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1. Bd. 6 - S. 204

1846 - Braunschweig : Westermann
204 Zweites Kap. Religion. sondern der gemeinen Bürgerfeste oder Volksbelustigungen, dann von Kleidun- gen, Speisen und Sitten auch der geringeren Klassen geben uns in anziehen- den Bildern zu erkennen, wie damals die öffentlichen Bedürfnisse noch nicht den Privatwohlstand verschlangen, wie noch des Bürgers blieb, was er durch Emsigkeit errungen, und daß nicht blos erworben, sondern auch genos- sen ward. Zweites Kapitel. Religion. §. 1. Ausbreitung des Christenthums. Reich des Islam. Noch immer — wiewohl in langsameren Fortschritten — breitete sich das Christenthum aus; es erhielt jezt in Europa beinahe die vollständige Herr- schaft. Nur im tiefen Norden verharrten noch einige finnische und lettische Stamme beim Heidenthume. Die südlicheren Stämme der lezten, die Lit- thauer und die Preußen, Livcn und Esthen horchten theils freiwillig, theils gezwungen der christlichen Lehre. Dieselbe triumphirte abermals in den spanischen Ländern durch den Eifer Ferdinand's des Katholischen, des Besiegers und dann Unterdrückers der Mauren. Dagegen wich das Kreuz im südöstlichen Europa dem furchtbaren Halbmonde der Osmancn. Durch dieselben Osmanen ward im westlichen Asien die Herrschaft des Islam befestigt. Fast alle Sultane — nach dem Beispiele ihres Ahn- herrn Osman — waren Glaubenseiferer. Die Sunna erhielt durch sie entschiedenen Sieg (s. oben S. 134). Das Hauptrcich der Schiiten wurde Persien. Vergebens hatte Tinnir im Dienste Ali's gestritten und ge- mordet, zur Rache Ho sein's Haleb unddamaskus mit Blut überschwemmt: nach seinem Abzüge kehrte der alte Glaube wieder. Doch war durch Timur die Lehre Mohammed's überhaupt in Asien bekräftigt, ja mächtig ausge- breitet worden. Viele Stämme der Tataren und Mongolen brachte er zur Verehrung des einen Gottes und seines Propheten, und in Indien legte er den Grund zu den glänzendsten Eroberungen des Islam. Die Hoff- nungen der Christen auf die Bekehrung der Mongolen, und was sie hin

2. Bd. 6 - S. 25

1846 - Braunschweig : Westermann
28 Erstes Kap. Von dem Reiche der Teutschen. Tagen zu erscheinen. Da erklärte ihn Rudolf in die Acht, besiegte (1276) den Stolzen und zwang ihn zum harten Frieden. Ottokar mußte Verzicht leisten auf Oestreich und alle teutscheländer, wegenböhmen undmähren aber die Belehnung empsahen. Wcchselhcirathcn zwischen Söhnen und Töch- tern der beiden Feinde sollten die Aussöhnung befestigen. Aber bald erneuerte Ottokar den Krieg. Die Reichshilfe war meist heimgezogen, mit Rudolf waren nur noch die eigenen und die Schaaren einiger näheren Freunde. Gleichwohl errang er auf dem Marchfelde (1278) — mühevoll, doch um so glorreicher — den entscheidendsten Sieg. Ottokar Selbst, nach dem verzweifeltsten Kampfe, ward erschlagen, der Rest seines Heeres zerstreut. Dem Sohne des Ge- tödteten gab Rudolf, mit weiser Mäßigung, denselben Frieden, welchen Ottokar treulos gebrochen; nur sollte Mähren, zum Ersaze der Kriegskosten, fünf Jahre lang dem Kaiser verpfändet seyn. Hierauf, mit Rath und Einwilligung aller Kurfürsten — Er Selbst hatte zur Giltigkeit wichtiger Reichsgeschäfte solche Genehmigung für nöthig erklärt —, verlieh er seinen Söhnen Albrecht und Rudolf die herrlichen Länder, deren Wiederbringung an's Reich sein eigenes, schweres Werk gewesen, Oestreich, Steiermark, Krain und die windische Mark (1282). Kärnthcn ward dem Grafen Mainhard von Tyrol gegeben. Also ward die Macht Habsburgs befestigt und der Grund zu ganz neuen, unermeßlich wichtigen Verhältnissen gelegt. ^ Nach der damaligen Lage Teutschlands und der Welt hätte die Erblich- keit der Kaiserkrone in dem nunmehr starken, doch nicht übermächtigen Hause Habsburg wünschenswerth scheinen mögen. Natürlich war, daß Rudolf Selbst darnach strebte. Aber die Kurfürsten, der freien Wahl sich freuend, ge- währten ihm die Ernennung Albrechts, seines Sohnes, zum römischen Kö- nige nicht. Diese Fehlschlagung that ihm wehe. Er starb kurz darauf (1291), von den vaterländisch Gesinnten tief betrauert, ein Vorbild aller Guten sei- nes Hauses, fromm, mild, rechtliebend, wie die Besten aus ihnen, aber kräf- tiger, weiser, mäßiger, als die Meisten. §. 3. Adolf von Nassau. Nach einem fast jahrelangen Zwischenreiche gelangte durch Vorschub des mächtigen und ränkevollen Gerhard, Erzbischofs von Mainz, dessen Ver- wandter Adolf, Gras von Nassau, zur Krone (1292). Aber die Gründe

