184
die dem Harze treu bleibt. Wenig Obst gedeiht in diesem Klima, desto
mehr stehen Blumen, Wald und Wiesen in Flor. An Preißel- und Blau-
beeren ist Überfluß: sie werden gesammelt und verkauft. Die Baumarten
des Unterharzes sind Ahorn, Esche, Ulme, Birke, Rotbuche; an den mildesten
Punkten stehen Roßkastanien. Bei Wernigerode und Blankenburg findet
man aber auch die echte Kastanie. In den Oberharz folgt der Tanne nur
die Birke eine Strecke weit, und noch etwas weiter die „Quitsche," deren
rote Vogelbeeren dem Oberharzer zu seiner Lieblingsbeschäftigung, dem
Vogelfänge, gute Dienste leisten. In der Hohe von 900 Meter schwindet
am Brocken schon der Baumwuchs, nachdem er zuvor niedrig und krüppelig
geworden; nur das heilsame isländische Moos, die Berganemone und einige
Alpenkrüuter fühlen sich aus dem kahlen Scheitel des nebelumfluteten Vater
Brocken wohl.
Im Thierreiche sind die Vogel am zahlreichsten vertreten, und der
Spottvogel, der Zaunkönig, der Bergfinke, das Goldhähnchen, die Meise,
der Zeisig, der Staar, das Rotkehlchen, der Falke und die Drossel, welche
Heinrich I. den Harz so lieb machten, sind noch jetzt sehr laut in diesen
Waldungen. Die Jagd liefert noch Eber, Hirsche, besonders viel Rehe;
auch wilde Katzen finden sich noch hin und wieder. Von Hausthieren sind
im Harz Ziegen und Schafe, mehr noch Schweine, besonders aber Rind-
vieh zu nennen.
Die größten Reichtümer des Harzes aber bestehen in Metallen,
welche durch den Bergbau zu Tage gefördert, in Schmelzhütten geschieden,
in Hammerwerken und Fabriken verarbeitet werden: Silber, Eisen, Kupfer,
Blei, Zink, Schwefel, Vitriol ist reichlich vorhanden. Silber gewinnt man
noch 46 000 Mark jährlich, Eisen 220 000 Zentner, Kupfer 17 000 Zentner.
Die bedeutendste Silbergrube ist bei Andreasb erg in der Berghauptmann-
schaft Clausthal. Trotzdem werden die Bergleute und das Volk des Ge-
birges nicht reich. Die Bergwerke gehören den Regierungen von Preußen,
Brannschweig und Anhalt oder reichen Privatleuten. Wer mit eigenen
Händen Erzadcrn sprengt, schmelzt, hämmert, der hat die Blühe und nicht
den Ertrag. Doch freut den Harzer die gute Ausbeute, als wäre sic sein;
denn er ist arm, aber zufrieden, und der Zufriedene ist am Ende doch der
Reichste.
Andere Beschäftigungen der Harzbewohner neben dem Bergbau sind
das Beerenlesen, das Holzhanen, die Kohlenbrennerei und die Vogelstellerei.
Die Beerenleser suchen sich die gelichteten Stellen des Waldes auf, wo sic
Erd- und Himbeeren in Menge finden, die sie dann zum Verkauf aus-
tragen. — Die Vogelsteller verfolgen die armen Vögel mit Leimruten,
Vogelherden und Schlingen. Der Vogelherd besteht aus Netzen, die man
in Rahmen spannt und so an einem offenen Kasten befestigt, daß sie von
zwei Seiten wie ein getheilter Deckel auf den an der Erde stehenden
Kasten fallen können. Eine Schnur zum Zuziehen der Netzdeckel geht nach
einem Häuschen, in welchem der Vogelsteller sitzt. Mit den gefangenen
Dompfaffen, Zeisigen und Hänflingen wird ein bedeutender Handel getrieben.
Kühner.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
229
und an ihren Mündungen breit, und die Meeresflut dringt weit in sie
hinein, was auch zur Förderung der Schiffahrt gereicht. ....................
Die Ebenen, Thäler und niederen Hügel in England sind sorgfältig
angebaut, und aus den fetten Wiesengründen grasen Herden von Pferden
und Rindern, auf den Hügeln Schafe und Ziegen. Große Städte, zahl-
reiche Dörfer und einzeln liegende Schlösser und Meierhöfe sind durchhin-
gestreut. Die großen Waldungen sind durch den Ackerbau verdrängt; doch
findet man nirgend ganz baumlose Gegenden. Wo nur der Schatten er-
wünscht sein kann, hat der Engländer Bäume stehen lassen, so daß^ das
Land einern gelichteten Haine gleicht. Überall in Park und Wiesen zerstreut
mischen sich Hirsche, Rehe und Kaninchen zutraulich unter das Getümmel
der Rinder und Schafe. Alle Flüsse, Bäche und Meeresnfer sind mit
Gärten, Parks und Schlössern umsäumt, und Landsitz reiht sich an Land-
sitz. An Holz ist sehr fühlbarer Mangel; doch helfen als Brennmaterial
die Steinkohlenschätze reichlich ans. Das gute Stammholz gebraucht man
zum Schiffsbau. — In Irland ist der Boden nicht so reich angebaut als
in England; an manchen Stellen hindern weite Moräste daran. Schott-
land hat noch spärlicheren Anbau. Selbst die Gebirge, ehemals dicht be-
waldet, stehen in Schottland meist kahl, nur mit Gestrüpp und Heide be-
deckt; um die malerischen Bergseen erheben sich noch schöne Hochwaldungen.
