§ 28. Die geistlichen (Mönchs-)Orden. 49
Aber die Bewegung der Erneuerung des Klosterwesens erschöpfte sich nicht in der kluniazeusischen Richtung: es entstand im Zeitalter der Kreuzzüge eine große Zahl neuer Mönchsorden. Die wichtigsten derselben sind:
1. Der Karthäuserorden. Bruno von Köln stiftete das Ausgangskloster in einem Thale bei Grenoble, genannt Karthause. (Chartreuse). Obgleich zusammenlebend, war den Mönchen Einsamkeit und beständiges Schweigen zur Pflicht gemacht, damit die Beschäftigung mit dem Heile der Seele und guten Werken desto eindringender sein könne. Sehr geringe Nahrung und kasteiende Lebensgewohnheiten sollten jeden sündigen Trieb ersticken.
2. Der C i st e r z i e n s e r or d e n. Robert, ein Benediktiner aus der Champagne, gründete bei Dijon das Kloster Citeaux, welches bald darauf den Ausgangspunkt dieses sehr rasch sich verbreitenden Ordens war. Ernst und ehrwürdig 'genossen diese weißgekleideten Mönche ungemeines Ansehen beim Volke, dem sie in allen Lebenslagen mit Rat und That zur Seite zu stehen wußten.
3. Der Prämonstratenserorden, so genannt von dem ersten Kloster zu Premontre bei Laon. Gestiftet von einem vornehmen Deutschen, Norbert, hat dieser Orden, wie der vorige, auch in Deutschland große Ausbreitung gewonnen und ist zumal auch für die Kolonisation des Ostens von außerordentlicher Bedeutung geworden (Pflege des Landbaus).
Weit einflußreicher noch als die vorstehenden sind geworden die sogenannten
4. B e 11 e l o r d e n. Dieselben sind gekennzeichnet durch den Grundsatz vollständiger Armut, des Einzelnen sowohl als der Gemeinschaft. So glaubten sie die Nachfolge Christi am besten auszuführen. Da sie durch ihre ungeheure Ausbreitung und durch ihr Leben mitten unter dem niederen Volke vor allen imstande waren, Einfluß auf das Volk zu üben, fo haben die Päpste diese Orden ganz besonders für ihre Zwecke zu gewinnen gewußt. Währeud die Franziskaner (gestiftet um 1200 von Franziskus von Assisi) als. Prediger und Seelsorger wirkten, haben die Dominikaner (gestiftet um dieselbe Zeit durch Dominions Guzmaun, einen Spanier) die Bekämpfung der Irrlehren sich zur Aufgabe gemacht. Die letztere haben sie betrieben a) durch die sog. Juquisitions-tribnnale, d. H. Ketzergerichte, welche ihnen von den Päpsten ganz anheimgegeben wurden; b) durch die Pflege der Wissenschaften und
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ir. 4
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Extrahierte Ortsnamen: Grenoble Dijon Laon Deutschland Christi
§ 79. Innere Zustände Deutschlands in dieser Periode. 139
Recht und Gericht sah es überhaupt in Deutschland schlimm aus, da dasselbe von den Territorialherren, selbst von den kleinsten, in voller Ausdehnung und meist in willkürlicher Weise gehaudhabt wurde. Deutschland war schon jetzt thatsächlich aufgelöst in ein buntes Gewirr selbständiger Herrschaften: Kurfürsten- und Herzogtümer, reichsunmittelbare Fürstentümer, Grafschaften, Ritterschaften und Städte. Kleinliche, eigensüchtige Interessen beherrschten dieselben. Um so wohlthuender ist es zu sehen, wie in diesem Getriebe nur Brandenburg-Preußeu und sein Herrscherhaus sich von höheren, nationalen Gesichtspunkten leiten ließen.
