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1. Lesebuch der Erdkunde - S. 258

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
258 Iii. Gsterreich-Ungarn. den großartigsten Anblick; innen aber ist es finster und enge, jedoch sehenswert wegen vieler großartigen Bauten, wie die prachtvolle Domkirche mit vielen Denkmälern polnischer Größe*); bedeutender Handel in ungarischen, schleichen und gallischen Erzeugnissen, auch große Industrie; (politische) Universität; 66000 E. (x/3 Inden). Krakau war als letzter kleiner Rest des polnischen Reichs und als Republik, von 1815 an, immer ein Herd polnischer Revolution, und wurde daher 1846 durch die Großmächte Österreich zugewiesen. Wieliczka (südöstlich) in anmutigem Thale (6000 E.); das Salzwerk bildet unter dem Städtchen eine zweite unterirdische, und wie von Edelsteinen prachtvoll funkelnde Stadt; von einem Hirten Wieliez im Jahr 1233 entdeckt, ist es jetzt durch 13 Schachte aufgeschlossen, und nebst dem mit ihm zusammenhängenden Werke von Bo chnia (8000 E.) auf eine Länge von über 3800 m bei einer Breite von über 950 m im Betrieb, — 100 Meilen Gänge, wobei der Bergbau 5 Stockwerke hat, und bis 280 m, in Bochnia 324 m in die Tiefe geht. Es beschäftigt 600 Arbeiter (die übrigens alle Tage heraufsteigen) mit mehreren 100 Pferden, liefert jährlich weit über 1 Mill. Ztr. Steinsalz, noch immer un- erschöpslich. Bäder. — Tarnow, Eisenbahnknotenpunkt (25000 E.). Rzeszow. Jaroslaw. Przemysl, Sitz eines römischen und griechischen Bischofs (22000 E.). Sambor. Lemberg (Llwow), befestigte Hauptstadt von Galizien mit 110000 E., worunter Vs Juden, gleichsam eine polnische Oase im ruthenischen Lande, Festung ersten Ranges, liegt auf der Galizischen Landhöhe an einem Bache und ist eng und schlecht gebaut, meist mit Schindeldächern, die neueren Teile besser und schöner, namentlich die 7 Vorstädte; wichtiger Handel, auch viele Gewerbe; Universität; 3 Erzbischöfe, 1 katholischer, 1 griechischer und 1 armenischer, dann 1 protestantischer Generalsuperintendent. — Brody an der russischen Grenze: immerwährender Markt, Austausch österreichischer Produkte gegen russische und asiatische (namentlich Schlachtvieh und Pferde, Wachs und Honig, Talg, Häute und Pelzwerk, auch ungarischer, rheinischer und französischer Weine, Kolonialwaren, Juwelen und Luxusartikel), 20000 E., meist Juden. — Tarnopol (26000), Stanislawow (19000), Kolomea (23000), Weberei und Töpferei; Sniatyn. § 244. Das Herzogtum Bukowina (Buchenland) im S.-O. von Galizien, zwischen Ungarn, Siebenbürgen, Rußland (Podolien) und Rumänien gelegen, ist durch- aus Bergland aus den östlichen Endzweigen des Karpaten-Waldgebirgs (Dzumalen, 1852 m hoch), mit rauhem Klima und strengen Wintern auf den Bergen, in der Ebene jedoch sehr fruchtbar, voll fetter Wiesen und üppiger Kornfluren; auch Wein in den Thälern und treffliche Viehzucht. Doch liegt noch viel gutes Land öde. Zudem erzeugt es Salz, Eisen, Kupfer, Silber und Gold neben seinen ausgedehnten Forsten, hat wenig Gewerbfleiß, aber starken Handel, namentlich in seiner Hauptstadt. Ezeruowitz am Prnth (46000 E.) mit neuer griechischer Domkirche und einer deutscheu Universität (seit 1875).— Sereth. — Suezawa, ehemalige Residenz der moldau- ischen Fürsten, denen das Land gehörte, mitten zwischen Weinbergen, morgenländisch ge- baut; Gewerbfleiß. Die Bukowina, 1777 der Türkei abgenommen, wurde zuerst zu Galizien geschlagen, ist aber seit 1849 ein eigenes Kronland. Seine Bevölkerung, 570000 Köpfe, ist eine wahre Musterkarte von Nationalitäten: 240000 Ruthenen, 18000 Polen und 1800 Slo- waken, 190000 Walachen und 10000 Magyaren, dann 109000 Deutsche, 67400 Juden, 2300 Armenier zc. Die Mehrheit gehört der griechischen Kirche an. § 245. Das Kernland des Donaureichs ist das 6.-8. Erzherzogtum Österreich od der Cnns und unter der Cnns, nebst Salzburg, südlich von Böhmen und Mähren, teils an der mittleren Donau und im Voralpen- land, teils im Gebiet der Hochalpen gelegen. *) Besonders auch der drei Feldherrn: I. Sobieskh (f 1696), Pouiatowsky (| 1813 bei Leipzig) und Kosciuszko 1817). Letzterem zu Ehren ist auch, nach slavischer Sitte, durch Menschenhände aus Erde von allen Landen Polens her/ selbst aus Amerika und der Schweiz, der 300' hohe Kosciuszko-Hügel zusammengetragen.