Bei der großen Einwohnerzahl von 33 Millionen reicht das Getreide
nicht aus, das im Lande selber gebaut wird. Aber der Boden Englands
birgt in seinem Innern unermeßliche Mineralschätze: 12/i3 alles Zinnes,
die Hälfte alles Kupfers und ein Drittel alles Eisens, das überhaupt in
Europa gewonnen wird, wird aus den englischen Bergwerken gewonnen,
und aus seinen gewaltigen Steinkohlenlagern versorgt es zum Theil
noch andere Länder. Wo die Fundorte der Kohlen und Erze sind, wimmelt
es von Hütten- und Hammerwerken, von Dainpfmaschincn und Fabriken,
und von Städten, die aus kleinem Anfange zu großer Bevölkerung und
großem Reichtum gekommen sind. Die hier verfertigten Metall-, Baum-
wollen-, Leder- und Seidcnwaaren werden aus den Eisenbahnen, Kanälen
und Flüssen durch das ganze Land befördert, in den Küstenstädten ans
Seeschiffe geladen und nach allen Erdtheilen ausgeführt, wogegen deren
Erzeugnisse zurückgebracht werden. So sind viele Einwohner dieser Länder
durch Gewerbfleiß und Handel überaus reich geworden; aber daneben
gibffs auch eine bittere Armut, namentlich in den großen Städten. Am
meisten ist dies der Fall in der gewaltigen 4 Millionen Menschen bergen-
den Hauptstadt London.
Durch seine Lage ist Großbritannien auf die Schiffahrt angewiesen;
sie steht von hier aus nach allen Ländern der Erde hin offen. Das
haben^ die Engländer zu benutzen verstanden. Sie haben die stärkste Kriegs-
und Handelsflotte, und ihre Niederlassungen erstrecken sich über die ganze
Erde. Aber ihr Verkehr ist auch der Verbreitung des Evangeliums viel-
fach zu gute gekommen. Wie schon in alten Zeiten Missionare von diesen
Ländern ausgingen und auch unsern Vätern das Evangelium predigten, so
sind auch bis auf den heutigen Tag viele Missionare von dort ans zu den
Heiden in allen fremden Erdtheilen gegangen, und durch die große englische
Bibelgesellschaft ist die heilige Schrift in unzählige Familien gekommen,
d:e sonst ihrer wohl entbehrt hätten. Flügge.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Dainpfmaschincn
Extrahierte Ortsnamen: England Irland England Schottland Englands Europa London
243
Jahreszeit sumpfig wird. In diesem Hausen zahlreiche Herden von Elephanten
und Nashörnern, welche oft in die benachbarten Reisfelder einbrechen und
sie verheeren. Auch Füchse, Eber, Bären und anderes Wild lebt hier in
Menge. Der Abhang des Gebirges hat ebenfalls dichte Waldungen von
Kastanien, Walnußbäumen, Lorbeeren, Birken und Nadelhölzern nebst
vielen einheimischen Bäumen mit köstlich duftenden Rinden, Ölen und den
schönsten Holzarten. Die Thäler sind schön und fruchtbar, stark bevölkert
und gut bebaut, meist mit Reis und Baumwolle, aber auch mit Korn,
Mais, Zuckerrohr und Reben. Aus den höchsten grünen Halden finden
sich der Wachholderstrauch, die indische Birke, Alpenrosen und viele Berg-
kräuter. Hier leben das Moschusthier und das wilde Schaf, und Reb-
hühner und Fasanen brüten bis nahe unter die Schneegrenze. Viel höher
noch, als das Pflanzenleben geht, thürmen sich die majestätischen silber-
reinen Schneegipfel empor, und zwischen ihnen liegen die ungeheuren
Gletscher und Schneefelder, aus denen die indischen Flüsse kommen. Der
Himmel ist hier meist rein, tief schwarzblau, und die Sterne leuchten nachts
im hellsten Glanze.
Indien ist ein wunderreiches Land! Wo die Luft feucht genug ist,
wie z. B. auf Malabar, winken dem Wanderer aus der Ferne stundenlange,
dunkle Wälder von Kokospalmen, deren schlanker Stamm an 26 Meter
hoch wird. In den trockenen Gegenden wächst die aus Arabien eingeführte
Dattelpalme. Die Sagopalme und der Brotbaum gewähren reichliche
'Nahrungsmittel. Muskatnüsse, Zimmt, Gewürznelken, Ingwer und Pfeffer
kommen aus Indien. In den Schlammniederungen gewährt der Reis
jährlich eine zwei- bis viermalige Ernte. Man findet Gräser, deren Halme
an 15 Meter hoch werden (Bambus). Das Ebenholz Indiens war schon
bei den Alten berühmt. — Reich ist auch die Thierwelt. In den Flüssen
lauern Krokodile; in den Büschen schleichen giftige Schlangen; in den
Wäldern hausen Löwen, Tiger, Panther, Elephanten, Nashörner und eine
Menge prachtvoll gefärbter Vögel. — Die Erde bringt Gold, Diamanten
und andere Edelsteine, und bei Ceylon werden Perlen gefunden.