e) Die meisten kleineren deutschen Fürstenhöfe boten damals das Bild traurigster Entartung. Allenthalben suchte man die Pracht von Versailles nachzuahmen, und auch die Sittenlosig-keit des französischen Hofes wurde mit übernommen. Die ungeheuren Aufwendungen der Fürsten für Luxus und unwürdige oder lächerliche Vergnügungen hatten eine schreckliche Verarmung der Bauern zur Folge. Besonders war das in der Pfalz (Karl Philipp, Karl Theodor), in Württemberg (Eberhard Ludwig, Karl Alexander, besonders aber Karl Engen) und Sachsen (Friedrich August Ii. der Starke) der Fall.
f) Eine eigentümliche und in mehreren Hinsichten erfreuliche Erscheinung bildet in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Kaiser Joseph Ii. 1765—1790. Er war, wie Friedrich Ii.' 1765 sein großes Vorbild, erfüllt von dem Bewußtsein seiner Regenten- bis pflichten und stellte sein Leben in den Dienst der Volkswohlfahrt. *^0 Aber die Reformen, welche er in edelster Absicht im deutschen Reich, besonders aber in Österreich einführte, sind zu unvermittelt
und plötzlich geschehen, um dauerud zu sein. Gleichwohl sind sie doch von den segensreichsten Folgen gewesen. Die hauptsächlichsten derselben sind: 1. Das Toleranzedikt, wodurch allen christlichen Bekenntnissen in Österreich unbedingte Gleichberechtigung gewährt wurde. 2. Die Verminderung der Klöster um ein Drittel (36000 Mönche und Nonnen). 3. Umfassende Einrichtung von Schulen und anderen gemeinnützigen Anstalten, welche der Aufklärung und der moralischen Wohlfahrt des Volkes dienten. 4. Aufhebung der Leibeigenschaft. 5. Gleichmäßige Besteuerung aller Staatsangehörigen. 6. Gleichstellung aller Stände vor dem Gesetze und dem Richter. 7. Umfassende Fürsorge des Staates für die Hebung der verschiedenen Erwerbs-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Deutschland Versailles Württemberg Sachsen
48 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
a) die Gewalt der Kirche und des Papstes über die Gemüter vergrößert haben, wozu auch die in ihrem Gefolge entstehenden neuen Mönchsorden viel beitrugen;
b) daß sie, selbst halb geistliche und halb weltliche Unternehmungen, das Rittertum und vor allem die geistlichen Ritterorden ausgebildet haben;
c) daß in Anknüpfung an sie Wissenschaften und Künste einen neuen Aufschwung genommen, sich mit neuem Gedankeninhalte erfüllt haben;
d) daß durch sie Handel und Gewerbe in vielfacher Weise befruchtet worden sind und den Städten Italiens wie Deutschlands in neuer Aufschwung verliehen worden ist.
§ 28. Die geistlichen (Mönchs-) Orden.
Schon in der frühesten Zeit war bei den Christen der Zug nach einsamem, büßerischem Leben vorhanden gewesen. Fromme Männer zogen sich an entlegene Orte zurück, um dort ein ganz der religiösen Beschauung geweihtes Leben zu führen (Eremiten). Allmählich thaten sich mehrere zusammen, um in gemeinsamen Häusern wohnend nach einer bestimmten Regel die Frömmigkeitsübungen zu betreiben. Man nannte diese Häuser Klöster (monasteria, vgl. srz. monastere, cloitre) und die Insassen, wenn sie Männer waren, Mönche, waren sie Frauen, Nonnen. Im Abendlande wurde das erste Kloster gestiftet durch den Hl Benediktns von Nursia in Italien ca. 525. Sehr rasch breitete sich dann der Benediktinerorden über das ganze christliche Europa aus. Seine Klöster wurden Pflegestätten der geistigen Bildung und auch der materiellen Kultur.
