Die christliche Kirche bis auf Constantin den Groen. 121
versehen, nahmen aber auch nicht die ganze Thtigkeit ihrer Inhaber in An-spruch.
Das Christenthum breitete sich rasch, zuerst jedoch fast nur unter den niederen gedrckten Klassen aus; erst allmhlich wurde die geheime und weit-verbreitete Religionsgesellschaft dem rmischen Staate gefhrlich. Seitdem traten zeitweilige Verfolgungen der Christen ein, doch wurden diese, indem das Mrtyrerthum hohe Begeisterung fr den Glauben erweckte, das Mittel zu rascherer Ausbreitung der Kirche, zugleich auch zur Ausbildung ihrer Verfassung. Die Landgememden schlssen sich des Schutzes wegen dem benachbarten stdtischen Bischof an (Dicefen, Sprengel), die Bischfe der kleineren Städte einer Provinz ordneten sich dem der Hauptstadt (Metro-polit, Erzbischof) unter. Bald entstanden Provinzial-Synoden, auf denen die Bischfe (als Jnspirirte) die Gesetzgebung der Kirche bestimmten. Das hchste Ansehen erlangten die Bischse in einigen bedeutenderen Stdten, Jerusalem, Antiochien, Alexandrien und vor allen Rom als der Haupt-stadt des Reiches. Um 250 bildete sich der Gedanke einer allgemeinen um 250 (katholischen) Kirche, der aber noch nicht in das Leben trat. Die hohe Ehrfurcht vor der Kirche^bewirkte, da bald die Beamten (Geistlichen) aus Dienern der Gemeinde zu ihren Herren wurden; nach dem Vorbilde des alten Testaments wurden sie der Clerus (Loos des Herrn), die brigen Gemeinde-glieder aber Laien (Volk) genannt. Die Geistlichkeit erhielt jedoch erst eine hhere Stellung, seitdem sie nicht mehr von der Wahl und den freiwilligen Gaben der Gemeindeglieder abhing.
Im Orient nahmen schon frh diejenigen Christen eine hhere Geltung in Anspruch, die sich durch ein beschauliches Leben und Weltentsagung aus-zeichneten (Secte der Gnostiker); unter Ler Verfolgung des Diocletian bildete sich aber das Mnchsleben, zu dem besonders der Einsiedler An-tonius und seine Nachfolger, welche Pachomius zu gemeinsamem Leben verband, das Beispiel gaben. Erst allmhlich wurden die Geistlichen vorzglich aus den Mnchen gewhlt und noch spter (wohl erst nach 600) verschmolzen sich die Mnche mit dem geistlichen Stande.
Auch die Literatur dieser Zeit verlor im Occident wie im Orient immer mehr die praktische Richtung. Sie diente theils miger Unterhaltung,
theils wandte sie sich dem Geiste des Grbelns und der Mystik zu. Die phantastische neuplatonische Philosophie diente sowohl den Heiden zur Be-kmpfung des Christenthums, als sie auch von den Christen benutzt wurde, um dasselbe in eine wissenschaftliche Form zu bringen, besonders durch Cle-mens von Alexandrien und seinen Schler Origenes.
Iii. Von Constantin dem Groen bis auf den Untergang des westrmischen Reiches. 323 bis 476 n. Chr.
Seitdem das Christenthum zur herrschenden Religion erhoben ward, bte dasselbe durch Ausbildung einer Hierarchie auch auf die Staatsordnung
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Extrahierte Personennamen: Constantin Schler_Origenes Constantin
Constantin der Groe. 12,3
den Hnden der Geistlichkeit lag, so erhielt diese dadurch die Mittel zu vlliger Unabhngigkeit und Herrschaft. - Zugleich wurde auch der Gottesdienst immer reicher ausgestattet, und viele glnzende heidnische Gebrauche (proces-sionen, Bilderdienst:c.) wurden bei demselben eingefhrt. Welchen Einflu die christlichen Staatsoberhupter auf die inneren Kirchenangelegenheiten zu den vermochten, zeigt sich schon unter Constantin bei den arianischen Streitigkeiten. Arius, ein Presbyter in Alexandrien, konnte die Vorstellun-gen des dortigen Bischofs von dem gttlichen Wesen Christi nicht theilen; er wurde deshalb besonders von dem jungen Diakonus Athanasius daselbst verfolgt. Zur Beilegung dieses'leidenschaftlich gefhrten Streites veranstaltete Constantin die erste sogenannte kumenische Synode (d. i. Reichskirchen-Versammlung) zu Nikaea 325; auf derselben wurde Arius verdammt: Eon- 325 stantin der Groe rief ihn jedoch spter aus dem Exil zurck und schickte statt seiner den Athanasius in die Verbannung. Erst spter siegte die athanasia-nische Rechtglubigkeit der die arianische Ketzerei (unter Theodostus dem Groen).