Die eingebornen Einwohner dieses schönen Landes, Hindus genannt,
sind Heiden und suchen ihre Hilfe bei den stummen Götzen. Nun mühen
sie sich mit allerlei selbsterfundenem Götzendienst und mit Quälereien ihrer
Leiber ab, um Ruhe für ihre Seele zu finden, und alles ist doch umsonst.
Dazu kommt allerlei Plage und Not von außen. Ihr Land ist in den
Händen der Engländer, welche von dem Gute und der sauern Arbeit der
Inder reich werden wollen. So sind sie durch eigene und fremde Schuld
geistlich und leiblich verkommen, dennoch aber immer noch ein Volk mit
reichen Anlagen. — Im Jahre 1705 wurden von Dänemark aus zwei
Missionare, welche im Waisenhause zu Halle durch August Hermann Francke
gebildet waren, nach Ostindien geschickt. Es waren Bartholomäus
Ziegen balg und Plütschau; später folgte ihnen der treue Schwarz
und mehrere andere. Aus den fünf ersten Hindus, welche 1707 in der
Kirche zu Tranquebar auf der Küste Koromandel getauft wurden, sind jetzt
viele Tausende geworden, welche aus der Finsternis zum Licht hindurch-
gedrungen sind. Missionsgesellschaften in England, Schottland und Deutsch-
land schicken fort und fort neue Sendboten nach Indien. Auf 200 Stationen
wird gepredigt, und weit und breit durchreisen die Missionare das Land.
Wie gering auch die Zahl der Bekehrten ist, wenn man sie mit den vielen
16*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt]]
Extrahierte Personennamen: Dänemark August Hermann_Francke Schwarz
Extrahierte Ortsnamen: Indien Indien Indiens Ceylon Ostindien England Schottland Indien
257
der Orinoko, der Amazonenstrom und der La Plata. An allen
diesen Flüssen ziehen sich unabsehbare Llanos oder Wiesenebenen hin. Die
Orinokoebene ist größer als Deutschland, aber ohne Quellen und Bäume.
In der trockenen Jahreszeit ist sie eine von der Sonne verbrannte, dürre
Flüche; der Boden klafft in Spalten, und Staubwolken steigen in die
brennend heiße Luft. In der Regenzeit dagegen bedeckt sie sich schnell mit
dem prächtigsten Graswuchse. Tritt der Orinoko über die User, so ver-
wandelt sich die Steppe in einen Wasserspiegel. Nur vereinzelte Hügel
ragen empor. Hierher flüchten sich Pferde, Maulthiere und Rinder, die,
von kühnen Hirten bewacht, frei umherstreifen. — Der Amazonen ström
ist der größte Strom der Erde; in einer 40 Meilen breiten Mündung
wälzt er seine Fluten in den atlantischen Ozean. So gewaltig fällt seine
Wassermasse ins Meer, daß man die Kraft seiner Wogen noch 60 Meilen
weit im Meere verspürt. In der Ebene des Amazonenstroms breitet sich
ein zusammenhängendes Waldgcbiet ans, das 6 mal größer ist als Deutsch-
land. Dieser Urwald ist für den Menschen meist unzugänglich, oder man
muß sich den Weg mühsam durch das üppige Unterholz und durch das
Gewirre von Schlinggewächsen mit der Apt bahnen. Der Hauptschmuck
dieser Wälder sind die Farrenkräuter, die dort so groß werden wie die
Bäume in unsern Fichtenwaldnngen, und die Palmen. Astlos erheben sich
unzählige Säulen derselben, dicht an einander gedrängt; 20 bis 30 Meter
über der Erde wird von ihren gewaltigen Blätterkronen ein dichtes, grünes
Dach gebildet. Nur selten dringt ein Strahl der Sonne durch dasselbe
hindurch, so daß selbst am Mittag der Wald in tiefes Dunkel gehüllt ist.
— Auch am La Platastrom dehnen sich ungeheure, theils sumpfige,
theils kalkige, dürre Flächen aus. Auf letzteren wachsen aber doch einzelne
Bäume und Gesträucher; besonders gedeihen hohe Disteln und prachtvoll
blühende Kaktuspflanzen, die durch ihre Stacheln dem Wanderer den Weg
versperren.