Als aber mit der Zeit die Strenge des Lebens in dem Orden nachließ, Schlaffheit und Versäumung der durch den Stifter vorgezeichneten großen Aufgaben einriß, da erstanden in manchen Gegenden Bestrebungen zu einer Reform der Klöster und des Mönchslebens. Im 10. und 11. Jahrhundert fanden diese Bestrebungen ihren Mittelpunkt und Ausgang in dem südfranzösischen Kloster C lugn y. Unter dem Einfluß der sehr strengen Richtung, welche von hier ausging, stand auch Gregor Vii., der aus ihr seine Ansichten über die Stellung des Papsttums und der Kirche zu den weltlichen Mächten geschöpft hatte.
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Extrahierte Ortsnamen: Italiens Deutschlands Italien Europa
§ 49. Das Christentum. gg
zeugungstreue der Bekenner war eine ganz außerordentliche, mitten in der Zweifelsucht jener Zeit wunderbare (Märtyrer). Dieselbe bestand harte Probeu in den sogenannten Christen Verfolgungen, deren man zehn unterscheidet; die schrecklichsten waren die unter Kaiser Nero (ca. 60 n. Chr.) und Diokletian (ca. 60 300). Endlich wurde das Christentum durch Kaiser Konstantin 300 (ca. 333) als Staatsreligion zugelassen und sein Sieg über 333 das Heidentum war endgiltig entschieden.
Aber gerade mit seiner größeren Ausbreitung und mit der Sicherheit gegen äußere Feinde wuchs im Christentum- die bereits frühzeitig verhängnisvolle Spaltung in verschiedene Bekenntnisse. Einer der größten und gefährlichsten Gegensätze in der Christenheit selber war der zwischen Arianern und Athanasiaueru, von denen jene behaupteten, daß Christus nur Gott ähnlich, diese, daß er ihm gleich sei (mit ihm eins). Der Streit wurde i. I. 325 auf dem Konzil (Kirchenversammlung) zu Nieäa zu 325 gunften der Athanasianer entschieden. Die Lehre der letzteren wurde daher schließlich die allgemein angenommene („katholische"), besonders als der mächtige Frankenkönig Chlodwig (ca. 500) sich ihr 500 anschloß und gemeinsam mit dem römischen Bischof (Papst) ihre Stütze wurde.
^ Der christliche Gottesdienst und Kultus nahm früh-zeitig feste Formen an. Das Leben der Christen hatte von Ansang an einen besonders im Orient vorkommenden eigenartigen Zug: den Trieb zur Einsamkeit, zur Einsiedelei. Indem sie durch strenge Enthaltung von allem weltlichen Treiben ein gottgefälliges Werk zu thun glaubten, zogen sich einzelne Männer in Wälder und Wüsten zurück (Eremiten), wo sie ein den frommen Übungen und der Beschaulichkeit gewidmetes Leben führten. Ähnlich war das Bestreben, welches die Gründung von Klöstern (monasteria) ver--stntaßte. Das Klosterwesen fand ebenfalls feine Entstehung im Oriente (der Ägypter Antonius) und wurde erst nachher (durch deit heil. Benedictns von Nursia ca. 525) nach Europa verpflanzt 525 (erstes ^Kloster in Europa auf dem Monte Casino in Italien; nach dent Vorbilde desselben entstanden bald unzählige andere Bene-diktinerklöster).
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Extrahierte Personennamen: Konstantin Christus_nur_Gott Chlodwig Antonius Benedictns_von_Nursia
Extrahierte Ortsnamen: Christentum- Europa Europa Monte_Casino Italien
— 29 —
Völkerschlacht bei Leipzig, wo sich die Deutschen vom französischen Joche frei machten.
Auch das Denkmal auf dem Kreuzberge bei Berlin erinnert noch heute daran, wie unter Friedrich Wilhelm Iii. in den Befreiungskriegen das preußische Volk die Feinde siegreich aus dem Lande jagte.
Zu seiner Zeit wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt, die Landwehr und der Landsturm gegründet. Nicht geworbene Söldner, sondern alle gesunden Söhne des Volkes sollten hinfort das Vaterland verteidigen.