3. Bd. 6 - S. 34

1846 - Braunschweig : Westermann
34 Erstes Kap. Von dem Reiche der Teutschen. reich zum Kaiser ausgerufen; Tags darauf aber von Mainz, Trier und Brandenburg — wiewohl lezteres seine Stimme Oestreich zugesagt, — dann von Johann von Luxemburg, als König von Böhmen, auch von Sachsen-Lauenburg, welches man gegen Wittenberg aufstellte, Lud- wig von Baiern erkoren. Unglückverkündend schallte herüber und hinüber der Frohlockenden Ruf. In Frankfurt ward nun Ludwig aufgenommen und auf den Hochaltar der Bartholomäuskirche erhöht. Gekrönt aber wurden beide Könige, Friedrich zu Bonn von dem Kurfürsten von Köln, Lud- wig zu Aachen von jenem von Mainz. Hierauf war siebenjähriger Krieg tu Tentschland. Willenlos folgten die Lehensmänner und Waffcnknechtc der Fahne ihrer Herren, tiefe dein Rufe ihrer Leidenschaft oder ihres vermeinten Vortheils. Die Reichsstädte neig- ten. sich dahin, wo sie stärkeres Recht glaubten, auf Lndwig's Seite, wel- cher der unbestrittenen Stimmen Einen mehr als Friedrich, auch die Aner- kennung der Wahlstadt Frankfurt und die feierliche Krönung in Aachen für sich hatte. Doch mehr verderbend für Land und Volk als blutig in Schlachten war der schlecht geregelte, beiderseits von vielen Häuptern, ohne Eintracht und Verband, geführte Krieg. Beide Könige, über den vergeblichen Jammer trauernd, sehnten sich nach Entscheidung. Da ward, bei Mühldorf am Inn, Fried rieh's grosses Heer von seines Gegners minder zahlreichen, aber besser geführten Schaarcn nach lange zweifelhaftem, blutigem Kampfe (28. Sept. 1322) geschlagen, Friedrich Selbst Lndwig's Gefangener. Der Klugheit Seyfried Schweppermann's, des nürnbergischcn Fcld- hanptmanns, welcher die Schlacht geordnet, und der Tapferkeit des Burg- grafen Friedrich, der aus dem Hinterhalt bervorbreehend die ermüdeten Oestreicher niederwarf, verdankte Ludwig diesen Sieg. Das ganze Reich er- kannte ihn jezt als König. Nur Leopold von Oestreich blieb in Waf- fen; sein Bruder, König Friedrich, sah gefangen ans Trausniz, einer festen Burg in der Oberpfalz; auch Heinrich, der dritte Bruder, war bei Mühldorf gefangen und nach Böhmen geführt ivordeu. §• 8. D o >: dem Schweiz erblinde. In den Zeiten dieses Krieges nahn, rer Schioeizerbund seinen Nr- svrnng. Laßt uns diele denkwürdige Begebenheit niit demienigen Interesse