Die hierarchische Kircheneinrichtung, btc zuerst auf das Vor*
bild des alten Testaments gesttzt war, sich aber unter dem Einflu der rmischen Staatsordnung ausbildete, war eben so geeignet und nothwendlg, um dem Christenthum eine Wirksamkeit unter den erschlafften Rmern, wie unter den rohen deutschen Vlkern, unter die es sich bald verbretten sollte, zu sichern.
Die Shne Constantins des Groen.
Von den Shnen Constantins erlangte der zweite, Constantins, die Alleinherrschaft (+ 361), da er gleich Anfangs seine Vettern tobten lie und sein lterer Bruder Constantin (340) gegen den jngeren Constanz siel, wie btefer gegen einen Emprer in Gallien (Magnentius, der sich gleichfalls nicht behaupten konnte) erlag (350). Wegen der Gefahr von den Persern und Deutschen erhob Constantius wbe zwei frher verschonte Vettern Gallus und Julian zu Csaren, boch zeigte sich nur der letztere tchtig, besiegte die Alamaunen in einer groen Schlacht bei Straburg (357) und stellte 357 die Befestigungen im Osten des Rheines her; bte Franken konnte er freilich nur durch Einrumung unterrheinifcher Gegenben zum Frieden bestimmen. Bei Constantius verbchtigt (der den Gallus bereits weggerumt hatte), wrbe Julian von seinen Truppen zum Alleinherrscher ausgerufen; Constantius starb auf dem Zuge gegen ihn.
Julian, 361 bis 363,
wirb der Abtrnnig- genannt, weil er zum Heibenthum zurckkehrte, ba er 361 durch mnchische Erziehung, welche alle Selbstnbigkeit im Denken und Han-beln durch bte Lehre von der menschlichen Snbhastigkeit untergrub, an dem
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Extrahierte Personennamen: Constantin Constantin Christi Constantin Constantins Constantins Constantins Constantin Gallus Julian Gallus Julian Julian
Die Taminaschlucht bei Pfäfcrs. mit meist flachen Ufern und läuft gegen Nw zangenförmig in zwei schmale Arme, Überlinger- und Unterfee, aus (höchst wahrfchemlrch die Reste alter Rhemausfluffe), jener mit der reizenden Insel Mainau, dieser mit der mcht mtnbet schmiert und
68 Europa.
470 qkm
Der 58 obenfee (8,5 O.-M. Oberfläche), im Mittelalter Sbobtnenfee, später Schwäbisches Meer genannt, bilbet ein mulbenförmig ausgehöhltes (bis 300 m tiefes) Becken
Fig. 33.
7307
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Europa.
größeren Insel Reichenau. Der Wasserstand des Sees ist veränderlich; in densommer-monaien steigt er, infolge der Schneeschmelze im Hochgebirge, und sinkt, sobald Me e aushört. Durch die Schuttmassen, welche der Rhein um seine Mündung ablagert, tritt das Seeuser langsam zurück; seit iy3 Jahrtausenden hat sich dort eme % Merle Breite Landzone angesetzt. Der Bodensee ist außerordentlich fischreich und gefriert nur selten, vollständig sogar nur etwa in jedem Jahrhunderte einmal.
Der Rhein verläßt den Bodensee in westlicher Richtung, strömt anfangs als stattlicher Fluß langsam, aber nach kurzem Laufe wird das Bett enger und abschüssiger, pfeilschnell eilt das Wasser dahin und stürzt endlich brausend über eine (110 m breite, 23 ni hohe) Felswand herab (Rheinfall oder „Lanfen" bei Schafshausen). Auch weiterhin ist das Bett des Flusses abschüssig und dieser nimmt links die Thur und die Aar auf, welche letztere ihm den Wasserschatz der nordwestlichen Alpen zuführt. Daun verengt sich das Flußbett wiederum, Felsklippen erzeugen an mehreren Punkten Stromschuellen und Strudel (großer Laufen, Höllenhaken), bis der Strom endlich bei Basel mit knieartiger Umbiegung sich nach N wendet und in die Oberrheinische Ebene tritt.
