Einleitung.
Oeschichte erzhlt was unter den Menschen geschehen ist. Die Geschichte der Menschheit (allgemeine Geschichte) soll uns belehren, welchen Gang die Bildung des menschlichen Geschlechts von den frhesten Zeiten her bis auf die Gegenwart genommen hat. Dieser Gang ist durch die Eigentmlichkeit der menschlichen Natur wie durch die Beschaffenheit des Wohn-Platzes der Menschen vorgezeichnet. Die Erde ist das Erziehungshaus der Menschheit."
Mindestens seit 6000 Jahren giebt es Menschen auf Erden; auf mehr als der Hlfte dieser Zeit und auf der allmhlichen Entwickelung weit der meisten, ausgestorbenen und lebenden, Völker liegt tiefe Nacht, die nur all-mhlich dem Dmmerlichte weicht. Wie viel ist's, was wir nicht wissen!"
In dem uns bekannten Entwickelungsgange der Menschheit zeigt sich un-verkennbar, da der Kreis der Vlkerverbindung stdh nach und nach immer mehr erweitert hat; dadurch ist aber auch die Bildung der Menschen in immer hherem Mae befrdert. Dieses lt sich schon bei einem vor-lufigen Ueberblick der das ganze Gebiet der Geschichte deutlich erkennen.
Die Geschichte zerfllt zuerst in die alte und neue; jene umfat die vorchristliche, diese die christliche Zeit. In jener bestanden nur Na-tionalreligionen, durch welche die Völker mehr getrennt, als verbunden wurden. Sie bereiten jedoch auf das Christenthum vor; dieses ist eine all-gemeine Religion, welche eine innigere Verbindung der Völker herbeige-fhrt hat.
I. Die alte Geschichte wird in fnf Perioden getheilt:
1. Die frhesten (vorgeschichtlichen) Zeiten von der Schpfung der vor Chr. Menschen bis auf die ersten geschichtlichen Aufzeichnungen, bis
etwa 3000 v. Chr.). lieber die Anfnge der Bildung wie der die Fort-schritte derselben in diesem langen Zeitraum kann man nur Vermuthungen aufstellen.
2. Vom allmhlichen Hervortreten geschichtlich bekannterstaatenbis 555 (Chinas, Aegyptens *c.) bis auf Cyrus, welcher im Perserreiche Westasien
Assmann-Meyer, Abri :c. I, f. R. 1
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2
Einleitung.
vor Chr. vereinigte (3000 bis 555 v. Chr.). Die laugehin Vereinzelten Völker dieser Periode wohnen meistens in fruchtbaren Ebencn am Unterlause groer Strme (Strom-Cultur), zum Theil aber in den Kstenlndern des Mittelmeers, von dessen Ostgegendcn durch Eroberung wie durch Handels-verkehr eine allmhlich erweiterte Vlkerverb induug ausgeht (Mittel-meer-Cultur). Die wichtigsten Völker dieser Zeit sind: A. in Asien: 1. die Inder (am Indus und Ganges), 2. die Chinesen (am gelben und blauen Strom), 3. die Baktro-Meder (am oberen Amu), 4. die Assyrier und Babylonier (am Euphrat und Tigris), 5) die Phnicier (an der syrischen Kste des Mittelmeers), 6. die Inden. B. in Afrika: 1. die Aegypter (am Nil), 2. die Karlhager (am Mittelmeer, auf der Grenze des Ost- und Westbeckens). C. in Europa: 1. die Griechen, 2. die Rmer (jene am stlichen, diese ant westlichen Becken des Mittelmeers), bis 333 3. Seit der Begrndung des Perserreiches durch Cyrus bis auf die Zerstrung desselben durch Alexander den Groen (555 bis 333 v. C.). Die Vlkerverbindnng breitet sich unter wiederholten Kmpfen zwischen den Persern und Griechen gen Osten hin bis nach Indien aus. Die Angriffe der Perser wurden von den Griechen glcklich zurckgeschlagen; als aber die Griechen unter der macedonischen Herrschaft vereinigt waren, fhrte Alexander der Groe durch Bezwingung des Perserreiches eine Verschmelzung der griechischen und orientalischen Bildung herbei (um 333).
