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1. Geographie von Europa mit Ausschluß des Deutschen Reiches - S. 13

1899 - Wittenberg : Herrosé
— 13 — von da bis an den Genfersee ein Querthal. Der Rhein bildet von seiner Quelle bis zur Stadt Chur ein Längs-, von da bis an den Bodensee ein Querthal. Wichtig ist, daß sich alle längeren Thäler der Alpen nach N. und 0. öffnen, während nach 8. hin nur kurze und steile Flußläuse ihren Ausgang finden. Daher sind die Alpen vorzugsweise von N. und 0. her, also von Deutschen und Slaven, in Besitz genommen. Nur das Thal der Etsch macht eiue Ausnahme. Es ist dies aber auch eine Stelle, wo gegenwärtig uuauf- haltsam italienische Bevölkerung und italienische Sprache gegen den Kern der Alpen und Deutschland vordringt. Kein anderes Hochgebirge hat so viele Pässe und Verkehrs st raßen wie die Alpen. An Pfaden für Fußgänger (Fußpfaden) und Saumtiere (Saumpfaden) fehlt es nirgends und in keiner Richtung, und die Zahl gebahnter Fahrstraßen ist, in Anbetracht der Schwierigkeiten, mit denen ihre Anlage zu kämpfen hatte, ungemein groß; sie beträgt in der Schweiz und in Österreich 44. Die Kunstbauten sind namentlich denjenigen Verbindungen zu gute gekommen, die das Gebirge quer durchschneiden, weil sich in dieser Richtung die meisten Schwierigkeiten darbieten; in der Längsrichtung des Gebirges stellten sich seine bedeutenden Parallelthäler als natürliche Ver- bindungswege dar. — Der höchste Paß der Alpen ist das Stilsfer Joch (2800 m). Andere Pässe führen über den St. Gotthard, den Splügen, den Brenner, den Semmering und deu Mont Cenis. Einige von diesen Pässen, z. B. der St. Gotthard-Paß, dienen nicht nur dem Verkehr der Menschen, sondern auch den Zugvögeln auf ihrem Wege nach dem 8. und heimwärts als natürliche Durchgangsthore. In neuester Zeit ist die Zugäuglichkeit der Alpeu noch durch mehrere Eisenbahnen erhöht worden, welche dem Bedürfnis eines beschleunigten Verkehrs dienen und teils über, teils in langen Tunneln durch die Alpeu führen. Diese Eisenbahnen sind: a. Die Mont Cenisbahn, welche Frankreich und Italien verbindet; b. die St. Gotthard- bahn, eine Schienenverbindung zwischen Deutschland und Italien; c. die Brennerbahn, die aus Tirol nach Italien führt; d. die Semmering- bahn, eine Verbindung zwischen Wien und Triest über Graz; e. die Arlbergbahn verbindet die österreichischen Alpenländer mit Bregenz am Bodensee. So bilden die Alpen keineswegs eine trennende Schranke für den Verkehr, einen Schrecken für den einsamen Wanderer, wohl aber in klimatischer Beziehung eine deutliche Scheidung zwischen Mittel- und Südeuropa, jenes mit rauherem Himmel, dieses mit milden Lüften „das Land, wo die Citronen blühen". — Auch in früheren Zeiten sind die Alpen keine scharfe Völkergrenze und kein Hindernis für die Wanderungen und Kriegszüge einzelner Völker gewesen. Ihre sanftere Abdachung nach N. und Nw. hat es aber mit sich gebracht, daß sie viel früher und häufiger von dorther überschritten wurden, als von 8. (Hannibals Alpenübergang; Kimbern und Teutonen.) In der Zeit der Völkerwanderung brachen zahllose Scharen deutscher Völkerstämme über die Alpeu iu Italien ein. Im Mittelalter unternahmen deutsche Kaiser wiederholt Kriegszüge über die Alpen (Barbarossa). Auch friedlicher Handels- verkehr (namentlich mit Genua und Venedig) hat seit den frühesten Zeiten über die Alpen bestanden. Sehr wichtig für die Alpen sind noch die Älpenscen. a) Sie sind ein Hauptschmuck des Gebirges. Der wohlthuende Eindruck derselben wird durch die Frische, Klarheit und Farbe ihres Wassers erhöht, das vom hellsten

