Quellen und Hilfsmittel zu einzelnen Abschnitten der deutschen Geschichte sind oft in den bezüglichen Einzelwerken mehr oder weniger ausführlich, mehr oder weniger übersichtlich zusammengestellt worden — ich erinnere nur an F. Dahns Geschichte der deutschen Urzeit, an seine Bearbeitung von v. Wietersheims Geschichte der Völkerwanderung und an W. Giesebrechts Geschichte der deutschen Kaiserzeit — eine systematische Zusammenstellung des gesamten Materials hat Dahlmann in seiner Quellenkunde der deutschen Geschichte versucht, die dann lange an G. Waitz den berufensten Bearbeiter gefunden hat (3. Aufl. 1883). Aber das alles sind doch nur Arbeiten für den Fachmann und Forscher; für gar manchen Lehrer, der sich für seinen Unterricht vorbereiten will, und erst recht für den Gebildeten, der manchem, was er in seinem kurzen Handbuch nur angedeutet gefunden, weiter nachgehen möchte, sind sie nichts weiter als Massen von Büchertiteln — eine wirkliche rudis indigestaque moles. Der Fachmann und Forscher verlangt von einer solchen Sammlung möglichste Vollständigkeit, für die ändern Kreise aber, die ihre Kenntnis der deutschen Geschichte über das Allernotwendigste hinaus vertiefen möchten, ist diese Vollständigkeit nicht blofs unnütz, sondern geradezu gefährlich. Sie schreckt durch ihre Fülle entweder ab oder nötigt zu einem planlosen Tasten. Helfen kann hier meines Erachtens nur eine Zusammenstellung, die nichts weiter geben will als das Notwendigste, Verständlichste, Zugänglichste, die nicht mehr Bücher nennt, als jede Durchschnitts-Schulbibliothek für Lehrer und lernbegierige Schüler enthalten mufs. Das ward mir bei der wiederholten Durcharbeitung der meiner Fürsorge an vertrauten knappen und doch so reichhaltigen und anregenden Geschichte des deutschen Volkes von David Müller immer festere Überzeugung. Der Gedanke, als Ergänzung zu David Müllers Buch eine solche — ich will den hochklingenden Namen einmal nicht scheuen — Quellen- und Hilfsmittelkunde zur deutschen Geschichte zusammenzustellen, hat mich lange beschäftigt, bis ich, vor mehreren Jahren schon, die vorliegende Arbeit begann und im wesentlichen auch zum Abschlufs brachte. Es waren äufsere Gründe, die damals die Veröffentlichung hinderten, heute, wo ich sie dem Urteil derer übergebe, die für die Verbreitung und Vertiefung
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Extrahierte Personennamen: Dahns Wietersheims W._Giesebrechts Dahlmann Waitz David_Müller David David_Müllers David
V. Deutsche Nationalgeschichte.
33
7. und 8. Das Jahr 1866 und der norddeutsche Bund. Aufser den im vorhergehenden Abschnitt angegebenen Werken, die zum gröfsten Teile auch hierher gehören und von denen vor allem auf v. Sybels 4. u. 5. Band zu verweisen ist, ist noch zu nennen: Hahn, Zwei Jahre preufsisch-deutsche Politik. 1866—1867. Von der schleswigholsteinischen Krisis bis zur Gründung des Zollparlaments 1868. — Die Kriegsereignisse schlicht und knapp im Preufsischen Generalstabswerk: Der Feldzug von 1866 in Deutschland. 1867 ff., in glänzender, dramatisch-bewegter Darstellung im Österreichischen Generalstabswerke: Österreichs Kämpfe im Jahre 1866, 5 Bb., 1867 ff., bei aller Kürze in wunderbarer Anschaulichkeit in v. Sybels 5. Bande. — Näheres über die einzelnen preufsischen Heerführer bei v. Glasenapp, Ergänzung zu den Generalstabswerken 1866 und 1870/1871, Bd. 1879 ff.
9.—15. Der deutsch - französische Krieg und die Herstellung des deutschen Kaisertums. Aufser den unter 1.-—6. schon aufgeführten Werken noch zu bemerken: Halm, Der Krieg
Deutschlands gegen Frankreich und die Gründung des deutschen Kaiserreichs. Die deutsche Politik 1867—-1871 und Preuj'sisches Generalstabswerk: Der deutsch-französische Krieg 1870—1871, 5 Bb., 1872.
