Die Christenverfolgungen. Die Manichäer. 191
über Kohlen langsam braten. Der Heilige fühlte die Schmerzen gar
nicht, betete für die Bekehrung und Erhaltung Roms, und gab end-
lich, die Augen gen Himmel gewendet, den Geist auf.
In derselben Verfolgung wurde auch der h. Cyprianus erst
verbannet, dann ein Jahr spater enthauptet. Ehe er den Todesstreich
empfing, breiteten die Christen Tücher um ihn aus, fern Blut als Re-
liquie aufzubewahren. Bald nachher wurden mehrere seiner Schüler,
unter andern der h. Montanus mit 8 Genossen, nachdem man sie
lange im Kerker hatte hungern und dursten lassen, enthauptet.
§. 142.
Die Manichäer.
Kaiser Valerian, der dw 8te Christenverfolgung ausschrieb, wurde
vom neupersischen Könige Sapor, wie schon erzählt ist, zum Stall-
knecht gemacht, nachher geschunden, und seine Haut in einem persischen
Tempel aufgehängt. Unter eben diesem Sapor stand in Persien ein
Mann aus, Namens Manes, und stiftete eine neue Religion, um sich
einen Namen zu machen. Er verwarf das alte Testament, und nannte
Moses einen Betrüger; vom neuen Testamente ließ er nicht viel, den
Sohn und h. Geist erklärte er für Ausflüsse der Gottheit. Er sagte,
der Sohn habe die Welt erschaffen, der Teufel aber das Böse beige-
mischt, und den Menschen ihre sündhafte Natur eingepflanzt — da sei
der Sohn zum Schein Mensch geworden und gestorben, der h. Geist
auch über die Apostel gekommen, aber für den von Christus verspro-
chenen Tröster gab Manes sich selbst aus, der die christliche Religion
zur Vollkommenheit bringen solle. Er lehrte, gute Seelen würden in
der Sonne erst durch Feuer, im Monde durch Wasser gereinigt, und
kämen dann in das Lichtreich, böse müßten erst durch Pflanzen und
Thiere wandern, und wenn sie sich dann besserten, würden sie auch
ins Lichtreich ausgenommen, sonst zu ewigen Qualen verdammt. Da-
her verbot Manes, Thiere zu tödten, und Pflanzen abzureißen. Er
theilte seine Anhänger in Auserwählte und Zuhörer. Nur die
Zuhörer durften heirathen, Thiere schlachten und Pflanzen abschneiden,
und arbeiteten für die Auserwählten, welche ihr Leben in stiller Be-
trachtung zubringen sollten. Die Vorsteher der Secte waren Manes
als der Tröster, unter ihm 12 Apostel, 72 Jünger als Bischöfe, dann
Priester und Diaconen. Sie hatten die Taufe und das Abendmahl,
feierten nur den Sonntag und den Sterbetag Christi, und wollten
überhaupt für Christen gehalten werden. Sie rühmten sich einer groß-
ßen Sittenreinheit, waren aber nur Scheinheilige. Ihre Secte machte
anfangs viel Aussehen, und verbreitete sich durch Asien, Aegypten,
Africa, Italien und Gallien, bestand aber etwa nur 300 Jahre. Der
Stifter Manes selbst hatte ein besonderes Schicksal. Er versprach dem
Könige Sapor, ihm seinen kranken Prinzen gesund zu machen, als
das Kind aber unter seinen Proceduren starb, ließ jener dem Betrüger
die Haut abziehen, und dieselbe ausstopfen.
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392
Erster Zeitraum.
ketzerung getrieben wurden; selbst Melanchton, der zu den Gemäßigten
gehörte, entging nicht dem Vorwurfe eines Ketzers.
Nach Ferdinand I. regierte sein Sohn Maximilian Ii. von
1564 bis 1576. In Wien duldete er nur katholischen Gottesdienst,
aber den Großen in seinen Erbstaaten erlaubte er, lutherische Kirchen
zu bauen, wenn sie wollten.
Um diese Zeit (1577) ließ Kurfürst August von Sachsen im Klo-
ster Bergen bei Magdeburg von 12 lutherischen Theologen die be-
rühmte Concordienformel zur Vereinigung aller lutherischen Par-
teien aufsetzcn, und schrieb sie in seinem Lande als Glaubensregel und
symbolisches Buch vor, in vielen andern Landern verwarf man sie.
