6
Die orientalischen Völker.
4. Periode: Von Augustus bis zum Untergange des weströmischen Kaiserreiches, 476 n. Chr. Beide letztere Perioden umfassen also, was oben unter Iii. begriffen ist. Im Folgenden wird die erstgenannte Eintheilung zu Grunde gelegt werden.
I. Die orientalischen Völker.
Heeren, Ideen. B. I, 3. Abth. Schlosser, B. I, 3. Abth. B. Duncker, B. I u. Ti. (Ii enthält die arischen Völker). 4. Aufl. 1875. Stuhr, Beligionssysteme d. heidn. Völker. Berlin 1836. (B. I. enthält die allgem. Gesch. der Beligionsformen d. heidn. Völker). E. Both, die ägypt. u. zoroastrische Glaubenslehre. 1846. Max Müller, Einl. in die vergl. Beligionswiss. 1875. Lenormant, Manuel de l’histoire ancienne de l'orient, 1868, in deutscher Bearbeitung von M. Busch, Leipz. (ohne Jahreszahl:).
§ 8.
Asien als Heimat des Menschengeschlechts.
Herder, Ideen zur Gesch. d. Menschheit, des. Buch 6 u. 10. C. Bitter, Erdkunde. 11 Th. in 20 Bänden.
Die ältesten Erinnerungen der Menschheit weisen uns auf das Morgenland (den Orient) als die Heimat des Menschengeschlechts, und zwar auf das innere Hochasien, die Länder am Hindukusch (der Paropamisus, Caucasus Indiens der Alten) in zweiter Linie auch auf das Hochland von Armenien und somit auf das vordere Asien. Hier finden sich die, den Menschen begleitenden Hausthiere und die ihm nöthigen Halm- und Baumfrüchte wild und von der Natur gegeben. Hier ist das Clima gesund und milde, gleichweit entfernt, den Menschen verkümmern oder verweichlichen zu lassen; von liier aus weisen grosse Flufs-thäler, Euphrat und Tigris, Amu und Sir, Indus und Ganges, ja Jantzekiang und Hwangho, kräftige, zum Wandern und Erobern bereite Stämme hinaus in Ebenen, die für die Cultur besonders geeignet*sind. Von hier wenigstens sind, fast ausnahmslos, die Cultur Völker (§ 5) ausgegangen, an deren Geschicke sich der Gang der Weltgeschichte anknüpft.
§ 9.
Biblische Ueberlieferung.
I. Genesis, cap. I—xi. Commentar von Tuch.
Ii. Herder, Ideen etc. B. 10 der Werke. Kurtz, Gesch. d. alten Bundes.
Gegen Morgen, so erzählt auch die Bibel, die älteste und heiligste Geschichtsurkunde, die wir haben, pflanzte Gott der Herr, nachdem er die Welt und das erste Menschenpaar erschaffen1), den Garten Eden (das Paradies2). Und als dies durch die in die Welt kommende Sünde3) verloren war, breiteten die Menschen sich aus in vielen Geschlechtern4), bis Schuld und Frevel überhand
*) Genesis 1. 2) Gen. 2. 3) Gen. 3. 4) Gen. 4—5.
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Extrahierte Personennamen: Augustus Schlosser B._Duncker Max_Müller Max Manuel_de C._Bitter
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Caucasus_Indiens Armenien Asien
130
Diadochen.
die Karthager, beschäftigten seinen Geist, als ihn der Tod seines Freundes Hephästion an das eigene Ende mahnte. Und dieses trat unerwartet schnell ein, als er Babylon erreicht hatte, am 11. Juni 323 ‘). Sein Reich zerfiel mit seinem Tode: aber sein Werk, die grossartige Völkerverbindung vom Indus bis zum Mittelmeere, dauerte lange wirkend nach ihm fort.
§ 106.
Die Diadochen (Nachfolger Alexandros des Grossen).
I. Diodor Xviii—xx. Plutarch, Phokion. Eumenes. Demetrios Poliork. Justinus Xiii—xvi. Com. Nepos, Eumenes. Arrians Gesch. der Diadochen im Anszuge bei Photius.
