Kap. 92. Das lombard. Reich. Kap. 93. Das Frankenreich. Pippin v. Heristall. 95
Donau und Drau) saen, herbeigerufen haben. Der Longobardenknig Alboin uberlie Pannonien den Avaren und brach mit seinem ganzen Volke nach Italien auf. Vorher aber hatte er den Gepidenknig Knnimnnd be=
siegt, aus dessen Schdel er sich einen Trinkbecher machen lie, und dessen Tochter Rosimnnd er heirathete. Nachdem er in Italien Pavia erobert 568 und das Land bis an den Tiber eingenommen hatte, theilte er die lombar-dische iieidj in 10 Herzogtmer Und gab es seinen Tapfersten zu Lehen.
Nicht lange darnach aber wurde er auf Anstiften seiner Gemahlin ermordet,
weil er sie bei einem Festgelage in der Trunkenheit gezwungen hatte, aus dem Schdel ihres Vaters zu trinken. Das Reich fiel hierauf durch die Eigen-sucht der Groen in eine zehnjhrige Verwirrung, die erst durch die Wahl eines neuen Knigs beendigt wurde. Dieser, Namens Authans, nahm 589 die Tochter des Baiernherzogs Garibald I., Theodolinde, zur Gemahlin, welche so allgemein geliebt wurde, da die lombardischen Groen nach dem Tode ihres Gemahls erklrten, demjenigen gehorchen zu wollen, den sie aus ihnen zum zweiten Gemahl whlen wrde. Sie whlte den Agilulf zum Gemahl und dieser lie sich mit allen Lombarden durch sie bewegen, vom Arianismus zum katholischen Christenthum berzutreten. (Ende des lombard. Reiches s. Kap. 97, 1.)
Kap. 93. Das Frankenreich unter den Merovingern.
(Histor. Atlas, Tafel Viii.)
Das von Chlodwig gegrndete Frankenreich, in das sich seine vier Shne theitten, schied sich in Austrasien oder Ostfranken mit vor-herrschend deutschem Wesen und in Neustrien oder Westfranken mit vorherrschend romanischem Wesen. Neustrien erweiterte sich durch die Eroberung von Burgund, Austrasien durch die Eroberung von Thringen. Da König Chlotar I., Chlodwigs jngster Sohn, seine drei Brder ber-lebte, so war dadurch das ganze Frankenreich eine Zeit lang wieder vereinigt. Wieder eintretende Theilungen und daraus entstehende Brder- und Brger-kriege, geschrt besonders durch die Rachsucht zweier einander hassenden Knigs-Weiber, der austrasischen Brunhilde und der neustrischen Fredegunde, strzten das Reich in die schrecklichste Zerrttung.
Nach einer abermaligen Wiedervereinigung unter Chlotar Ii. und Dagobert I. fiel das Reich durch neue Theilungen in solche Schwche, da, bei der zunehmenden Erbrmlichkeit der Könige, an jedem der drei Hfe (in Austrasien, Neustrien und Burgund) die Leitung des Staates in die Hnde des Major Domus oder Verwalters der Krongter kam. Die Uneinigkeit dieser drei Kronbeamten fhrte zu gegenseitiger Bekriegung, bis zuletzt Pippin von Heristall, der austrasische Majordomus, sich durch seinen Sieg bei Testri (an der Somme) der seine Gegner die alleinige Ober- 687 hofmeisterwrde erkmpfte, die er unter dem Titel: Fürst und Herzog der Franken" behauptete und auf seine Nachkommen vererbte.
Trotz der unruhigen Zeiten hatte sich zwar das Christenthum immer mehr ausgebreitet, aber die Geistlichkeit war durch die Erwerbung ausge-dehnter Gter und durch ihre Verbindung mit dem Adel sehr verweltlicht und in Klstern Zucht und Sitte tief gesunken. Daher gab Benedict von
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Kap. 15. § 73. Chlotar Ii. Scheidung des Frankenreichs. 71
und ließ sich von den neustrischen Großen (575) huldigen. Aber noch während der Krönungsfeierlichkeiten ließ ihn Fredegund meuchlings toten, verfolgte dessen Witwe Brunhild mit unversöhnlichem Haß und tötete viele, die sich derselben annahmen.