- Über die Operationen nach der Kapitulation von Sedan orientiert gut Blume, Die Operationen der deutschen Heere von der Schlacht bei Sedan bis zum Ende des Krieges, 1872. In die Zeit hinein selbst versetzt trefflich das die Berichte deutscher und fremder Zeitungen Tag für Tag zusammenstellende Tagebuch des deutsch-französischen Krieges. 3 Bb., 1871 ff. von Hirth und v. Gosen. — Über die reichlich fliefsende Quelle der Lieder aus der großen Zeit vgl. v. Ditfurth, Historische Volks- und volkstümliche Lieder des Krieges von 1870/1871, 2 Teile, 1871 ff.
^Af\fyv—
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Extrahierte Personennamen: Hirth Ditfurth
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Frankreich Sedan Sedan Gosen
4
deutscher Geschichtskenntnis in Schule und Haus arbeiten, will es mich bedünken, als hätte ich sie um ihrer selbst willen noch länger zurückhalten sollen, denn das, was sie bringt, entspricht nur wenig dem, was mir vorgeschwebt hat. Doch es ist ein erster Versuch. Möge er als solcher beurteilt werden!
Über die Anlage nur ein kurzes Wort. Das Schriftchen nennt sich eine Ergänzung zu D. Müllers Geschichte des deutschen Volkes. Die Einteilung dieses weitverbreiteten Buches ist also zu Grunde gelegt. Da die Überschriften genau den jedesmal besprochenen Zeitraum, bezw. Abschnitt kennzeichnen, wird die Zusammenstellung auch als Ergänzung zu anderen kurzen Handbüchern brauchbar sein. Zur Orientierung ist da, wo es für die Leser, die ins Auge gefafst sind, erforderlich schien ein knappes Urteil über Art und Wert der angeführten Bücher abgegeben.
Vorbemerkung. Darstellungen der gesamten deutschen Geschichte sind viele begonnen, wenige zu Ende geführt worden. Ich nenne hier nur zwei kürzere:
1. L. Stacke (0. Jaeger, W. Boehm), Deutsche Geschichte, 2 Bb. 1880 ff. Ein schönes Bilderbuch zur deutschen Geschichte. Der ausführliche begleitende Text ist von sehr verschiedenem Werte. Was 0. Jaeger geliefert (S. I—88) ist gut, Stackes eigene Arbeit (S. 89—490) ist eine ganz äufserlich zusammengeflickte Kompilation aus verschiedenen Werken, W. Boehms Anteil (S. 491 ff. und der ganze 2. Band) zeugt von Sachkenntnis und Geschick, aber es fehlt die rechte Durcharbeitung und Ordnung des Stoffs. Die Neuzeit ist viel zu kurz weggekommen, und der Stil ist zu unruhig. Das Ganze ist mehr zum Blättern und Besehen als zum Lesen geeignet.
2. 0. Kaemmel, Deutsche Geschichte. 1889. Ein tüchtiges, gutes Buch, das in treuer Arbeit vornehmlich auf dem Grunde von K. W. Nitzsch’ Geschichte des deutschen Volkes und G. Freytags Bildern aus der deutschen Vergangenheit (vgl. unten) erwachsen ist. Die rechte Durcharbeitung fehlt freilich auch hier nach mancher Seite oft. Namentlich läfst die Verteilung des Stoffes zu wünschen. Das 18. und 19. Jahrhundert.kommen nicht zu ihrem Rechte. Ganz vereinzelt nur tritt auch in der neueren Geschichte etwas spezifisches Sachsentum hervor.
