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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Das Deutsche Reich - S. 341

1900 - Leipzig : Spamer
Das Königreich Preußen, 341 Unter allen preußischen Fischereiplätzen steht Eckernförde obenan; als Fisch- räucherort ist Ellerbeck bei Kiel besonders bekannt. Der Fischvertrieb wird zum Teil durch Altouaer und Hamburger Firmen besorgt. Für Hebung des Fischerei- gcwerbes geschieht neuerdings durch die Staatsregierung das Möglichste, durch die auch neue und reiche Fischgründe aufgesucht worden sind. Die Fifcherflotte der Provinz ist au der Ostsee nicht unbedeutend, dagegen befanden sich an der Nordsee 1889 nur 98; es fischten an der Nordsee 91 Fahrzeuge der Provinz mit Grund- schleppuetz. Im Wattenmeer der schleswigschen Westküste befinden sich Austernbänke, welche seit dem Anfange des vorigen Jahrhunderts durch den Staat an Private ver- pachtet werden; in den letzten Jahren konnte jedoch keine Ausbeutung derselben statt- finden; mannigfache Bemühungen, die Austern wieder zu vermehren und in andern Küstengebieten neu einzubürgern, sind noch von keinem rechten Erfolge gewesen. Der Schiffahrts- und Handelsbetrieb der Provinz wird durch die Meereslage derselben außerordentlich begünstigt. Das Land bildet gewisser- maßen die Brücke für den Handelsverkehr mit Skandinavien. Gegenwärtig ist Kiel der Handelsmittelpunkt der Provinz, demnächst ragen auch Flensburg und Altona hervor. Von großer Bedeutung für die Entwickeluug des Handels waren die Anlegung des Eiderkanals (1777—84), die Zollordnung von 1838, die Aufhebung des Sund- zolles (1857) und vollends die Einverleibung der Herzogtümer in Preußen (1866) und der Eintritt derselben in den Zollverein (1867). Die letzteren Ereignisse haben naturgemäß dem Handel eine andre Richtung gegeben; an die Stelle des regen Verkehrs mit Dänemark trat nunmehr ein um so lebhafterer Handel mit dem Zoll- verein, und diefer wird immer selbständiger. Flensburg war früher Hauptplatz; dasselbe wurde dann von Altona überflügelt, und neuerdings hat, wie erwähnt, Kiel den ersten Rang inne. Von alters her ein berühmter Meßplatz („Kieler Um- schlag"), hat diese Stadt gegenwärtig den zweitgrößten Schiffsverkehr unter allen preußischen Seeplätzen, und besonders auch unter den deutschen Ostseehäfen. Während das ganze Deutsche Reich am 1. Januar 1888 3811 Schiffe mit 1240182 Registertonnen Raumgehalt und 37 076 Mann Besatzung besaß, hatte Schleswig- Holstein im Ostseegebiete 297 Schiffe mit 74092 Registertonnen und 2388 Mann Besatzung, im Nordseegebiete 373 Schiffe mit 29 923 Registertonnen und 1340 Mauu. Verhältnismäßig groß war an der Ostsee die Zahl der Dampfer (142 gegen 18 an der Nordsee). Von den preußischen Häfen nimmt Kiel nach Stettin den ersten Rang ein (Eingang 1887: 3869 beladene Schiffe mit 481624 Registertonnen; Ausgang: 2295 beladene Schiffe mit 30t 473 Registertonnen). Flensburg brachte es im gleichen Jahre auf 1132 beladene Schiffe von 125487 Registertonnen (Eingang) und 602 be- ladeue Schiffe von 41907 Registertonnen (Ausgang), Altona auf 548 beladene Schiffe mit 111415 Registertonnen (Eingang) und 382 beladene Schiffe mit 3l421 Register- tonnen (Ausgang). Andre Hafenstädte von Bedeutung sind Neustadt, Burg auf Fehmarn, Heiligenhafen, Neumühleu bei Kiel, Kappeln, Sonderburg und Tönning. Eine Anzahl von Schiffen mit einem Raumgehalt von 200—400 Registertonnen liegen in den japanifchen und chinesischen Gewässern der Küstenschiffahrt ob. Einen hervor- ragenden Platz unter den Handelsartikeln nehmen die Bodenerzeugnisse und Vieh ein. Flensburg, Husum, Kiel, Heide und Altona sind für Getreide, Husum und Itzehoe für Vieh am bedeutendsten. Husum hat sowohl in Magervieh (besonders aus Jüt- land) als auch in Fettvieh einen höchst bedeutenden Umsatz. In der Einfuhr treten folgende Gegenstände besonders hervor: Rindvieh, Pferde und Schweine aus Däne- mark; Roggen aus preußischen, russischen und dänischen Häfen; Leinsamen aus Rußland; Bauholz aus Rußland, Ost- und Westpreußen, Schweden und Norwegen; Stz:inkohlen aus England und Westfalen; Salz aus dem deutschen Binnenlande; Eiren aus Lothringen, Schweden und England; Eisen-, Woll- und Baumwollwaren mg den deutschen Jndnstriebezirken, Hamburg und England; Lein- und Banmwoll- waren aus deutschen Jndnstrieplätzen und Hamburg; Kolonialwaren aus Hamburg, England, Holland und überseeischen Ländern; in der Ausfuhr treten auf: Pferde nach Hamburg und dem deutschen Binnenlande; Fettvieh, Felle, Häute, Wolle, Speck, Fleisch und Butter nach England (meist über Tönning) und Hamburg; Fische