Die Aar ist der wasserreichste Nebenfluß des Oberrheins und durch ihr merkwürdiges Flußsystem ausgezeichnet. Sie entströmt den mächtigen Gletschern östlich vom Finsteraarhorn, gewinnt rasch an Wasserfülle und fällt nach kurzem Laufe (an der Handeck) 85 m tief tosend in eine wilde Schlucht, die Wasser des seitwärts herstürzenden Arleubachs zu Schaum zerschmetternd. Durch schmale Felsenriffs braust der Fluß im Haslithale weiter, bricht sich durch den Kirchethügel in der „finsteren Schlauche" Bahn und läutert feine trüben Fluten in dem felsumkränzten (250 m tiefen) Brienzer See, auf dem zeitweise, aus dem Haslithale hervorbrechend, der Föhn wütet. In trägem, säst horizontalem Lause verläßt die Aar den See, durchstießt die sruchtbare, angeschwemmte Fläche des „Bödeli" und erreicht den (200 m tiefen) Thun er See, aus dem sie mit klarem Wasser austritt und in breitem Thale über die Schweizer Hochebene stießt. Links nimmt sie dann die Saane und die Zihl aus, welche ihr die Wasser des an Umfang langsam abnehmenden Murten-, Neuenburger und Vieler Sees zusühren. Als ansehnlicher Fluß wendet sie sich nun gegen No, solgt dem Fuße des Jura und empsängt kurz vor ihrer Mündung rechts die Reutz und die Limmat.
Die Reuß entspringt südlich vom St. Gotthard, wird sosort durch zahlreiche Wildbäche verstärkt und stürzt mit einer Reihe von Kaskaden in schmalem Belte zwischen himmelhohen Felswänden abwärts (Teuselsbrücke). Daraus durchfließt sie den durch Mächtigkeit und Ausdehnung merkwürdigsten Querriß der Zentralalpen, an deffen Durchfägung sie ununterbrochen weiter arbeitet, und strömt dann beruhigter in den seltsam geformten, durch Sage und romantische Umgebung berühmten Vierwaldstätter See. Von allen Seiten durch mächtige Gebirgsmassen eingeengt und zerquetscht, zersällt derselbe in sieben natürliche Becken, von denen das südlichste (der Urner See) durch landschaftliche Schönheit besonders ausgezeichnet ist, während die Reuß durch das nordwestliche (Luzernersee) austritt, rechts die Lorze aufnimmt, die aus dem (400 m tiefen) ruhigen, freundlichen Zuger See kommt und dann nach kurzem Laufe über die wellenförmige Hochebene in die Aar mündet.
Die Limmat entspringt als Linlh am Tödi und mündet zunächst in das tiefe Becken des mit allen Reizen alpiner Natur geschmückten Wallensees. Doch ist der Abfluß nach diefem See künstlich (von 1807 bis 1811) hergestellt, indem die Linth früher westlich vorbei floß, und durch fortwährende Aufhäufung von Schutt aus dem Hochgebirge den ganzen Landstrich bis zum Züricher See in einen fieberbrütenden Sumpf verwandelt hatte. In vorhistorischer Zeit floß der Rhein durch den Wallenste
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70 Europa.
(statt durch den Sbobenjee); ein breites Wiesenthal von biejem bis zur Münbung der Tanuna bezeichnet den ehemaligen Lauf. Noch gegenwärtig bebars es bei Hochwasser des Rheines gewaltiger Anstrengungen, um den Fluß vom Einlenken in die frühere Richtung zurückzuhalten.
. Aus dem Wallenfee führt der prächtige Linthkanal (durch den 5 Q.-Meilen Land eutsumpft würden) in den langen, aber ftromartig schmalen Züricher See. Von sanft anfteigenben Höhen und einem reichen Kranze freunblicher Dörfer und Lanb-güter umrahmt, gewährt dieser belebteste Alpenfee einen ungemein lieblichen Anblick, ja den Einbruck eines mächtigen Flusses. Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch das Vorhandensein einer 1600 m langen, ans dreifachen Eisenpsoften ruhenden breiten, aber geländerlosen Holzbrücke (bei Rapperschwyl). Die Limmat tritt an der nörblicheu Spitje des Lees kristallhell aus, um sich nach 4 Meilen langem, klippenreichem Lause mit der Aar zu vereinigen.
