachten wurden nicht durch den Kampf
der gemeinen Soldaten, sondern durch die Einzelkämpfe der
anführenden Helden entschieden. Von den ersten neun Jahren
des Krieges wissen wir sehr wenig, und nur die Geschichte
des letzten Jahres ist uns aus den Gedichten Homers, der
diese Kämpfe in einem Heldengedicht, die Ilias genannt, be-
sungen hat, bekannt.
4 Die griechischen Heiden aus dem Trojanischen Kriege.
Außer Agamemnon und Menelaos war es noch eine
Reihe von Griechischen Helden, die sich im Kampfe vor
Troja auszeichneten. Vor allen ragte durch Tapferkeit, Schön-
heit und Schnelligkeit Achilles hervor, der Sohn des
Peleus und der Meergöttin Thetis. Nach seiner Geburt
wollte ihm seine Mutter die Unsterblichkeit verleihen und
tauchte daher ohne Wissen des Peleus bei nächtlicher Weile
den Knaben in ein Feuer, um das Sterbliche an ihm zu ver-
tilgen, des Tags aber übersalbte sie ihn mit Ambrosia. Doch
v (
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und allen Gestirnen ab: ferner zwei blühende Städte, die
eine voll von Hochzeitsfesten und Gelagen, mit Volksver-
sammlungen, Markt, hadernden Bürgern, Herolden und Obrig-
keiten: die andere von zwei Heeren zugleich belagert; in den
Mauern Weiber, unmündige Kinder, wankende Greise; die
Männer der Stadt vor dieser draußen in einem Hinterhalt
gelagert und den Hirten in die Heerden fallend. Auf einer
andern Seite Schlachtgetümmel, Verwundete, Kampf um
Leichname und Rüstungen. Weiter schuf er ein lockeres Brach-
feld, mit Bauern und Ochsen am Pflug: ein wallendes
Aehrenfeld voll Schnitter, seitwärts unter einer Eiche die
Mahlzeit bereit; weiter einen Rebengarten voll schwarzer,
schwellender Trauben, an Phählen von lauterem Silber,
ringsum einen Graben von blauem Stahl und ein Gehänge
von Zinn; eine einzige Furche führte durch den Weingarten,
und eben war Lese: Jünglinge jauchzten, und rosige Jung-
frauen trugen die süße Frucht in schönen Körben davon;
mitten in der Schaar ging ein Leierknabe, den aüdere um-
tanzten. Weiter schuf er eine Rinderheerde aus Gold und
Zinn, längst einem wallenden Fluß, mit vier goldenen Hirten
und neun Hunden; vorn in die Heerde waren zwei Löwen
gefallen, und hatten einen Farren gefaßt, die Hirten hetzten
ihre Hunde, die bellend auf Sprungweite vor den Löwen
standen Wiederum schuf er eine unmuthige Thaltrift von
silbernen Schafen durchschwärmt: mit Hirtengehägen, Hütten
und Ställen: endlich einen Neigen von blühenden Jünglingen
und Jungfrauen in glänzenden Gewänden, jede Tänzerin
schmückte ein Kranz, die Tänzer hatten goldene Dolche an
silbernen Riemen hangen; zwei Gaukler drehten sich im Kreise
zur Harfe eines Sängers; Zuschauergedränge umgab den
Reigen. Um den äußersten Rand des Schildes schlang sich
der Strom des Oceans wie eine Schlange.
Als Hephästos den Schild vollendet hatte, schmiedete er
noch einen Harnisch, dann einen Helm und zuletzt die Bein-
schienen, und alle diese Geschenke brachte die Göttin ihrem noch
immer klagenden Sohne.
In der Volksversammlung versöhnte sich Achilles mit
Agamemnon, und nun zog das Heer in die Schlacht, an der
nicht nur Menschen, sondern diesmal die Götter des Olymps
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gen. Dann ließ Achilles fern und ungesehen vom Vater,
den Leichnam waschen, salben und bekleiden. Er selbst legte
ihn auf ein unterbreitetes Lager, rief, während die Freunde
den Todten auf den mit Maulthieren bespannten Wagen
hoben, den Namen seines Freundes an und sprach: „Zürne
und eifere mir nicht, Patroklos, wenn du etwa in der Nacht
der Unterwelt vernimmst, daß ich Hektars Leiche seinem Vater
zurückgebe! Er hat kein unwürdiges Lösegeld gebracht, und
auch dir soll dein Antheil werden."