Friedrich Wilhelm Iii. hob die Hörigkeit der Bauern auf, die bis dahin ihren Gutsherren als Eigentum zugehörten, und schuf einen freien Bauernstand, wie wir ihn kennen. Er gab den Städten die Selbstverwaltung, die heute noch gilt, und schuf so einen freien Bürgerstand. Damit die Streitigkeiten der Leute nicht gleich vor das Gericht kämen, setzte er Schiedsrichter ein, die heute noch ohne große Kosten die Leute zu versöhnen suchen.
Auch im Schulwesen erinnert vieles an Friedrich Wilhelm Iii. Zu seiner Zeit lebte der große Kinderfreund Pestalozzi Denkmal auf dem Areuzberge in der Schweiz. Nach seiner Weise wird bei 5erltrl
noch heute in den Schulen unterrichtet und
erzogen. Die Königin Luise war so entzückt über die Erziehungsweise dieses Mannes, daß sie rief: „Ich möchte hin zu ihm, um in der Menschheit Namen ihm zu danken!" In allen Schulen wird jetzt geturnt, und in den meisten Orten sind Turnvereine. Das Turnen wurde unter Friedrich Wilhelm Iii. durch den Turnvater Jahn eingeführt, um die Jugend gesund, stark und wehrhaft zu machen. In allen Schulen werden folgende Lieder gelernt und gesungen: „In dem wilden Kriegestanze" von Schenkendors, „Was blasen die Trompeten?" von E. M. Arndt, „Vater, ich rufe dich" von Theodor Körner. Diese vaterländischen Dichter lebten in jener Zeit und begeisterten das Volk durch ihre Lieder.
Die Hochschule in Berlin, die heute von mehr als 5000 Studenten besucht ist, gründete der König in jener Zeit.
Jeden Sonntag kann uns in der Kirche etwas an ihn erinnern. Er hat die lutherischen und reformierten Christen, die sich früher oft stritten und schmäheten, zu einer evangelischen Landeskirche vereinigt. Die Agende, aus der jeden Sonntag der Geistliche liest, stammt von ihm.
Unser Königreich Preußen ist jetzt in Provinzen, Regierungs-bezirke und Kreise eingeteilt. Das geschah auch unter Friedrich Wilhelm Iii.
Dem ganzen deutschen Vaterlande erwies er eine große Wohlthat durch den Zollverein. Bis dahin erhob jeder deutsche Fürst an seiner Landesgrenze von den eingehenden Waren einen Zoll oder eine bestimmte Abgabe.
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Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Berlin Schweiz Berlin
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einzige Richtschnur des Glaubens und Lebens. Mit seinen Freunden übersetzte Luther die ganze Bibel in die deutsche Sprache, so daß sie nun jeder Christ selbst lesen und darin forschen konnte. Die lateinische Messe schaffte er ab und führte dagegen die deutsche Liturgie, die deutsche Predigt und den deutschen Kirchengesang ein. Deutsch sollte der Gottesdienst fein, denn Luther war ein deutscher Mann von der Fußsohle bis zum Scheitel. Er selbst dichtete liebliche und kräftige Lieder. Das erste evangelische Gesangbüchlein enthielt nur 8 Lieder, wuchs aber von Jahr zu Jahr. Er hob auch den Zwang der Ohrenbeichte auf, wonach jeder feine Sünden einzeln dem Priester ins Ohr sagen mußte. Das Abendmahl wurde unter beiderlei Gestalt (Brot und Wein), nicht, wie in der katholischen Kirche, bloß als Brot gereicht. Niemand sollte mehr genötigt fein, als Mönch oder Nonne im Kloster zu leben. Den Priestern riet er, in den Ehestand zu treten. Der Papst hatte ihnen gegen die klaren Ansfprüche der Bibel befohlen, ehelos zu bleiben. Luther vermählte sich selbst als 42jähriger Mann mit der aus dem Kloster befreiten Nonne Katharina von Bora, um durch fein Beispiel die Geistlichen zu ermutigen. Auf einer Untersuchungsreise im Lande, ans