2. Lesebuch der Erdkunde - S. 474

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
474 Xii. Das Königreich Italien. platten, nur 400 m (die Gipfel bis 1200 m) hoch, die Insel, senken sich mit manchen Spuren erloschener Vulkane allmählich zum Meere, und lassen nur an der Ostküste am Fuße des mächtigen Ätna eine größere Ebene (die von Catania) offen. Die heißen Bergebenen haben fast schon afrikanischen Charakter, und der größte Teil des Landes (9j10) liegt als dürre Steppe brach. Nur in den nächsten Umgebungen der zahlreichen Städtchen wird der Boden angebaut. Diese Städtchen selbst aber sind sämtlich düster und öde, gauz verkommen und armselig, voll Schmutz und Elend. Und doch wächst da, von undurchdringlichen Hecken der Aloe und Kaktusdistel umzäunt, der herrlichste Weizen und mächtige feurige Trauben, ganze Wäldchen der glühendsten Orangen und Zitronen, gewaltige Maudel-, Feigen- und Johannisbrotbäume, ungeheure mehr als tausend- jährige Ölbäume, uebst Zuckerrohr, Baumwolle, Dattelpalmen, Süßholz, Gerbersumach, Granaten; auch Galläpfel, Kork, Houig, Mauua (von der Mannaesche) werden gewonnen. Aber fast alle diese herrlichen Gewächse sind vernachläßigt und gebeu uur geringe Er- Zeugnisse. Hart neben der üppigsten Vegetation starren wilde Felsenthäler und kahle Hügelketten als vollkommeu nackte Einöden des rotgelben Gesteins, höchstens mit kleinen Zwergpalmen und einzelnen Kappernsträucheru. Infolge der Ausrottung der Waldungen versiegen im Sommer die zahlreichen Bäche, und die heftigen Platzregen strömen in die Spalten des dürren Erdreichs. Dazu kommen die Landplagen der Heuschrecken und stechender Insekten, der aus- dorrende Sciroceo und Erdbeben. Bon der vulkanischen Art des Bodens zeugt, daß 1831 sogar mitteu aus dem Meere zwischen den Ägaden und der Insel Pantellaria mit einem Male ein 60 in hoher Hügel emporstieg, bald darauf aber wieder verschwand. Die Winter sind mild, von Regen und Gewittern begleitet, im März herrschen mit- unter kalte Winde mit heftigen Regen und Hagelschauern; lang und heiß ist der Sommer, der im August fast alles verdorrt. Haupter zeuguisse sind außer den vorhin genannten Früchten: Mar- mor und edle Steine, Schwefel (von den 4400 Gruben des 28 Q.-M. großen Schwefelbezirks, die jedoch höchst roh ausgebeutet werden); spanische Fliegen, Fische, Maultiere und Esel, Schafe und Ziegen. Der Schnee der Hochketten ist ein Haupt- bedürfnis zur Kühlung der Getränke im Sommer. Von den Gewerben ist nur die Fischerei bedeutend, ganz gering Industrie, Schiffahrt und Handel. § 428. Die S i z i l i a n e r sind ein Gemenge vieler Völker. Denn hier lebten nach den Urbewohnern, den Sikanern, Siknler (aus Latium), Phönizier, Griechen (im O.), Karthager (im W.), Römer, später Germanen (Ostgoten, Nor- mannen), Byzantiner, Araber, Spanier; und noch jetzt unterscheidet sich im N. die germanische, im O. besonders die griechische, im S. die arabische und afrikanische Rasse, kenntlich durch eigentümliche Mundarten. Eine Menge Altertümer bezeichnen ihre Geschichte, vornehmlich aus der griechischen Blütezeit. Hier hatten einst mächtige Freistaaten und Königreiche geherrscht, deren Flotten das Meer bedeckten, deren Städte mit den herrlichsten Kunstwerken geschmückt waren, hier war das Lieblings- land des Hohenstaufen-Kaisers Friedrichs Ii. Jetzt aber herrscht, mit Ausnahme von drei Städten, überall Elend. Alles Landeigentum ist in den Händen des groß- begüterten Adels, oder des Staates (die Kirchengüter), oder auch der Stadtgemeinen. Der Bauer darbt, seine Wohnung, Nahrung und Bekleidung sind gleich armselig; über 1/3 lebte bis vor kurzem vom Bettel. Selbst der Handel wird größtenteils von Ausländern betrieben. Und doch sind die Siziliauer arbeitsam, scharfsinnig und gutmütig, freilich auch unwissend und schmutzig, leicht erregbar und sofort zu blutiger Rache entflammt. Ein tiefer Haß gegen die Regierung, die jetzt die Konskription eingeführt hat, durchdringt sie; das Landvolk hilft sogar den Räubern gegen die Polizei.