Die Reformirten bekamen ein symbolisches Buch 1563 in dem Hei-
delberger Katechismus, den Friedrich Iii. von der Pfalz auf-
setzen ließ.
Nach Maximilian Ii. regierte dessen Sohn Rudolph Ii,
von 1576 bis 1612, also 35 Jahre. Er war ein gelehrter, aber
schwacher, gemächlicher Mann, dem die Türken und Spanier ins Land
sielen.^ Auch die Protestanten regten sich wieder, verjagten katholische
Bischöfe und Pfarrer, hoben Abteien und Klöster auf, besetzten katho-
lische Kanzeln und Schulen mit ihren Anhängern, wo sie nur konn-
ten, dem Religionsfrieden zuwider. Die Bisthümer Magdeburg, Bre-
men, Riga, Merseburg, Naumburg, Brandenburg, Minden wurden un-
ter Rudolphs Regierung zu weltlichen Fürstenthümern gemacht, d. h.
von protestantischen Fürsten in Besitz genommen. Mit Cöln gelang
es aber nicht: als der dortige Erzbischof Gebhard Truchseß refor-
mirt wurde, und eine schöne Nonne, Agnes von Mannsfeld, hei-
rathete, wurde er mit Waffengewalt vertrieben, und Cöln blieb katho-
lisch. In Aachen wollten einige aus Mitleiden aufgenommene Nefor-
mirte eine besondere Kirche erzwingen, und bemächtigten sich deshalb
durch Aufruhr der Herrschaft in der Stadt, aber drei Reichsfürsten
wurden mit der Execution gegen Aachen beauftragt, und so die katho-
lische Religion dort wieder hergestellt. Dergleichen ärgerliche Auftritte
gab es allenthalben in Deutschland.
Als Kaiser Rudolph sich so schwach zum Negieren bewies, traten
die übrigen Glieder des Hauses Oestreich zusammen, und beschlossen,
der älteste von ihnen, Mathias, solle sofort Oestreich und Ungarn
übernehmen, Rudolph behielt Böhmen und den Kaisertitel.
Als Mathias Oestreich antrat, forderten die Protestanten des
Landes größere Religionsfreiheiten von ihm mit gewaffneter Hand,
und Mathias mußte sie ihnen wohl zustehen, um zur Regierung zu
gelangen.
Dieses Beispiel ermunterte auch die Protestanten in Böhmen:
sie stellten Truppen auf, und forderten von Rudolph freie Religions-
Übung und alle bürgerlichen Rechte. Der geängstigte Rudolph gab
ihnen 1609 den berühmten Majestätsbrief, dessen Inhalt kurz
dieser ist: sie sollten alle Kirchen und Schulen behalten, die sie jetzt
hätten, auch solle es den Standesherren Böhmens erlaubt seyn, in
ihrem Gebiete noch neue Kirchen und Schulen ihres Glaubens zu er-
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Extrahierte Personennamen: Melanchton Ferdinand_I. Maximilian_Ii Maximilian August Friedrich_Iii Friedrich Maximilian_Ii Maximilian Rudolph_Ii Rudolphs Gebhard_Truchseß Agnes_von_Mannsfeld Rudolph Oestreich Mathias Rudolph Mathias_Oestreich Mathias Rudolph Rudolph
Extrahierte Ortsnamen: Wien Sachsen Magdeburg Magdeburg Riga Merseburg Naumburg Brandenburg Aachen Aachen Deutschland Ungarn
54
Fünfter Zeitraum.
Von Cyrus bis Alexander.
(Vor Ehr. Geb. 555— 333.)
(222 Jahre.)
I. D i e Perser.
§. 61.
Die Herrscher in Medien.
Ende des vorigen Zeitraumes waren die meisten bekannten Rei-
che Asiens in der großen chaldäisch-babylonischen Monarchie unterge-
gangen, nur das rauhe Medien nicht, obscbon auch in diesem Lande
alles unter und über ging. Als einmal der König im Kriege um-
kam, wollten die Leute ohne alle Obrigkeit leben, jeder wollte thun,
was ihm beliebte.