2. Das Deutsche Reich - S. 344

1900 - Leipzig : Spamer
Su Erstes Kapitel. Inseln Nordstrand, Pellworm und die Halligen, Darin: Husum, Kreisstadt und Bahnstation an der Husumer Au und am Rande der Marsch, 6268 Einwohner. Gymnasium mit Realprogymnasium, Eisengießerei, Hafen, Viehhandel (Ausfuhr); Dampfschiffahrt nach den nordfriesischen Inseln, (Mehrfache Verheerungen durch Sturmfluten.) In dem benachbarten Wattenmeere die schleswigschen Austernbänke (jetzt geschont), — Bredstedt, großer Flecken in der Nähe der Marsch (2212 Ein- tvohner), Viehzucht, Viehhandel; kleiner Hafen. — An der Küste liegen verschiedene „Köge". — Nvrdstrand, Pelworm und die 13 Halligen sind die Reste der ehe- maligen großen Insel Nordstrand, welche durch große Fluten zwischen dem 14, und 17. Jahrhundert zu Grunde gegangen ist. Nordstrand und Pellworm haben fruchtbaren Marschboden und sind jetzt durch große Deiche geschützt; erstere Insel mit 2370 Einwohnern (worunter 300 Katholiken), letztere mit 2061 Einwohnern. Die Halligen sind kleine uneingedeichte Inseln, die° höheren Stellen der bei der Ebbe hervortretenden Watten; sie haben gute Viehweiden, sind aber bei Sturmfluten sehr gefährdet. Tic Wohnungen der Bevölkerung, die aus mutigen Seefahrern besteht, liegen auf Warfen (erhabenen Punkten); Viehzucht und Sammeln von Muscheln. Bewohnt sind unter andern Hooge, Nordmarsch, Gröde, Oland, Nordöstlich vom vorigen der Landkreis Flensburg, zu beideu Seiten des Flens- burger Busens, besonders aber im Süden desselben; der Boden ist in den östlichen Teilen meist sehr fruchtbar; in den südwestlichen hingegen finden sich Moore und Heiden. Darin; Flensburg, selbständige Stadt und Bahnstation im Hintergründe des schönen Flensburger Busens, hufeisenförmig gebaut, 33313 Eimvohner. Land- und Schwurgericht, Landraisamt des Landkreises; Hauptsteueramt, Gymnasium mit Realgymnasium, Seemannshanpt- und Schiffahrtsschule, Landwirtschaftsschule; viele milde Stiftungen; lebhafte Industrie (Fabrikation von Tuch und Wollwaren, Walte, Tabak und Zigarren, Papier, Glas; Ölen, anch aus Palmkernen; Seife, Tapeten, Zündwaren, Preßhefe, Essig, Zement und Thonwaren; zahlreiche Ziegeleien; Eisengießerei und Maschinenbau; Bierbrauerei und Brennerei; bedeutender Schiff- bau :e.); vortrefflicher und geschützter Hafen; Reederei (46 Seeschiffe, worunter einige 20 Dampfer); bedeutender Seeverkehr; reger Fischereibetrieb und Pferdemarkt, Reichs- bankstelle, Kreditverein und Handelskammer. Zu der Stadt gehören jetzt mehrere benachbarte Dörfer (Duberg, Fischerhof, St. Jürgen je.). Alte Stadt (schon 1284 Stadtrechtej. — Im Landkreise Flensburg; Krusau, in der Nähe des Flensburger Busens, Messingwerk, — Südlich von der Flensburger Bucht, iu der fruchtbaren Landschaft Angeln, Översee, an der oberen Treene, Dorf; Sieg über die Dänen (1864). — Glücksburg, Flecken in schöner Lage, am Flensburger Busen; großes Schloß (ehemals hier Benediktinerktoster); Seebad, Obst- und Gemüsebau, lange Residenz der Herzöge von Schleswig-Holstein-Glücksburg (1662—l778). Nordöstlich vom vorigen der Kreis Z'onderburg; derselbe besteht aus der Insel Alfen und der gegenüber liegenden Halbinsel Snndcwitt; die Insel ist sehr fruchtbar und wohlangebaut, auch im Besitze schöner Laubwälder und Obstpflanzungen; die Bevölkerung meist dänisch. Auf der Insel; Sonderbnrg, Kreisstadt in prächtiger Lage am Alsensunde, 5267 Einwohner. Pontonbrücke zum Festlande; Schloß, Real- Progymnasium, Spinnerei und Weberei, Schiffbau, Eisengießerei, Dampfmühlen; guter Hafen, Seebad, Dampfschiffahrt (nach Kiel, Flensburg ?e.; l886 gingen 624 beladene Schiffe mit 38077 Tonnen ein und 466 beladene Schiffe mit 30720 Tonnen aus); siegreicher Übergang der Preußen (am 29. Juni 1864); früher Bollwerk der Dänen. — Nordöstlich Augustenburg, Flecken an der Bucht gleichen Namens; Schloß (1770—76 erbaut; ehemals Residenz der Herzöge von Schleswig-Holstein- Sonderburg-Augustenburg); Lehrerinnenseminar. — Im Norden der Insel der Flecken Norbnrg; ehemals sehr feste Burg (Ruine). — Auf der Halbinsel Sundewitt: In der Mitte das Dorf Broacker (Viehmärkte). An dem schmalen Eckensund (Ab- zweigung des Flensburger Busens) das Dorf gleichen Namens (Ziegeleien). Sonder- bürg gegenüber das Dorf Düppel. Dabei ehemals die starken „Düppeler Schanzen", viel umkämpft (Treffen am 28. Mai 1848; von Bayern und Sachsen erstürmt am 13. April 1849, von den Preußen am 18. April 1864). — Sandberg am Alsen- sunde ist Hauptort der Grafschaft Reventlow-Sandberg. Nördlich vom Kreise Flensburg der Kreis Äpenrade; an dem Apenrader Busen und von diesem südwärts bis zu dem Busen von Flensburg; im Westen reich an