Ii. J. Gr. Droysen, Gesch. des Hellenismus. B. I. (Gesch. der Nachfolger Alex. d. Gr. Hamburg 183ü). Männert, Gesch. der Nachfolger Alex. d. Gr. 1787. Gast, hist, of Greece (seit Alex, dem Gr.) 1782. Gesch. aus Münzen: Vaillant, hist. Ptol. Seleuc. Arsac. etc. Niebuhr, Vorlesungen über alte Gesch. B. Iii.
Alexandros hatte keine Kinder hinterlassen; von seiner Gemahlin Roxane aber ward erst nach seinem Tode ein Sohn geboren , der des Vaters Namen erhielt. Ausserdem war ein blödsinniger Halbbruder des Alexandros, Arrhidäos, und noch seine Mutter, Olympias, am Leben (die anderen Mitglieder der Familie sind nicht bemerkenswert!!). Sterbend hatte er sein Reich „dem Würdigst#!“ hinterlassen und seinen Siegelring an Perdikkas gegeben. Dieser erhob sich zum Reichsverweser2), befriedigte aber die anderen Generale des Alexandros durch Statthalterschaften. — Durch die Aussicht auf Befreiung gelockt, erhoben sich unter der Führung der Athener noch einmal fast alle Griechen. Der dadurch entstehende, sog. lamische Krieg, 323 — 3223), begann glücklich für die Griechen; Antipatros aber, der Feldherr in Makedonien, der zuerst sich in die Feste Lamia (am malischen Busen) hatte einschliefsen müssen, unterwarf, von Asien her verstärkt, die Griechen, und als er die Hauptschuldigen der Empörung sich ausliefern liess, zog Demosthenes den freiwilligen Tod durch Gift vor, 322, zu Kalauria4). — Von den Generalen hielt sich Perdikkas, von Eumenes unterstützt, Anfangs an der Spitze, endete aber schon 321 bei einem Zuge nach Aegypten gegen Ptolemaioa durch Meuterei seiner Truppen. Nun wurde Antip atros Reichsverweser, Seleukos, einer von den Mördern des Perdikkas, Statthalter von Babylon. Antipatros begab sich mit der gesammten Familie des Alexandros nach Makedonien. Nachdem er aber noch vor seinem Tode, 318, mit Uebergehung seines Sohnes Kassandros den Polysperchon als Nachfolger in seinem Amte eingesetzt hatte, verband sich der so zurückgesetzte Kassandros mit Ptolemaios und Antigonos (in Kleinasie»), setzte sich in den Besitz Makedoniens, und während dieser Un-
1) Arr. Vii, 24 ff. Plut. Alex. 75—77. Gurt. X, 5. Diod. Xvii, 116-118. 2) imfiexrixrsi. 3) Diod. Xviii, 8—18. Plut. Phok. 22—28. Plut. Dem. 27. Just. Xiii, 5. 4) Plut. Dem. 28—30.
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Extrahierte Personennamen: Eumenes Demetrios_Poliork Nepos Eumenes Arrians Alex Alex Alex Niebuhr Alexandros Roxane Eumenes Alex Phok
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Arrhidäos Olympias Makedonien Asien Makedonien Makedoniens
Coriolan. Spurius Cassius. Fabier.