Der Laus des Rheines in der sandigen, oberrheinischen Ebene zeichnet sich durch zahllose Krümmungen, reiche Jnselbildnng und große Unstetigkeit aus, so daß das Flußbett teilweise dnrch Dämme erhalten werden muß. Die Ufer sind flach, besonders rechts, wo sich fortwährend beträchtliche Anschwemmungen bilden, auf langen Strecken mit Weiden bewachsen und häufigen Überschwemmungen ausgesetzt. Der durchschnittliche Wasserstand ist nicht beträchtlich, im Oberlaufe wird die Schiffahrt auch durch starkes Gefälle beeinträchtigt und erst von der Einmündung (l.) der schiffbaren Jll ab gewinnt der Strom für die Kommunikation größere Bedeutung. Weiterhin empfängt er (r.) im Neckar und Main zwei seiner bedeutendsten Nebenflüsse, wendet sich dann in majestätischer Breite, mehrere größere Juselu bildend, nach W (Rheingan), nimmt (1.) die schnelle Nahe ans und tritt, von malerischen Bergmassen zusammengedrängt (beim Binger Loch), in die Thalspalte des rheinischen Schiesergebirges, die rechts und links neben dem slntenden Strome nur schmalen Raum zu Straßeuanlageu gewährt. In wilder Romantik begleiten die, von zahlreichen Burgruinen gekrönten, mit Reben bepflanzten Bergmasscn den Strom, der bald tiefe Abgründe mit seinen Wassern ausfüllt, bald schäumend sich über Felsklippen dahinwälzt und dnrch die Gewalt seiner reißenden Fluten der Bergfahrt beschwerlich ist. Rechts nimmt er die Lahn und bald darauf (l.) seinen zweitgrößten Nebenfluß, die Mosel, auf, nachdem diese in tiefem Querthale sich einen Weg zwischen Hunsrück und Eifel gebahnt. Tic Gebirge treten mm mehr auseinander, der Rhein durchströmt ein flaches Becken, das teilweife mit den Tnffmaffen der benachbarten, vorhistorischen Vulkane der Eifel angefüllt ist und empfängt (l.) die aus romantischem Thale kommende Ahr. Dann nähern sich die Berge dem Strome abermals und dieser tritt zwischen dem herrlichen Siebengebirge und dem vulkanischen Godesberge in die flache niederrheinische Ebene.
Das heutige Rheinthal von Basel bis Bingen war in früheren Perioden der Erdentwickelung abwechselnd Meerbusen und Binnensee, in dessen Gewässern sich Krokodile tummelten, während üppige Waldvegetation die User bebeckte. Nach und nach, unter Einwirkung von Umgestaltungen der Erboberfläche, erhöhte sich der Seebeben beträchtlich, und als die Gewässer der Alpen, den Rhein bildend, zuerst nach N abströmen konnten, lag ihr Spiegel 150 m über dem heutigen Flußbette. Dieser höheren Sage entsprach die größere horizontale Ausbehnung und der Strom war bamals an Wasser-fülle den größten Flüffen der Gegenwart ebenbürtig. Das von Bingen bis Bonn
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Rheines Main Rheingan Rhein Basel Rhein
Europa. 71
sich erstreckende Thal wurde vom Rheine im Lause unzähliger Jahrtausende vertieft, der weggesührte Schutt um die Mündung des Flusses zusammengeschwemmt und aus diese Weise die dortige Tiesebene nach und nach über den Seespiegel erhoben.
Der Neckar entspringt aus sumpfiger Hochfläche östlich vom Schwarzwalde, fließt anfangs mit starkem (Sesälle in tiesem Thule, wird aber im Unterlaufe ruhiger und nach Ausnahme der Parallelflüsse Kocher (der „Kochende", „Schäumende") und Jagst (die „Jagende") selbst sür größere Fahrzeuge schiffbar.
Der Main, ausgezeichnet durch große, schlangensörmige Windungen und die allgemeine Richtung (0 bis W) seines Sauses, entsteht aus der Vereinigung des ans dem Fichtelgebirge entspringenden Weißen und des vom Fränkischen Jura herkommenden Roten Mains. Der vereinigte Fluß durchströmt ein sreundliches, fruchtbares, stellenweise (wie bei Bamberg) beckenartiges, feines milden, gefunden Klimas wegen berühmtes Bergthal. Durch Aufnahme mehrerer Beiflüffe (l. Regnitz, r. Fränkifche Saale) wird er ansehnlich wasserreich und tritt einige Meilen von seiner Mündung in eine außerordentlich fruchtbare, gartengleich angebaute Ebene.
