Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Statistisches.
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britaimien (nicht aber England) voran. Auffallend ist die Konzentriernng der Be-
völkernng in den Städten, wenn man unter diesen die Orte mit mehr als 2900 E.
versteht, denn dieselben enthalten «/5 aller Einwohner des Königreichs.
Dem Glanbensbekenntnisse nach ist Holland ein vorherrschend pro-
testantischer Staat. Es gehören 2 400000 E. der Reformierten Kirche an, und
bilden eine eigene Abteilung derselben: die holländisch-reformierte Kirche, von welcher
sich aber in alter wie in neuer Zeit strengere und lauere Parteien ausgeschieden haben;
ein ehrbarer Unglaube ist weit verbreitet, die Schule von der Kirche ganz losgetrennt.
Lutheraner zählt man 65 000. Es herrscht völlige Glaubens- und Gewissensfreiheit,
daher viele Wiedertäufer, Mennoniten u. s. f. Zur katholischen Kirche bekennen sich
1439000, hauptsächlich in den südlichen Provinzen; auch die Überreste der Janfenisten,
5000 Seelen in 19 Gemeinden, bestehen in Utrecht fort. Juden gibt es 82 000.
§ 287. Die Niederländer waren ehemals das gewerb fleißigste Volk
Europas, und noch jetzt sind Brabanter Spitzen (es gibt bis zu 900 Mk. die Elle)
und holländische Leinwand weltberühmt; holländisches Papier, Niederländer Sohlen-
leder und holländischer Tabak (nebst ihren Thonpfeifen) sind weit bekannt. Bedeutend
sind auch die Branntweinbrennereien, die Znckersiedereien, und die Fabrikation in
Segeltuch, Tauwerk, Wollentuch, Baumwolle, Seide, Maschinen, chemischen Stoffen,
Thonwaren, dann Stückgießereien, Diamantschleifereien jc. Ein großer Teil der hol-
ländischen Betriebsamkeit besteht darin, die vom Ausland bezogenen Rohstoffe bester
zu verarbeiten, zu vermählen, zu reinigen und zu verfeinern, und so in veredeltem
Zustande wieder auszuführen. Doch war von jeher die Fabrikation stärker im belgi-
schen Teil der Niederlande, dagegen der Handel in Holland.
Durch den großartigen Seehandel sind, seit etwa 5 Jahrhunderten, in das
von Natur so arme Holland unermeßliche Reichtümer geflossen, und die vielen Groß-
Händler und Schiffsherren von Amsterdam, Rotterdam u. s. w. sind im Besitze ge-
waltiger Schätze, wahre Könige. Die Niederlande sind für den Handel vortrefflich
gelegen, den kultiviertesten und bevölkertsten Ländern vorgelagert. Seit ihrer Be-
freiung vom spanischen Joche hat sich die Nation mächtig aufgeschwungen: die Hol-
länder wurden bald treffliche Seehelden, und kühne, uuermüdet thätige Kanfleute,
vor denen Portugiesen und Spanier das Feld räumen mußten, bis Amsterdam zur
ersten Seehandelsstadt Europas emporblühte und ausgedehnte Kolonieen ihre Schätze
in das Mutterland einströmten, wo sie zu Ausführung schiffbarer Wasserbahnen und
zur Emporbringung des Landhandels benützt wurden. So war um 1650 Holland
der erste Staat Europas geworden, und brachte überall das Merkantilsystem in
Aufnahme. Später gewannen ihm jedoch die Engländer den ersten Rang ab, und
Holland mußte sich auf vorsichtiges Erhalten des Gewonnenen beschränken. Die in
der Napoleonischen Zeit untergegangene Ostindische Kompagnie wurde 1824 durch die
königlich niederländische „Maatschappij" (Handelsgesellschaft) ersetzt, welche dem hol-
ländischen Welthandel zu neuem Aufschwung verholfen hat.
Im Jahr 1881 hatte Holland eine Handelsflotte von 880 Schiffen mit 863000
Tonnen, ohne die kleinen Küstenfahrer. Es liefen 8000 Schiffe ein und eben so viele
aus. Die Einsuhr belief sich auf 847 Mill. fl.,*) in Getreide, Holz, Steinkohlen.
Metallen, Salz, Metall-, Seide- und Wollewaren, Glas, Porzellan, Weine, Kolonial-
produkten aller Art, welche letztere wieder ausgeführt werden, besonders nach Deutsch-
*) i Holland. Gulden ä 100 Cent. = 1 Mark 70 Pf.
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Extrahierte Ortsnamen: England Holland Utrecht Europas Niederlande Holland Holland Amsterdam Rotterdam Niederlande Amsterdam Europas Europas Holland Holland Holland
Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
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Xviii. Das Kaisertum Rußland.
590 Mill., besonders über die Landgrenze (298 Mill.) und aus Deutschland (274 Mill.),
während über das Schwarze und Kaspische Meer für 135 Mill. ausgeführt, für 62 Mill.
eingeführt wurde. Endlich über die asiatische Grenze betrug die Einfuhr 33 Mill., die
Ausfuhr 13 Mill.