4. Bd. 6 - S. 145

1846 - Braunschweig : Westermann
145 Don den südöstlichen Neichen rc. ruhmgekrönt immer einhcrziehen!" Also rief der einsegnende Derwisch wie in prophetischer Begeisterung. Zweihundert Jahre hindurch sind die Janit- scharen als treffliches Fußvolk, welchem die Abendländer so lange Zeit kein ähnliches entgegenstellten, fast immer siegreich gewesen, und sie blieben auch in ihrem späteren Verfalle der Kern der türkischen Heere. Von Adrianopcl aus, wo Murat seinen von Pracht strahlenden Herr- schersiz genommen, verwaltete er sein täglich sich erweiterndes Ncich. Hier, wie in seinem Lager, empfing er die Huldigungen der Nationen so wie die demü- thigen Friedcnsbitten des griechischen Kaisers. Sein lezter Sieg war bei Kossova (1389), allwo er die Servier entscheidend niedertrat, aber Selbst, im Augenblicke des Triumphs, durch den Arm eines servischen Jünglings fiel. §. 10. Basazeth L Die Schlachten von Nikopolis und Ancyra. Von Bajazeth Jlderim (der Bliz), welcher Murat folgte, gingen noch größere Schrecken aus. Die Eroberungen im Süden der Donau wur- den fortgesezt und im Norden dieses Stromes begonnen; während auch in Klein-Asien wider die unabhängigen Emire der übrigen Türkenstämmc glor- reicher Krieg geführt und die osmanische Hoheit in der ganzen Halbinsel befestigt ward. Wider diesen furchtbaren Krieger, dessen schwellende Macht die ganze Christenheit zu bedrohen schien, sammelten sich unter Sigmund's, des Kö- nigs von Ungarn, Fahne die abendländischen Heerschaaren zum schwe- ren Streite. Hundert tausend wohlbewaffncte Krieger zogen aus von Ofen. Sigismund Selbst voran an der Ungarn Spize; nach ihm unter Herzog Johann die Mannschaft von Burgund, in stolzer Rüstung, siegberühmt; dann die gedrängten Schaaren der Teutschen und der Böhmen, mit ihnen auch die edle Hilfsmannschaft der Franzosen und Engländer, der kriegs- erfahrene Enguerand de Couch und viele gefeierte Helden der Zeit. Wenn der Himmel einfiele, also prahlten die Stolzen, so würden sie ihn aushalten mit ihren Speeren. Bei Nikopolis trafen sie zusammen mit Bajazeth's Macht, welche, gleich muthig, aber in mehr als gedoppelter Zahl, mit den Hörnern ihres weiten Halbmondes sic zu umzingeln drohte. Der Ungestüm der Franzosen eröffnete unzeitig das Treffen und brachte Verder- den über daö Heer der Christen (1396). Viele Tausende der Lezten bedeckten die Wahlstatt, die edelsten Häupter, unter ihnen der Prinz von Burgund, v. Rotteck, allgcm. Geschichte. Vi 10