153
Schutze vor dem Uebermuth, oft sogar der offenen Gewaltthat, womit die Patricier sie bedrohten. Als (492?*)) eine Hungersnoth eintrat und endlich König Gelon von Syrakus Schiffe mit Getreide sandte2), rieth, wie erzählt wird, ein vornehmer Patricier Gaius Marcius, wegen seiner, bei der Belagerung der Volskerstadt Co-rioli bewiesenen Tapferkeit Coriolan genannt, den Plebeiern erst dann Brotkorn zu geben, wenn sie auf das Recht der Tribunen wieder verzichtet hätten. Er ward deswegen von den Tribunen vor das Gericht der Plebs geladen und mit dem Tode bedroht3), entwich jedoch aus Rom und ging zu seinen bisherigen Feinden, den Volskern nach der Stadt Antium. Mit diesen zog er gegen Rom und brachte die Vaterstadt in die höchste Noth. Nachdem Senat und Priesterschaft vor ihm umsonst um Schonung gefleht, erweichten ihn endlich die Thränen der römischen Frauen, die ihm, seine Mutter Veturia4) und seine Frau Volumnia an der Spitze, fürbittend für Rom entgegenzogen. Heimgekehrt ward er Mheb-lich von den erzürnten Volskern erschlagen5). — Nicht lange nachher brachte der Patricier Spurius Cassius während seines Con-sulats i. J. 486 aus Mitleiden für die Noth der Plebs das erste Ackergesetz (lex agraria) ein6). Es bestand nemlich schon aus der Königszeit her ein bedeutendes Gemeindeland (ager publicus), welches durch die Abtretungen (gewöhnlich ein Drittel von Grund und Boden) der unterworfenen Nachbarn geschaffen und beständig gemehrt war. Die Nutzniessung desselben, die dem Besitze nahezu gleichkam, hatten sich seit der Vertreibung der Könige allein die Patricier angeeignet. Spurius Cassius setzte nun den Beschluss durch, dies Gemeindeland vermessen zu lassen und einen Theil davon zum Besten der Staatskasse zu verpachten, einen anderen bedürftigen Bürgern zuzuweisen. Er zog sich aber dadurch so sehr den Hass seiner Standesgenossen zu, dass diese ihn, der dreimal Consul gewesen, zweimal triumphirt hatte, beschuldigten, er strebe nach der Tyrannis, und auch den gemeinen Mann gegen ihn zu reizen wussten. Die Quästoren verklagten ihn nach Ablauf seines Amtsjahres auf Hochverrath (perduellio) und so ward er ge-tödtet, sein Haus geschleift; über die Art seines Endes schwanken die Nachrichten7). In den weiteren Kämpfen zerfiel das edle und stolze Patriciergeschlecht der Fabier, das sieben Jahre lang immer einen der Consuln gestellt, mit seinen Standesgenossen, verbannte, wie die Sage erzählt, sich selbst aus Rom und zog, 306 Häupter stark, zur Grenz wacht des Vaterlandes gegen die Veienter an den
*) Wahrscheinlich einige Jahrzehnte später. 2) Liv. Ii, 33 ff. Dion. Vii, 1. 2. 13 ff. Plut. Cor. 12-15. 3) Dion. Vii, 64. 68. Plut. 17—21. Liv. Ii,
34, damals noch unmöglich. 4) Liv. Ii, 40. Bei Plut. Cor. 33 heisst die Mutter Volumnia, die Gattin Vergilia. 5) Verschiedene Berichte dieser sagenhaften Geschichte: Liv. Ii, 40. Dion. Viii, 57—62. Plut. Cor. 39. Zonar. Vii, 16.
vrgl. Cicer. Brutus 10. 6) Vrgl. Appian. bell, civile. I, 7. Liv. Ii, 41. Dion.
Viii, 70—80. 7) Cic. de repb. Ii, 35. (60).
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Extrahierte Personennamen: Gaius_Marcius Volumnia Spurius_Cassius Grenz Vergilia Brutus Appian Liv
Extrahierte Ortsnamen: Syrakus Rom Antium Rom Rom Rom
Yerfassungs- und Rechtszustände im alten Rom.
143
§ 118.
Yerfassungs- und Bechtszüstände im alten Rom.
Th. Mommsen I, Buch I, Cap. 4 und 5. Puchta, Inst. A. Schwegler, röm. Gesch. I.
Becker und Marqu.ardt. L. Lange, Röm. Alterth. 1s63. Th. Mommsen, Röm.
Staatsrecht, Leipzig 1871. Ruhino, Untersuchungen über röm. Verf. u. Gesch. 1839.