2. Geographie von Europa mit Ausschluß des Deutschen Reiches - S. 2

1899 - Wittenberg : Herrosé
— 2 — wo der nördliche Polarkreis die Westküste Norwegens trifft. — Im W. liegt der Atlantische Ozean mit seinen Gliedern, im 8. das Mittelländische Meer mit dem Schwarzen Meere. Nach 0. hängt Europa seiner ganzen Breite nach mit Asien zusammen. Die Ostgrenze läuft von der Mündung der Kara über den Rücken des Uralgebirges, dann ungefähr am Uralflusse und an der Westküste des Kaspischen Meeres entlang, dann nördlich am Kaukasus uach dem Schwarzen Meere hin und zwar so, daß ganz Kankasieu noch zu Asien gehört. Die Naturgrenze zwischen Rußland und Asien bildet in der Strecke zwischen dem Kaspischen und Schwarzen Meere der Kaukasus, die politische Grenze liegt gegenwärtig in der Manytsch-Niederung. (In der Ver- waltung des Russischen Reiches wird ein ziemlich umfangreiches Gebiet im 0. des Urals bis zum Tobol hin zum Europäischen Rußland gerechnet.) (In einer früheren Zeit der Erde war die Grenze Europas gegen Asien viel deutlicher ausgesprochen als jetzt. Denn alles deutet auf eine frühere Ver- bindung des Kaspischen Meeres einerseits mit dem Schwarzen Meere, anderer- seits mit dem Nördlichen Eismeer. Damals war Europa ein von Asien völlig getrennter Erdteil.) Bedeutung der Nordgrenze: 1. Das Eismeer ist ein nngast- liches Meer und sendet kalte Winde ins Land. 2. Dennoch dient es dazu, von Norden aus in Europa einzudringen. 3. Es verbindet Europa auf leichte Weise mit Nord-Asien. 4. Es ist wichtig für Fischfang und Jagd. Bedeutung der Ostgrenze: I. Sie ist die einzige Landgrenze Europas. 2. Sie setzt Europa in Verbindung mit Asien, der „Wiege des Menschengeschlechts". 3. Der Ural bildet einen Schutzwall gegen das Ein- dringen der asiatischen Völker; dagegen ist die zwischen dem südlichen Ural und dem Kaspischen Meere gelegene Steppe ein „Völkerthor" geworden, durch das zu wiederholten Malen Europa überflutet wurde. (Huuueu, 375 n. Chr.) 4. Die Ostgrenze giebt Veranlassung zum Handel mit Asien. 5. Nach der Ostgrenze hin fließt der größte Strom Europas, die Wolga. 6. Nur an der Ostgrenze hat Europa Raum zur Entwickeluug großer Landmassen. Bedeutung der Südgrenze: 1. Die Südgrenze hat 3 große Halb- inseln und zeigt eine reiche Küstenentwickelung. 2. An der Südküste wohnten im Altertum die gebildetsten Völker (Griechen, Römer). 3. Das Meer an der Südgrenze hatte im Altertum eine völkerverbindende Stellung und führte 'zur Begründung der Weltherrschast der Römer. 4. Nach der Südküste Europas kamen aus dem Morgenlande wichtige Erfindungen (Buchstaben- und Zifferuschrift, Schiffsbau), Wissenschaften (Himmelskunde), das Christentum und Kulturfortschritte. Das alles wurde zuerst vou Griechenland mit offener Hand aufgenommen, dann nach Rom weitergegeben. Vom Mittelmeere verbreitete sich dann die Bildung und das Christentum in dem Stamm Europas von W. nach O. und überschritt endlich auch den Atlantischen Ozean, um in Amerika eine Stätte zu gewinnen. 5. Nach der Südgrenze wurden aus dem Morgenlande wichtige Kulturpflanzen (Ölbaum, Dattelpalme) und Haustiere (Psau) gebracht. 6. Durch den Handel mit Asien und Afrika gelangten namentlich nach den Kreuzzügen viele Städte Südeuropas zu großem Reichtum, z. B. Venedig. Bedeutung der West grenze: I. Sie setzt uns mit einem Welt- meere und dadurch mit den übrigen Erdteilen in Verbindung und befördert Schiffahrt, Handel und Fischfang. 2. Von hier aus wurden Amerika (1492)

