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1. Bd. 11 - S. 156

1846 - Braunschweig : Westermann
186 Drittes Hanptstück. das Innere der unter seiner Verwaltung stehenden Provinz Aserbeidschan zu- rückzuziehen, vielmehr von neuem über den Araxes ging und gegen den festen Platz Eriwan vordrang, der von den Nüssen seit dem Anfange des Feldzuges bald bekannt, bald aus der Entfernung beobachtet wurde. Er griff das be- rühmte Kloster Etschmiadsin, welches die Russen besetzt hielten, mit Heftigkeit an und war im Begriffe, sich dieser wichtigen Stellung zu bemcistern, als General Krassowski, der das Beobachtungscorps vor Eriwan befehligte, mit demselben zum Entsätze anrückte. Abbas Mirza, im Vertrauen auf dieueber- legcnheit seiner Streitkräfte, ging dem Feinde muthig entgegen, und es kam zu einem wüthenden Kampfe, in dem die Russen bedeutenderen Verlust er- litten, als in irgend einem früheren Gefechte während der ganzen Dauer des Krieges, zuletzt aber dennoch das Schlachtfeld behaupteten und die Perser zwangen, sich nach der einige Meilen von dem Kloster entfernten Feste Sar- darabad zurückzuziehen. Der Sieg, den die Russen erfochten hatten, kam ihnen so theuer zu stehen, daß ein zweiter ähnlicher Kampf das ganze Corps auf- gerieben hätte. Um es dahin nicht kommen zu lassen, zog General Paszkie- wicz auf die erste Nachricht von dem Ausgange des Treffens mit seiner Haupt- macht gegen Eriwan heran. Bei seiner Annäherung wich Abbas Mirza über den Araxes zurück; die Feste Sardarabad, die einer seiner tapfersten Heer- führer vertheidigte, wurde von den Russen nach kurzer Beschießung genommen, und Paszkiewicz, auf dieser Seite gegen jede Beunruhigung gesichert, sah sich in den ersten Tagen des Octobers im Stande, vor Eriwan die Laufgräben zu eröffnen. Das russische Wurfgeschütz richtete in dem Platze, der bei den Persern seiner steilen und schwer zugänglichen Lage wegen als uneinnehmbar galt, furchtbare Verheerungen an; bald war eine gangbare Bresche in die Mauer gelegt und schon rückten die russischen Colonnen zum Sturme an, als die Besatzung, an jeder Möglichkeit ferneren Widerstandes verzweifelnd, die Waffen streckte und sich ans Gnade und Ungnade ergab. Die in so kurzer Zeit bewirkte Einnahme eines Platzes, welcher der Sage nach vorher niemals durch Gewalt der Waffen bezwungen war, verbreitete im persischen Heere, so wie unter den Bevölkerungen der zunächst gelegenen Provinzeu einen allge- meinen Schrecken. Die leichten Reitcrschaaren, welche die Hauptmasse des per- sischen Heeres bildeten, eilten hausenweise nach Hause; selbst die regelmäßigen Truppen, die sich bisher mit Tapferkeit geschlagen hatten, waren nicht mehr zum Stehen zu bringen. Abbas Mirza, der nur noch wenige Tausend Mann