Dazu als 3. das Handbuch der deutschen Geschichte in Verbindung mit anderen, herausgegeben von B. Gebhardt, 2 Bb. 1891 f. Ein Lesebuch soll es seiner ganzen Einrichtung nach nicht sein, vielmehr ein Nachschlagebuch für Lehrende und Lernende nach dem Muster von ,,Kurtz Lehrbuch der Kirchengeschichte4'. In den Händen von Studenten und Lehrern wird es mit seiner ausführlichen Heranziehung auch der Quellen und Hilfsmittel, die nach 1882, also nach dem Ab-schlufs der 3. Auflage von Dahlmann-Waitz’ Quellenkunde, erschienen sind, und wegen der Beachtung der neueren Ergebnisse der Forschung1 ein brauchbares Handbuch sein. Nur ist die Bearbeitung der verschiedenen Abschnitte sehr ungleichmäfsig, wie das bei der großen Anzahl von Mitarbeitern nicht anders zu erwarten ist.
Vollkommen des Charakters der Einheitlichkeit, wenn man sie nicht in Druck, Format, Ausstattung, vor allem Bilderschmuck u. s. w. suchen will, entbehrt
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Vorwort.
umfangreich sein. Die Gefahr, dafs das Nebensächliche die Hauptsachen erdrückt, liegt nahe. Die Tabelle aber bietet immer zu wenig, sie giebt Namen und Zahlen aber das ,,geistige Band” dazu kann sie schon wegen ihrer Anordnung nur äufserst selten geben, meist denkt sie nicht daran es zu thun. Die beste Stütze für diese Wiederholungen wäre ein Auszug, den sich die Schüler selbst bei Durchnahme des betreffenden Gebietes gemacht. Freilich müfste, wollte man solche Auszüge verlangen, bei jedem Schüler auch die Zeit und die Fähigkeit, einen solchen Auszug auch in rechter Weise zu machen, vorausgesetzt werden können. Der Durchschnittsschüler wird keinen machen wollen, schwerlich einen machen können.
Die vorliegenden „Geschichtsrepetitionen” sollen den Schülern, soweit fremde Arbeit eigene ersetzen kann, an Stelle eines solchen Auszugs treten. Sie umfassen das Material, das auf der Schule zum Verständnis gebracht werden soll. Was sie bieten an zusammenfassenden Bemerkungen, an Namen und Zahlen (abgesehen von den eingeklammerten, die nur zur Orientierung dienen sollen), das wird der Schüler zu den Repetitionsstunden sich zu eigen machen müssen. Die so oft als möglich durchgeführte Nebeneinanderstellung des Gleichzeitigen, die Hervorhebung des Epochemachenden durch besonders starken Druck, die Scheidung durch kursive und gesperrte Schrift wird ihm das, so hofft der Vf., erleichtern.
Dafs man nun aber von jedem Abiturienten verlangen soll, er müsse das ganze hier gegebene Material im Kopfe haben, das ist durchaus nicht des Vf.s Ansicht, wie ihm denn überhaupt nichts verhafster ist als das ,,Einlernen” von Geschichtszahlen und Namen für das Abiturientenexamen. Durchgearbeitet haben soll
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56
Die Rmer.
58.
Pschen Schriften die Lehren der griechischen Schulen, welche da-mals am verbreitetsten waren, seinen Rmern nahe brachte, in seinen Reden nicht wieder erreichte Muster rmischer Beredsamkeit gab, in seinen rhetorischen Schriften seine Kunst nach den Gesetzen, die sich ihm ergeben hatten, darstellte. Auch seine Briefe sind stilistische Meisterwerke.
C. Sic rmische fimlctjcit. 31 u. Hr. 476 . (Ehr.
1. Die Zeiten der Macht und des Glanzes. 31 v. Chr. 180 n. Chr.
58. Octavianus Augustus 31 v. Chr. 14n.chr. 1. Nach den Grundzgen, die Csar vorgezeichnet, ordnete der neue Csar und Imperator das groe rmische Reich. Ein stehendes Heer, das mit Ausnahme der kaiserlichen Leibwache, der Prtorianer, in die Grenzprovinzen verteilt war, eine Flotte im asiatischen und tyrrhenischen Meere, das waren die Sttzen der kaiserlichen Macht. Ihre natrlichen Gegner waren und blieben die Optimalen, die deshalb vom Imperator immer mit Mitrauen angesehen wurden, selbst wenn sie im Senat der die Maen willfhrig, oft kriechend waren. An dem Hofe des Imperators, der durch den Beinamen Augustus, den ihm der Senat verliehen hatte, den Gttern gleich gesetzt wurde in den Provinzen wurden ihm wirklich Altre errichtet sam-melten sich Dichter und Knstler. Des Augustus Vertrauter Mczna s ist durch seine Teilnahme fr die Dichter sprichwrtlich geworden. Die Gesnge eines Vergll, die Oden eines Horz entstanden in diesem hfischen Kreise.