Einige Zeit nachher ward auch (thilperich, als er von der Jagd zurückkehrte, ermordet, wahrscheinlich auf Anstiften Fredegund's, der feine Vorwürfe über ihre Lebensweise lästig waren. Von da an führte das herrschsüchtige Weib als Vormünderin ihres vier Monate alten Sohnes Chlotar's Ii die unbeschränkte Regierung in Neustrien. Beide Königswitwen gingen nun mit der ganzen Kraft eines von der Herrschergewalt unterstützten Hasses darauf aus. einander zu verderben. Zweimal sandte Fredegund je zwei Mörder (noch dazu Geistliche) mit Gift und Dolch gegen Brunhild und deren Sohn Childebert aus, beidemal aber wurde der Anschlag vereitelt. Eben so trachtete sie dem König Guntram von Burgund nach dem Leben, wiewohl auch vergeblich. Nicht minder wütete sie in ihrem eigenen Reiche und Hause wie eine Furie, ließ alle, die ihr im Wege standen, martern, blenden und hinrichten, ja wollte sogar ihre eigene Stieftochter Riguntis, mit der sie in beständigem Streit lebte, dadurch toten, daß sie ihr den Deckel einer Truhe, aus der sie ihr etwas herauszunehmen befahl, auf den Kopf fallen ließ; nur zu Hilfe eilendes Gesinde vereitelte das volle Gelingen der bösen Tat.
Unterdessen führte Brunhild in Australien die Zügel der Regierung mit männlichem Sinn, und als der mildere Guntram von Burgund starb, gelang es ihr, Burgund an Australien zu bringen. Der Tod ihres 25jährigen Sohnes Childebert aber, der zwei Söhne hinterließ, führte 596 eine Teilung seines Reiches herbei, indem der ältere Sohn Theodobert Ii Austrasien, wo Brunhild, als seine Großmutter, die Regierung führte, und der jüngere Sohn Theodorich Ii Orleans und Burgund erhielt. Davon nahm Fredegund Veranlassung zum Kriege gegen Brunhild. Zwar siegte Fredegund's Heer, sie selbst aber starb schon im folgenden Jahre 597, ohne für ihre Freveltaten gebüßt zu haben.
Inzwischen hatte sich Brunhild den Haß der austrasischen Großen zugezogen, so daß sie sich genötigt sah, ihre Zuflucht zu ihrem Enkel Theodorich Ii in Burgund zu nehmen, den sie dann sogleich gegen seinen Bruder Theodobert Ii antrieb, um ihre Rache an den Austrasiern zu kühlen. In dem zwischen beiden Brüdern ausbrechenden Kriege wurde Theodobert geschlagen, gefangen und samt feinen zwei Söhnen auf Betrieb feiner Großmutter getötet (612).
Schon dachte Brunhild darauf, auch Fredegund's Geschlecht auszurotten, als ihr Enkel Theodorich Ii starb und nun die 80jährige Brunhild mit dessen vier unmündigen Söhnen, ihren Urenkeln, allein dastand, entschlossen, abermals die Zügel vor-mundschaftlicher Regierung zu ergreifen. Allein die fränkischen Großen, einer solchen Regierung überdrüssig, trugen dem König Chlotar Ii von Neustrien die Herrschaft an. Dieser zog mit Unterstützung austrasischer und burgundischer Großen aus und siegte in einer großen Schlacht (613). Brunhild wollte entfliehen, wurde aber gefangen und sah sich der ganzen Rache des Sohnes der Fredegund preisgegeben. Zwei ihrer Urenkel wurden durch Chlotar's eigene Hand getötet, der dritte, weil er ihn aus der Taufe gehoben, verschont; der vierte entfloh; Über feine weiteren Schicksale ist nichts bekannt.