2. Bd. 11 - S. 173

1846 - Braunschweig : Westermann
173 Der russische Türkenkrieg. Da die Russen in den Donaufürstenthümern keinen Feind vor sich fanden, so ging die Besetzung derselben mit einer Schnelligkeit vor sich, wie sie nur einem mit so zahlreicher leichter Reiterei versehenen Heere möglich ist. Bereits am 12. Mai erreichten die donischen Kosacken Bukarest, die Hauptstadt der Walachei, wo am 13. General Geismar mit der Vorhut, am folgenden Tage General Roth mit der Masse des 6. Jnfanteriecorps ein- traf. Der Hospodar Ghika, der nach der österreichischen Grenze entflohen war, kehrte bald zurück und stellte sich, dem Beispiele des Fürsten Stourdza folgend, unter russischen Schutz. Am 21. besetzten die Kosacken Krajowa, den Hauptort der kleinen Walachei; und die Türken behielten jetzt auf dem linken Donauufer nur noch die festen Plätze Braila und Giurgewo, so wie die Forts Kalc und Turnow, an der Einmündung der Aluta, Nikopolis gegenüber, im Besitze. Während der rechte Flügel des russischen Heeres so rasche Fortschritte machte, war das Centrum, welches der Feldmarschall Wittgenstein in Person führte, vor Braila angekommen, wo cs auf den hartnäckigsten Widerstand stieß. Bei der ersten Annäherung der russischen Vorhut ging derselben eine Schaar von 300 türkischen Reitern entgegen, die zwar geworfen wurden, jedoch in den Gärten vor der Stadt, nach denen sie sich zurückzogen, die Russen mit einem so lebhaften Gcwehrscuer empfingen, daß diese sich ihrerseits zum Rückzüge genöthigt sahen. Am 15. nahmen zwei russische Bataillone nach einem unbedeutenden Gefechte die von den Türken größtentheils in Brand gesteckte Vorstadt, und jetzt begann die eigent- liche Bcrcnnung der Festung, die aus dem nicht sehr hohen aber steilen Thal- rande der Donau, 500 Schritt von dem Strome entfernt liegt und fünf nüt Maucrwerk bekleidete Bastionen, von denen zwei an der Wasserseite, hat. Die Besatzung unter dem Befehle Soliman Paschas betrug 3000 Mann, die aber von der gesammtcn waffenfähigen Einwohnerschaft unterstützt wurden. Auf der Donau lag eine türkische Flottille von 32 kleinen Fahrzeugen, welche, von Achmed Bei befehligt, die Verbindung mit der auf dem rechten klfcr ge- legenen kleinen Feste Macsin unterhielt. Das zur Belagerung bestimmte rus- sijche Corps zählte 25,000 Mann, und am 17. traf der mit der Leitung der Belagerung beauftragte Großfürst Michael, so wie am 20. der Kaiser Nicolaus selbst, der St. Petersburg am 7. verlassen hatte, im Hauptquartiere ein. Die Belagcrungsarbeiten konnten jedoch wegen der weiten Entfernung, aus der alles Material herbeigeschafft werden mußte, erst am 25. angefangen werden, nachdem