3. Lesebuch der Erdkunde - S. 433

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
Murcia. Valencia. dieses breiten, im Durchschnitt 1000 m hohen Plateaus erheben sich Gebirgsmassen, die, durch tief und eng eingerissene, vielgewnndene Thäler getrennt, höher aussteigen: so die Sierra de A l b a r r a c i n (bis 1610 m), und die dreispitzige Pena G o l o s a (Pena s. v. a. Gipsel) zu 1812 m. Von diesen aus ziehen nach N.-W. zerspaltene Ketten bis zur Sierra de Oca, und so ist der ganze N.-O.- undost^Rand des zentralen Hochlandes durch Berggruppen und Hochrücken geschlossen, die man zusammen auch das Iberische Gebirge neuut, das Quellaud aller Hauptflüsse Spaniens und die Wasserscheide zwischen Ozean und Mittelmeer. Letzterem sendet es minder bedeutende Flüsse zu, wie Segura, Jucar, Guadalaviar und alle rechten Nebenflüsse des Ebro. Die Mittelmeerhälfte Spaniens umfaßt die drei Küstenlandschaften Murcia, Valen cia und Katalonien, sowie die Binnenprovinz Aragon. Betrachten wir zuerst Murcia und Valencia. Mittelst der vorhin genannten Flüsse hatte der Fleiß der Araber dieses Küstenland, dessen Klima das herrlichste Spaniens ist, durch sorgfältige Be- Wässerung iu das „maurische Paradies" verwandelt. Aber ihre Werke sind großen- teils zerfallen. Wo sie jedoch erhalten sind, ist heute noch ein wahres Gartenland. Da wachsen der Pisang, der Kactns und die Ananas neben der afrikanischen Palme, dem Reis, den Reben und Obstbäumen — der schroffste Gegensatz gegen die dürre Öde des Hochrückens und der Küstensteppen. Berühmt sind besonders die Hnertas oder Gartengelände von Valencia, wo die fast unglaubliche Kultur drei, ja vier Ernten erzielt, daher hübsche Dörfer, saubere Straßen und fröhliche Menschen (moriscos); auch ist Valencia die vornehmste Kornkammer Spaniens. In den Gärten von Orihuela in Murcia erscheint im Mai der Boden von den abgefallenen Orangeblüten wie beschneit, und Tausende der herrlichen Früchte verfaulen ans Mangel an Absatz. — Auch der Gewerbfleiß nimmt mit den schönen Landschaften wieder zu. Der Murcianer zwar ist noch träge, und steht als hartnäckig, ver- schlössen und doch leicht aufbrausend in schlechtem Ruf. Der Valencianer dagegen ist feurig und unternehmend, ebenso arbeitsam als lebensfroh; nur gilt er für sehr sinnlich und unzuverlässig. In den niedlichen Bauernhütten der Hnertas trifft man noch sarazenische Bekleidung: Hemd und Beinkleid aus einem Stück, mit roter Schärpe befestigt ic. Der Gewerbfleiß arbeitet in Seide, Wolle, Spiritus, Esparto,*) Papier, Seife zc. Städte in Murcia: Cartagena (Neukarthago), an der S.-O.-Küste, zweiter Kriegshafeu Spaniens, Flottenstation mit riesigen Docks und Werften, 76 000 E. — Murcia an der Segura, maurisch gebaut, Seidenhandel, 92 000 E. — Lorca mit einer Huerta und großen Bleischmelzhütten, 53000 E. In Valencia: Alicante, Seestadt von afrikanischem Aussehen, mit sehr be- deutendem Handel in Wein, Branntwein, Rosinen, Seide, Wolle ?c.; 35 000 E. — Alcoy mit Papierfabriken, 32000 E. — Valencias hermosa, die schöne, 144000 E.), in einer der reizendsten Gegenden Europas, am Guadalaviar, 1 St. vom Meer und von der Hafenstadt Grao, wohin eine Alameda (Allee) der herrlichsten Orangen, Granaten und Palmen führt; alte Stadt, zum Teil mit maurischem Typus; Waffenplatz; großer Gewerbfleiß; Universität. — Mnrviedro, das alte Saguntum, in der Huerta. § 398. Mit dem Küstenlande von Katalonien betreten wir wieder mehr germanisches Gebiet, die einstige Mark Karls des Großen, 1162 mit Aragon ver- einigt. Als Vorstufe der Pyrenäen ist es ein wild zerklüftetes Terrasfenland von steinigem Boden, aber durch den Fleiß seiner Bewohner, die, wie ein Volksreim sagt, „aus Steinen Brot zu machen verstehen", und die Bewässerungen in gutem *) Von dem Espartogras (Stipa tenacissima) oder Halfa werden eine Menge Geflechte (auch Papier) gemacht, ebenso aus Binsen. Lesebuch der Erdkunde. 28

4. Lesebuch der Erdkunde - S. 588

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
588 I. vorderasien. beobachtet wird), herrscht große Fruchtbarkeit, besonders im Westen und Norden, während die Küstenebene südlich vom Taurus unter einer tropischen Hitze und nn- gesunder Fieberluft leidet. Sonst ist das Land meist Steppe, von halbwilden üortakoi, Jtfetzciis 7vn£to7ts& rsimjuijrrlu \ o ]Zara2iunjxr^c'^J$0^ tj^Lbolkoz J '^^ui^Ttzs'c/'ra, Nstan "arnilfjal Ger/Uiks Kof l%3£l) j Bilcdschj)^ ßasardschj. Kesclti^ei ygedis "A $Cilseff()is<?ar A fli tbv (idsctuj Vschakj Tcnla/ Tsctuüotimji s^Wurlas j\ ^Pcrin ßdjcmlsci 5ig. 174. Karte des nordwestlichen Teils von Kleinasien. und räuberischen Wanderstämmen der Jürük (Turkmenen) mit ihren Herden (Käme- len, Büffeln, Schafen und Ziegen) durchzogen, im O. auch von ebenso wilden Kur- den durchstreift, dem Schrecken der Handelskarawanen und selbst der Dorfbewohner. Kleinasien ist berühmt durch Teilte Angoraziegen, die Seidenzucht wird be- sonders um Brussa betrieben; zur Ausfuhr kommen Seide, Baumwolle, Früchte, Ol, Teppiche, Shawls. Die wenigen Städte des inneren Hochlandes, neben den Türken meist von Griechen und Juden bewohnt, im O. hauptsächlich von Armeniern, welche mit jenen den Handel des Landes in Händen haben, liegen teils in kesselartigen und von den umgeben- den Gebirgen bewässerten Ebenen, wie Konia (Jkonium, 25000 E.), Angora (in Galatien, 30000 E.), Sivas, 30000 E., teils am Fuße der Gebirge, wie Kjuta- h ij a, 30000 E., neben welchem das Meerschaum produzierendeeskischehr steht, Uschal (32000 E.), K a i s a ri e (Cäsarea), 40000 E., T o k a t, 20000 E., Am a si a, 25000 E. Fast wichtigere Städte sind die am Nordsnße des hohen, reichbewaldeten und schroff