bis 31 4. In den drei Jahrhunderten von Alexander d. Groen bis auf Augustus (31 v. Chr.) werden die Rmer das wichtigste Volk der Ge-schichte. Durch die Ausbreitung des rmischen Reiches auf alle Lnder rings um das Mittelmeer werden auch die westlicheren Völker in die durch Cyrus und Alexander begrndete Vlkerverbindung hineingezogen, und eine allgemeine Religion vorbereitet.
bis 476 5. In den letzten Zeiten der alten Geschichte von Augustus, der durch nach Chr. die Seeschlacht bei Actium (31 v. Chr.) die Alleinherrschaft im rmischen Reiche erlangt, bis auf den Untergang des abendlndischen Kaiser-thnms erfolgt die Ausbreitung des Christenthums im rmischen Reich; die Rmer erliegen nach langen Kmpfen den deutschen Vlkern, und indem diese sich dem Christenthum zuwenden, führen sie die neue Zeit herbei.
Im Alterthum kam die Vlkerverbindung nicht der die Mittelmeer-landet hinaus und sie wurde besonders durch Gewalt (Eroberung) be-frdert.
Ii. Die neue Geschichte begreift A. das Mittelalter, das mit der Vlkerwanderung beginnt und in welchem sich die Vlkerverbindung fast der die ganze alte Welt (Europa, Asien und Afrika) ausbreitet (Coutineutal-Cultur); B. die neue Zeit, seitdem mit Erffnung des Oceans die neue Welt (Amerika) in den Kreis der Cultur hineingezogen wird (oceanische Cultur); von dieser trennt man noch C. die neueste
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Alexander Alexander Alexander Alexander_d Alexander Augustus Cyrus Alexander Alexander Augustus Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Unterlause Asien Afrika Westbeckens Europa Indien Europa Asien Afrika Amerika
Einleitung.
3
Zeit, seit der franzsischen Revolution, mit welcher eine groe Umgestaltung nach Chr. Europa's und seiner Colonieen beginnt.
A. Im Mittelalter wird die Verbindung der europischen Völker be-souders durch die Kirche befrdert. Dasselbe umfat die Zeit von der groen Vlkerwanderung bis zur Entdeckung von Amerika, von 476 bis 1492 n. Chr., d. i. etwa 1000 Jahre, und zerfllt in vier Pe-476 bis rieben:
1. Vom Umsturz des rmischen Kaiserthums bis auf die Erneuerung bis 800 desselben durch Karl den Groen (800). In dieser Zeit ist die Kirche besonders durch die Ausbreitung des Frankenreichs allmhlich zur Einheit gelangt. Mit der Staats- und Kirchen-Ordnung befestigte sich die Macht des Adels und der Ge istlichkeit: Begrnndnng des Lehens Wesens und der Hierarchie.
2. Von der Zeit Karl's des Groen bis auf den Anfang der Kreuz-bis 1095 zge (1095) erfolgt die Begrndung des Papftthnms, das im Bunde mit dem rmischen Kaiserthnm beutscher Nation einen engeren Verein zwischen den abenblnbischen Staaten knpft. Hchste Macht des Kaiserthums.
3. Das Zeitalter der Kreuzzge (1095 bis 1291) zeigt uns New bis 1291 gionskmpfe zwischen dem Orient und Occident, durch welche
eine nhere Verbindung zwischen beiden befrdert wirb, das Papstthnm aber unter fortwhrendem Ringen mit dem Kaifetthum aus den Gipfel feiner Macht gelangt. Sinken des Kaiserthnms.