2. Auch nach auen trat Augustus in die Fustapfen seines groen Adoptivvaters. Die Grenzen des Rmerreichs nach Norden und Nordosten gegen die Germanen hin wurden weiter vorgeschoben, nicht so sehr um das Reich zu vergrern, sondern um seinen Bestand zu sichern. Anfangs ging alles glcklich von statten. Drufus und Tiberius, die Stiefshne des Kaisers, errangen Erfolge, da trat ein furchtbarer Umschwung ein mit der Niederlage, welche Varus im
9 n. Chr. Teutoburger Walde 9 n. Chr. durch einen Fürsten der Cherusken, Armin, erlitt. Die Besorgnisse des Augustus vor einem Einfall der Germanen nach Italien erfllten sich freilich nicht, aber es war doch allen offenbar geworden, da die Germanen zu besiegen nicht so leicht sein wrde.
3. Schweres Leid erfuhr Augustus in seiner Familie. Shne hatte er nicht. Seine Tochter Julia war seiner und ihrer Stellung un-wrdig, ihre regierungsfhigen Shne starben vor dem Grovater,
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Extrahierte Personennamen: Octavianus_Augustus Augustus Augustus Augustus Augustus Augustus Tiberius Varus Armin Augustus Augustus Julia
Vorwort.
Das vorliegende Buch ist fr die Oberklassen hherer Tch-terschulen in erster Linie, dann fr lateinlose hhere Brger-schulen bestimmt. Es ist hervorgegangen aus langer Praxis. Der Verfasser hat durch sie vor allem gelernt, da im geschichtlichen Unterricht noch viel grere Beschrnkung not thut, als sie gewhnlich gebt wird. Vielen wird das Buch inhaltlich gar drftig erscheinen. Der Verfasser scheut sich nicht dem gegenber aus-zusprechen, da es des Stoffes gerade genug bringt. Mehr wre vom bel. Vom bel ist nach seinen Erfahrungen fr die Stufen, denen das Buch als Leitfaden dienen soll, jeder weltgeschichtliche Standpunkt. Fr deutsche Schlerinnen und Schler, welche nach 9 jhriger Schulzeit die Schule verlassen, giebt es nur eine deutsche Geschichte mit ihrer notwendigen Grundlage, d. h. einer Geschichte des Altertums, die auf die deutsche vorbereitet.
Zn Zahlen ist strenges Ma gehalten. Vollkommene ber-einstimmung wird ja darber nie herzustellen sein, im allgemeinen glaubt der Versasser, da mehr Zahlen, als er am Rande als not-wendig bezeichnet, nicht erforderlich find. Die Zusammenstellung am Schlu zu einer Tabelle soll der Repetition grerer Abschnitte dienen.
Die Kulturgeschichte ist berall bercksichtigt, nicht blo in den ihr besonders gewidmeten Abschnitten, selbstverstndlich soweit sie fr die ins Auge gefate Stufe sich eignet.
Die Bildertafeln (vgl. S. Vii.) sind nicht in den Text gedruckt, auch nicht in denselben an der bezglichen Stelle eingeheftet, weil sie dorthin nicht gehren. Sie sind da nur Mittel zur Zer-streuung der Aufmerksamkeit. Kunstgeschichtliche Bilderbogen wie die vortrefflichen von Seemann sollen sie nicht ersetzen, sondern nur er-mglichen, die Hauptgattungen der Baukunst und Bildnerei an beson-ders geeigneten Beispielen zu erlutern.
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Vorwort.
Die Karten (vgl. S. Vi.) sind nach den Angaben des Ver-fassers gezeichnet. Sie sollen die physische Gestalt des Landes ge-ngend hervortreten lassen und nur den geschichtlichen Stoff zur Darstellung bringen, der im Buche verarbeitet ist. Ze leerer sie sind, desto besser werden sie ihren Zweck erfllen.