3. Bd. 11 - S. 215

1846 - Braunschweig : Westermann
215 Der russische Türkcnkrieg. die Mitte des Mai setzte der neue Großwesir sich von Schumla aus in Be- wegung, um die Entfernung des russischen Haupthcercs zu einem Schlage gegen das Corps des Generals Noth zu benutzen, welches in einem Halb- kreise um Warna eine weit ausgedehnte Postenkette besetzt hielt. Am meisten mußte Neschid daran gelegen seyn, den befestigten Flecken Paravadi zu neh- men, weil dieser, nur fünf Meilen von Schumla entfernt, jedem Angriffe, den die Russen gegen das türkische Lager unternehmen wollten, zum Stütz- punkte diente, und weil überdies von hier aus die bequemste Straße über den Balkan führte. General Roth hatte in der Nähe von Paravadi auf einer Anhöhe bei dem Dorfe Eski Arnautlar fein Lager aufgeschlagen, das er durch Feldschanzen gegen einen Handstreich gesichert hatte. Der Groß- wesir, der mit zwei starken Colonnen von Schumla ausgerückt war, erschien am 15. Mai bei Tagesanbruch plötzlich am Fuße der Anhöhe und griff die russische Stellung mit solchem Ungestüm an, daß die Russen sich in ihren Redouten, in die der Feind bereits zu wiederholten Malen eingedrungen war, nur mit Mühe behaupteten, als General Wachten von dem nächsten Posten zu Dewno mit frischen Truppen anlangte und dem Gefechte eine andere Wendung gab. Die Türken zogen sich zurück und General Rynden erhielt den Befehl, sie mit zwei Regimentern zu verfolgen. Als das eine dieser Re- gimenter, jenes von Ochotsk, eine enge Schlucht durchsetzt hatte, wurde das- selbe lauf allen Seiten von türkischer Reiterei angefallen und nach tapferer Gegenwehr bis auf den letzten Mann niedergehauen. General Rynden, der sich dies Unglück durch sein unvorsichtiges Vordringen zugezogen hatte, blieb an der Spitze seiner Truppen; die vier Geschütze, die er mit sich führte, fielen dem Feinde in die Hände. Das zweite Regiment, welches um- sonst durch die Schlucht zu dringen versucht hatte, um seinen Waffcngefährtcn beizustehen, würde das Schicksal derselben getheilt haben, wenn nicht in dem Augenblicke, wo es zu erliegen im Begriff war, die Besatzung von Paravadi einen kräftigen Ausfall gemacht hätte, während zugleich einige Bataillone aus dem Lager von Eski Arnautlar den Türken in die Flanke fielen und sie zum Abzüge zwangen. Der blutige Kampf, der vom frühen Morgen bis zum Abende gedauert, und in dem die Russen nach ihrem eigenen Geständ- nifie allein an Todten 1600 Mann verloren, hatte auf den General Roth in- defien einen solchen Eindruck hervorgebracht, daß er es nicht wagte, in dem zu sehr bloß gestellten Lager von Eski Arnautlar sichen zu bleiben, sondern

4. Bd. 11 - S. 228

1846 - Braunschweig : Westermann
226 Drittes Hauptstück. klar. Er entsandte sogleich einige Bataillone Infanterie und eine Nciterab- thcilnng nach Kiuprikoi, nm diesen wichtigen Posten zu verstärken, den die Türken aber bei ihrer Ankunft bereits vom Feinde besetzt fanden, worauf sie auf einem Nebenwege Aldos gewannen. Der Befehlshaber, Ibrahim Pascha, dessen ganze Macht nicht über 8000 Mann stark war, sah die Unmöglichkeit ein, mit derselben den Marsch des ganzen russischen Heeres aufzuhalten; er- faßte daher den einzigen Entschluß, von dem er sich noch einigen Erfolg ver- sprechen konnte, indem er sich auf das vereinzelte Corps des Generals Nüdi- ger warf, welches in geringer Entfernung von Aldos Halt gemacht hatte, um die beiden Corps der Generale Pahlen lind Roth, die in seiner linken Flanke marschirten, zu erwarten. Die russische Vorhut wurde zurückgedrängt; als die Türken jedoch aus das Hanpscorps stießen, wurden sie nach kurzem Gefechte ihrerseits zum Rückzüge gezwungen. Rüdiger folgte den in Unordnung Flie- henden auf dem Fuße, und griff sogleich Aldos, so wie die zur Seite dieser Stadt vom Feinde besetzten Stellungen an. In den engen Straßen von Ai- dos wurde hartnäckig gekämpft; so wie aber hier der Widerstand überwältigt war, ergriffen die Türken auf allen Seiten die Flucht und retteten sich auf Fußwegen längs dem südlichen Abhange des Gebirges nach Karnabad. Am folgenden Tage wurde auch diese kleine Stadt von den Kosackcn besetzt, und General Dicbitsch verlegte jetzt sein Hauptquartier nach Aidos, um von hier- aus die ferneren Bewegungen seines Heeres zu leiten. Er schickte den Gene- ral Pahlen in südlicher Richtung nach Karabnnar ab, von wo dessen Vorhut bis nach Fakih, zehn Meilen von Adrianopel, vordrang. Zn gleicher Zeit rückte General Rüdiger mit seinem Corps westwärts nach Karnabad, und da er vernahm, daß Halil Pascha in dem etwa fünf Meilen entfernten Orte Jambol, seitwärts von der großen Straße nach Adrianopel, ein Corps von 10,000 Mann zusammengezogen hatte, so entsandte er den General Schere- metiew mit acht Schwadronen Uhlanen und einigen Kosacken, um nähere Kundschaft von der türkischen Stellung einzuziehen. Die Russen waren be- reits so übermüthig geworden und achteten den Feind so geringe, daß diese schwache Reiterabtheilung sich ohne langes Besinnen auf das türkische Lager stürzte und dasselbe in Brand steckte. Zwar wurde Scheremetiew zuletzt zu- rückgeschlagen; sein kecker Angriff hatte aber die Türken so in Schrecken ge- setzt, daß Halil Pascha, in der Meinung, das russische Heer sey bereits gegen ihn im Anzuge, Jambol in aller Eile räumte und sich nach Adrianopcl zu-