5. Lesebuch der Erdkunde - S. 701

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
Tripoli. Tunis. 701 Di, Salz, Vieh, Wolle, Farbekräuter und besonders Halfagras aus. Der Karawanen- Handel geht bis jenseits der Wüste nach Bornu, Wadai und Darsor, auch zur westlichen Sahara und nach Timbnktn, woher Straußfedern, Gold und Elfenbein kommen. Der Handel der Hauptstadt Tripoli (30000 E.) liegt meist in den Händen der Juden; die Stadt wird reinlich gehalten, hat sogar Straßenbeleuchtung und liegt zwischen blühen- den Gärten. Mesnrata, Hafen- und Handelsstadt, 10000 E. Viele römische Altertümer. Bewohner nur 1 Mill., fast lauter Araber unter einem türkischen Pascha, der mit einem Diwau regiert und dem Lande jedenfalls zu Sicherheit des Verkehrs geholfen hat. Ihm ist auch Fefsan im Süden von Tripoli untergeordnet, ein 4600 Q.-M. oder 250000 qkm großes Oasenland mit etwa 43000 Bewohnern unter einem Pascha; völlig kahler Felsboden glänzend schwarzen Sandsteins oder Wüstensand, und in den Vertief- nngen die Fruchtstellen der Oasen; Städte: S o k u a und Hauptstadt M u r s u k (5000 E.), Karawanenzentrum zwischen Salzsümpfen, schon tief im Süden. Der Bezirk ist reich an Salz und Datteln. — Im O. die Oase A n d s ch i l a mit Stadt, aus der Karawanenstraße von Tripoli über die tiefliegende (29 m unter Meeresfläche) Oase Siwah nach Kairo. Am Westrand der Hammada die Oase Ghadames, Karawanen - Knotenpunkt am Rande der Wüste, von 3000 Berbern bewohnt. § 564. Die Regentschaft Hunis begreift das Ostende des Atlaslandes am Syrtenmeer und besteht, doch nicht sehr geschieden, aus einem Teil (S. 699) und einer Sahara, deren ausnehmend dattelreicher Bezirk im S.-W. vorzugsweise das Dattelland hieß. Getrennt ist das Tunesische im W. von Algerien durch willkürliche Grenzen, auf denen lange fast unabhängige Stämme wohnten. Die Übergriffe dieser Krumirs gaben 1880 und 81 Frankreich den Vorwand, trotz des Widerspruchs der Pforte Tunis zu einem französischen Schutz st a a t zu machen. Der Norden von Tunis ist erfüllt von dem östlichen Ende des oben erwähnten Plateaus zwischen dem großen und kleinen Atlas. Der Südrand (bis 1945 m) zieht nordöstlich zum Kap Bon; der Nordrand endet mit der nördlichsten Spitze Afrikas, dem Kap B l a n c o, beide die fruchtbare Ebene von Tunis und Karthago einschließend. Im S. dieser Plateaus und am Nordrand der Sahara liegt die in jüngster Zeit vielbesprochene Gegend der Schotts, d. h. Salzsümpfe. Man hat nämlich entdeckt, daß diese Gegend im S. von Algier und Tunis zum Teil unter dem Meeresniveau liegt, und darum das Projekt entworfen, das Mittelmeer hereinzuleiten und so ein Binnenmeer zu schaffen, von dem man eine vorteilhafte Ver- änderung des Klimas der Sahara erwartet. Aber die Landenge von Gabes, die man durchstechen müßte, ist 47 m hoch und besteht aus festem Gestein, der Kanalbau wäre darum nicht leicht und die Depressionsstelle nur klein, so daß die franz. Regierung trotz Lesfeps nicht darauf eingehen will. Die zahlreichen Flüsse sind wilde Gebirgsströme im Winter, im Sommer sehr bescheidene Bäche, und Vorrichtungen zum Aufsparen des Wassers für den Ackerbau gibt es nicht. . Der Boden jedoch ist von seltener Fruchtbarkeit, von den Zeiten der Karthager her sind die „libyschen Ernten" berühmt; auch die Olive spendet unge- meinen Ertrag, und Baumwolle ließe sich leicht anbauen, wenn nicht aller Fort- schritt fehlte. Der Handel ist wenig bedeutend und meist in fremden Händen (die Einfuhr mag 6 Mill., die Ausfuhr 9 Mill. Mk. betragen). Die wichtigsten Artikel der Ausfuhr sind: Halsa, Olivenöl, Getreide, Wolle, Datteln. Das reiche Land von 2110 Q.-M. oder 116000 qkm hat nur 2 Mill. Bew. — Tunis war auch ein See- räuberstaat, und seine Geschichte besteht fast nur in Palastrevolutionen, Janitscharen- aufständen und Hofränken. Die letzte Regierung suchte durch liberale Gesetze und Reformen (1857 sogar Konstitution) das Land zu heben und brachte es wenigstens zu dem ersten Schritt auf dem Weg europäischer Zivilisation, einigen Kilometer Eisen-