Nun kehrte er zurück ins Zelt, setzte sich dem König
wieder gegenüber und sprach: „Siehe, dein Sohn ist jetzt ge-
löst, o Greis, wie du es gewünscht hast; er liegt in ehrbare
Gewänder eingehüllt. Sobald der Morgen sich röthet, magst
du ihn schauen und davon führen. Jetzt aber laß uns der
Nachtkost gedenken, du hast noch Zeit genug, deinen lieben
Sohn zu beweinen, wenn du ihn zur Stadt gebracht hast,
denn wohl verdient er viele Thränen." Darauf ließ Achilles
ein Mahl bereiten, und bewirthete seinen Gast. Während
des Mahles staunte Priamos über Wuchs und Gestalt des
Helden, und dieser bewunderte seinerseits das würdevolle
Antlitz und die weise Rede des Greises. Darauf ward ihm
ein Lager in der Halle bereitet, und nachdem ihm Achilles
eine Waffenruhe von eilf Tagen zur Bestattung des edlen
Hektor verhießen hatte, legten sich beide schlafen. Vor An-
bruch des Tages aber weckte Hermes den Greis, und mahnte
ihn zur Rückfahrt nach Troja, die er unter dem Schutze des
Gottes glücklich vollendete und darauf die nöthigen Anstalten
zur Bestattung seines Sohnes traf.
Bald entbrannte der Kampf von neuem; Achilles erschlug
viele Feinde und verfolgte die Trojaner bis vor die Stadt.
Hier schickte er sich an, die Thorflügel aus den Angeln zu
heben, als Apollo, den Troern günstig gesinnt, vom Olymp
herabstieg und dem Helden zurief, vom Kampfe abzulassen.
Doch Achilles verachtete die Warnung des Gottes; da ver-
hüllte sich der zürnende Apollo in ein schwarzes Gewölk,
legte einen Pfeil aus seinen Bogen und schoß aus dem Nebel
dem Peliden in die verwundbare Ferse, daß er wie ein Thurm
zu Boden stürzte. Er zog den Pfeil aus der Wunde, das
schwarze Blut quoll heraus; dennoch erhob er sich mit einem
3 *
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Extrahierte Personennamen: Achilles Achilles Achilles Achilles Apollo Achilles
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zu schmähen, doch Odysseus tadelte den Lästerer und schlug
ihn mit seinem Scepter, daß sich blutige Schwielen auf dem
getroffenen Rücken erhoben, zum großen Gelächter der übrigen
Griechen, die seine schmerzhafte Miene sahen. Als einst
Thersites sich erdreistete, sogar den göttlichen Achilles zu
lästern, ward er von diesem getödtet.
3. Paris Kampf mit Menelaos.
Das Heer, auf Nestors Rath nach Volksstämmen ge-
ordnet, stand in Schlachtordnung, als man endlich den Staub
der aus ihren Mauern heranziehenden Trojaner gewahr
wurde. Nun setzten sich auch die Griechen in Bewegung.
Als beide Heere einander nahe genug waren, daß der Kampf
beginnen konnte, schritt aus der Nähe der Trojaner der Königs-
sohn Paris vor, in ein buntes Pantherfell gekleidet, den
Bogen um die Schulter gehängt, sein Schwert an der
Seite, und indem er zwei spitze Lanzen schwenkte, forderte
er den tapfersten aller Griechen heraus, mit ihm den Zwei-
kampf zu wagen. Als diesen Menelaos aus den sich heraus-
wälzenden Schaaren hervorspringen sah, freute er sich wie
ein junger Löwe, dem eine ansehnliche Beute, ein Gemsbock
oder ein Hirsch in den Weg kommt, und schnell sprang er
in voller Rüstung von seinem Wagen zur Erde herab, den
frevelhaften Dieb seines Hauses zu bestrafen. Dem Paris
graute beim Anblick eines solchen Gegners, und er entzog
sich dem Kampfe erblassend und in das Gedränge seiner
Landsleute zurückfahrend, als hätte er eine Natter gesehen.