5. Bd. 6 - S. 127

1846 - Braunschweig : Westermann
Von Italien. 127 Verdrängung Bona's, der Herzogin Mutter. Dieser Böscwicht tödtete sein Mündel durch langsames Gift und erwarb also die selbstständige Gewalt (1494). §. 13. Karl Viii. in Italien Zur Befestigung derselben schmiedete der arglistige Verbrecher eine Reihe böser Ränke, in deren Verwicklung er zulezt seinen eigenen Untergang fand. Die Erzählung dieser Dinge ruft uns auf einen größeren Schauplaz. Zuerst hatte sich Ludwig der Gunst Maximilian's I. dadurch ver- sichert, daß er seine reich ausgesteuerte Nichte Bianca Maria demselben vermählte. Gegen König Alfons von Neapel, dessen Tochter die Gattin des unglücklichen Johann Galeazzo war, brachte der Herzog den ehrgeizi- gen Karl Viii., König von Frankreich, in die Waffen. Das Haus An- jou, dessen Erbschaft an Karls Viii. Vater gefallen, war durch die ara g o iri- schen Prinzen von Neapel verdrängt worden. Nicht ohne Schein mochte der Anspruch erneuert werden. Also, da Karl sich kräftig fühlte, Ludwig Mo- rus Beistand verhieß, auch der Papst Alexander Vi. beistimmte, so wurde das Unternehmen beschlossen. Nicht blos Neapel, auch das griechische Reich gedachte Karl zu erobern (1493). Mit überraschender Schnelligkeit drang das französische Heer durch die italischen Länder, schlug bei Monte Cassino die schlecht bewaffnete*) Kriegsmacht Neapels und eroberte das schöne Reich. Aber leichter ist's, ein Land zu erobern, als zu behaupten. Karl Vhi. war wohl tapfer; aber eitel, leichtsinnig, unklug. Seine Verbündeten ver- riethen ihn. Derselbe Herzog Ludwig, welcher ihn herbeigerufen, und der Papst, welcher ihm Hilfe geleistet, erschraken jczt über sein Glück. Es wurde ihnen nicht schwer, in Italien und auswärts die kleineren Mächte zur Furcht, die größeren zum Neide aufzuregen, und bald sah der vom Siege noch trun- kene Karl wider sich einen mächtigen Bund erstehen, an welchem nebst vielen italischen Staaten auch der Kaiser Maximilian, sein Sohn Philipp und Ferdinand der Katholische Theil nahmen. Dem Aufgeschreckten blieb Nichts übrig als ein schneller Rückzug. Auf demselben trat ihm bei Foro- uuovo das verbündete Heer entgegen; Erschlug sich wohl tapfer, doch küni- *) Auch Karl's Heer war ln übler Verfassung nach Commiiits: „Ii salloit Stre Ita- talien, pour 6tre yaincu.

6. Bd. 6 - S. 149

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140 Von den südöstlichen Neichen rc. radc jezt, da cs Noth that, war Europa unempfänglich für solche, durch Politik nicht minder, als durch kirchliches Interesse gerechtfertigte, Aufforderung. Nur einige italische Staaten, als naher bedroht durch der Türken Schwert, dann die Nhodiser-Ritter, endlich der junge König von Ungarn und Polen, Wladislaw Iii., unternahmen den Krieg. Einige Siege, welche Hunny ad erfochten, bewogen Murat Ii. zu billigen Friedensanträgen, in deren Ge- mäßheit zu Szeged in ein zehnjähriger Stillstand geschlossen und feierlich beschworen ward (1440). Der gefürchtete Mural, des Friedens sicher und der Wcltgeschäfte überdrüssig, übergab hierauf die Negierung seinem Sohne Mohammed, und zog sich nach Magnesia, in die Gesellschaft von frommen Fakiren und Derwischen, zurück. In Betrachtung solcher Verhältnisse ermunterte der päpstliche Legat, Kar- dinal Julian Cesarini, den König Wladislaw zum Friedensbruche. Der junge Fürst, fanatisch und nach Kriegsruhm dürstend, gab der Sophistik des Priesters nach, und rückte mit seiner — durch den Abzug der fremden Schaaren, die nach verkündetem Frieden heimgezogen waren, sehr geschwächten — Streitkraft kühn voran längs der Donau, dann über den Strom, durch Bulgarien, bis an die Gefilde von Varna, an den Ufern des schwarzen Meeres. Hier traf er auf die türkische Macht, welche Murat — durch die öffentliche Gefahr zur Wicderergrcifung der Zügel bewogen — eilig aus Asien herbeigeführt hatte; und es geschah die entscheidende Schlacht (10. Nov. 1444), worin, nach anfänglichem Glücke und heldenmüthigem Kampfe, das christliche Heer durch die überlegenen Schaaren eines wohlgeführten Fein- des, und der mit Begeisterung, als Rächer des Meineides, stritt, die kläg- lichste Niederlage erfuhr, der König selbst aber seinen Tod fand. Der Kar- dinal Julian ward auf der Flucht von den ergrimmten Bauern erschlagen; die Trümmer des Heeres, von Hunnyad geleitet, gelangten heim. Der Sultan, welcher selbst große Einbuße erlitten — dreimal so viel, als die Christen, wie versichert wird — verfolgte sie nicht. Abermals stieg er vom Throne, um seinen mönchischen Bußübungen obzuliegen, und entriß sich den- selben seufzend, als ein Aufstand der Janitscharen, welche den Jüngling Mohammed verachteten, ihn zum dritten Male zur Herrschaft rief (1446). Noch einmal fühlten die Christen seine schwere Hand bei Kossova (1449), wo er den Helden Hunnyad nach dreitägigem Kampfe fast zur Vertilgung schlug, jedoch nicht weiter vordrang. Er starb nicht lange darauf (1431), und hinter-