6. Lesebuch der Erdkunde - S. 712

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
712 Iv. Sudan. Das dritte Volk der Wüste sind die Tib b u oder Ted a (S. 710); sie sind die ansäßigsten, ein dunkelschwarzer, munterer, wohlgebauter und begabter Stamm, der den Übergang zu den eigentlichen Negern bildet, zum Teil Heiden, auch Moham- medauer. Sie treiben vorzüglich Viehzucht, wo es geht auch Ackerbau, und ge- Winnen Korn, kennen aber das Brotbacken nicht. Sie sind auch unternehmende Handelsleute: das Hauptprodukt ihres Gebiets ist das Salz von Bilma, womit der Sudan versorgt wird. Am zahlreichsten und uuvermischt sind sie in Borkn, Tibesti, Wadschanga. Die kräftigsten unter diesen Völkern sind die Nomaden, auch erreichen sie durch ihre Mäßigkeit und das gesunde Klima der Wüste (gegenüber den Fieber- stätten der Oasen) ein sehr hohes Alter. Ihre Waschungen verrichten sie mit Sand, heilen auch damit. — Die ganze Bevölkerung ist natürlich nur klein an Zahl. Man schätzt die Mauren und Tuariks auf je 200 000 E.; ganz Tibesti soll nur 12 000 E. haben, die ganze Sahara kaum 1 Mill. Die Steppengegenden im S. sind dichter bevölkert, die Zahl der Sonrhai (S. 718) um den oberen Nigir soll 2 Mill. betragen. Seit uralter Zeit besteht der Binnenhandel der Saharabewohner in Austausch ihrer beiden Hauptartikel, Vieh und Salz, an die Sudanbewohner gegen Getreide, sowie gegen Goldstaub, Sklaven, Elfenbein und andern Erzeugnissen Inner- afrikas , die sie, nebst eigenen Artikeln, wie Straußfedern, Gummi, Alaun, in die Küstenländer des W. und N. bringen, wo sie sich mit Waffen und Pulver, und mit Kleidungsstücken versorgen. Gegen N. stehen die Wanderstämme mit den an- säßigen Berbern in regelmäßigem Verkehr. Sie streifen den Winter hindurch in der Wüste herum, so lange und wo ihre Her- den Weide finden. Am Ende des Frühlings ziehen sie den Oasen des Dattellandes zu, wo sie in den Dörfern (Kfur) ihre Habe aufbewahren oder auch ein Stück Land gekauft haben, das ihnen der Berber baut, wogegen dieser ihnen einen Hammel?c. zum Weiden anvertraut. Hier nun beladen sie ihre Kamele mit den Datteln und Wollgewändern der Oase, und ziehen nordwärts dem „T e l l" zu. Daselbst treffen sie zur Erntezeit ein und tauschen ihre Ladung gegen Getreide aus, das eben die niedrigsten Preise hat. Ist der lebhafte Tauschhandel vorüber, so läßt der Berber gern feine Felder vom Nomaden be- weiden, bis der Herbst herannaht, der das Zeichen zum Aufbruch gibt. Mit Freuden tritt Mensch und Tier die Rückkehr auf den heimatlichen Boden an, und gerade recht kommt die bewegliche Zeltstadt gegen Ende Oktober zur Dattelernte an. Denn die Oasen- bewohner leben fast ausschließlich von Datteln, samt allen ihren Haustieren (wie der Nomade oft 2/3 des Jahres von der Milch seines Kamels). Sie sind zwar nicht so näh- rend wie Korn, und erzeugen endlich ein peinliches Gefühl von Sattheit. Dann greift der Oasenbewohner zu seiner Lieblingsspeise, Heuschrecken, frisch gesammelt und gesotten mit Salz, oder getrocknet und zerstoßen für Zeiten des Mangels. — Alle Wüstenbewoh- ner sind träge, die Nomaden besonders; in Aufregung dagegen fähig, mit großer That- kraft zu handeln, und in der Ergebung des Schicksalsglaubens das Äußerste ohne Murren zu erdulden. Iv. Sudan, d. i. (Land der) Schwarzen. §571. Sudan (Nigritien) ist das Land der Neger, im Süden der Sahara bis zum Busen von Guinea; eine Reihe von Hochebenen, die zum Teil von Ge- birgen bedeutend überragt sind, mit der Einsenknng des Tsadsees in der Mitte.

7. Lesebuch der Erdkunde - S. 804

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
804 I. Das mittelamerikanische Festland. im Nicaraguasee, bald ganz vereinzelt, wie der Momobacho bei Granada, bald in zu- sammenhängender Reihengruppe wie die Marabios in der Ebene von Leon (20 vnl- kanische Kegel, mit einem neuen 1867 entstandenen), und weiterhin der des mächtigsten unter allen, des Consiguiua, 1168 m, der als Landzunge in die Fonseeabai vorspringt, welche als vortrefflicher Naturhafen am Großen Ozean alle Flotten bergen könnte. Die Fülle des Pflanzenreiches ist nicht so großartig, als in Costarica, der Boden im Sommer (Januar bis April), besonders in dem wasserarmen, mitunter selbst steinigen Westen sehr ausgetrocknet; die Waldungen sind ziemlich licht, während doch der feinste Kakao da wächst. Alle Pracht amerikanischer Kulturpflanzen in lieblicher Gruppierung mit Orangen. Zitronen, und mit den dunkelgrünen Mangos, neben der köstlichsten Frucht des tropischen Amerika, der apfelgroßen Chirimoya (Anona), den Agnacates (Persea), Sa- poten und herrlichen Bananen, und Ananas findet sich vereinigt im Jndianerdorfe Nin- diri, eiuem paradiesischen Miniaturbilde zwischen Masaya und Managua. Im Innern, vornehmlich durch das Gebirge, sind weite Strecken noch völlig menschen- leer. Selbst um die Goldmiueu vou Matagalpa, einer Jndianerstadt im Norden, sind unermeßliche Strecken fruchtbaren Landes unbebaut, Weite Savannen dehnen sich da aus, oft das ganze Jahr hindurch mit üppig wuchernden Gräsern geschmückt. Man reist zu Pferd oder Maultier, und bloß in der trockenen Jahreszeit, wiewohl da für die Tiere schwer Futter zu bekommen ist. Gasthäuser gibt es feine; Reisende von Auszeichnung werden meist in dem armseligen Rathause (cabiläo) beherbergt, aber ihrer eigenen Verköstigung überlassen. Parteiwut, Rassenhaß und Partikularismus brachten eine Reihe von Anarchien über das Land, wodurch die Kreolen immer mehr herabkamen, und viele Halbindianer sich emporschwangen. Das schöne Land hat auch schon einen nordamerikanischen Freibeuter, Walker, augelockt, der 1855 es iu Besitz uahm, aber doch den schlummernden Patriotis- mns dieser Mischlinge weckte, welche ihn endlich besiegten. Die einzige Beschäftigung, die der Neuspanier liebt, ist der Kleinhandel, er gilt aber im Geschäftsleben für sehr unzuverlässig. Mehr traut man den reinen Indianern. Diese treiben den Ackerbau wie ihre Vorfahren vor 400 Jahren. Drei Jahre bepflanzen sie das gleiche Feld, dann nehmen sie ein anderes Stück in Angriff. Mit ihren langen Messern reißen sie den Boden etwas auf, und streuen die Maiskörner hinein, pflanzen auch Bananen, Tabak ?c. Immerhin find sie, wenn anch menschenscheu, doch friedsamer, fleißiger und gefügiger, als die Mischlinge, die geistig wohlbegabten Ladinos. Die beste indianische Bevölkerung findet sich in der Ebene von Leon, wo das edle toltekifche Blut sich reiner erhalten haben mag. Sie gelten neben denen von Masaya, welche die hellste Färbung haben, für die friedlichsten und arbeitsamsten. — Alte Hauptstadt und noch Sitz des Bischofs ist Leon auf der westlichen Küstenebene mit 30000 E., neue Hauptstadt Managua, 7000 E., die mit Nicaragua, Granada, Masaya an den Seen liegt. Am Großen Ozean ist Hafenstadt San Juan bei Sur, am Antillenmeer San Juan del Norte (Greytowu), von englischen Dampfern regelmäßig besucht. Auf der M o s k i t o k ü st e am Karibischen Meer hatten früher die Engländer An- sprüche erhoben, unter deren Schutz ein indianisches Königreich bestand und die Mission der Brüdergemeinde unter den rohen Indianern und Moskos (Abkömmlingen von Weißen, Indianern und Negern) Fortschritte machte. Im Jahr 1860 hat England dieses Gebiet mit seinen 12000 E. unter die Oberhoheit von Nicaragua gestellt. § 629. V. Costa Rica. Durch den Nicaraguasee und seinen Ausfluß S. Juan von Nicaragua abgegrenzt, erstreckt sich Costa Rica über die nun schmäler werdende Landenge mit einem Umfang von 920 Q.-M, 51 760 qkm und 185 000 E., zu 3/4 Weißen, die sich nur auf dem Tafelland oder im Zentralthal der Kordilleren, etwa 1200 m h., in einem gesunden Klima angesiedelt haben. Die ganze Südostseite ist noch Urwald, von wilden Indianern bewohnt. Der kleine Staat liegt so verborgen, daß man von der nnge- snnden Küste nur mit Lebensgefahr durch den Urwald hinaufstieg, bis die Regierung eine Straße bauen ließ, die nun vom Freihafen Limon bis Caldera sogar durch eine Eisen- bahn ersetzt ist. Die tiefen Waldthäler im Osten fenken sich zu einer 4—5 Ml. breiten, flachen Küstenebene hinab, vor welcher der kleine Chiriqui-Archipel liegt; gegen die Südsee aber stürzt das Tafelland schroff in Terrassen hinab. Auch nach Norden fällt es steil zur Tiefebene von Nicaragua. Beide Küsteu find durch die große Hitze ungesund, be-