Nun sah es aber in Medien so graulich aus, daß man gern wie-
der einen König wählte, und dazu nahm man den edlen Dejoces,
der oft Schiedsrichter und Anführer gewesen war. Dejoces stellte die
Ruhe bald wieder her und bauete eine neue Hauptstadt, die er Ec-
batana nannte und welche 4 Meilen Umfang hatte. Sie war um
einen Berg herum und denselben hinauf gebauet, wie sechs Ringe, die
sich einander einschließen. Mauern trennten die sechs Bezirke, und die
Zinnen der Mauern waren von verschiedener Farbe, nämlich die Zinne
der äußersten Mauer weiß, der zweiten schwarz, der dritten hellroth,
der vierten blau, der fünften dunkelroth, der sechsten versilbert, der sie-
benten vergoldet. Oben auf dem Berge lag die Burg und das Schloß,
welches mit Silberplatten gedeckt war.
Dem Dejoces folgte in der Regierung sein Sohn Phraortes,
der die Perser und andere Nachbarn unterjochte, aber im Kriege ge-
gen Assyrien siel.
Dessen Sohn, der kriegerische Eyaxares, eroberte auch Assynen,
und machte die Meder zum herrschenden Volke in Asien; das chaldäisch-
babylonische Reich sank. Als er den Lydiern in Kleinasien eine Schlacht
lieferte, trat eine totale Sonnensinsterniß ein, die beide Heere aus ein-
ander jagte; Thales von Milet hatte dieselbe vorhergesabt.
Cyarares regierte 40 Jahre und hinterließ das mächtige Meder-
reich seinem Sohne Astyages.
§. 62.
Cyrus der Perser.
Astyages träumte einmal, seine Tochter Mandane gösse so viel
Wasser auf die Erde, daß ganz Asien überschwemmt würde. Als
V
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Alexander Alexander Cyarares Cyrus
Extrahierte Ortsnamen: Asiens Assyrien Asien Kleinasien Asien
55
Perser.
die Traumdeuter dieses dahin auslegten, daß ihr künftiger Sohn ganz
Asien erobern werde, verheirathete er seine Tochter Mandana an
Cambyses, einen ziemlich geringen Mann in der unterjochten Pro-
vinz Persien, damit ihrem einstigen Sohne nicht so hohe Gedanken
einfallen möchten. Er befürchtete nämlich, selbst von ihm entthront zu
werden.
Und noch ruhete seine Furcht nicht. Als Mandana ein Söhnchen
gebar, befahl er seinem Diener Harpagus, das Kind auf der Stelle
zu tödten. Harpagus, mitleidiger, befahl dem Hirten des Königs, das
Kind im Walde den Raubthieren auszusetzen; der Hirt aber zog es
auf, und trug sein eigenes Kind, das eben todt geboren war, in den
Wald. Jenes aber wuchs unter den Hirtenknaben kräftig auf und
war bei ihren Spielen immer König.
Einmal spielte ein Knabe aus der Stadt mit den Hirtenknaben,
und als er dem kleinen Könige nicht gehorchen wollte, ließ dieser ihm
eine Tracht Prügel aufladen. Der Vater des Edelknaben klagte die
Verwegenheit des Hirtenbuben dem Könige, und dieser wurde gleich
vor ihn gefordert. Astyages erkannte in dem muthigen Knaben leicht
die Züge seiner Tochter Mandane, und durch Nachforschen ward seine
Herkunft gewiß. Er ließ ihn leben, weil er einmal König gewesen
war, im Spiel, und stellte ein Freudenmahl an, seinen Enkel wieder
erhalten zu haben: bei dem Mahle bekam aber Harpagus das Fleisch
seines eigenen Sohnes zu essen, welchen Astyages für ihn hatte schlach-
ten lassen.
Cyrus — so ward der Wiedergefundene genannt — blieb nun
erst am Hofe seines Großvaters und wurde dann seinen Eltern in Per-
sien zugeschickt.
Hier wiegelte dieser die Perser gegen die medische Herrschaft auf,
stellte sich an ihre Spitze und zog gegen seinen unnatürlichen Groß-
vater zu Felde. Der gegen ihn ausgesandte Harpagus ging zu ihm
über, und als Astyages selbst gegen ihn zog, ward er geschlagen und
gefangen, jedoch anständig behandelt bis an seinen Tod, aber seine Herr-
schaft behielt er nicht. Cyrus ließ sich zum Könige von Per-
sien und Medien ausrufen.