4. Die beiden letzten Jahrhunderte des Mittelalters bis zur Entdeckung bis 1492 von Amerika (1291 bis 1492) zeigen ein Sinken des Kaiserthnms
und Papstthnms, sind aber zugleich die Zeit des Ueberganges und der Vorbereitung fr die Neuzeit, wo neue Ideen sich immer deutlicher entwickeln und in bewuten Gegensatz zum Alten zu treten beginnen. Durch den mit den Kreuzzgen erffneten Weltverkehr blht ein freier Brger-stand auf, der sich den Knigen als Sttze einer friedlichen Ordnung anschliet. Ueberwiegende Macht der Stnde.
B. Iii der neueren Zeit fhrt das europische Staatensystem zu einer immer vielseitigeren Verbindung der Völker, in die auch die Sander jenfeit der Oceane hineingezogen werben. Eine selbstndige Ent-wickelnng der Nationalitten wirbburch den vlligen Verfall der frher Alles nivellirenben Macht des Kaiserthnms und des Papstthums befrbert.
1. An das Mittelalter schliet sich das Zeitalter der Reformation, bis 1648 bis zum westflischen Frieden (1492 bis 1648); das bergewicht
des spanisch sterreichischen Hauses tritt der Durchfuhrung der Re-formation entgegen, wirb aber enblich gebrochen. Im Innern der Staaten
wchst die Knigsmacht. < fs i,Qq
2. Seitdem der Reformation und mit ihr der freieren Entwlckelnng der bis 1789
Nationalitten der Sieg gesichert ist, bildet sich allmhlich ein Gleichgewicht im europischen Staatensystem, das von fnf Hauptmchten ( es er-
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Geschichte des Alterthnms.
Erste Periode bis 3000 v. Chr.
Vorgeschichtliche Zeit.
Die Geschichte belehrt uns nicht der die Anfnge des Menschengeschlechts. Unter den Religionsurkunden, welche Lehren darber in mehr oder minder dichterischer Einkleidung enthalten, behauptet die Bibel den ersten Platz.
Die wissenschaftliche Erforschung des Zustandes der Menschheit vor ihrem Eintreten in die urkundlich berlieferte Geschichte ist Gegenstand einer eigenen, erst in den letzten Jahrzehnten begrndeten Wissenschaft, der Palontologie.
Man hat die Spuren des Menschen bis in die Tertirschicht unserer Erde nachweisen zu knnen geglaubt, also bis weit vor die furchtbaren Um-wlzungen, welche der Oberflche der Erde ihre heutige Gestalt gegeben haben. Seitdem aber lt sich die Culturentwickelung der Menschheit an den ausgegrabenen berresten ihrer Wohnungen, Gertschaften, Waffen immer beut-iicher verfolgen. Nachdem man erst angefangen hat zu suchen, haben sich solche Spuren berall auf der ganzen Erde gefunden.
Man unterscheidet nach dem Material, welches auf den verschiedenen Stufen der Entwicklung zur Anfertigung der notwendigsten Gertschaften verwandt wurde, ein Steinzeitalter, ein Broncezeitalter und ein Eisenzeitalter. Natrlich geben diese Bezeichnungen nur allgemeine, groe Entwickelungs-Perioden an, die vielfach in einander bergreifen, auch nicht etwa bei allen Vlkern zu derselben Zeit eingetreten find.
Die ltesten menschlichen Spuren finden sich nur in Gewrgs- und Erd-hhlen. Erst in verhltnimig spter Zeit beginnen die Menschen knstliche Wohnungen zu bauen. Das geschah namentlich in der Niederung; und zwar zum Schutz theils gegen wilde Thkre, theils gegen berschwemmungen auf Pfahlrosten, an flachen See- und Fluufern oft mitten im Wasser. Die Be-wohner der Pfahlbauten trieben bereits Ackerbau, Viehzucht und verstanden
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32
Zweite Periode, von 3000 bis 555 v. Chr.
