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zur Besttigung eines Ehebundes gezwungen, bei welchem ein Theil die Pflichten seiner Kirche verletzte und sich tatschlich von ihr lossagte. Die Ausfhrung der Cabinetsordre erregte daher groe Unzufriedenheit. So lange indessen der damalige Erzbischof von Kln, Graf Spiegel zum Desenberg lebte, der einer freieren Ansicht huldigte, blieb Alles ruhig. Papst Pius Viii. erlie der diese Angelegenheit ein Breve, welches als ein Zugestndni angesehen wurde, aber eine doppelte Auslegung zulie. So kam zwischen der preuischen Regierung und den rheinisch-westflischen Bischfen eine Uebereinkunft zu Stande (19. Juni 1834), in welcher letztere versprachen, sich in Bezug auf die gemischten Ehen den Staatszesetzen fgen zu wollen. Als aber im Jahr 1835 Graf Spiegel zum Desenberg starb, wurde der bisherige Weihbischof von Mn-ster, Baron Droste von Vischering, sein Nachfolger auf dem erzbischflichen Stuhle zu Kln, ein Mann von geringer Befhigung, aber ein entschiedener Anhnger seiner Kirche. *) Er hatte die Uebereinkunft vom 19. Juni 1834 angenommen und eine Zeit lang befolgt, als pltzlich der rmische Stuhl die Einsegnung jeder gemischten Ehe ohne vorheriges Ver-sprechen der katholischen Kindererziehung entschieden verbot. Droste von Vischering glaubte sich dem Willen des Papstes unterwerfen zu mssen. Eine Vereinbarung der protestanti-scheu Staatsgewalt mit den Tendenzen der Hierarchie schien unmglich. Nach fruchtlosen Unterhandlungen wurde er auf kniglichen Befehl am 20. November 1837 verhaftet und als Staatsgefangener nach der Festung Minden abgefhrt. Dasselbe Schicksal traf in der Folge aus gleichem Grunde auch Martin von Dunin, Erzbischof von Posen und Gnesen, der am 6. October 1839 auf die Festung Kolberg abgefhrt wurde.
Dieses Verfahren brachte allenthalben ein der preuischen Regierung nachtheiliges Aufsehen hervor. Der Papst legte gegen die dem Erzbischof von Kln widerfahrene Behandlung
*) Um dieselbe Zeit wurden die Schriften des verstorbenen Pro-fessors Hermes, der, ohne der katholischen Glaubenslehre entgegen zu treten, diese mit der Vernunft in Uebereinstimmung zu bringen suchte, vom Papste verboten.
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und demokratische Wahlformen ausgesprochen waren. Da aber dieser Entwurf keine Partei befriedigte, so gab dessen Verwerfung den Anhngern des Sarner Bndnisses den Plan zu einer Gegenrevolution an die Hand, Alt-Schwyz, wo der reactionre Oberst Abyberg den Schild erhob, suchte sein ab-gefallenes Auer-Schwyz, Basel-Stadt sein untreues Basel-Land mit Waffengewalt wiederzugewinnen. Aber die Tages-satzung traf Maregeln, diesem Treiben entgegenzutreten und hatte bald 20,000 Mann unter Waffen. Basel-Stadt und Alt-Schwyz muten sich unterwerfen und der Sarnerbund sich auflsen. Am 17. August 1833 wurden Basel-Stadt und Basel-Land als besondere unabhngige Kantone anerkannt, und das Staatsvermgen, das Kriegsmaterial, selbst das Universittsgut unter ihnen getheilt. Zwischen Alt-Schwyz und Auer-Schwyz wurde die frhere Einheit hergestellt.
In der Folge wurde das Heeres- und Zollwesen fr die Gesammtheit der Kantone geordnet. Sonst kam es zu keiner Neugestaltung der Bundesacte, und Ruhe und Eintracht fanden auch jetzt in der Schweiz keinen Boden. Religise Ghrung zwischen der orthodoxen und rationalistischen Partei des Protestantismus, die von den Ultramontanen genhrt wurde, lieen keinen Frieden aufkommen; dazu kamen Zer-Wrfnisse mit den Nachbarstaaten Wegen der Aufnahme so vieler politischer Flchtlinge, welche die Schweiz zu einem Heerde revolutionrer Umtriebe machten.