Gleich darauf richtete er seine Augen auf das mächtige Reich des
Lydierköniges Crösus in Kleinasien. Dieser pochte auf seine
Eroberungen und zusammengeplünderten Schätze, und hielt sich für
den Glücklichsten aller Menschen auf Erden, obschon Solon ihm ein-
mal gesagt hatte: Niemand könne glücklich genannt werden vor seinem
Tode. Nun drohete Cyrus seinen Staaten, und das delphische Orakel
sagte: wenn Crösus die Perser bekriegte, so würde er ein großes Reich
zerstören, nur sollte er fliehen, wenn die Meder ein Maulthier zum Kö-
nige hätten. Darauf wagte er den Krieg, verlor die erste Schlacht
und ließ seine Soldaten aus einander gehen, mit dem Vorsatze, den
Krieg über ein Jahr fortzusetzen. Da siel ihm Cyrus rasch ins Land,
schlug ihn abermals, belagerte ihn in Sardes und eroberte endlich
die Stadt. Crösus wurde lebendig gefangen und sollte nach dama-
ligem Brauch verbrannt werden. Er war in eine dumpfe Gleichgül-
tigkeit gesunken, aber als er schon auf dem Scheiterhaufen lag, rief er
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Extrahierte Personennamen: Astyages Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Crösus
56
Fünfter Zeitraum.
aus: Solon! Solon! Solon! Cyrus ließ ibn wieder vor sich bringen
und fragte, was dieser Ausruf bedeute. Crösus erzählte, was Solon
ihm einst gefaxt habe; Cyrus nahm das zu Herzen und schenkte dem
entthronten Könige das Leben. Crösus schickte seine Ketten nach Del-
phi und ließ das Orakel fragen, ob es etwa Apollo's Gewohnheit sei,
die Leute Hu betrügen. Das Orakel antwortete, ein großes Reich habe
er ja zerstört, nämlich sein eigenes, und das Maulthier, welches die
Meder beherrsche, sey Cyrus, der einen Perser zum Vater und eine
Mederinn zur Mutter habe,
t Durch Harpagus ließ Cyrus nun die Küsten der Ionier und
Phönizier erobern, er selbst zog gegen Babylon. Die Stadt erstür-
men oder aushungern lassen war unmöglich, Cyrus ließ aber den Eu-
phrat durch Kanäle in einen großen See ableiten, und seine Perser nun
in dem Bette des Flußes unter der Stadtmauer her in die Stadt
dringen, Nachts, als man in Babylon noch ein Freudenfest feierte.
König Rabonidus — in der h. Schrift Baltassar — wurde im
Rausche erschlagen und Cyrus zum Könige von Babylon ausgerufen.
In Babylon fand er das Volk der Juden, und staunte, daß ihr
Prophet Jsaias schon vor 200 Jahren seinen Namen und seine Er-
oberungen geweissagt hatte, Cyrus entließ die Juden aus der baby-
lonischen Gefangenschaft.
Cyrus warf nun seine Eroberungen, nämlich Persien, Medien, As-
syrien, Babylonien, Kleinasien, in ein einziges großes Reich zusammen,
und nannte es das persische Reich. Ueber die Provinzen setzte er
Satrapen. Der Satrap von Babylon ließ sich täglich 1 Scheffel
Silber als Abgabe bringen, hielt 24,000 Pferde in seinen Ställen,
und vier Dörfer waren von allen Abgaben frei, weil sie seine großen
indischen Hunde füttern mußten.
Seinen letzten Zug machte Cyrus gegen die Massageten zwi-
schen dem kaspischen und schwarzen Meere. Er wurde geschlagen und
getödtet, die feindliche Königinn Tomyris ließ seinen Kopf in einen
Schlauch stecken, der mit Menschenblut gefüllt war.
Indessen blieb das persischereich bestehen, wurde sogar noch ver-
rößert, und nach Cyrus beherrschte es dessen Sohn Cambyses: nur
atte Cyrus verordnet,^ eine Landschaft unabhängig seinem jüngeren
Bruder Smerdis zu überlassen.
§. 63.
Cambyses.
Er regierte 8 Jahre und ist als Wütherich verrufen. Persien ver-
größerte er durch Aegypten.
Als er in Aegypten einfiel, trat ihm Köni^ Psammenit bei
Pelusium an den Nilmündungen entgegen. Wahrend der Schlacht
trugen die Perser der vorderen Reihe Katzen im Arm, und die Aegyp-
ter, besorgt, eins dieser heiligen Thiere zu treffen, nahmen die Flucht.
In Memphis wurde Psammenit belagert, und unbesonnen ließ er
200 Gesandten des Cambyses, welche ihm Frieden und Herrschaft antru-
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Crösus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Jsaias Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus
58
Fünfter Zeitraum.
und als sich dieses nicht fand, drangen sie unter der Anführung des
Darius, Sohnes des Hystaspes, eines der sieben Fürsten, in den
Palast. Der falsche Smerdis wurde getödtet, sein Kopf dem Volke
aus dem Fenster zugeworfen, und alle Magier wurden vom wüthenden
Volke in Susa gemordet an demselben Tage.