3. Das Deutsche Reich - S. 457

1900 - Leipzig : Spamer
Die übrigen Staaten in Mittel- und Norddeutschland. 457 Der Verkehr an diesem Platze ist freilich infolge der vermehrten Eisenbahnverbiu- düngen in letzter Zeit nicht unerheblich zurückgegangen. Von den Steinkohlen werden etwa 74 Proz. ausgeführt; sehr stark ist auch die Einfuhr, beziehentlich Durchfuhr böhmischer Braunkohlen. Abgesehen von Steinkohlen, sowie von andern Produkten des Bergbaues, gelangen besonders Gewebestoffe und Holzwaren zur Ausfuhr, teil- weise in die fernsten Gegenden, während Rohstoffe für die Industrie (Wolle, Baum- wolle, Flachs :e.), Kolonialwaren und Getreide eingeführt werden. Handels- und Gewerbekammern sind in den wichtigsten Handelsplätzen (Zittau, Dresden, Chemnitz, Plauen, Leipzig); auch das Bank- und Kreditwesen findet geeignete Vertretung. Die Reichsbank hat eine Hauptstelle in Leipzig und Nebenstellen in mehreren bedeuten- deren Plätzen. An sonstigen Bankinstituten find zu nennen: die Leipziger Bank, die Allgemeine Deutsche Kreditanstalt, der Leipziger Kassenverein, die Leipziger Vereins- bank (sämtlich in Leipzig); die Sächsische Bank, die Dresdener Bank, die Sächsische Lombard- und die Sächsische Kreditbank (in Dresden), die Stadtbank (in Chemnitz), die Landständische Bank (in Bautzen) :c. • Auch das Sparkassenwesen ist hoch ent- wickelt. In Leipzig ist die Zahl der buchhändlerischen Firmen 1833—1883 von 92 auf 523 gestiegen; außerdem waren 1883 in Leipzig noch 5574 auswärtige Firmen vertreten, von denen etwa '/z in Leipzig stehendes Lager hatten; 1882 wurden hier 2628 Werke publiziert. Das Verkehrswesen ist der Bedeutung des sächsischen Handels ange- messen. Als Wasserweg dient die Elbe; die Landstraßen sind zahlreich und in gutem Zustande, das Eisenbahnwesen besitzt ein sehr verzweigtes System und auch Post und Telegraphie haben eine entsprechende Entwickelung erhalten. In Schandau gingen 1888 zu Thal 8015 beladene Schiffe mit einer Ladung von 2175500 Tonnen und 305 800 Tonnen Floßholz, und zu Berg >177 beladene und 6363 unbeladene Schiffe mit 199200 Tonnen Ladung durch. Es verkehren einige 20 Personen- und ebensoviel Schleppdampfer, beziehentlich Kettendampfer und Güterdampfer. Im Eisenbahnwesen ist, wie in Preußen, das System der Staats- bahnen zum Durchbruche gekommen. Im Jahre 1888/89 waren 2135 km Eisen- bahnen (sämtlich unter Staatsverwaltung) vorhanden. Im Personenverkehr ist die Strecke Dresden-Potschappel, im Güterverkehr (wegen der Kohlenabfuhr) die Strecke Eainsdorf-Zwickau-Werdau die freqnenteste. Die' Staatsstraßen haben eine Länge von ca. 3800 km, wovon rund 2800 km kunstmäßig ausgebaut sind. — Das sächsische Postwesen ist am l. Jan. 1868 auf den Norddeutschen Bund, 1872 auf das Deutsche Reich übergegangen; es sind Oberpostdirektionen zu Dresden und Leipzig vorhanden. Bei dem, wie erwähnt, durchschnittlich recht guten Boden wird ziemlich viel Getreide erzeugt, doch erfordert die zahlreiche Jndustriebevölkerung fast ein Drittel mehr Getreide als geerntet wird. Die Viehzucht ist sehr be- deutend; namentlich stark ist der Bestand an Rindvieh, demnächst an Pferden und Schweinen, verhältnismäßig am schwächsten der an Schafen, doch ist die Rasse derselben noch immer sehr gut. Im Jahre 1882 (5. Juni) gab es landwirtschaftliche Betriebe überhaupt 192921, davon nur auf eigenem Lande 121433 (Gesamtfläche: 994714 ha), auf eigenem und gepachtetem 51508 und nur auf gepachtetem 19880 (Gesamtfläche des Pachtlandes: 139482 ha). Am verbreitetften sind die mittleren Betriebe (von l0 100 ha), welche 57,„ Proz. betragen, kleine Betriebe (von 1 — 10 ha) gibt es 25.7 Proz-, große Betriebe (von über 100 ha) 14., Proz. Im Jahre 1888 waren bestellt mit Roggen 212104 (Ernteertrag: 289126 Tonnen), mit Weizen 50500 ^Ernteertrag: 97 796 Tonnen), mit Gerste 32 652 (Ernteertrag: 49 349 Tonnen), mit Kartoffeln 118846 (Ernteertrag: 1218748 Tonnen), mit Hafer 183233 (Ernteertrag: 285672 Tonnen) und mit Wiesenbau 276 984 ha (Ernteertrag: 453359 Tonnen). — Der Zuckerrübenbau ist verhältnismäßig gering; im Jahre 1888/89 wurden von drei Zuckerfabriken 70 669 Tonnen Rüben zu 8829 Tounen Rohzucker und 1925 Tonnen Melasse verarbeitet. In demselben Verwaltnngsjahre waren 592 Brennereien im Gange, von denen 116000 Tonnen Kartoffeln, 12400 Tonnen Getreide und 5000 sonnen andre Stoffe verarbeitet wurden. — Bei den Forsten überwiegen die

