Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Königreich Preußen, 341
Unter allen preußischen Fischereiplätzen steht Eckernförde obenan; als Fisch-
räucherort ist Ellerbeck bei Kiel besonders bekannt. Der Fischvertrieb wird zum
Teil durch Altouaer und Hamburger Firmen besorgt. Für Hebung des Fischerei-
gcwerbes geschieht neuerdings durch die Staatsregierung das Möglichste, durch die
auch neue und reiche Fischgründe aufgesucht worden sind. Die Fifcherflotte der
Provinz ist au der Ostsee nicht unbedeutend, dagegen befanden sich an der Nordsee
1889 nur 98; es fischten an der Nordsee 91 Fahrzeuge der Provinz mit Grund-
schleppuetz. Im Wattenmeer der schleswigschen Westküste befinden sich Austernbänke,
welche seit dem Anfange des vorigen Jahrhunderts durch den Staat an Private ver-
pachtet werden; in den letzten Jahren konnte jedoch keine Ausbeutung derselben statt-
finden; mannigfache Bemühungen, die Austern wieder zu vermehren und in andern
Küstengebieten neu einzubürgern, sind noch von keinem rechten Erfolge gewesen.
Der Schiffahrts- und Handelsbetrieb der Provinz wird durch die
Meereslage derselben außerordentlich begünstigt. Das Land bildet gewisser-
maßen die Brücke für den Handelsverkehr mit Skandinavien. Gegenwärtig ist
Kiel der Handelsmittelpunkt der Provinz, demnächst ragen auch Flensburg
und Altona hervor.
Von großer Bedeutung für die Entwickeluug des Handels waren die Anlegung
des Eiderkanals (1777—84), die Zollordnung von 1838, die Aufhebung des Sund-
zolles (1857) und vollends die Einverleibung der Herzogtümer in Preußen (1866)
und der Eintritt derselben in den Zollverein (1867). Die letzteren Ereignisse haben
naturgemäß dem Handel eine andre Richtung gegeben; an die Stelle des regen
Verkehrs mit Dänemark trat nunmehr ein um so lebhafterer Handel mit dem Zoll-
verein, und diefer wird immer selbständiger. Flensburg war früher Hauptplatz;
dasselbe wurde dann von Altona überflügelt, und neuerdings hat, wie erwähnt,
Kiel den ersten Rang inne. Von alters her ein berühmter Meßplatz („Kieler Um-
schlag"), hat diese Stadt gegenwärtig den zweitgrößten Schiffsverkehr unter allen
preußischen Seeplätzen, und besonders auch unter den deutschen Ostseehäfen.
Während das ganze Deutsche Reich am 1. Januar 1888 3811 Schiffe mit 1240182
Registertonnen Raumgehalt und 37 076 Mann Besatzung besaß, hatte Schleswig-
Holstein im Ostseegebiete 297 Schiffe mit 74092 Registertonnen und 2388 Mann
Besatzung, im Nordseegebiete 373 Schiffe mit 29 923 Registertonnen und 1340 Mauu.
Verhältnismäßig groß war an der Ostsee die Zahl der Dampfer (142 gegen 18 an
der Nordsee). Von den preußischen Häfen nimmt Kiel nach Stettin den ersten Rang
ein (Eingang 1887: 3869 beladene Schiffe mit 481624 Registertonnen; Ausgang:
2295 beladene Schiffe mit 30t 473 Registertonnen). Flensburg brachte es im gleichen
Jahre auf 1132 beladene Schiffe von 125487 Registertonnen (Eingang) und 602 be-
ladeue Schiffe von 41907 Registertonnen (Ausgang), Altona auf 548 beladene Schiffe
mit 111415 Registertonnen (Eingang) und 382 beladene Schiffe mit 3l421 Register-
tonnen (Ausgang). Andre Hafenstädte von Bedeutung sind Neustadt, Burg auf
Fehmarn, Heiligenhafen, Neumühleu bei Kiel, Kappeln, Sonderburg und Tönning.
Eine Anzahl von Schiffen mit einem Raumgehalt von 200—400 Registertonnen liegen
in den japanifchen und chinesischen Gewässern der Küstenschiffahrt ob. Einen hervor-
ragenden Platz unter den Handelsartikeln nehmen die Bodenerzeugnisse und Vieh ein.
Flensburg, Husum, Kiel, Heide und Altona sind für Getreide, Husum und Itzehoe
für Vieh am bedeutendsten. Husum hat sowohl in Magervieh (besonders aus Jüt-
land) als auch in Fettvieh einen höchst bedeutenden Umsatz. In der Einfuhr treten
folgende Gegenstände besonders hervor: Rindvieh, Pferde und Schweine aus Däne-
mark; Roggen aus preußischen, russischen und dänischen Häfen; Leinsamen aus
Rußland; Bauholz aus Rußland, Ost- und Westpreußen, Schweden und Norwegen;
Stz:inkohlen aus England und Westfalen; Salz aus dem deutschen Binnenlande;
Eiren aus Lothringen, Schweden und England; Eisen-, Woll- und Baumwollwaren
mg den deutschen Jndnstriebezirken, Hamburg und England; Lein- und Banmwoll-
waren aus deutschen Jndnstrieplätzen und Hamburg; Kolonialwaren aus Hamburg,
England, Holland und überseeischen Ländern; in der Ausfuhr treten auf: Pferde
nach Hamburg und dem deutschen Binnenlande; Fettvieh, Felle, Häute, Wolle, Speck,
Fleisch und Butter nach England (meist über Tönning) und Hamburg; Fische
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Extrahierte Ortsnamen: Kiel Nordsee Nordsee Skandinavien Flensburg Altona Flensburg Altona Kiel Schleswig-
Holstein Nordseegebiete Nordsee Stettin Flensburg Altona Heiligenhafen Kiel Kappeln Sonderburg Flensburg Husum Kiel Altona Husum Itzehoe Husum Magervieh Jüt- Schweden Norwegen England Westfalen Lothringen Schweden England Hamburg England Hamburg Hamburg England Holland Hamburg England Hamburg
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Su Erstes Kapitel.