Als ihn Hektor so in die Menge der Trojaner zurücktauchen
sah, rief er ihm voll Unmuth zu: „Bruder, du bist doch nur
von Gestalt ein Held, in Wahrheit aber nichts als ein weibi-
scher, schlauer Verführer. Wärest du lieber gestorben, ehe du
um Helena gebuhlt! Siehst du nicht, wie die Griechen ein
Gelächter erheben, daß du es nicht wagest, dem Manne
Stand zu halten, dem du die Gattin gestohlen hast? Du
wärest werth, zu erfahren, an welchem Manne du dich ver-
sündigt, und ich würde dich nicht bemitleiden, wenn du dich
verwundet auf dem Boden wälztest und der Staub dein zier-
liches Lockenhaar besudelte." Paris aber antwortete ihm:
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Auf dem Kampfplatze durchstürmte Menelaos noch immer
wie ein Raubthier das Heer, den verschwundenen Paris aus-
spähend: aber weder ein Trojaner noch ein Grieche konnte
ihm den Fürsten zeigen, und doch hätten sie ihn gewiß nicht
verhehlt, denn er war Beiden zuwider wie der Tod. End-
lich erhob Agamemnon seine Stimme und sprach: ,,Höret
mein Wort, ihr Dardaner und Griechen! Menelaos ist der
offenbare Sieger. So gebet uns denn jetzt Helena sammt
den Schätzen zurück und bezahlet uns für alle Folgezeit einen
Tribut!" Die Argiver nahmen diesen Vorschlag mit Jubel
auf, die Trojaner schwiegen. Bald entbrannte, da sich die
Trojaner zum Bruche des Bündnisses verleiten ließen, der
Kampf von neuem.
6. Hektar und Ajar im Lweikamps.
Als einst die Göttin Athene vom Olymp herab die beiden
Brüder Hektor und Paris zum Kampfe hineilen sah, flog sie
stürmisch hinunter zur Stadt Troja. An des Zeus Buche
begegnete ihr Apollo, der von der Zinne der Burg, von wo
er die Schlacht der Trojaner lenkte, daher kam, und seine
Schwester anredete: ,,Welch ein heftiger Eifer treibt dich vom
Olymp herunter, Pallas? Bist du noch immer auf den Fall
der Trojaner bedacht, Erbarmungslose? Wolltest du mir doch
gehorchen und für heute den Entscheidungskampf ruhen lassen.
Ein andermal mögen sie die Feldschlacht erneuern, weil ihr,
du und Hera, doch nicht ruhet, bis ihr die hohe Stadt Troja
verwüstet habt!" Ihm antwortete Athene: „Fernhintreffer, es
sei, wie du sagst; und in derselben Absicht bin ich auch vom
Olymp herabgekommen. Aber sage mir, wie gedenkst du den
Männerkampf zu stillen?" — „Wir wollen," sprach Apollo,
„dem gewaltigen Hektor seinen Muth noch steigern, daß er
einen der Danaer zum entscheidenden Zweikampf herausfordert,
laß uns dann sehen, was diese thun " Athene war damit
zufrieden.
Das Gespräch der Unsterblichen hatte der Seher Helenos
in seiner Seele vernommen; eilig trat er zu Hektor und
sprach: „Weiser Sohn des Priamos, wolltest du diesmal
meinem Rathe gehorchen, der ich dein liebender Bruder bin?
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Extrahierte Personennamen: Agamemnon Helena Apollo
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Troja Pallas Troja
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würdest: dein Herz ist eisern! Aber denk' an mich, wenn die
Götter mich rächen, und am hohen Skäischen Thore du vom
Geschosse Phöbus Apollo's getroffen im Staube endest, wie
jetzt ich!'' Mit dieser Weissagung verließ Hektors Seele den
Leib und flog zum Hades hinunter. Achilles aber rief der
Fliehenden nach: „Stirb du, mein Loos empfang' ich, wann
Zeus und die Götter wollen!" So sprach er und zog den
Speer aus dem Leichnam, legte ihn bei Seite und zog die
eigene blutige Rüstung von den Schultern des Gemordeten.