Was Rußland dem Auslande zu bieten hat, sind vor allem mächtige Massen,
Getreide (fast die Hälfte der Gesamtausfuhr), dann Rohstoffe, wie Holz, Hanf und
Flachs, Lein- und Hanfsamen, kurz die Erzeugnisse seines unermeßlichen Ackerlandes und
Waldes, wie auch der Herdeu (Häute, Talg?c.), ferner Eisen und Kupfer, Pelzwerk,
Thran, Hauseublase zc. — Sodann von Erzeugnissen der I n d n st rie hauptsächlich grobe
sehr gute Leinwand, Segeltuch und starke Tane (wofür England sein bester Kunde ist),
gutes Leder (Juchten, Saffian ?c.), — dies nach Europa. Nach Asien Wollzeuge, Tuche,
Baumwollsammt und Seidewaren.
Noch großartiger ist aber der Handel Rußlands im eigenenlande, teils
zu Wasser vermittelst seiner vortrefflichen Flüsse (13000 M.), welche durch ein
sehr gutes Kanalsystem (von 1000 M.) nach allen Richtungen mit einander (und
dadurch auch mit den Meeren) verbunden sind; teils zu Lande, vermittelst großer
Karawanen (Obose) von Karren (in Asien auch Kamele), und jetzt vermittelst
eines großen E i s e n b a h n s y st e m s (22 653 km), das in Rußland die Anlage von
Landstraßen überflügelt hat; deun diese waren bis jetzt meist nur Knüppeldämme, ja
durch die südlichen Steppen fuhr man ohne Weg, wie in Ungarn, und Winters per
Schlitten. — Die Einheit von Geld, Maß und Gewicht durch ein so großes
Reich, große Messen, ein gutes Postwesen, auch Banken n. dgl. kommen nebst der
Einheit der Sprache dem Handel sehr zu gute.
Die größte Messe der Welt ist (seit 1317) in N i s ch n i Nowgorod
(d. h. Nieder-Nenstadt), fast in der Mitte Rußlands zwischen den beiden Landhöhen an
der Oka-Wolga sehr hübsch gelegen, mit 17000 E. Hier finden sich im Juli aus Flüssen
und Landstraßen an 300000 Menschen zum Handel ein: Armenier und Buchareu, Ta-
tareu und Kirgisen, Tibetaner, Hindu und Chinesen, die für 164 Mill. Rubel Waren
umsetzen, darunter allein für etliche Mill. Thee (der überall in Masse getruuken wird).
Ein mächtiger Kaufhos, einer ^Stadt gleich, mit über 2500 steinernen Gewölben von präch-
tiger Einrichtung, nebst wohl ebensovielen hölzernen Buden, und eine besondere chinesische
Handelsabteilung geben einen Begriff von Rußlands Handel.
Kasan au der Wolga ist der Stapelplatz für den Handel mit Sibirien, Oren-
bürg im S.-O. (zugleich Grenzfestung gegen die Kirgisen) für den mit Mittelasien,
Astrachan vermittelt die Verbindung mit Persien; von allen diesen Stapelplätzeu des
russisch-asiatischeu Handels strömt dann die Fülle der Waren in Moskau und Peters-
bürg zusammen. — Als Knotenpunkt der großen Fluß- und Kanalstraßen des ganzen
mittleren Rußland ist Rybinsk an der oberen Wolga ausgezeichnet, mit prächtigen,
großartigen Einrichtungen; es hat zwar nur 15000 E., aber über 600 Großhändler,
worunter Millionäre; im Sommer sind da bis zu 150000 Menschen, namentlich
Schiffzieher, denn flußaufwärts kommen 17—1800 große Schiffe an und werden hier auf
6000 Barken umgeladen; sie bringen besonders Korn im Wert von 40—50 Mill. Silber-
Rubel und nehmen thalwärts Kolonialwaren und Fabrikate ans Petersburg.
§ 471. Wir haben S. 524 den altrussischen Industrie-Bezirk (im
mittleren Rußland) erwähnt. Der Landmann hat ja in Rußland 8 Monate im Jahr
keinen Landbau; daher hier bei dem betriebsamen Geist und praktischen Geschick der
Großrussen, und den günstigen Wasserverbindungen, seit alten Zeiten Industrie und
Handel herrschend geworden sind. Außer den bereits oben genannten Artikeln
dieses ländlichen Gewerbfleißes verfertigen die Bauern namentlich Matten und
Mattensäcke aus Lindenbast, Holzarbeiten aller Art, Filz, Talgkerzen, Stahl- und
Eisen-, selbst Gold- und Silberwaren, denn die Vermöglichen tragen ungemein gerne
Schmuck, oft von sehr hohem Werte. — Seit Peter d. Gr., dem Schöpfer der neu-
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Extrahierte Personennamen: Peter_d
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Saffian Europa Asien Asien Ungarn Nieder-Nenstadt Oka-Wolga Kasan Sibirien Mittelasien Astrachan Moskau Petersburg Rußland
Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
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Das Deutsche Reich als ganzes.