der er sehen wollte, wie es um Kirche und Schule beschaffen fei, fand Luther die schrecklichste Unwissenheit bei jung und alt. Ein Pfarrer konnte kaum das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis, in einem andern Dorfe kein Bauer ein einziges Gebet. Luther klagte: „Hilf, lieber Gott, wie manchen Jammer habe ich gesehen, daß der gemeine Mann doch so gar nichts weiß von der christlichen Lehre!" Um der Not abzuhelfen, schrieb er für die Kinder den kleinen und für die Geistlichen den großen Katechismus, für letztere auch ein Predigtbuch, damit sie lernten, wie man predigen müsse, oder daß sie daraus der Gemeinde vorläsen. Die Ratsleute der Städte vermahnte er dringend, daß sie Schulen einrichten und halten sollten, damit der Unwissenheit und Roheit gesteuert würde. Das Lehramt pries er als ein wichtiges und köstliches. Nach einem Reichstage zu Speier am Rheine bekamen feine Anhänger den Namen Protestanten, weil sie gegen den Beschluß der Mehrheit protestiert oder Widerspruch erhoben hatten. Die Mehrheit hatte nämlich die weitere Ausbreitung der evangelischen Lehre verboten. Auf dem Reichstage zu Augsburg 1530 übergaben die evangelischen Fürsten und Städte dem Kaiser ihr Glaubensbekenntnis, die Augsburgifche Konfession. Dasselbe enthält in milden, klaren Worten alles, worin die evangelische Kirche mit der katholischen übereinstimmt und worin sie abweicht.
9. Wie Luther Freude und Leid bei seinem Werke erfuhr. Emen treuen Freund und Mithelfer gewann Luther an dem gelehrten und milden Melanchthon, zu deutsch Schwarzerd, dem Sohne eines geschickten Waffenschmiedes. Er war fast 14 Jahre jünger als Luther, schmächtig und unansehnlich, so daß er neben Luther wie ein Knabe aussah; aber an Geist und Gelehrsamkeit war er ein Riese. Schon auf der Schule war er der Liebling seiner Lehrer. Mit 21 Jahren wurde er
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rief er die vertriebenen evangelischen Salzburger. Den Beamten ver-bot er die Plackereien der Bauern: Die Herren Rthe sollen nicht mit den Pferden meiner Bauern spazieren fahren!" Berlin erweiterte und verschnte er, indem er oft mit Hrte zum Bauen nthigte: Der Kerl hat Geld, muss bauen!" Er legte Fabriken aller Art an und lie seine Soldaten nur inlndische Tuche tragen. Er liebte und bte Recht und Gerechtigkeit, hasste aber die Advokatenkniffe. Als er einst einen An-geklagten verteidigen hrte, meinte er: Der Kerl hat recht!" Nachdem er den Gegenpart gehrt, rief er rgerlich: Der Kerl hat auch recht!" und schlug donnernd die Thr hinter sich zu. Besonders viel hat der König fr die Schulen gethan, fo dass man ihn den Vater der preuischen Volksschulen nennen kann.
3. Sein Heer hielt er fr den Grundpfeiler der Staatsmacht und brachte es von 48- auf 84,000 Mann. Seinen lieben, blauen Kindern" widmete er die grte Sorgfalt, besonders dem Leibregiment in Potsdam, das aus lauter Riesen bestand. Ein Riese, der sich in Paris fr Geld sehen lie, konnte erst als vierter Mann eingestellt werden. Seine Werber machten frmlich Jagd auf die langen Kerls" und entfhrten z. B. einen riesigen Mnch aus Rom mit Gefahr und vielen Kosten. Das Leibregiment war die Musterschule fr die ganze Armee, indem hier zuerst alle Verbesserungen probirt wurden. Der treueste Gehlfe des Knigs war der rauhe Fürst Leopold von Dessau. Er fhrte eiserne Ladestcke statt der hlzernen, den Gleichschritt und das gleichzeitige Feuern ein. Die Behandlung der Soldaten war hart, be-sonders grausam das Spieruthenlaufen.