Die religisen Kmpfe nahmen ihren Fortgang. Da die Jesuiten in Freiburg und Wallis bedeutende Erziehungs-anstalten hatten, durch welche die Spannung erhht wurde, so beschlossen sieben Kantone in einer Conferenz zu Baden, die Kirche der Staatsgewalt unterzuordnen, und diesem Beschlsse gem wurden die Klster in Aargau unter weltliche Verwal-tung gestellt. *) Als dagegen von Seiten der Ultramontanen Widerstand erhoben wurde, verfgte die radicale Regierung
*) In Zrich veranlate die Berufung des Dr. Strau, des Verfassers des Leben Jesu" (worin die in den Evangelien berlieferte Lebensgeschichte Jesu als Mythe dargestellt wird), als Lehrer der Sog-matit an der Universitt solche Ausregung (1839), da die Berufung sistirt werden mute.
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ein. So war der Krieg binnen neun Tagen zu Ende. Die besiegten Kantone muten die Kriegskosten zahlen, ihre Re-gierungen mit liberalen oder radikalen vertauschen, den Sonderbund auflsen und die Jesuiten verweisen.
Nun folgte eine Revision der Schweizer-Bundesverfassung und 1848 wurde der neue Bundesstaat gegrndet. An der Spitze desselben steht ein bestndiger aus sieben Mitgliedern bestehender Bundesrath mit einem von den Kantonalregierungen gewhlten Stnderath (erste Kammer) und mit einem frei aus der ganzen Volkszahl gewhlten Nationalrath (zweite Kammer!, der zu Bern seinen Sitz hat.*)
Xi.
Italien nach der Julirevolution.
Die Ereignisse des Jahres 1821 (vgl. Iv.) hatten den Bruch zwischen den Negierungen und Vlkern Italiens noch erweitert. Die Fürsten bten, der Hlse Oestrichs sicher, gegen ihre Unterthanen den rgsten Druck aus, und diese, ohne Anhnglichkeit und Vertrauen zu jenen, hielten jedes Mittel fr erlaubt, sich an ihren Drngern zu rchen und sie zu strzen.
Die alten Mibruche der italienischen Regierungen, Willkr und Unordnung in der Verwaltung, Bestechlichkeit der
*) Der Kanton Nenfchatel ri sich damals von Preußen los und trat dem Schweizerbuude ganz und gar bei. Im August 1864 kam zu Genf eine internationale Convention in Betreff der Organisation des Dienstes der Kranken und Verwundeten im Kriege zu Stande-Die Revision der Bundesverfassung stellte im Januar 1866 neun Artikel auf, die sich auf die Verhltnisse der Eingewanderten, Ausschlieung gewisfer Strafarten, Glaubens- und Cultusfreiheit bezogen, aber mit Ausnahme eines einzigen durch die Volksabstimmung verworfen wurden. Das vaticanische Concil und das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes rief auch in der Schweiz kirchliche Wirren hervor, in Folge deren eine Dicefanconferenz" den infallibilistifchen Bischof Lachat absetzte (Jan. 1873), und die Genfer Regierung den vom Papste mit Umgehung der Genfer Verfassung erhobenen Bischof Mermillod auswies. Der Versuch einer Revision der Bundesverfassung scheiterte im Mai 1872 abermals.