Die Geschichte der vorgermanischen Zeit hat der Verfasser selbstndig verfat, die deutsche Geschichte ist eine Umarbeitung, Verkrzung bezw. Erweiterung, des Leitfadens von David Mller. Da der Verfasser den Leitfaden als Grundlage fr seinen Unterricht in Tchterschulen benutzt und denselben in der Anlage durchaus be-whrt gefunden, wird das erklrlich werden, um so mehr als er das Buch D. Mllers dreimal bearbeitet und wesentlich umgestaltet hat.
Endlich noch ein kurzes Wort der die Abfassungszeit des Bchleins. Der Verfasser erklrt ausdrcklich, da es nicht ver-anlat worden ist durch alle die Leitfden und Abrisse fr Tchter-schulen, die in den letzten drei Jahren erschienen sind. Der Plan zu dem Buche war fertig und die Verhandlungen der das Erscheinen mit dem Herrn Verleger abgeschlossen, als diese Bcher in die ffentlichkeit traten. Gleichwohl wrde der Versasser seine Arbeit zurckge-halten haben, wenn nach seinem Urteil die bereits erschienenen Bcher das Ziel, das sie sich gesteckt, erreicht htten.
Magdeburg, August 1889.
\ unge.
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Extrahierte Personennamen: David_Mller David August
62.63. Die guten Kaiser. Knste u. Wissenschaften. Die Soldatenlaiser. 59
oder Thermen, die Amphitheater (das Kolosszum), die Triumphbgen, die Siegessulen (Trajanssule), die Standbilder der Kaiser, der Dichter und Gelehrten wetteiferten an Pracht und Schnheit mit-einander und wenn Rom spter ein der jedes Wort erhabenes Meer der Schnheit" genannt worden ist, es war nicht zu viel ge-sagt. Aber nicht blo Rom war so geschmckt. Auch die kleineren Städte hatten ihr vollgemessenes Teil an dem Streben nach knst-lerischem Sinn, der allerorten rege war. Die Funde in Pompei zeigen uns, wie Wandgemlde (Fresken), Mosaiken, Statuetten, knst-lerisch vollendete Gefe in vornehmen oder auch nur reichen Brger-Husern damals heimisch waren. Die Rmer, nun sie Herren der Welt waren und Jahrhunderte lang der Ruhe pflegen konnten, er-wiesen sich als gelehrige Schler der Griechen.
2. Da die rmische Dichtkunst unter Augustus ihre Blte vc? reichte, ward schon erwhnt. Vergil dichtete damals seine neide, dieses Kunstepos, das oft dem Homer an die Seite gestellt worden ist, Horaz, desmcenas Freund, sang seine Lieder (Oden) und gab in seinen Satiren und dichterischen Briefen ein farbenprchtiges Bild seiner Zeit und ihrer Schwchen, der leichtfertige Ovid erzhlte in flieenden Versen die Sagen und Geschichten der grauen Vorzeit. Und auch in der Prosa erstanden noch Meister, so der Geschichtsschreiber Livius, auch ein Zeitgenosse des Augustus, der die rmische Geschichte dem Volke erzhlte und ihr die Fassung gab, in der sie im wesentlichen auf uns gekommen, vor allem aber T-citus, einer der grten Meister des Stils aller Zeiten, der in seiner Kaisergeschichte jede Saite des Herzens anzuschlagen wei mit unnachahmbarer Gewalt. Gelehrte, die in rmischer und griechischer Zunge sprachen und schrieben, drngten sich in Rom zusammen. Was sie, was die groen Dichter und Geschichtsschreiber geschaffen, das wurde schnell verbreitet der den ganzen Machtkreis der herrschenden Stadt. Nach allen Seiten zogen die Kunststraen und verbanden die entferntesten Glieder des Reiches mit seinem Mittelpunkte. Rom war das Herz, in dem das geistige wie das Gewerbs- und Handelsleben pulsierte, von dem es ausging in alle Welt.
Es war eine Zeit des Glanzes und der Pracht, die Rom leuchtete noch einmal vor dem kommenden jhen Fall.
2. Verfall nach innen und auen. Untergang des westrmischen Reiches.
180-476.