4. Kriege hat er wenig gefhrt. Ohne namhafte Verluste gewann er den Schweden Vorpommern ab. Auch an den Rhein gegen die Franzofen ist er einmal gezogen. Wenn die Franzofen ein Dorf in Deutschland angreifen, fo mfste der Fürst ein Cujon sein, welcher nicht den letzten Blutstropfen dran fetzte!" fagte er. Der Kaiser belohnte ihn aber mit habsburgischem Danke", so dass er entrstet ausrief: Der Kaiser behandelt mich und alle Reichsfrsten wie Schubiacks." Auf den Kronprinzen deutend, sprach er ein andermal: Da steht einer, der mich rchen wird!" Nach schweren Leiden starb er mit den Worten: Herr Jesu, du bist mein Gewinn im Leben und im Sterben!" Er ist ein wichtiges Glied in der preuischen Regentenkette. Ohne seinen Schatz und sein Heer wren die Thaten des groen Friedrich kaum mglich gewesen.
24. Friedrich Ii. der Groe oder Einzige 17401786.
1. Seine Erziehung. Friedrich hat in seiner Jugend eine harte Schule durchmachen tnffen. Sein strenger Vater wollte einen guten Deutschen aus ihm machen, aber seine franzsischen Erzieher flten
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Potsdam Paris Rom Schweden Rhein Deutschland
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Schuld schob er auf die Christen. Gegen btefe wandte sich nun die Volkswnth und ersann unerhrte Martern. Sie wrben in Scke ge-steckt und ins Wasser gestrzt, in Grten angepfhlt, mit Brennstoffen berstrichen und als lebende Fackeln angezndet, den wilden Thieren vorgeworfen, gekreuzigt wie Petrus, enthauptet wie Paulus u. s. w. Nero starb spater als Selbstmrber auf der Flucht mit den Worten: Welch' ein Knstler stirbt in mir!"
Zum Siege kam das Christenthum durch Konstantin d. Gr. Vor einer Entscheidungsschlacht soll ein strahlenbes Kreuz am Himmel mit der Inschrift erschienen sein: Durch dieses wirst bn siegen!" Als Konstantin Alleinherrscher wrbe, machte er das Christenthnm zur Staatsreligiou und berief die erste allgemeine Kirchenversammlung nach Niziia iu Kleinasien 325. Auf berselben wurde die Irrlehre des Arius, bass Christus nicht gleichen Wesens mit dem Vater sei, verworfen.
Konstantin verlegte seine Resibenz nach Konstantinopel, lie sich kurz vor seinem Tode taufen und starb im weien Taufkleide.
2. Glanbensboten in Deutschland. Als Bogen des Friebens staub der den Wogen der Vlkerwanderung das Christenthum. Es zhmte nach und nach die roilben Germanenstmme und verwanbelte die Schwerter in Pflugscharen. Zuerst bekehrte Nlsilas die West-gotheu und bersetzte die Bibel in ihre Sprache. Aus dem bekehrten England und Irland kamen viele Glaubensboten nach Deutschland und verbreiteten mit dem Christenthum zugleich Bildung und mildere Sitten. So grndete Gallus das Kloster St. Gallen in der Schweiz als Pflanzsttte der Bildung. Die Mnche mussten neben frommen bungen auch die Zugend erziehen, die-Wifsenschaften pflegen und den Bodenanbau frdern.
3. Winfrieds Missionsthtigkeit. Das hchste Verdienst um die Bekehrung der Deutschen erwarb sich Winfried. Er stammte von vornehmen englischen Eltern und war schon frh fr die Ausbreitung des Christenthums begeistert. Nachdem er in Rom die Weihe em-pfangen, ging er als Missionar nach Friesland an der Nordseekste, um den greisen Willibrord zu untersttzen, dann aber nach Thrin-gen und Hessen. Hier hatte er reiche Arbeitserfolge. berall sanken die Gtzenaltre und entstanden Kirchen, Schulen und Klster. Bei Geismar fllte er unter dem Zittern und Staunen des Volkes eine Eiche des Donnergottes" und erbaute aus dem Holze eine Kapelle auf dem Hlfensberge. Der Papst gab ihm den Namen Bonifazius, d. h. Wohlthater, und ernannte ihn zum Erzbischof von Mainz. Sein Lieblingskloster war Fulda mit einer Schule fr Geistliche.