3. Geographie von Europa mit Ausschluß des Deutschen Reiches - S. 1

1899 - Wittenberg : Herrosé
Ouropa. I. Name, Lage, Grenzen und Größe. 1. Aame. Der Name Europa stammt wahrscheinlich von dem phönizischen Worte Ereb, welches Westen oder Abend oder Sonnenuntergang bedeutet. Europa war den Phöniziern also das West- oder Abendland, wie wir umgekehrt Vorderasien das Morgenland nennen. 3. Lage. Europa liegt ganz auf der nördlichen und östlichen Halbkugel, sowie iu der Mitte der Land h albkngel. Deshalb ist es auch „das Herz der Erde" oder „der Erdteil der Mitte" genannt worden. Es ist nach 3 Seiten umlagert von 3 Erdteilen, und wenn es auch nur mit eiuem (Asien) unmittelbar zusammenhängt, so ist es von den übrigeu (Afrika und Nordamerika) doch nur durch verhältnismäßig schmale und leicht zu über- schiffende Meeresteile geschieden. Durch diese Lage war ein Verkehr und Aus- tausch mit den Bewohnern der Nachbarerdteile leicht möglich, und so ist es gekommen, daß Europa zum Mittelglieds des Weltverkehrs ge- worden ist und seine Bewohner die erste Stelle unter der Bevölkerung der Erde einnehmen. „Im Altertum war der Süden des Erdteils berufen, den Verkehr zwischen Asien, Europa und Afrika zu vermitteln, und die Römer gründeten ihr mittelmeerisches Reich in allen 3 Erdteilen. Durch die Auf- nähme des Christentums und die im Mittelalter beginnende Entwicklung vieler neuer Kulturmittelpunkte wurde Europa ein Hauptschauplatz für die Erziehung des Menschengeschlechts. Mit dem Beginn der Neuzeit war der Westen von Europa wegen der größten Annäherung an Amerika am besten dazu geeignet, den Verkehr nach diesem Festlande in die Hand zu nehmen und es allmählich ganz mit Ansiedlern zu besetzen." Auf den ersten Blick erscheint Europa als eine Halbinsel Asiens. Allein Dreierlei berechtigt dazu, es als eiuen selbständigen Erdteil anszn- fassen. 1. Die Verteilung von Land und Wasser um Europa ist eiue solche, daß sich von Europa aus uach allen Richtungen Wasserwege für den Völker- verkehr eröffnen. — 2. Europa liegt fast ganz in der gemäßigten Zone und ist dadurch ebenso fern der erschlaffenden Einwirkung der Tropenzone wie der erstarrenden der Polarzone. — 3. Die Gestaltung des Umrisses (Meeres- einschnitte, Halbinseln und Inseln) und der Oberfläche Europas (keine un- übersteiglichen Gebirge, keine trennenden Hochebenen, die strahlenförmige Ans- breitung der Flüsse) ermöglicht eine große Bewegung der Bevölkerung. 3. Greifen. Die Grenzen Europas sind gegen die Nachbarerdteile sast durchgängig Natur grenzen und zwar größtenteils Wassergrenzen. Im N. grenzt Europa an das Nördliche Eismeer von der Kara-Mündnng bis dahin, Vogel, Geographie, Ausg. A. Heft Ii. 1