5. Bd. 11 - S. 218

1846 - Braunschweig : Westermann
218 Drittes Hauptstück. Schumla das Schicksal des osmanischen Reiches entschieden werden müsse, zu fest durchdrungen, als daß er diesen Gedanken hätte fassen können. Er bc- harrte daher auf dem Entschlüsse, sich um jeden Preis durchzuschlagen und traf unerschrockenen Muthes seine Vorbereitungen zur Schlacht. Am 11. Juni um 7 Uhr des Morgens trat die türkische Vorhut, 6000 Mann stark, aus dem Walde heraus, einige Bataillone regelmäßiger Infanterie mit neun Ge- schützen in der Mitte und die Reiterei auf beiden Flügeln Diebitsch, der, durch die Aussagen der Gefangenen irre geleitet, nicht gewiß war, ob der Großwcsir nicht mit seiner Hauptmacht einen andern Weg eingeschlagen, be- fahl, um sich dessen zu vergewissern, dem General Ostrostschenko die Türken mit seiner aus vier Bataillonen und drei Schwadronen Husaren bestehenden Vorhut anzugreifen, und ließ den General Pahlcn mit dem in drei Staffeln ausgestellten zweiten Armcccorps zur Unterstützung nachrücken, während Ge- neral Roth, der mit seinen Truppen eben erst eingetroffen war, die Reserve bildete. Die Türken wichen bei dem Vordringen der Russen in den Wald zurück und ließen sogar die Batterie im Stiche, mit der sie anfangs das Feuer der russischen Geschütze erwidert hatten. In dem Augenblicke aber, wo die russische Infanterie im Begriffe war, sich der Batterie zu bemächtigen, brach die türkische Reiterei aus dcni Hinterhalte, den sie dem Feinde gelegt hatte, hervor, warf die russischen Schwadronen, die sich ihr entgegenstellten, über den Haufen, und hieb das Bataillon Murom, auf welches sie sich zuerst stürzte, nieder, ehe dasselbe Zeit gehabt hatte, ein Viereck zu bilden. Auch die drei anderen russischen Bataillone wurden hart bedrängt, da inzwischen die unregelmäßigen türkischen Fußtruppen herangekommen waren. Der größte Theil wurde niedergemacht, und den Rest rettete nur die aufopfernde Tapfer- keit des Husarenregimcntcs, das immer wieder von Neuem zum Angriffe vor- sprcngte. Durch diesen günstigen Erfolg war die Kampflust der Türken bis zur Wuth gesteigert worden; sie nahmen das Dorf Tschirkowna, welches die Russen umsonst zu halten versuchten, im ersten Anlaufe, drängten das erste Treffen des Generals Pahlcn auf das zweite zurück und hätten nur noch wenig Terrain gewinnen dürfen, um, wenn cs der Großwesir nicht vorzog, den so glücklich begonnenen Kampf fortzusetzen, ihren Rückzug nach Schumla auf dernebenstraße über Tscheremedin und Marasch ohne Gefahr zu bewerk- stelligen. Allein das wilde Feuer, mit dem sie gegen die Stellung der Russen herangestürmt waren, verrauchte, als sie bei dem zweiten Treffen des Gene-

