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1. Die deutsche Urzeit - S. 2

1905 - Gotha : Thienemann
Meile, etwa 9 qkm, in Anspruch. Nun zog aber nicht jede Familie auf eigene Faust mit ihrem Vieh umher, sondern vereint mit den vom gleichen Ahnherrn abstammenden; mein weidete in Geschlechtern und Stämmen. Ein Stamm von 10 000 Seelen aber konnte ohne ein Gebiet von 200 bis 300 Geviertmeilen nicht bestehen. Daher hatte jeder Nomadenstamm seine fest begrenzten Weidegründe. Jedes Gebiet bildete den rechtsverjährten Besitz eines Stammes, innerhalb dessen gewisse Gruppen von Familien unter einem der Familienhäupter bestimmte Xeile innehatten und deren einzelne Strecken in fester, alterprobter, der Jahreszeit angepaßter Ordnung mit ihrem Vieh durchzogen. Die Grenzen dieser Weidegebiete waren zwar nur dem völlig kundigen Auge erkennbar, aber jedem Nachbar bekannt und deutlich, und er wußte, daß ein unbefugtes Übertreten mit der ganzen Strenge des Kriegsrechtes bedroht war. Zur Bekleidung wurden die Judogermanen frühzeitig durch die rauhe Natur des plötzlich mit Schneestürmen hereinbrechenden Winters genötigt. Es dienten dazu die Pelze der Herden- und Jagdtiere, durch Dornen oder spitze Knochen zusammengehalten, und auch schon Wollstoffe. Die Frauen spannen und flochten, fertigten Wildfchnr und woben rohe Gespinste oder stampften ausgerupfte Wolle der Schafe zu filzigem Loden. Auch die Ansänge der Töpferei waren bekannt, und es fehlte nicht an buntem Schmuck für Arm und Ohr. Das kunstreichste Geschäft der Männer aber war der Bau der Wagen, roher Fahrzeuge, bei denen sich das speichenlose Rad mitsamt der Achse drehte. 2. Auswanderung aus der Urheimat. Wie sollten sich aber die Nomaden ernähren, wenn sich ein Stamm infolge günstiger äußerer Verhältnisse verdoppelte oder verdreifachte? Da man nur vom Vieh lebte, so konnte der Zuwachs an Menschen nur durch Vermehrung der Herde erhalten werden. Und Vermehrung der Herden war nicht möglich ohne Vergrößerung der Weidegebiete. Eine Erinnerung an solche Zeit bewahrt die Bibel 1. Mos. 13, 6—11 in der Erzählung von Abraham und Lot: „Und das Land vermochte es nicht zu ertragen, daß sie beide beieinander wohnten. Und war immer Zank zwischen den Hirten über Abrahams Vieh und zwischen den Hirten über Lots Vieh. So wohnten auch zu der Zeit die Kanauiter und Pheresiter im Lande. Ta sprach Abraham zu Lot: Lieber, laß nicht Zank sein zwischen mir und dir, zwischen deinen und meinen Hirten; denn wir sind Gebrüder. Stehet dir nicht alles Land offen? Lieber, scheide dich von mir. . . Und Lot erwählte sich die ganze Gegend am Jordan und zog gegen Morgen." So trennte sich ein jüngerer Stamm vom älteren. Doch nicht immer ging es so friedlich zu. Die Nachbarstämme kämpften miteinander um die Weidegebiete, und gar oft verließ der von der Übermacht bedrängte Stamm seinen Sitz und überließ ihn dem mächtigeren Nachbar. War doch das Scheiden nicht so

2. Die deutsche Urzeit - S. 99

1905 - Gotha : Thienemann
99 — wirtschaft miteinander verbunden sind, wie Wolf, Schaf und Hirt zusammengehören, wie eins vom andern abhängig ist. Und wenn wir nun die große Zahl der Fabeln, Märchen und Sagen und auch der Sprichwörter bedenken (bei S im rock, Deutsche Sprichwörter Nr. 11768 b — 11817), die von dem Einbrechen der Wölfe in die Schafherden, vom Kampf der Hirten gegen die blutigen Räuber, von der Tücke und Grausamkeit der gierigen Fresser handeln; wenn wir bedenken, wie weit gerade diese Sprichwörter heute noch verbreitet sind, dann erkennen wir daraus, wie groß der wilde Boden war, der unser Vaterland bedeckte, wie er nur langsam durch die Arbeit vieler Geschlechter fruchtbares Ackerland ward, wie der Hirt nur nach und nach dem Landmann weichen mußte. Die Kämpfe mit den Tieren der Wildnis brachten dem alten Germanen auch manchen Nutzen: die Felle der Räuber, die Häute vom Elch und Ur, das Fleisch von Hirsch und Reh und dem Gevögel der Gewässer und Sümpfe. c) Ackerbau. Weidewirtschaft und Jagd traten in ihrer Bedeutung seit der Ansiedelung gegen den Ackerbau nach und nach zurück. Wie Tacitus berichtet (Germania 26), verlangte der Germane von der Erde nur Getreide, nichts weiter. Jeder Germane war Landwirt, auch der Ede-ling und Fürst. Durste dieser sich darauf beschränken, die Oberaufsicht über die Mägde und Sklaven zu führen, die seine Äcker bearbeiteten, Zinsen an Vieh, Getreide und Gewändern aus dem Herrenhof von den Sklaven zu empfangen, denen er Gehöfte als Zinsgüter abgetreten hatte (Germania 25), der kleine Freie mußte mit Weib und Kind alles selber tun, bei ihm war der Ackerbau Familienarbeit. Das alte Wort für alle Arbeiten auf dem Acker hieß Man, das Dingwort bü, dasselbe Wort, das auch für die Errichtung der festen Wohuung gebraucht wurde; denn in beiden Fällen bezeichnete die alte Wurzel bhü ein Werden, Entstehen, Erzeugen; und so standen nebeneinander die Namen der bü (für die Wohnung; Heute: der Vogelbauer; der geht nicht ans dem Bauer, so von einem, der nicht aus dem Hause geht; oder der geht nicht aus dem Bau; vgl. auch Fuchsbau und Dachsbau; der Vogel baut sein Nest), der gibüro (der auf dem Acker arbeitende Mann) und der nähgibüro = Nachbar (der nahe dem andern sein Haus Bauende und sein Feld Bestellende). Die Geräte für die Zu-und Abfuhr waren Wagen und Karren, für die Bestellung Pflug und Egge, für die Ernte die Sichel. Zug- und Arbeitstier war nur das Rind; und darum erzählt man, daß den heiligen Wagen der Nerthus Kühe zogen, und noch Jahrhunderte später reisten die merowingischen Könige alter Volksgewohnheit gemäß im Ochsenwagen durch das Land. Erst in karolingischen Zeiten spannte der Vornehmere das Pferd vor den Reisewagen, später auch vor den Lastwagen. Genaue Kunde über die Werkzeuge und Geräte des Ackerbaues fehlt uns, und darum soll auch hier nicht daraus eingegangen werden.