4. Das Deutsche Reich - S. 551

1900 - Leipzig : Spamer
Bremen. 551 großen Postlinien nach Ostasien und Australien sicher und ungemein schnell segelnde Dampfer stellt. Augenblicklich gehen die großen Seeschiffe nur bis Bremerhaven. Daselbst gingen 1888 ein mit Ladung 1102 beladene Schiffe mit 1030371 Tonnen, in Ballast :c. 106, und wieder aus 1054 beladene Schiffe mit 839250 Tonnen und in Ballast 2c. 365. Nach Bremen selbst kamen im gleichen Jahre 877 beladene Schiffe mit 109392 Tonnen nebst 87 in Ballast ac., und es gingen von dort aus 606 be- ladene Schiffe mit 88161 Tonnen und in Ballast :c. 187. Hierzu kam noch der Verkehr auf dem Weserstrome. Auf demselben kamen zu Thal an 1888 im ganzen 1136 beladene und 57 unbeladene Schiffe mit 247800 Tonnen an Gütern und 9800 Tonnen Floßholz, und es gingen ab zu Berg 504 beladene und 237 unbeladene Schiffe mit 84300 Tonnen an Gütern. — Wichtig ist Bremen namentlich auch als Auswanderungshafen. Von den 90259 Deutschen, welche 1889 auswanderten, gingen nur 13158 über ausländische Häfen, die übrigen 74101 über Hamburg und Bremen. Neben dem Norddeutschen Lloyd bestehen noch die Dampfergesellschaft „Neptun" fbe- sonders für Skandinavien) und die Bugsiergesellschaft „Union." Für die Seeverfiche- rung sind drei bremische und 26 fremde Seeaffekuranzgefellfchaften thätig; für die Förderung des Handels bestehen sonst noch eine Reichsbankhanptstelle und neun Banken (Bremer Bank, Deutsche Nationalbank, Bremische Hypothekenbank, Gewerbe- und Geuosfenbank 2c.; auch sind die „Bremer Lebensversicherung", die „Brandversichernngs- anstatt im Gebiet", der Kaufmannskonvent und die Handelskammer, die Auffichts- behörde des „Wafferfchout", zwei Seemannsämter (in Bremen und Bremerhaven) und eine Lotsenstation (in Bremerhaven) vorhanden. — Das Großgewerbe besaßt sich mit Zigarren- und Tabaksfabrikation (jetzt von Bremer Fabrikanten besonders in der hannoverschen Nachbarschaft betrieben), Schiffbau (sieben Werften), Seilerei, Reep- fchlägerei und Segelmacherei, Eisenguß und Maschinenbau, Fabrikation von Zigarren- kisten, Znckersiederei, Brennerei und Brauerei, Buch- und Steindruck. Es bestehen ein Gewerbekonvent und eine Gewerbekammer. Jährlich finden in Bremen mehrere Pferde-, Stuhl- und Holzmärkte statt. Die Landwirtschaft tritt zwar sehr zurück, doch besteht für den Staat eine Kammer für Landwirtschaft. Im Jahre 1883 waren vor- Händen an Acker- und Gartenland 6721, an Wiesen 8606, an Weiden, Hutungen :c. 6259, an Forsten 228 und an Haus- und Hofränincn, Wegen, Gewässern :c. 3328 ha. Am größten sind die Ernteflächen für Roggen, Hafer und Wiesenheu (1831, bez. 1521 und 8638 ha). Der Viehstand betrug am 10. Januar 1883: 4748 Pferde, 14114 Rinder, 446 Schafe, 7081 Schweine und 4250 Ziegen; derselbe ist sonach für alle Tierarten außer den Schafen verhältnismäßig groß (18,6 bez. 55,2r 1„, 27,7, 16,6 Proz. gegen einen Reichsdurchschnitt von 6,5, 29,.2, 35,g, 17,u, und 4,9 Proz.). Abgesehen von den bereits erwähnten trefflichen Wasserstraßen, ist für Kunststraßen hinlänglich, für Eisenbahnverbindungen trefflich gesorgt. Bremen ist durch Kunststraßen mit Harburg, Oldenburg, Osnabrück, Vegesack, sowie mit kleineren Orten der Nachbarschaft (Brinkum, Lilienthal, Lesum, Hemelingen) verbunden; zu etwa 54 km Kunststraßen treten noch etwa 33 km Landstraßen. Außerdem wird das Gebiet durch folgende Bahnstrecken berührt: Hannover-Geeste- münde-Bremerhaven, Vcnlo-Hamburg, Bremen-Oldenburg, Bremeu-Langwedel-Ülzen. Im Jahre 1888/89 waren ca. 45 km Eisenbahn vorhanden, welche im Staatsbe- triebe waren. In der Stadt ist eine königlich preußische Eisenbahndirektion. Das Postwesen wurde in Bremen schon sehr frühzeitig organisiert; bis zum 1. Januar 1867 bestanden neben einander ein hannoversches, preußisches und Thurn und Taxisfches Postamt, seitdem ging das Postwesen auf den Norddeutschen Bund, bez. das Reich über; feitdem besteht in der Stadt Bremen eine Oberpostdirektion. In dem Freistaate Bremen steht die vollziehende Gewalt dem Senate (18 lebenslängliche Mitglieder) zu, welcher aus seiner Mitte auf je vier Jahre zwei Bürgermeister erwählt. Tem Senate steht die „Bürgerschaft" beratend zur Seite (150 Mitglieder). Für die einzelnen Verwaltungszweige bestehen Deputationen (Mitglieder des Senates und der Bürgerschaft, bez. Fachmänner). In Bremerhaven und Vegesack sind besondere Gemeindebehörden, für das Landgebiet ein besonderer Senator („Landherr") vorhanden. Die Militär-