4. Geographie von Europa mit Ausschluß des Deutschen Reiches - S. 10

1899 - Wittenberg : Herrosé
— 10 — Weberei. Das industriereichste deutsche Gebirge ist das Erzgebirge, das industriereichste am Rhein der Schwarzwald. — 5. Gebirge bilden oftmals Natur grenzen zwischen Ländern und Völkerstämmen: Böhmerwald, Erz- gebirge, Sudetenzug, Thüringerwald (zwischen Thüringen und Franken). — 6. a. Gebirge haben Einfluß auf das leibliche und geistige Leben ihrer Bewohner: Gebirgsbewohner sind körperlich meist rüstig und iu geistiger Beziehung meist fromm, weil die Gefahren, denen sie unterworfen sind, sie ans Gottes Schutz hinweisen. Sie hängen gewöhnlich auch mit großer Liebe an der Heimat und an heimischen Sitten. Gebirgsbewohner sind serner freiheitsliebend. Gebirge sind oftmals Zufluchtsorte für Verfolgte geworden, z. B. die Waldenfergemeinden fanden namentlich in Gebirgen Schutz. — b. Gebirge haben Einfluß auf die Dichtigkeit der Be- völkernng. In der Regel wirken bedeutende Erhebungen des Bodens einer Verdichtung der Bevölkerung entgegen. Unter allen Erdteilen hat Europa die geringste mittlere Höhe, ist also in dieser Beziehung bedeutungs- voll begünstigt. — 7. Gebirge sind von Einfluß auf die Pflanzen- und Tierwelt. Auf hohen Gebirgen wachsen andere Pflanzen (Alpen- pflanzen) und leben andere Tiere (Gemsen, Steinböcke, Murmeltiere) als in anderen Gebieten; auch iu den Thälern ein und desselben Gebirges wachsen andere Pflanzen als auf den Höhen der Berge. Nördlich von den Alpen sind vielfach andere Pflanzen, als südlich von denselben; die Tierwelt Europas ist durch das Uralgebirge von derjenigen Asiens geschieden. 8. Gebirge verschönern das Land. Ebene Länder sind arm an Natur- schöuheiten, Gebirge bieten Abwechselung von Berg und Thal, reizende Fern- sichten, rauschende Bäche, srische Luft, Waldpartieen und anmutige Gebirgs- dörfer. — 9. Im Altertums betrachtete man die Gebirge als Wohnsitze der Götter, als „Altäre Gottes". Der Olymp war Der Göttersitz bei den Griechen. Die wichtigsten Gebirge Europas sind folgende: ). Die 3upcit gehören zu den Hochgebirgen, sind das höchste Gebirge in Europa und liegen in der Mitte zwischen Äquator und Nordpol. Der Na m e bedeutet soviel wie „die Weißen" oder „die hohen Berge". Ihre Länge beträgt etwa 150 Beeilen (etwa 1200 km), ihre Breite 20—40 Meilen (150—300 km und ihr Flächeninhalt 4500 ^Meilen (220 000 qkm). In Europa werden sie an Länge bedeutend von dem Uralgebirge und an Massenhastigkeit von dem Skandinavischen Gebirge übertroffen. Doch übertreffen sie selbst alle andern größern Gebirge Europas außer durch die Höhe noch durch ihre Bewohnbarkeit, Anbaufähigkeit und Zugäng lichkeit, sowie durch Mannigfaltigkeit und Schönheit der N a t u r f o r m e n. — Die Alpen haben im allgemeinen die Gestalt eines Füllhorns, dessen Spitze am Golf von Genua liegt und dessen Öffnung nach der Tiesebene Ungarns zu gerichtet ist. Ihre natürliche Begrenzung finden sie im S. durch das Adriatische Meer, die Potiesebene und den Busen von Genua, im W. durch die Rhonetiefebene, im N. durch die Schweizer Hochebene und die Schwäbisch- bayerische Hochebene, im 0. durch die Ungarische Tiefebene. Die Abdachuug der Alpen ist gegen 8. im allgemeinen steiler und kürzer als gegen N., daher erscheint die Alpenkette von 8. her gesehen viel mächtiger, als von einem