und unter harten Kmpfen untergehen oder zu den Gttern aufsteigen. Herakles wird in der Dichtung zum Nationalheros und hellenischen Tugend-ideal; Thes eus ist der Ordner des athenischen Staatswesens. Die Huser des thebanischen K a d m u s (Oedipus und seine Kinder, Eteokles, Polyuikes und Antigone) wie des T a n t a l u s (Pclops und die Atriden) wurden die Hauptgestalten der groen Tragiker *). In der spteren H.'ldenzeit finden wir schon monarchisch-aristokratisch eingerichtete Staaten und gemeinsame Unternehmungen mehrerer Helden (die Kriege der Sieben und der Epigonen gegen Theben), hauptschlich zur See: den Ar-gonautenzug der das schwarze Meer nach Kolchis am Kaukasus, und endlich den trojanischen Krieg, jedenfalls (nach Thucydldes), die erste Gesammtthat eines groen Theils der edelsten Hellenenstmme."
Etwa ein Jahrhundert nach diesem Kriege, mit dem das heroische Zeit-alter endet, beginnt mit der Wanderung der Darier (Um 1100 oder 1000), die eigentlich historische Zeit.
Der Fortschritt der Bildung unter den Griechen, der durch die allmhliche Erweiterung des Verkehrs herbeigefhrt wurde, zeigt sich in dem nchsten 1000 Zeitabschnitt (v. 1000 bis 500) besonders in drei Erscheinungen: 1) der Begrndung von Colonieen an den Ksten des Mittelmeers; 2) der festeren Gestaltung bei* Staaten in Griechenland; 3) der Besesti-g uug der Nationaleinheit smmtlicher Hellenen.
1. Whrenb es die Griechen von den sbstlicheren verkehrreichen Ksten-lnbern nach dem reichen Asien zog, rckten rohere Stmme aus dem abge-schiebeneren Norbwesten in jene Gegend vor. So erfolgt die Wanderung der Darier unter den (achischen) Herakliden. Aus Epirus waren die Thessaler der den Pinbns nach Osten gezogen; vor ihnen wichen die Dotier vom Olymp zunchst nach Mittelgriechenland, wo sie in der Lanbschastdoris ihren uralten Dienst des Apollo bei dem schon vorhandenen pythischen Orakel (Delphi) zum Sttzpunkt einer politischen Gemeinschaft (Amphiktyo -nie) erhoben, bis sie um 1000 im Peloponnes mehrere Erobererstaaten begrndeten.
Aus dieser Bewegung gingen die Colanieen an der Westkste Klein-asiens hervor, a. Hier lieen sich im Norden nach und nach die zuerst aus Thessalien und Botieu verdrngten Aeolier (mit Achern vermischt) nieber (Mitylene auf Lesbos). b. In der Mitte blheten die Städte der Jonier auf (Milet, Ephesus, Smyrna, wie Chios), indem Viele dieses Stam-
') ' Tantalus
I
__Pelops__
Atreus Thyest
Agamemnon Menelaus Aegisth Gem. Klylmnestra Gem. Helena
Iphigenie, Elektra, Orest.
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Extrahierte Personennamen: Helena
Iphigenie Elektra
46 Dritte Periode, von 555 bis 333 v. Chr.
an der Kste bis gegen Neapel, wo er in Circeji eine rmische Colonie begrndete; im Latinerbunde erhielt Rom die Anfhrerschaft. Unter Tarqulnius wurde mittels der sibyllinische n Bcher der griechische Gottes-dienst herrschend. Der Uebermnth der Tarqnine fhrte endlich den Sturz des Kmgthums herbei, als Patricier und Plebejer durch den Frevel des Knigs-sohns (Sextus Tarqumius) an der edlen Lucretia, der Gattin des Collatinus, gleich entrstet waren und dieser mit seinem Freunde, dem Reiterobersten 510 Brutus, den König vertrieb; Rom wurde eine Republik 510.