F. Walter, Gesch. d. röm. Rechtes. 1844.
Der Ausgangspunkt der römischen Gemeinde ist das Hauswesen. Der Vater (pater familias) gebietet mit unbeschränkter Vollmacht über seine Kinder, die ihm gegenüber kein Recht irgend einer Art und keinen Besitz haben, über deren Leben selber er verfügen kann; nur die sich verheiratende Tochter scheidet aus dem Familienverbande und der patria potestas aus, doch auch nur, um in die ihres Gemahls oder Schwiegervaters einzutreten. Die Mutter, die Hausfrau (matrona), die daheim die Wolle spinnt, wie der Mann draussen den Pflug führt, steht geehrt und ebenbürtig neben dem Manne1). Die Ehe, durch die Confarreatio (das heilige Salzmehl) zu Gemeinsamkeit des Feuers und Wassers eingesegnet, unter Ebenbürtigen nach dem bestehenden Eherecht (conubium) abgeschlossen, gilt als ein heiliger Bund. Aus ihr erwächst die Familie, aus den Familien das Geschlecht (gens). Dem Ge-schlechtsverbande schliefsen sich Schutzbefohlene oder Clienten an, der Gemeinde nicht Angehörige, die also vor Gericht durch einen Vollbürgeiv^ihren Patron, vertreten werden müssen2). Die Gesammtheit der Geschlechter bildet die Gemeinde (populus); alle Hausväter, die Patricier (patres), sind Glieder derselben. An der Spitze derselben steht der König (rex), wie der Vater an der Spitze des Hauses, unbeschränkt, aber an das Herkommen und den Beirath des Rathes der Alten (senatus) gebunden; er wird von dem Volke (der Versammlung der gentes) erwählt, befehligt das Heer, ist Oberpriester, Gesetzgeber und Richter in allen heiligen und peinlichen Fällen und vertritt die Gemeinde vor den Göttern, deren Willen er erforscht, und vor dem Auslande.
die alljährlich vom Pontifex maximus aufgezeichnete und auf weifser Tafel öffentlich ausgestellte, kurzgefasste Jahreschronik, ebenso wie die frühesten Fasti Consulares oder Capitolini, d. h. das Yerzeichnifs der alljährlichen höchsten Magistrate, im gallischen Braride 390 zu Grunde gegangen und darnach erst wieder künstlich ergänzt worden sind. Die bei dem Tode der Grossen gehaltenen Leichenreden (orationes funebres), in denen die Ehrenerinnerungen der edlen Geschlechter gefeiert und oft übertrieben wurden, sowie die (für uns verloren gegangenen) epischen (wenig phantasievollen) Lieder bildeten natürlich nur eine höchst unsichere Quelle. Aus diesen Quellen aber schöpften sowohl die alten Annalisten, d. h. die ältesten Geschichtschreiber der Römer, welche chronikartig Jahr für Jahr mit den in ihm geschehenen wichtigen Ereignissen aneinanderreihten, als auch selbst die grossen Historiker der Kaiserzeit, wie Livius, Dionysius undplutarch. Daher ergiebt sich ein sicherer historischer Boden, ausgenommen da, wo fest gegründete, lang bestehende Institutionen und Rechtsverhältnisse uns leiten, erst nach dem gallischen Brande.
') Dion. Ii, 25. 2) Dion. Ii, 9—11. Plut. Rom. 13.
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10 I. Aus der nheren Vergangenheit.
regierenden Kaisers, den preuischen König Wilhelm I. Vorher gab es nur einen machtlosen Deutschen Bund. Dieser war eine ganz lockere Bereinigung der deutschen Staaten und des Kaiser-reiches sterreich. An der Spitze dieses Bundes stand nicht ein-mal ein Kaiser. Viele Deutsche sehnten sich aber nach der Be-grndung eines mchtigen Deutschen Reiches, damit sich die Nachbar-staaten, besonders Frankreich, die Schwche des deutschen Volkes nicht zunutze machen mchten. Denn Frankreich hatte schon lange die Absicht, das deutsche Land bis zum Rheinstrome zu erobern. Dies verhinderte König Wilhelm I. durch die Verstrkung und Verbesserung seines Heeres, mit dem er erst gegen Dnemark (1864), dann gegen sterreich (1866) und zuletzt gegen Frankreich (18701871) zu kmpfen hatte.
b) Wilhelms I. Kriege.