Nachdem in einer Versammlung der Franken Über Brunhild das Todesurteil gesprochen war, ließ Chlotar Ii die greife Königin drei Tage lang foltern, dann auf einem Kamel zur Schau im Lager herumführen und sie zuletzt mit Einem Arm und Einem Bein an den Schweis eines wilden Pferdes gebunden zu Tode schleifen uni^ den Leichnam verbrennen. — (Obgleich sie zehn Könige und Königssprossen ihrem Hasse geopfert hatte, so war sie doch nicht so verrucht als Fredegund, und manche Geschichtschreiber vermuten, daß man Brunhild's Untaten übertrieben habe, um die unmenschliche Behandlung, die sie von Chlotar Ii erfuhr, zu rechtfertigen.) Unter diesem Urenkel Chlodwig's erfolgte die zweite Wiedervereinigung des gesamten Frankenreichs (613) und eine fünfzehnjährige Friedensruhe.
Das Ergebnis dieses wilden Kampfes der merowingischen Könige war die An sscheidnng eines west fränkischen (Neustrien) und eines o st-fränkisch en Reiches (Austrasien): von jenem machten die salischen, von diesem die ri Pu arischen Frankenstämme den Grundstock aus. So lange die Salier sich von der Vermischung mit den Gallorömern fern hielten.
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70 Kap. 15. § 73. Chlothar I. Fredegund. Brunhild.
er Schlacht und Leben, worauf Burgund dem fränkischen Reiche einverleibt wurde, aber seine Rechte und Freiheiten behielt.
Die Australier überfielen anderseits das Reich der Türinger, wo sich Jrmenfried, der mit einer Nichte Theodorich's des Großen aus dem Amalergeschlecht verheiratet war (S. 63), durch Ermordung seiner beiden Brüder mit fränkischer Hilfe zum Alleinherrn gemacht hatte, und nahmen dabei die Sachsen zu Hilfe. Zu diesem Einfall hatte sich im Jahr 527 Theodorich (von Metz) mit seinem Bruder Chlothar (von Soissons) verbunden, und während letzterer vom Niedermain her einen Teil der Türinger an der Nab schlug, drang Theodorich von Norden her durch den Türinger Wald ein und schlug Jrmenfried an der Unstrut. Nachdem darauf die letzte Burgveste der Türinger, Burgscheidungen an der Unstrut, von den Franken erobert war, ergab sich Jrmenfried dem Theodorich, der ihn nach Zülpich lockte, wo er, im Gespräch mit Theodorich begriffen, von einem wahrscheinlich dazu bestellten Franken meuchlings die Mauer hinabgestürzt wurde. Darauf vereinigten die Austrasier den südlichen Teil Türingens mit dem Frankenreich, während die Sachsen den nördlichen Teil (zwischen der Elbe, Saale und Bode) an sich nahmen. Als darauf die Oftgoten den Franken, um ihren Beistand gegen die Byzantiner zu gewinnen, die Provence überließen, das südliche Alemannien und Baiern sich dm Franken unterwarf, so erstreckte sich das fränkische Reich seit 558 vom atlantischen Meer und den Pyrenäen bis zum Mittelmeere, von der Unstrut bis zum Fuße der Alpen. Die Vereinigung aller dieser deutschen Länder mit dem fränkischen Reiche bahnte in der Folge dem Christentum den Weg.