4. Sein Mrtyrertod. Nach einem rastlosen Leben und Wirken fhrte die Sehnsucht den edlen Mann wieder auf das erste Feld seiner Wirksamkeit, nach Friesland, zurck. Segen begleitete sein Werk. Als
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Extrahierte Personennamen: Petrus Paulus Konstantin_Alleinherrscher Christus Konstantin Gallus Winfrieds_Missionsthtigkeit Winfrieds Winfried Winfried Willibrord Bonifazius
Extrahierte Ortsnamen: Niziia Kleinasien Konstantinopel Deutschland England Irland Deutschland Rom Friesland Hessen Mainz Fulda Friesland
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Gesang der Franken, der dem Gebrll wilder Thiere glich, suchte er durch Singschulen zu veredeln. Er lie gute Predigten ins Deutsche bersetzen, den Geistlichen eine bessere Bildung, eine ordentliche Besol-dung und geregelte Aufsicht geben. Groe Sorgsalt verwandte er unter dem Beistande des Englnders Alkuin auf die Schulen. Durch sie sollten die Wissenschaften gepflegt und die Sitten des Volkes gebildet werden. Hufig besuchte er Schulen und erkundigte sich nach den Fort-schritten und nach dem Betragen der Schler. Als er einst vornehme Schler unwissender als arme Knaben sand, schalt er sie hart: Ihr dnkt euch wohl zu vornehm zum Lernen? Euer Adel und eure hbschen Gesichter gelten nichts bei mir. Faule und unntze Buben haben nichts von mir zu hoffen!" Den Fleiigen aber sagte er: Ich freue mich, dass ihr gut einschlagt; bleibt dabei, der Lohn wird seiner Zeit nicht ausbleiben." Deutscheart und Sprache pflegte Karl dadurch, dass er den Winden und Monaten deutsche Namen gab, eine Sprach-lehre anfertigen und deutsche Sagen und Heldenlieder sammeln lie. Handelund Gewerbe frderte er durch gleiches Ma und Gewicht, durch Anlegung von Wegen, Brcken, Kanlen und Handelspltzen, die Baukunst durch den Bau von Kirchen, Palsten, Brcken, Leucht-trmen und Badeanstalten, die Landwirtschaft durch seine Muster-Meiereien, denen er die grte Sorgfalt widmete. Sein Ruhm erscholl in alle Welt. Der berhmte Kalif Harun alraschid inbag-d a d sandte ihm Geschenke, z. B. eine kunstvolle Wasseruhr und einen gelehrigen Elefanten. Karl schickte ihm dagegen feine Pelze und breffirte Hunde und Pferde.
7. Karls Tod und Begrbnis 814. Karl weilte am liebsten in A a ch e n. Dort lie er seinen einzigen Sohn Ludwig krnen, nach-dem er ihn ermahnt, Gott zu frchten, sein Volk zu lieben, die Armen zu untersttzen, getreue Beamte einzusetzen und sich vor Gott und der Welt unstrflich zu erhalten. Kurze Zeit darauf ward er krank und starb im 70. Lebens- und 46. Regierungsjahre nach Empfang des heil. Abendmahls mit den Worten: Vater, in deine Hnde befehle ich meinen Geist!" Sein Leichnam wurde einbalsamirt und im kaiserlichen Schmucke auf einen goldenen Stuhl in einer Gruft des Domes zu Aachen gesetzt. Die Krone auf dem Haupte, das Evangelienbuch auf den Knien, die Pilgertasche an der Hfte, Zepter und Schild zu Fen, die Gruft mit Spezerei gefllt: so fand ihn Kaiser Otto Iii. im Jahre 1000, als er die Gruft ffnen lie, um sich an dem Anblick des groen Todten zu begeistern.