Bis zu dieser Zeit war neben dem ursprnglichen Anbau des sehr be-schrnkten Grundbesitzes und der vorherrschenden Viehzucht aus Gemeinweiden allmhlich ein grerer Handelsverkehr (Schiffahrt bis an die afrikanische Mittelmeerkste Handelsvertrag mit Karthago i. I. 509) entstanden; doch bleiben die Sitten noch sehr einfach. Erst seit Servius Tullius wurden Mn-zen eingefhrt; griechische Kunst zeigte sich nur vereinzelt, die Schrift nur in Staatsurkunden. Die vterliche Gewalt war nach rmischer Sitte unbeschrnkt; die strenge Unterordnung der Frau unter den Gatten war doch mit einer ehrenvollen Stellung derselben, auch im ffentlichen Leben, verbunden.
Dritte Periode, von 555 bis 333 v. Chr.
Von Kyrus bis Alexander.
I. Seit Kyrus begrnden die Perser durch Eroberungskriege eine nhere Verbindung zwischen Orient und Occident. Kyrus unterwirft die Völker des westlichen Asiens, Ka mbyses Aegypten, Darius Hystafpis greift Europa an; hier retten jedoch die Griechen ihre Freiheit. Die Kriege zwischen Persern und Griechen bilden das Hanptereigni unserer Periode. Unter diesen gelangt in Griechenland neben Sparta Athen zu einer Hegemonie, und als sich beide durch den peloponne fischen Krieg geschwcht haben, auf eine Zeit lang Theben, dann Macedonien. Nachdem die Griechen unter macedonifcher Herrschaft vereinigt sind, vergilt Alexander der Groe die frheren Angriffe der Perser durch Zerstrung ihres Reiches, begrndet aber dadurch Verschmelzung der morgenlndischen und abendlndischen Cnltur.
Ii. Im Westen treten allmhlich die Karthager und Rmer hervor.
I Der Osten.
1. Die Perser.
Iran war zuerst von den Assyriern, und nach deren Verweichlichung von den Medern unterworfen. Als auch diese geschwcht wurden, erhob sich
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Extrahierte Personennamen: Lucretia Brutus Servius_Tullius Kyrus Alexander Alexander Kyrus Kyrus Darius_Hystafpis Darius Alexander_der_Groe Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Circeji Rom Rom Karthago Occident Asiens Europa Griechenland Sparta_Athen Theben Macedonien
Die Zeit der Vlkerwanderung.
125
Constantinopels durch die Trken 1453). Hierher gehrt hauptschlich noch die Geschichte des westrmischen Reiches, mit dessen Untergange die Selb-stndigkeit des Rmerthums zu Grunde geht und deshalb die alte Geschichte geschlossen wird.
1. Westgothen, die vor den Hunnen Zuflucht im rmischen Reiche suchten, wurden von Valens im Sden der unteren Donau (Msien d. i. Bulgarien) aufgenommen; als sie dort bedrckt wurden, erhoben sie sich und Valens siel gegen sie in der Schlacht bei Adrianopel (378). Inzwischen 378 war in Rom Valentinians I. ltester Sohn Gratian herangewachsen (dem man feinen unwrdigen Bruder Valentinian Ii. als Mitregenten aufgedrungen hatte). Gratian ernannte den tapferen Spanier Theodostus zum Herr-scher im O.; diesem gelang es zunchst, die Westgothen zu beruhigen; nach-dem er dann aber noch einmal die Herrschaft im ganzen rmischen Reich erlangt hatte, verlieh er demselben den letzten Glanz. Den Beinamen des Groen verdankte er besonders seinem strengen Auftreten fr die katho-lifche Rechtglubigkeit, der er auf dem Concil zu Constantinopel 381 den Sieg sicherte; und indem er den Arianismus mit gleicher Hrte wie das Heidenthum verfolgte, wurde er der Begrnder der Kircheneinh eit im rmischen Reich. Bei seinem Tode (395) berwies er seinem lteren (17jh- 395 rigen) Sohn Arkadius den Osten, dem jngeren (11jhrigen) Honorius den Westen des Reiches, und von dieser Zeit beginnt die vllige Trennung des morgenlndischen und abendlndischen Reiches, die Theodo-sius nicht beabsichtigt hatte, die aber durch die Einflsse der Vlkerwanderung dauernd ward. Zunchst rief die Eifersucht der Reichsverweser, des Galliers Rufin (im Osten) gegen den Vandalen Stilicho (im Westen) einen Zwiespalt hervor. Nach Rusins Tode wurden die Westgothen unter ihrem Fhrer Alarich durch Einrumung Jllyricums auf das Abendland hingewiesen, und nun führen die Zge der Westgothen nach Italien (seit 400) die erste Zer- 400 splitterung des westrmischen Reiches herbei. Durch Alarichs wie-derholte Einflle (er starb nach endlicher Einnahme von Rom, 411) sahen sich die Rmer genthigt, die Besatzungen aus den Provinzen und von den Grenzen zum Schutze Italiens heranzuziehen und seitdem wandern deutsche Völker, die schon lnger zur Erwerbung von fruchtbarem Ackerboden der Rhein und Donau vorgedrungen waren, weithin nach dem Westen und Sden, wo sie (bis 450) in Afrika, Spanien, Gallien und Britannien neue Staaten begrnden. Die rmische Herrschaft behauptet sich seitdem nur noch in Italien und den Lndern nrdlich davon bis zur Donau wie im Innern Spaniens und im nordstlichen Gallien (Soissons). Unter den Wirren dieser Zeit soll der schwache Honorius den Nachfolger Alarichs, Athaulf,
durch die Hand seiner Schwester Placidia bewogen haben, von Italien ab-zuziehen; diese vermhlte sich dann zum zweiten Male mit dem tapferen rmischen Feldherrn Constantius, der die krftigste Sttze des wankenden Reiches war und deshalb selbst den Thron erhielt, auf dem ihm sein 6jhriger - Sohn Valentinian Iii. folgte (425 bis 455).
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Extrahierte Personennamen: Valens Gratian Gratian Theodostus Honorius Honorius Rusins Honorius Honorius
Extrahierte Ortsnamen: Donau Bulgarien Constantinopel Jllyricums Italien Rom Italiens Rhein Donau Afrika Spanien Gallien Britannien Italien Donau Spaniens Gallien Italien
4 Einleitung.
reich, Frankreich, England, Preußen und Rußland) aufrecht er-halten, endlich aber durch die franzsische Revolution gestrt wird (1648 bis 1789). In derselben Zeit gelangt die Knigsmacht auf den Gipfel und fngt an, den Brgerstand, mit dessen Hlfe sie sich seit Ende des Mittel-alters der Adel und Geistlichkeit erhoben hatte, zu unterdrcken. So be-ginnt
in der neuesten Zeit mit der franzsischen Revolution von 1789 fl. 1789 ein groartiger Kamps der Völker fr ihre Freiheit, worber im Sturm der Revolutionen oft die Ordnung furchtbar zerrttet ist. Erst die durch den Parlamentarismus vermittelte Vershnung.der Freiheit und Ordnung -kamt die Menschheit ihrem hheren Ziele nher führen.
Durch die Wiederherstellung des deutschen Reiches seit 1870 wird dem europischen Staatensystem sein natrlicher Schwerpunkt zurckgegeben. Zugleich aber beginnt das vollstndig von den Jesuiten beherrschte Papstthum wieder den mittelalterlichen Kampf gegen das neue protestantische Kaiserthum, welches als Hort der Blkerfreiheit erscheint gegenber dem Alles umgarnen-den Streben der rmischen Curie nach unbedingter Weltherrschaft. Von dem Ausgange dieses Kampfes wird auf Jahrhunderte hinaus das Aussehen der Weltgeschichte bestimmt werden.
