Berichte von Cntdeckungs- und Sorschung-reisen. S. Ferdinand v. Richthofen.
125
die Kahlheit der Berge, die Formen und Farben der Gesteine, welche
dadurch deutlich werden, die Art der Lagerungsverhältnisse, welche sich
noch aus weiter Entfernung klar erkennen lassen, die breite, eintönige
Berebenung im Osten mit sanfter Böschung von den Flanken abwärts,
die breiten, sandigen, wasserlosen Flußbecken — alles dies ist charak-
teristisch für das Great Basin. Nur die zerstreuten Dörfer zeigen, daß
hier ein anderes Volk wohnt als die wandernden Indianer. Auch ließ
sich selbst von der Höhe erkennen, daß der Talboden größtenteils aus
festem Gestein besteht, nicht aus sandigen Anschwemmungen wie im Great
Basin, und zu einer andern Jahreszeit würde das Grün der Talvege-
tation einen wohltätigen Unterschied bilden, während die kahle Farbe,
welche die Landschaft jetzt hat, die erwähnte Ähnlichkeit noch vermehrt.
Im Vernichten der Vegetation zeichnen sich die Chinesen in
trauriger Weise aus. Die Vorfahren der jetzigen Generation haben die
Wälder ausgerottet; dann wurden auch die letzten Reste der Sträucher
vertilgt. Oft habe ich die Leute auf kahlen Bergflächen sorgsam die
Wurzelstöcke der Strüucher aufsuchen und aushacken sehen, um sie als
Brennmaterial zu verwenden. In Schantung aber, bei Tschisu wie hier
im W, ist auch dieses Stadium vorüber; denn es gibt längst keine
Strüucher mehr. Man ist daher zur Ausrottung der Gras- und Kraut-
Vegetation herabgestiegen. An Berggehängen wie an Feldrainen sieht
man oft Scharen von Leuten emsig beschäftigt, mit eigens zu diesem
Zweck verfertigten Instrumenten erst das trockene Gras abzumähen und
dann die Wurzeln auszuhacken. Ganze Flüchen werden in einem Tage
vollständig verödet. Die Praxis muß alt sein, dafür spricht die Anwen-
dung derselben Werkzeuge im Osten und Westen; diese Werkzeuge aber
werden zum Teil im südlichen China verfertigt. Es ist gewiß ein gutes
Zeichen für Klima und Boden, daß die Berge noch immer mit einer
dünnen Vegetation bedeckt bleiben. Dies ist der einzige Nutzen, den die
Bevölkerung von ihren Bergen zieht. Ich fragte, warum man nicht Schaf-
Herden auf den Bergen weiden lasse und mit dem Erlös Kohlen ein-
führe. Man antwortete, niemand habe so viel Geld, um Schafe zu kaufen.
Es fehlt dem Volke durchaus an jedem Trieb nach neuen Unterneh-
mungen und Verbesserungen. Sie bewegen sich in den vor Urzeiten von
den Ahnen vorgezeichneten Wegen und weichen nicht einen Zoll breit davon
in Arizona und der kalifornischen Küstenkordillere n. von los Angeles, v. Richthofen
hatte diese Gebiete Kaliforniens bereift, ehe er zu seinen Forschungswanderungen durch
China (1868 —1872) nach Asien zurückkehrte.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Schantung China Arizona China Asien
Ii. Erdkundliches Lesebuch.
weisen eine dichte Bevölkerung und große Produktion, und in der Tat
zeichnet sich das Tal in beiden Hinsichten aus. Die Zahl der Ortschaften
ist groß, und jedes, auch das kleinste Dorf, ist mit einer Umfassungsmauer
umgeben, wie dies überhaupt seit Tai-ngan-fn allgemein war. Diese
Mauern wurden meist nach der letzten Rebellion, aber erst seit zwei Jahren
erbaut. Sie geben den Ortschaften ein stattliches Aussehen, raubeu ihnen
aber den ländlichen, friedlichen Charakter. Sie sind aber auch klägliche
Monumente der Schwäche einer Regierung, welche selbst gegen solche
Rebellen nicht stand zu halten vermag, denen diese dünnen Mauern zu
stark wären. Es ist immer ein trauriges Zeichen, wenn Mauern den
stärksten Schutz gewähren! Die meisten Mauern sind aus Lehmziegeln
erbaut, mit stattlichen Toren und großen Türen, die in allen Städten des
Nachts verschlossen werden.