73. Aber auf dem Geschlechte Chlodwig's, der selbst durch List und Mord seine Macht gegründet, ruhte, weil es durch ähnliche Greuel diese Macht erweiterte, der Fluch des Verderbens. Nach dem Tode der beiden ältesten Söhne Chlodwig's brachten die beiden jüngsten das Erbe jener durch Verwandtenmord an sich. Chlodwig's jüngster Sohn Chlothar I, der alle seine Brüder überlebte und seit 588 das ganze Frankreich beherrscht hatte, hinterließ gleichfalls vier Söhne, die sich in das Reich teilten, aber so entartet waren, daß sich in ihren Familien Frevel auf Frevel häuften und überhaupt eine lange Reihe von Jahren hindurch das fränkische Reich unter diesen Merowingen durch Haß und Zwist, Bruder- und Verwandtenmord, Bruder- und Bürgerkriege das traurigste Bild menschlicher Verworfenheit darbietet.
Die Hauptanstifterinnen aller dieser Greuel waren zwei sich tödlich hassende Königsweiber. König Sigbert von Austrasien und König Chilperich von Neustrien hatten nämlich zu Gattinnen zwei Schwestern, Töchter eines westgotischen Königs. Chilperich, ein gelehrter Herr, dabei ein launischer, grausamer Despot, hatte neben seiner Gemahlin Galswint eine Frankin, Namens Kredegund, zum Kebs-weib. Eines Morgens fand man die Königin ermordet im Bette, und da Chilperich bald darauf Fredegund zur Gemahlin und Königin erhob, so gab man ihr den Tod ihrer Vorgängerin Schuld, deren Schwester Brunhild, Sigbert's Gemahlin, fortan einen tödlichen Haß auf Fredegund warf. Eine Zeit lang hielt ein Sühnevergleich die Schwerter noch in der Scheide. Als aber Chilperich in Sigbert's Abwesenheit (er war auf einem Zug gegen die Avaren begriffen) dessen Gebiet schmälerte, begann Sigbert nach seiner Rückkehr einen Krieg gegen feinen Bruder, besiegte ihn
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202 Kap. 27. § 150-151. Wissenschaft. Baukunst. Dichtkunst.
ausgerottet wurden. Zwanzig Jahre hindurch (1208 — 1229) wüteten diese mit der furchtbarsten Grausamkeit geführten Kämpfe, in welchen das Blut von Schuldigen und Unschuldigen in Strömen floß und die blühende Landschaft Toulouse in eine Einöde verwandelt wurde.
150. Die Wissenschaft. Unter den Hohenstaufen und großenteils durch die Pflege dieses geistvollen Fürstengeschlechts verbreitete sich in Deutschland die wissenschaftliche Bildung immer mehr auch außerhalb der Klöster. Die Dom- und Stiftsschulen vermehrten sich, und die in andern Ländern entstandenen Universitäten, besonders die zu Paris (in Bezug auf philosophische Theologie), die zu Bononia (in Bezug auf Rechtsgelehrsamkeit) und die zu Salerno und zu Montpellier (in Bezug auf Arzneikunde), äußerten schon damals auf Deutschland großen Einfluß. — Bemerkenswert in diesem Zeitabschnitte sind: als Geschichtschreiber der Bischof Gtto von Kreiling (Halbbruder Kaiser Konrads Iii) durch seine Chroniken und seine Lebensbeschreibung Friedrich Barbarossas; Saxo Grammatikus durch seine dänische Geschichte, und Helmold durch seine Chronik der Slaven, die zugleich für die Geschichte Heinrichs des Löwen wichtig ist; als Naturkundiger und Mathematiker der Bischof Albertus Magnus von Regensburg, der wegen seiner ungewöhnlichen Kenntnisse in den Naturwissenschaften in den Ruf eines Zauberers kam.
151. Die Kunst. Die seit dem 9. Jahrhundert verstummte deutsche Poesie erwachte erst in der Mitte des 12. Jahrhunderts zu einem neuen Leben und erreichte unter den Hohenstaufen ihre höchste mittelalterliche Blüte. Die Vorbereitungsperiode derselben umfaßt die reimlosen epischen Dichtungen in mittelniederdeutscher Mundart. Alsdann entfaltete sie sich zu einer höheren Stufe in der von Heinrich von Veldeck begründeten mittelhochdeutschen Poesie. Man unterscheidet Volkspoesie und Kunstpoesie.