§- 65.
Darius Hystaspis.
Nun war das große Perserreich ohne Haupt. Die sieben Reichs-
fürsten waren aber einig, es müsse eine Monarchie bleiben, keine Repu-
blik könne das^Reich fördern, und die Königswürde solle dem zufallen,
dessen Pferd nächstens am Morgen bei einem gemeinschaftlichen Ritte
zuerst wiehere.
Bei diesem Ritte erhielt Darius Hystaspis den Preis;
sein Pferd wieherte zuerst, welches er seinem schlauen Stallknechte ver-
dankte.
Darius Hystaspis, einer der größten Monarchen Persiens, re-
gierte 34 Jahre und hinterließ den Ruhm eines sanften und gerechten
Fürsten. Als einer der 7 Reichsfürsten, Jntaphernes, gegen ihn
eine Verschwörung anzettelte, ließ er dessen Gemahlinn einen der Ver-
urteilten ihres Hauses los bitten und als sie ihren Bruder wählte,
fügte er noch ihren ältesten Sohn hinzu.
Die Babylonier benutzten den Thronwechsel und kündigten dem
neuen Könige den Gehorsam auf. Darius zog vor Babylon, aber 19
Monate lang belagerte er die Stadt vergeblich. Da schnitt sich Zo-
pyrus, der Sohn eines der 7 Reichsfürsten, selbst Nase und Ohren
ab, ging zu den Bobyloniern über und gab vor, Darius habe ihn so
verstümmeln lassen. Die Babylonier glaubten ihm, und als er bei ei-
nigen Ausfallen gegen die Perser glüsslich war, nach Verabredung, wie
sich versteht, so wählten die Babylonier ihn zu ihrem Oberfeldherrn,
und nun eröffnete er den Persern die Thore. Darius ließ 3000 vor-
nehme Bürger kreuzigen und setzte Zopyrus zum Satrapen von Ba-
bylon ein.
Auch Darius glaubte, fremde Völker zu unterjochen, gezieme einem
Perserkönige. Er setzte also über den thrazischen Bosphorus nach Eu-
ropa über, schlug eine Schiffbrücke über die Donau und bekriegte die
Scythen im jetzigen Südrußland. Diese zogen sich aber, eine Schlacht
vermeidend, immer weiter in ihre Wälder zurück — Städte und Dör-
fer hatten sie nicht — bis Hunger und Kummer die Perser zum Rück-
züge zwang. Glücklich erreichte Darius seine Schiffbrücke auf der Do-
nau und kehrte unmuthig nach Susa zurück.
Noch begann Darius Hystaspis einen Krieg gegen die Griechen,
der ewig denkwürdig in der Geschichte ist. Hierüber im folgenden
Absätze!
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Extrahierte Personennamen: Darius Darius_Hystaspis Darius Darius_Hystaspis Darius Darius_Hystaspis Darius Darius Darius Darius Darius Darius Darius Darius Darius Darius_Hystaspis Darius
yo
Fünfter Zeitraum.
gesagt hatte, wer ihn löse, der werde Asien erobern. Alexander fand
an dem Knoten weder Anfang noch Ende und nachdem er lange ver-
gebens an demselben gezerrt hatte, zerhieb er ihn mit dem Schwerte
und sagte, das Orakel habe ja nicht vorgeschrieben, auf welche Weise
er gelöset werden solle.
Alexander drang bis Cilicien vor und badete sich bei schwüler Ta-
geszeit in dem kalten Flusse Cydnus. Dies zog ihm eine tödtliche
Krankheit zu, und nur sein Arzt Philippus wagte ein gefährliches,
aber entscheidendes Mittel. Eben als Alexander auf den Heiltrank
harrte, sandte sein General Par men io ihm aus Sardes einen Eil-
brief, er möge ja diesem Arzte nicht trauen, denn der Pcrserkönig habe
ihn bestochen, seinen Herrn zu vergiften. Als nun Philippus ihm den
Heiltrank brachte, setzte er mit der Linken die Schale an den Mund
und trank, während er mit der Rechten dem Arzte de-n Brief reichte.
Dieses ist vielleicht Alexanders größte That. Nach wenig Tagen war
er gesund und der Arzt gerechtfertigt.