7. Bd. 7 - S. 23

1846 - Braunschweig : Westermann
23 Allgemeine Weltlage. Hindostan, dann auf die sibirischen Eroberungen dernnffen einen flüch- tigen Blick. Das fortwährend barbarische Getümmel in den übrigen Ländern und der Todesschlaf Sina's reizen sie nicht. Die Ankunft der Europäer auf den indischen Küsten eröffnet dagegen ein neues, würdiges Schauspiel. Aegypten ist jezt ein türkisches Land. Auch die gcsammte nord- afrikanische Küste — jezt zum Size wilder Raubhorden unter tyrannischen Führern herabgesunkcn — war durch gemeinschaftliche Religion, gemeinschaft- lichen Christenhaß und durch wechselseitiges Schuz- und Hilfsbedürfniß dem osmanischen Reiche verbunden. Auf West- und Süd-Afrika fällt durch die portugiesischen Entdeckungen Licht und welthistorisches Interesse. Aber am weitesten ist der Schauplaz, der jezt sich unserm Blicke in einer ganz neuen, westlichen Welt eröffnet; schon an und für sich durch Eigen- heiten der Natur und der Menschen der Betrachtung vielfach werth, noch un- endlich wichtiger aber durch den früh entfalteten mächtigen Einfluß auf Europa und die gesammte Menschheit. Die Entdeckung Amerika's und die Reformation öffneten also den im Uebrigcn meist nur der Hcrrscherpolitik und kleinlichen Interessen dienenden Völkern zwei unermeßliche Felder für ihre selbstständige Thatkraft und für edlen Kampf, das Reich einer wundervollen Natur und jenes der heiligsten Idee. Billig geht daher der Darstellung sowohl dör allgemeinen politischen, als der mehr vereinzelten Volksgeschichten jene der beiden großen Revolu- tionen voran, welche den Hauptcharakter des ganzen Zeitraums bestimmen, und weitaus den wichtigsten Bestrebungen der Nationen und Einzelnen ihre Richtung und Bedeutung geben. Zweites Kapitel. Entdeckung Amerika's und des Wasserweges nach Ostindien. 8- 1. Quellen. Die Anzahl der Schriftsteller über Amerika ist Legion. Schon die Neijebeschrcibungen bilden eine ansehnliche Bibliothek; und jede Provinz, jeder große Entdecker, jede Seite des Zustandes der Länder und Völker dieses Welt- teiles hat zahlreiche Bearbeiter gefunden. Wir verweisen im Allgemeinen aus