6. Bd. 11 - S. 222

1846 - Braunschweig : Westermann
222 Drittes Hauptstück. Ente zu machen, und daß er den Uebcrbringer des Schreibens deshalb be- auftragt habe, alle näheren Aufschlüsse zu geben, die der Wesir verlangen würde. Ncschid Pascha antwortete, als echter Türke: Da der Sieg und die Niederlage Ereignisse wären, die von dem göttlichen Willen abhingen, so läge es außerhalb der Macht des Menschen zu ändern, was die Vorsehung beschlossen habe. In den Schlachten, welche zuerst bei Eski Arnautlar und darauf bei Kulcwtscha Statt gesunden, sey der Erfolg den Augen beider Par- teien offenbar geworden; der Verlust, den später das Ausstiegen der Pulver- wagen verursacht, sey nur einem Zufalle zuzuschreiben, den der Wille des Himmels gefügt habe; und die göttliche Weltordnung bringe es so mit sich, daß man einmal auf den Sieg, ein anderes Mal auf die Niederlage gefaßt seyn müsse. Im Uebrigcn wünsche er sehnlich, daß der Friede unter Bedin- gungen abgeschlossen werde, die beiden Neichen vortheilhast wären; er sey aber ein einfacher Kriegsmann und habe keine Kenntniß von den Staats- angelegenheiten; es werde daher am zweckmäßigsten seyn, den Unterhändler nach Konstantinopel zu schicken, oder einen Tag zu bestimmen, an dem beider- seitige Commissarien zusammentreten möchten. Dazu hielt Diebitsch sich nicht für ermächtigt; er nahm daher eine Stel- lung ein, die ihn in den Stand setzte, das türkische Lager vor Schumla genau zu beobachten, und beschloß den Fall von Silistria abzuwarten, ehe er zu weiteren kriegerischen Unternehmungen schritte. Vor Silistria waren inzwischen die Belagerungsarbeitcn auf das Kräftigste fortgesetzt worden, ob- wohl die 8000 Mann starke Besatzung einen Widerstand leistete, der durch seine Ausdauer alle Erwartungen der Belagerer täuschte. Die ganze Befesti- gung des Platzes bestand aus einer einfachen Umwallung, mit zehn kleinen Bastionen, die so weit auseinander lagen, daß sie sich gegenseitig nur geringe Unterstützung gewährten. Die wenigen vorliegenden Werke waren ohne alle Bedeutung. In der Nacht vom 26. auf den 27. Mai hatten die Russen ihre zweite Parallele eröffnet, aus der sic ein heftiges Bombardement gegen die Stadt begannen, welches sie aber bald wieder aufgaben, weil sic sich von der Nutzlosigkeit desselben überzeugten. Wiederholte Ausfälle, welche die Be- satzung machte, wurden zurückgewiesen; und in der Nacht vom 3. auf den 4. Juni rückten die Belagerer so weit vor, daß sic mehrere Batterien nur 130 Schritt von dem bedeckten Wege anlegten. Die Türken, welche die Ausführung dieser Arbeiten umsonst durch das Feuer der Geschütze von ihren