Und sieh, bald war der Perserkönig Darius Codomannus
mit seiner Hauptarmee da; er hatte sich in den Paß bei der cilicischen
Stadt Jssus gewagt, zwischen das Meer und das Gebirge, wo seine
Schaaren sich nicht ausbreiten konnten. Alexander schlug ihn hier
furchtbar, bekam seine Mutter und eine seiner Gemahlinnen und zwei
seiner Töchter gefangen und erbeutete ungeheure Schätze. Darius ent-
floh auf einem schnellen Rosse, Alexander verfolgte ihn nicht, die ge-
fangenen Frauen behandelte er mit Ehrfurcht, nur mußten sie seinem
Lager folgen.
Jetzt wandte er sich nach Phönizien und 7 Monate widerstand
Tyrus aller Anstrengung der Macedonier und Griechen. Endlich
ward es mit Sturm genommen, wobei 8000 Bürger umkamen,
30,000 wurden als Sclaven verhandelt und die schöne Stadt ward
gänzlich zerstört. Darnach zog Alexander in Jerusalem ein. Aegyp-
ten nahm ihn mit offenen Armen ans als den Befreier vom Joche
der Perser und an der westlichen Mündung des Nils erbaute er eine
neue Hauptstadt, die er nach sich Alexandria benannte; sie wurde
eine der ersten Städte der alten Welt und war Jahrhunderte lang die
erste Handelsstadt des Erdbodens.
In Aegypten brachte Alexander einen Winter zu und stellte die
alte Verfassung und die alten Religionsgebräuche des Landes wieder
her. Dann brach er im nächsten Frechlinge gegen Persien selbst auf.
Darius bat um Frieden, dann wollte er ihm alles Land bis an den
Euphrat abtreten, ihm auch 10,000 Talente und eine Tochter zur
Gemahlinn geben; Alexander aber forderte, er solle sich selbst anslie-
fern. So wurde der Krieg fortgesetzt und bei Ganga me la. unweit
Ardela in Mesopotamien kam es zur entscheidenden Schlacht. Die
Macht der Perser wird ganz verschieden angegeben, von 100,000 Mann
bis über 1 Million, aber Alexander siegte und machte so der Pñser-
monarchie ein Ende. Darius entkam durch schnelle Flucht.
Jetzt zog Alexander in Babylon ein, auch Susa in Persien er-
gab sich, Persepolis wurde mit Sturm genommen und Alexander
zum Könige Asiens ausgerufen.
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexanders Darius_Codomannus Darius Alexander Alexander Darius_ent- Darius Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Darius Alexander Alexander Alexander Alexander Darius Alexander Alexander Alexander Alexander
57
Perser.
gen, wenn er dem Großherrn der Perser huldigen wolle, in Stücke
hauen, Memphis ward erobert, Psammenir als Gefangener ins per-
sische Lager gebracht. Hier sah er seine Tochter als Sclavinn Was-
ser tragen, 2000 edle ägyptische Jünglinge, unter diesen seinen Sohn,
zur Rache der ermordeten Gesandten in den Tod gehen, und sein Auge
blieb trocken. Aber als auch ein alter Freund, sein vieljähriger Tisch-
genosse, als Bettler sich Gaben sammelte, da jammerte er laut und ge-
rührt schenkte Cambyses ihm das Leben. Doch später noch über einer
Meuterei ertappt, gegen das Leben des Perserkönigs, mußte er sich in
Ochsenblut todt trinken.
Als Cambyses Aegypten sein nennen durfte, wollte er auch Ae-
thiopien erobern und den Tempel Jupiter Ammon's in Brand ste-
cken, Aber in den Sandwüsten hatten seine Heere bald mit Hunger,
mit Durst, mit giftigen Winden und wüthendcn Feinden zu kämpfen.
Endlich loteten immer zehn Mann und wen das Loos traf, der wurde
von den übrigen Neun geschlachtet und verzehrt. Da kehrte Cambyses
denn zurück.
Zu Memphis fand er das Volk in freudiger Bewegung, denn ein
neuer Apis war eben gefunden. In seinem Unglücke konnte er kei-
nen Menschen froh sehen, er ließ unter die feiernden Aegypter ein-
hauen, und den neuen Apis erstach er mit eigener Hand.