An den seichten Stellen der großen Flüsse Südamerikas liegen mit
offenem Rachen, unbeweglich wie Felsstücke hingestreckt, die nngeschlachten
Körper der Krokodile. In den Lachen wälzen sich die Zitteraale mit ihrem
elektrischen Leibe. Den Schwanz um einen Baumstamm befestigt, lauert
am Ufer, ihrer Beute gewiß, die tigerflcckige Boaschlange. Schnell schießt
sie auf den unter dem Baume hinlaufenden Stier oder aus das schwächere
Wildbret; sie überzieht den Raub mit Geifer und zwängt ihn mühsam
durch den stark anschwellenden Hals. Der Urwald widerhallt von dem
Gebrüll der Jaguare und von dem dumpfen, Regen verkündenden Gebrüll
bärtiger Affen. Die grün, blau und rot gefärbten Papageien erfüllen auf
den Gipfeln der Bäume die Luft mit ihrem krächzenden Geschrei, während
das Faulthier träge am Stamme hängt. Schlangen, noch schöner als die
Blumen, winden sich im Grase und haschen nach Insekten und Vögeln.
Bunte, mit den Regenbogenfarben wetteifernde Schmetterlinge umgaukeln
die großen, prächtigen Blumen. Käfer leuchten wie Edelgestein in wunder-
barem Glanze. Kolibris, deren Gefieder den Smaragden und Rubinen
nichts nachgibt, flattern von Blume zu Blume. Zahllose Herden von ver-
wilderten Pferden und Rindern schweifen in den Steppen umher; tausende
von ihnen werden jährlich mit Schlingen gefangen. Häute und Hörner
der Rinder werden in großer Menge nach Europa versendet, während man
den größten Theil des Fleisches den Raubthieren überläßt,
Helmrich, Vaterland. Lesebuch.
17
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Ortsnamen: La_Plata Deutschland La_Platastrom Edelgestein Europa
259
Magelhaens 1510 den Welttheil entdeckt hatte, waren es vornehmlich
Holländer, welche später die Entdeckungen erweiterten. Aber erst seit 1770
sind durch den berühmten Weltumsegler Cook diese Inseln bekannter ge-
worden, und noch immer entdecken Seefahrer in dem ungeheuren stillen
Meere bisher unbekannte Inseln.
Neu Holland, die größte Insel der Erde, ist nicht viel kleiner als
Europa, aber in seinem Innern ein noch wenig bekanntes Land; an den
Küsten erschweren Untiefen und heftige Brandungen das Landen. Nur
die Ostküste, seit 1788 von den Engländern in Besitz genommen und Neu-
südwales benannt, ist hinreichend bekannt durch ihre Verbrechercolonien und
zahlreiche andere Niederlassungen. Dort sind seit 1851 große Goldlager
entdeckt, und seitdem sind viele Europäer dorthin gezogen. Einförmig wie
das Land ist auch die Pflanzen- und Thierwelt. Die Bäume sind niedrig,
die Wälder von düsterem Ansehen; weite Flüchen von hohem Grase
bedecken den Boden. Das größte Säugethier ist das Känguruh. Es
ist an Größe dem Hirsche, an Gestalt dem Eichhörnchen ähnlich und hat
sehr kurze Vorder- und sehr lange Hinterfüße, so daß es sehr weit springen
kann. Die Vögel haben ein sehr schönes Gefieder, aber wenige sind Sing-
vögel. Doch gedeihen europäische Getreidearten und Hausthiere sehr gut.
Einige hundert Meilen weit nach Südosten liegt Neuseeland, eine
Doppelinsel mit schönen Ufern, hohen Bergen, dichten Wäldern, rauschenden
Wasserfällen und lieblichen Seen. In den Wäldern findet man eine Art
Eiche, welche erst in einer Höhe von 30 Meter eine Krone bildet und
einen Durchmesser von 4 Meter hat. Sie wird besonders zum Schiffsbau
gebraucht. In dem Boden gedeihen alle Getreidearten und Feldfrüchte
vortrefflich. Berühmt ist auch der neuseeländische Flachs, der in sumpfigen
Gegenden wild wächst. Die Eingeborenen verfertigen daraus Kleider und
Stricke, die alles übertreffen, was bei uns aus Hanf bereitet wird. Wilde
Thiere und Schlangen gibt es nicht; aber die Wälder werden von Vögeln
aller Gattungen durchflattert, deren Farbenspiel und Gesang gleich an-
ziehend ist.
Die übrigen Inseln sind meist von kleinem Umfange. Häufig liegen
ihrer mehrere beisammen und haben dann einen gemeinschaftlichen Namen.
So liegt etwa 300 Meilen nordöstlich von Neuseeland eine Anzahl Inseln,
die unter dem Namen Gesellschaftsinseln sehr bekannt geworden sind.