Die Uolkspoesie des 12. und 13. Jahrhunderts wurde von fahrenden Sängern geübt, die bei Hof- und bei Volksfesten aus dem Schatz alter Sagen von den Thaten der Heldenkönige und ihrer tapfern Mannen sangen. Die Hauptform dieser Poesie ist episch und ihr Grundton die Treue der Dienstmannen gegen ihre Herren und umgekehrt. Sie nahm ihren Stoff aus sechs Sagenkreisen, davon vier — nämlich der niederrheinische mit Siegfried, der burgundifche mit den Burgundenkönigen, der ost-gotische mit Dietrich von Bern, der hunnische mit Etzel (Attila) — im Nibelungenliede vereinigt sind, das aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts von einem unbekannten Verfasser herrührt und Siegfrieds Tod und Chrimhildens Rache zum Hauptgegenstand hat. Es fand wegen seiner innern Vollendung die meiste Verbreitung und ist unser größtes Nationalepos. Der fünfte Sagenkreis ist der norddeutsche, aus dem nur das einzige, aber ganz vorzügliche Lied von der treuen Kudrun vorhanden ist. Der sechste Sagenkreis ist der lombardische, der die Sagen vom König Rother, vom König Otnit, von Hug- und Wolf-Dietrich enthält. Von allen diesen Volksdichtungen kennt mau die Verfasser nicht.
Die Kunstpoesie wurde vom Adel geübt und zählte selbst Kaiser und Fürsten zu ihren Kunstgenossen, daher man sie auch Ritterpoesie und höfische Poesie nennt. Sie zerfällt in epische und lyrische und
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Extrahierte Ortsnamen: Toulouse Deutschland Paris Bononia Salerno Montpellier Deutschland Regensburg Siegfrieds
Religion der Sememen. Das Zehntland. Bölkervereme. 5
Menschen und verleiht den Sieg. Die Seelen der im Kampfe Gefallenen werden, so glaubten sie, von den Kriegsgöttinnen, Walküren, in die Walhalla '(die himmlische Wohnung Odins) geführt. — Zwei andere Hauptgottheiten, Söhne Wuotans, waren Ziu oder Tyr, der Kriegsgott, und Thor oder Donar, der Donnergott. — Wuotans Gemahlin war Freia oder Fronwa (Frau, Herrin), die Schützerin der Ehe und Ordnerin des Hauses. — Außer diesen gab es noch untergeordnete Götter. Die Germanen glaubten, diese Götter samt der Welt würden durch den Weltbrand, Muspilli, vernichtet und eine nene Welt geschaffen, in welcher kein Übel ist. Daneben glaubten die Germanen an Riesen, verderbliche Naturgewalten, — an Zwerge (Kobolde), im Schoß der Erde wirkende Elementarkräste, — an Elsen, Geister des Lichts und der Lust.
Ihre Götter verehrten die Germanen nicht in geschlossenen Tempeln, sondern im Freien, in Hainen. Sie machten sich keine Götzenbilder.
Kap. 5. Ausdehnung und Befestigung der römischen Herrschaft in Germanien. Die deutschen Völkcrvcrcinc.
8 11. Das Jehntland. friedliche Einwirkungen der Römer auf die Germanen. Am Ende des 1. Jahrhunderts nach Christi Geburt griff die Herrschaft der Römer über die Rhein- und Donaugrenze hinaus und umfaßte das Gebiet von Köln bis Regensburg. Dieses Gebiet wurde durch einen Wallgraben (Psahlgraben, limes) abgegrenzt und geschützt. Innerhalb dieses Walles wurden Moniern von Veteranen angesiedelt, welche hier Land zum Anbau erhielten, wovon sie den Zehnten zahlen mußten. Daher hieß das Gebiet agri decumates, Zehntland.