Prinz Wilhelm. 4. Wilhelm I. wurde am 22. Mrz 1797 geboren und von seinen Eltern, dem Könige Friedrich Wilhelm Iii. und der Knigin Luise, mit der gleichen Liebe und Sorgfalt erzogen wie sein lterer Bruder Friedrich Wilhelm Iv. Er war als Kind von schwchlichem Krper. Erst beim Eintritt in das Jnglingsalter entwickelte er sich zu grerer Kraft und Strke. Mit 17 Jahren machte er schon die Befreiungskriege gegen Frankreich mit und zeichnete sich dabei so aus, da er das Eiserne Kreuz erhielt. ' Im Juni 1829 vermhlte er sich mit der Prinzessin Augusta vou Sachsen-Weimar, einer schnen, klugen und wohlttigen Frstin.
Prinz Als sein kinderloser Bruder Friedrich Wilhelm Iv. den Thron
to0n ^reu^e,L bestiegen hatte, erhielt er als wahrscheinlicher Erbe der Knigskrone den Titel Prinz von Preußen". Er war sehr arbeitsam und sorgte besonders fr die vortreffliche Ausbildung des preuischen Heeres, das er zum besten auf der ganzen Welt machte. Auch sonst besa er einen ernsten, festen Willen, groe Ruhe und Be-stimmtheit; dabei war er beraus leutselig und gottergeben. Sein Wahlspruch hie: Gott mit uns."
König Wilhelm I. war schon 64 Jahre alt, als er zur Regierung
^bfetne kam, und doch sollte er noch lnger als x/i Jahrhundert die Herr-Ratgeber. schast ausben zum Segen Preuens und Deutschlands. Mit richtigem Blicke fand er die Männer, die ihm bei seiner schwierigen Arbeit behilflich waren: den Kriegsminister von Roon, den Chef [scfjeff]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelms_I. Wilhelm Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Augusta Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Rheinstrome Frankreich Frankreich Sachsen-Weimar Deutschlands
— 130 —
d) Drama: Weihnachts-, Oster-, Passions- und Fastnachtsspiele (letztere teils ernst, teils possenhaft).
1322 Das Spiel von den klugen und thörichten Jungfrauen in Eisenach aufgeführt.
1450 Hans Rosenblüt (Schnepperer?), Meistersänger und Büchsenmeister in Nürnberg, Verfasser von grobkomischen Fastnachtsspielen, ebenso
1470 Hans Folz aus Worms, Meistersänger, Chirurg und Barbier in Nürnberg.
Druck you G. Bernstein in Berlin.
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ß) Wissenschaft.
1508 Luther durch den Provinzial des Augustinerordens Joh. von
Staupitz an die 1502 gegründete Universität Wittenberg berufen.
Luther, geb. 10. November 1483 (1484?) in Eisleben, Grafschaft Mansfeld, war der Sohn des Bergmanns Hans Luther, der einer bäuerlichen, bei Möhra (ca. 14 km s. v. Eisenach) angesessenen Familie entstammend, nach Mansfeld gezogen war, wo er Bergmann wrurde und sich aus dürftigen Verhältnissen zum Ratmann der Stadt emporarbeitete. Seine Mutter war Margarete Lindemann. Fromm, aber streng und selbst hart erzogen, wurde L. 1497 auf die Schule zu Magdeburg, 1499 auf die zu Eisenach gebracht, wo er sich durch Betteln und Kurrendesingen erhielt, aber in bessere Verhältnisse kam, als er von der wohlhabenden Witwe Ursula Cotta ("f* 1512):) seiner schönen Stimme wegen in ihr Haus genommen wurde. Seit 1501 in Erfurt auf Wunsch seines Vaters, dessen Ehrgeiz den begabten Sohn einmal in der Stellung eines fürstlichen Bates zu sehen hoffte, Jura studierend, beschäftigte er sich zur Vorbereitung auf sein Fachstudium mit scholastischer Philosophie und Theologie sowie mit dem Studium der Klassiker, das in Erfurt bedeutende Vertreter hatte; auf der Universitätsbibliothek fand er zum ersten Male eine Bibel, während er bis dahin geglaubt, dafs aufser den Perikopen weitere Schriften des Urchristentums nicht vorhanden seien. — Baccalaureus 1502 und Magister 1505, trat er, ergriffen durch den Tod eines Freundes im Duell und durch einen ‘Schrecken vom Himmel’ (während eines Gewitters) 1505 in das Augustinerkloster zu Erfurt, um in der Heiligkeit des Mönchsstandes Ruhe seiner Seele zu finden. Doch gelang ihm dies erst durch den Hinweis eines älteren Mönches sowie des Ordens-Provinzials Joh. v. Staupitz2) auf die Lehre des Paulus von der Rechtfertigung durch die Gnade und durch das eigene Studium des Neuen Testaments. — In Wittenberg hielt er zuerst Vorlesungen über Aristotelische Philosophie, später über die Bibel, namentlich die Paulinischen Briefe, übte daneben aber auch als Schlofsprediger großen Einflufs aus. — Eine Reise nach Rom 1511 in Angelegenheiten des Ordens liefs ihn die sittliche Verderbnis der Kurie erkennen, ohne ihn jedoch von der Kirche abtrünnig zu machen; wohl aber führten ihn seine Studien auf einen Standpunkt, der in der Anschauung von Gnade, Rechtfertigung und Freiheit des Willens von der Kirchenlehre abwich. — Seine Kollegen an der Universität sowie sein Orden hingen später seiner Auffassung durchaus an.
1509—1517 Kampf der deutschen Humanisten gegen die Verkommenheit der Geistlichkeit.
1509 Beginn der sogenannten Reuchlinschen Fehde: Joh. Reuchlin, ______________der beste Kenner des Hebräischen, nimmt gegen den
*) Ihr Haus noch jetzt erhalten.
s) Joh. v. Staupitz, aus Meifsen gebürtig, trat 1518 noch für Luther ein, scheute aber den Kampf für die neue Lehre, legte 1519 sein Amt nieder und ging nach Salzburg, wo er als Hofprediger des Erzbischofs und Abt eines Klosters 1524 f.
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— 99 —
Vorstadt, Anlage der Dorotheenstadt mit den Linden u. s. w.; 1688 20 000 Einwohner. — Auch Potsdam erweiterte und verschönerte er.
Der Kurfürst war zweimal verheiratet. Nachdem er sich umsonst um seine Cousine Christine v. Schweden beworben, vermählte er sich (1646) mit Luise Henriette v. Oranien, der Tante Wilhelms Iii. v. Oranien, die ihn nicht nur auf seinen Feldzügen vielfach begleitete, sondern auch _ große politische Einsicht besafs und durch eigenes Einwirkon (z. B. auf den Frieden von Oliva) die Politik ihres Gemahls unterstützte. Sie hatte 6 Kinder, von denen nur 3 die Mutter, 2 den Vater überlebten: auch der begabte Kurprinz Karl Emil starb früh im Alter von 19 Jahren. — Die Kurfürstin ist die Begründerin von Oranienburg, wo sie ein Waisenhaus errichtete; sie war wahrhaft fromm, wenn auch so eifrig reformiert, dafs der Kurfürst ihr zu Liebe die Lutheraner zurückzusetzen schien Ihr (oder ihrem Hofprediger Bergius?) wird das Lied Jesus, meine Zuversicht’ zugeschrieben. — Zweite Gemahlin war (1658) Dorothea v. Holstein-Glücksburg, verwitwete Herz. v. Lüneburg, die Begründerin der Dorotheenstadt in Berlin (1674), damals einer Vorstadt vor dem Neuen Thor des Friedrich-Werders, sowie der Linden. Weniger beliebt als Luise Henriette, obwohl als Gattin und Mutter sehr anzuerkennen, brachte sie durch zu weit gehende Berücksichtigung ihrer (7) Kinder Unfriede in die kurfürstliche Familie und rief die schlimmsten Gerüchte (von beabsichtigter Vergiftung des Kurprinzen u. a.) hervor.
1640—1655 Friedrich Wilhelm schliefst mit den Schweden Frieden, erlangt für seine westlichen Besitzungen Neutralität und ist unausgesetzt für den allgemeinen Frieden thätig, bei dem er besonders die Ausdehnung des Religionsfrie de ns auf die Reformierten erwirkt; alsdann ordnet er die Finanzen seiner Staaten, schafft sich ein kleines, aber zuverlässiges Heer und beschränkt im Interesse der Staatseinheit die Privilegien der Stände in den einzelnen Landesteilen (Mark, Pommern, Cleve, Gfsch. Mark u. s. w.), z. T. unter Begünstigung des Adels.
1654 Christine von Schweden, hochbegabt, aber unweiblich und ihrer Neigung zu den Wissenschaften und einem Hang zu ungebundenem Leben nachgebend, dankt ab und tritt in Innsbruck (1655) öffentlich zum Katholicismus über, bereits in Schweden von Jesuiten, die sich in Verkleidungen eingeschlichen, bekehrt.
Sio reiste, überall als gelehrte Frau mit Bewunderung §enomn}en5 nac^ Italien u. Frankreich, musste letzteres jedoch verlassen, als sie ihren Liebhaber, den Stallmeister Monaldeschi, im Schlosse zu Fontainebleau in ihren iimmern wegen Vertrauensbruches hatte hinrichten lassen. Nach vergeblichen \ersuchen, den Thron wieder zu be-
1 io S*e’ aus Schweden ausgeschlossen, in Rom und t ibsy, bd Jahre alt.
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Extrahierte Personennamen: Christine_v Luise_Henriette_v Wilhelms Wilhelms Karl_Emil Karl Bergius Dorothea_v Luise_Henriette Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Cleve Christine_von_Schweden Monaldeschi
Extrahierte Ortsnamen: Potsdam Oliva Oranienburg Holstein-Glücksburg Berlin Schweden Pommern Schweden Italien Frankreich Fontainebleau Schweden Rom
— 96 —
Die französischen Diplomaten hatten 1648 u. 1679 erklärt, dafs sie den Begriff ‘Dependenzen’, mit denen ihnen alle Abtretungen gemacht waren, im weitesten Sinne fafsten. So nahmen sie Mömpelgart (Montbeliard) als elsässisches, die Grafschaften Saarbi’ücken, Salm u. a. als Lehen der lothringischen Bistümer Metz, Toul und Verdun in Anspruch u. s. w. und besetzten das Beanspruchte sofort. — Der Gedanke ging aus von einem Parlamentsrat in Metz, Roland de Ravaux; Louvois wies ihn anfangs als ungereimt ab, erkannte dann aber die ganze Tragweite der juristischen Deduktion aus den Worten der Friedensinstrumente von 1648 u. 1678.
1681 Strasburg auf Grund einer Entscheidung der Reunionskammer zu Breisach unerwartet und mitten im Frieden durch französische Truppen eingeschlossen und zur Unterwerfung gezwungen (zurückerobert 1870).
1683 Colbertf; Frankreichs Macht beginnt zu sinken.
1685 Aufhebung des Edikts von Nantes auf Betreiben der frömmelnden Frau v. Maintenon, der 2. (morganatischen)1) Gemahlin Ludwigs, der selbst durch sie mehr und mehr der Frömmelei verfällt.
(Die bekanntesten Favoritinnen Ludwigs vor der Frau v. Maintenon waren die Herzogin Lavalliere, die sich durch Wohlthätigkeit und Edelsinn auszeichnete, und die ehrgeizige, herrschsüchtige Marquise von Montespan. Frau v. Maintenon geb. d’Aubigne und einer hugenottischen Familie entstammend, aber früh hülflos und von Verwandten dem Katholicismus zurückgewonnen, hatte den geistvollen, aber bejahrten und verkrüppelten Satiriker Scarron geheiratet, nach dessen Tode sie die Erzieherin der Kinder der Frau v. Montespan und so dem Könige bekannt wurde.)
Die Protestanten, die Ludwigs Vorstellung von einem einheitlichen Staate durch ihren anderen Glauben störten, wurden seit 1662 zu ‘bekehren’ gesucht, obwohl sie nicht nur stets die treusten Unterthanen des Königs gewesen waren,
’) Das deutsche Recht kannte (ebenso wie das römische) die Mifsheirat nur zwischen Freien und Unfreien, nicht zwischen Freien verschiedenen Standes; erst im Xiv. Jh., als sich die reichsständischen Familien mehr und mehr als eigener Stand absonderten, fing man an, die Heiraten mit Frauen aus anderen Ständen als Mifsheiraten anzusehen; doch widersprach das so sehr der allgemeinen Ansicht, dafs Ferdinand I. den Kindern der Philippine "Welser (s. o. S. 66*) die Nachfolgerechte erst förmlich nahm. — Eine Vermittelung gewährte die morganatische Ehe (benannt nach der alten Morgengabe [matrimonium ad morganaticam sive ad legem Salicam], die der Mann der Frau am Morgen nach der Hochzeit zu geben pflegte), bei welcher, um Kindern 1. Ehe ihr Erbrecht nicht zu schmälern, der Frau eine so große Morgengabe bestimmt wurde, dafs sie als Wittum sowie als Erbe der Kinder genügte; seitens der reichsständischen Familien wurden dann auch erste Ehen morganatisch geschlossen. Der Kaiser konnte jedoch den Kindern aus solchen Ehen die vollen Rechte (d. h. auch das Recht auf Nachfolge) beilegen, was ihm jedoch 1742 in einem Artikel der Wahlkapitulation untersagt wurde.
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Die Rmer.
werden mute, lag das Forum Romanum'), d. i. der Marktplatz der Rmer, der nach und nach mit Tempeln und Staatsgebuden geschmckt wurde. Westlich von den Hgeln breitete sich bis zum Tiber der Campus Martins, das Marsfeld, aus, das in der lteren Zeit zu militrischen Musterungen benutzt wurde.
Alle sieben Hgel liegen aus dem linken Tiberuser, das in der ltesten Zeit mit dem rechten Ufer durch eine hlzerne Brcke, den pons Sublicius (b. i. Pfahlbrcke), verbunden war. Das rechte Ufer entlang ziehen sich ebenfalls Hhen, der Mns Janiclus und Mns Vaticznns, Hgel von 80 m Hhe mit unbedeutenden Vorstdten^). Der zu Rom gehrige Hasenplatz war Ostia.
4g- Die Natur Italiens. Die Temperatur des Juli schwankt in ganz Italien nur zwischen 23 bis 25 Celsius; die Sommerwrme tritt aber im Sden weit frher ein, als im Norden, so da z. B. die Weizenernte dort schon Ende Mai, hier erst Ende Juni stattfindet. Dagegen zeigt der Januar grere Unterschiede; denn in der Po-Ebene sind in diesem Monate Schnee und Eis gewhnliche Erscheinungen, während z. B. in Rom Frste nur noch selten und im Sden niemals eintreten. Im ganzen ist die Westseite milder und regenreicher als die Ostseite.
An wildwachsenden Bumen waren die immergrnenden Arten mit fleischigen Blttern am meisten verbreitet, also Lorbeer, Buchs-bum, Myrte, immergrne Eiche. In den Hhen von 10001600 m gab es ausgedehnte Eichen- und Buchenwlder, die aber seit dem Mittelalter ganz verschwunden sind; in den obersten Regionen herrschten Tannenwlder vor. Von Getreidearten baute man fast nur Weizen und Gerste an, dazu Hlsenfrchte, wie Bohnen, Erbsen und Linsen; auch Wein und >l waren weit verbreitet und wahr-scheinlich von Griechenland herbergekommen. Im Vergleich mit diesem Lande war Italien weit mehr Ackerbauland; Schiffahrt und Handel traten also hinter Landwirtschast und Viehzucht zurck.
1) Ein Teil des Forums ist das Comitium, der Versammlungsplatz des Volkes. Auf dem Forum stand auch die Rednerbhne (rostra, genannt nach den Schiffsschnbeln, mit denen sie nach dem Siege der die Schiffe von Antinm 338 geziert war).
2) Heute befinden sich aus dem Mns Vaticanus der vom Papste bewohnte Vatikan, ein gewaltiges Gebude mit Tausenden von Rumlichkeiten, und die St. Peterskirche, die grte Kirche der Christenheit.
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