Die größte und berühmteste unter ihnen heißt Tahiti. Der Himmel ist
dort fast immer blau und rein, die Luft gesund und angenehm, daß man
kaum einer Strohhütte bedarf. Der Boden ist überaus fruchtbar. Es
wachsen die schönsten Fruchtbäume, besonders der nützliche Brotfruchtbaum;
Berg und Thal prangt in dem schönsten Blumenschmucke. Die Wälder
sind voller Singvögel; Schweine und Hühner sind im Überfluß vorhanden;
das Meer liefert Fische in Menge. Die Einwohner sind große, starke
Leute, von brauner Farbe, mit dunklen Augen und glänzend schwarzen
Haaren. Sie schienen den Fremden fröhlich und gutmütig zu sein, man
sah sie häufig lachen und spielen, aber glücklich waren sie doch nicht; denn
Diebstahl, Lüge, Wollust, Krieg und Mord war unter ihnen recht zu Hause.
Als man in England von ihnen hörte, regte sich in vielen frommen
Herzen der Wunsch, diesen armen Menschen das Evangelium zu senden.
Reiche Geschenke flössen zusammen, so daß man ein eigenes Schiff aus-
rüsten konnte. Im August 1796 segelte das Missionsschisf mit 30 Missionaren
17*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Weltumsegler_Cook August
Extrahierte Ortsnamen: Holland Europa Neuseeland Neuseeland England
277
sich unter der Last der kleinen, herzförmigen Blätter. Zart und schwank in ihrem
Bau, verrät uns die Birke schon aus den ersten Blick, daß sie seh - geeignet ist,
ein Windblütler zu sein. Zhre Blüten sind Kätzchen. Die Birke ist ein-
häusig wie Weißbuche und Trle, denn jeder Baum trägt Staub- md Stempel-
kätzchen . 3ni Winter können wir an ihr viele kleine Staubkätzchen finden, die
scheinbar ausgedörrt sind. Aber sie schlafen nur und warten den Frühling ab,
ob dann vielleicht auch die Stempelkätzchen, denen es im cherbst noch zu kalt
war, hervorkommen werden. Kaum brechen diese aus den Knospen, da blühen
auch die Staubkätzchen, und zarte Frühlings! >ft haucht den befruchtenden Staub
in die Stempelkätzchen, aus denen sich dann 51' >ct mit häutigen Flügeln versehene
Nüßchen entwickeln, die leicht vom winde überall hi geweht werden können.
Die bescheidene Birke ist in der Wahl ihres Standort ; gar nicht wählerisch.
Man findet sie überall dort, wo ihre Brüder und Schwestern nicht mehr gedeihen
wollen: auf öden Heiden, auf nackten Klippen und im kalten Norden.
Die Birke ist ein nützlicher Baum. Alles, was sie hat, gibt sie hin zur
Freude und zum Nutzen der Menschen und Tiere. Sie schmückt den Garten
und den pars und wird auch bei festlichen Gelegenheiten mit Vorliebe zum
Schmucke der Straßen und chäuser benutzt (Maibäume). Aus dem weichen aber
zähen polze verfertigt der Drechsler allerlei Gegenstände, chölzerne Löffel,
Mulden und Tröge sind meistens Gaben der Birke. Die Rinde liefert billige
Schnupftabaksdosen. Die Lappländer flechten sogar Körbe und Schuhe daraus.
Aus der Rinde wird auch der Birkenteer bereitet, d r als Gerbstoff dient. Auch
die Zweige finden Verwendung; Birkenbesen reinigen den Fußboden, und Birken-
ruten erwecken bei den Kindern heilsaine Furcht. Die Blätter enthalten zwei
Farbstoffe: Schüttgrün und Schüttgelb. 3™ Frühling besitzt die Birke einen
Überfluß an Säften. Bohrt man dann die Stämme an, so strömt der Saft
reichlich heraus. Aus Birkensaft wird der gesunde und wohlschmeckende Birken-
wein bereitet. Tin Zusatz von Waldmeister und Thcenpreis erhöht seinen Wohl-
geschmack
Die Gäste der Birke. Auf der Birke haben der Birkenrüsselkäfer, der
Birkenspanner und die Baumwanze ihre bseimat. 3m Schutze der Birken-
sträucher steht das Nest des Birkhuhns. Dieses Tier findet im Frühling und
Winter an den zarten Knospen, im Sommer an den Blüten und im cherbst an
den Früchten seine Lieblingsnahrung.
Die Schwarzdrossel.
Ein Bild aus ihrem Leben. Noch ruht tief ' Nacht auf den schweigenden
Wäldern, aber schon schreitet der unermüdliche Weidmann auf wohlbekannten
Pfaden durch den Forst. Am Rande der bseide versteckt er sich unter den Ästen
einer Tanne, um den kommenden Tag und mit ihm das Balzen der Birkhähne
zu erwarten. Leider wird ihm nicht immer die erwünschte Beute, wohl aber
eine andere Freude zuteil.
Tben huscht das erste fahle Dämmerlicht durch die Finsternis und verwandelt
die Wacholderbüsche in gigantische Riesengestalten; da regt sich's über ihn: im
dichten Gezweig der Tanne. Tin verschlafenes „zack! zack!" ertönt, dann schwingt
sich mit schwirrendem Flügelschlage eine Schwarzdrossel zum Gipfel auf.