3. Die deutsche Urzeit - S. 162

1905 - Gotha : Thienemann
— 162 — man sich recht einfach: er schlüpfe in das Kleid des Wolfes, oder er lege einen Gürtel ans Wolfsfell um und werde dadurch zu dem Tiere. Er werde wieder Mensch, wenn man ihn mit Eisen oder Stahl Berühre oder dreimal bei seinem Namen rufe. Man erkennt deutlich, wie die Vorstellung von den Werwölfen sich aus dem Seelenglauben heraus entwickelt und in einer Geisteskrankheit, in der sich der Kranke zum Wolf verwandelt glaubte und ihn darum in Lauten und Bewegungen nachahmte, Wirklichkeit gewonnen hat. Diese Krankheit (Lykanthropie = lykos, der Wolf + anthropos, der Mensch) und der Werwolfsglaube finden sich bei allen westarischen Völkern, Griechen, Römern, Kelten, Germanen und Slawen, und beide mögen daher ihren Ursprung in einer Zeit haben, da diese Völker noch als Hirtenvölker ein gemeinsames Ganze bildeten, da sie mit dem Räuber ihrer Herden fortgesetzt im heißen Kampfe lagen. Der Name Werwolf wird abgeleitet von ahd. wer — Mann (S. 124) oder weri, wäri, got. wasjan = kleiden und würde demnach heißen Mannwolf oder Kleidwolf. Der letzteren Bedeutung würde der westfälisch-hessische Name entsprechen: Böxenwolf = Hosenwolf. Dem Werwolf .ist verwandt das nordische berserker, von der, ahd. bero, nhd. Bär + serker = Hemd, Gewand. c. Alp. Wir hören in ganz Deutschland die Wendung „Mich drückt der Alp", in Norddeutschland insbesondere „Mich rührt die Mare", bei den Bayern „Es hat tni bt Trnd druckt"; die Alemannen erzählen von einem Schrat, Schre11ele, Schrätzlein, Rettete, Rätzel, Ratz, die Elsässer von einem Druckerle und Nachtmännle. Vom Fußende des Bettes her fühlt der Schlafende allmählich eine unbehagliche Beklemmung auf den Leib, die Brust, den Hals, ja sogar auf den Mund vorrücken. Was isfs ? Wer isfs? Ein verstorbener Feind, ein böswilliger Nachbar, ein Ungeheuer, ein Bär, ein Wolf, ein Igel, eine Katze oder Schlange — oder ein Etwas, was der Schläfer noch nie sah, ein Mann, ein Weib, häßlich oder schön — und es hat grauenvolle Macht über ihn, er kann sich nicht erwehren. Endlich weicht's, ein Schrei, er erwacht — und weg ist's. Die Alten sahen in der Erscheinung Wirklichkeit; wir wissen, daß sie ein Produkt des Traumlebens ist, hervorgegangen aus dem Seelenglauben und der damaligen Wohnkultur. Wem der Tote im Leben feindlich gesinnt gewesen, dem erscheine er im wehrlosen Schlaf als Wiedergänger (S. 157), ihn zu ängsten, zu quälen, zu schädigen. Oder es gäbe Menschen, sagte man, deren Seele die Fähigkeit habe, ihren Körper zu verlassen, nachts zu wandern und ihre Feinde zu plagen und zu drücken. Die dumpfe Enge der rauchigen Schlafstellen, das dichte Zusammensein vieler Menschen und wohl auch der Tiere in einem Raum gestattete keinen ruhigen, erquickenden Schlaf und schuf tausend Ungeheuer. Mit dem erlösenden Schrei entfloh der Alp, und daraus entwickelten sich durch Beobachtungen und Phantasie die Maß-
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