8. Lesebuch der Erdkunde - S. 434

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
434 X. Spanien. Stand erhalten, zu einem der bestbebanten und wohlhabendsten Gebiete Spaniens umgeschaffen. Am unteren Ebro, um Tortosa, sind noch Hnertas. Überdies hat in keiner Provinz Spaniens der G e w e r b s t e i ß, besonders in der Gewinnung von Kork und Eisen, so großen Aufschwung genommen, noch der Handel, trotz der schlechten Häfen, eine solche Blüte erlangt, wie hier. — Daneben ist das Land wie eine natürliche Festung. Im Gebirge sind die Waldhöhen oder die scharfgezackten Felskämme durch die tiefen Felsenthäler reißender und brückenloser Bergwasser zer- spalten; der Ebro selbst muß sich in einem großartigen Durchbruchsthal den Weg durch das Küstengebirge, eine Fortsetzung dessen von Valencia, erzwingen; und die Küstenebenen sind durchschnitten von Grüben und Hecken der Pflanzungen und Gärten. Diese Natur des Landes hat auch den Bewohnern einen kräftigen, freien und zähen Charakter mit ganz lokalem Patriotismus bewahrt. Das Klima ist hier bedeutend gemäßigter und regenreicher, und daher sehr fruchtbar. Weizen und Obst gedeihen in Menge; die Orange geht bis Barcelona, Aloehecken bis Mataro, die Küste hat noch immer die Zwergpalme, die dichten Bergwälder haben immergrüne Bäume und Korkeichen; selbst im rauheren Oberkatalonien sind die Berghänge noch mit üppigen Wein- und Olivengärten, die Thäler mit Weizenfluren, die Ebenen mit Mais- und Reisfeldern bedeckt. Auf dem Lande wird neben dem Ackerbau ein lebhafter häuslicher Gewerbfleiß betrieben, namentlich Spitzenklöppeln, und Fabriken in Baumwolle, Wolle, Seide, Papier, Eisen, Leder, Seife, Glas sieht man durch das ganze Land. — So sind die Katalonier, energisch und berechnend zugleich, kaum Spanier zu nennen. Auch haben sie einen Haß gegen die Kastilier, doch einen noch tieferen gegen die Franzosen, obgleich ihr rauhes Katalanisch mehr proven^alisch als spanisch ist. Tortosa am Ebro, 24 000 E-, Festung, Handel, Salinen. Der Ebro hat ein ödes, von zwei versandeten Mündungen umschlossenes Delta. Seine Beschiffuug ist nur auf kurze Strecken möglich und auch da gefährlich. — Der alte Hafeuplatz T a r r a- g o u a (23 000 E-, zur Römerzeit 1 Mill.) hat immer noch starken Verkehr und ist be- rühmt durch seine Altertümer wie Amphitheater und Aqnädnct; feine Kathedrale ist eitte der schönsten in Spanien, — R e u s (28 000 E.), die zweite Fabrikstadt von Katalonien mit 80 Baumwollspinnereien. — Barcelona, stark befestigte erste Seehaudelsstadt Spaniens am Mittelmeer mit großem, sehr tiefem Hafen, dessen Eingang jedoch wegen Verschlammung nur von klsiuereu Schiffen passiert werden kann, während die größeren außerhalb ankern; es ist die glückliche Nebenbuhlerin von Eadiz und eine der ersten Seestädte Europas (jährlich etwa 5000 Schiffe von Vi2 Mill. Tonnen), zugleich Hauptsitz der spanischen Industrie mit einer Menge Fabriken, und einem fast ganz europäischen Ton, vielen Unterrichtsanstalten; prächtige Lage am Meer, 2 Zitadellen (im W. der Monjuich); die Hauptstraße Rambla gleicht einem Boulevard; 249 000 E. (ohne den Hafen Varceloneta). Vorort Gracia 34 000 E. — Im nahen Küstengebirge am Thal des Llobregat der zackige Bergrücken Montserrat 1234 m hoch mit Einsiedeleien in Felsen- höhlen. — Hinter dem Küstengebirge L eri d a am Segre 20 000 E. — In den Abhängen der Pyrenäen ein 100 m hoher Salzfelsen bei Eardona. Im Küstenlande Gerona am Ter. — Pyrenäenfestungen: Rosas, Figueras, Puigeerda. Am Kamm der Pyreuäeu die kleine, von Ludwig dem Frommen 803 gegründete Republik Andorra, 8 Q.-M. (452 qkm) mit 20 Gemeinden und 15000 E. (vom Bischof v. Urgel und der französischen Regierung abhängig). § 399. Im Osteu hat Spanien auch Inseln, die zum Festlands gehören, die Bale- a r e n. Die Geographen nennen die beiden kleineren, reichbewaldeten, bis 396 m hohen, Jviza und Formentera, Pitynfen, d. H. Fichteninseln, und nur die Gruppe der größeren höheren (bis 1570 m) und kahleren, Mallorca und Menorea, Balearen, d. h. Schien- derer-Jnseln (von den Ureinwohnern her benannt). Es sind lauter bergige Eilande im O. von Valencia, von gleichem Gebirgs- und Klimacharakter, zusammen nur 87 Q.-M. oder