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kanische, der die gemachten Zugestndnisse nicht gengten. Da nun Ferdinand Ii. ein dem Parlament eingerumtes Recht, die Verfassung zu reformiren, spter zurcknahm, so fam es am 15. Mai, wo die Kammern erffnet werden sollten, zu einem Kampfe, in dem die kniglichen Schweizertruppen Sie-ger blieben. Nun berlieen sich Soldaten und Lazzaroni dem Morden und Plndern. Ferdinand Ii. hielt sich an seine Versprechungen nicht mehr gebunden und begann jetzt mit mehr Hrte und Willkr als vorher zu regieren. Das Hlfs-corps, das unter Wilhelm Pepe dem König von Sardinien zum Beistand nach Norditalien zog, erhielt Befehl zum Rck-zug; aber Pepe weigerte sich und wandte sich mit 1500 Mann nach Venedig, bei dessen Verteidigung er sich auszeichnete. In Sicilien war indessen am 13. April der König von Neapel von beiden Kammern einstimmig der sicilianischen Krone fr verlustig erklrt worden. England begnstigte eine Trennung Siciliens von Neapel, der Frankreich entgegen war, um den englischen Einflu auf der Insel nicht vorwiegen zu lassen. Whrend sich König Ferdinand nach den Siegen Radetzky's den constitutionellen Institutionen immer feindseliger zeigte, und die am 1. Juli erffneten neapolitanischen Kammern bis zum 3. November vertagte, wurde die Wiedereroberung Sici-liens mit desto grerem Eifer betrieben. Eine Flotte mit 8000 Mann ging unter Filangieri, Fürsten von Satriano, nach der Insel (6. September). Die Stadt Messina wurde von der Flotte und der Citadelle, die im Besitz der Neapolitaner geblieben war, Tag und Nacht bombardirt, wodurch der schnste Theil der Stadt zu einem Schutthaufen wurde, dann erstrmt und ausgeplndert. Die franzsischen und englischen Kriegsschiffe nahmen die Flchtigen auf, verhielten sich aber sonst neutral. Auf Vermittelung der Admirale derselben kam es zu einem Waffenstillstand. Whrend die Sicilianer in Parteien gespalten waren, berief ihr Ministerium den Polen Mieroslawski zum Oberbefehlshaber, und dieser warf sich nach Catania. Als am 29. Mrz 1849 der Waffenstillstand abgelaufen, griff Filangieri Catania an; die Neapolitaner wur-den zurckgeschlagen, aber die nachrckenden Schweizer er-strmten nach verzweifeltem Widerstande die Stadt (6. April 1849). Nun zog Filangieri nach Palermo, wo die Macht-
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Extrahierte Ortsnamen: Sardinien Norditalien Venedig Sicilien Neapel England Neapel Frankreich Messina Catania Catania Palermo
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gerufen hatte, allmhlich wieder zu beschwichtigen; viel schwie-riger aber war sein Verhltni zum Papst.
Hier entwickelte sich immer mehr ein unhaltbarer Wider-spruch, der wesentlich zum Sturze Napoleons beigetragen hat. Er befand sich in der eigenthmlichen Lage, da beide Par-teien, die italienische Nationalpartei und die klerikale, in ihm die Sttze ihrer Macht suchten. Beiden Parteien zu gengen war ein Ding der Unmglichkeit. Mit der ersteren konnte Napoleon fertig werden; die rmisch-katholische Kirche aber, die mit unbeugsamer Starrheit an allen ihren Traditionen, insbesondere an der Idee einer Universalherrschaft festhangend, ohne jedes Element des Fortschritts dasteht, das sie befhigte, Veraltetes abzustreifen und sich den wirklichen Verhltnissen der Völker anzupassen, blieb fr ihn eine Macht, mit der sich nicht rechnen lie. Kaum war die oben erwhnte Flugschrift Laguerroniere's: Der Papst und der Congre" erschienen, so begann der franzsische Episcopat, Bischof Dupanloup von Orleans an der Spitze, den Kampf gegen die darin aus-gesprochenen Anschauungen, die sich gegen die weltliche Herr-schaft des Papstes erklrten. Whrend von den Journalen das Univers" die Sache der Ultramontanen fhrte, tauchte im Laufe des Jahres 1860 eine Fluth von Broschren auf, in Frankreich allein der hundert, welche alle die Frage be-handelten, was mit dem Papst geschehen solle, und während der Cultusminister die franzsischen Bischfe darber beruhigte, da der Kaiser dem Papste unwandelbar ergeben sei, forderte der Minister des Innern die Prfecten auf, der Agitation strafrechtlich entgegenzutreten, die mit der Vertheilung kleiner Flugschriften in unzhligen Exemplaren zerrieben werde. Smmtliche Bischfe Europas erklrten sich, wie dies von ihnen nicht anders zu erwarten war, fr die weltliche Herr-schaft des Papstes, und am 26. Mrz sprach der Papst die groe Excommunication der Alle aus, welche den Eingriff in die ppstlichen Staaten begangen, veranlat oder auch nur gebilligt htten. Das Breve nannte brigens Niemanden mit Namen. Jeder konnte sich denken, was er wollte, und auer-halb der klerikalen Kreise hatten die Bannstrahlen vom Vatican her keine Bedeutung mehr. Inzwischen schienen sich die Ge-mther wieder zu beruhigen, als der Zug Garibaldis und in
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flecken und der Landbesitzer ohne Gerichtsbarkeit. Die Ver-leihung dieser Verfassung, die Freiherr von Stein als bedeut-samen Fortschritt auf der constitutionellen Bahn bezeichnete, ward in ganz Deutschland mit freudigem Jubel, in Baiern mit aufrichtigem Danke gegen König Max, den Guten, auf-genommen, der gerade ihr die groe Popularitt verdankte, in der er bei seinem Volke stand. Weniger befriedigte das im Jahre 1817 mit Papst Pius Vii. abgeschlossene Concordat das der katholischen Kirche allzu gnstig war, indem es ihr, volle Selbststndigkeit, den Bischfen freien Verkehr mit Rom, ein weitgehendes Aufsichtsrecht der die Schulen und der angeblich schdliche Bcher gewhrte, und deshalb in der Folge schwierige Verwickelungen zwischen Staat und Kirche herbeifhrte.