8. Seine Nachfolger. L u d w i g de r F r o rn rn e war zu schwach fr die Regierung eines so gewaltigen Reiches. Die Groen des Reiches und seine eigenen Shne entwanden ihm die Zgel. Nach einem Leben voll Unruhe, Schmerz und Schmach starb er auf der Flucht vor einem seiner drei Shne. Zwischen den Shnen brach ein Bruder-
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Harun Karl Karl Karls Karl Karl Ludwig Ludwig Otto
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Christenthum nahmen sie an, hingen aber im Herzen noch lange am Heidenthume und bezahlten nur widerwillig den Zehnten an die Kirche.
4. Karls brige Kriege. Der Papst wurde von dem Longo-bardenknige bedrngt und rief Karl zu Hlfe. Dieser zog der die Alpen, nahm Pavia durch Hunger, verwies den König ins Kloster und setzte sich die eiserne Krone der Lombarden auf, deren innerer Reif ein Nagel des Kreuzes Christi sein soll. Als Schirmherr der Chri-stenheit unternahm er einen Zug nach Spanien gegen die Mauren und entriss ihnen das Land bis an den Ebro. Auf dem Heimwege wurde die Nachhut seines Heeres in den Pssen der Pyrenen ber-fallen und niedergemetzelt. Auch Karls Neffe Roland fiel nach der tapfersten Gegenwehr. Die ruberischen Avaren an der Donau und Raab besiegte Karl und verfolgte sie bis in ihre Schlupfwinkel. In sieben Zgen durchbrach er ihre neun Ringe, d. h. Grben, Wlle und Verhaue, entriss ihnen die zusammengeraubten Schtze und schlug ihr Land als Ostmark zum Reiche. Im Norden wurde durch siegreiche Kmpfe die Eid er zur Grenze gegen die Normannen gemacht.
5. Karls Krnung. Mit den Ppsten hielt Karl immer gute Freundschaft. Sie waren Hter christlicher Zucht und kirchlicher Ord-rtung, er aber Schirmherr der Kirche und Wchter des ueren Frie-deus. Als Karl am Weihnachtsfeste 800 im kaiserlichen Schmucke vor dem Altar der Peterskirche in Rom zum Gebet niederkniete, da setzte ihm der Papst die goldene Kaiserkrone aufs Haupt, und alles Volk jn-bette: Leben und Sieg dem von Gott gekrnten friedebringenden rmischen Kaiser Karl!" So war nach mehr als 300 Jahren das rmische Reich wieder erstanden.
6. Karls Verdienste als Landesvater. Karl hat die verschie-denen deutschen Stmme zu einer Nation vereinigt und sie in Gesittung und Bildung ungemein gefrdert. Er theilte das Land in Gaue, der die er G a u g r a f e n setzte. Dieselben hielten Gericht, wachten der die Ordnung, erhoben Steuern und fhrten den Heerbann an. Die Mark-oder Grenz grasen bekleidete er bei ihrer gefhrlichen Stellung mit noch grerer Macht. Die Pfalzgrafen standen den kniglichen Schlssern und Gtern vor. Die Sendgrafen reisten umher, prften alles und berichteten dem Kaiser. Die M a i f e l d e r waren groe Heer-schauen im Frhling und Herbst. Mit denselben war meistens ein Reichstag verbunden, auf dem geistliche und weltliche Abgesandte aus dem ganzen Reiche auf freiem Felde oder bei Regen in einer Pfalz Be-rathnngen hielten und ihre Beschlsse endlich vom Kaiser besttigen lieen. Karl untersiegelte mit seinem Degenknopfe. Hier ist mein Befehl und hier das Schwert, das Gehorsam schaffen wird!" pflegte er Halsstarrigen zu sagen.
Die Kirche breitete er aus, schirmte und frderte sie. Dem Gottes-dienst gab er eine grere Feierlichkeit durch Orgeln aus Italien. Den
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