7. Bd. 11 - S. 192

1846 - Braunschweig : Westermann
192 Drittes Hauptstück. des Flusses überwältigt war, von den Außenwerkcn der Festung eines nach dem andern, ohne daß sie auf irgend einem der noch so leicht zu vertheidi- genden Punkte erhebliche Gegenwehr gefunden hätten. Die türkische Reiterei, die Alles verloren sah, ergriff den einzigen Answeg der Rettung, indem sie aus den Thoren brach und auf steilen Gebirgswegen, aus denen die Russen ihr nicht zu folgen vermochten, den Karadag hinausjagte. Emin Pascha sah in seiner Burg dem Vordringen der Russen, die sich bald der ganzen Stadt bemächtigt hatten, unthätig zu und übergab, so wie ihm in seinem Zu- fluchtsorte mit einem Sturme gedroht wurde, auch die Citadelle, ohne nur einen Versuch der Vertheidigung zu machen. Selten war ein Sieg um wohl- feileren Preis errungen worden; denn der ganze Verlust der Russen au Tod- ten und Verwundeten betrug etwa 260 Mann, während von den Türken über 1000 geblieben und verwundet und 1300 während des Gefechtes ge- fangen worden waren. Dem Reste der Besatzung wurde gestattet, in die Hei- math zurück zu kehren, weil man gewiß war, daß sie sobald nicht wieder sich durch kriegerischen Eifer zu neuen Kämpfen würde hinreißen lassen. Das Glück hatte den russischen Feldherrn außerordentlich begünstigt, denn schon meldeten die Vorposten, daß die Spitzen der türkischen Vorhut von Arzernm her im Gesichte wären. Nach dem Falle von Kars konnte Kiosa Mahmud an einen Angriff nicht denken. Während das türkische Heer sich damit begnügte, die Russen aus der Ferne zu beobachten, hatte sich bei diesen inzwischen ein Feind eingestellt, der ihnen ungleich gefährlicher zu werden drohte, als das Schwert der Asia- ten. Unter der Besatzung von Kars herrschte die Pest, und wenige Tage nach der Einnahme dieses Platzes brach dieselbe auch unter den Siegern aus. Es wurden aus der Stelle die strengsten Maßregeln ergriffen, um jeder weiteren Verbreitung der Seuche vorzubeugen; aber wenn cs dadurch auch gelang, diese im Keime zu ersticken, so sah General Paszkiewicz sich koch durch die Vorkehrungen, die erforderlich waren, beinahe volle vier Wochen zur Unthätigkcit verurthcilt. Nicht eher, als in den letzten Tagen des Juli war er im Stande, wieder in das Feld zu rücken. Da er in Kars eine zahl- reiche Besatzung zurücklassen mußte, so war das Corps, welches ihm zur Verfügung blieb, viel zu schwach, als daß er es hätte wagen dürfen, mit demselben in das Innere des Landes einzudringen. Er beschloß daher, sich seitwärts gegen die feste Stadt Akhaltsikeh zu wenden, die in einem schwer