8. Bd. 7 - S. 37

1846 - Braunschweig : Westermann
37 mit) des Wasserweges mul; Ostindien. so reichem Preise. Von Cuba, gesandt von Valesqnez, lief am 10. Febr. rcs 151 ytcu Jahres Fernando Cortcz mit 308 Soldaten (deren We- nigste Musguctcn trugen), 109 Matrosen, 6 Pferden, einigen Falkoneten und 10 Feldstücken auf 11 kleinen Schiffen ans, um Montezuma's Reich zu erobern. Nach seiner Landung in Neuspanien verbrannte er seine Schiffe, kühner nach allen Umständen, als selbst der große Alexander und Wil- helm der Cr ober er, welche Aehnliehes gethan, legte Vera Cruz an und drang in's Innere. Nach einer Reihe romantischer Heldenthaten, durch Cntschlossenhcit, Ausdauer und nimmer gebeugten Muth, errang Cortez — begünstigt durch die klug gewonnene Freundschaft des Freistaates von Ttas- ka la und anderer über Montezuma's Herrschaft aufgebrachter Stämme — den Sieg über den feigen König, erpreßte von dem Gefangenen die Abtretung des Reiches, und schlug die hcldenmüthige Anstrengung der Nation unter Montezuma's Nachfolger, Gnatimozin, mit entscheidenden Schlägen nieder (1321). Ein herrliches, an allen Schäzen der Natur überreiches, mit ansehn- lichen Städten beseztes, an Civilisation und Volkszahl alle bisher entdeckten Gegenden Ainerika's weit übertreffendes, unter einer Herrschaft zum kriegeri- schen Staate vereinbartes Land, 3oo Meilen lang und gegen 2oo breit, ward also unterjocht durch eine Handvoll Menschen! Cortez fügte noch zu Neu- spanien die südlich daran gelegene große, fruchtbare Provinz Gua tim ala, welche bis gegen den Golf von Darien reicht, und entdeckte in Norden die langgedehnte, gebirgige, später von Jesuiten angebaute Halbinsel Califor- nicn (1336). Die Gewalt des Statthalters, die er als Preis seiner Helden- thaten wohl verdient hatte, mußte er nach Kaiser Karl's V. eifersüchtigem Willen an Antonio de Mendoza abtreten, und behielt blos den Kriegs- befchl. Unter emsig betriebenen Cntwürfcn, von den Küsten der Südsee aus die Fahrt nach Ostindien zu eröffnen, starb der große Cortez (1547) im 62fteu Jahre seines Alters. Weit minder rein, obwohl durch gleich erstaunlichen Heldenmuth errungen, war der Ruhm der Eroberer von Peru. Franz Pizarro, Diego de Al- magro und Fernando Luque, der Erste der Bastard eines Edelmannes, der Zweite ein Findling, der Dritte ein Pfaffe, erfüllt von dem Geiste der Abenteuer und des Raubes, schlossen zu Panama (1324) einen Bund zur Eroberung des mächtigsten Reiches der neuen Welt. Ein Schiff mit 112 Mann war die ganze Ausrüstung, deren Erfolg nach unsäglicher Mühe und

9. Bd. 7 - S. 57

1846 - Braunschweig : Westermann
67 und des Wasserweges nach Ostindien. durch die unermeßlichen Steppen Hoch-Asiens erfüllten. Man halt für- wahrscheinlich, daß, während eine Reihe barbarischer Horden, in westlicher Richtung sich fortwälzend, Verderben und Verwilderung über Europa brachte, eine gesittete Nation von den Usern des Jrtisch oder des Sec's Baikal, dem Schwerte derselben Barbaren gegen Osten entfliehend, über's Meer nach Amerika gekommen und diesem Erdtheil wohlthätig durch Einführung eini- ger Kultur geworden sey. Von dem Cooks-Fluß bis zum Nootkasund zeigen die Eingcbornen noch heut zu Tage eine merkwürdige Vorliebe für bildliche oder Hicroglyphenmalerei. Hier ist auch der wahrscheinliche Punkt der Herüberkunft aus Asien. Weniger durch friedliche Kunst, als durch Kriegsmuth ausgezeichnet, be- festigten gleichwohl die Azteken oder eigentlichen Mexikaner die Fortdauer der Kultur durch Gründung eines weiten Reiches, welches anfangs unter mehreren Häuptern, dann aber (seit 130 oder, nach einer anderen Berech- nrurg, seit 197 Jahren vor der Eroberung des Reiches durch Cortes) unter einem Monarchen stand. Derselbe wurde durch Wahl ernannt, und von solchen Wahlhcrrschern war Montczuma der neunte. Die spanischen Eroberer beschreiben mit Ausdrücken des Erstaunens die Pracht, die Herrlichkeit, den blühenden und gesitteten Zustand des mexikani- schen Reiches. Die Kritik, bei Vergleichung der bewährten Thatsachen, kann jedoch nicht die begeisterte Selbsttäuschung verkennen, die ihnen dabei die Feder führte. Sie findet wohl überraschende Lichtpunkte, doch die Schatten noch vorherrschend. Die Form des Reiches war der eines europäischen Fcudalreiches in den Zeiten des Mittelalters nicht unähnlich. Der Monarch, bei allem Glanze, der seinen Thron umgab, bei allen Aeußerungen der tiefsten Unterwürfigkeit, womit die Größten sich ihm nahten, war gleichwohl sehr eingeschränkt durch die Vorrechte eines stolzen und mächtigen Adels, welcher seinerseits über das gemeine Volk eine drückende Herrschaft übte. Dreißig Häupter vom ersten Range, worunter zumal die Fürsten von Tczeuko und Ta cuba, geboten jeder über eine Zahl von etwa 100,000 Gemeinen; unter ihnen erhoben drei- tausend Edle des zweiten Ranges ihr immer noch stolzes Haupt. Ohne die Beistimmung der Häupter konnte nichts Wichtiges weder im Krieg, noch im Frieden geschehen, und sechs Wahlsürstcn vergaben — zwar meist an eiuen Sprößling des regierenden Hauses, doch immer nur an den, welcher ihnen