Inseln Nordstrand, Pellworm und die Halligen, Darin: Husum, Kreisstadt und
Bahnstation an der Husumer Au und am Rande der Marsch, 6268 Einwohner.
Gymnasium mit Realprogymnasium, Eisengießerei, Hafen, Viehhandel (Ausfuhr);
Dampfschiffahrt nach den nordfriesischen Inseln, (Mehrfache Verheerungen durch
Sturmfluten.) In dem benachbarten Wattenmeere die schleswigschen Austernbänke
(jetzt geschont), — Bredstedt, großer Flecken in der Nähe der Marsch (2212 Ein-
tvohner), Viehzucht, Viehhandel; kleiner Hafen. — An der Küste liegen verschiedene
„Köge". — Nvrdstrand, Pelworm und die 13 Halligen sind die Reste der ehe-
maligen großen Insel Nordstrand, welche durch große Fluten zwischen dem 14, und
17. Jahrhundert zu Grunde gegangen ist. Nordstrand und Pellworm haben
fruchtbaren Marschboden und sind jetzt durch große Deiche geschützt; erstere Insel mit
2370 Einwohnern (worunter 300 Katholiken), letztere mit 2061 Einwohnern. Die
Halligen sind kleine uneingedeichte Inseln, die° höheren Stellen der bei der Ebbe
hervortretenden Watten; sie haben gute Viehweiden, sind aber bei Sturmfluten sehr
gefährdet. Tic Wohnungen der Bevölkerung, die aus mutigen Seefahrern besteht,
liegen auf Warfen (erhabenen Punkten); Viehzucht und Sammeln von Muscheln.
Bewohnt sind unter andern Hooge, Nordmarsch, Gröde, Oland,
Nordöstlich vom vorigen der Landkreis Flensburg, zu beideu Seiten des Flens-
burger Busens, besonders aber im Süden desselben; der Boden ist in den östlichen
Teilen meist sehr fruchtbar; in den südwestlichen hingegen finden sich Moore und
Heiden. Darin; Flensburg, selbständige Stadt und Bahnstation im Hintergründe
des schönen Flensburger Busens, hufeisenförmig gebaut, 33313 Eimvohner. Land-
und Schwurgericht, Landraisamt des Landkreises; Hauptsteueramt, Gymnasium mit
Realgymnasium, Seemannshanpt- und Schiffahrtsschule, Landwirtschaftsschule; viele
milde Stiftungen; lebhafte Industrie (Fabrikation von Tuch und Wollwaren, Walte,
Tabak und Zigarren, Papier, Glas; Ölen, anch aus Palmkernen; Seife, Tapeten,
Zündwaren, Preßhefe, Essig, Zement und Thonwaren; zahlreiche Ziegeleien;
Eisengießerei und Maschinenbau; Bierbrauerei und Brennerei; bedeutender Schiff-
bau :e.); vortrefflicher und geschützter Hafen; Reederei (46 Seeschiffe, worunter einige
20 Dampfer); bedeutender Seeverkehr; reger Fischereibetrieb und Pferdemarkt, Reichs-
bankstelle, Kreditverein und Handelskammer. Zu der Stadt gehören jetzt mehrere
benachbarte Dörfer (Duberg, Fischerhof, St. Jürgen je.). Alte Stadt (schon 1284
Stadtrechtej. — Im Landkreise Flensburg; Krusau, in der Nähe des Flensburger
Busens, Messingwerk, — Südlich von der Flensburger Bucht, iu der fruchtbaren
Landschaft Angeln, Översee, an der oberen Treene, Dorf; Sieg über die Dänen
(1864). — Glücksburg, Flecken in schöner Lage, am Flensburger Busen; großes
Schloß (ehemals hier Benediktinerktoster); Seebad, Obst- und Gemüsebau, lange
Residenz der Herzöge von Schleswig-Holstein-Glücksburg (1662—l778).
Nordöstlich vom vorigen der Kreis Z'onderburg; derselbe besteht aus der Insel
Alfen und der gegenüber liegenden Halbinsel Snndcwitt; die Insel ist sehr fruchtbar
und wohlangebaut, auch im Besitze schöner Laubwälder und Obstpflanzungen; die
Bevölkerung meist dänisch. Auf der Insel; Sonderbnrg, Kreisstadt in prächtiger
Lage am Alsensunde, 5267 Einwohner. Pontonbrücke zum Festlande; Schloß, Real-
Progymnasium, Spinnerei und Weberei, Schiffbau, Eisengießerei, Dampfmühlen;
guter Hafen, Seebad, Dampfschiffahrt (nach Kiel, Flensburg ?e.; l886 gingen 624
beladene Schiffe mit 38077 Tonnen ein und 466 beladene Schiffe mit 30720 Tonnen
aus); siegreicher Übergang der Preußen (am 29. Juni 1864); früher Bollwerk der
Dänen. — Nordöstlich Augustenburg, Flecken an der Bucht gleichen Namens;
Schloß (1770—76 erbaut; ehemals Residenz der Herzöge von Schleswig-Holstein-
Sonderburg-Augustenburg); Lehrerinnenseminar. — Im Norden der Insel der Flecken
Norbnrg; ehemals sehr feste Burg (Ruine). — Auf der Halbinsel Sundewitt: In
der Mitte das Dorf Broacker (Viehmärkte). An dem schmalen Eckensund (Ab-
zweigung des Flensburger Busens) das Dorf gleichen Namens (Ziegeleien). Sonder-
bürg gegenüber das Dorf Düppel. Dabei ehemals die starken „Düppeler Schanzen",
viel umkämpft (Treffen am 28. Mai 1848; von Bayern und Sachsen erstürmt am
13. April 1849, von den Preußen am 18. April 1864). — Sandberg am Alsen-
sunde ist Hauptort der Grafschaft Reventlow-Sandberg.