63. Die Soldatenkaiser bis zur Neuordnung des Diokletian.
1. Mit Marc Aurels Tode brachen schlimme Zeiten der das Reich
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TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Augustus Horaz Livius Augustus Marc_Aurels
Der Volkscharakter während 6es 14. und 15. Jahrhunderts. 307 308. 213
ern und alle Meister pfiffen, und andere Spielleut frten den gesang und as Gedicht. Er sang dis Lied:
Ich binn aussgezehlet,
Mann weisset mich armen vor die thr,
Vntreuw Ich spr Nun zu allen Zeiten.
Item sang Er;
May, May, May, die wunnigliche zeit Menniglichen Freude geit Ohn mir. Wer mainte das?
Dern lied und widergesang machte Er gar viel, und war das alles lustiglich zu hren. .
Zu solchen Liedern kamen die frischen Trinklieder und launigen Wem-fegen und Handwerkssprche. Aber auch die Pilger auf den Bittfahrten hatten ihre Lieder, und bald entstand neben dem alten lateinischen Kirchen-liede auch das deutsche. Noch sang man in diesen Kreisen des Volkes auch die alten Heldenlieder vom gehrnten Siegfried, von Dietrich von Bern und vom treuen Hildebrand; man sang sie bis der die Zeiten Luthers hinaus. In Norddeutschland dagegen erfreute man sich mehr an den gleichfalls ur-alten, lustigen und spttischen Geschichten vom schlauen Reinicke dem Fuchs, die plattdeutsch geschrieben waren; plattdeutsche Volkslieder kamen dazu; unten, bei der Geschichte der Dithmarsen, wird eine Probe davon gegeben werden*).
Auch einen Anlauf zur dramatischen Dichtkunst nahm man schon damals. Der Mummenschanz, der allerorten in der lustigen Faschingszeit getrieben ward, gestaltete sich vereinzelt schon zu Faschingsspielen, die bei rechter Weiterentwickelung zum Ausgangspunkte volkstmlicher Lustspiele htten werden knnen. Und wie in ihnen die Komdie, so fand die Tragdie einen Vorlufer in den groen Passionsspielen. Hunderte von Personen fhrten oft mehrere Tage hintereinander in den Spielen, wie sie in der Regel schlechthin genannt wurden, die Leidensgeschichte unseres Herrn Scharen andchtiger Zuschauer in dramatischer Bewegung vor. Lebende Bilder, Volksszenen, packende Chre erhoben die Gemter der Schauenden, die sich nicht satt sehen konnten an den Wundern, die der Herr fr sie getan, an den Leiden, die er fr sie gelitten hatte.
308. So fehlte es nicht an Sang und Klang, an Spiel und Scherz im deutschen Leben. Selbst die hheren Stnde zogen den derben Witz des Volkes der zarten Ritterpoesie vor, und der Hofnarr ward eine unent-behrliche Person und von seinem Fürsten oft hher gehalten als Gelehrte und Minnesnger. Die Sitten wurden in allen Stnden leicht-fertiger und lockerer. Die alte ehrbare Tracht verschwand schon mit dem 13. Jahrhundert; die Männer trugen bunte, eng anschlieende Gewnder, und die Weiber und Mdchen gingen nicht mehr in Schleier und Kopfbinde zchtig einher. Die Moden wurden zuletzt lppisch und eitel; die Männer trugen an den kurzen Rcken, die kaum der den Grtel gingen, Hoch aufgebauschte, mit Perlen und Goldborten besetzte rmel oder solche, die mit wehenden Zipfeln bis fast auf den Boden her-abreichten. Die Beinkleider zeigten grelle Farben, etwa das eine Bein Blau, das andere Rot; die Schuhe und Stiefel waren lang geschnbelt, so da
*) Man sehe berhaupt die angefhrten Lieder als Sprachproben der betreffen-t>en Periode an (vergl. 89. 90. 183. 184).