5. Das Deutsche Reich - S. 561

1900 - Leipzig : Spamer
Das Großherzogtum Oldenburg. 561 und mehr ha kommen nur vereinzelt vor (nur 3, 4 Proz.). Im Jahre 1883 nahmen ein: das Acker- und Gartenland 181623, die Wiesen 75311, die Weiden, Hutungen, Öd- und Unland 295886, die Forsten und Holzungen 58901, die Haus- und Hof- räume, Wege, Gewässer ?c. 30308 ha. Hiernach sind von verhältnismäßig sehr großem Umfange die Weiden ?e., d. h, das geringwertige Land (46,, Proz. gegen nur 9,4 Proz. im Reichsdurchschnitt), die übrigen Bodenkategorien dagegen bleiben sämtlich hinter dem Reichsdurchschnitt zurück, zum Teil recht erheblich (Ackerland ?e., 23,3 gegen 48„, Forsten ac., 9,2 gegen 25,7 Proz. im Reichsdurchfchnitt'!. Im Jahre 1888 be- trugen die Ernteflächen für Roggen 62566, für Weizen 5499, für Spelz 6, für Gerste 9676, für Kartoffeln 14390, für Hafer 34922 und für Wiesenheu 74809 ha. Die Ernteergebnisse waren 60282, bez. 7065,7, 14775, 102335, 44323 und 155029 Tonnen. — Die Forsten teilen sich in 21054 ha Krön- und Staats-, in 6507 ha Gemeinde-, 588 ha Stistungs-, 1700 ha Genossen- und 29052 ha Privatforsten. Im Herzogtum Oldenburg ist etwa die Hälfte der Forsten Laub- (Eichen-) Wald; auf den Hcideflächeu der südlichen Hälfte des Gebietes werden besonders Nadelhölzer gezogen. Im Fürstentum Lübeck finden sich vorzugsweise Buchenwälder in größeren Beständen; dieselben sind ausschließlich Staatseigentum. Das Fürstentum Birken- seld besitzt in wertvollen Beständen hauptsächlich nur Buchen- und Eichenwald. — Insgesamt sind 59,5 Proz. Laub- und 40,5 Proz. Nadelholz vorhanden; auf Bucheu kommen 19,2 und auf Kiefern 35,. Proz. — Auf der Geest wird neben Ackerbau (Roggen, Hafer, Buchweizen und Kartoffeln) auch Schweine- und Schafzucht (Heid- schnucken), in den Marschgegenden außer dem Anbau von Gerste, Hafer, Raps :e., namentlich Weidewirtschaft mit bedeutender Rinder- und Pferdezucht betrieben. Die oldenburgischen Pferde haben einen starken Bau und sind als Wagenpferde im übrigen Deutschland sowie in Österreich, Belgien und Frankreich geschätzt. Die Landesregierung fördert emsig die Pferde- und Rinderzucht; bei der letzteren zielt man besonders auf Fettvieh ab, das uach England ausgeführt wird, doch züchtet mau auch Milchvieh, welches nach Sachsen und Schlesien Absatz findet. Für Gemüse, Butter, Käse, Eier :e. bilden die Seestädte (Bremen, Bremerhaven, Geestemünde und Wilhelmshaven) bequeme Absatzstellen. Im ganzen wird in dem Staatsgebiete nur beim Rinderbestande der Reichsdurchschnitt übertroffen (mit 32,g Proz. gegen 29,2). Am 10. Januar 1883 waren vorhanden: 35977 Pferde, 2n147 Rinder, 160937 Schafe, 95294 Schweine und 27407 Ziegen. — In den Moorgegenden bildet die Torfgewinnung einen Haupterwerbszweig der Bevölkerung, zumal im Herzogtum Torf als Hauptbrennmaterial (teilweise selbst den Eisenbahnlokomotiven) dient. — Die Reederei ist ziemlich entwickelt und knüpft sich an die Orte Elsfleth, Brake und Barßel; es sind die Seeschiffe jedoch meist nur klein, die Zahl der Dampfer noch sehr gering. Die Zahl der Seeschiffe betrug 1889 287 Schiffe mit 79 836 Tonnen Gehalt und 2033 Mann Besatzung, darunter 12 Dampfschiffe mit 5663 Tonnen Gehalt und 156 Mann Besatzung; außerdem sind Küsten- und Flußschiffe in ziem^ licher Zahl vorhanden. In Brake gingen 1888 mit Ladung ein 307 Schiffe mit 86348 Tonnen, außerdem in Ballast 35 mit 6421 Tonnen, es gingen 181 beladene Schiffe mit 41414 Tonnen und 106 in Ballast mit 37040 Tonnen Gehalt. In dem gleichfalls oldenburgischen Hasen Nordenham wurde im selben Jahre die Ankunft von 61 beladenen Schiffen mit 45 925 Tonnen und 16 in Ballast mit 393 Tonnen, ferner der Ausgang von 96 beladenen Schiffen von 8299 Tonnen und 31 in Ballast mit 26932 Tonnen festgestellt. Der überseeische Verkehr geht besonders nach Schweden- Norwegen, den deutschen Ostseeplätzen, Rußland, England und Nordamerika. Der Schiffbau wird auf etlva 30 Werften betrieben und stellt jährlich 40—50 größere Schiffe her. Die sonstige Industrie des Herzogtums erstreckt sich auf Ziegelei (Bau- steine, Klinkersteine für den Straßenbau und Drainröhren), Eisenindustrie (Eisen- und Stahlwerk in Augustfehn, Eisengießereien in Oldenburg und Varel), Strumpfwirkerei (im südlichen Teile), Korkschneiderei (in Delmenhorst und Umgegend) Leinwand- und Baumwollenspinnerei und -Weberei (in Oldenburg, Varel und Dinklage, sowie anderwärts als Hausindustrie), Jutespiunerei und -Weberei (in Delmenhorst), Tabaks- und Zigarrenfabrikation (in Delmenhorst und Lohne), Tauwerk- und Segelmacherei (in den Weserorten), Weißgerberei (in Wildeshausen und Kloppenburg); hierzu treten Bierbrauereien und Branntweinbrennereien. — Im Fürstentum Lübeck ist die Industrie hauptsächlich nur bemüht, die lokalen Bedürfnisse zu befriedigen. Es finden Das Deutsche Reich. qß

6. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 8

1900 - Leipzig : Spamer
8 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union. drei Söhnen das Patent des ausschließlichen Handels „nach allen Ländern, Meeren und Golfen im Westen, Osten und Norden", die er zu entdecken hoffte. Die Expedition zog sich nun noch ein Jahr hinaus, vermutlich weil der spanische Gesandte gegen dergleichen Unternehmungen am englischen Hofe Vorstellungen machte, da sie ein Eingriff in die vom Papste zugebilligten Rechte der Krone Spaniens seien. Mit einem einzigen Schiffe „Matthew" wurde vom Hafen zu Bristol aus 1497 die Fahrt ausgeführt. Nachdem 400 Meilen im Atlantischen Ozean zurückgelegt worden waren, fand man am 24. Juni 1497 das Festland von Amerika und eine vorliegende Insel, die nach dem Tage der Entdeckung St. Johannes ge- nannt wurde. Wahrscheinlich waren es Neufundland und Labrador, wo die Seefahrer landeten. Das aufgefundene Land war indessen zu weiteren Forschungen wenig einladend, denn die Jagd auf Eisbär und Remitier und die Ausbeutung der fischreichen Gewässer fand man weder damals noch später verlockend genug, um bereits eine Niederlassung dort anzulegen. Um diese Zeit zeigten sich auch Portugiesen in jenen nordwestlichen Meeren. Schon 1464 soll der Statthalter der Azoren, Johann Cortreal, eine Stocksischküste (Terra do bacalhao) besucht haben. Ohne Zweifel war dies nur die längst bekannte Insel Island; sein Sohn Kaspar segelte aber weiter nordwestlich und kam 1500 an das ..grüne Land" (Grönland). Im nächsten Jahre fand er die großen, reichen Fischergründe au der Küste von Neufundland. Lange Zeit wurden die Inseln des Lorenzgolfes das Land des Cortreal genannt, sonst hießen sie aber auch die Bacalhaos- (Kabeljau-) oder Stockfischinseln, weil der Fang dieses Fisches sehr bald die Seefahrer der verschiedensten Nationen dahin zog. Im Jahre 1504 landeten des Fischfanges wegen Franzofen aus der Bretagne und Normandie an den neufundländischen Küsten und gaben dem Kap Breton in Neuschottland den Namen. Erst nach 17 Jahren — denn die Kolonisationsversuche der ersten Fahrt waren mißlungen, und die Begeisterung hatte sich abgekühlt —- betrat Sebastian Cabot, der unterdessen diese lange Zeit hindurch in spanischen Diensten gestanden hatte, das Gebiet seiner früheren Ent- deckuugen wieder. Von König Heinrich Viii. an die Spitze eines Geschwaders gestellt, durchkreuzte er von neuem die nördlichen Regionen und drang bis zum Ein- gang der Hudfousbucht vor. Mau hatte die Hoffnung uoch nicht aufgegeben, eine Durchfahrt zu gewinnen, vermittelst welcher man in die Südsee und an die asiatischen Küsten gelangen konnte. Durch die Feigheit seines Unter- befehlshabers wurde er aber zu baldiger Rückkehr genötigt, und die Er- gebuisse dieser Expeditionen waren in bezug auf greifbaren Gewinn nicht derart, um andre zur Nachfolge aufzumuntern. Wir wissen überhaupt nur sehr weniges über diese Reise. Der für seine Zeit außerordentlich gebildete Seemann würde sicher Größeres und Wichtigeres geleistet haben, wenn

7. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 62

1900 - Leipzig : Spamer
62 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln. Westeuropa aus der andern Seite vereinte genanntes Land in den letzten Jahrhunderten des Mittelalters auf seinen Märkten die Hanseaten und die Venezianer, die Engländer und die Oberdeutschen, die Spanier mit den Portugiesen und die Kaufherren des Deutschen Ritterordens von den äußersten Küsten des Baltischen Meeres. Wie verschieden sie auch in Sprache und Sitten waren, so kamen sie doch alle gern und traten in den schnell ausblühenden Städten der Niederländer miteinander in leichten und uugehin- derten Verkehr. Wohlweislich hatten die wackeren Bürger die dem Handel nachteiligen Zölle und Abgaben aufgegeben, überhaupt alle hemmenden Schranken beseitigt, so daß ihr ganzes Land einem großen Freihandels- gebiete glich, in dem sich die geschicktesten, reichsten und tüchtigsten Kauf- leute begegueteu und sich darin ein Verkehr ausbildete, der soust seines- gleichen nicht wieder auf Erden fand. Die klugen Venezianer sahen mit Unlust einen'beträchtlichen Teil ihres gewinnbringenden Handels auf die Niederländer übergehen, wie es auch die rührigen Hanseaten geschehen lassen mußten, daß sich allmählich der rege Verkehr aus ihren Kaufhäusern in die von jenen hinzog. Bald flatterten die Wimpel der holländischen Schiffe in Meeren, welche sonst ausschließlich von den Deutscheu befahren wurden, und brachten die Erzeugnisse ihres Gewerbfleißes nach fremden Ländern. Kaum waren dem Handel durch die Entdeckung von Amerika und durch die Auffindung des ostindischen Seeweges neue Bahnen angewiesen worden, als auch die Niederländer ihre ganze Kraft daran setzten, daraus Vorteil für sich zu ziehen. Ihre Schiffer scheuten den weiten und damals noch ziemlich unsicheren Weg über den Ozean nicht, und als Spanien in finsterem Despotismus den freien Geist der Bürger niederzudrücken versuchte, da waren diese schon mächtig genug zur See geworden, um selbst mit der größten Macht Europas den Kampf -erfolgreich zu beginnen. Nach langem und heißem Ringen mußte Philipp die Erfolglosigkeit seines Unternehmens zugestehen; es trat Ruhe ein im Kampfe, wenn auch der wirkliche Friede erst viele Jahre später abgeschlossen wurde. Mittlerweile hatten aber die frei gewordenen Niederländer den Handel so sehr an sich gezogen, daß selbst die feindlichen Spanier den größten Teil ihrer Kriegsbedürfnisse, ihre Waffen und Munition von jenen zu kaufen genötigt waren. Philipp Ii. fah zwar nur mit dem größten Widerwillen die holländischen Schiffe in seinen Häsen, doch würde sich, falls er ihnen den Zugaug zu den spanischen Gewässern verwehrt hätte, wahrscheinlich allerhandel nach Portugal gezogen haben. Als aber seit 1580 durch Herzog Alba Portugal unter das spanische Zepter gebracht war, da unterdrückte Philipp nicht länger seinen Wunsch, den Handel Hollands zu vernichten. Die Mannschaft der aus Holland in den spanischen und portugiesischen Häfen angekommenen Schiffe wurde in Haft genommen, die Schiffe selbst mit Beschlag belegt und den Unterthanen jeder weitere Verkehr mit den Einwohnern der „aufrührerischen Provinzen" verboten. Dieser Schlag sollte tödlich auf Hollands Handel

8. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 50

1900 - Leipzig : Spamer
50 Die Eroberung von Sibirien durch die Kosaken. recht der Vorsah in ihm, sein Vorhaben auszuführen, denn nun hatte er Erfahrungen gesammelt und war überzeugt, daß bei besseren Vorbereitungen die Sache gelingen müsse. Zunächst galt es, die Strogonow mehr, als bisher geschehen, in sein Interesse zu zieheu, und diese, vom Handelsgewinn getrieben, beschlossen, sich ganz mit ihm zu vereinigen. Kriegsbedarf und Lebensmittel fehlten dem kühnen Kosaken, und diese lieferten nun in reicher Fülle die wohlver- sehenen Magazine der reichen Kaufleute, die sich des Schenkungsbrieses vom 30. Mai 1574 erinnerten und von dem ihnen zustehenden „Rechte" auf Sibirien nun Gebrauch zu macheu beschlossen. Verstärkt durch einen Teil der Strogonowschen Truppen, brach Jermak zum zweitenmal auf. Unter großen Schwierigkeiten, im Kampfe mit den Eingeborenen, mit Hunger und Kälte, gelangte Jermak endlich zu Ende des Jahres l580 bis an die Tura. Aber die ungewohnten Anstrengungen hatten sein Heer fast aufgerieben, so daß er nur mit 1600 Mann die Winterquartiere beziehen konnte. Ein zweiter sibirischer Winter mußte Überstauden werden, und was der zu bedeuten hat unter dem 58. Grad nördlicher Breite, ersieht man daraus, daß dort über einen Monat lang das Quecksilber zu den festen Korpern gehört. Als das Frühjahr hereinbrach, da standen von dem an- sangs 5000 Mann zählenden Heere, kaum noch 1000 unter den Befehlen Jermaks und der beiden jüngeren Strogonow. Doch diesen sank keineswegs der Mut, und was sie mit dem größeren Heere nicht vollbracht, führten sie mit der kleinen, wohlbewaffneten und leicht beweglichen Schar aus. Auch Kutschum hatte gerüstet, und sein Zeltlager dehnte sich meilenweit am Zu- sammenslusse des Jrtysch und des Tobols aus; so weit das Auge reichte, sah man die mongolischen Jurten den ebenen Boden bedecken, und die Zahl der Krieger, welche sie beherbergten, schien aller feindlichen Anstrengungen zu spotteu. Doch mutigeu Streitern hilft das Glück! Der 23. Oktober 1581 sollte über Sibiriens Zukunft entscheiden, das Christentum über den Islam triumphieren. Fest entschlossen, zu siegen oder zu sterben, fielen die Kosaken im Sturme über das befestigte Zeltlager her, und ein furcht- barer Kampf eutspauu sich, der lange Zeit unentschieden blieb. Hier feste Disziplin und Feuerwaffen, aber eine winzige Schar; dort lose Reihen, Bogen und Pfeile, aber eine wogende Menschenmasse, zahlreich wie der Sand am Meere. Hin und her wogt der Kampf; immer neuen Massen führt Kutschum in die Schlacht, aber sie müssen vor dem Musketenseuer weichen und endlich in wilder Unordnung fliehen. Der ehemalige Räuber aber windet sich den Siegeskranz um die Schläfe und stürmt, ohne einen Augenblick zu verlieren, weiter nach Sibir, der Residenz des geschlagenen Kutschum. Man fand den Ort leer, besetzte ihn sofort und dehnte nunmehr die Herrschaft auf die umliegeudeu Völkerschaften aus, die herbeiströmten, um der neuen Sonne zu huldigeu und ihre Pelze als Tribut darzubringen.

9. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 58

1900 - Leipzig : Spamer
58 Die Eroberung von Sibirien durch die Kosaken. weiter vor und gewannen ganze Provinzen Chinas. In den Streitigkeiten dieses Reiches mit den Westmächten hatte Rußland sich still Verhalten und sogar sich auf Seiten Chinas hingeneigt; als Lohn für diese Freundschaft nahm es sich die Amurländer. China konnte nicht widerstehen und mußte darein willigen. Rußland erreichte durch verhältnismäßig geringe An- strengung die Erfüllung seines schon seit Jahrhunderten gehegten sehn- lichsteu Wunsches; denn das war im Laufe der Zeit klar geworden, daß Sibiriens Handel immer gelähmt bleiben müsse, so lauge demselben nicht durch die freie Schiffahrt auf dem Amur ein Absatzweg eröffnet werde. Immer und immer war Rußland mit Vorschlägen an die Chinesen heran- getreten, ihm den Fluß abzulassen. Da wurde 1847 der ebenso thätige als gewandte Graf Murawiew zum Generalgouverneur Ostsibiriens er- nanut, dessen erste Handlung es war, einen Offizier nach den Amur- gegenden abzuschicken. Obgleich derselbe nicht wieder zurückkehrte, ließ dessen Chef sich doch keineswegs abschrecken, ordnete größere Expeditionen ab, welche die Ochotskische See und die Amurmündungen erforschen und daselbst russische Handelsposten anlegen mußten. Im Jahre 1854 ging er selbst nach jenen Gegenden ab. Damals, als der orientalische Krieg ausgebrochen war, kam es darauf an, die russischen Kriegsschiffe im Stilleu Ozean schnell mit Kriegsbedarf und Lebensmitteln zu versehen. Murawiew ruderte mit einer kleinen Flotte und Armee ins chinesische Gebiet hinein; ein Dampfer, fünfzig große Barken und zahlreiche Flöße, beladen mit Geschütz und 1000 Kosaken, gingen den Amur hinab und legten sich vor der chinesischen Stadt Aignn vor Anker, wo die schlecht- bewaffneten eingeborenen Soldaten aufgestellt waren. Sie schauten neu- gierig auf die kühnen Eindringlinge, ließen sie aber ruhig weiter ziehen. Murawiew hatte bei dieser Fahrt die Schwäche der Chinesen und die Trefflichkeit des Amurs als Wasserstraße kennen gelernt; er benutzte daher den letzteren in den folgenden Jahren ganz ungehindert, legte Stationen an und setzte sich auf jede Weise fest. Chinesische Mandarinen, die dagegen Einspruch erheben wollten, wurden, ohne angehört zu werden, fortgeschickt; man gebrauchte eben ganz einfach das Recht des Stärkern und kümmerte sich um die Protestation sehr wenig. In Petersburg war man überrascht über das kühne und rücksichtslose Unternehmen Mnrawiews, billigte es aber und sandte ihm Unterstützung, so daß derselbe im Jahre 1858 alles nördlich vom Amur gelegene Land in seine Hände brachte. Durch den in Aiguu gefchloffenen Vertrag wurde diese Besitzergreifung von seiten Chinas bestätigt. Das Land zwischen dem Flusfe Usfuri und der mandschurischen Küste sollte beiden Reichen gemeinschaftlich gehören, doch trat schon 1860 China, dem Drängen Rußlands nachgebend, diese Länder vollständig ab, so daß sich die russische Grenze bis nach Korea hin ausdehnte.

10. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 98

1900 - Leipzig : Spamer
98 Die Engländer in Ostindien. gewährte, erregte natürlich den Neid der daran nicht beteiligten Kauf- leute. Diese Mißgunst würde jedoch kaum einen so hohen Grad erreicht haben, wenn sich jener ungeheure Gewinn unter eine größere Zahl von Aktionären verteilt hätte; so aber kam er nur einer geringen Anzahl von Aktieninhabern zu gute. Als die Geschäfte der Kompanie im Jahre 1691 ihre höchste Blüte erreichten, lag deren Leitung ausschließlich in den Händen weniger Kaufherren von ungeheurem Reichtum. Jede Aktie, welche auf den Namen des Eigentümers eingeschrieben war, gewährte diesem eine Stimme. Man wollte wissen, daß damals 14 Personen über ein Drittel sämtlicher Stimmen verfügten, und berechnete, daß gar mancher jener glücklichen Spekulanten ein jährliches Einkommen von 10 000 Pfd. Sterl. aus dem Monopol der Kompanie bezöge. Alle Welt deutete be- souders aus einen Mann hin, wenn er sich auf der „königlichen Börse" blicken ließ. Dieser Glückliche, der sich durch wohlverstandene Einkäufe von Stammaktien in kurzer Zeit ein jährliches Einkommen von 20 000 Pfd.sterl. erworben hatte, war Josua Child. Er erhielt zuerst den beneidenswerten Titel eines Nabob und wetteiferte in bezng auf Aufwand und Einfluß mit den ersten und angesehensten Edelleuten des Reiches. Sir Josua Child hatte als armer Bursche begonnen, einen der City- läden rein zu fegen und sich in der Zeit infolge seiner Fähigkeiten aus niedrigen Anfängen schnell zu Besitz, Ansehen und großem kaufmännischen Ruf emporgeschwungeu, so daß er in der Handelswelt Londons bald den hervorragendsten Platz einnahm. Sobald Josua Child Mitglied des Komitees der Ostindia-Kompanie geworden, blieben die Folgen nicht auo. Es dauerte nur kurze Zeit, und die wichtigsten Stellen des Ostindiahanses in Leadenhallstreet, sowie in den Faktoreien an der West- und Ostküste von Vorderindien, befanden sich in den Händen von Verwandten und Günst- lingen des vielvermögenden Mannes. Bombay, die ursprünglich von den Portugiesen gegründete, aber von diesen 1064 abgetretene Hauptstadt der westlichen Präsidentschaft des indo-britischen Reiches ist noch heute nach Kalkutta der wichtigste Handels- platz in den indischen Meeren. Die Bedeutung dieses Punktes erkannten die Briten schon wenig Jahrzehnte nach ihrem Erscheinen im Osten. Von hier aus ließen sich die mannigfachen Erzeugnisse eines reichen Hinter- landes heranziehen und nach den Märkten nnsres Weltteiles verfahren. Wertvolle Ladungen von Pfeffer, Baumwolle, Reis, Arak, Bambus, feine Hölzer, Gummi, weiterhin Perlmutter, Perlen und edle Gesteine wurden von unternehmenden Kaufleuten zweier Weltteile feilgeboten und einge- handelt. Zahlreiche kleine Flotten unter britischer Flagge liefen von dort bald gegen europäische Feinde, bald gegen indische Seeräuber aus. Die immer weiter um sich greifende Macht der Ostindischen Kompanie hatte eine Reihe von Niederlassungen zur Folge, deren Gedeihen mit dem Auf- blüheu Bombays gleichen Schritt hielt.
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