Nördlich vom Kreise Flensburg der Kreis Äpenrade; an dem Apenrader Busen
und von diesem südwärts bis zu dem Busen von Flensburg; im Westen reich an
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Die übrigen Staaten in Mittel- und Norddeutschland. 457
Der Verkehr an diesem Platze ist freilich infolge der vermehrten Eisenbahnverbiu-
düngen in letzter Zeit nicht unerheblich zurückgegangen. Von den Steinkohlen werden
etwa 74 Proz. ausgeführt; sehr stark ist auch die Einfuhr, beziehentlich Durchfuhr
böhmischer Braunkohlen. Abgesehen von Steinkohlen, sowie von andern Produkten
des Bergbaues, gelangen besonders Gewebestoffe und Holzwaren zur Ausfuhr, teil-
weise in die fernsten Gegenden, während Rohstoffe für die Industrie (Wolle, Baum-
wolle, Flachs :e.), Kolonialwaren und Getreide eingeführt werden. Handels- und
Gewerbekammern sind in den wichtigsten Handelsplätzen (Zittau, Dresden, Chemnitz,
Plauen, Leipzig); auch das Bank- und Kreditwesen findet geeignete Vertretung. Die
Reichsbank hat eine Hauptstelle in Leipzig und Nebenstellen in mehreren bedeuten-
deren Plätzen. An sonstigen Bankinstituten find zu nennen: die Leipziger Bank, die
Allgemeine Deutsche Kreditanstalt, der Leipziger Kassenverein, die Leipziger Vereins-
bank (sämtlich in Leipzig); die Sächsische Bank, die Dresdener Bank, die Sächsische
Lombard- und die Sächsische Kreditbank (in Dresden), die Stadtbank (in Chemnitz),
die Landständische Bank (in Bautzen) :c. • Auch das Sparkassenwesen ist hoch ent-
wickelt. In Leipzig ist die Zahl der buchhändlerischen Firmen 1833—1883 von 92
auf 523 gestiegen; außerdem waren 1883 in Leipzig noch 5574 auswärtige Firmen
vertreten, von denen etwa '/z in Leipzig stehendes Lager hatten; 1882 wurden hier
2628 Werke publiziert.
Das Verkehrswesen ist der Bedeutung des sächsischen Handels ange-
messen. Als Wasserweg dient die Elbe; die Landstraßen sind zahlreich und
in gutem Zustande, das Eisenbahnwesen besitzt ein sehr verzweigtes System
und auch Post und Telegraphie haben eine entsprechende Entwickelung erhalten.
In Schandau gingen 1888 zu Thal 8015 beladene Schiffe mit einer Ladung
von 2175500 Tonnen und 305 800 Tonnen Floßholz, und zu Berg >177 beladene
und 6363 unbeladene Schiffe mit 199200 Tonnen Ladung durch. Es verkehren
einige 20 Personen- und ebensoviel Schleppdampfer, beziehentlich Kettendampfer und
Güterdampfer. Im Eisenbahnwesen ist, wie in Preußen, das System der Staats-
bahnen zum Durchbruche gekommen. Im Jahre 1888/89 waren 2135 km Eisen-
bahnen (sämtlich unter Staatsverwaltung) vorhanden. Im Personenverkehr ist die
Strecke Dresden-Potschappel, im Güterverkehr (wegen der Kohlenabfuhr) die Strecke
Eainsdorf-Zwickau-Werdau die freqnenteste. Die' Staatsstraßen haben eine Länge
von ca. 3800 km, wovon rund 2800 km kunstmäßig ausgebaut sind. — Das sächsische
Postwesen ist am l. Jan. 1868 auf den Norddeutschen Bund, 1872 auf das Deutsche
Reich übergegangen; es sind Oberpostdirektionen zu Dresden und Leipzig vorhanden.
Bei dem, wie erwähnt, durchschnittlich recht guten Boden wird ziemlich
viel Getreide erzeugt, doch erfordert die zahlreiche Jndustriebevölkerung fast
ein Drittel mehr Getreide als geerntet wird. Die Viehzucht ist sehr be-
deutend; namentlich stark ist der Bestand an Rindvieh, demnächst an Pferden
und Schweinen, verhältnismäßig am schwächsten der an Schafen, doch ist die
Rasse derselben noch immer sehr gut.
Im Jahre 1882 (5. Juni) gab es landwirtschaftliche Betriebe überhaupt
192921, davon nur auf eigenem Lande 121433 (Gesamtfläche: 994714 ha), auf
eigenem und gepachtetem 51508 und nur auf gepachtetem 19880 (Gesamtfläche des
Pachtlandes: 139482 ha). Am verbreitetften sind die mittleren Betriebe (von
l0 100 ha), welche 57,„ Proz. betragen, kleine Betriebe (von 1 — 10 ha) gibt es
25.7 Proz-, große Betriebe (von über 100 ha) 14., Proz. Im Jahre 1888 waren
bestellt mit Roggen 212104 (Ernteertrag: 289126 Tonnen), mit Weizen 50500
^Ernteertrag: 97 796 Tonnen), mit Gerste 32 652 (Ernteertrag: 49 349 Tonnen), mit
Kartoffeln 118846 (Ernteertrag: 1218748 Tonnen), mit Hafer 183233 (Ernteertrag:
285672 Tonnen) und mit Wiesenbau 276 984 ha (Ernteertrag: 453359 Tonnen). —
Der Zuckerrübenbau ist verhältnismäßig gering; im Jahre 1888/89 wurden von drei
Zuckerfabriken 70 669 Tonnen Rüben zu 8829 Tounen Rohzucker und 1925 Tonnen
Melasse verarbeitet. In demselben Verwaltnngsjahre waren 592 Brennereien im
Gange, von denen 116000 Tonnen Kartoffeln, 12400 Tonnen Getreide und 5000
sonnen andre Stoffe verarbeitet wurden. — Bei den Forsten überwiegen die
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Bremen. 551
großen Postlinien nach Ostasien und Australien sicher und ungemein schnell segelnde
Dampfer stellt. Augenblicklich gehen die großen Seeschiffe nur bis Bremerhaven.
