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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 138

1877 - Oldenburg : Stalling
138 -Xiii. Grobritannien seit der Gmancipation der Katholiken. Nachdem durch die Emancipation der Katholiken eine Reform des englischen Verfassungswesens zunchst auf com fessionellem Gebiete erzielt war, konnte auch eine weitere Reform, die Beseitigung der aristokratischen Wahlart, auf die Dauer nicht ausbleiben (vgl. Vi.). Die alte, noch von den Stuarts herrhrende Wahl-ordnung war unhaltbar geworden. Dieser gem hatte ein Theil der Städte ein ausgedehntes Wahlrecht, während das-selbe in anderen nur einer kleinen Anzahl von Einwohnern zustand. Städte, vor Alters unbedeutend, aber im Laufe der Zeit groß und reich geworden, waren im Unterhause gar nicht oder nur sehr schwach vertreten. Dagegen waren viele Ortschaften, ehemals bevlkert und wohlhabend, herabgesunken, bten aber ihr altes volles Wahlrecht aus. Von solchen verfaulten Burgflecken" (rotten borough), deren man 204 zhlte, konnten nur wenige mehr als einige hundert, manche aber nur einige Dutzend Hauseigenthmer aufweisen. Den-noch bten sie durch ihr Wahlrecht einen bedeutenden Einflu auf die Wahlvertretung aus. Dazu kam noch, da die Be-wohner der kleinen Städte und Burgflecken von den be-nachbarten Grundherren abhngig waren, die ihnen die zu whlenden Personen vorschrieben. So berechnete man, da 294 Sitze im Unterhause mehr oder weniger unmittelbar von der Aristokratie vergeben wurden. Das Verlangen nach Parlamentsreform war daher im Volke allgemein, die Whigs waren dafr, die Tories dagegen, als zwei Ereignisse eintraten, welche die Hoffnungen der Reformer," d. h. derjenigen, welche auf Verbesserung der Wahlordnung fr das Unterhaus drangen, hoben und strkten: der Tod des reformfeindlichen Georg Iv. (26. Juni 1830) und bald darauf die Julirevolution in Frankreich, die in England mit Freuden begrt wurde und die Begeisterung zur Durchfhrung der Parlamentsreform aufs Hchste steigerte. Von dem Nachfolger Georgs Iv., dem bisherigen Herzog von

2. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 351

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
161. Der Elephant. 351 auf Raub aus; dann greift er frech den Wanderer an, springt mit weit geöff- netem Nachen an den Reiter auf. Vom Heißhunger getrieben, schleicht er des Nachts ans dem Walde, schwärmt um die Wohnungen der Hirten, fällt über die Gänse her, gräbt unter Thürschwellen, bricht in den Stall und würgt Schafe und Rinder. Dann achtet er nicht des nahen- den Hirten, scheut nicht das Feuergewehr und hält die Beute zwischen den Zähnen fest, entweicht nur mit dieser oder erliegt in seiner Raserei. Bei strengem Winter rotten sich die Wölfe zusammen; Heißhunger treibt sie auf die freie Landstraße; heulend ver- folgen sie den Schlitten; wie eine Woge im Sturm schwingen sie wüthend sich über den Flüchtenden; haben sie die Beute zerrissen, verschlungen, dann Zer- stäuben sie in die Wildniß. Nur der Hunger macht den Tücki- schen frech und spornt ihn zur blinden Wuth. Wenn er gesättigt ist, ist er feige, fürchtet das Horn das Ochsen und des Pferdes Huf. Er zittert vor dem Bären, der ihn zerdrückt und mit seiner Tatze ans den ungelenken Rücken trifft; er flieht vor dem Hunde, welcher ihn er- jagt, überwindet, aber verächtlich einem andern Wolfe zum Fraße überläßt. So fein er im Erschleichen ist, so schnell im Jagen, grausam und blind im Rauben, so bleibt er dennoch feig und scheu. Eine Geige macht ihn zittern und heulen, er wagt nicht den Spieler anzugreifen; er traut seiner Herrschaft, seinem Gebisse nicht; darum wittert er überall Gefahr. Thüren sind ihm verdächtig und ge- spannte Stricke versperren ihm den Weg: er setzt lieber über Hecken und Bäche hinweg. Er fürchtet das Klirren einer Kette; des Stahles Funken und ein Pulverkorn jagen ihn davon. Und doch zeigt der Feige stets sein spitzes Gebiß, die langen Hakenzähne, hält den tief gespaltenen Rachen immer offen und reckt die lange Zunge weit hervor. Sein aufgerichtetes Ohr erspürt den Gang des Rehes; seine Nase wittert die Hirsche von ferne her; das schiefe kleine Auge schießt den tückischen, leuch- tenden Blick; seine Sinne alle sind auf den Fraß geschärft; der braun gewellte Leib verhehlt ihn im dunkeln Gebüsch, und wenn er auf dem Boden liegt. Auf langen Füßen jagt er mit gestreck- tem Leibe, mit buschigem, fliegendem Schweife davon. Stark ist seine Brust; doch die Klauen sind stumpf und liegen fest; er steht auf schwachen, unsicheren Füßen und ein Muthiger wirft ihn leicht. Kann er dem Sieger entfliehen, dann schleicht er scheu mit eingezogenem Schwänze in das Dickicht. Die Wölfin wirft ihre Jungen in finsterer Schlucht; am Stamme eines Baumes gräbt sie den Kessel. Sie jagt nie in der Nähe ihres Lagers und ver- birgt die Jungen vor der Gier des Wolfes. Sie werden blind geboren, aber mit scharfem Gebiß, und kaum haben sie die Augen geöffnet, sind sie auch schon lüstern nach Fleisch; in wenigen Wochen fallen sie schon zankend über die Hühner und über die Hasen her, welche die Wölfin ihnen bringt. So der Wolf, der Verwandte des Hundes. Doch läßt er sich zähmen; gibt man ihm nur Schafe genug und Prügel zur rechten Zeit, so versöhnt er sich mit dem Hunde, lernt Sprünge, Spiele und sogar das Tanzen. 161. Der Elephant. Mitten in Ceylon und ^Sumatra, wo Palmen, Bananen und Zimmet- bäume in mächtigen Wäldern von den Bergen in die Ebenen sich ausbreiten, dort ist die Heimat des Elephanten. In zahlreichen Heerden durchstreift er die duftende Wildniß, das Reich, welches ihm angehört. Im tiefsten Schatten, am Ufer der Flüsse,' fliegt er mit ausge- streckten Beinen und badet sich in den Wellen. Er weidet die schmackhaften Kräuter, bricht die Zweige von den Bäumen, die süßen Früchte und erlabt sich an dem Wohlgeruch der Blumen. Und wo er in Heerden zieht, tritt er die Büsche in den Boden und wirft die

3. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 352

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
352 Iv. Naturbilder. jungen Bäume zur Seite; dennoch ver- mag er die Wälder nicht zu verwüsten und zu lichten. Die Heerde ist nicht gefürchtet, friedlich bleibt sie in ihrem Waldbezirk; nur einzelne, ausgestoßen aus der Gesellschaft, stürzen wüthend hervor in die Gärten, zerstampften Reis- felder und Zuckerrohr, reißen die Palmen aus dem Boden und zertreten die nie- deren Hütten der Malapen. Aber dieser grinimige Feind fängt sich in Schlingen; er fällt in Gruben, welche der Mensch ihm gräbt. Dieser dringt in die Wälder und sucht in ihrer Heimat die Heerde auf. Sie wird umgangen, mit einem Kranze heller Flammen umstellt. Fackeln werden ihr von allen Seiten her ent- gegengetragen; tausend fremde Stimmen ängstigen sie, schweben wie Gespenster über ihr und um sie her, wohin sie sich auch wenden mag. Da zieht sich immer enger der Zauberkreis unter Jauchzen und Trompetenschmettern: feurige Schlangen fahren ihr aus der Mündung des Ge- schützes brüllend entgegen. Raketen stei- gen zu den schwarzen Gewölben der Bäume empor, schütteln den feurigen Regen donnernd über die Aeste nieder, Blätter glänzen, Blumen erbleichen. Da fliehen die Elephanten dicht gedrängt, die Rüssel in die Höhe gehoben, die großen Ohren ausgestreckt, wo der Weg ihnen offen gelassen. Ihre Augen glühen; mit den Füßen stampfen sie den Boden. Aeste krachen, Bäume stürzen, die Erde erzittert. Und wie vom Sturm gepeischt, wälzt sich in dunkeln, tosenden Wogen die Heerde und stürzt in die Umzäunung. Da bricht der Morgen an, die Kolosse, eingeschlossen, treffen in ohnmächtiger Wuth gegen die Stämme, die ihnen den Weg versperren. Von hohen und sicheren Gerüsten schaut man auf sie hinab. Da wird das Thor geöffnet, ein Elephant drängt sich hindurch; aber hinter ihm schieben sich die Balken vor. Er ist im engen Raume gefangen. Der Schall der Trompete schmettert in sein Ohr. Die Jäger nahen, wie er auch toben mag, sie fesseln seine stämmigen Glieder und wer- fen ihm die Schlinge um den Hals. Run treten die Seelenverkäufer, seine Brüder, ihm zur Seite, sie halten ihm den Rüssel, der wird an seine eigenen Zähne festge- bunden; sie bändigen, sie züchtigen ihn, bis er gedemüthigt ihnen folgt. Der mächtige Riese steht, ein leben- diger Felsblock aus der Urwelt, da. Er hält das große Haupt gesenkt, als sei der Jubel seiner Ueberwinder ihm Hohn und als schäme er sich; denn er ist eine Mißgestalt, mit seinem Leib auf Säulenfüßen, wie auf Stämmen mit borkiger Rinde; in dem dicken, runzligen Fell mit einzelnen Haaren besetzt; mit seinem kleinen borstigen Schwanz. Sein Haupt, wenig beweglich, zeigt die hohe Stirn, das kleine Auge und voll Runzeln die bewimperten Lider. Eine Mißgestalt ist er mit den breiten, hängenden Ohren, die spitze Unterlippe, die gekrümmten Vorderzähne, Sparren gleich hervor- stehend, und mit dem Rüssel, der zwi- schen ihnen niederhängt; dieser ist einer Schlange gleich, mit zwei Röhren, an deren Oeffnung ein Finger. Und den- noch ist der Elephant ein edles Wesen und wie durch Zauber verwandelt; mensch- licher Verstand wohnt in ihm, und sein Auge zeigt den klaren, klugen Blick. Und der Rüssel ist sein Arm, er kann ihn strecken und einziehen und überall hin- wenden und biegen. Er ist ihm eine Hand, womit er tastet, womit er die Knoten löst, Blumen pflückt, Aeste bricht und Bäume ausreißt. Er zieht den Pfropf aus der Flasche, gießt den Wein in seinen Rüssel; der ist sein Trinkhorn, das leert er in den Mund. Durch den Rüssel athmet er, läßt seine Stimme wie eine Trompete ertönen und fordert sich selber zum Kampfe auf. Aber auch Streitkolbe und Waffe ist er ihm, wo- mit er den Tiger packt, ihn schüttelt, ihn zerschmettert und unter die Füße wirft. So schwer der Elephant auch ist, dennoch bewegt er sich stets und leicht, ist immer wachsam, achtet auf jedes Geräusch, hat den Blick auf weite Ferne hin und schläft wenige Stunden. Langsam wächst er und zählt Jahr- hunderte. Aus seinen Wäldern ent- führt, unterwirft er sich dem Menschen. Ein halbes Jahr vergeht, und er ist gehorsam dem Winke seines Herrn ge- worden und hält das Auge auf ihn ge- richtet. Er streckt seinem Führer den Rüssel dar und hebt ihn damit auf den

4. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 358

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
358 Iv. Naturbilder. dasteht. Der Obstgärtner und der Forst- mann sehen in der Regel diese verbor- genen Feinde nicht eher, bis sie am Absterben des Baumes ihre Gegenwart erkennen, wo es zu spät ist. Da kommt ihnen der Specht zu Hülfe. Sein Auge erkennt gar leicht die schädlichen Ge- sellen, sein kräftiger Schnabel spaltet das mürbe Holz, fingerlange Splitter fliegen umher, und die Baumverderber erhalten ihre wohlverdiente Strafe. Plötz- lich hält der fleißige Arbeiter mit seinem Hämmern inne und läuft behende auf die andere Seite des Stammes; hier sieht er aufmerksam sich jedes Ritzchen an. Warum thut er dies wohl? Will er etwa sehen, ob er mit seinem Loch bald fertig ist, ob es vielleicht gar schon durch den Baum hindurch geht? Nein, die Würmer, die bis dahin seinem Schna- bel noch entgangen waren, flohen, von ihrem eifrigen Verfolger erschreckt, nach der entgegengesetzten Seite des Baumes und wähnen sich hier sicher; doch er eilt auch dorthin, und sie werden hier seine Beute. Alle Theile des Spechtes sind auf seine Lebensart berechnet. Seine Zunge ist lang und dünne, und er vermag sie sehr weit aus dem Schnabel vorzustrecken. Sie ist nicht wie andere Zungen fleischig und weich, sondern hart und spitz, so scharf wie eine Nadel. Dazu ist sie wie ein Pfeil mit vielen feinen Widerhaken versehen. Mit dieser sonderbaren Waffe sticht er blitzschnell in die Wurmlöcher, spießt die Käfer- larven an, zieht sie heraus und ver- zehrt sie mit großem Wohlbehagen. Im Winter fehlt ihm freilich diese Fleisch- nahrung, und er muß sich nach anderer Kost umsehen. Dann sucht er Nüsse von Buchen und Haselsträuchern, oder faßt mit den Füßen die Tannenzapfen und pickt die Samenkörnchen heraus. Viele von den Löchern, welche der Specht bei seinem Würmersuchen in die Bäume einhauet, kommen anderen kleinern Vö- geln sehr erwünscht, da sie dieselbe als Wohnung benützen. Meisen, Staare und Kleiber bauen ihre Nester hinein und der letztgenannte Vogel klebt mit Lehm soviel von der großen Oeffnung zu, daß nur eben noch Platz genug für ihn übrig bleibt, um selbst durchzukom- men. So ist der Specht recht eigentlich der Vögel Zimmermann, der ihnen die Häuser baut. Doch vergißt er auch nicht, für sich selbst zu sorgen. Im Frühjahr sucht er in Gemeinschaft mit seinem Weibchen sich einen geeigneten Baum und hackt in denselben ein tiefes Loch, wohl zwei Spannen lang, schräg in den Baum, erweitert es dann innen und glättet ganz sauber die Wände dieses sichern Gemaches. Vorsichtig trägt er alle Späne ein gutes Stück vom Baume weg, damit kein böser Knabe es merken soll, daß hier ein Nest mit Eiern und Jungen sei. Auf die feinen Holzspähne oder das Wurmmehl legt das Weibchen schöne weiße Eier und brütet die Jungen aus. Eifrigst sorgen die Alten dann für ihre Sprößlinge, indem sie umher- fliegen und unermüdlich Futter nach dem Neste tragen. Sind die Jungen flügge, so müssen auch sie bald auf ihren eignen Broderwerb gehen. Sie alle treiben das Handwerk des Vaters. Die Lehrlings- und Gesellenzeit haben sie in Kurzem hinter sich und hacken mit der Geschicklichkeit von Alten schon nach wenigen Wochen frisch und munter an den stämmigen Waldbäumen herum. 165. Die Krammetsvogel und der Dohnenstrich. 1. Die Vorzüge eines schönen Herbst- morgens weiß wohl eigentlich nur der Jäger so recht zu würdigen, denn ihm bietet ein solcher des Angenehmen und Lockenden so viel, wie kein anderer Morgen im ganzen Jahre. Schon gar früh ist der Grünrock dann auf dem Gange, die wohlgeputzte Flinte über'm Rücken, die mit allerlei Vorrath reich- lich versehene Jagdtasche an der Seite und vor sich an der Leine die unge- duldigen Gefährten, die lechzenden laut- jagenden Bracken, die pfiffigen derben Dächsel, oder den auf Wort und Blick achtenden und pünktlich gehorchenden Hühnerhund. Und so geht es munter

5. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 359

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
165. Die Krammetsvogel und der Dohnenstrich. 359 quer durch's Kartoffelfeld, über Berg und Thal, hinein in den dunkel-wunder- vollen Wald. Doch nicht lange, da umhüllt uns rings dichter Nebel, welcher jeden Um- blick bis auf wenige Schritte raubt und dann als feiner Staubregen herabrieselt. Dies ist so recht das Bild des Herbstes — das trostlose, weithin Alles um- hüllende Grau des Nebels, dazu der einförmige Regen und all überall die die lautloseste, gleichsam trauernde Stille, welche kaum hier und da von einem Lockton vorüberziehender Vögel unter- brochen wird. Wir wandern weiter, dem Dickicht vorbei, bis zu den innerhalb des Wald- saumes sich hinziehenden Höhen. Hier finden wir das, was wir suchen, den mit vieler Umsicht und Ortskenntniß vom Jäger angelegten Dohnenstieg oder Dohnenstrich, den Fangort der geschätzten Krammetsvögel. Die Dohnen sind einfache, zu beiden Seiten eines Fuß- steiges in kurzen Zwischenräumen und in der Höhe von etwa drei Fuß ange- brachte Fangwerkzeuge, in denen ver- mittelst starker Pferdehaarschlingen und eines Büschels lockender rother Eberesch- beeren die armen Arglosen dem Tode und der Küche der Leckermäuler über- liefert werden. — Gleich vornan hängen, schon todt, steif und starr, eine Anzahl Weindrosseln, welche wir an dem Roth der inneren Flügel erkennen. Wahr- scheinlich sind sie heute ganz früh hungrig und ermattet hier eingetroffen und haben gleich willkommene Nahrung, doch auch den Tod gefunden. Sie hängen fast in einer Reihe, hier und da auch zwei in derselben Dohne neben einander. Es ist merkwürdig, daß sich die armen Thierchen nicht durch das Beispiel ihrer Gefährten belehren lassen. Der eine fängt sich, merkt es erst dann, wenn er weiter fliegen will, daß er das Todesband am Halse hat, flattert nun einige male im Todeskampf hin und her und hängt dann schlaff und ruhig herunter; einige Augenblicke später kommt ein anderer, durch das Geflat- ter aufgescheucht, wieder herbei, setzt sich ruhig neben den Todten, frißt und würgt sich die Schlinge ebenfalls um den Hals. Ja, alte Jäger wollen be- obachtet haben, daß die armen Wesen arglos und einfältig genug seien, um mit den tödtlichen Haaren zu spielen und sie sich absichtlich umzuschlingen. Es macht einen eigenthümlichen Ein- druck, wenn man die schönen Vögel so reihenweise, steif und doch im Tode noch so zierlich, dahängen sieht. 2. Die Weindrossel ist einer der nur vorüberziehenden Gäste, welche im hohen Norden, bei uns nur höchst selten, nistet. Sie singt gar nicht, sondern läßt nur zuweilen einen wenig melodi- schen Locklaut hören. Ihren Namen hat sie wohl daher, weil sie im Spät- sommer und Herbst in großen Schaaren in den Weinbergen sich einfindet, wo sie aber wirklich nicht den großen Scha- den anrichtet, dessen man sie beschuldigt, da ihre Hauptnahrung kleine Beeren und schädliche Insekten sind, welch letz- terer Umstand den Verlust einer bei- läufig verspeisten Weinbeere doch gewiß vollständig ausgleichen dürfte. Um eine Ecke biegend, laufen wir schnell hinzu, denn vor uns flattert schreiend ein Gefangener noch lebendig in der Schlinge. Behutsam ausgelöst, haben wir einen unserer lieblichsten Frühlingssänger, die Singdrossel, in der Hand. Sie unterscheidet sich von der vorigen dadurch, daß ihre innere Flügelwand statt roth gelb ist. Sonst hat sie dasselbe olivenbraune Kleid an, welches auf dem Rücken fast schwarz, dagegen an der Brust, dem Halse und Bauche gelblichweiß und mit großen rostbraunen Punkten übersäet ist. Sie nistet meistens im Wachholdergebüsch, und legt in ein großes, wie bei allen Droffelarten mit Thon oder Lehm aus- gemauertes, künstliches Nest 4—6 hell- grüne, dunkelbraun punktirte Eier. Sie stellt die größte Anzahl zu den Krammets- vögeln, unter welcher Bezeichnung man eigentlich alle die in den Dohnen ge- fangenen Vögel versteht, doch oft aus- schließlich auch nur diese Drossel meint. So finden wir nach und nach noch eine beträchtliche Anzahl ihrer Schwestern, die meisten schon todt und steif, durch ein schnelles Ende ihrer Qual befreit; doch leider zeigt sich uns auch ein Bild

6. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 334

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
334 Iv. Naturbilder. 154. Das Nachtleben in der Natnr. Wenn die Sonne hinter den Bergen untergegangen ist und im Walde ein Vöglein um's andere aufhört zu singen, sich in's Nest duckt und das Köpfchen unter die Flügel verbirgt; wenn das Abendroth blasser wird und am däm- mernden Himmel da ein Stern erscheint und dort einer und ans die stille Erde herniederschaut; da sagen die Menschen, es sei Nacht geworden. Sie beschließen ihr Tagewerk und pflegen der Ruhe. Und wie das Treiben der Menschen, so scheint auch das Leben und Weben der Natur stille zu stehen und einzu- schlummern. Aber wie die Kinder träu- men und selbst im Schlafe noch wachsen — ja da am allerbesten — so bleibt auch das Leben außer uns nicht stille stehen in der Nacht, und gar manches, außer Mond und Sternen, was sich den Tag über fern im Verborgenen gehal- ten hat, kommt in der Dunkelheit erst hervor und führt sein besonderes Leben, wenn dieses gleich die allgemeine Ruhe nicht sonderlich stört. Der luftige Wind, der oft den gan- zen Tag gerastet, macht sich Nachts auf, weit vom fernsten Himmelsrande her durchschweift er Felder und Matten, schüttelt Busch und Baum und stört dadurch hin und wieder eine tagesmüde Creatur aus dem Schlafe. Recht wie ein Segen des Himmels senkt sich der Thau hernieder, ein sorgsamer Gärtner tränkt er alle Halme und Blumen und Blätter und richtet die Köpfchen wieder empor, die sich vor dem Blicke der stol- zen Sonne tief zu Boden gebeugt. Und auf der Erde geht trotz Stille und Dun- kelheit gar manches Merkwürdige vor. I. Schon äußerlich und das gleichgil- tigste Auge überraschend zeigt beim Ein- tritte der Nacht die Pflanzenwelt auf- fallende Veränderungen. Viele Blumen- knospen zwar, wenn sie einmal aufge- brochen, bleiben ihre ganze Blüthenzeit hindurch bis zum Abblättern Tag und Nacht geöffnet. Bei andern dagegen legen sich mit Eintritt der Nacht die feinen Blättchen gegen einander, schlie- ßen sich gleichsam wieder Zur Knospe, wie das geöffnete Auge zum Schlafe. Zu diesen Tagblumen im Gegensatz stehen die Nachtblüthen, die gerade Nachts sich öffnen, während sie Tags über geschlossen zu schlummern schienen. Die Wunder- und die Zaserblume er- schließen ihre Blüthenkelche gegen 6 bis 7 Uhr Abends und behalten sie offen bis in den folgenden Morgen hinein. Noch bekannter ist, wie die prächtigen Blüthenblätter der großblumigen Cactus Abends zwischen 7 und 8 Uhr sich aus- zubreiten beginnen und nach kurzer Dauer ihrer Herrlichkeit bald nach Mit- ternacht schon, wie vom Todeshauch an- geweht, zusammen sinken und verwelken. Manche Blumen sind sogar Wetter- prophetinnen. Schließt die sibirische Gänsedistel Nachts ihren Blüthenknopf, so wird der kommende Tag ein heiterer sein, bleibt er aber geöffnet, so ist auf nahen Regen zu zählen. Bekannt ist auch, wie manche Blumen mit dem Eintritt der Dunkelheit einen besonders starken Richstoff entwickeln; so beson- ders die Nachtviole, dann noch der Kranichschnabel, die Siegwurz, das Leim- kraut, der zweiblättrige Orchis, die alle den Tag über kaum oder gar nicht geduftet. Ungleich bedeutsamer sind indeß die Veränderungen, welche in der Nacht mit den Blättern der Pflanzen vor sich gehen. Die meist sehr zart gebauten und zusammengesetzten Blätter biegen sich mit dem Einbrechen der Nacht ent- weder herab, wie bei der gelben Bal- samine, oder richten sich, wie bei der Gartenmelde, empor und schmiegen sich an den Stengel oder Blattstiel so an, daß die untere Seite aufwärts gekehrt ist, während doch über Tags die Ober- fläche der Blätter dem Sonnenlichte zu- gewendet war. Die Blätter von Malva- ceen rollen sich gar mit ihren Rändern um den Stengel und die Aeste, wobei sie häufig noch die Blüthen wie ein Mantel schützend umschließen. Beim Steinklee richten sich die einzelnen Blätt-

7. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 369

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
172. Deutsche Waldbäume. 369 Die In den Nacken des Gebirges schlägt sie ihre Wurzeln und steigt, eine erhabene Pyramide, in schwindelnder Steil-Linie empor, indeß sich ihre Zweige schwer hinabsenken. Majestät und Schwermuth mischen sich mit einem Zuge kühnen Trotzes in diesem Baume. Seine düst're Macht faßt uns ernstgebietend. Aber der wolkenanklimmende Wuchs selbst, das Sonnenlicht, das durch die Wipfel glimmt, der Sammetteppich zu seinen Füßen, ewig frisch erhalten von den überall rieselnden Quellen, die Waldblumen um- her gemischt mit dem Purpur reifende^ Beeren, all' dieses warme, farbige Leben lös't das in sich zurückgescheuchte Ge- müth, so daß es befreit sich neu erhebt. • Wie gerne denke ich hier deiner, ein- sames Erzgebirg, mit den finster schat- tenden Schluchten und den sanftum- blumten Höhen! Ringsum schreiten die stolzen Bäume hinan, und von Zweigen tropft duftig goldenes Harz. Kein Laut unterbricht das Schweigen, nur daß drüben vom Felsen der Wildbach sich brausend niederstürzt. Schon ist die Nacht hinabgesunken in die Thäler: aber auf den Bergen ragt die Tanne, das Die Dem Froste und dem Sturme, dem Blitze und selbst der Fäulniß trotzend, im Sumpfmoor wie im dürren Sande gedeihend, bedarf die zierliche, schlanke, zartgegliederte Birke nur einer Spanne Erde, ihre Wurzeln hineinzusenken. Auf den norddeutschen Grasebenen steht sie in zerstreuten Gruppen, weite, schim- mernde Waldstrecken füllt sie in den Tiefthälern von Norwegen, und da selbst, wo einiger Schnee den Fjölengrat um- hüllt, klammert sie sich an die stiefmüt- terliche Scholle. Es ist die Zwergbirke, deren Samen allein im Winter den Lemming und das weiße Rebhuhn nährt. — Vielleicht erstreckte sich ehedem das Reich der Birke weiter hinauf, als heute. Auf Island wenigstens stand sie vor Alters im dichten Walde von dem Meeres- ufer bis zum Fuße der Gebirge und Marschall. Lesebuch. Haupt in Sonnenglorie leuchtend, wie ein Priester Gottes, die müde Erde zu segnen. Es ist, als ob die Weltruhe, die auf dem schwarzen, schlafenden Gebirge lagert, Rede gewönne. Wunderbare Stimmen klingen h erüber, alle die Wünsche, die Leidenschaften verstummen, aber aus der Tiefe der Seele, wie aus einer ge- heiligten Fluth, hebt sich der Engel des Gebets. In den Hochebenen, welche den Polarkreis einschließen, breiten unge- heure Fichtenwälder ihr Dunkel unun- terbrochen über das Land. Die mäch- tigsten Stämme werden zu Tausenden niedergeworfen, und dennoch scheint der Wald noch so dicht, wie vordem. Der schäumende Strom trägt sie zum Fjord, zum Meer hinab, wo sie abermals be- stimmt sind, ihre schlanken Gestalten emporzurichten, entkleidet von den lan- gen Aesten und den dunkelgrünen Nadeln, aber mit einer neuen, schneeweißen Hülle von Segeln angethan. Die biegsame Faser des Krautes ist des Baumes Herr geworden, und der König des Waldes, vor Kurz.em noch so fest in der Erde wurzelnd, muß der weitgespannten Leinwand gehorchen. warf so um die damals fruchtbare Insel ein wärmendes Gewand, von dem jetzt kaum die Fetzen in Busch und Strauch zu sehen sind. In leicht ge- schwungener, oft unmuthig geschlängelter Linie steigt der schlanke, gerundete Stamm hinauf, nach oben schwach gebogen, doch mit geschmeidiger Härte der Gewalt der Elemente widerstrebend. Grau bemooste Furchen zerreißen wohl unten die glatte, atlasartige Rinde, die aus dem Blätter- grün hervorleuchtet, * „als wäre d'ran aus heller Nacht, das Mondlicht blieben hangen." Kein mächtiger Ast tritt aus dem zähen Holz, vielmehr fällt ringsum ein zierliches Reisernetz in langen Flechten herab, das sich immer lockerer aufbaut, bis die Krone wie in einem Federbüschel endet. Da ist auch nicht Raum für des 24

8. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 371

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
173. Die Mistel. 371 ihn die zottige Mooshülle mit dichtem Schilde. So hat er seinen Fuß droben eingegraben, der Alte vom Berge, ein reisiger, riesiger Held. Vom Boden aber rankt Eppich und Geisblatt hinauf, und Fink und Amsel spinnen frische Lieder um seine Zweige. 173. Die Mistel. Wald und Garten stehen im Winter kahl; die Blätter modem am Boden und die neuen Triebe schlummern noch, um- hüllt von den schützenden unansehnlichen Knospendecken. Aber sieh dort auf dem Zweige des Birnbaumes bemerkst du ein kugelrundes Büschchen, grün mitten im Winter. Es ist die Mistel, ein Sträuch- lein, welches beim Birnbaum in Kost und Logis steht. Draußen im Walde wirst du sie auch in den Baumkronen der Laub- und Nadelwälder sehen, in manchen Gegenden häufiger, in anderen seltener. Sie ist ein Glied der reichen Fa- milie der Riemenblumen (Iwravtlisöv), und man zählt an 400 Arten, die über alle Erdtheile verbreitet sind. Die zahl- reichsten und schönsten bewohnen die tro- pischen Gebiete Asiens und Amerika's. Diese prunken in schöner Blüthenpracht und werden umflattert von köstlichen Schmetterlingen und von goldstrahlenden Honigvögeln zu der Zeit, in welcher unser Mistelbüschchen sich unter der Last des Schnees und Reifes herabbeugt. Aber auch unsere Mistel hat ihre Verehrer unter der Vogelwelt, und namentlich ist es die Misteldrossel, welche nicht nur die weißen Beeren dieses Gewächses besonders liebt, sondern auch ihr Quartier in deren Zweigen aufschlägt. Schon am Ende des Winters erscheint sie, baut ihr Nest in die Zweiggabel und bekleidet es so mit Flechten, daß nur ein geübtes Auge es zu entdecken vermag. Mit Eifersucht hütet sie die Mistelbeeren ihres Reviers gegen andere Vögel, selbst gegen solche ihres eignen Geschlechts. Kreischend und flügelschlagend empfängt sie jeden Ein- dringling und ruhet nicht, bis sie ihn vertrieben; dann aber erschallt auch der düstere Wald von ihrem flötenden Sieges- liede. Diese Drossel hat allerdings einiges Anrecht an die Früchte des Zweiges; denn sie ist gewissermaßen dessen Säe- mann gewesen. Nach ihrer Mahlzeit flog > sie auf einen andern Baum, setzte sich auf einen Ast und wetzte das Schnäbelein daran. Mit dem zähen klebrigen Safte der Beeren leimte sie absichtslos ein Samenkörnlein an die rauhe Rinde. Ja man will behaupten, daß die Keimkraft des Samens im Magen des Vogels be- sonders geweckt und erregt werde, so daß diejenigen Körnchen am leichtesten aufgingen, welche die Drossel wieder aus- geschieden. Regen und Nebel speisten das winzige Korn, daß es keimte. Das Würzelchen des Keimlings kroch die Rinde entlang, bis es eine Ritze fand, in die es sich hinein senkte. Lag das Mistel- korn etwa auf dürrem Astende, so kroch das Würzelchen weiter bis zum leben- digen Holze, wenn dieses nicht zu weit entfernt war; es wollte durchaus auf einen grünen Zweig kommen. Auf den lebendigen Ast des Baumes wirkt die Wurzel in sonderbarer Weise ein. Sie reizt die Zellen und Gewebe desselben in ähnlicher Weise, wie das Ei der Gallmücke das Blatt der Eiche und Buche. Die Rinde des Baumes lockert sich, ihr Zellgewebe wächst und bildet eine Anschwellung rings um die junge Mistel. Die Wurzel des Gastes dringt tiefer und immer tiefer ein. Im Innern verschmelzen die Endzellen der Mistelwurzel innig mit dem Holz und haften in diesem, wie die Wurzeln an- derer Pflanzen in der Erde. Vom Baume ziehen sie ihre Nahrung. Die Mistel ist in uns'rer Gegend das einzige Ge- wächs, das nie am Boden gedeiht, son- dern von frühester Jugend bis zum Alter nur auf Bäumen lebt, der einzige ächte Baumparasit. Blätter, Stengel und Zweige haben dieselbe gelblich - oliven- grüne Farbe. Die Mitte jedes Triebes, jedes Zweigende wird zur Blüthe. Das ganze Büschchen besteht aus einem Gewirr sparriger, gleichmäßig vertheilter Gabel- zweige, die an ihren Enden die Blätter 24*

9. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 398

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
398 I. Lyrische Dichtungen. 29. Mein Vaterland. Von H. Zeise. 1. Mein Vaterland mit deinen blauen Seeen, Mit deinen reichen Triften, deiner Flur, Mit deiner Buchenwälder heil'gem Wehen, Mit deiner einfach kräftigen Natur, Wie stolz kann ich auf deinen Boden treten, Der Väter Asche birgt dein heil’ger Sand, Ich muss gerührt aus tiefster Seele beten: „Mein Vaterland!“ 2. Und doch, die Wehmuth will mich stets beschleichen, Wenn ich durchschweife deine duft’gen Au’n, Noch grünen deine Buchen, deine Eichen, Die stolzen Wuchses auf mich niederschau’n. Noch kann ich ihrer Blätter Säuseln deuten, Und zum Allvater heb’ ich Herz und Hand, Und durch die Seele zieht’s wie Glockenläuten: „Mein Vaterland!“ 3. Es ist verstummt im Wald’ und im Gefilde Der jugendfrische, fröhliche Gesang, Der stürmisch brauste, und dann weich und milde Wie Flötenton im Dämmerlicht erklang. 0, sprich sie aus die tiefverhalt’nen Schmerzen, Und wecke rings den lichten Flammenhrand, Dein Weh ruht eingesargt in tausend Herzen, „Mein Vaterland!“ 4. Und der Allmächtige, der seine Lettern Mit Sternenschrift der Himmelswölbung schreibt, Und der in Sonnenschein und Sturmeswettern Der Eiche Stamm bis zu den Wolken treibt, Der lässt dich nie und nimmermehr zerspalten, Der spannt auch über dich die Biesenhand, Er wird dein Banner prächtiger entfalten, „Mein Vaterland!“ 30. Geharnischte Sonette. Von F. Rückert. 1. Der Mann ist wacker, der, sein Pfund benutzend, Zum Dienst des Vaterland's kehrt seine Kräfte: Nun denn, mein Geist! geh' auch an dein Geschäfte, Den Arm mit den dir eignen Waffen putzend. Wie kühne Krieger jetzt, mit Gluthblick trutzend, In Reih'n sich stellend, heben ihre Schäfte, So stell' auch Krieger, zwar nur nachgeäffte, Geharnischter Sonette ein paar Dutzend! Auf denn, die ihr aus meines Busens Ader Aufquellt, wie Riesen aus des Stromes Bette, Stellt euch in eure rauschenden Geschwader! Schließt eure Glieder zu vereinter Kette, Und ruft, mithadernd in den großen Hader, Erst: Waffen! Waffen! und dann: Rette! Rette! 2. Was schmied'st du Schmied? „Wir schmieden Ketten, Ketten!" Ach, in die Ketten seid ihr selbst geschlagen. Was pflügst du Bau'r? „Das Feld soll Früchte tragen!" Ja, für den Feind die Saat, für dich die Kletten.

10. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 65

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
36. Die bayerische Hochebene. zweiten: das 'Erdinger Moos am östlichen Ufer der Isar, nahe bei München begin- nend und bis Moosburg hinziehend, das Dachauer Moos, im Süden Haspelmoor genannt; zur dritten endlich: die Filze südlich des Chiemsee's, das Weitmoos und Filz bei Rosenheim, das Murnauer Moos südlich vom Staffelsee und das Haselmoos nordwestlich vom Kochelsee. Kaum ein Fluß, dessen Säume nicht irgendwo solche Moosgründe aufzuweisen haben; und manche Eintiefungen, wie das Loisach-, Amper- und Innthal sind daran nur zu reich. Diese Moose sind entweder mit sauern Halbgräsern bewachsen, oder sie weisen röthlich-braune Flächen auf, be- standen mit Zwergwäldern von krüppel- hasten Kiefern, Filzkoppen genannt. Die rothe Farbe rührt von einer eigenen Moosgattung her, dem Torfmoos, wel- cher das Wasser aus der Tiefe empor- ! zieht und festhält. Die erste Art der Moore nennt man Wiesen-, die letztere Hochmoore, das Volk aber bezeichnet erstere als Möser, letztere als Filze. In ihrem ursprünglichen Zustande sind die Moore hauptsächlich nutzbar durch Torf, Streu und etwas Brennholz. Den Torf findet man in beiden Arten von Mooren, und seit er als Brennmaterial verwendet wird, beschäftigt der Torfstich viele Hände, und der Preis eines Tag- werks Moorgrund ist von 5—10 auf 200 fl. gestiegen. Vielfach hat man auch die Moose trocken gelegt und für die Kultur gewonnen, doch geht diese Umgestaltung nur langsam voran und noch immer „kann Bayern durch Entwässerung und Anbau seiner Moose ein ganzes Fürsten- thum im Innern erobern;" denn von der Gesammtfläche der Moorgründe zu 20 Meilen ist noch wenig für den Anbau gewonnen. Das Wiesenmoor und die Heide, der überfeuchte und über- trockene Boden, finden sich merkwürdiger Weise oft in unmittelbarster Nähe; so im Lechfelde, so im Dachauer und Er- dinger Moos, in der Garchinger Heide. Beide aber finden ihren Uebergang zu Wiese oder Wald in der Trift, die, halb Wiese, halb Wald, von ihrer Be- nutzung zum Viehtrieb den Namen er- halten hat. Auf magerem Grasboden Marschall, Lesebuch. 65 ' stehen gruppenweise und in schlechtem, fast verkümmertem Zustande einzelne Bäume, Maßholder, Elzbeerbäume, Ei- chen, Hagebuchen, Espen, Birken, Kiefern, umgeben von wenig nutzbarem Unter- holz: Haselsträuchern, Salweiden, Weiß- ! schlehe und Kreuzdornen, Pfaffenkäppchen und Faulbaum. An den Flüssen, beson- ders an Isar, Donau und Lech, finden sich die Auen, in welchen Wiesen und Triften, Sumpf und Wald abwechseln. Schon im Einzelnen zeigen diese Auen ! eine große Manchfaltigkeit der Vegetation; auffallend aber ist der Unterschied der Auen am Oberlaufe der Alpenflüsse ge- gen die am Unterlaufe. An der obern Isar z. B. wechseln blumige Rasenstrecken und saftige Wiesen bald mit lichten Nadelholzbeständen, bald mit Gebüschen von Weiden und Erlen, um welche sich die Alpenliane mit ihren großen präch- tigen Purpurblüthen rankt, bald mit Büschen von Alpenrosen, bald mit Knie- holzwäldchen. Nahe der Einmündung der Isar in die Donau aber herrscht der Wald in solcher Ueberfülle vor, daß er einem tropischen Urwalde gleicht. Manche Bäume erreichen eine ebenso riesige Höhe als Dicke, und man hat Schwarzpappeln von 30 Fuß Umfang gefunden. Stau- nenerregend ist die Manchfaltigkeit und Ueppigkeit der Baumarten, unter welchen man nicht selten auch Nadelhölzer, eine pinienartige Kiefer oder eine säulenartige Fichte trifft, dazwischen dichtes und blü- thenreiches Unterholz, umschlungen von unserer deutschen Liane, der schlanken Waldrebe; der Boden bedeckt mit üppig wuchernden, krautartigen Gewächsen. Das Dickicht ist oft undurchdringlich und es kostet dem Jäger und Botaniker Mühe, sich durchzuarbeiten. Aber er wird auch entschädigt durch reiche Ausbeute und seltenen Naturgenuß. Da liegt, im tief- sten Waldesschatten versteckt, ein schilf- bewachsener Teich, ein sogenanntes „Alt- wasser", geschmückt mit Seerosen und gelbblühender Iris; dort läd't ein Rasen- teppich, umsäumt von Weidengebüsch und überschattet von malerischen Baumgrup- pen, zur Ruhe ein, und da blinkt durch's wildverwachsene Gezweig der Strom im Sonnenschein, und sein Rauschen klingt
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