8. Bd. 11 - S. 194

1846 - Braunschweig : Westermann
194 Drittes Hauptstück. die Mauern erstiegen Die seitwärts gelegene kleine Feste Khertwiß, mitten im Gebirg, capitulirte, als eine Abtheilung von 200 Tataren sich vor ihren Mauern zeigte. Um dieselbe Zeit erhielt General Paszkicwicz die Nachricht, daß die von den Türken besetzte Festung Poti, am Ausfluß des Nion — des alten Phasis — nach siebentägiger Bcrennung gefallen, und daß ein 1800 Mann starkes Corps unter dem Generalmajor Popow zu seiner Verstärkung von Georgien aus aus dem Marsche war. Ein anderes Corps, welches aber auch nur 2300 dienstfähige Leute zählte, hatte ihm der General Fürst Bebutow am Tage der Einnahme von Akhalkalaki zugeführt. Allen Nachrichten zu Folge, die er vom Feinde hatte, mußte der russische Feldherr die Machtkiosa Mahniud Paschas noch weit entfernt glauben; er beschloß daher, nachdem er seinen Truppen die nöthige Rast gegönnt, ohne Säumen gegen Akhaltsikch weiter zu ziehen, um sich dieses Platzes zu bcmeistcrn, ehe das türkische Heer demselben zu Hülfe kommen konnte. Am 10. August setzte sich das kleine russische Heer von Akhalkalaki aus in Bewegung. Der Weg, den General Paszkiewicz einschlug, führte über das steilste Gebirge aus Saumpfaden, aus denen das schwere Geschütz an vielen Stellen nur durch Menschenhände weitergeschafft werden konnte. Glück- licher Weise ließ sich während dieses gefährlichen Marsches kein Feind erblicken, und am 16. August war das ganze Corps in dem Thale des Kur, der in geringer Entfernung von Akhaltsikch vorüberströmt, vereinigt. Hier erfuhr man, daß Kiosa Mahmud mit dem größten Theile seiner Macht unter den Mauern dieser Feste eingetroffen sey; aber es gab jetzt keine Wahl mehr, da cs noch gefährlicher gewesen wäre, den Rückzug anzutreten, auf dem man ohne Zweifel die ganze Masse des türkischen Heeres hinter sieh hergezogen hätte, als weiter vorzugehen. General Paszkiewicz ging, ohne die Ankunft Popows abzuwarten, der noch zwei Märsche entfernt war, über den Kur und besetzte die Anhöhen, welche Akhaltsikch gerade gegenüber das Thal be- herrschen, durch welches ein von dieser Stadt herkommender und nach ihr Akhaltsik-tschai benannter Bach dem Kur zufließt; die Türken, statt ihm den Besitz derselben streitig zu machen, begnügten sich, mit ihren Reiterschwärmcn die lange Reihe der Packwagen anzugreifen, die aber von der Bedeckung mit gutem Erfolge vertheidigt wurden. Um sich gegen einen Angriff des über- mächtigen Feindes zu sichern, gingen die Russen sogleich daran, die vor- theilhaste Stellung, die sie auf dem linken User des Akhaltsik-tschai einge--

9. Bd. 11 - S. 198

1846 - Braunschweig : Westermann
198 Drittes Hauptstück. nach Georgien führenden Engpaß beherrscht; und in den ersten Tagen des Septembers besetzte eine von Kars aus abgeschickte Abtheilung die feste Stadt Ardaghan, wohin General Paszkiewicz sein Hauptquartier verlegte, weil er von hier aus leichter für die Verpflegung des Heeres sorgen konnte. Um dieselbe Zeit bemächtigte sich Fürst Tschawtschewadse mit einer Abtheilung des in den persischen Grenzprovinzen stehenden Armeecorps des festen Platzes Bajazeth, der von seiner Besatzung verlassen war. Nicht lange darauf fiel auch die in der Nähe gelegene kleine Stadt Diadin in seine Hände und am 23. September besetzte er die als unüberwindlich geltende Bergfeste Topra- kalch auf der Straße nach Arzerum, welche die Besatzung nicht zu vertheidi- gen wagte. Im October und November fielen noch einige leichre Neitergc- fcchte in diesen Gegenden vor. Inzwischen war aber der Winter mit aller Strenge, die er in dem armenischen Hochlande hat, eingebrochen. General Paszkiewicz war bereits am 10. October nach Tiflis gegangen; und es trat auf allen Punkten eine erzwungene Waffenruhe ein, bis mit dem nächsten Frühjahre der Schnee von den Feldern verschwand, die er mehrere Monate hindurch oft mehrere Fuß tief bedeckt. Während der Krieg zwischen den Russen und den Türken in Europa und Asien mit der äußersten Heftigkeit entbrannt war, ohne daß sich, un- geachtet aller Verluste, welche die letzten erlitten hatten, noch das Ende mit einiger Sicherheit absehen ließ, war in dem Befreiungskämpfe der unglücklichen Griechen, der die Veranlassung zu dem Bruche geboten, eine entscheidende Wendung eingetreten. Die drei vermittelnden Mächte hatten durch den Ver- trag vom 6. Juli die Verbindlichkeit übernommen, den Verheerungen der Türken und Acgyptcr in Griechenland ein Ziel zu setzen. Dieser Zweck war durch die Schlacht bei Navarino nicht erreicht worden, da dieser Schlag zwar die Flotte, aber nicht zugleich das Heer der Barbaren getroffen hatte. Um dem Lande wirksamen Schutz zu gewähren, gab cs kein anderes Mittel, als daß man die ägyptischen Truppen, die Morca besetzt hielten, zwang, sich nach ihrer Heimath einzuschiffen. Frankreich erbot sich, ein Heer auszurüsten, um die Halbinsel von ihren Bedrängern zu reinigen. Das englische Cabinct, welches eine solche Einmischung nur mit Widerwillen sah, sich derselben aber doch nicht widersetzen durfte, da ihm durch den Vertrag vom 6. Juli die Hände gebunden waren, beschloß nun, Alles aufzubieten, um die Räumung von Morea durch friedliche Mittel herbeizuführen und die