Daselbst gingen 1888 ein mit Ladung 1102 beladene Schiffe mit 1030371 Tonnen,
in Ballast :c. 106, und wieder aus 1054 beladene Schiffe mit 839250 Tonnen und in
Ballast 2c. 365. Nach Bremen selbst kamen im gleichen Jahre 877 beladene Schiffe
mit 109392 Tonnen nebst 87 in Ballast ac., und es gingen von dort aus 606 be-
ladene Schiffe mit 88161 Tonnen und in Ballast :c. 187. Hierzu kam noch der
Verkehr auf dem Weserstrome. Auf demselben kamen zu Thal an 1888 im ganzen
1136 beladene und 57 unbeladene Schiffe mit 247800 Tonnen an Gütern und 9800
Tonnen Floßholz, und es gingen ab zu Berg 504 beladene und 237 unbeladene
Schiffe mit 84300 Tonnen an Gütern. — Wichtig ist Bremen namentlich auch als
Auswanderungshafen. Von den 90259 Deutschen, welche 1889 auswanderten, gingen
nur 13158 über ausländische Häfen, die übrigen 74101 über Hamburg und Bremen.
Neben dem Norddeutschen Lloyd bestehen noch die Dampfergesellschaft „Neptun" fbe-
sonders für Skandinavien) und die Bugsiergesellschaft „Union." Für die Seeverfiche-
rung sind drei bremische und 26 fremde Seeaffekuranzgefellfchaften thätig; für die
Förderung des Handels bestehen sonst noch eine Reichsbankhanptstelle und neun Banken
(Bremer Bank, Deutsche Nationalbank, Bremische Hypothekenbank, Gewerbe- und
Geuosfenbank 2c.; auch sind die „Bremer Lebensversicherung", die „Brandversichernngs-
anstatt im Gebiet", der Kaufmannskonvent und die Handelskammer, die Auffichts-
behörde des „Wafferfchout", zwei Seemannsämter (in Bremen und Bremerhaven) und
eine Lotsenstation (in Bremerhaven) vorhanden. — Das Großgewerbe besaßt sich mit
Zigarren- und Tabaksfabrikation (jetzt von Bremer Fabrikanten besonders in der
hannoverschen Nachbarschaft betrieben), Schiffbau (sieben Werften), Seilerei, Reep-
fchlägerei und Segelmacherei, Eisenguß und Maschinenbau, Fabrikation von Zigarren-
kisten, Znckersiederei, Brennerei und Brauerei, Buch- und Steindruck. Es bestehen
ein Gewerbekonvent und eine Gewerbekammer. Jährlich finden in Bremen mehrere
Pferde-, Stuhl- und Holzmärkte statt. Die Landwirtschaft tritt zwar sehr zurück, doch
besteht für den Staat eine Kammer für Landwirtschaft. Im Jahre 1883 waren vor-
Händen an Acker- und Gartenland 6721, an Wiesen 8606, an Weiden, Hutungen :c.
6259, an Forsten 228 und an Haus- und Hofränincn, Wegen, Gewässern :c. 3328 ha.
Am größten sind die Ernteflächen für Roggen, Hafer und Wiesenheu (1831, bez. 1521
und 8638 ha). Der Viehstand betrug am 10. Januar 1883: 4748 Pferde, 14114
Rinder, 446 Schafe, 7081 Schweine und 4250 Ziegen; derselbe ist sonach für alle
Tierarten außer den Schafen verhältnismäßig groß (18,6 bez. 55,2r 1„, 27,7, 16,6 Proz.
gegen einen Reichsdurchschnitt von 6,5, 29,.2, 35,g, 17,u, und 4,9 Proz.).
Abgesehen von den bereits erwähnten trefflichen Wasserstraßen, ist für
Kunststraßen hinlänglich, für Eisenbahnverbindungen trefflich gesorgt.
Bremen ist durch Kunststraßen mit Harburg, Oldenburg, Osnabrück, Vegesack,
sowie mit kleineren Orten der Nachbarschaft (Brinkum, Lilienthal, Lesum, Hemelingen)
verbunden; zu etwa 54 km Kunststraßen treten noch etwa 33 km Landstraßen.
Außerdem wird das Gebiet durch folgende Bahnstrecken berührt: Hannover-Geeste-
münde-Bremerhaven, Vcnlo-Hamburg, Bremen-Oldenburg, Bremeu-Langwedel-Ülzen.
Im Jahre 1888/89 waren ca. 45 km Eisenbahn vorhanden, welche im Staatsbe-
triebe waren. In der Stadt ist eine königlich preußische Eisenbahndirektion. Das
Postwesen wurde in Bremen schon sehr frühzeitig organisiert; bis zum 1. Januar
1867 bestanden neben einander ein hannoversches, preußisches und Thurn und
Taxisfches Postamt, seitdem ging das Postwesen auf den Norddeutschen Bund, bez.
das Reich über; feitdem besteht in der Stadt Bremen eine Oberpostdirektion.
In dem Freistaate Bremen steht die vollziehende Gewalt dem Senate
(18 lebenslängliche Mitglieder) zu, welcher aus seiner Mitte auf je vier Jahre
zwei Bürgermeister erwählt. Tem Senate steht die „Bürgerschaft" beratend
zur Seite (150 Mitglieder). Für die einzelnen Verwaltungszweige bestehen
Deputationen (Mitglieder des Senates und der Bürgerschaft, bez. Fachmänner).