Xxebeíe Launen und Trunkenheit machten Cambyses jetzt einem
Tiger gleich. Einer seiner Frauen, Atossa, gab er einmal einen
Stoß vor den Leib, daß sie starb. Ein anderes mal ließ er 12 vor-
nehme Perser lebendig in die Erde graben, die Köpfe nach unten. Als
sein Günstling Pr exaspes ihm auf seine Aufforderung einmal frei-
müthig sagte, die Perser hätten an ihm auszusetzen, daß er zu viel
Wein tränke, schoß er auf der Stelle dessen Söhnchen im Hofe nie-
der, zu beweisen, daß er auch nach dem Trinken noch treffen könne.
Auch seinen Bruder Smerdis ließ er durch ausgesandte Meuchel-
mörder tödten; auf ihn hatten die Perser ihre besseren Hoffnungen ge-
bauet.
Noch war Cambyses in Aegypten, als plötzlich die Kunde verlau-
tete, Smerdis sey nicht todt, sondern habe sich in Susa auf den
Thron Persiens gesetzt und allen Unterthanen auf 3 Jahre die Abga-
den erlassen. Cambyses eilte, die Rebellion zu dämpfen, aber Persien
sah er nicht wieder. Als er in Ec bat a na zu Pferde stieg, fuhr sein
eigenes Schwert ihm in den Schenkel, und an der Wunde starb ev
nach einigen Tagen.
§. 64.
Der falsche Smerdis.
Der vorgebliche Smerdis war ein Betrüger, nicht des Cyrus,
sondern eines Magiers Sohn, dem Cyrus schon wegen eines Verbre-
chens beide Ohren hatte abschneiden lassen, nur war er dem ermordeten
wahren Smerdis sehr ähnlich. Die sieben persischen Reichsfürsten be-
stachen eine seiner Frauen, zu untersuchen, ob er auch Ohren hätte.
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88
Fünfter Zeitraum.
nun zahlreiche Truppen werben; kühn begannen sie einen 10jährigen
Krieg gegen Theben, in welchem ihnen die Spartaner und Athener
aus Bosheit gegen Theben beistanden (356 — 346 v. Chr.).. Die
Thebaner riefen Philipp von Macedonien zu Hülfe, und o wie gern
kam er! Ihm ward der Ruhm, den heiligen Krieg zu beendigen,
die Phocier und ihre Anhänger zu schlagen. Dafür wurde er Mit-
glied der Amphiktyonen, Schirmer von Delphi, Vorsitzer bei den py-
thischen Spielen; nun durfte in Griechenland schon nichts mehr ohne
ihn geschehen. Und als die Thebaner meinten, wenigstens die Hälfte
der Beute aus dem heiligen Kriege zu bekommen, lachte er sie aus.
Aber nur zu bald wurde seine Größe auch den Thebanern furcht-
bar, und der Redner Demosthenes wiegelte Athen zum Kriege ge-
gen ihn auf, an welchem auch die Thebaner Theil nahmen. Philipp
rückte in Griechenland ein und siegte in der fürchterlichen Schlacht bei
Chärvnea in Böotien durch seinen Phalanx*), Demosthenes war
unter den ersten, die den Schild wegwarfen und davon liefen. Die
Schlacht bei Charonea war das Grab der griechischen Freiheit.
Sofort beschied Philipp von Macedonien alle Staaten Griechen-
lands zu einem Congresse nach Corinth und forderte sie dort auf, die
Perser zu bekriegen und die bei Maralhon, Thermopyla, Salamis und
Plataa gefallenen Griechen zu rächen, und ließ sich für diesen Zug
zum Oberfeldherrn aller Griechen ernennen. Die Griechen waren froh,
daß der neue Herr so gelinde war. Aber was war der Oberfeldherr
aller Truppen Griechenlands anderes, als völliger Herrscher?
Wahrend man sich aber zum Zuge gegen die Perser rüstete, wurde
Philipp zu Hause ermordet, und sein großer Sohn Alexander erbte
die Unternehmung.
§. 84.
Alexander der Große.
Philipp erhielt die Nachricht, daß seine Gemahlinn Olympias
ihm einen Sohn geboren habe, an einem glücklichen Tage, als er
Potidäa eroberte, als sein Feldherr Parmenio die Illyrier schlug
und sein Rennpferd zu Olympia den Sieg gewann. Das Kindlein,
Alexander der Große, stammte durch seine Mutter noch von Achilles
ab. In der Nacht seiner Geburt (356 v. Chr.) zündete Herostratus
den Dianentempel zu Ephesus an.