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Steinkohlen reichlich vorhanden sind und die Bewohner sonst wenig Erwerb haben,
weshalb aber jede größere Gewerbestockung furchtbare Nöten nach sich zieht. Zentral-
punkte deutscher Gewerbsthätigkeit sind Sachsen, dann Schlesien, Rheinpreußen, das
bayrische Franken, der Schwarzwald. — Eine nicht geringe Menge deutscher Fabrikate
kommt durch den Handel in das Ausland.
Deutschland, früher fast nur durch das Militär und die Höfe der vielen
Residenzen belebt, auf wenigen Landstraßen von schwerfälligen Frachtwagen mühfam
durchzogen, ist nun, infolge des Aufschwungs der Zeit beinahe in allen seinen
Gauen, mittelst Eisenbahnen (S. 241) und Flußdampfern, von einem ungemein be-
wegten Handelsleben erfüllt. Und besonders die Zentralpunkte des Verkehrs sind
gegen vormals wie eine andere Welt geworden. Die Haupthandelsstädte im Binnen-
lande sind von Alters her: Frankfurt, Leipzig, Augsburg, jetzt steht Berlin in erster
Reihe, und Köln, Magdeburg, Frankfurt a. d. Oder, Breslau, Nürnberg, Stuttgart,
Mannheim, Mainz, Kassel k. sind bedeutende Handelsplätze geworden. Für den
S e e h a n d e l ist Hamburg die erste Welthandelsstadt des ganzen Festlandes.
Neben ihm und Bremen ist Stettin, gleichsam der Seehafen Berlins, von Bedeutung;
dann Kiel, Lübeck, Danzig, Königsberg, Altona, Wismar, Rostock, Stralsund.
Die deutsche Handelsflotte zählte 1882 etwa 4500segel- und Dampfschiffe (wovon
1820 auf die Ostsee, 2680 auf die Nordsee kommen) mit mehr als 1 Mill. Tonnen Gehalt
(ä 20 Ztr.), und ungefähr 40000 Seeleuten Bemannung;^) und in sämtlichen Seehäfen
Deutschlands liefen im Jahr 1880 etwa 55000 Schiffe mit mehr als 1\ Mill. Tonnen
Gehalt ein, und ebensoviele aus. *** fv //{■*%
Zur Ausfuhr bringt der deutsche Handel: Getreide, Holz und Holzwaren, Vieh,
besonders Mastvieh und Pferde, Häute, Horn und Knochen (!), Borsten; Linnen-, Wollen-
und Baumwoll-Waren, Glas- und Thonwaren, Leder, Maschinen, Eisen- und Stahlwaren;
Steinkohlen, Blei, Zink und andere Metalle, auch Steiue, Gyps, Kalk, Lithographiesteine,
Vitriol, Salz; Drognen, Wachs und Honig, Spiritus, Bier und Wein, Zucker, Getreide,
Tabak, Lumpen (!). — Dagegen läßt sich Deutschland einführen: Kaffee, Thee und
Kakao, Reis, Vanille und andere Kolonialwaren (aus den warmen Ländern), Spezereien
und Droguen, Südfrüchte und Olivenöl, Tabak, fremde Weine und Liqueure, feine Hölzer
und Färbestoffe; rohe Baumwolle und Seide, aber auch noch Baumwollgarn und bäum-
wollene und seidene Zeuge; Fische, Käse, Häute und Pelzwerk, Theer und Thran, Leder,
Mode- und Luxuswaren, Maschinen.
Überaus belebt ist der B i n n e n h a n d e l, wenn auch durch die lange Zer-
splitterung noch immer eine gewisse Schwerfälligkeit auf ihm lastet. Der Zollverein
verbindet Preußen feit 1828 mit Hessen, seit 1834 mit Bayern, Württemberg,
Sachsen und Thüringen. Baden trat ihm 1836, Braunschweig und andere 1842
bei; endlich auch (1854) der Steuerverein, den Hannover mit seinen Nachbarn ge-
schlössen hatte.
Seit der Stiftung des Norddeutschen Bundes (1866) hat der Zollverein nach und
nach sämtliche deutsche Staaten umfaßt, mit wenigen Ausnahmen, wie Bremen und H a m-
bürg, welches letztere aber eben im Begriff ist, mit Ausnahme eines kleinen Freihafen-
bezirks in den Zollverein einzutreten.
Ähnliche Einigungen sind in Beziehung auf das Münz Wesen (1871, 1873), die
Maßeund Gewichte (1868), das Po st - und Telegraphen Wesen (1867) erfolgt.
.....*) Au Zahl der Schiffe steht die deutsche Handelsflotte nur der englischen, nordamerikanischen und
französischen, an Tragfähigkeit (1 Mill. Tonnen) nur der englischen, nordamerikanischen und der norwegischen nach.
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TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein]]