In Bremerhaven und Vegesack sind besondere Gemeindebehörden, für das
Landgebiet ein besonderer Senator („Landherr") vorhanden. Die Militär-
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TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Großherzogtum Oldenburg. 561
und mehr ha kommen nur vereinzelt vor (nur 3, 4 Proz.). Im Jahre 1883 nahmen
ein: das Acker- und Gartenland 181623, die Wiesen 75311, die Weiden, Hutungen,
Öd- und Unland 295886, die Forsten und Holzungen 58901, die Haus- und Hof-
räume, Wege, Gewässer ?c. 30308 ha. Hiernach sind von verhältnismäßig sehr großem
Umfange die Weiden ?e., d. h, das geringwertige Land (46,, Proz. gegen nur
9,4 Proz. im Reichsdurchschnitt), die übrigen Bodenkategorien dagegen bleiben sämtlich
hinter dem Reichsdurchschnitt zurück, zum Teil recht erheblich (Ackerland ?e., 23,3 gegen
48„, Forsten ac., 9,2 gegen 25,7 Proz. im Reichsdurchfchnitt'!. Im Jahre 1888 be-
trugen die Ernteflächen für Roggen 62566, für Weizen 5499, für Spelz 6, für Gerste
9676, für Kartoffeln 14390, für Hafer 34922 und für Wiesenheu 74809 ha. Die
Ernteergebnisse waren 60282, bez. 7065,7, 14775, 102335, 44323 und 155029
Tonnen. — Die Forsten teilen sich in 21054 ha Krön- und Staats-, in 6507 ha
Gemeinde-, 588 ha Stistungs-, 1700 ha Genossen- und 29052 ha Privatforsten. Im
Herzogtum Oldenburg ist etwa die Hälfte der Forsten Laub- (Eichen-) Wald; auf
den Hcideflächeu der südlichen Hälfte des Gebietes werden besonders Nadelhölzer
gezogen. Im Fürstentum Lübeck finden sich vorzugsweise Buchenwälder in größeren
Beständen; dieselben sind ausschließlich Staatseigentum. Das Fürstentum Birken-
seld besitzt in wertvollen Beständen hauptsächlich nur Buchen- und Eichenwald. —
Insgesamt sind 59,5 Proz. Laub- und 40,5 Proz. Nadelholz vorhanden; auf Bucheu
kommen 19,2 und auf Kiefern 35,. Proz. — Auf der Geest wird neben Ackerbau
(Roggen, Hafer, Buchweizen und Kartoffeln) auch Schweine- und Schafzucht (Heid-
schnucken), in den Marschgegenden außer dem Anbau von Gerste, Hafer, Raps :e.,
namentlich Weidewirtschaft mit bedeutender Rinder- und Pferdezucht betrieben. Die
oldenburgischen Pferde haben einen starken Bau und sind als Wagenpferde im
übrigen Deutschland sowie in Österreich, Belgien und Frankreich geschätzt. Die
Landesregierung fördert emsig die Pferde- und Rinderzucht; bei der letzteren zielt
man besonders auf Fettvieh ab, das uach England ausgeführt wird, doch züchtet mau
auch Milchvieh, welches nach Sachsen und Schlesien Absatz findet. Für Gemüse,
Butter, Käse, Eier :e. bilden die Seestädte (Bremen, Bremerhaven, Geestemünde und
Wilhelmshaven) bequeme Absatzstellen. Im ganzen wird in dem Staatsgebiete nur
beim Rinderbestande der Reichsdurchschnitt übertroffen (mit 32,g Proz. gegen 29,2).
Am 10. Januar 1883 waren vorhanden: 35977 Pferde, 2n147 Rinder, 160937
Schafe, 95294 Schweine und 27407 Ziegen. — In den Moorgegenden bildet die
Torfgewinnung einen Haupterwerbszweig der Bevölkerung, zumal im Herzogtum
Torf als Hauptbrennmaterial (teilweise selbst den Eisenbahnlokomotiven) dient. —
Die Reederei ist ziemlich entwickelt und knüpft sich an die Orte Elsfleth, Brake und
Barßel; es sind die Seeschiffe jedoch meist nur klein, die Zahl der Dampfer noch
sehr gering. Die Zahl der Seeschiffe betrug 1889 287 Schiffe mit 79 836 Tonnen
Gehalt und 2033 Mann Besatzung, darunter 12 Dampfschiffe mit 5663 Tonnen
Gehalt und 156 Mann Besatzung; außerdem sind Küsten- und Flußschiffe in ziem^
licher Zahl vorhanden. In Brake gingen 1888 mit Ladung ein 307 Schiffe mit
86348 Tonnen, außerdem in Ballast 35 mit 6421 Tonnen, es gingen 181 beladene
Schiffe mit 41414 Tonnen und 106 in Ballast mit 37040 Tonnen Gehalt. In dem
gleichfalls oldenburgischen Hasen Nordenham wurde im selben Jahre die Ankunft
von 61 beladenen Schiffen mit 45 925 Tonnen und 16 in Ballast mit 393 Tonnen,
ferner der Ausgang von 96 beladenen Schiffen von 8299 Tonnen und 31 in Ballast
mit 26932 Tonnen festgestellt. Der überseeische Verkehr geht besonders nach Schweden-
Norwegen, den deutschen Ostseeplätzen, Rußland, England und Nordamerika. Der
Schiffbau wird auf etlva 30 Werften betrieben und stellt jährlich 40—50 größere
Schiffe her. Die sonstige Industrie des Herzogtums erstreckt sich auf Ziegelei (Bau-
steine, Klinkersteine für den Straßenbau und Drainröhren), Eisenindustrie (Eisen- und
Stahlwerk in Augustfehn, Eisengießereien in Oldenburg und Varel), Strumpfwirkerei
(im südlichen Teile), Korkschneiderei (in Delmenhorst und Umgegend) Leinwand-
und Baumwollenspinnerei und -Weberei (in Oldenburg, Varel und Dinklage, sowie
anderwärts als Hausindustrie), Jutespiunerei und -Weberei (in Delmenhorst), Tabaks-
und Zigarrenfabrikation (in Delmenhorst und Lohne), Tauwerk- und Segelmacherei
(in den Weserorten), Weißgerberei (in Wildeshausen und Kloppenburg); hierzu
treten Bierbrauereien und Branntweinbrennereien. — Im Fürstentum Lübeck ist die
Industrie hauptsächlich nur bemüht, die lokalen Bedürfnisse zu befriedigen. Es finden
Das Deutsche Reich. qß
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Extrahierte Ortsnamen: Oldenburg Oldenburg Eichenwald Deutschland Belgien Frankreich England Sachsen Bremen Bremerhaven Wilhelmshaven Elsfleth Schweden-
Norwegen England Nordamerika Oldenburg Varel Delmenhorst Oldenburg Varel Delmenhorst Delmenhorst Weißgerberei Kloppenburg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
8 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union.
drei Söhnen das Patent des ausschließlichen Handels „nach allen Ländern,
Meeren und Golfen im Westen, Osten und Norden", die er zu entdecken
hoffte. Die Expedition zog sich nun noch ein Jahr hinaus, vermutlich weil
der spanische Gesandte gegen dergleichen Unternehmungen am englischen Hofe
Vorstellungen machte, da sie ein Eingriff in die vom Papste zugebilligten
Rechte der Krone Spaniens seien. Mit einem einzigen Schiffe „Matthew"
wurde vom Hafen zu Bristol aus 1497 die Fahrt ausgeführt.