10. Bd. 7 - S. 62

1846 - Braunschweig : Westermann
62 Zweites Kap. Entdeckung Amcrika's §. 14. Ihr Schicksal unter dem europäischen Joche. Ueber diese beiden Völker sowohl, als über alle andere der neuen Welt (die wenigen ausgenommen, von welchen Unwirthbarkeit oder Unzugänglich- keit ihres Bodens die Eroberer Amerikas entfernt hielt) erging, bald nach der Entdeckung, ein herbes Loos. Viele erlitten den Untergang, die übrigen wenigstens harte Unterdrückung, dabei eine völlige Umstaltung aller ihrer Ver- hältnisse und einen plözlichen Stillstand, dann einen gewaltsam veränderten Gang ihrer theils begonnenen, theils naturgemäß vorbereiteten Entwicklungs- geschichte. Ungerührt durch die stille Harmlosigkeit der Indianer (also nannte man die Eingeborenen des fälschlich für Indien gehaltenen Wcltthcils), ungerührt durch das kindliche Vertrauen und die ehrerbietige Dienstsertigkeit, womit dieselben den Spaniern gleich als höheren Wesen entgegen kamen, machten diese sofort ihre Ucberlegcnheit an Kraft, Klugheit und Waffen als Titel der Herrschaft geltend, und forderten Knechtsdienste, theils in Plantagen, wo Boden und Lage zu solchen einlud, mehr aber in den eifrigst geöffneten Schachten der gold- und silberreichen Gebirge. Dieses Loos traf allererst die Bewohner der schon von Kolumbus entdeckten Antillen, zumal der großen Insel Hispaniola, worauf die Hauptniederlassung der Spanier und der Siz des Statthalters war. Die Indianer, durch solche Mißhandlung empört, griffen endlich zu den Waffen, erlagen aber schnell im ungleichen Kampfe ge- gen die scharfen europäischen Schwerter, gegen die donnernden Feuerschlünde, gegen die mächtigen Rosse und die zur Mcnschcnjagd abgerichteten Hunde. Jczt ward ihr Joch noch härter: außer den Arbeiten forderte man von ihnen schweren Tribut, und endlich überließ mau sie, in größere oder kleinere Loose vertheilt, sammt den Bezirken, worin sic wohnten, an die Pflanzer, Krieger und Abenteuerer zum völligen oder wenig beschränkten Eigenthume. Das Recht solcher Austhcilung erhielt zuerst der königliche Statthalter, später ward cs einem eigenen Bevollmächtigten, dem räuberischen Rodrigo Albuquer- que, verliehen, der es auf die gefühlloseste Weise ausübte. Vergebens erho- den sich gegen das schreiende Unrecht dieser Ripartimientos die Stimmen der Wohlgesinnten unter Geistlichen und Laien; vergebens erklärte sich die gutmüthige Königin Jsabella zur Beschüzerin der Indianer; vergebens eiferten zumal die Dominikaner — deren Missionsgeschäft dadurch er-
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