9. Lesebuch der Erdkunde - S. 501

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
Gstrumelien. 501 § 447. Das Ejalet Edirne (Adrianopel) und die Provinz Ostrumelien sind ein mildes liebliches Land, durchzogen von welligen grünen Hügelketten und an den Rändern umwallt im N. vom Balkan, im W. vom Rhodope, einem impo- santen Urfelsgebirge von 2200 m Erhebung. Im O. zieht vom Balkan südöstlich ein dichtbewaldetes Küstengebirge, das Jstrands ch a-Gebirge (850 m) herab, und fällt mit einer Steilküste zum Schwarzen Meer ab. So ist das innere fast durch- aus ein von Gebirgen geschlossenes großes baumloses Weideland, von Herden be- völkert, während in der Mitte die weite, durch unbeschreibliche Üppigkeit des Pflan- zenwuchses, der Rosengärten und der Reis-, Baumwollen-, Mohn- und Tabakfelder berühmte Thallandschaft der Maritza (Hebrus) das Herz der Türkei bildet. — Die vielen Moscheen mit schlanken Minareten, die weiten Begräbnisplätze mit düsteren Cypressen, die großen Vierflügeligen Gebäude der Vornehmen, die Bäder und Kaffee- Häuser, die Bazare voll köstlicher Früchte und Zuckerwaren, die Scherbetverkäuser, die Kioske (Gartenpavillons), die Kamele, die blöckischen Ochsenwagen, worin auch die Frauen fahren, — alles verkündet eine morgenländische Landschaft. Sie war die Hauptprovinz des byzantinischen Reiches, von dessen Herrlichkeit eine Menge Denkmäler wie Marmorbrücken zeugen. Doch gegen die beiden sie im O. und S. umflutenden Meere ist sie fast abgesperrt. Auch im S.-O. liegen breite Bergplatten vor, welche die Halbinsel Galli- poli, den t h r a k i s ch e n C h e r s o n e s, füllen, und der östliche Bergzug springt mit einem noch 230 m hohen Hügellande von rauhem Klima bis in die Halbinsel vor, auf deren Spitze Konstantinopel liegt. Im Vilajet Adrianopel oder Edirne ist die Hauptstadt Adrianopel (Kaiser Hadrians Stadt), in der anmutigen Thalebene der schiffbaren Maritza fchön ge- legen und von 450 schönen Gärten umgeben (das nahe Dorf Haskiöl ein wahrer Rosen- garten); innen aber ein Chaos enger schmutziger Gassen; 40 Moscheen (darunter die schönste die Selims Ii.), viele Bäder und Chane (Warenhäuser); Fabrikation des feinsten Rosenöls und Opiums; Quitten, Seide, Saffian, Türkischgarn, Teppiche; wichtiger Han- del; 62000 E. (73 Mohammedaner); feit 1360 erste, seit 1453 zweite Hauptstadt der Türkei; Kaiserpaläste und Wasserleitung. — Östlich Kirkilisse, mit seinen Konfitüren, 15000 E. — An der Mündung der Maritza: Enos mit einigem Seehandel. Westlich der neue Hafen Dede Aghatsch, Endpunkt der von Philippopel und Adrianopel an der Maritza herunterziehenden Eisenbahn. — Auf der Halbinsel des thrakischen Eher- sones: Galli poli, wichtige Hafenstadt mit 20000 E., Saffianfabrikation. Die Meerenge des Helles pont oder der Dardanellen, ist 8 M. lang, und an der schmälsten Stelle 1400 m breit; hier lagen auf den Ufern beider Weltteile die alten Dar- danellenschlösser; die neuen bewachen den südlichen Eingang der Straße. An der Küste des Marmara-Meeres (30 M. lang, 10 breit, von der Jusel Marmara benannt), Rodosto, Seehaudel, mil 25000 E. § 448. Die Provinz Gstrumelien wird nach dem Berliner Frieden (S. 482), wenn sie auch unter der Autorität der Hohen Pforte steht, doch in administrativer Hinsicht durch ihren Generalgouverneur (Fürst Alexander Bogorides, von bulgarischer Abkunft) autonom oder selbständig regiert. Es ist das fruchtbare Land am Südfuße des Balkan, von der Maritza und Tundscha bewässert. Man zählt 816 000 E., worunter 573000 Bulgaren, 175000 Türken, 43 000 Griechen; der Religion nach 500 000 Christen, 300 000 Mo- hammedaner. Die Hauptstadt ist Philippopel (Filibeh), an der oberen Maritza, au drei Hügeln gelegen, Fabrik- und Handelsstadt von 24000 E. Reis-, Wein- und Baumwollbau.