Nachdem 400 Meilen im Atlantischen Ozean zurückgelegt worden
waren, fand man am 24. Juni 1497 das Festland von Amerika und eine
vorliegende Insel, die nach dem Tage der Entdeckung St. Johannes ge-
nannt wurde. Wahrscheinlich waren es Neufundland und Labrador, wo
die Seefahrer landeten. Das aufgefundene Land war indessen zu weiteren
Forschungen wenig einladend, denn die Jagd auf Eisbär und Remitier und
die Ausbeutung der fischreichen Gewässer fand man weder damals noch
später verlockend genug, um bereits eine Niederlassung dort anzulegen.
Um diese Zeit zeigten sich auch Portugiesen in jenen nordwestlichen
Meeren. Schon 1464 soll der Statthalter der Azoren, Johann Cortreal,
eine Stocksischküste (Terra do bacalhao) besucht haben. Ohne Zweifel war
dies nur die längst bekannte Insel Island; sein Sohn Kaspar segelte aber
weiter nordwestlich und kam 1500 an das ..grüne Land" (Grönland). Im
nächsten Jahre fand er die großen, reichen Fischergründe au der Küste von
Neufundland. Lange Zeit wurden die Inseln des Lorenzgolfes das Land
des Cortreal genannt, sonst hießen sie aber auch die Bacalhaos- (Kabeljau-)
oder Stockfischinseln, weil der Fang dieses Fisches sehr bald die Seefahrer
der verschiedensten Nationen dahin zog. Im Jahre 1504 landeten des
Fischfanges wegen Franzofen aus der Bretagne und Normandie an den
neufundländischen Küsten und gaben dem Kap Breton in Neuschottland
den Namen.
Erst nach 17 Jahren — denn die Kolonisationsversuche der ersten
Fahrt waren mißlungen, und die Begeisterung hatte sich abgekühlt —-
betrat Sebastian Cabot, der unterdessen diese lange Zeit hindurch in
spanischen Diensten gestanden hatte, das Gebiet seiner früheren Ent-
deckuugen wieder.
Von König Heinrich Viii. an die Spitze eines Geschwaders gestellt,
durchkreuzte er von neuem die nördlichen Regionen und drang bis zum Ein-
gang der Hudfousbucht vor. Mau hatte die Hoffnung uoch nicht aufgegeben,
eine Durchfahrt zu gewinnen, vermittelst welcher man in die Südsee und an
die asiatischen Küsten gelangen konnte. Durch die Feigheit seines Unter-
befehlshabers wurde er aber zu baldiger Rückkehr genötigt, und die Er-
gebuisse dieser Expeditionen waren in bezug auf greifbaren Gewinn nicht
derart, um andre zur Nachfolge aufzumuntern. Wir wissen überhaupt nur
sehr weniges über diese Reise. Der für seine Zeit außerordentlich gebildete
Seemann würde sicher Größeres und Wichtigeres geleistet haben, wenn
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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Extrahierte Personennamen: Johannes Johann_Cortreal Johann Kaspar Sebastian_Cabot Heinrich_Viii Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Spaniens Atlantischen_Ozean Amerika Neufundland Island Neufundland Bretagne Neuschottland
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
62 Die Niederländer in Java und auf den übrigen ostindischen Inseln.
Westeuropa aus der andern Seite vereinte genanntes Land in den letzten
Jahrhunderten des Mittelalters auf seinen Märkten die Hanseaten und
die Venezianer, die Engländer und die Oberdeutschen, die Spanier mit
den Portugiesen und die Kaufherren des Deutschen Ritterordens von den
äußersten Küsten des Baltischen Meeres. Wie verschieden sie auch in Sprache
und Sitten waren, so kamen sie doch alle gern und traten in den schnell
ausblühenden Städten der Niederländer miteinander in leichten und uugehin-
derten Verkehr. Wohlweislich hatten die wackeren Bürger die dem Handel
nachteiligen Zölle und Abgaben aufgegeben, überhaupt alle hemmenden
Schranken beseitigt, so daß ihr ganzes Land einem großen Freihandels-
gebiete glich, in dem sich die geschicktesten, reichsten und tüchtigsten Kauf-
leute begegueteu und sich darin ein Verkehr ausbildete, der soust seines-
gleichen nicht wieder auf Erden fand. Die klugen Venezianer sahen mit
Unlust einen'beträchtlichen Teil ihres gewinnbringenden Handels auf die
Niederländer übergehen, wie es auch die rührigen Hanseaten geschehen lassen
mußten, daß sich allmählich der rege Verkehr aus ihren Kaufhäusern in
die von jenen hinzog. Bald flatterten die Wimpel der holländischen Schiffe
in Meeren, welche sonst ausschließlich von den Deutscheu befahren wurden,
und brachten die Erzeugnisse ihres Gewerbfleißes nach fremden Ländern.
Kaum waren dem Handel durch die Entdeckung von Amerika und durch
die Auffindung des ostindischen Seeweges neue Bahnen angewiesen worden,
als auch die Niederländer ihre ganze Kraft daran setzten, daraus Vorteil
für sich zu ziehen. Ihre Schiffer scheuten den weiten und damals noch
ziemlich unsicheren Weg über den Ozean nicht, und als Spanien in finsterem
Despotismus den freien Geist der Bürger niederzudrücken versuchte, da
waren diese schon mächtig genug zur See geworden, um selbst mit der
größten Macht Europas den Kampf -erfolgreich zu beginnen. Nach langem
und heißem Ringen mußte Philipp die Erfolglosigkeit seines Unternehmens
zugestehen; es trat Ruhe ein im Kampfe, wenn auch der wirkliche Friede
erst viele Jahre später abgeschlossen wurde. Mittlerweile hatten aber die
frei gewordenen Niederländer den Handel so sehr an sich gezogen, daß selbst
die feindlichen Spanier den größten Teil ihrer Kriegsbedürfnisse, ihre
Waffen und Munition von jenen zu kaufen genötigt waren.