Die Lahn entspringt aus den rauhen Höhen des Westerwaldes, umstießt in großem Bogen dessen östliche Plateauflächen und eilt dann mit zahlreichen Windungen in romantischem Thale (das eine natürliche Scheide zwischen Westerwald und Taunus bildet) dem Rheine zu.
Die Mosel, der zweitgrößte Nebenfluß des Rheines, entspringt den Westabhängen des füdlichsten Teils vom Wasgaugebirge und durchfließt anfangs hügelreiches Land. Im Mittelläufe tritt sie in eine wohlangebaute, breite Fläche, die mit dem Trierer Becken ihren nördlichen Abschluß siudet. Von hier hat sich der Fluß zwischen Eisel und Hunsrück in einem schmalen Querthale, dessen Abhänge reichlich mit Reben bepflanzt sind.und malerische Ansichten gewähren, Bahn gebrochen. Zahlreiche, säst schlingenartige Windungen machen jedoch diesen Teil des Moseüauses sür den Schisser außerordentlich mühevoll. Der Hauptbeifluß der Mosel ist (r.) die fchiffbare Saar.
Der Unterlans des Rheines fuhrt, von Bonn bis znr Nordsee, durch die fruchtbaren Flächen des Niederrheinischen Tieflandes, in einem Bette, das der Strom seit den frühesten historischen Zeiten mehrfach beträchtlich verlegte und in welchem er gegenwärtig an vielen Stellen nur mit großer Anstrengung erhalten werden kann. Die Fläche ist teils ehemaliger Meeresboden, teils, besonders im Muuduugsgebiete, Anschwemmungsprodukt des Flusses selbst, der infolgedessen ein außerordentlich kompliziertes Delta bildet.
Von Nebenflüssen empfängt der Rhein aus dieser Strecke (r.) die Sieg, die reißende Wupper, die schiffbare Ruhr (ein bequemer Wasserweg in die reichen Gebiete des Sauerlaudes) und die dem Norddeutschen Flachlande angehörige Lippe. Im Mundnngsdelta nimmt er seinen größten Nebenfluß, die Maas, auf, und erhält fogar streckenweis deren Namen.
Die Ruhr, der wichtigste Nebenfluß des unteren Rheines, entspringt im sauerländischen Gebirge (am kahlen Aftenberge), fließt durch anmutiges Bergland und empfängt (1.) beträchtliche Zuflüsse; erst kurz vor ihrer Mündung tritt sie in die flache Rheinebene. Besonders in feinem Unterlaufe ist dieser Fluß (dessen Wassersührnng durch Schleusen reguliert wird) sür die industrieelle Ausbeutung der besonders an Steinkohlen reichen umliegenden Gebiete von größter Bedeutung.
Die Maas entspringt auf den Höhen des Plateaus von Langres und fließt als Parallelfluß der Mofet anfangs durch breitere Thalgelände, bald aber wird ihr Bett fchroffer, und 6 Meilen von ihrem Ursprünge verschwindet sie (oberhalb
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Das Königreich Preußen. 155
im südlichen Teile, dem Mainthale, sehr fruchtbar (Getreide- Obst- und Weinbau); dagegen reich an nutzbaren Mineralien (Eisen, Braunkohlen, Blei, Dachschiefer) uni) Heilquellen. Die Viehzucht ist besonders im Nw (dem Westerwalde) bedeutend, die Industrie weuig entwickelt, der Handel jedoch lebhaft. Die Provinz hat zwei Regierungsbezirke, Kassel und Wiesbaden.
Kassel (58 000 Einwohner), Hauptstadt der Provinz, in schöner Lage, bequem gebaut, einst Residenz des Kurfürsten von Hessen, hat sich unter preußischer Regieruug außerordentlich gehoben. In der Nähe das Schloß Wilhelmshöhe mit prachtvollen Parkanlagen und berühmten Wasserkünsten. Marburg, Universitätsstadt, terrassenförmig am Lahnnfer emporsteigend. Fnlda, turmreiche Stadt in freundlicher Lage. Hanau, regelmäßig gebaut, sehr industrielle Stadt in fruchtbarer Umgebung. Zum Regierungsbezirke gehört die am Thüringer Walde liegende Enklave S ch m a l k a l d e u.