Nun kamen aus dem Griechischen Heere viele Streiter her-
beigelaufen und betrachteten den Wuchs und die hohe Bil-
dung des todten Hektor bewundernd, und mancher sprach, ihn
anrührend: „Wunderbar, wie viel sanfter ist doch der
Mann nun zu betasten, als da er den Feuerbrand in unsere
Schiffe schleuderte!" Jetzt stellte sich Achilles mitten unter
das Volk und sprach: „Freunde und Helden! Nachdem die
Götter mir verliehen haben, diesen Mann hier zu bändigen,
der uns mehr Böses gethan hat, als alle Andern zusammen,
so laßt uns in unserer Rüstung die Stadt ein wenig aus-
kundschaften, um zu erforschen, ob sie uns wohl die Burg
räumen werden, oder ob sie es wagen, uns auch ohne Hektor
Widerstand zu leisten. Aber was rede ich? Liegt nicht mein
Freund Patroklos noch unbestattet bei den Schiffen? Darum
stimmt den Siegesgesang an, ihr Männer, und laßt uns vor
allen Dingen meinem Freunde das Sühnopfer bringen, das
ich ihm geschlachtet habe!"
Mit solchen Worten wandte sich der Grausame dem
Leichnam von Neuem zu, durchbohrte ihm an beiden Füßen
die Sehnen zwischen Knöchel und Fersen, durchzog sie mit
Riemen von Stierhaut, band sie am Wagensitze fest, schwang
sich in den Wagen und trieb seine Rosse mit der Geißel den
Schiffen zu, den Leichnam nachschleppend. Staubgewölk um-
wallte den Geschleiften, sein jüngst noch so liebliches Haupt
zog mit zerrüttetem Haar eine breite Furche durch den Sand.
Von der Mauer herab erblickte seine Mutter Hekuba das
grauenvolle Schauspiel, warf den Schleier ihres Hauptes
weit von sich und sah jammernd ihrem Sohne nach. Auch
der König Priamos weinte und jammerte. Geheul und
Angstruf der Trojaner und der fremden Völker hallte durch
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ding in die Stadt schaffen oder den Flammen übergeben
sollte, trat Laokoon, ein Priester des Apollo, in ihre Mitte
und ries: „Unselige Mitbürger, welcher Wahnsinn treibt euch?
Meint ihr, die Griechen seien wirklich davongeschifft, oder eine
Gabe der Danaer verberge keinen Betrug? Kennt ihr den
Odysseus so? Entweder ist eine Gefahr in dem Rosse ver-
borgen, oder es ist eine Kriegsmaschine, die von in der Nähe
lauernden Feinden gegen unsere Stadt angetrieben werden
wird! Was es aber auch sein mag, traut dem Thiere nicht!"
Mit diesen Worten stieß er eine mächtige eiserne Lanze, die
er einem neben ihm stehenden Krieger entriß, in den Bauch
des Pferdes. Der Speer zitterte im Holz und aus der Tiefe
tönte ein Wiederhall, wie aus einer Kellerhöhle. Aber der
Geist der Trojaner blieb verblendet.
Inzwischen zogen einige Hirten unter dem Bauche des
Rosses einen Griechen hervor, der auf den Rath des schlauen
Odysseus zurückgeblieben war, um durch eine ersonnene Er-
zählung die Trojaner über die Bestimmung des Pserdes zu
beruhigen und um so sicherer ihrem Verderben entgegen zu
führen. Vor den König Priamos gebracht, streckte Sinon,
so hieß der Grieche, flehend die Hände gen Himmel und
rief unter Schluchzen: „Wehe mir, welchem Lande, welchem
Meere soll ich mich anvertrauen, mich, den die Griechen aus-
gestoßen haben, und die Trojaner niedermetzeln werden!"
Diese Seufzer rührten die Jünglinge selbst, die ihn Anfangs
als Feind gepackt und roh behandelt hatten. Alle Krieger traten
theilnehmend herzu und hießen ihn sagen, wer und woher
er sei, auch guten Muthes sein, wenn er nichts Feindliches
im Sinne führe. Jener ließ die erheuchelte Furcht endlich
fahren und sprach: „Ich bin ein Argiver, das will ich ja
nicht leugnen: wenn Sinon auch unglücklich ist, so soll er
doch nicht zum Lügner werden. Vielleicht habt ihr etwas
von dem Fürsten Palamedes gehört, der von den Griechen
auf Odysseus Anstiften abscheulicher Weise gesteinigt wurde,
weil er den Feldzug gegen eure Stadt mißrieth: als sein
Verwandter zog ich in diesen Krieg, arm und nach seinem Tode
ohne Stütze. Und weil ich es wagte, mit Rache für die Er-
mordung meines Vetters zu drohen, zog ich den Haß des
falschen Odysseus auf mich und wurde diesen ganzen Krieg
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