Mit der militärischen Kolonisation des südwestlichen Germaniens wurde auch römische Kultur hierher verpflanzt. Aus den von den Römern angelegten Festungen wuchsen allmählich Städte empor: Argentoratum istraß-burg), Borbetomagus (Worms), Confluentia (Koblenz), Augusta Vincleli-corum (Augsburg), Regina castra (Regensburg), Castra Batava (Passau).
Dieser Herrschaft der Römer am Rhein und an der Donau ist es auch zu danken, daß die Germanen schon in dieser Zeit mit dem Christentum bekannt wurden, welches christliche Legionssoldaten hierher brachten.
§ 12. Die Aölkervereine. So war es den Römern möglich, die Germanen eine Zeitlang im Zaume zu halten. Aber schon in den Jahren 166 — 180 n. Chr., während der Regierung des römischen Kaisers Marcus Aurelius, überfluteten die Markomannen im Bunde mit anderen östlichen Völkerschaften (Langobarden, Vandalen) die römischen Gebiete an der Donau und erlangten von Cönnnodus Tribut und Wohnsitze aus römischem Boden.
Von jetzt an erscheinen die Germanen nicht mehr in einzelnen Völkerschaften, sondern in größeren Vereinen oder Stämmen, in welchen die Einzelnamen verschwinden. Es sind dies namentlich die Stämme der Goten, Alemannen, Franken und Sachsen.
a. Die Hauptmasse der (Boten erscheint mit schwarzen Meer und an der Donau. Sie teilten sich in 2 Hauptstämme: die Ostgoten, zwischen Don und Dnjestr, und die Westgoten, zwischen Dnjestr und Theiß. In dein Vereinsnamen der Goten werden in dieser Zeit auch die Stämme
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
108 Deutsche Heldensagen.
Die alten Deutschen glaubten an ein Jenseits. In dem Götterhimmel, Asgard genannt, befindet sich die schöne Himmelsburg Walhalla, in welche die im Kampfe ehrlich Gefallenen durch die Walküren (Kriegsgöttinnen) eingeführt werden, um unter Wodan selbst alle Tage ihre Kämpfe fortzusetzen und darauf beim Trinkgelage sich am Gesang der Skalden zu ergötzen; in die übrigen Himmelsräume kamen die Weiber und Kinder.
Eigentümlich tritt in dem Glauben der alten Deutschen die Lehre von dem Untergang der jetzigen sichtbaren Welt hervor. Wenn Loki, der böse Gott, von den übrigen Göttern unten in der Tiefe der Erde wird eingeschlossen sein, soll die Welt in Feuerflammen aufgehen, worauf Allvater einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird, in welcher kein Übel ist.
Deutsche tzeldensagen.
Siegfried.
(Nach Schöne und Bäßler.)
Zn Xanten am Rhein herrschte der mächtige König Siegmund; der hatte einen Sohn, namens Siegfried. Dieser war schon als Knabe stark und von unbändiger Kraft. Als er herangewachsen war, wollte er nicht mehr in seines Vaters Haus bleiben, sondern in die Welt auf Abenteuer ausgehen. Auf seiner Wanderung kam er in einen großen Wald, in dem er eine Schmiede traf. „Da gab es Eisen und Stahl genug, ein lustig Feuer Flammen schlug." „Ach Meister, liebster Meister mein, laß
du mich dein Geselle sein, und lehr' du mich mit Fleiß und Acht, wie
man die guten Schwerter macht!" — Der Meister nahm Siegfried an, als er ihn aber einmal züchtigen wollte, warf ihn Siegfried zu Boden, und ebenso die Knechte, die der Meister zu Hilfe rief. Um ihn wieder los zu werden, schickte er ihn in den Wald, Kohlen zu holen; in dem Wald aber hauste ein Drache, der sollte nach des Meisters Absicht Siegfried verschlingen. Siegfried riß einen Baum aus und warf ihn auf den Drachen, der sich mit seinem Schwänze in den Zweigen verwickelte; dann warf er noch mehr Bäume auf ihn, holte ans der Schmiede einen Feuerbrand und steckte die Bäume an, so daß der Drache verbrannte. Siegfried badete sich in dem herausfließenden Fette und Blute des
Drachen; davon ward seine Haut hart wie Horn, deshalb heißt er der hörnerne oder gehörnte Siegfried. Auf die Schulter war ihm beim
Baden ein Lindenblatt gefallen, deshalb konnte das Drachenblut da nicht
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Siegfried.