5. Geographie des Deutschen Reiches - S. 3

1898 - Wittenberg : Herrosé
Das Deutsche Reich. I. Name, Lage, Grenzen und Gröhe. I. Name. Zur Zeit Jesu hieß unser Vaterland Germanien, und unsere Vorfahren wurden von den Kelten und nach diesen von den Römern Germanen genannt. Der Sinn dieses Namens ist nicht recht klar: dem einen bedeutet er „Nachbar", dem andern „Speermänner", dem dritten „Rufer im Streit" oder „tobende Krieger" (sie stürzten sich unter großem Geschrei auf den Feind) und noch anderen „Waldgebirgsbewohner". Sie selbst nannten sich später (etwa um das Jahr 900 u. Chr.) Deutsche, d. h. Volk. Ii. Lage, a) Das „Deutsche Reich" nimmt den weiten Raum ein von den Alpeu und den Gebirgen, welche Böhmen im Norden umsäumen, bis an die Küsten der Nord- und Ostsee. Es liegt in der Mitte Europas und ist deshalb das „Herz Europas" genannt worden. Die Folge dieser geo- graphischen Lage ist, daß es ein Mittelglied zwischen dem slavischen Osten und dem romanischen Westen, dem üppigen Süden und dem ärmeren Norden bildet. Es grenzt fast an alle übrigen großen Länder Europas oder steht doch mit ihnen durch Flüsse und Meere in leichter und naher Verbindung. Daraus erklärt sich folgendes: 1. Die Deutschen sind nach allen Seiten hinausgeströmt und haben Bildung verbreiten helfen, haben auch das Ehristeutum nach dem Norden und Osten Europas gebracht (sie sind ein geistiger Mittelpunkt des Erdteils geworden). 2. Deutschland ist zu manchen Zeiten (Zeit der Ottonen, Salier und Hohenstaufen:) eine leitende Macht Europas gewesen (politischer Mittelpunkt). 3. Deutschland ist das Durchgaugsland für die Völkerbewegungen zwischen dem Osten und Westen, dem Norden und Süden gewesen. 4. Es war oft der Schauplatz für die die Geschichte Europas entscheidenden Kriege. „Kein anderes Land Europas zählt so viele Schlachtfelder großer Entscheidungskämpfe wie Deutschland, das gewissermaßen eine unermeßliche Walstatt zwischen den Völkern des Ostens und Westens, des Nordens und Südens vorstellt." Iii. Grenzen. Das Deutsche Reich grenzt im Osten an das Kaisertum Rußland und das Kaisertum Österreich, im Süden an Österreich, den Bodensee und die Republik Schweiz, im W e st e n an die Republik Frankreich, das Großherzogtum Luxemburg und die Königreiche Belgien und Niederlande, im Norden an die Nordsee, das Königreich Dänemark und die Ostsee. Deutschlands Wassergrenzen sind viel kürzer als die Landgrenzen. Die Nordsee berührt Deutschland auf 36 Meilen, die Ostsee auf über doppelt so- viel (83) Meilen.

6. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 49

1877 - Oldenburg : Stalling
- 49 V. Griechenlands Erbebung und Wiedergeburt. Nuland und die Trkei. Durch die Eroberung Konstantinopels (1453) hatte das bildungsfeindliche Volk der Osmanen den Sdosten Europas in Besitz genommen und sich in die Reihe der europischen Staaten eingezwngt. Aber die beiden Volkselemente, Er-oberer und Besiegte, waren niemals zu einem eigentlichen Staate verschmolzen: sie blieben getrennt durch Religion, Sprache, Sitte und Charakter; Barbarei und Despotismus aus der einen Seite, Freiheitsdrang und Bildungstrieb auf der anderen muten sich gegenseitig abstoen. Mehr als viertehalb Jahrhunderte seufzten die Griechen, die, wenn auch mit Elementen slavischer Stmme vermischt, doch zum Theil als unmittelbare Nachkommen der Hellenen zu betrachten sind, unter trkischem Joche. Alles Rechtsschutzes beraubt, sahen sie Frauen und Tchter, Hab' und Gut der rohen Gewalt preisgegeben, ohne da das Freiheitsstreben in ihnen erloschen wre. Die Geschichte erwhnt mancher Befreiungsversuche des unglcklichen Volkes, das, oft ein Opfer tuschender Ver-sprechungen und trgerischer Hlfe, seine Erhebungen stets unter schrecklichen Folgen scheitern sah, den Blick bald nach dem glaubensverwandten Rußland, bald nach dem in ver-jngter Kraft erstehenden Frankreich und seinem jugendlichen Helden Bonaparte gerichtet. Im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts fate der Kaufmann Rhigas, aus Pher in Thessalien gebrtig und in Bukarest ansssig, ein Freund der abendlndischen Literatur, den khnen Gedanken, sein unterdrcktes Vaterland vom trkischen Joche zu befreien. Seine Hoffnungen waren dabei auf Bonaparte gerichtet, in dem damals noch viele Zeitgenossen den Vorkmpfer der Freiheit erblickten. Rhigas begab sich nach Wien, um die dort wohnenden Griechen fr seinen Plan zu gewinnen, von da nach Trieft, um mit Bona-parte persnlich zu unterhandeln. Aber ein feiger Freund verrieth ihn der streichischen Regierung, die in Rhigas nur einen unruhigen Kopf" sah und ihn seinem rechtmigen Herrn", dem Sultan, auslieferte. In Belgrad erlitt Rhigas eine entsetzliche Todesstrafe: er wurde zwischen zwei Brettern Stacke, neueste Geschichte 3. Aufl. 4

7. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 147

1877 - Oldenburg : Stalling
- 147 Feindseligkeiten bten, wurde ein neuer Krieg Englands und Frankreichs nthig, um den Uebermuth und die Treulosigkeit des himmlischen Reichs der Mitte" noch schrfer zu zchtigen (1860). Die Verbndeten eroberten die Peiho-Forts und drangen bis Peking vor, wo die Franzosen den kaiserlichen Sommerpalast ausplnderten, und erzwangen einen Frieden, der das abgeschlossene Reich in den europischen Verkehr hineinzog. Japan hatte bereits 1854 seine Hfen den Eng-lndern und bald darauf auch anderen Nationen geffnet. Auch in Amerika, Afrika und Australien nahm das bri-tische Colonialwesen einen gnstigen Fortgang. Unter-Canada, dessen Bevlkerung zum groen Theil franzsischen Stammes ist, drohte mit Losreiung, wurde aber durch die den Cana-diern verliehene Verfassung von 1840 zur Ruhe gebracht. Im Caplande erweiterte sich die britische Herrschaft immer mehr und evangelische Missionsstationen sorgten fr die Ver-breitung des Christenthums. In Neuholland, Vandiemens-land erfreuen sich die britischen Colonien einer raschen Ent-Wickelung, nur tritt die Entdeckung der reichen Goldschtze den Fortschritten hherer Bildung strend in den Weg. Xiv. Die Trkei. Sultan Mahmud n. und Mehe-med Ali, Viceknig von Aegypten. Rulands Panslavismus. Antagonismus zwischen Rußland und England. Nach dem Frieden von Adrianopel (vgl. V.) hatte sich Sultan Mahmud Ii. die Aufgabe gestellt, das Heer nach europischer Weise zu organisiren und eine durchgreifendere Ordnung in allen Zweigen der Verwaltung einzufhren, in der Ueberzeugung, da ohne solche Reformen das trkische Reich seiner Auflsung unaufhaltsam entgegengehen msse. Zunchst galt es, die aufrhrerischen Albanesen und Bosnier, die ihm im Kriege gegen Rußland nur geringe Hlfe geleistet hatten, zu unterwerfen. Das gelang endlich seinem Gro-vezier Reschid Pascha, der eben so durch Schlauheit wie durch 10*

8. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 494

1877 - Oldenburg : Stalling
- 494 Baues und des geistigen Fortschritts, die Sdstaaten die des i Handels, der Industrie und des Sclavensystems. Unter dem | Einflu eines bedeutenden durch die Ueppigkeit der Vegetation j| gesicherten Reichthums hatte sich hier eine zwar kleine, aber j| mchtige Partei von Grundbesitzern ^herausgebildet, welche, I den Plantagenbau einigen Millionen Sclaven berlassend, sich I wie Patricier und die intelligente, arbeitsame, sclavenlose Be- 1 vllerung des Nordens wie Plebejer betrachteten. Die Scla- j Venfrage fhrte zwischen dem Norden und Sden eine immer < drohendere Spaltung herbei, da die letzteren am Sclavensystem, . in dem sie die Grundlage ihres ungeheueren Reichthums sahen, | mit unbeugsamer Starrheit festhielten. Bei der Einheit und Entschiedenheit ihres Strebens war es ihnen gelungen, bei jj der Besetzung der Prsidenten-Wrde. im Senat, im Nepr- | sentantenhause und in den Regierungsgewalten der Einzel- > staaten das Uebergewicht zu erringen und alle einflureichen Ii Stellen mit Mnnern ihrer Partei zu besetzen, welche den f; Interessen des Sdens huldigten und die Macht der Sclaven ^ Halter durch Gesetze, wie das berchtigte Sclaven-Ausliefe- |j rungsgesetz, zu sichern wuten Endlich aber siegte der Geist | der Humanitt des Jahrhunderts der die schrankenlose Selbst- | sucht der Sclavenstaaten, und diese erlitten durch die Wahl I des republikanischen Kandidaten, des Advocaten Abraham W Lincoln, zum Prsidenten eine so schwere Niederlage, da sie, um ihre Machtstellung besorgt, ihren lngstgehegten Plan der g Losreiung von der Union rasch zu verwirklichen suchten. ; Abraham Lincoln, im Jahr 1809 im Staate Kentucky L geboren, verlor im Alter von sieben Jahren seinen Vater, I einen einfachen Landmann, der mehrere Kinder und kein Vermgen hinterlie. Seine Familie zog nach Indiana, wo: Lincoln bei sehr drftigem Schulunterrichte erst das Vieh htete, dann Lehrling in einer Maschinenfabrik ward und spter auf Dampfschiffen und Eisenbahnen arbeitete. Jmi Jahr 1830 wanderte er nach Illinois aus, wo er auf einem Landgute bei Springsield fr Tagelohn arbeitete, unablssig bemht, seine vernachlssigte Schulbildung zu ergnzen. Spler wurde er Gehlfe in einem Handelsgeschfte, trat alsdann in ein Corps Freiwilliger und zeichnete sich in der Grenzvertheidigung gegen ruberische Jndianerstmme so aus,S

9. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 50

1877 - Oldenburg : Stalling
50 zersgt und der zerstckelte Leichnam in die Donau geworfen (1798). Das Verzeichni seiner Mitverschworenen hatte er vorher verschluckt, damit es den Feinden nicht in die Hnde fiele. Die letzten Worte des Unglcklichen waren: Die Saat habe ich ausgeset, und die Zeit mu kommen, wo mein Volk die se Frucht ernten wird!" Und die Saat keimte im Stillen.*) Um das Jahr 1814 bildete sich der Verein der Philomusen, dessen Zweck war, das unter dem Drucke der Knechtschaft verkmmerte Volk durch christliche Sittigung und hhere Geistesbildung zu heben und zu frdern, wie auf dem Bundessiegel die Nachteule und der einen Knaben tragende Chiron, das Symbol der Erziehung bei den alten Hellenen, sinnvoll andeuteten. An der Spitze des Vereins, dessen Mitglieder sich bald auf 80,000 beliefen, standen Graf Kapodistrias und viele Fürsten und Groe Europas. Wie sich der Verein schnell der ganz Griechenland verbreitete, so nahm er auch bald den Charakter eines politi-scheu Bundes an; es bildete sich eine Hetrie, die es sich zur Ausgabe machte, Griechenland durch einen allgemeinen Aufstand von der Herrschaft der Trken zu befreien, und deren Mitglieder sich durch einen feierlichen Eid verpflichteten, Gut und Blut fr den heiligen Kampf einzusetzen. Die Zahl der Eingeweihten mehrte sich in berraschender Weise und belief sich bald in Konstantinopel allein auf 17,000; der Bund hatte seine Kasse und geregelte Verwaltung und in Alexander Apsilantis, der den Oberbefehl der das erst zu schaffende Heer bernehmen sollte, ein begeistertes Haupt. Alexander stammte aus einem srstlichen Geschlechte in der Moldau, das unter dem trkischen Despotismus schon mannigfache Drangsale erduldet hatte. Durch Tapferkeit und *) Rhigas' begeisterter Ruf an die Palikaren war nicht umsonst erklungen; Heran, Palikaren, nicht lnger getrumt. Wie die Leuen in Klften und Engen, Nicht lnger in den Verstecken gesumt, Die Sclavenketten zu sprengen. Ein Tag der Freiheit ist viel mehr werth, Als hundert Jahre mit Ketten beschwert!"

10. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 152

1877 - Oldenburg : Stalling
152 Paschalik von Aegypten unter trkischer Oberhoheit be-gngen. Die Pforte war somit gerettet, hatte aber durch An-rufung der fremden Mchte den offensten Beweis ihrer Ohn-macht abgelegt. Frankreich hatte, indem es Mehemed Ali fallen lie und sich dem Londoner Vertrag unterwarf, allen Einflu im Oriente eingebt, während England seine Ab-sichten in Betreff der Landenge Suez weiter verfolgen konnte. Das gute Einverstndni zwischen Frankreich und England war aufgelst, zur grten Befriedigung Rulands, das ber-Haupt aus dieser orientalischen Angelegenheit den grten Gewinn zog. Durch den Vertrag vom 15. Juli 1840 waren die Dardanellen wiederum fr fremde Kriegsschiffe geschlossen worden, und Rußland, im Besitz des schwarzen Meeres, konnte von der Hhe von Sebastopol aus auf Konstantinopel wie auf eine Beute herabsehen, die ihm seiner Zeit sicher zufallen werde. Seit diesem Ausgange der orientalischen Wirren trat Rulands Macht und politisches Ansehen immer strker hervor. Frankreich war durch den Parteikampf im Innern gelhmt und mit England in gespanntem Verhltnissei Deutschland, durch die Gegenbestrebungen Oestreichs und Preuens und politische Meinungskmpfe geschwcht, sah mit Mitrauen auf seinen westlichen Nachbar. Rußland dagegen hatte seit der Bezwingung Polens seine Heeresmassen immer mehr vergrert und vervollkommnet, und seine sich in Alles einmischende Diplomatie trug berall die grten Erfolge davon. Zugleich wute es nationale und religise Mittel in Bewegung zu setzen, um auf andere Völker einzuwirken. Von ihm ging die Idee des Panslavismus aus, welche eine Verbindung der einzelnen slavischen Stmme beabsichtigte, die durch die Stamm-Verwandtschaft mit Rußland zu diesem herangezogen werden sollten. Wie diese Idee durch Schriften unter den slavischen Vlkerschaften verbreitet wurde, so suchte man nicht weniger auch eine religise Idee in den Vordergrund zu schieben und fr Rulands Interessen auszubeuten. Dieser Idee zufolge ist die morgenlndische Kirche, zu welcher die russische gehrt, die einzig wahre und rechtmige, der Czar der Nachfolger der ostrmischen Kaiser, jener Constantine, die einst der
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