Die Produktionskraft des Bodens ist sehr bedeutend; er ist ungemein
fruchtbar und klein parzelliert. Die Saaten stehen üppig; Sommerfrucht
wird zum Teil erst jetzt gesät, Winterweizen bedeckt große Strecken. Man
sät ihn in Furchen von etwa 50 cm Abstand; dazwischen werden im
Juni Bohnen gesteckt. Es wird hier viel Baumwolle und Seide gewonnen,
in der Ebene die gewöhnliche Seide vom Maulbeerbaum, in den Bergen
vom Eichen-Seidenwurm. Auf deu Feldern von Tsi-nan-su an sind
Brunnen, und da es seit vier Wochen nicht geregnet hat, so werden die
Felder künstlich bewässert. Gegen abend sieht man allenthalben die Leute
an der Wiude stehen und das Wasser heben, das aus 2—6 m Tiefe kommt.
Das gibt den Feldern selbst bei der jetzigen Dürre ein frisches Aussehen.
Überhaupt ist das frische Grün der Landschaft sehr wohltuend. Die Vege-
tation schreitet mächtig vorwärts. Die Obstbäume stehen in Blüte, und
einzelne Ortschaften gewähren ein herrliches Gemisch der rötlichen Baum-
blüteu und der grünen Blätter. Dieses Tal ist überdies reicher an
Bäumen als alle vorher gesehenen. Die Straße ist oft mit Reihen von
15 in hohen Weiden eingefaßt. Dazu kommen nun noch die Maulbeer-
baumpflanzuugen. Und doch: um wieviel schöner könnte auch diese Land-
schaft sein,, wenn die Bekleidung der Berge nicht vertilgt worden wäre
und die Unsitte des Ausrottens der Graswurzelu nicht herrschte.
Eine auffallende Erscheinung in China überhaupt, besonders aber in
der Nähe eines reichen Handelsplatzes, ist das Fehlen von Landsitzen reicher
Leute. Innerhalb der Städte bauen sich reiche Leute ein nach ihren Be-
griffen stattliches Haus, aber ein Bedürfnis nach den Freuden des Land-
lebens scheinen sie nicht zu kennen. Marko Polo schwärmt noch von den
schönen Landsitzen bei Hang-tschou, aber auch dort existiert etwas Derartiges
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56
I. Europa.
Iv. 1. Dänemark besitzt in Jütland nur kleine Städte; meist an der
lungen ^er *n ^'e O-'Küste einschneidenden Meeresgassen, die hier auch
1. Däne- Fjorde heißen, aber ohne Felsenumgebung sind. Die Inseln werden durch
mark, den Großen Belt in die Gruppe mit Fünen geteilt und die mit See-
land; für sich allein im O. liegt Bornholm, das durch seine selsige Be-
schaffenheit dem nächstbenachbarten Schweden verwandter ist. Die Meer-
engen zwischen Jütland und S.-Schweden, obwohl alle sehr flach, waren
doch immer sehr wichtig als die einzigen Seestraßen, die Nord- und Ostsee
verbinden. Darum erblühte "Kopenhagen^ am besten Hasen des Sundes,
durch den der kürzeste dieser Verbindungswege hindurchgeht; diese größte
Handelsstadt umsaßt mehr als y2 Mill. E., also ungefähr Ys der Staats-
2. Färöer. angehörigen. — Die Färöer, d. h. Schafänseln/ sind Felseninseln aus
dunklem Basaltgestein im fernen Nw. zwischen Schottland und Island.
Sie erfreuen sich wie dies zwar dank dem Golfstrom verhältnismäßig
milder Winter, haben aber immer, selbst im Sommer so stürmische, naß-
kalte Luft, daß nur zeitweise die Gerste reift; Schafzucht und Fischsang
muß die Bewohner erhalten.
3. Island. 2. Island, Europas größte Insel nächst Großbritannien, dicht am
Polarkreis, besteht zumeist aus dunkelfarbigem, vulkanischen Gestein, hat
noch furchtbar tätige Vulkane, z. B. im S. den Hekla, und merkwürdige
Geysir, d. h. Warmquellen, die von Zeit zu Zeit eine Garbe siedenden
Wassers mit unterirdischem Donner hoch emporstoßen. Ackerbau ist bei
dem naßkalten Sommerwetter nicht möglich, das Gestein meist nur von
Moos und Flechten bewachsen; niedrige Ebereschen sind die einzigen Bäume.
Schafe und Pferde, die bei der Weglosigkeit des Innern für den Reit-
verkehr unentbehrlich sind, müssen sich ihr dürftiges Futter auch zur
Winterzeit im Freien suchen. Die Isländer wohnen meist in zerstreuten
Höfen an oder nahe bei der Küste, da das Innere durch seine Erhebung
größtenteils unbewohnbar ist, und reden wie die Färinger auf den Färbern
noch die altnordische Sprache der Normannen, also die Muttersprache des
Norwegisch-Dänischen. An der Sw.-Küste das Städtchen Reykjavik,2
nur im Sommerhalbjahr durch Dampfschiffahrt mit Kopenhagen verbunden.
V.polar- Die Polarinseln in Europas Längenlage jenseits von Norwegen und
länder. Rußland sind alle unbewohnt und gehören zu keinem Staat. Auf der
1. Spitz-_
bergen.
1 Dänisch Kjöbenhavn [föbenhaun] d h. Kaufhafen. — 2 Far heißt in der
Sprache dort Schaf, öe Insel. — 3 Reykja [refja] im Isländischen = Rauch,
vik — Bucht.
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Extrahierte Personennamen: Dänemark Färöer
Extrahierte Ortsnamen: Europa Bornholm Schweden Schottland Island Island Island Europas Kopenhagen Europas Norwegen
§ Z. Südwestdeutsches Lecken,
235
gewirkt hat, noch als reißender Strom, dessen Spiegel von Basel bis zur
Nahemündung von 250 auf 80 in sinkt, anfangs rascher, dann langsamer.
Deshalb ist er bis zur Jllmündung hinab nicht gut stromauf- und abwärts
zu befahren. Nur vereinzelt kommen Dampfer flußaufwärts bis Basel.
Die beiden die Ebene einrahmenden Gebirge fallen nach ihr steiler l>) Die
ab als nach der rheinabgewandten Seite, haben im S. ihre höchsten, slach-
gerundeten, aus Urgestein bestehenden Erhebungen und sind mit schönen
Laub-, Fichten- und Edeltannenwäldern bedeckt. Der Schwarzwald
gipfelt gleich dem Böhmerwald oberhalb der Waldgrenze mit 1500 m im
Feldberg und hat nur in seinem S. hohe und durch Steilheit beschwer-
liche Übergänge; wichtig ist der von der Straßburger Rheingegend int
Kinzigtal so. hinaufführende Paß, der sich jenseits im Brigachtal zur Donau
fortsetzt. Nach N. sinkt die ö. Umwallung der Rheinebene herab zu deu
uiedrigen Hochflächen des Neckarberglandes; ihnen folgt jenseits des
Neckardurchbruchs der. Odenwald, vom Spessart nur durch den Main
geschieden, mit Gipfeln, die den höchsten des Schwarzwaldes nicht zur
Hälfte gleichkommen, selbst nicht der Katzenbuckel im So. Der Was-
gau> ähnelt ganz dem Schwarzwald, auch in der Höhe seines höchsten
Gipfels, des Sulzer Belcheu, 1400m; auf seinem W.-Abhang ent-
springen die Mosel und ihr r. Zufluß die Saar; jenfeit der Senke des
Zorntals n. von der Straßbnrger Gegend steigt der W.-Rand der Ebene
(Auf den Hochflächen z. T. Wald, an den Gehängen viel Wein)
noch einmal höher an zu den stachen Rücken und Sandsteinplatten der Hart
[hart], gegenüber dem Neckarbergland, verflacht sich dann gegenüber dem
Odenwald noch mehr im Pfälzer Bergland, nur daß s. der Nabe einige
schöne Porphyrkuppen hoher aufragen, der Donnersberg so hoch wie die
höchsten Punkte des ö. Hartrandes und des Odenwaldes. m
Entstanden ist dieser ganze Teil des Rheingebiets durch Rückzug des der
Meeres im Verlauf des mesozoischen Zeitalters. Über dem Urgestein
----U Ii y Cj c -
1 Lateinisch Vosegus [toofegus], woraus das ganz verkehrte Wort Vogesen ^ *
[toogefen] gemacht wurde. Bodens.
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§ Z, Italien.
23
hier ihren Ursprung, und gegenwärtig ist hier das dichteste Eisenbahnnetz
Italiens, außerdem ein lebhafter Barkenverkehr auf den zahlreichen
Kanälen. Der Winter verlangt Heizung und wärmende Kleidung; der
Boden trägt keinerlei Nahrung von selbst. Daher erwuchs hier ein
arbeitsames Volk, dessen Fleiß durch die Bodenfruchtbarkeit der Ebene
reich belohnt wurde. Die Poebene gleicht einem Garten: Die Rebe
rankt an der Ulme oder am Maulbeerbaum, dessen Laub zugleich die
Seidenraupe nährt; auf der mit solchen Bäumen bepflanzten Flur wird
noch Mais, Weizen oder Reis gebaut, so daß bisweilen dasselbe Stück
Land Speise, Trank und feinsten Kleiderstoff liefert.
Piemont^ bildet den minder fruchtbaren W., wo unter derb) Einzel-
soldatischen Herrschaft der Könige von Piemont oder von Sardinien,
wie sie sich nach der von ihnen mitbeherrschten Insel nannten, das kernige (Piemont)
Volk erwuchs, welches seinem König Viktor Emanuel die Einigung Italiens
unter einem Zepter ermöglichte. Hst. dieses Stammkönigreichs Sardinien
war *Turin, wo die Eisenbahnlinie von Frankreich her unweit des
Mont Ceni.s den Kamm der W.-Alpen durchbohrt und den Po trifft;
es hat über 4 Ht. E.
Der gebirgige Küstenstreifen s. davon trägt nach seinen alten Be- (Ligurien)
wohnern den Namen Ligurien. An seinem durch den Gebirgsschutz
gegen kalte N.-Luft wintermilden Gestade * gedeihen Ölbaum, Feigen und
Orangen in Menge, vereinzelt sogar die Dattelpalme, doch wie fast stets
in Europa ohne ihre Früchte zur Reife zu bringen. Hier suchen Brust-
kranke Heilung, und die Fischerdörfer sind zu vornehmen Fremdenorten
aufgeblüht; die Vereinigung der weiten Meeresfläche mit der Mannig-
1 d. h. ani Fuhe (ital. pi£ oder piede, von lat. pes, pedis) der Berge.
— * Riviera, d. h. Gestade, genannt.
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Extrahierte Personennamen: Viktor_Emanuel Viktor
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italiens Sardinien Italiens Sardinien Frankreich Ligurien Ligurien Europa
§ 1. Deutschland im allgcm'inen. 213
ändert worden. In älterer und jüngerer Zeit ist Wald gerodet und sind
Kulturpflanzen aus verschiedenen Erdstrichen angesiedelt; andere kleine wie
große Gewächse sind ohne Absicht eingeschleppt. Starke Einschränkung
erfuhr mit fortschreitender Bodenausnutzung und durch Einengung der
Flußüberschwemmungsgebiete der Pflanzenbestand der Bruchländer und
durch Entwässerung der Moore die Sumpfflora. Diese von Menschen
geleistete Kulturarbeit hat außer dein Pflanzenkleid unmittelbar auch die
Grundwasserverhältnisse, den Wasserablauf durch die Stromrinnen, ja
das Klima verändert, indem die binnenländischen Verdunstungsflächen
verringert wurden; und das alles wirkte mittelbar wieder auf die Pflanzen-
Deutschland
Preußen
Bayern
Baden
Oldenburg
Hannover
welt zurück. Die einst den größten Teil des Bodens einnehmenden Wälder
beschatten jetzt nur noch y4 von ihm; dafür ist beinahe die Hälfte unseres
Vaterlandes in Feldflur verwandelt, das übrige Viertel dient vornehmlich
der Viehzucht als Wiese und Weide. Von unseren Waldungen entfällt imr
noch y3 auf Laubholz, hauptsächlich auf die Rotbuche, 2/s auf Nadel-
holz, hauptsächlich auf die Kiefer, die ungefähr die Hälfte der deutschen
Wälder bildet, demnächst auf die Fichte. Die Forstverwaltung bevorzugt
naturgemäß die gut verkäuflichen Holzarten, besonders die Nadelhölzer,
weil sie rasch wachsen und als Bauholz gesucht sind. Das früher als
Brennholz beliebte Buchen- und Eichenholz ist durch die Kohlenfeuerung
verdrängt worden. Dagegen ist das ehemals wenig beachtete Holz der
Zitterpappel (Espe) durch Verwendung zu den Zündhölzchen an Wert
Äckern. Gärten Wiesenn Weiden Wald Ödland
Abb. 72. Bodenbenutzung in den einzelnen Teilen Deutschlands
nach Prozenten der Fläche.
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§ 9. Die Sudeten.
275
ähnlichen Zipfel ins nw. Glatzer Land hinein; dagegen gehört das Ge-
senke fast ganz zu Mähren und zum W.-Flügel von Osterreichisch-Schlesien.
Trotz vielfacher Industrie ist die Bevölkerung so gleichmäßig verteilt, daß
keine preußische Stadt hier auch nur 30 T. E. zählt. Manche Weberdörfer
ziehen sich stundenweit die Flußtäler ins Gebirge hinauf.
Das Riesengebirge vereinigt die Züge des deutschen Mittelgebirges Iv. Wirt-
mit mancher alpinen Eigentümlichkeit. Der Holzreichtum und das Wasser-
gefälle wird am Gebirgsfuß in Schneidemühlen verwertet; Glashütten
stehen in Betrieb wie in Böhmen; die Bergwiesen nähren Rinder, Schafe
und Ziegen. Anf dem Riesenkamm wohnten die Viehzüchter in sennhütten-
artigen Holzhäusern, den Bauden; jetzt aber wird zur Abwehr gegen
Hochwässer überall im Gebirge aufgeforstet, und die Bauden sind Gast-
Häuser geworden. Fremdenverkehr bildet eine Haupteinnahmequelle; der
Wintersport blüht. Auf den Bergwiesen wachsen schon manche Alpen-
kräuter; in zwei schlundartigen Vertiefungen an der N.-Seite des Kammes,
den Schneegruben, hält sich (allein hier im außeralpinen Deutschland)
eine größere Schneemasse den Sommer hindurch; das großartige Wetter-
spiel auf dem in die Wolken ragenden Gebirge hat zur Sage vom Berg-
geist Rübezahl Stoff gegeben.
Hirschberg, am Bober in der dem Riesengebirge vorgelagertenv.siede-
Hochfläche, ist Mittelpunkt des schleichen Leinwandhandels; davon so. lungert,
das königliche Schloß Erdmannsdorf in ähnlich lieblicher Lage vor dem
Riesengebirge wie Reinhardsbrunn am Thüringer Wald; sw. ist Warm- gebirge.
brunn mit Schwefelthermen ein besuchter Badeort unfern des Kynafts,
eines mit Vurgreften gekrönten Granitkegels am Rande des Gebirges.
Landeshut am Bober deckt den Ausstieg zu dem Übergang nach dein
oberen Elbtal Böhmens, der daher auch wohl Laudeshuter Paß ge-
nannt wird und von jeher sehr wichtig war, weil die langen Höhenreihen
des benachbarten Riesen- und Jsergebirges den Wagenverkehr zwischen
Schlesien und Böhmen über ihre Kämme kaum zulassen. Waldenburg
im Bergland gl. N. ist der Mittelpunkt des niederschlesischen * Steinkohlen-
bergbaus, durch den sich in neuerer Zeit die Textilindustrie der Sudeten
(maschinenmäßig) sehr gehoben hat und durch den selbst die Lausitzer Woll-
weberei mit Kohlen versorgt wird; n. der Badeort Salzbrunn.
Der Glatzer Gebirgskessel bildete ehemals eine eigene Grafschaft, be- 2. Im
nannt nach dem Burgsitz ihres Grafen, der jetzigen Stadt Glatz sgläzj an Ktzer
1 Dem Lauf der Oder folgend, teilt man die preußische Provinz Schlesien
in Niederschlesien (den Nw.) und Oberschlesien (den So.).
13*
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Glatz
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Hirschberg Waldenburg Niederschlesien Oberschlesien
1906 -
Halle a. S.
: Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Autor: Seyfert, Bernhard, Neubauer, Friedrich
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Geschlecht (WdK): Jungen
&ans (Tboma (geb. 1839), der Tttaler der stimmungsvollen deutschen Landschaft.
5ig. 367. Frühlings farbige Lithographie von Sans Thoma.
Zeitgenössische Kunstblätter Nr. 57, Verlag von Breitkopf u. Härtel, Leipzig.
Sonnenschein und Lrühlingsgewolk, die sich im Llusse widerspiegeln, die Llutzuser mit knospendem Gebüsch, auf der sonnigen wiese Himmelschlüssel und das erste Gras, das die Schafe abweiden, dabei die noch schlummernden Bäume. Lin Mädchen und ein kleiner Lockenkopf lauschen den Tönen, die ein größerer Knabe auf seiner aus Tveidenrinde gefertigten Slöte hervorbringt; der kleinere daneben schnitzt noch an einer weidenpseife. Bekannte Gemälde des Meisters: Das Paradies, Suter des Tales, Landschaft, , Geh aus mein Lerz und suche Sreud“, Offenes Tal,
Sei Mondschein, Lchwarzwaldgarten, Die Gralsburg, verschiedene Selbstbildnisse.
H>aack, Kunst des Xix. Jahrhunderts — Sritz von Gstini, Monographie, velhagen & Klasing.
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1906 -
Halle a. S.
: Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Autor: Seyfert, Bernhard, Neubauer, Friedrich
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
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Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
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ü
Jnt Dorfe.
Pferdestall
„Ut lucht’ „Vorschopf
all Kam- Knechte Molke
Ii 1 1 mer Stube rei. .
Mägde ka Frier
2. weite Stube,
oven
iig. 189. Nirdrrsü'chftsches Kauernhaus (Holstein).
■n m 11111 r Speise- Geschirr
Kuh sta 1 1 , kammer. Kammer.
Wohnstube
5ig. 190. Grundriß des nieder sächsischen Dauernhauses
... , Nach Zeichnung.
lft nebeneinander unter einem Jache vereinigt, diese- Lauernhau- kommt fast durch,reg in den Grenzen de- alten karolingischen Sachsengaue- vor.
5tg. 191. Das fränkisch-oberdeutsche Kauern Haus.
(Ginheim bei Sranfcfuit ti. Hi.)
Vorratskar
Küche losen
Wohnstube
frarrk
S 11 od. I m , _ r|
bnauspor
Kam me r
Fenster.
5ig. 192. Grundriß des fränkisch - oberdeutschen Dauernhauses.
Itach Zeichnung.
(£s ist nur Wohnhaus, höchstens findet sich der Jäuhftall noch unter dem-selben Dache. Ernte- imb Luttervorräte, da- übrige Vieh usw. sind in Zwei ober brei Nebengebäuben untergebracht, bic mit dem Ivohnhause einen viereckigen Los einschließen — Bauerngut. In Mittelbeulsch-lanb verbreitete Sorm der bäuerlichen Sicbclung.
Ali1;giebel eines Cnuftim Kaueru Hauses. 5ig. 194. Reichverzierter Fachwerkgiedel
(Blockbau.)
eines Thüringer Kauernhauses.
5ig. 195. Lchwarzmaidhaus.
(Surschenbach im Jäappeler Tal) di vereinigt alle Ivirtschaftsräume übereinanber unter einem Dache. Llbgeschoß: Viehställe,
Sachwcrkbau: Ivohnräume, Sölzernerdachstuhl: Letreibespeicher.
5ig. 196. Aipeuhaus.
Itach Zeichnung.
Alle Räume unter einem Dache, Uorroiegenb ßolzbau. weit ausleben-des Dach, mit Steinen beschwert; um-laufcnbe ßolzgalcricn, (Treppen außerhalb des Kaufes.
195. 5ig. 196.
>ig. 180, 101, 10s aus Lbe, Deutsche (Eigenart. Leipzig, J. J. Weber. Sig. 103, 104 au- Sacken, Baustile. Leipzig, J. 1. Weber. l’ergl. Rub. Henning, Da- deutsche Laus in feiner historischen Entwicklung - Meitzen, das beutschc Laus in seinen volkstümlichen formen.
\[* ,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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