Wiesbaden (50000 Einwohner), am Südabhauge des Taunus, mit gartenähnlicher Umgebung, reizend gelegene freundliche Stadt und viel besuchter Badeort. Die ganze vom Taunus durchzogene Gegend hat zahlreiche Mineralquellen: Langenschwalbach, Schlangenbad, Soden, das elegante Homburg „vorder Höhe", Niederselters, dessen kohlensaure Wasser weltbekannt sind. Im reizenden Lahnthale liegt in romantischer Umgebung Bad Ems.
Frankfurt am Main (140000 Einwohner), ehemals Wahl- und Krönuugsstadt der deutschen Kaiser, von großstädtischem Charakter, reich, einer der Hauptorte Europas für Geld- und Bankgeschäfte, Handelsstadt ersten Ranges.
In dem reich gesegneten, fast einem ununterbrochenen Obstgarten vergleichbaren Landstriche zwischen Frankfurt und dem Rheinknie (bei Bingen), wachsen die edelsten Rebsorten, welche den Namen der kleinen (meist sehr malerisch im Rheingau gelegenen) Orte, die sie kultivieren, Weltruf verschafften; zu nennen sind: Rüdesheim, Aßmannshausen, Hattenheim, Rauenthal, Johannisberg.
27 000 qkm
12. Die Rheinprovinz (490 Q.-Meilen, 4 100000 Einwohner), ist im südlichen Teile gebirgig und nur teilweise fruchtbar, gehört dagegen im mittleren und nördlichen Teile dem Niederungsgebiete an und hat hier, sowie in den Flußthälern, guten Boden. Dort gewinnt man Weizen, Roggen, Mais, Flachs; in den Thälern des Rheines, der Mosel und Ahr wird bedeutender Weinbau betrieben; die kahlen Flüchen der Hohen Eifel gewähren nur Hafer. Viehzucht haben besonders die nördlichen Teile. Die südlichsten Bezirke (an der Saar) besitzen großen Reichtum an Steinkohlen, daneben liefert die Provinz Eifen- und Bleierze. Die Industrie ist außerordentlich bedeutend, besonders Metallverarbeitung, dann Weberei und Färberei; Zentra derselben sind vorzugsweise das Wupperthal und die Gegend längs der belgischen Grenze. Die Hauptverkehrsader bildet der (rechts und links von Eisenbahnen begleitete) Rheinstrom, dessen malerisches Durchbruchsthal durch das Gebirge alljährlich von zahlreichen Touristen besucht wird. Die Provinz hat süns Regierungsbezirke: Köln, Düsseldorf, Aachen, Trier und Koblenz.
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158 Das Königreich Bayern.
Koblenz, alte schön gelegene Stadt am Einflüsse der Mosel in den Rhein, treibt nicht unbedeutenden Handel und ist (mit dem gegenüber auf einem Berge gelegenen Ehrenbreitenstein) eine der stärksten Festungen des Staates. Andernach, uralter mit Mauern und Türmen umgebener Ort, in der Nähe der (geologisch interessante) Mancher See. Neuwied, freundliche, betriebsame Stadt. Wetzlar. Kreuznach, mit bedeutenden Solbädern.
Der Regierungsbezirk Koblenz umsaßt den landschaftlich interessantesten Teil des Rheinthales. Rechts und links sind die Ufer des Stromes üon kleinen, sreundlichen, rebenumgebenen Orten belebt; die schroffen Höhen krönen malerische Burgruinen und der ^sluß gewährt mit seinen Krümmungen eine reiche Folge der herrlichsten, durch Poesie und Sage verschönten Landfchastsbilder.
Trier, die älteste Stadt Deutschlands, reich au römischen Altertümern, anmutig gelegen in der letzten Thalweite der Mosel, ehe diese in den schmalen -Lpalt des Schiefergebirges tritt. Die zahlreichen Krümmungen des tief ein-geschnittenen, von schroffen Thalwänden umrahmten Flußbettes machen die Mosel als Wasserweg sehr wenig geeignet; Trier ist durch die Mosel- und Eifelbahn dem Verkehr wesentlich zugänglicher geworden. Saarbrücken liegt im Mittelpunkte des gewaltigen (7 Q. - Meilen bedeckten) Kohlenbeckens der Saar; der Steinkohlenbergbau beschäftigt hier 17 000 Arbeiter. Saarlonis, Festung.