Bald darauf flutet ein weicher, flötender Gesang über Wald und cheide. Ts
ist das erste Lied nach langer Winterzeit, und selig lauscht die Natur. Die Mit-
schwesterr. der Drossel hören den süßen Gesang; auch sie verkünden die An-
kunft des Lenzes, und ihr jubelndes Lied pflanzt sich fort bis ins entlegenste Dörf-
chen, woselbst einige Drosseln den Winter verbracht haben. Da schlägt das
327
in die Höhe streckend, durchschlüpft er Büsche und
Köcher. Bein Nest liegt in Bäumen oder Büschen.
Gern baut er es in Scheunen oder Köhlerhütten.
Bo zierlich wie der Vogel ist, so zierlich ist auch
sein kugelförmiges Nest. Das Flugloch ist klein
und niedlich. Der Zaunkönig legt 6—8 Bier.
Mit andern Vögeln hat der Zaunkönig keinen Ver-
kehr. Zn heiterer Geselligkeit leben kleine Scharen
zusammen. Zn seinem Reiche ist der König ein
sehr strenger Herrscher. Br duldet darin kein
lästiges Ungeziefer. Darum verzehrt er alle in
seinem Reiche vorkommenden Znsekten. Zm Winter sucht er sich die wärmsten
Stellen und Büsche aus. Dann ist es, als ob fein fröhliches Wesen und Helles
Singen uns sage: „Bs muß doch Frühling werden!"
3m Walde.
Hinaus mußt du gehen in Wald und Flur,
Erquicken dich an der Pracht der Natur;
Das Kleinste betrachten, mit Liebe bcsehn,
Dann wirst du die Liebe Gottes verstehn.
Edelsteine.
Bchorr von ferne vermögen wir Laub- uird Nadelwaldungen zu unterscheideil,
besolrders dann, wenn Laub- uird Nadelbestände miteinander abwechseln, also
nebeneinander liegell. Da hebell sich die dunkelgrünen Nadelwälder von den
hellgrünen Laubwäldern deutlich ab. Der Eichenwald reckt seine mächtigen
Btäiilnre und knorrigen Äste trotzig in die Lust. Bin weicher Rasen- und Moos-
teppich breitet sich unter seinen Zweigen aus. Uirter deu Bichen stehen ver-
einzelt Birken, Eschen, Ebereschen, Ahorn und wilde Apfelbäume. Dichtes Unter-
holz erschwert das Durchschreiten des Eichenwaldes. Haselnufzsträucher, Schwarz-
und Weitzdornbüsche, Stechpalmen und Wacholder, Brombeeren Ulld Him-
beeren, Fanlbeerbänme und Seidelbastbüsche versperreil den Weg. Der Boden
ist oft gailz mit Heidelbeer- uild Hreißelbeersträuchen überwuchert, von einem
Gebüsch zuiil andern klettert die Geißblattranke. Zil feuchten Gründen wächst
die Erle, uild die Espe stellt sich ihr zur Beite. Auch dort ist dichtes Unterholz
vorhanden.
Bin ganz ailderes Bild gewährt der Buchenwald. Die säulenartigen Stämme
steigen kühn hinan. Brst mehrere Bieter über der Brde breiteil sich die Äste
aus. Sie bildeil das Gewölbe des Doines, das kein Sonnenstrahl zu durchdringen
vermag. Darum ist auch der Boden des Buchenwaldes frei voll Unterholz und
Kräutern. Nur Farnkräuter und der duftende Waldmeister finden dort als
schatteilliebende Hslanzen ihr Fortkommen. Uilser Fuß raschelt in einer Decke
dürren Laubes.
Auch im Nadelwalde fehlt es an Unterholz. Bine Schicht trockener Nadelii
dämpft unfern Schritt. Dell zahllosen grünen Nadeln der Tailneil, Fichten,
Kiefern und Lärchen entströmt ein erquickender, herber Dust. Die Lust der
Nadelwälder ist für gesuilde uild krailke Bienschen äußerst wohltuend uild er-
quickend.
Die Liche und ihre Gäste.
Vom Bau des Eichbaumes. Die Biche ist der Riese unter deil Wald-
bäumen. Zhre riesigen Wurzeln verzweigeil sich sehr weit im Boden.
Darum geben sie der Biche einen festen Stand, so daß selbst die stärksten
Stürme sie nicht zu entwurzeln vermögen. Riesig ist auch ihr S t a m iil.
Bichbäume von 30 bis 35 Bieter Höhe siild keine Seltenheit, uild in Brle
bei Dorsten in Westfalen steht- eine Biche, die einen Umfang voll Bieter
hat. Der Stamm ist inl Laufe der Zeit hohl geworden. Unl sich eine vor-
* Zaunkönige.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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stellung von der gewaltigen Ausdehnung machen zu können, sei bemerkt, daß
König Friedrich Wilhelm Ii. gelegentlich eines Manövers 36 Soldaten mit
Tornister, Lselm und Gewehr in den hohlen Raum der Eiche eintreten ließ.