Uebrigens geschah auch in Baiern dem monarchischen Principe kein Abbruch, und der König lie die Verschleuderungen im Hof- und Staatshaushalte fortdauern. Als er im Jahre 1825 starb, erhielt das Land in seinem Sohne, König Ludwig I., einen genialen, kunstliebenden Herrscher, und eine neue Aera schien fr Baiern anzubrechen. Er verlegte die Universitt Landshut nach Mnchen, vermehrte die Bildergallerie daselbst durch Ankauf neuer Kunstwerke und bereicherte Mnchen durch Prachtbauten, unter denen das neue Universittsgebude, die neue Bibliothek, die Pinakothek fr Gemlde, die Glyptothek fr die Antiken, die gothische Kirche, die byzantinische Ludwigs-kirche den ersten Rang einnehmen. Auch baute er bei Regens-brg die sogenannte Walhalla, um die Bsten aller groen Deutschen aufzunehmen. Mnchen wurde eine Heimath der Knste, wie Berlin der Wissenschaften. Aber die Volksschule sank immer tiefer und König Ludwig, der in altdeutscher Tracht mit Knstlern verkehrte, auf Deutschlands Einheit trank und den aufstndischen Griechen (vgl. V.) ein frhliches Glckauf zurief, war zu sehr Romantiker und zu wenig Staatsmann, um selbststndig regieren zu knnen, und berlie die Re; gierung seinen Ministern, die im Geiste des alten Systems den Staat verwalteten.
Im Knigreiche Wrtemberg herrschte Friedrich I. mit despotischer Willkr und Hrte, nur darauf bedacht, feine Verpflichtungen gegen Napoleon zu erfllen, um in ihm eine
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gegen den Bischof nicht strenger als gegen jeden Anderen vorgegangen war, so lag doch in diesem Falle in dem Versah-ren der Regierung ein Migriff, der von den Belgiern als Verhhnung ihres Glaubens betrachtet wurde und den tiefsten Ha des Klerus gegen den König hervorrief. Die Geistlich-feit fhlte sich in ihren innersten Interessen verletzt, als der König das gesammte Unterrichtswesen, in dem sie ein ihr mit Recht zukommendes Gebiet sah, unter weltliche Behrden stellte. Gymnasium und Elementarschulen wurden dadurch gehoben und ein sogenanntes philosophisches Collegium" zu Lwen gegrndet, dessen Vorlesungen Jeder, der ein geistliches Amt beanspruchte, eine Zeit lang besucht haben mute. Der König wollte hierdurch die ffentliche Erziehung verbessern und ein aufgeklrtes Geschlecht heranbilden, aber wenn auch in dem Collegium Nichts gegen das katholische Dogma gelehrt wurde, so war es der Geistlichkeit schon deshalb verhat, weil es von einem protestantischen Fürsten ausging, und diese wandte sich nur um so mehr der Richtung der Jesuiten und Ultramon-tanen zu. Das ganze Volk aber sah in der Weisung, das Hollndische als amtliche Sprache zu betrachten, nur eine Ab-hngigkeit von Holland und eine Unterdrckung der belgischen Nationalitt, und murrte laut, da es zur Tilgung der hol-lndischen Staatsschuld herangezogen und deshalb mit neuen Steuern belastet ward.