In der Nähe von Saarbrücken fand am 6. August 1870 die Schlacht um die Spicherer Höhen statt.
1150 qkm
Die Hohenzollernfchen Lande (21 Q.-Meilen, 66 000 Einwohner) in Süddeutfchlaud, von Württemberg und Baden umschlossen (seit 1850 in den Besitz Preußens übergegangen), ziehen sich als schmaler Streifen quer über die Rauhe Alb vom Neckar- bis zum Douauthale. Sie gehören in administrativer Beziehung zur Rheinprovinz und bilden den Regierungsbezirk Sigmaringen. Die gleichnamige kleine Stadt liegt an der Donau; Hechiugen, am Abhange gegen das Neckarthal. In der Nähe des letzteren ans steilem Kalksteinkegel liegt Ho henzollern, die prächtig wieder hergestellte Stammburg des preußischen Königshauses.
§. 38.
Aas Königreich Zzayern.
75 900 qkm
(1378 Q.-Meilen, 5y3 Millionen Einwohner.)
Bayern, nächst Preußen der mächtigste deutsche Staat, besteht aus einem überwiegend größeren östlichen und einem kleineren westlichen Teile. Der Boden ist fruchtbar und wohl angebaut; es gedeihen alle Getreidearten, daneben gewinnt man besonders Flachs, Krapp und Tabak, Obst und Wein. In dem an die Alpen stoßeudeu südlichen Teile, im bayerischen Walde und im Spessart siuden sich bedeutende Waldungen mit ansehnlichem Wildstande. Die Viehzucht ist beträchtlich (Rindvieh besonders in den Alpen); der Bergban nicht bedeutend (Stein-
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Das Großherzogtum Mecklenburg - Schwerin. 169
springende Kuppe, der Melibokns, weit in die Ebene schaut. Offenbach (29 000 Einwohner), am Main, ist die wichtigste Fabrikstadt des Landes.
In der Provinz Rheinhessen liegt, der Maimnündung gegenüber, Mainz
(62 000 Einwohner), eine der stärksten Festungen des Deutschen Reiches. Die
alte Stadt hat enge und winkelige Straßen und ist neuerdings wesentlich vergrößert worden. Gegenüber das befestigte Kastel. Bingen, am Ausfluß der Nahe iu den Rhein, hat eine reizende Lage. Worms, am Rhein, ist eine
Fig. 71.
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Lahn
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Darmstadt
B A Y R %Worm£.
Das Großherzogtum Hessen.
der ältesten Städte Deutschlands. In der Provinz Oberhessen: Gießen an der Lahn, freundlich gelegen, Sitz der Landesuniversität. Nauheim, Saline und Badeort.
13 300 qkm
Das Hroßherzogtmn Mecklenburg - Schwerin (242 Q. - Meilen, 600 000 Einwohner), liegt zum Teil auf der mit zahlreichen kleinen Seen bedeckten Baltischen Landhöhe und dacht sich gegen die Ostsee und die Elbe hin ab. Das Land ist wohl angebaut, aber nur strichweise (besonders an der Ostsee) von bedeutender Fruchtbarkeit. Wichtig ist die Viehzucht (vor allem die Pferdezucht). Die Bevölkerung (zum Teil germanisierte Slaven) ist lutherisch. Das niedere
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Vorderindien. 251
Durch religiöse Anschauungen ist in Indien die Unterscheidung des Volkes ^ in Gesellschaftsklassen oder Kasten seit uralter Zeit streng sestgehalten worden. Man unterscheidet: 1. Brahmanen oder Priester, 2. Kshatria oder Krieger, 3. Vaisya
oder Ackerbauer, 4. Sudra oder Diener. Völlig verachtet und gemieden werden tue
Fig. 101.
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Paria oder kastenlosen Menschen. Die ursprünglich mit dem Besitze der Kaste verbundene Berufsthätigkeit ist gegenwärtig meist von jener getrennt, zahlreiche Brahmanen leben als Beamte und Kaufleute, die Kshatria sind größtenteils Händler geworden und die an Zahl weit überwiegenden Sudra treiben Ackerbau und Gewerbe.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
TM Hauptwörter (200): [T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]