Tine Schulklasse von 50—60 Kindern fände darin j)latz. Kiesig sind die
Äste. Bildet nicht jeder Ast für sich einen Baum? Krumm wachsen sie nach
außen dem Lichte zu. Kiesig ist auch die Festigkeit und Dauer-
hastigkeit des Eichenholzes. Darum benutzt man dasselbe besonders
zu Wasserbauten (Schiffsbau, Brücken, bsafenanlagen, Mühlenräder), zum Haus-
bau usw. Sin Kheine hat man z. B. in neuester Zeit eine große Zahl von
Eichenxfählen aufgesunden, deren Kern noch gesund war und die von Brücken
herrührten, welche die Körner vor etwa 2000 Jahren über den Khein gebaut
haben. Die Eiche erreicht auch ein riesiges Alter. Hört man nicht häufig
von Eichen, die 1000 und mehr Jahre alt sind? warum ist die Eiche das
Sinnbild der Stärke, Treue und Ausdauer?
Die Eiche liebt das Licht. Daher sitzen ihre Blätter in Büscheln nur
an den Spitzen der äußersten Zweige. Tiefe Einschnitte am Kande machen
das Eichenblatt leicht kenntlich. Durch die Ausbuchtungen dringt das Licht
bis auf den Waldboden, so daß hier allerlei Sträucher und andere Wald-
pflanzen ihr Fortkommen haben, wie ist es auf dem Boden eures Buchen-
und eines Tannenwaldes?
Die Gäste der Eiche. Groß ist die Zahl der Gäste, denen die Eiche
Nahrung und Unterkunft gewährt. Wildschwein, Eichhörnchen und Eichelhäher
verzehren mit Borliebe ihre Früchte, die Eicheln. Kuckuck und Specht säu-
bern die Eiche von allerlei schädlichen Insekten. Namentlich vertilge,r sie den
schlimmsten Feind des Eichbaumes, die haarigen Kaupen des j?rozessionsspin-
ners, die ganze Waldungen in kurzer Zeit entblättern können. Selbst 'das Holz
ist vor tierischen Feinden nicht sicher. Am verderblichsten Hausen die Larven
des Hirschkäfers. Sie bohren fingerdicke Gänge durch das Holz und rnachen
dasselbe als Nutzholz unbrauchbar.
Unter den vielen Gästen des Eichbaumes ist besonders die G a l l w e s p e
bemerkenswert. Im zeitigen Frühjahr sticht sie die Knospen an und legt in
jede Öffnung ein Ei. Der Saft strömt besonders nach dieser verletzten Stelle,
und um das Ei bildet sich eine rotbackige Kugel, der bekannte Gallapfel.
Durchschneidet man denselben rnit einem Messer, so findet man in der Mitte
die winzige Made der Gallwespe. Die Schnittfläche des Messers läuft schwarz
an, ein Beweis, daß der Gallapfel einen ätzenden Saft enthält. Man beirutzt
denselben zur Bereitung der Eisen-Gallustinte, wozu wird die Eichenrinde
(Lohe) benutzt?
Die Buche. (Kotbuche).
Dir Schönheit der Kotbuche wird jeder anerkennen, der in, Frühling
die schattigen fallen des Buchenwaldes betritt. Die glatten Stämme zeugen
von Festigkeit und Kraft, und die schattigen Kronen erlangen eine gewaltige
Ausdehnung, wenn aber irir Mai sich die Zweige förmlich beugen irnter der
Fülle des herrlichen Laubes, danir vereint die Buche rnit ihrer Kraft die An-
mut der zarten Birke. Mattes Dämmerlicht herrscht in den Hallen des Bu-
chendomes, und gerade hier erinnern wir uns des Liedes: „Der liebe Gott
geht durch den Wald."
Das Holz der Kotbuche hat im Gegensatz zu dein der weiß,- oder lhain-
buche eine etwas rötliche Färbung und weist dunkle Streifen auf. Es ist
ungemein hart und fest. Tischler und Stellmacher verfertigen darum mit Bor-
liebe auch solche Gegenstände daraus, die widerstandsfähig fein müssen: Stühle,
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der Jäger leicht au den Eindrücken seiner Sohlen, die mit ihrer ganzen Fläche den
Erdboden berühren. In unserer Heimat ist er vollständig ausgerottet. Fahrendes
Volk führt ihn häufig durch die Städte und Dörfer. Dann muß der plumpe
Geselle zur Freude der Jugend auf den breiten Sohlen der Hinterpranken tanzen
und mit den Vorderfüßen einen Stock tragen.
* Brauner Bär.
Leben. Der Bär überfällt weidende Pferde und Rinder. Wird er gereizt,
so greift er sogar den Menschen an. Seine Lieblingsnahrung bilden saftige Wur-
zeln, Kräuter, Beeren und die sprossende Saat. Der Bär ist sogar ein gewisser
Feinschmecker; denn er plündert die Nester der Honigbienen. Da der Bär sich
zumeist von Pflanzen ernährt, so ist es nicht nötig, daß seine Sinne gut ausgebildet
sind. Die Augen und Ohren sind klein. Doch hat er einen scharfeil Geruch, so daß
er seine Beute schon von weitem witterll kann.