Als der König im Sommer 1829 eine Reise durch Bel-giert machte und berall mit groen Ehren und Freudenbezeu-gungen empfangen wurde, lie er sich hierdurch der die wahre Stimmung des Volkes vllig tuschen. In Lttich erklrte er den Staatsbehrden, er wisse nun, was er von den angeb-lichen Beschwerden zu halten habe, man danke das Alles den Absichten einiger weniger, die ihre Sonder-Interessen htten, ein solches Betragen sei infam. Das Wort zndete, und in Flandern, dem Heerde der klerikalen Opposition, bildete sich ein Orden der Infamen", dessen Mitglieder eine Medaille trugen, die ein offenes Buch darstellte, mit der Aufschrift: fideles jusqu' l'infamie!" mit Anspielung auf den Wahl-spruch der ehemaligen Geusen: Getreu bis zum Bettelsack!" (fideles jusqu' la besace!).
Der Geist des Widerstandes und der Abneigung gegen
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Hauptstadt gekommen, und aus Frankreich hatten sich viele Revolutionre, die mit der Errichtung des Julithrones unzu-frieden waren, nach Brssel in Bewegung gesetzt. Diese stell-ten die Unentschlossenst des Sicherheitsausschusses der Menge als Verrath an der gemeinsamen Sache dar. Die National-garde ward entwaffnet und eine neue Behrde unter dem Namen Centralausschu" aus Ultramontanen und Radicalen eingesetzt (21. Sept.).
Aus die Kunde von diesen Vorgngen gab der König seinem Sohne den Befehl zur Besetzung Brssels. Prinz Friedrich beging jetzt den Migriff, in einem Aufrufe von Antwerpen aus die Anstifter der ganzen Bewegung mit den hrtesten Strafen zu bedrohen und die Ablegung der braban-tischen Farben zu verlangen. Diese Haltung des Prinzen brachte alle Parteien, auch die Gemigten, gegen ihn in die Waffen. Als er nach einigen Gefechten in die Stadt eindrang, entstand ein furchtbarer Kampf. In den Hauptstraen waren Barricaden errichtet, aus allen Fenstern ward auf die Trup-Pen gefeuert, Steine wurden geschleudert und siedendes Oel herabgegossen. Mehrere Gebude gingen in Flammen auf. Von allen Seiten kam bewaffnete Hlfe herbei; franzsische Offiziere und der Spanier Juan van Halen hatten die Lei-tung der Menge bernommen, die auch mit Artillerie versehen war. Nach mehrtgigem erbitterten Kampfe mute sich Prinz Friedrich in der Nacht vom 26. auf den 27. September mit groem Verluste zurckziehen.
Whrend des Kampfes war eine provisorische Regierung gebildet worden, in der auer anderen Fhrern der aus der Verbannung zurckgekehrte de Potter seinen Sitz hatte. Mit Kraft und Sicherheit ergriff sie die Zgel ; ihren Anord-nungen wurde pnktlich Folge geleistet, und eine einheitliche Richtung beseelte die ganze Bewegung. Auch die Belgier im hollndischen Heere stellten sich unter die Nationalfahne. Die Wahlen zu einem belgischen National - Congre wurden aus-geschrieben.
Die Generalstaaten hatten unterdessen die Trennung Bel-giens von Holland ausgesprochen, und der König sandte den Prinzen von Dramen als Statthalter der sdlichen Provinzen, der von Antwerpen aus (5. Dct.) den Belgiern alle ihre frher
7 *
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soli's selbststndiges Auftreten, nicht nach Napoleons Sinn war, mute er Rattazzi weichen. Das Parlament hatte am 27. Mrz 1861 Rom zur Hauptstadt des Knigreichs Italien proclamirt; Rattazzi hielt fest an diesem Beschlu und erklrte (Mrz 1862), das Verlangen der Nation, den Sitz der Re-gierung in die ewige Stadt zu verlegen, knne nicht abgelehnt werden." Da er zugleich Garibaldi's Freiwillige, die zuletzt mit Zurcksetzung behandelt worden waren, in die Armee auf-nahm, so wurde die sogenannte Actionspartei zu neuer Th-tigkeit entflammt, und Rom und Venedig!" war die Losung. Da lie sich Garibaldi zu dem eigenmchtigen Versuche der-leiten, von Sicilien aus die Stadt Rom anzugreifen. Mit 3000 Freiwilligen landete er in Calabrien unter dem Rufe: Rom oder den Tod!" Aber die Regierung erklrte jeden Aufruf, der nicht vom Könige komme, fr einen Aufruf zum Brgerkrieg und schickte den General Cialdini gegen ihn. Bei Aspromonte kam es am 28. August 1862 zu einem Gefecht, in dem Garibaldi am rechten Fugelenke gefhrlich verwundet wurde und sich ergeben mute. Bald wurde er freigelassen, aber die Wunde heilte langsam, endlich durch die Kunst eines franzsischen Arztes gerettet, zog er sich nach seinem Asyl, der Insel Caprera, zurck. Wenn auch sein letztes Unterneh-men von Vielen mibilligt ward, so folgten ihm doch die Sympathien der Welt, und sein Name blieb der populrste in Italien.