117
fahren; wenn er nicht allzu hurtig flieht, so wird er sich davor nimmer bewahren können". Der Hund wurde losgelassen, der Bär sprang von dannen, nud Kriemhildens Mann gedachte ihn zu Roß zu ereilen; aber zuvor erreichte der Bär ein Geklüft, darin er sich zu bergen meinte, und glaubte sich schou vor dem kecken Jäger in Sicherheit. Doch der gute Ritter sprang von seinem Rosse und lief ihm zu Fuß nach, ergriff das Tier und fesselte es dergestalt, daß es weder kratzen noch beißen konnte; band es an den Sattel, saß schnell auf, und so bracht' es der kühne, gute Degen zu einer Kurzweil uach der Feuerstätte. Als er vom Rosse gestiegen, löste er dem Bären die Bande von Maul und Füßen, und alsbald wurden bei seinem Anblick alle Hunde laut. Das Untier wollte in den Wald zurück und verbreitete argen Schrecken umher; durch den wirren Lärm umhergescheucht, geriet es gar in die Küche; ei, wie stäubten da die Küchenknechte am Feuer auseinander! wie viele Kessel wurden umgestürzt und mancher Brand verschleppt, und ach, wie viel gute Speisen fand man in der Asche liegen! Da sprangen die Herren und ihre Mannen vom Sitz; und der König befahl das ganze Gehünde, das an der Koppel lag, loszulassen. Es war ein lustig Spiel und wär' es gut beendet worden, so hätten sie einen fröhlichen Tag gehabt. Da war kein Säumen; mit Bogen und Spießen liefen die Schnellen dahin, wo der Bär ging; aber es drangen so viel Hunde auf ihn ein, daß niemand znm Schusse kam, und von dem lauten Schalle erlöste das ganze Gebirg. Der Bär floh vor den Hunden von dannen, und niemand vermocht' ihm zu folgen als Kriemhildens Mann; der holte ihn mit dem Schwerte ein und schlug ihn zu Tode. Hieraus trug man den
Bären wieder zum Feuer. Da sprachen alle, die das gesehen hatten,
Siegfried wäre ein kräftiger Mann.
Nun hieß man die stolzen Jagdgesellen zu Tische gehen; auf dem schönen Anger saßen sie zahlreich umher, und gute Speise, wie sie Rittern geziemt, trug man den edeln Weidmännern herzu; aber es fehlte der Wein, den man auf Hageus Rat aus böser Tücke zurückgelassen hatte. Da sprach Herr Siegfried: „Mich nimmt es wunder, da man uns von der Küche so manchen Vorrat giebt, warum uns die Schenken nicht
Wein dazu bringen; pflegt man der Jäger nicht besser, so mag ich nicht
Jagdgeselle sein! Ich weiß es ihnen Übeln Dank, daß sie des Weines vergessen; hätt' ich's vermuten können, so wären mir sieben Saumtiere mit Met und Würzwein gefolgt". Da sprach Hagen von Troneck: „Ihr edlen schnellen Ritter, ich weiß hier ganz nahe einen kühlen Bruuueu im Lindenschatten, dahin wollen wir gehen und unseren Durst löschen".
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