Das Edelweiß.
Das Edelweiß ist nur eill kleines, bescheidenes Blümchen. Die ganze Pflanze
ist lnit einem sammetartigen Haarüberzuge verseheil. Aus der Spitze des Stengels
stehen kleine, linscheinbare Blütenköpfchen dicht beieinander. Ein Kranz stern-
förmig ausgebreiteter, von iveißenl Filz überzogener Deckblätter umgeben die
Blüten. Gerade dieser weißfilzige Stern ist des Blümchens höchste Zierde. Man
benutzt ihn gern als Hntschmuck. Schon nlancher hat beim Edelweißpflücken fein
Leben eingebüßt, denn es wächst an den gefährlichsten Plätzen der Alpenwelt.
Dort bedeckt eine kaum fingerdicke, magere Erdkrnme den Boden. Aber zähe
behauptet das niedliche Pflänzchen seinen Platz all der Grenze des Schnees. Um
den vorhandenen Boden nach Möglichkeit ausniltzen zu können, ist das Wnrzel-
werk so dicht verzweigt, daß es einem Gewebe gleicht. Das Edelweiß lnuß mit der
aufgenommenen Feuchtigkeit recht sparsam umgehen. Der wollige Haarüberzug
schirint es vor den Sonnenstrahlen mtb hindert die Verdunstung. Infolge feines
geringen Feuchtigkeitsgehaltes verliert auch das gepflückte Edelweiß Form und
Farbe nicht.
Die Alpenrose.
Die Alpenrosen sind niedrige Sträucher, die oft ganze Strecken der höheren
Alpenwelt überwuchern, so daß das Auge gleichsam ans einem Walde von Alpen-
rosen ruht. Ihre Blätter bleiben immer grün, denn sie müssen dem Strauche die
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Auerhahn, ¿ein geräuschloses
Herannahen ist von keinem be-
merkt worden. Mit einem
Sprunge fliegt er dem schlafen-
den Vogel an den Hals und
durchbeißt ihm mit seinem
scharfen Raubtiergebiß
das Genick. — Da erblickt sein
scharfes Auge ein Lichhörn-
cheu, das sich auf seiner Nacht-
wanderung vor dem Räuber zu-
rückgezogen hat. Tine wilde
Jagd beginnt. Mag das be-
hende Tichhörnchen auch noch
so geschickt klettern, doch der
Marder übertrifft es noch in
dieser Kunst, und wenn das
verfolgte Gier nicht zuletzt einen
Sprung in die Tiefe wagt, ist
es unrettbar verloren. Auch
Rehkälbcheu, Hasen, Rebhühner
und Mäuse verachtet der Mar-
der nicht. — 3nt Winter kommt
der Räuber auch häufig in unsere
Hühnerställe oder auf die Tau-
beitschläge uitd richtet hier ein
entsetzliches Blutbad an. Was
lebt, wird getötet aber iticht gefressen. Tr würgt aus reiiter Mordlust. Da
seilt Schaden seinen Nutzen bei weitem überwiegt, besonders aber auch wegett
seines kostbaren Helzes, deit der Kürschner mit 8—\2 Mark bezahlt, wird der
Marder voit dett Menschen sehr verfolgt.
Verwandte. Hu unseren Häusern, Scheunen, Ställeit und uitter Steinhaufen
hält sich der Steinmarder auf. <Iu dem weißen Kehlfleck uttd dem mehr grauen
Helz ist er leicht zu erkennen. — Besonders bemerkenswert ist der Iltis,
der sich gegeit seilte Angreifer uitd Verfolger durch eilte Stinkdrüse am
After schützt, indem er bei feiner Verfolgung eine übelriechende Flüssigkeit vott
sich gibt; daher hat man ihm auch den Namen „Stänker" gegeben. Mit deut
Marder sind ebettfalls verwandt: das kleine und das große Wiesel, letzteres
auch Hermelin genannt.
Das Heidekraut.
Seine Verbreitung. Das Heidekraut bildet dett Hauptschmuck der nord-
deutschen Heide und verleiht ihr das Gepräge. Ts bedeckt sowohl trockenen
Sandboden, als auch sumpfige Moorgegenden; blüht in sonnigen Tbenen und
auf dem Bodeit lichter Nadelwälder; wächst auf niedrigen Hügeln und sturm-
umbrausten Höhen; es findet sich am Mittelmeer von Spaniens sonniger Küste
bis nach Kleinasielt, vont atlantischen Ozean bis zum Ural. Diese weite Ver-
breitung hat das Heidekraut erlangt, weil es sowohl zum Lieben fürs
Trockene, als auch für feuchte Standorte eingerichtet und äußerst ge-
nügsam und zählebig ist.
Seine zweckmäßige Einrichtung. Da der Boden, auf dem das Heidekraut
gedeiht, sehr arm an Nahrungsstoffen ist, so hat es eine große Wurzel-
fläche; auch geheit die Wurzeln iticht tief in die Trde, sondern verbreiten sich
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]