10. Bd. 11 - S. 237

1846 - Braunschweig : Westermann
235 Der russische Türkenkrieg. dere Forderungen erhoben hätte, wenn die drohende Stellung der brittischen Seemacht in der Nähe der Dardanellen nicht einige Rücksicht gebot, ist kaum zu zweifeln; denn die Bedingungen, auf denen das St. Petersburger Cabi- nct noch nach dem wenig günstigen Ausgange des ersten Feldzuges bestehen zu müssen glaubte, waren der Art, daß der schlaue Corse, der mit der Wahr- nehmung der russischen Interessen am Hofe der Tuilerien beauftragt war, Graf Pozzo di Borgo, auf das Dringendste die Geheimhaltung anempfahl, weil zu befürchten stehe, daß eine Mittheilung derselben auch die befreundeten Mächte von Rußland abwenden würde*). Aber wieviel man auch nachge- geben hatte, der Hauptzweck des Krieges war erreicht. Dieser war kein an- derer, als die Macht des osmanischen gleiches in dem Augenblicke, wo die- selbe sich durch die Reformen des Sultans wieder zu erheben begann, zu brecheu. Der Widerstand, den die Türken in zwei Feldzügen leisteten, bewies, daß man in der Verfolgung dieses Planes nicht länger hätte zögern dürfen, ohne sich der äußersten Gefahr auszusetzen. Selbst die türkische Flotte, ob- wohl durch die Schlacht bei Navarino ihrer tüchtigsten Seeleute und vieler ihrer besten Schiffe beraubt und daher außer Stand gesetzt, der russischen Seemacht im schwarzen Meere die Spitze zu bieten, hatte eine Gelegenheit gesunden, zu zeigen, daß sie, wenn auch der russischen Seemacht nicht ge- wachsen, doch keineswegs so durchaus unbrauchbar war, wie man nach den früheren Seegefechten im griechischen Freiheitskampfc vorauszusetzen pflegte. Zu Ende des Mais wagte der Kapudan Pascha sich mit nichrcren Linien- schiffen und einigen kleineren Fahrzeugen aus dem Bosporus in das schwarze Meer hinaus, um ein russisches Geschwader aufzusuchen, welches an der asia- tischen Küste erschienen war und bei Pcnderaklia eine türkische Fregatte, die dort auf den Werften lag, verbrannt hatte. Die Russen waren bei seiner Ankunft bereits davon gesegelt; aber bei der Rückfahrt fiel er auf eine klei- nere russische Schiffsabtheilung, die aus einer Fregatte und zwei Briggs *) Depesche vom 28. Nov. 1828: Quelque soit le désir de satisfaire l’empereur, je suis sur, que s’il s’agissait de réduire la question aux conditions déduites dans la note confidéntielle du cabinet impérial, la France et toutes les autres puissances les trouve- raient exorbitantes et nous exhorteraient à y renoncer. Eine dieser Bedingungen, ans die man später verzichtete, war die Zerstörung aller türkischen Festungen nid)! bloß auf dem linken, sondern auch auf dem rechten Donanufer, so wie auf dem nördlichen Abhänge des Balkan. (S. eine frühere Stelle in derselben Depesche.)
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