Der Papst berief zur Heiligsprechung japanischer Mr-tyrer ein grtenteils aus franzsischen Bischfen bestehendes Concil, welches die Aufrechthaltung der weltlichen Macht des Papstes fr eine Notwendigkeit erklrte (9. Juni). Da dennoch eine Circularnote Durando's, des Ministers des Aus-wrtigen, an die fremden Hfe, den Satz aussprach, die ganze Nation verlange nach ihrer Hauptstadt, so mute Rattazzi, dessen Lage keine gnstige war, und der auch seit dem Ge-fechte von Aspromonte Mazzini's Republikaner gegen sich hatte, das Ministerium niederlegen (1. Dec. 1862).
Ohne Napoleons Einwilligung konnte der König von Italien weder Venedig noch Rom gewinnen. Im Juni 1864 erklrte der franzsische Kaiser, seine Truppen aus Rom hin-wegzuziehen, wenn die italienische Regierung sich bereit zeige,
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nur in diesem Sinne, unter dem Vorwande, die Reorganisa-tion berbrde das Land mit Steuern. *) Vertagungen und Auflsungen erfolgten, als zuletzt das liberale Ministerium entlassen wurtie, **) und am 9, October 1862 von Bismarck-Schnhausen , frher preuischer Bundestagsgesandter, an die Spitze eines Ministeriums trat, das aus entschiedenen Gegnern des parlamentarischen Regimentes bestand. Der neue Premier-minister ging mit aller Energie und Entschiedenheit auf sein Ziel los und erklrte: Preußen mu seine Kraft zusammen-halten fr den gnstigen Augenblick, der schon einigemal ber-pat ist, Preuens Grenzen sind zu einem gesunden Staats-krper nicht gnstig. Nicht durch Reden und Majoritts-beschlsse werden die groen Fragen der Zeit entschieden dies ist der Fehler von 1848 und 1849 gewesen , sondern durch Blut und Eisen." Ohne sich um die Opposition des Abgeordnetenhauses, welches das Budget fr die Reorganisation jedes Jahr verwarf, zu bekmmern, fhrte er den Staats-haushalt auch ohne Finanzgefetz und erklrte auf die Ver-Weigerung einer Anleihe ganz offen, er werde in diesem Falle die Mittel, deren er bedrfe, nehmen, wo er sie bekomme/' Inzwischen war die neue Heereseinrichtung tatschlich durchgefhrt, deren wesentliche Bestimmungen folgende sind: Wh-rend bis dahin der Soldat, der mit 20 Jahren ins Heer eintrat, drei Jahre in der Linie und zwei in der Reserve diente, dann zur Landwehr berging, der er bis zum 32. Lebensjahre im ersten, bis zum 39. im zweiten Aufgebot angehrte, so wurden jetzt statt 40,000 Rekruten jhrlich 63,000 ausgehoben und damit bei Festhaltung der dreijhrigen Dienst-Pflicht die Friedensstrke des Heeres von ca. 150,000 Mann auf ca. 213,000 Mann erhoben; die Zahl der Linieninfanterie-
*) Nach dem Landtag von 1861 begab sich der König zu seiner Gemahlin nach Baden-Badsk. Hier machte ein Student Namens Oscar Becker einen Mordversuch auf ihn, unter dem Vorwande, der König sei der politischen Bestimmung Deutschlands nicht gewachsen. Der Mrder wurde zu 20jhriger Zuchthausstrafe verurteilt. Der König, zum Glck nur leicht verwundet, erhielt von allen Seiten zahlreiche Beweise lebhafter Theilnahme.
**) Im Juli 1862 erfolgte von Seiten Preuens die Anerkennung Victor Emanuels als Knigs von Italien.
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