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit]]
Volksbildung und Volkscharakter vor und nach dem groen Kriege. 425426. 285
geilen, Kindtaufen und Begrbnissen ansang. An die Stelle der guten Sitte trat die steife Form und die wechselnde Mode. Im Laufe des Krieges kamen die fremden, besonders die franzsischen Trachten auf, die lcherlich bebn-derten Kleider der Männer, die Reifrcke der Frauen, die Perrcken, die Schnrleiber und andere Erfindungen der Unnatur. Das la mode" ward Richtschnur dieser charakterlosen Zeit. Und zugleich kam, besonders durch das fremde Kriegsvolk, eine Sprachmengerei ohnegleichen auf. Schon Martin Opitz f 431) in seinem Buch von der deutschen Poeterei (1624) klagt darber:
So stehet es auch zum hefftigsten vnsauber, wenn allerley Lateinische, Frantzsische, Spanische und Welsche wrter in den text vnserer rede geflickt werden; als wenn ich wollte sagen:
Nemt an die courtoisie, und die deuotion Die euch ein cheualier, madonna, thut erzeigen;
Ein' handvol von fauor petirt er nur zue lohn,
Vnd bleibet eroer Knecht und seruiteur gantz eigen.
Wie seltzam dieses nun klingend, so ist nichts desto weniger die thorheit innerhalb kurtzen Jharen so eingerieben, das ein jeder, der nur drey oder vier aulndische wrter, die er zum offtern nicht verstehet, erwuscht hat, bey aller gelegenheit sich bemhet dieselben Herauf! zue werfsen usw.
Ein Beispiel, wie weit es allmhlich damit kam, mag ein Schreiben Wallensteins geben. Er meldet den Nrnberger Sieg der Gustav Adolf dem Kaiser also:
----So hat sich der König (Gustav Adolf) bei dieser impressa (italienisch:
Unternehmung) gewaltig die Hrner abgestoen, indem er allen zu verstehen gegeben, er wolle sich des Lagers bemchtigen, oder kein König sein, er hat auch damit fein Volk der die Maen discoragiret (französisch), da er sie so hazardosamente (spanisch: tollkhn) angeshret, da sie in vorfallenden Occasionen (lateinisch) ihm desto weniger trauen werden, und ob zwar Ew. Maj. Volk valor (ital. span.: Tapferkeit) und caraja (Mut) zuvor berflssig hat, so hat doch diese Occasion es mehr assecuriret (lateinisch), indem es gesehen, wie der König, so alle seine Macht zusammengebracht, rebutirt (französisch) ist worden, da Praedicat invictissime (lateinisch) nicht ihm, sondern Ew. Majestt ge-bhret usw.
Solche Sprachverktzerung ist anzeigung genug der Vntrew, die du deinem Vaterlande erweisest; deine ehrlichen Vorfahren sind keine solche Mischmscher gewesen, die jhr fast miteinander jetzt seid", sagte der ehrliche Moscherosch,und einwackerer Niederdeutscher, der Rostocker Lauremburg, klagt: Seht slck Schipbrock hesfd de ddsche Spraek geleden,
de Frantzsche hesst er de Nese affgeschneden.
426. Besonders aus dem Lagerleben kam auch die wste Flut des Aberglaubens der freilich nie tot gewesen war ( 310) wieder strker der das Volk. An Bndnisse mit den hllischen Mchten, die zu Reichtum oder anderen Dingen verhelfen sollten, glaubte man allgemein. Der Soldat des dreiigjhrigen Krieges kannte eine Menge Mittel, um fest", d. h. unverwundbar zu werden, um treffende Kugeln zu gieen, ver-grabene Schtze zu finden, seine wechselreiche Zukunft, Tag und Stunde seines Untergangs, die ihn verderbende oder rchende Person zu erkunden. Er behngte sich mit Talismanen und Amuletten, lie seine Waffen segnen oder geheimnisvoll besprechen und bergt. Im friedlichen Leben der Städte und Drfer hatte es die geheime Kunst mit anderen Dingen zu tun. Durch das Bndnis mit dem Bsen bten Zauberer, besonders aber Hexen allerlei Mutwillen und Schaden: sie verhexten das Vieh, schufen Krankheiten, zauberten Ungeziefer herbei u. dergl.; keinem aber schlug die Kunst zum Gewinne aus. Entsetzlich waren die Mittel, mit denen man ihnen
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Extrahierte Personennamen: Martin_Opitz Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf