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1. Bd. 8 - S. 352

1846 - Braunschweig : Westermann
382 Fünfzehntes Kap. Nordamerikan. Revolution. Jeder Bürger vom 16. bis zum 60. Jahre ist kriegspflichtig, sobald das Va- terland seiner bedarf. Die Hauptforderungen einer reinen Theorie, welcher sich in Europa so feindselig das historische Recht entgegenstellt, sehen wir dort in beneidenswerther Erfüllung. Zum ersten Präsidenten des neuen Kongresses ward Washington ge- wählt (1780). Unter seiner weisen Verwaltung sproßte aller Segen der Freiheit kräftig empor. Die Geschichte kennt keinen Staat von so schnellem und freudigem Gedeihen. §. 17. Englands einheimische Geschichte nach dem amerikani- schen Krieg. Aber auch dem Mutterlande hat die Losrcißnng der dreizehn Pro- vinzen keinen Nachtheil gebracht. Freie Handelsverhältnisse, für beide Theile gewinnreich, traten an die Stelle jener des Herrscherrechtes, welches, nieder- drückend für Amerika, wenig fruchtbar für England, kaum so viel dem lezten ertrug, als seine Behauptung kostete. Der Wechsel im brittischen Ministerium währte indessen fort. Der Graf Shelburne hatte von Anfang mit einer starken Opposition zu kämpfen. Dieselbe wurde noch mächtiger, als Fox, Burke u. A., mißvergnügt mit Shelburne, das Ministerium verließen (3. Juli 1782). Jezt schlossen Lord North und mehrere Mitglieder des früheren Ministeriums eine sogenannte Koalition mit Fox und dessen Freunden. Die Bedingungen des amerika- nischen Friedens gaben den Stoff des Angriffs, welchen der vollständigste Sieg krönte. Das Parlament bat den König in einer eigenen Adresse, sich andere Minister zu wählen. Der Herzog von Port land, gegen die Nei- gung des Königs, erhielt nun Shclburne's Stelle. North, Fox und ihr beiderseitiger Anhang theilten sich in die übrigen. Aber sie behaupteten sich nicht lange. Als nämlich Fox vorschlug, die Angelegenheiten der ost- indischen Kompagnie, die sich in der größten Verwirrung befanden, eigens zu ernennenden Negierungskommissarien zu unterwerfen; so verwarf das Oberhaus diese Bill; worauf der König ein neues Ministerium ernannte, und an dessen Spize William Pitt, den jugendlichen Sohn des großen Grafen von Chat am, sczte (18. Dez. 1783). Die glorreichsten, so wie die verwerflichsten Thaten Pitt's, die Erhö- hung der brittischen Nationalmacht und Handelsgröße, die Belebung der

2. Bd. 9 - S. 260

1846 - Braunschweig : Westermann
238 Siebentes Kap. Die Konsularregiernng. hielt die neue Negierung für nöthig, die noch übrigen republikanischen Ein- sezungen und Formen nur all malig fallen zu lassen; und eine Hauptpartie in der Geschichte dieses Abschnittes bildet das Schauspiel solcher allmaligen Zertrümmerung. Das Volk — mit Ausnahme der strengen Republikaner und der Jako- biner —- hatte die Ncoolution des 18. Brumaire theils mit Gleichgiltigkeit und meist mit Freude aufgenommen. Das für erleuchtete Patrioten ent- sezliche Schauspiel der niedergetretenen Nationalrcpräscntation hatte durch öftere Wiederholung seinen Eindruck verloren; und der Haß gegen die gestürzte Regierung ließ keinen Tadel über die Art ihrer Auflösung Raum. Zudem war das Zutrauen in Bonapartc's Person durch das Wunderartige seiner Laufbahn begründet, und die verschiedensten Parteien bauten auf seine Herr- schaft ihre Hoffnungen. Während die Masse — unbekümmert um Prinzipien — nur Ruhe forderte, und unter einem mächtigen Staatshaupte erwartete, hofften die gemäßigten Frcihcitssrcunde von Bonapartc's Charakter und Stellung den endlichen Triumph der liberalen Ideen, und träumten dagegen die königlich Gesinnten, er werde, ein neuer Monk, den Thron der Bour- bonen wieder aufrichten. Es geschahen ihm selbst Anträge im leztcn Sinne, die er jedoch, voll der Zuversicht eigener Herrschaft, verachtend zurückwies. Auch die neue Verfassung, welche binnen fünf Wochen nach der Um- wälzung vollendet und zehn Tage später verkündiget ward (23. Dez.), erfreute sich, troz ihres die Freiheit gefährdenden Charakters, einer weit zahlreicheren Zustimmung des Volkes (zwar nicht, als jener von 1791, wohl aber), als jener vom Jahre 1793 und 1793 zu Theil geworden. Man verstand ihren Geist nicht, oder wiegte sich in dem Traume der Unerschütterlichkeit des durch die Revolution errichteten Freiheitsgebäudes. Die neue Konstitution aber ertödtete alles politische Recht des Volkes, gab alle Macht einem Einzigen, und ließ der Nation nur leere Namen und Formen. Gleichwohl war der äußere Umriß dieser Konstitution einer genialen Zeichnung von Sienes nachgebildet, aber der Herrschcrsinn Bona- parte's hatte von der leztcn verworfen, was gewährleistend für das Volks- recht war, und nur angenommen, was, losgetrennt vom Anderen, die Will- kürherrschaft begünstigte. Also kam eine monströse Verfassung zu Stande, deren Annahme die mit ihrer Freiheit prahlenden Franken der Verachtung oder dem Mitleiden der Denkenden blos stellte.

3. Bd. 9 - S. 125

1846 - Braunschweig : Westermann
124 Viertes Kap. Der Nationalkonvent. den, welche jczt als Haupterscheinung unglückverkündend an's Licht trat. Die eine Partei, von dem Departement der Gironde, welches derselben die glänzendsten Häupter gegeben, die Girondisten genannt, haßte zwar das Königthum, und war den republikanischen Ideen mit glühendem Eifer ergeben. Doch war ihr Streben nach seinen Motiven rein, aus gleich uncigennüzigcr, als besonnener Ueberzeugung fließend und, wenn auch gegen das historische Recht streitend, doch solchen Streit nur im vermeinten Interesse des natürli- chen und ewigen Rechtes, nicht in jenem der Selbstsucht oder der Leidenschaft führend. Die andere Partei, die sich nicht ungern die exaltirtc oder die wüthende nennen hörte (und die im Konvent von der Erhöhung ihrer Size die Partei des „Berges" hieß), drückte all' ihrem Streben, auch wo es gleichlaufend in der Richtung mit jenem der ächten Frciheitssreuude war, das Siegel der Verwerflichkeit aus durch Niedertretung aller derjenigen Rechte, um derentwillen allein die politische Freiheit ein Gut ist, dann durch selbst- eigene tyrannische Selbstsucht und durch fanatische Uebertreibung. Der Pöbel, bei dessen physischer Kraft die Revolution schon frühe den einzigen Sehuz gefunden gegen die Unversöhnlichkeit ihrer Feinde, und dessen blinder Wuth am 3. und 6. Okt. 1789 die Majestät des übel berathenen Thrones, dann am 10. August 1792 desselben lezte Trümmer erlegen, besaß nun in der That die Gewalt. Er selbst aber war naturgemäß nur lenksam für Diejenigen, die an Charakter und Prinzipien ihm am meisten ähnlich wa- ren oder erschienen, also jedesmal für die wildesten, grausamsten, von Leiden- schastcn mehr, als von Ideen beherrschten, den Sieg mehr, als die Sache verlangenden Häupter. Daher auch im Natioualkonvcnt der kaum vermeidliche Triumph des „Berges" über die „Gironde" (auch Ebene oder Sumpf genannt). Gleich in den ersten Sizuugen entbrannte über die Gräuel der Scptem- bertage heftiger Streit. Die Girondisten hatten ihren Abscheu gegen jene Mordscenen erklärt und beschuldigten die Häupter des Berges, Robes- picrre, Danton und Marat, eines vermessenen Strcbcns nach derdik- tatur. Diese warfen den Girondisten föderalistische Grundsäze vor. Die vorherrschende Gesinnung verwarf indessen den Föderalismus nicht min- der, als die Diktatur. Daher ward, auf Tallien's Antrag, den Anhän- gern beider der Tod gedroht und die Republik zur „einen und u n theil - baren" erklärt (23. Sept.)

4. Bd. 9 - S. 350

1846 - Braunschweig : Westermann
348 Achtes Kap. Von Errichtung des Gegen dieses neue Haupt erhob sich der Mulatte Petion, und sezte sich, in einem blutigen Kriege, zu Port au Prince fest, während Chri- stoph zu Kap. Frankens herrschte (1806, 1807). Beide Befehlshaber behaupteten sich in ihren Gebieten, und ahmten den europäischen Gewaltherr- schern nach, oder gingen als Beispiel ihnen voran in Kundmachung und will- kürlicher Verlezung liberal klingender Verfassungen. Indessen ward die Stadt Domingo, die leztc Besizung der Franzosen auf der Insel, durch die Engländer erobert (1809). Dieselben brachten jezt auch Martinique und Guadeloupe in ihre Gewalt. Die französische Herrschaft hörte völlig auf in Westindicn. Also war D o m i n g o getheilt in zwei Reiche. Das eine unter dem Neger Christoph, der sich nach befestigter Gewalt die königliche Krone als Heinrich I. aufsczte (1811), wurde meist nach Frank- reichs Muster fast ganz militärisch, auch prunkhaft sultanisch ge- ordnet, während Pction in seinem Mulatten-Staate republikanische Formen bewahrte. Jener, in Allem Bonaparte sich zum Vorbild nehmend, führte ein neues Gcsezbuch , C o d e H e n r y genannt, ein , und regelte darin besonders sorgsam die Rechtsverhältnisse der Grundcigenthümer und Arbeiter. Aber der Krieg wüthete fast fortwährend zwischen den beiden Reichen. Pction trieb König Heinrich auf einige Zeit in die Gebirge (1812), je- doch erholte sich Dieser wider (1813), und Beide stellten ihre gegenseitigen Feindseligkeiten ein, als die Restauration der Bourbonen in Frankreich Beide mit gemeinschaftlicher Gefahr bedrohte. Wirklich versuchte die neue französische Regierung, durch Unterhandlungen mit beiden Häuptern, die Wie- derherstellung der alten Herrschaft; jedoch umsonst. Heinrich und Pction, im übrigen Todfeinde, vereinigten sich in Verschmähung des französischen Jo- ches. Also blieb Hayti frei. Nach Pction's Tod folgte ihm General Bo her durch Wahl in der Würde des Präsidenten. Wir haben ihn in der neuesten Zeit auch das Ge- biet Heinrich's, welcher in einem Aufstand ermordet wurde, seinem eigenen beigesellen, und also Domingo zu einem hoffnungsvoll aufblühenden Reiche vereinigen sehen.

5. Bd. 11 - S. 288

1846 - Braunschweig : Westermann
286 Erstes Hauptstück. zu bringen oblag, hatte diesmal Roher Collard die meisten Stimmen ver- einigt, der denn auch wieder zum Präsidenten ernannt wurde. Neben ihm standen auf der Liste Casimir Päicr, de Berbis, General Sebastiani und Delalot: also zwei Liberale und zwei konstitutionelle Royalisten. Die Adresse, mit deren Abfassung Etienne, als der Leiter des in vielen Taufend Exemplaren verbreiteten liberalen Tagblattes le Constitutionnel einer der vornehmsten Tonangeber in der Journalistik, beauftragt wurde, war eine Umschreibung der Thronrede, der sie in allen Punkten beistimmte. Die liberalen Mitglieder der Kammer, die bei der Berathung das Wort ergriffen, General Lamarque, Lafsttte, Mauguin, Sebastiani, Dupin der altere, sprachen einmüthig ihr beinahe unbedingtes Vertrauen zu dem Gange der Verwaltung aus. „Ich statte der Thronrede den Zoll meiner ehrerbietigen Anerkennung ab," sagte Lamarque, der zum ersten Male in der Kammer das Wort nahm; „sie hat manche Besorgnisse zerstreut und beinahe alle unsere Hoffnungen erfüllt." Nur mit der auswärtigen Politik der Regierung war der tapfere General nicht ganz zufrieden, indem er gewünscht hätte, daß die Expedition nach Morea in einem größeren Maßstabe unternommen und daß das befreite Griechenland nicht in so enge Grenzen eingeschlossen worden wäre. Lafsttte äußerte: „Die Lage Frankreichs ist befriedigender, als sie jemals gewesen; ich sehe überall nur Zufriedenheit und Hoffnung. Frankreich kann jetzt-seine religiöse, commcrciclle und bürgerliche Freiheit fest begründen und seine Politik nach eigener Wahl bestimmen. An uns ist es jetzt, der Verwaltung jene Kraft zu verleihen, die unser Interesse in gleichem Maße, wie unser Ruhm erfordert." Mauguin verlangte gleich dem General Lamarque eine Erweite- rung der Grenzen Griechenlands, worauf ihn der Siegelbewahrer beschicd, daß diese Grenzen noch keinesweges ihre schließliche Feststellung erhalten hätten, da der Vertrag vom 6. Juli nur ein vorläufiger gewesen sey, dessen weitere Entwickelung bei dem Abschlüsse des Friedens erfolgen würde. Die Ultra- royalisten schwiegen entweder oder ergingen sich, wie Herr von Conny, in Klagen über die Revolution, die das Land bald dem grauenvollsten Unglück Preis geben werde, und deren llmsichgrcifen sich schon jetzt in dem Verfahren gegen ehrwürdige Geistliche zeige, die kein anderes Verbrechen begangen hätten, als daß sie der Jugend einen heilsamen Unterricht ertheilten. — „Wir protestiren," rief Herr von Montbel aus, „gegen die Maßregeln, durch welche man die Rechte des Bürgers angetastet hat; man hat das Grund-

6. Bd. 11 - S. 292

1846 - Braunschweig : Westermann
290 Erstes Hauptstück. gung, daß sie die beiden Gesetzentwürfe den Kammern nicht nach einander, sondern gleichzeitig vorlegten, und daß sie sich keine wesentliche Veränderung in der Landschastsordnung gefallen ließen. Nicht unwahrscheinlich ist es, daß auf den Entschluß des Königs, indem er diese Bedingungen stellte, zugleich ein geheimer Anschlag einwirkte, der in seiner nächsten Umgebung und unter den Häuptern der ultraroyalistischen Partei in der Abgeordnetenkammer ans- gesonnen war. Man rechnete auf die Ungeduld der Liberalen, von denen man voraussetzte, daß sie um keinen Preis in eine Beschränkung des Ein- flusses in den Departements auf die Höchstbcsteuerten einwilligen würden. Wurden die hierauf abzielenden Bestimmungen verworfen, so sahen die Minister, da sie ihrer gegen den König übernommenen Verpflichtung nicht untreu wer- den konnten, sich genöthigt, mit der liberalen Partei zu brechen; und damit entging ihnen die Mehrheit, auf die sie bisher in der Abgeordnetenkammer sich gestützt hatten. Ohne eine Mehrheit in der Kammer waren sie aber außer Stande, sich an der Spitze der Verwaltung zu behaupten; und das verhaßte Regiment der Abtrünnigen, die der Revolution Thür und Thor öff- neten, mußte daher nothwendig ein Ende nehmen. „Umsonst," sagte Herr von Martignac, indem er seine beiden Gesetzent- würfe in die Kammer brachte, „umsonst würden wir uns verbergen, daß die Verfassung, welche unsere Könige Frankreich gegeben haben, von dem Lande nicht als eine bloße Form, nicht als eine Täuschung, sondern als eine frucht- bare Wirklichkeit aufgenommen worden ist. Die Aufforderung an alle Bür- ger zur Theilnahme an der Gesetzgebung, die Freiheit der Rednerbühne und die Freiheit der Presse, die Entwickelung des öffentlichen Unterrichtes — alle diese Folgen der Charte haben unter allen Klassen der Gesellschaft ein leben- diges Interesse an den öffentlichen Angelegenheiten verbreitet und das allge- meine Verlangen, sich in irgend einer Weise an denselben zu beteiligen, her- vorgerufen. Dies gilt von den Personen jedes Alters, besonders wahr aber ist es von dem Geschlechte, welches eben erst zur Reise heranwächst und welches uns zu ersetzen bestimmt ist. Männer, die unter der alten Monarchie geboren sind und nach einander unter den Gesetzen der Revolution, des Kaiserreiches und jenen der Regierung gelebt haben, die Ludwig Xviii. uns hinterlas- sen, haben unsere Staatscinrichtungcn mit dankbarem Herzen angenommen, wie wir einen Hafen nach langem Sturm begrüßen. Aber ihre ersten Ein- drücke, ihre politische Erziehung, ihre ersten Schritte in der Lebensbahn

7. Bd. 11 - S. 476

1846 - Braunschweig : Westermann
474 Drittes Hauptstück. die Erfahrungen eines langen wechselvollen Lebens hatten ihn aber belehrt, daß eine republicanische Verfassung mit dem Volkscharaktcr, mit den Sitten und Gewohnheiten und mit der ganzen Denkweise der Franzosen unvereinbar war; alle seine Wunsche beschränkten sich daher darauf, unter den Formen der Monarchie ein möglichst umfassendes Maß von persönlicher und politischer Freiheit zu erlangen. In den Unterredungen, die er mit dem Herzoge von Orleans hatte, überzeugte dieser ihn leicht, daß in ihren beiderseitigen Grund- sätzen eine vollkommene Uebereinstimmung bestehe. Bei der Arglosigkeit, die den Grundzug in Lafayctte's von Natur edlem Charakter bildete, fiel es ihm nicht ein, daß der Herzog von Orleans es vielleicht nur der Rücksicht, die er aus die Umstände nehmen mußte, schuldig zu seyn glaubte, eine Sprache zu führe», die keineswegs aus seinem innersten Herzen kam. So sehr der greise Ncpublicaner auch von den jugendlichen Freunden, die sich um ihn schaarten, gedrängt wurde, dem Generalstatthalter Bedingungen vorzuschreiben, die eine feste Bürgschaft für die von ihm selbst gewünschten Freiheiten gewährt hät- ten, so konnte er cs dennoch niemals über sich gewinnen, mit irgend einer bestimmten Forderung hervorzutreten. Und dennoch lag schon in der Wahl der Männer, mit denen der Herzog von Orleans sich umgab und denen er die Leitung der wichtigsten Zweige der Verwaltung übergab, hinreichender Grund zu gerechtem Mißtrauen. Der Herzog von Broglie hatte seine von der Municipalcommission erfolgte Bestallung als vorläufiger Commissair für die Verwaltung des Innern nicht angenommen; statt seiner wurde der gleich- gesinnte und Hrn. von Broglie nahe befreundete Guizot ernannt. Zwei Tage später wurde Bignon, dessen Name an den europäischen Höfen unange- nehme Erinnerungen wecken konnte, von den auswärtigen Angelegenheiten entfernt und mit der Leitung des öffentlichen Unterrichts beauftragt, wo er aber auch bald dem Herzoge von Broglie weichen mußte, der jetzt gegen sei- nen Eintritt in die Verwaltung nichts mehr einzuwenden hatte. Die aus- wärtigen Angelegenheiten wurden dem Marschall Jourdan übertragen, einem hinfälligen Greise, der bei seiner Unkcnntniß der auswärtigen Politik nur sei- nen Namen für Schritte hergeben konnte, deren Bedeutung er selbst nicht zu beurtheilen vermochte. Daß General Sebastiani das ganze Vertrauen des Herzogs besaß, und daß der alte Marschall nur vorgeschoben war, um für jenen das Portefeuille aufzubewahren, sobald seine Zeit gekommen seyn würde, war kein Geheimniß. Bignon wurde zu seiner Entschädigung mit

8. Bd. 11 - S. 580

1846 - Braunschweig : Westermann
378 Drittes Hauptstück. Das Einzige, wodurch es jetzt noch gelang, unter den Truppen Ordnung zu erhalten, war, daß die jungen Officiere, die den Aufstand leiteten, ohne Chlopicki's Wissen, dessen Namen gebrauchten und in seinem Austrage Be- fehle ertheilten, von denen er selbst nicht die geringste Kenntniß hatte. Noch in der Nacht berief Fürst Lübeck!, der den kühnen Plan entwarf, "die Revo- lution zu ersticken, indem er sich selbst der Leitung derselben bemächtigte, den Verwaltungsrath, dessen Mitglieder bei dem geringen Einflüsse, den sie thatsächlich übten, in der Nation weder Haß noch Zuneigung zu erwerben vermocht hatten. Um dem Vcrwaltungsrathe das Ansehen zu geben, das demselben fehlte, lud er eine Anzahl Männer, die durch Stand und Gesin- nung der allgemeinen Achtung genossen, die Fürsten Adam Czartoryski und Michael Radziwil, die Erstell ane Grafen Pac und Kochanowski und den alten Waffengefährten und Freund Koscinszko's, Julian Niemcewicz, ein, den Sitzungen beizuwohnen. So wie der auf diese Weise erweiterte Rath ver- einigt war, schlug er demselben vor, im Namen des Kaisers und Königs die Vermittlung zwischen dem Großfürsten und den Aufrührern zu übernehmen, um das Land vor den verderblichen Folgen eines Aufstandes zu retten, der bei seinen unzureichenden Mitteln keinen andern als den ungünstigsten Aus- gang haben könne. Zugleich ließ er den Großfürsten um Einstellung der Feindseligkeiten bitten, welche dieser ohne Anstand gewährte, indem er dem Vcrwaltungsrathe ankündigte: „er werde sich zurückziehen und den Polen die Vereinigung der getrennten Gemüther überlassen." Mit dem Anbruche des Tages drohte cs inzwischen, ungeachtet dieses Vertrages, zum ernsten Kampfe zu kommen. Von allen Thürmen der Stadt erschallte die Sturmglocke. Die Volksmassen, die während der Nacht sich zerstreut hatten, sammelten sich von neuem aus den Straßen, und mit denselben vereinigt drangen die Sappeurs und mehrere Grenadicrcompagnien, die ersten von dem Hauptmann d'haute- rive, die letzten von dem Major Antonini geführt, gegen die reitenden Garde- jäger vor, die sich noch immer auf dem sächsischen Platze hielten, vor der Uebermacht aber nach dem Alexanderplatze wichen, wo sie durch die Grenadier- compagnien des ersten und dritten Jägerregimentes verstärkt wurden. Hier standen beide Theile einander mehrere Stunden beobachtend gegenüber, bis der Großfürst, der sein Hauptquartier zu Wirzba, einem in geringer Entfer- nung von der Stadt gelegenen Dorfe, aufgeschlagen hatte, den noch zu ihm haltenden Truppen den Befehl zum Abzüge ertheilte.

9. Bd. 11 - S. 305

1846 - Braunschweig : Westermann
Der parlcment. Sieg des Liberalismus in Frankreich. 303 Die Minister waren so weit entfernt, zu ahnen, was in der Seele des Kö- nigs vorging, und welche Entschlüsse er in dem geheimen Kreise seiner Ver- trauten gefaßt hatte, daß sie gerade jetzt wieder ernstlich daran dachten, den Grafen de la Ferronays, der die bestimmteste Abneigung zu erkennen gab, zu den Geschäften zurückzukehren, in der Verwaltung der auswärtigen Angelegen- heiten zu ersetzen. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, die hauptsächlich an dem Widerstande scheiterten, den der König der Hinzuziehung jedes bedeuten- deren Namens entgegensetzte, entschied man sich endlich, dem Grafen Por- talis, der inzwischen das auswärtige Ministerium zeitweilig neben dem Justiz- misterium versehen hatte, dasselbe ausschließlich zu übertragen und an seiner Statt den Unterstaatssccretair Bourdcau zum Siegelbewahrer zu ernennen. Durch diese Anordnung wurde in der Zusammensetzung des Cabincttes so wenig als möglich verändert, was König Karl X., nachdem er den Sturz desselben bei sich beschloffcn, am wünschenswerthesten seyn mußte. Eine auffallende Erscheinung war cs, daß beinahe mit der Stunde, in welcher die Schwäche der Minister durch den Abfall der linken und die Feind- seligkeit der rechten Seite in ihrer ganzen Blöße hervorgetreten war, die Wege vor ihnen sich zu ebenen begannen. Die llltraroyalistcn hatten von ihren Führern, welche in die geheimen Plane des Hofes eingeweiht waren, andere Weisungen er- halten. Die Gesetzentwürfe, welche noch der Berathung vorlagen, betrafen sämmt- lich Geldfordcrungen, deren Gewährung für jedes folgende Ministerium eben so wichtig waren, wie für das augenblicklich im Besitze der Macht befindliche. Nichts war in der That natürlicher, als daß die Herren, die sich bereits als die Erben des ministeriellen Nachlasses ansahen, denselben auf keine Weise zu schmälern suchten. Der Vorschlag zur Aussetzung einer bedeutenden Summe für die weniger bemittelten Glieder der Pairskammer, die Verlängerung des Staatsmonopols für den Tabakshandel, die Zuschußforderungen zu den Aus- gaben des vergangenen Jahres, so wie die Vorschläge der Ausgaben und Einnahmen für das nächste Jahr wurden daher ungeachtet aller An- strengungen der entschiedeneren Liberalen zwar nicht ohne heftige Kämpfe, aber doch ohne ernstliche Schwierigkeit bewilligt. Bei der Berathung über die Zuschüsse gab ein unerwarteter Zwischenfall der liberalen Partei noch einmal Gelegenheit, das Uebergewicht zu zeigen, welches sie bei festem Zu- sammenhalten in der Kammer besaß. Unter den Zuschüssen, die für das Justizministerium verlangt wurden, befand sich eine Summe von 179,000

10. Bd. 11 - S. 340

1846 - Braunschweig : Westermann
338 Erstes Hauptstück. Verfügung in zwei Zeilen zusammendrängen und einfach anordnen können, daß die Abgeordneten durch die Präfecten erwählt werden sollten." Die Dinge waren bereits zu weit gediehen, als daß eine so schneidende Bemer- kung noch eine Wirkung hätte hervorbringen können. So sehr täuschten sich sowohl der König und der Dauphin, als die Minister über die wahre Lage des Landes, daß in keiner einzigen der Bera- thungen, welche über den beabsichtigten Staatsstreich Statt fanden, auch nur von der Möglichkeit eines ernstlichen Widerstandes, einer bewaffneten Erhebung zahlreicher Massen die Rede war. Karl X. war allerdings nicht ganz ohne Besorgniß. Er fragte eines Tages ohne alle äußere Veranlassung den Vi- comte de Caux, seinen früheren Kriegsminister, ob man sich auf den Bei- stand der Truppen verlassen könne. „Ja, Sire," antwortete der Minister, „unter den Bedingungen der Charte." „Aber die Charte geht sie nichts an," bemerkte der König, der seine üble Laune nicht verbergen konnte. Die flüch- tige Erregung, welche diese Unterhaltung hervorrief, scheint jedoch vorüber- gegangen zu seyn, ohne einen Eindruck auf das Gemüth des verblendeten Monarchen zu hinterlassen. Fürst Polignac, der während der Abwesen- heit des Generals Bourmont das Kriegsministerium verwaltete, gab sich einer solchen Sicherheit hin, daß er kaum daran dachte, die Besatzung von Paris zu verstärken. Das Heer, welches in ganz Frankreich vertheilt war, zählte nach dem Abzüge von 30,000 Beurlaubten und von 34,000 Mann, die zu der Expedition nach Algier verwandt waren, 136,000 Mann unter den Waffen. Die unruhigen Bewegungen, welche der Glaubenseifer der katholi- schen Geistlichkeit in den südlichen Provinzen des Königreiches der Niederlande veranlaßte, hatten den Fürsten bestimmt, in der Nähe der Grenze zu St. Omer und zu Luncville zwei Lager zu errichten, in denen 23,000 Mann ver- einigt waren. Der König der Niederlande, der nicht ohne Grund einen ge- waltsamen Ausbruch besorgte, in den die ganze katholische Bevölkerung der südlichen Provinzen seines Reiches hineingezogen werden konnte, hatte für diesen Fall insgeheim die Unterstützung des preußischen Hofes nachgesucht. Fürst Polignac war kaum von diesem Umstande unterrichtet, als er, von dem doppelten Interesse seiner Theilnahme für die Sache der katholischen Kirche und der Eifersucht gegen die Ausdehnung fremden Einflusses in Frankreichs Nachbarschaft geleitet, durch den französischen Gesandten zu Brüssel erklären ließ, daß die zu St. Omer und Luncville zusammengezogenen Truppen sofort
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