Wie die Vlkerverbindung mit ihrer weiteren Ausbreitung sich immer freier gestaltet hat (Eroberer-Reiche Hierarchie freier Staaten-verein), so hat sich auch die freie Geistesentwickelung bei den einzelnen Vlkern allmhlich auf immer grere Kreise verbreitet. Anfangs ist diese berall auf bevorzugte Klaffen beschrnkt (Priesterschaft Adel Freie [Brger]), und im Alterthum wie in dem frheren Mittelalter war die groe Menge im Zustande der Sklaverei (Leibeigenschaft); aber die christ-liehe Zeit frdert die Aufhebung solcher rechtswidrigen Ungleichheit und Verbreitung der Bildung unter alle Klassen! Gott will, da allen Menschen geholfen werde und da sie zur Erkenntni der Wahrheit kommen!"
Anmerkung. Die Zeitrechnung nach Christi Geburt beruhet auf der Berechnung des rmischen Abts Dionys des Kleinen (5'27 n. Chr.), nach welcher er die Xsebnrt Christi auf den 25. Dccember d. I. 753 nach Roms Er-baumig ansetzte, so ba das Jahr 1 n. Chr. G. mit dem 1. Jan. 754 begann. In grere Aufnahme kam diese Aera durch Beba den Ehrwllrbigen im 8. Jahrh. und wurde durch Karl den Groen im Abeiidlande allgemein blich.
Nur die griechische Kirche zhlte (seit 681) nach Jahren der Welt (vom 1. Septbr. b. I. 5509 v. Chr. an), in Rulanb ittch bis auf Peter den Groen. Abendlndische Geschichtschreiber rechneten mit dem Jesuiten Petavius (1633) bis auf die Geburt Christi 3983 I. b. Welt (4000 I.).
In unserem Schulunterricht ist auch in der alten Geschichte die Zhlung nach Jahren vor Chr. Geb. (statt nach Jahren bei' Welt") erst in unserem Jahr-hunbert herrschend geworden.
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Extrahierte Personennamen: Dionys Jan Karl Karl Peter
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Christi Christi Roms Rulanb Christi
x Vorwort des Herausgebers zur neunten Auflage.
allgemeinen, fr die Gesammtentwickelung der Menschheit wichtigen Gesichts-punkte gerichtet hlt. Assmann selbst hat dieses Princip fr die dritte Abtheilung des Buches, Geschichte der neueren Zeit, im Laufe der Jahre mehr und mehr auer Augen gelassen. Seine Lehrstellung an einer techni-schen Hochschule, wo er den Abri wohl seinen Vorlesungen zum Grunde zu legen Pflegte, hat ihn leicht begreiflicher Weise dazu verleitet. Hier knnen nur energische Striche das Buch seinem ursprnglichen Zwecke wieder zurckgeben und es fr Schler hherer Lehranstalten wieder brauchbar machen.
Die Neuerung, die einzelnen Abtheilungen des Buches: Alterthum, Mittelalter und Neuzeit, ganz getrennt zu halten, wird hoffentlich beifllig aufgenommen werden. Es wird dadurch nicht nur die Anschaffung erleich-tert, sondern auch die hier und da vielleicht wnschenswerte Einfhrung nur eines Theiles mglich gemacht. Ich habe da namentlich die Gymna-sien im Auge, fr welche die erste Abtheilung Alterthum" in ihrer gegenwrtigen Gestalt nicht gengt. Nicht minder werden die jeder Ab-theilung jetzt hinzugefgten Geschichtstabellen als angenehme Zugabe erscheinen: dieselben sollen zur Repetition, sowie zum Nachschlagen dienen; deshalb sind hier auch im Gegensatz zum^Buche selbst die einzelnen Lnder ganz gesondert behandelt. Es wird so zugleich Gelegenheit geboten, wo das beliebt werden sollte, in den Lehrstunden die deutsche Geschichte allein zu treiben. Denn wir mssen ja zugestehen, da fr eine ihrer Bedeutung entsprechende Behandlung der Geschichte auch der auerdeutschen Cultur-luder die Zeit des Geschichtsunterrichts an hheren Lehranstalten nicht ausreicht. Wenn daher auch die Lehrstunde sich mehr auf Deutschland beschrnkt das Lehrbuch mu, soll die Auffassung der Schler nicht einseitig bleiben, den Zusammenhang mit den gleichzeitigen Entwickelungen auerhalb Deutschlands vermitteln.