Alexander der Große blieb immer klein von Körper. Seinen
schnellen Lauf konnte Niemand erreichen. Fast noch Knabe bändigte
er den Bucepbalus, ein thessalisches Pferd mit einem Ochsenkopfe,
welches seinem Vater für 13 Talente angeboten wurde und Niemand
*) Der Phalanx war von Philipp erfunden: ein Heerhaufen von 8000 Mann,
zu 500 Mann Breite und 16 Mann Tiefe, so dicht aufgestellt, daß die
Lanzen des 5ten Gliedes zwischen der vordersten Reihe noch 3 Fuß hcrvor-
ragten.
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Macedonien Philipp Schirmer_von_Delphi Philipp Charonea Philipp_von_Macedonien Philipp Philipp Philipp Alexander Alexander Alexander_der_Große Alexander Philipp Philipp Alexander_der_Große Alexander Achilles Alexander_der_Große Alexander Philipp Philipp
Griechen.
91
Von so vielem Glücke berauscht, änderte nun Alexander seine
ganze Lebensweise, wurde ein üppiger Schwelger und sein Heer schwelgte
mit ihm. In der Trunkenheit zündete er einmal des Nachts das schöne
Schloß der persischen Könige an. Beschämt durch diese niedrige That,
brach er am folgenden Tage mit seiner Reiterei auf, den Darius auf-
zusuchen, der von seinem Satrapen Bessus als Gefangener umherge-
schleppt wurde. Alexander eilte ihn zu befreien, und auf der Gränze
von Baktriana fand er ihn auf einem Wagen in Ketten todt liegen;
der fliehende Bessus hatte ihn ermordert. Älexander ließ ihn mit al-
lem Pompe nach Persersitte bestatten, und setzte dann dem Bessus nach
bis zum caspischen Meere, ja bis in's Land der Scythen hinein, un-
terjochte alle dortigen Völker und sing endlich den Bessus und ließ ihn
hinrichten.
Dann ging er nach Bactra, und die Gelage hatten wieder kein
Ziel und Maß. Er vermahlte sich mit einer asiatischen Fürstentochter
Roxane, nahm persische Sitten an, ließ Jedermann vor sich knien,
der mit ihm sprach, und empörte dadurch alle seine Krieger. Mehrere
Verschwörungen wurden gegen ihn eingeleitet, in eine war Phil otas
verwickelt, der Sohn seines alten treuen P arm en io. Alexander ließ
nicht nur den Philotas hinrichten, sondern auch dessen abwesenden Va-
ter durch einen abgesandten Meuchelmörder erstechen, bloß wegen der
Besorgniß, daß dieser ihm über die Hinrichtung seines Sohnes Vor-
würfe machen möchte. Den treuen Cu tus, der am Granikus ihm
das Leben gerettet hatte, erstach er im Rausche bei einem Abendschmause,
weil er ihm seinen Länderdurst vorwarf. Callisthenes, einen andern
Verschwornen, ließ er grausam verstümmeln und in einem eisernen
Käsig dem Heere nachführen, bis derselbe durch Gift seine Qualen en-
digte.
Dann unternahm er einen Zug nach Indien und durchzog das
Land als Herrscher, nicht als Krieger, aber doch unter vielen großen
Gefahren. Unterweges bauete er 70 Städte — wenn man den prah-
lenden Geschichtschreibern glauben darf — unter andern eine am Hy-
daspes, seinem Pferde Bucephalus zu Ehren, welches hier starb, Bu-
cephalia genannt.
Bis zum Ganges wollte er Vordringen, aber am Hy ph a sis er-
klärten ihm alle seine Krieger, daß sie nicht weiter gingen. Was
wollte er machen? Er schob die Priester vor, daß sie öffentlich erklär-
ten, die Götter wollten seinen fernern Zug nicht, und kehrte um mit
den Worten: den Göttern müsse man gehorchen.
Nun segelte er den Indus hinab bis zu dessen Mündung und
sah den indischen Océan, dessen Anblick die Maccdonier neu be-
geisterte. Dann ließ er einen Theil des Heeres längs der Küste
auf der Flotte bis zur Mündung des Euphrats hinsegeln, um nach
Babylon zu kommen, er selbst wählte mit der andern Abtheilung den
Weg dahin zu Lande durch die schreckliche gedrofische Wüste, in
welcher mehr als die Hälfte seines Heeres in dem glühenden Sande
umkam.
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Darius Darius Bessus Alexander Alexander Baktriana Roxane Alexander Alexander Callisthenes