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1. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 140

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
140 Ii. Erdkundliches Ecfcbuch. es uns wann und gemütlich zu machen, obwohl wir uns in dieser Hinsicht niemals großem Luxus hingegeben haben. Im Proviantraum beginnen der Reif und das Eis zu schmelzen, die sich an der Decke und den Wänden gebildet haben. In den Räumen hinter dem Salon, sowie im Schiffs- räum haben wir eine große Reinigung vornehmen und das Eis und den Reif abscheuern und auftrocknen müssen, um unsere Vorräte vor dem Ver- derben zu bewahren, da sonst die Feuchtigkeit durch die Umhüllungen dringt und der Rost Löcher in die Blechkisten frißt. Außerdem haben wir lange Zeit die Luken zum Raum offen gehalten, so daß stets ein tüchtiger Luftzug hindurchging und ziemlich viel Reis verdunstet ist. Es ist übrigens merk- würdig, wie wenig Feuchtigkeit wir an Bord haben. Dies rührt von der soliden Bauart der „Fram" her, sowie davon, daß das Deck über dem Raum an der Unterseite getäfelt ist. Ich gewinne dieses Schiff mehr und mehr lieb. Am Norabend des Johannistages mußten wir natürlich in üblicher Weise ein Freudenfeuer haben, doch scheint nach meinem Tagebnche nicht das richtige Wetter dafür gewesen zu sein: „Sonnabend, 23. Juni. Der nördliche Wind mit nassem Schnee hält an. Düsteres Wetter. Südliche Drift. 81° 43' nördlicher Breite, das sind 9 Minuten südwärts seit Montag. Ich habe manchen Johannisabend unter verschiedenen Himmeln erlebt, aber nie einen solchen wie diesen. So fern, so fern vom Leben, allem, was dieser Abend sonst umfaßt! Ich denke an die Fröhlichkeit, die um die Freudenfeuer in der Heimat herrscht, höre das Kratzen der Fiedel, das Lachen, die Geschützsalven mit dem Echo, das von den blauen Höhen antwortet. Und dann blicke ich hinaus über die endlose, weiße Fläche in den Nebel, das Schneewetter und den Wind, der den Schnee vor sich her treibt. Hier ist wahrlich keine Spur von der Fröhlichkeit des Johannis- tages. Eine traurige, düstere Landschaft; nichts als Weiß in Weiß, Gran in Grau! Keine Schatten, nur halb verwischte, in Nebel und Schnee- schlämm verschmelzende Formen; alles befindet sich im Zustande der Auf- lösung, und bei jedem Schritte gibt der Fleck, aus dem man steht, nach. Die Schneeschuhe sinken tief ein, das Wasser reicht einem oft bis zu den Knöcheln, so daß es schwer ist, die Schneeschuhe wieder herauszubekommen und weiterzuschieben; aber ohne Schneeschuhe würde man noch schlimmer daran sein. Hier und dort wird das einförmige, grauweiße Wirrsal durch kohlschwarzes Wasser unterbrochen, das sich in schmälern und breitern Rinnen zwischen den hohen Hügeln hindurchwindet. Auf der schwarzen Oberfläche sind weiße, schneebedeckte Schollen und Eisstücke ausgestreut, die wie weißer Marmor auf schwarzem Grunde aussehen. Gelegentlich

2. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 142

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
142 Beobachtungen ergaben 81 "41,7' nördlicher Breite; so geht es also nicht weiter! Ein langes Jahr; vieles hat sich ereignet, wenn wir auch nicht so weit vorgedrungen sind, als ich erwartet hatte. Ich sitze und schaue aus dem Fenster nach dem Schnee, der vom Nordwind getrieben, draußen herumwirbelt. Ein merkwürdiger Johannistag! Man sollte denken, wir hätten Schnee und Eis genug gehabt; ich sehne mich in- dessen nicht gerade nach grünen Feldern, jedenfalls nicht immer. Im Gegenteil, stundenlang sitze ich da und mache Pläne für spätere Reisen über das Eis nach unserer Rückkehr von dieser Expedition . . . Ja, ich weiß, was ich erreicht habe, und mehr oder weniger, was mich erwartet. Es ist alles ganz schön, daß ich Pläne für die Zukunft ent- werfe, aber zuhause . . . Nein, ich bin heute abend nicht in der Stimmung, um zu schreiben; ich will mich niederlegen. (Mittwoch, 11. Juli.) Jetzt sehne ich mich fast nach der Polarnacht, nach dem ewigen Wunderland der Sterne mit den: geisterhaften Nordlicht und dem durch die tiefblaue Stille segelnden Mond. Dann ist's wie ein Traum, wie ein Blick in das Nebelreich der Phantasie. Da gibt es keine Formen, keine schmerlastende Wirklichkeit, nur eine Vision, gewoben aus Silber und den violetten Tönen des Äthers, von der Erde aufsteigend und in die Unendlichkeit hinausschwebend .. . Dieser ewige Tag mit seiner drücken- den Wirklichkeit interessiert mich nicht mehr und lockt mich nicht mehr aus meinem Lager heraus. Das Leben ist ein einziges, unaufhörliches Hasten von einer Aufgabe zur andern. Alles muß geschehen, nichts darf ver- nachlässig! werden, Tag auf Tag, Woche auf Woche, und der Arbeitstag ist lang und endet selten früher als lange nach Mitternacht. Aber überall zieht sich dasselbe Gefühl der Leere und des Sehnens hindurch, aus das mau nicht achten darf. Ach, zu Zeiteu kann man sich nicht frei davon halten, und die Hände sinken willenlos und kraftlos herab, so müde, so unaussprechlich müde. O, es heißt, daß man den Frieden des Lebens bei den Heiligen in der Wüste finden könne. Wüste ist hier wahrlich genug, aber Friede — ihn kenne ich nicht. Es fehlt wohl die Heiligkeit. (Mittwoch, 18. Juli.) Heute Vormittag unternahm ich mit Blessing einen Ausflug, um Proben von braunem Schnee und Eis zu sammeln, sowie im Wasser Algen und Diatomeen zu suchen. Die Oberfläche der Schollen ist fast überall von schmutzigbrauncr Farbe, oder wenigstens ist doch diese Art von Eis die vorherrschende, während reinweiße Schollen ohne Spur eines schmutzigen Braun auf ihrer Fläche selten sind. Ich dachte mir, diese braune Farbe müsse von den Organismen herrühren, die ich im Oktober vorigen Jahres in dem frischgefrorenen, bräunlichroten Eise gefunden hatte; allein die

3. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 149

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Berichte von Lntdeckungs- und Lorschungsreisen. 7. Erich v. Drygalski. 149 gegen Sw. Nur wenige Berge umgaben uns, und es schien, als hätten wir nun einen guten Weg nach Süden voraus. Im Laufe des Nachmittags am 18. Februar wurde das Eis allerdings dichter, dazu kam Schnee und Regen bei östlichem Wind auf, der an Stärke zunahm. Die See war gering; wohl aber machte sich eine westliche Dünung 1 bemerkbar. Um 3 Uhr nachmittags wurde eine Zunge durchschnitten, deren Ende gegen Nw. nicht mehr abzusehen war. Danach hatten wir Eis nun auch an Steuerbord ^ und fuhren zwischen Schollen, die alle aber noch den Ein- druck starker Zersetzung machten. Sie ragten wenig über das Wasser hinaus und hatten jene bekannten Tischformcn über Hohlkehlen, die durch das Schwanken der Wasseroberfläche eingefressen werden, nur stark zer- setzt und mit durchlöcherten Oberflächen. Beim Anprall fielen sie aus- einander. Die Ausfaserung der kompakteren Massen in nw. streichende Zungen rührte von dem ö. Winde her, welcher die am meisten zerfressenen und dadurch am leichtesten beweglichen Teile aus dem Zusammenhang mit den großen Komplexen gelöst hatte. Wir diskutierten in jenen Tagen mehrfach darüber, wie diese Eisformen zu bezeichnen wären, ob als Pack- eis oder als Treibeis, nachdem wir an der äußersten Kante in den ge- rundeten Schollen mit aufgewulsteten Rändern das „Pancakeeis" kennen gelernt hatten. Die Engländer würden Packeis in allen jenen Fällen sagen, wo es sich um dichte, schwer zu durchfahrende Eiskomplexe handelt, die aus Schollen verschiedener Größe und verschiedener Stärke bestehen, während Treibeis jene Eisformen genannt werden, die geöffneter sind und leichter durchfahren werden können. Bei dieser Unterscheidung zwischen Treibeis und Packeis seitens der Engländer haben praktische Ge- sichtspunkte die bestimmende Rolle gespielt: Treibeis ist für Schiffe passier- bar, Packeis weniger. Im Südpolargebiete liegen die Verhältnisse etwas anders als im Norden. Mit wirklichem Packeis im wahren Sinne des Wortes, also mit aufeinander geschobenen und gepackten Schollen hat man es, wenn überhaupt, nur in nächster Nähe des Landes oder der Eisberg- stauungen zu tun, während ungepackte Schollen bis in die Nähe der fest- liegenden Eisfelder vorkommen und bis dorthin auch Zeichen von Treiben und Drehen, also die Formen des Pancakeeises haben. Ich würde es . hiernach für richtig halten, im Südpolargebiet den Unterschied zwischen Treibeis und Packeis fallen zu lassen und nur vou Scholleneis zu sprechen im Gegensatz zu den Eisfeldern an den Eisbergbänken und am Inland- eisrand. Denn wenn die Schollen auch noch so dicht sind, kann der nächste * Seegang, der auch nach Abflauen des erregenden Windes noch anhält. — * Die ganze rechte Schiffsseite, Backbord die linke, beim Blick nach vorn.

4. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 115

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Berichte von Cntdeckungs- und Forschungsreisen. Z. Alexander v. Humboldt. 115 eine Folge der Höhe ist, so darf man Gebirge, welche zwei- bis drei- tausend Fuß über dem Meere erhaben sind, als den Hauptsitz dieser Form nennen. Hochstämmige Farrenkräuter begleiten in Südamerika den wohl- tätigen Baum, der die heilende Fieberrinde darbietet.^ Beide bezeichnen die glückliche Region der Erde, in welcher die ewige Milde des Früh- lings herrscht. Noch nenne ich die Form der Liliengewächse mit schilf- artigen Blättern und prachtvollen Blüten, eine Form, deren Hauptvater- land das südliche Afrika ist; ferner die Weidenform, in allen Weltteilen einheimisch, und in den Hochebenen von Quito, nicht durch die Gestalt der Blätter, sondern durch die der Verzweigung, in Schmus Molle2 wiederholt, Myrtengewächse und Lorbeerform. Es wäre ein Unternehmen, eines großen Künstlers wert, den Charakter aller dieser Pflanzengruppen, nicht in Treibhäusern oder in den Beschreibungen der Botaniker, sondern in der großen Tropennatur selbst, zu studieren. Wie interessant und lehrreich für den Landschaftsmaler wäre ein Werk, welches dem Auge die aufgezählten sechzehn Hauptformen erst einzeln und dann in ihrem Kontraste gegeneinander darstellte! Was ist malerischer als baumartige Farren, die ihre zartgewebten Blätter über die mejikanischen Lorbeereichen ausbreiten, was reizender als Pisang- gebüsche, von hohen Guadua- und Bambusgräsern umschattet? Dem Künstler ist es gegeben, die Gruppen zu zergliedern; und unter seiner Hand löst sich (wenn ich den Ausdruck wagen darf) das große Zauber- bild der Natur, gleich deu geschriebenen Werken der Menschen, in wenige einfache Züge auf. Am glühenden Sonnenstrahl des tropischen Himmels gedeihen die herrlichsten Gestalten der Pflanzen. Wie im kalten Norden die Baum- rinde mit dürren Flechten und Laubmoosen bedeckt ist, so beleben dort Cymbidium und duftende Vanille den Stamm der Anakardien und der riesenmäßigen Feigenbäume. Das frische Grün der Pothosblätter und Drakontien kontrastiert mit den vielfarbigen Blüten der Orchideen. Ran- kende Bauhinien, Passifloren und gelbblühende Banisterien^ umschlingen den Stamm der Waldbäume. Bei dieser Fülle von Blüten und Blättern, bei diesem üppigen Wüchse und der Verwirrung rankender Gewächse wird es oft dem Naturforscher schwer, zu erkennen, welchem Stamme Blüten 1 Chinarinden-Baum. — 2 Peruanischer Pfefferbaum, ein Strauch mit gefie- derten Blättern, weißen Blüten und roten Beeren, der von Mejiko bis Chile häufig ist. — 8 Passionsblumen sind Kräuter und Sträucher im tropischen Afrika und Amerika, hier viel von den Kolibris besucht. 8*

5. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 168

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Ii. Erdkundliches Cefebuch. den Fuß der Zugspitze netzt der inselreiche, eines oberirdischen Abflusses ent- behrende Eibsee. Näher mu Fuße des Gebirges liegt der 198 m. tiefe Walchensee nahe dem Ende eines großen Talzuges, der die ganzen Kalkalpen quert. Unweit von ihm liegt bereits am Fuße des Gebirges der Kochelsee, volle 200 m tiefer. Aber trotzdem existiert keine Gemeinschaft zwischen beiden; der Walchensee wird durch die Jachen direkt zur Isar entwässert, während der Kochelsee seine Wasser mit der Loisach nach N. sendet. Es gewährt namentlich vom Gipfel des Herzogenstandes einen wunderbaren Anblick, diese beiden Seen in verschiedener Höhe fast unmittelbar neben- einander zu sehen. Interessant ist auch der Blick in der Fortsetzung des Walchensee-Kochelseetales nach der Isar, welche über den Walchensee auf- blinkt und sich letzterem zu nähern scheint, tatsächlich aber plötzlich umbiegt. Ein fast noch größerer und entschiednerer Wechsel als zwischen Algäuer und Bayrischen Alpen findet zwischen diesen und der Berchtesgadener Gruppe statt. Sind die beiden ersten im Grunde genommen nur durch die Anordnung der Gebirgskämme verschieden, so zeichnen sich die Berchtes- gadener Alpen vor beiden durch die Formen ihrer Erhebungen aus. Wie bei ihren österreichischen Nachbarn herrschen bei ihnen anstatt der Gebirgs- ketten und firstähnlichen Kämme plumpe Felsenmassive vor, welche keine ausgesprochene Längsrichtung besitzen, sondern sich als kastenähnliche, regellos gelagerte Klötze erweisen. Zwischen ihnen erstrecken sich häufig Täler, deren Verlauf im wesentlichen durch die Kontur jener Massive be- dingt wird, weswegen sie weder als Längstäler noch als Quertäler gelten können. Nicht selten aber erstrecken sich zwischen diesen Massiven auch ganz tief gelagerte Landschaften, wahre Becken, welche sowohl durch ihre sanften Bodenformen als auch durch ihre reiche Vegetation von ihrer grotesken, aber kahlen Umgebung abstechen. In dem schmalen Raum? zwischen Saalach und Salzach zeigen die deutschen Kalkalpen jenen merk- würdigen Typus, und sie tragen ihn hier vielleicht in seiner schönsten Ent- wicklung. Zwischen den Felsklötzen des Unterberges, des Lattengebirges und der Reiter-Alm im N. sowie dem riesigen Massive des Steinernen Meeres im S. erstreckt sich hier der liebliche Talkessel von Berchtesgaden, welcher seine Ausläufer nach S. in das Gebiet des Steinernen Meeres hineindrängt. Zwischen diesen beiden, dem Tale des Königssees und des Wimbach, er- hebt sich, unähnlich den umringenden Felsklötzen, gleich einer schönen Doppel- Pyramide, der Watzmann zu 2714 m als höchster deutscher Berg dieser Gruppe, die auf österreichischer Seite in dem auf die Übergofsene Alm ausgesetzten Hochkönig mit 2938 m kulminiert. Stattlich erscheinen diese

6. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 170

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
170 es seine Wasser durch die Felsen in das Salzachtal sendet, wo bei Golling ein mächtiger Quell dem Gebirge entspringt. Es hat jedoch kein Experiment diese Sage zu bekräftigen vermocht; vielmehr widersprechen zahlreiche Tat- sachen der Volksmeinung, und der Abfluß des Sees erfolgt ausschließlich durch die Königsseer Ache. Bewirkt die Anordnuug der einzelnen Gebirgsglieder namhafte Ver- schiedenheiten der einzelnen Teile der deutschen Kalkalpen, so erhalten die- selben ein außerordentlich homogenes Aussehen durch die klimatischen Verhältnisse, welche ihnen allen gemeinsam sind. Die Temperatur ist begreiflicherweise großer Mannigfaltigkeit unterworfen; die tiefen und breiten, meist unter 600 m herabgehenden Talsohlen genießen Jahresmittel von über 7 0 (Berchtesgaden), während in den engeren Tälern sich der Einfluß der Lage sehr geltend macht. Die wö. sich erstreckenden erscheinen ver- hältnismäßig wann, weil ihr Nordgehänge einer langen Besonnung teil- haftig wird; die sn. streichenden hingegen, welche nur auf kurze Dauer die Sonne genießen, sind abnorm kalt (Bad Kreuth, 845 iu, 4,69°; Hohen- Peißenberg auf dem Alpenvorlande, 994 m, hingegen 5,89 °). Diese Temperaturverschiedenheiten in der Horizontalen treten aber gegen die- jenigen in der Vertikalen durchaus zurück. In entschiedener Weise nehmen die Temperaturen nach oben ab, und in 2000 m Höhe dürften Jahresmittel von 0 0 vorkommen (Wendelsteinhaus, 1730 m, 1,76 °), aber da im Som- mer die Temperaturabnahme mit der Höhe rascher erfolgt als im Winter, so genießen die nicht allzu hoheu Teile des Gebirges verhältnismäßig milde Winter. Diese ungemein verwickelte Temperaturverteilung im Gebirge ist namentlich für dessen Fauna bedeutungsvoll. Sie ermöglicht, daß das bewegliche Wild mit Leichtigkeit die ihm zusagende Temperaturzone auf- suchen kann, indem es bald auf der Höhe, bald unten im Tale lebt. Daher können sich hier Tierformeu erhalten, welchen die Temperaturschwankungen ebener Länder die Lebensbedingungen entziehen. Es bergen die Alpen einen Rest der alten, im übrigen nunmehr fast ganz aus Europa verdrängten Antilopenfauna, die Gemse, welche, auf deutschem Gebiete vor übermäßigen Nachstellungen geschützt, sich in einer Zahl von 20 000 Individuen er- halten hat. Ahnlich wie mit der Temperatur der deutschen Kalkalpen verhält es sich mit ihren Niederschlägen. Auch diese sind ungemein wechselvoll ver- teilt. Die Hauptmasse derselben erhält der Fuß des Gebirges und die von hier aus eindringenden Täler; denn das schräg zur Richtung der feuchten Nordwestwinde gestellte Gebirge veranlaßt die aus dieser Richtung kom- menden Winde aufzusteigen und sich der mitgeführten Feuchtigkeit zu er-

7. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 172

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
172 welcher während des Sommers nicht abtaut und gelegentlich zur Bildung von kleinen Gletschern Veranlassung gibt. Die Berchtesgadener Alpen bergen in manchen ihrer Kare solche mäch- tige, bleibende Schneehäufungen, welche tief unter der Schneegrenze ge- legen sind. Fast bleibend ist das Schneefeld zwischen dem großen und kleinen Watzmann (1900 111), eine stetige Schneefläche findet sich ün Hinter- gründe des Kares von Scharitzkehl (1300 m), am Fuße des Watzmannes unweit des Königssees stellt die Eiskapelle sogar in nur 820 m Höhe eine bleibende, durch Lawinenstürze immer neu genährte Schneefläche dar. Der Blaueis im Berchtesgadener Lande und der Hochalp-Ferner ans der^ Südseite der Mädele-Gabel im Algäu endlich sind echte Gletscher, welche von solchen unterhalb der Schneegrenze sich aufspeichernden Firnmassen gespeist werden. Das erstere liegt in einer tiefen Schlucht, welche gegen Sonnenstrahlen dnrch hochaufragende Felswände fast völlig geschützt ist. Sein von mächtigen Endmoränen umrahmtes Ende reicht bis 19'00 m herab. Nur ein einziger Gletscher der deutschen Alpen, der Plattach-Ferner, ent- springt einem über der Schneegrenze gelegenen Firnfelde. Es lagert auf einer Hochfläche des Wettersteingebirges und ziert den Südfnß der Zugspitze. 10. Joseph Partsch.^ Die Grafschaft Glatz. An der Grenze dreier Meeresgebiete liegt die Grafschaft Glatz; nach drei Ländern sendet sie ihre Gewässer, vormals auch die von ihnen nieder- getragenen Holzlasten ihrer weiten Waldungen auseinander. Und doch ist sie eine unverkennbar geschlossene geographische Einheit, die aus dem vielgestaltigen Sudetenbergland scharf sich heraushebt. Darüber entschied trotz der engen Verwachsung mit dem Altvatergebirge und dem Walden- burger Bergland der Einbruch des zentralen Senkungsfeldes, das lange Zeit noch vollständiger als heute die Gewässer seines hohen Bergrahmens an sich zog und zu nördlichem Abfluß nach Schlesien vereinte. Im S. von Mittelwalde bei Bobischau bildet nur eine flache Geröllebeue von 534 in Höhe die Wasserscheide zwischen Neiße und Erlitz, Oder und Elbe, und die nähere Untersuchung ließ keinen Zweifel, daß in tertiärer und alt- diluvialer Zeit die Grenze des Neißegebietes südlicher auf dem Liesdorfer Walde (897 m) gelegen habe. Nicht nur das Quellgebiet der Stilleu 1 I. Partsch, Schlesien. Eine Landeskunde für das deutsche Volk auf wissen- schaftlicher Grundlage. Ii. Teil: Landschaften und Siedelungen. 2. Heft, Mittelschlesien. Breslau 1907. Ferdinand Hirt.

8. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 84

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Ii. Erdkundliches Lesebuch, 1. Einleitung. Überblick über die Geschichte der Erdkunde. Alles menschliche Leben wurzelt irgendwie in der Erde, in den natürlichen Grundlagen für materielle und selbst geistige Kultur. Deshalb verschlingt sich alles Wissen und Können der Menschen, die doch an die Erdscholle gebunden sind, irgendwo einmal mit geographischen Kenntnissen. Deshalb haben an der räumlichen Erweiterung der Bekanntschaft mit Ländern und Meeren handelnde Kaufleute wie erobernde Könige, Aben- teurer, denen der Heimatboden unter den Füßen brannte, wie fromme Geist- liche, die ihren Glauben in die Ferne trugen, Kriegs- und Seemänner wie Zeitungsschreiber reichen Anteil genommen, nicht nur forschende Gelehrte der verschiedenen Wissenschaften. Froher Wandersinn und kecke Lust, bei Entbehrungen und Neuentdeckungen den Mannesmut zu zeigen, Ruhmsucht, Erwerbsfreudigkeit und Neigung zur Erweiterung politischer Macht haben neben dem reinen Drang nach Erkenntnis als Triebfedern zur Ausfahrt in fremde Lande und durch unbekannte Meere gedient. Weitreichende Kunde von Ländern und Völkern besaßen bereits die Könige Ägyptens und Mesopotamiens, ausgebreitete Bekanntschaft mit Meeren und ihren Küsten die phönizischen Kauffahrer; doch erst die Griechen begannen, rein um der Erkenntnis willen, Geographie zu treiben. Schon aus dem 6. vorchristlichen Jahrhundert werden Karten erwähnt; Herodot (geb. um 485 v. Chr.) ist Vater der länder- und völkerkundlichen Beschreibung; Aristoteles (gest. 322) bewies, was schon lange vor ihm als sicher angenommen war, die Erde sei eine Kugel. Maße und Zahlen freilich und erstaunliches Wissen von den Gestirnen übernahmen die Griechen von Babyloniern, Phöniziern, Ägyptern; aber den Umfang der Erde mathematisch genau zu messen und zu berechnen, ein Gradnetz zu entwerfen, wagten zuerst sie. Bei Ptolemäus (um 150 n. Chr. Geb.) hat die Geographie des Altertums ihren Höhepunkt erreicht.

9. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 88

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
88 Ii. Erdkundliches Lesebuch. hinsichtlich der Gediegenheit ihrer Forschungen, der umfassenden Weite ihrer Beobachtungen sind, haben die Zeit gründlicher landeskundlicher Er- forschung der durchwanderten Gegenden glänzend eingeleitet. Oskar Peschel igest. 1875) war dann einer der führenden wissenschaftlichen Geographen in der 2. Hülste des Jahrhunderts. Er betonte, obwohl er auch der Völkerkunde nicht vergaß, die Betrachtung des Formenschatzes in den Landschaften, also die „Morphologie" der Erdoberfläche. Vor allein aber hat Ferdinand v. Richlhofen (1833—1905), ursprünglich Geolog, nach Reisen in China (1868—1872), die für die wissenschaftliche Erkenntnis Ostasiens bahnbrechend gewirkt haben, der Erdkunde genauer und schärfer als alle Geographen zuvor Ziel, Grenzen und Nichtuug gesteckt. Sie ist die Wissenschaft von der Erdoberfläche mit dem, was auf ihr sich befindet, indem sie die wechselseitige Abhängigkeit örtlich benachbarter Einzelerschei- nungen und ihre ursächliche Gebundenheit aneinander aufdeckt. Sie hat nicht nur Tatsächliches zu beschreiben, sondern sie erklärt die gegenwär- tigen Zustände aus vergangenen Entwicklungen, indem sie Verständnis für die Kräfte eröffnet, die den Boden nach Stoff und Form umbilden, die Witteruugserscheinungen hervorrufen und die Eigenart des Pflanzen-, Tier- und Menschenlebens bestimmen, soweit das alles aus örtlichen Verhältnissen deutbar ist. Wohl hat der amerikanische Journalist Stanley in den Jahren 1874 —1877 Afrika zum ersten Male von O. nach W. durchquert, etwas später der deutsche Offizier Hermauu Wißmann (gest. 1905) von W. nach O. durchzogen, so daß der Lauf des Kongo und seiner s. Neben- flüsse wie das Gebiet der großen Seen im inneren, äquatorialen Afrika bekannt wurde; wohl hat der russische Offizier Nikolai Przewalskij (gest. 1888) und der Schwede Sven Hedin (geb. 1865) Großes für die Entschleierung des inneren Asien geleistet, ist der Amerikaner Peary am weitesten im Nordpolargebiet nach N. vorgestoßen (1908), sind die Engländer Scott und Shackleton im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts am tiefsten in antarktische Länder eingedrungen, nachdem lange zuvor James Clarke Roß, der schon den magnetischen Nordpol gefunden hatte (1831), am ergebnisreichsten die Küsten des s. Eismeeres befahren hatte (1842). Aber nachdem etwa 19/20 der Erdoberfläche in den Hauptzügen des äußeren Aufbaues bekannt sind, gilt es jetzt die eingehende Durchforschung der Land- und Meeresrünme mit verfeinerten Instrumenten und Beobachtung^ reisen, wie sie nur Männer der Wissenschaft zu handhaben verstehen. In der topographischen Aufnahme des Geländes und bei der Herstellung genauer Karten leistet besonders das Militär Ausgezeichnetes, ebenso

10. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 89

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Berichte von «kntdeckungs- und Forschungsreisen. 1. Marco Polo. 89 die Marine bei Küsten- und Tiefenvermessnngen. Selbst die Volkstum- lichen Reiseschilderungen der Polarforscher F. Nansen (geb. 1861) und E. v. Drygalski zeigen, obschon umfangreiche, inhaltvolle wissenschaftliche Veröffentlichungen ihrer Beobachtungen den ersten Berichten über den äußeren Verlauf der Entdeckungsfahrt an die Seite gestellt wurden, wie vielseitige und ins Wesen der Dinge dringende Gedankengänge gegen- wärtig den Geographen beschäftigen im Gegensatz zu den Tatsache an Tatsache reihenden Aufnahmen früherer Reisender, und die im folgenden mitgeteilten Proben aus. landeskundlichen Schilderungen deutscher Uni- versitätsprosessoren über deutsche Landschaften (Kirchhofs gest. 1907, Penck geb. 1858, Partsch geb. 1851, Krümmel geb. 1854) vermitteln einen Einblick in das Wesen erdkundlicher Schilderung. Arbeitsteilung hat auf dem Boden wissenschaftlicher Geographie bereits wie Sonder- Wissenschaften erwachsen lassen Meeres- und Seenkunde. Gletscher- und Gewässerforschung, Morphologie der Erdoberfläche, Pflanzen-, Tier-, Wirtschafts- und Siedelungsgeographie. Je nach der Eigenart des zu behandelnden Gegenstandes zeigt die Erdkunde das Antlitz einer Natur- Wissenschaft oder ist volkskundlichen, geschichtlichen, volkswirtschaftlichen Ge- daukengängen und Untersuchuugsweisen verwandt. Sie sucht die Aufgabe zu lösen, wie die Mannigfaltigkeit örtlich benachbarter Einzelerscheinungen in der Natur wie in der Kulturwelt zum einheitlichen Bilde zusammen- zufassen sind. Dabei muß der Geograph die Fähigkeit zu selbständiger Beobachtung auf eigeuen Reifen ebenso gut entwickeln wie die einer kri- tischen Sichtung und Verarbeitung von fremden Beobachtungen, die ihm von den Grenz- und Nachbarwissenschaften dargereicht werden. 2. Berichte von Entdeckungs- und Forschungsreisen. 1. Marco Polo/ „Von der edlen und prachtvollen Stadt Quinsai" (Hangtschou in Tschekiang). Nach Verlauf von drei Tagen erreicht man die prächtige und edle Stadt Quin'sai, ein Name, welcher „die Himmelsstadt"- bedeutet, den * Aus der „Bibliothek wertvoller Memoiren. Lebensdokumente hervorragender Menschen aller Zeiten und Völker. Herausgegeben von Dr. Ernst Schultze. 1. Band. Sie Reisen des Venezianers Marco Polo im 13. Jahrhundert. Bearbeitet und heraus- gegeben von Di°. Hans Lemke. Hamburg 1907. Im Gutenberg-Verlag Dr. Ernst Schultze (Preis 5,60 Ji) ©.378 ff. — 2 Unrichtig gedeutet. Anscheinend war Polo des
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