10. Lesebuch der Erdkunde - S. 608

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
«08 I. Vorderasien. steigend, die Feuchtigkeit der Luft anziehen: der Regen verwandelt sogar die öde Wüste auf kurze Zeit in üppige Weide, und macht dem Nomaden selbst einigen An- bau möglich. Viele Wadis bieten auch den Sommer hindurch bei den kühlen Nächten, bei dem durch ganz Arabien sehr starken Nachttau und feuchten Nebeln an den Küsten, treffliches Weideland für die edeln Pserde. Das Klima ist schroff, aber gesund: Winters auf den höchsten Höhen Schnee und Eis; die Luft außer- ordentlich trocken, der Himmel fast immer wolkenlos und klar. „Die Wüstenluft ist ein Lebenselixier, so rein und erfrischend wie die Luft, welche der Mensch am ersten Schöpfungsmorgen atmete. Wo all die lieblichen Reize der Natur fehlen, da hat Gott feinen süßesten, zartesten Hauch auf die Wildnis ausgeströmt, welcher dem Auge Klarheit, dem Körper Stärke und dem Geiste die freudigste Heiterkeit gibt." Die Sterne sind von wunderbarem Glänze, der einst zum Gestirndienst (Sabäis- mus) verlockte. Ein großer Unterschied ist zwischen dem glutheißen Ufersaum, Oman, Hadramaut, Tehama, und dem frischeren Hochlande. Im südlichen (tropi- schen) Gebirgslande treten Sommerregen auf, aber auch der Samum, der in wenigen Stunden mit seiner Glut die Gewächse zu Staub vertrocknet. Immerhin sollen zwei Drittel des Landes bebaubar sein. Arabien ist die Heimat des Kaffeebaums, des Weihrauchs, Balsams, der Myrrhe, Beuzoe, Aloe, und vieler anderer edler Harze (Gummi), Gewürze und Kräuter. Das Hauptgewächs Arabiens aber ist die Dattelpalme, vom Nilthale bis zum Indus das Charaktergewächs, das allen Landschaften ihre Physiognomie, den Bewohnern ihre Haupt- uahrung verleiht, und auf dem die Kultur dieser Länder beruht. Und sie erscheint, wo nur irgend ein Wasserquell, sei es auch ein brackischer, vorhanden ist, und erquickt den Wanderer der Wüste schon mit ihrem Schatten. Unter ihren Hainen liegen alle Ort- schaften und Hütten, im Schatten ihrer Kronen die Gärten und Felder. In der Wüste aber schafft die Dattelpalme die Wasserstellen in Oasen um. Sie ist es, die Nahrung, Kleidung, Obdach und Stoffe zu allerlei Geräten gewährt. Die Stelle des europäischen Getreides vertritt die Hirse Durra; doch kommt noch Weizen, Gerste, Mais und Reis vor; Baumwolle, Indigo, Tabak, Mohn, die herrlichsten Südfrüchte und Melonen, Pisang, Mnsa genannt; auch das Zuckerrohr, vor 1000 Jahren aus Indien eingeführt. Das westliche Arabien muß von Ägypten aus mit Lebensmitteln versorgt werden. Der Löwe der Wüste ist selten geworden, häufiger sind Hyänen und Schakals, Panther und Unzen, und giftige Schlangen. Dieselbe Rolle, wie unter den Gewächsen die Palme, spielt iu der Tierwelt das Kamel, ohne welches Arabien fast unbewohnbar wäre. Sein außerordentlicher Wert, zumal in der Wüste, deren Natur, Brunnen, Wadis es kennt, deren Beschwerden es allein zu dauern vermag, seine Genügsamkeit und seine Gaben (Milch, Schatten), machen es zum Familiengliede des Beduinen, zu seinem Freunde, dem er mit Ehrerbietung begegnet, das er mit Worten leitet, dem er auch den Ruhm seiner Vorsahren erzählt. Es gibt keine wilden Kamele; in der Mitte Arabiens sind die zahllosen Stammherden, die anch die Nachbarländer mit den edeln Tieren versehen. Berühmt ist sodann die arabische Pferdezucht, namentlich im Nedschd. § 510. Die Araber im Lande selbst (5 Mill.), gleich den Juden eines der ältesten Völker der Welt und vorherrschend Semiten, sind noch ganz dieselben, mie in der Urgeschichte des Menschengeschlechts, doch zweierlei Stammes. Für das Hauptvolk gelten die B e d a w i (Bedn, Steppe), die verwilderten Wanderer der Wüste, die zum Teil noch die Sonne anbeten, ihre Hirtenfreiheit für das höchste Gut achten und vielfach den Anbau des Landes verhindern, also die Wüste ausbreiten. Sie teilen sich in viele Stämme, die um Weide oder Brunnen von Geschlecht zu Geschlecht fortkämpfen. Der begabtere Teil der Bevölkerung sind die Städter, die Dorfbauern und halbansäßigen Schafhirten, welche durch Mohammed begeistert, als welterobernde Nation über die Völker des Morgen- und Abendlandes daherflnteten; nach einem Jahrhundert
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