Philipp Ii. fah zwar nur mit dem größten Widerwillen die holländischen
Schiffe in seinen Häsen, doch würde sich, falls er ihnen den Zugaug zu den
spanischen Gewässern verwehrt hätte, wahrscheinlich allerhandel nach Portugal
gezogen haben. Als aber seit 1580 durch Herzog Alba Portugal unter das
spanische Zepter gebracht war, da unterdrückte Philipp nicht länger seinen
Wunsch, den Handel Hollands zu vernichten. Die Mannschaft der aus
Holland in den spanischen und portugiesischen Häfen angekommenen Schiffe
wurde in Haft genommen, die Schiffe selbst mit Beschlag belegt und den
Unterthanen jeder weitere Verkehr mit den Einwohnern der „aufrührerischen
Provinzen" verboten. Dieser Schlag sollte tödlich auf Hollands Handel
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Philipp_Ii Philipp Alba_Portugal Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Westeuropa Baltischen_Meeres Amerika Spanien Europas Portugal Hollands Holland Hollands
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
50 Die Eroberung von Sibirien durch die Kosaken.
recht der Vorsah in ihm, sein Vorhaben auszuführen, denn nun hatte er
Erfahrungen gesammelt und war überzeugt, daß bei besseren Vorbereitungen
die Sache gelingen müsse.
Zunächst galt es, die Strogonow mehr, als bisher geschehen, in sein
Interesse zu zieheu, und diese, vom Handelsgewinn getrieben, beschlossen,
sich ganz mit ihm zu vereinigen. Kriegsbedarf und Lebensmittel fehlten
dem kühnen Kosaken, und diese lieferten nun in reicher Fülle die wohlver-
sehenen Magazine der reichen Kaufleute, die sich des Schenkungsbrieses
vom 30. Mai 1574 erinnerten und von dem ihnen zustehenden „Rechte"
auf Sibirien nun Gebrauch zu macheu beschlossen. Verstärkt durch einen
Teil der Strogonowschen Truppen, brach Jermak zum zweitenmal auf.
Unter großen Schwierigkeiten, im Kampfe mit den Eingeborenen, mit
Hunger und Kälte, gelangte Jermak endlich zu Ende des Jahres l580 bis
an die Tura. Aber die ungewohnten Anstrengungen hatten sein Heer fast
aufgerieben, so daß er nur mit 1600 Mann die Winterquartiere beziehen
konnte. Ein zweiter sibirischer Winter mußte Überstauden werden, und was
der zu bedeuten hat unter dem 58. Grad nördlicher Breite, ersieht man
daraus, daß dort über einen Monat lang das Quecksilber zu den festen
Korpern gehört. Als das Frühjahr hereinbrach, da standen von dem an-
sangs 5000 Mann zählenden Heere, kaum noch 1000 unter den Befehlen
Jermaks und der beiden jüngeren Strogonow. Doch diesen sank keineswegs
der Mut, und was sie mit dem größeren Heere nicht vollbracht, führten sie
mit der kleinen, wohlbewaffneten und leicht beweglichen Schar aus. Auch
Kutschum hatte gerüstet, und sein Zeltlager dehnte sich meilenweit am Zu-
sammenslusse des Jrtysch und des Tobols aus; so weit das Auge reichte,
sah man die mongolischen Jurten den ebenen Boden bedecken, und die Zahl
der Krieger, welche sie beherbergten, schien aller feindlichen Anstrengungen
zu spotteu. Doch mutigeu Streitern hilft das Glück! Der 23. Oktober
1581 sollte über Sibiriens Zukunft entscheiden, das Christentum über den
Islam triumphieren. Fest entschlossen, zu siegen oder zu sterben, fielen
die Kosaken im Sturme über das befestigte Zeltlager her, und ein furcht-
barer Kampf eutspauu sich, der lange Zeit unentschieden blieb. Hier feste
Disziplin und Feuerwaffen, aber eine winzige Schar; dort lose Reihen,
Bogen und Pfeile, aber eine wogende Menschenmasse, zahlreich wie der
Sand am Meere. Hin und her wogt der Kampf; immer neuen Massen
führt Kutschum in die Schlacht, aber sie müssen vor dem Musketenseuer
weichen und endlich in wilder Unordnung fliehen. Der ehemalige Räuber
aber windet sich den Siegeskranz um die Schläfe und stürmt, ohne einen
Augenblick zu verlieren, weiter nach Sibir, der Residenz des geschlagenen
Kutschum. Man fand den Ort leer, besetzte ihn sofort und dehnte nunmehr
die Herrschaft auf die umliegeudeu Völkerschaften aus, die herbeiströmten,
um der neuen Sonne zu huldigeu und ihre Pelze als Tribut darzubringen.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
58 Die Eroberung von Sibirien durch die Kosaken.
weiter vor und gewannen ganze Provinzen Chinas. In den Streitigkeiten
dieses Reiches mit den Westmächten hatte Rußland sich still Verhalten und
sogar sich auf Seiten Chinas hingeneigt; als Lohn für diese Freundschaft
nahm es sich die Amurländer. China konnte nicht widerstehen und mußte
darein willigen. Rußland erreichte durch verhältnismäßig geringe An-
strengung die Erfüllung seines schon seit Jahrhunderten gehegten sehn-
lichsteu Wunsches; denn das war im Laufe der Zeit klar geworden, daß
Sibiriens Handel immer gelähmt bleiben müsse, so lauge demselben nicht
durch die freie Schiffahrt auf dem Amur ein Absatzweg eröffnet werde.