Im Uebrigen habe ich die mir nthig erscheinenden Aenderungen mit schonender Hand vorgenommen: nur die orientalische Geschichte hat mehr-fach eine Umarbeitung erfahren mssen.
W oll in, im September 1877.
E. Meyer.
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Rom. Kmpfe um das Consulat. Samniterkriege. 69
(286) erhielten die Tribusversammlungen die hchste gesetzgebende 286
Macht (ohne Besttigung ihrer Beschlsse durch den Senat)
Wenn aber auch hiermit die r m i s ch e D e m o k r a t i e der Berfassuugs-form nach ihre Hhe erreichte, so wurde dieselbe doch noch lange Zeit durch die Verhltnisse und den Geist des rmischen Staatswesens in Schranken gehalten. Einerseits bestand noch die fromme Scheu (verecundia) vor der durch die Religion geheiligten Macht der Magistrate; andererseits aber war es gerade forthin der Senat, der die Gemeinde regierte." Denn indem die Debatten in dieser Krperschaft vorzugsweise von den abgetretenen Magi-straten, den einsichtsvollsten Staatsmnnern, ausgingen, gewann der Senat durch die Vorberathuug der Angelegenheiten, die durch Volksbeschlsse (ohne Debatte) zu entscheiden waren, berwiegenden Einflu auf die immer verwickelter werdende Gesetzgebung und Verwaltung, ja auch auf die B e a m t e n w a h l e n 2). Insbesondere aber wute der Senat, indem die Volkstribunen Zutritt zu demselben erlangt hatten, auch ihr Veto" in Schranken zu halten. Der rmische Senat bildete tatschlich die Vertretung der einsichtigen Geburts- und Geld-Aristokratie" und bte mittels seiner ausschlielichen Befhigung zum Regiment in dem sich immer erweitern-den Erobererstaat eine weise und heilsame Selbstregierung im Namen der Ration. Er darf die erste politische Krperschaft aller Zeiten" genannt werben (Mommsen).
Ueber die Samniterkriege hinaus erhielt sich bei den Rmern die alte Einfachheit der Sitten (Curius kochte sich im Felde selbst sein Rbengericht), bis sie mit den Griechen in Unter - Italien in immer nhere Berhrung kamen (280; s. u.) und sich nach und nach griechischen Luxus wie griechische Kunst und Wissenschaft aneigneten. Hiermit erst beginnen sie in einen weiteren Kreis der Vlkerverbinbnng einzugreifen.
Vierte Periode.
Von Alexander bis Augustus 333 bis 31 v. Chr.
I. Das Reich Alexanders lste sich bald auf; die durch dasselbe begrndete hellenistische Bildung aber knpfte das Band der Völker immer enger und bereitete bte allgemeine Religion vor, die von dem jdischen Volke ausgehen sollte.
') Die Gurten hatten schon 338 durch die pnblilischen Gesetze das Recht,
die Tribus- und Centnrien-Beschlsse zu besttigen, verloren.
2) Selbst das Imperium" der Beamten war seit der Vermehrung der hohen Aemter (Ausscheidung der C e n s u r :c. aus dem Consulat) vielfach beschrnkt, namentlich durch Vorzeichnung der Geschftskreise von Seiten des Senats.
Ii
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Extrahierte Personennamen: Mommsen Alexander Alexander Augustus Alexanders