Immer und immer war Rußland mit Vorschlägen an die Chinesen heran-
getreten, ihm den Fluß abzulassen. Da wurde 1847 der ebenso thätige
als gewandte Graf Murawiew zum Generalgouverneur Ostsibiriens er-
nanut, dessen erste Handlung es war, einen Offizier nach den Amur-
gegenden abzuschicken. Obgleich derselbe nicht wieder zurückkehrte, ließ
dessen Chef sich doch keineswegs abschrecken, ordnete größere Expeditionen
ab, welche die Ochotskische See und die Amurmündungen erforschen und
daselbst russische Handelsposten anlegen mußten. Im Jahre 1854 ging
er selbst nach jenen Gegenden ab. Damals, als der orientalische Krieg
ausgebrochen war, kam es darauf an, die russischen Kriegsschiffe im Stilleu
Ozean schnell mit Kriegsbedarf und Lebensmitteln zu versehen.
Murawiew ruderte mit einer kleinen Flotte und Armee ins chinesische
Gebiet hinein; ein Dampfer, fünfzig große Barken und zahlreiche Flöße,
beladen mit Geschütz und 1000 Kosaken, gingen den Amur hinab und
legten sich vor der chinesischen Stadt Aignn vor Anker, wo die schlecht-
bewaffneten eingeborenen Soldaten aufgestellt waren. Sie schauten neu-
gierig auf die kühnen Eindringlinge, ließen sie aber ruhig weiter ziehen.
Murawiew hatte bei dieser Fahrt die Schwäche der Chinesen und die
Trefflichkeit des Amurs als Wasserstraße kennen gelernt; er benutzte daher
den letzteren in den folgenden Jahren ganz ungehindert, legte Stationen
an und setzte sich auf jede Weise fest. Chinesische Mandarinen, die dagegen
Einspruch erheben wollten, wurden, ohne angehört zu werden, fortgeschickt;
man gebrauchte eben ganz einfach das Recht des Stärkern und kümmerte
sich um die Protestation sehr wenig. In Petersburg war man überrascht
über das kühne und rücksichtslose Unternehmen Mnrawiews, billigte es
aber und sandte ihm Unterstützung, so daß derselbe im Jahre 1858 alles
nördlich vom Amur gelegene Land in seine Hände brachte.
Durch den in Aiguu gefchloffenen Vertrag wurde diese Besitzergreifung
von seiten Chinas bestätigt. Das Land zwischen dem Flusfe Usfuri und
der mandschurischen Küste sollte beiden Reichen gemeinschaftlich gehören,
doch trat schon 1860 China, dem Drängen Rußlands nachgebend, diese
Länder vollständig ab, so daß sich die russische Grenze bis nach Korea hin
ausdehnte.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
98 Die Engländer in Ostindien.
gewährte, erregte natürlich den Neid der daran nicht beteiligten Kauf-
leute. Diese Mißgunst würde jedoch kaum einen so hohen Grad erreicht
haben, wenn sich jener ungeheure Gewinn unter eine größere Zahl von
Aktionären verteilt hätte; so aber kam er nur einer geringen Anzahl von
Aktieninhabern zu gute. Als die Geschäfte der Kompanie im Jahre 1691
ihre höchste Blüte erreichten, lag deren Leitung ausschließlich in den
Händen weniger Kaufherren von ungeheurem Reichtum. Jede Aktie,
welche auf den Namen des Eigentümers eingeschrieben war, gewährte
diesem eine Stimme. Man wollte wissen, daß damals 14 Personen über
ein Drittel sämtlicher Stimmen verfügten, und berechnete, daß gar mancher
jener glücklichen Spekulanten ein jährliches Einkommen von 10 000 Pfd.
Sterl. aus dem Monopol der Kompanie bezöge. Alle Welt deutete be-
souders aus einen Mann hin, wenn er sich auf der „königlichen Börse"
blicken ließ. Dieser Glückliche, der sich durch wohlverstandene Einkäufe
von Stammaktien in kurzer Zeit ein jährliches Einkommen von 20 000
Pfd.sterl. erworben hatte, war Josua Child. Er erhielt zuerst den
beneidenswerten Titel eines Nabob und wetteiferte in bezng auf Aufwand
und Einfluß mit den ersten und angesehensten Edelleuten des Reiches.
Sir Josua Child hatte als armer Bursche begonnen, einen der City-
läden rein zu fegen und sich in der Zeit infolge seiner Fähigkeiten aus
niedrigen Anfängen schnell zu Besitz, Ansehen und großem kaufmännischen
Ruf emporgeschwungeu, so daß er in der Handelswelt Londons bald den
hervorragendsten Platz einnahm. Sobald Josua Child Mitglied des
Komitees der Ostindia-Kompanie geworden, blieben die Folgen nicht auo.
Es dauerte nur kurze Zeit, und die wichtigsten Stellen des Ostindiahanses
in Leadenhallstreet, sowie in den Faktoreien an der West- und Ostküste von
Vorderindien, befanden sich in den Händen von Verwandten und Günst-
lingen des vielvermögenden Mannes.
Bombay, die ursprünglich von den Portugiesen gegründete, aber von
diesen 1064 abgetretene Hauptstadt der westlichen Präsidentschaft des
indo-britischen Reiches ist noch heute nach Kalkutta der wichtigste Handels-
platz in den indischen Meeren. Die Bedeutung dieses Punktes erkannten
die Briten schon wenig Jahrzehnte nach ihrem Erscheinen im Osten. Von
hier aus ließen sich die mannigfachen Erzeugnisse eines reichen Hinter-
landes heranziehen und nach den Märkten nnsres Weltteiles verfahren.
Wertvolle Ladungen von Pfeffer, Baumwolle, Reis, Arak, Bambus, feine
Hölzer, Gummi, weiterhin Perlmutter, Perlen und edle Gesteine wurden
von unternehmenden Kaufleuten zweier Weltteile feilgeboten und einge-
handelt. Zahlreiche kleine Flotten unter britischer Flagge liefen von dort
bald gegen europäische Feinde, bald gegen indische Seeräuber aus. Die
immer weiter um sich greifende Macht der Ostindischen Kompanie hatte
eine Reihe von Niederlassungen zur Folge, deren Gedeihen mit dem Auf-
blüheu Bombays gleichen Schritt hielt.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]