§. 34. Politisches Leben der Griechen.
33
4. Politisches Leben der Griechen.
§. 34. Was die staatlich en Einrichtungen der Griechen betrifft,
so standen Anfangs die einzelnen Völkerschaften unter Königen, welche
nach deni Erbrecht oder mit Gewalt den Thron erhielten. Die P r ie-
st er hatten nirgends eine Herrschaft, dagegen durch die Orakel be-
deutenden Einfluß. Nach der dorischen Wanderung trennte sich das
Ganze in einzelne, von einander unabhängige Städtegebiete, welche
zuweilen in einen Stadtebund zusammentraten. Die Königsthümer
verschwanden bald, indem die Könige theils ausstarben, theils vertrieben
wurden. An ihre Stelle traten in Städten mit großem Grundbesitz
Arisiokratieen (Adelsherrschaften). Diesem Adel suchte sich in
Handelsstaaten der Stand der Reichen gleichzustellen, der dann die
Oberherrschaft bekam; dies nannte man Timokratie. Das niedere
Volk bildete, wo die neuen Einwanderer das llebergewicht erhielten,
eine Art Mittelstand, oder sank zur Leibeigenschaft herab. Als Sklaven
hatte man nur gekaufte Nichtgriechen. In Städten mit großem Han-
dels- und Gewerbstande, wo die Glieder dieses Standes bald zu Reich-
thum gelangten, errangen sie sich meist einen Antheil an der Regierung,
und es entstand die beschränkte Demokratie (Volksherrschaft).
Aus beiden, der Aristokratie und Demokratie, gieng zuweilen die
Tyrannis hervor, d. h. die unbeschränkte Herrschaft eines Einzelnen, eines
sogenannten Tyrannen, worunter man sich jedoch, besonders in der älteren
Zeit, nicht immer einen grausamen Despoten, sondern meist einen für das
Wohl des Volkes besorgten Alleinherrn zu denken hat. Aus der Timokratie
entstand häufig die Oligarchi e, die Herrschaft Weniger, welche sich durch
Gewalt in der Regierung zu erhalten suchten. Oft aber überschritt auch das
Volk (der Demos) die Schranken und erzwang sich allgemeine Theilnahme
an der Regierung (unbeschränkte Demokratie), welche leicht in
Ochlokratie (Pöbelherrschast) ausartete.
Bei diesein Auseinandergehen der griechischen Stämme hatten sie
doch wieder verschiedene Bande der Einigung. Zuerst die Gast-
f r e u n d s ch a f t, dann die Waffen- und Bundesgenossen-
schäften mehrerer Staaten unter der Oberanführung (Hegemoni e)
des angesehensten; ferner die Amphiktyvnie, eine Verbindung meh-
rerer Staaten zum Schutz der gemeinschaftlichen Heiligthümer und Fest-
spiele. — Das allgemeinste und weiteste Band aber waren ihre hei-
ligen Festspiele: die dem Zeus geweihten olympischen, welche alle
vier Jahre wiederkehrten, und nach welchen ihre Zeitrechnung sich rich-
tete; die dem Apollo geweihten pytbisch en zu Delphi; die dem Poseidon
geweihten isthmischeu bei Korinth und die von Herakles gestifteten
nemeischen bei Nemea.
Leitfaden der Weltgeschichte. 3
r
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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46 Makedoniens Herrschaft. Frühere Geschichte Makedoniens. Philipp.
Erzgießer Lysippus; die Maler Polygnötus, Zeuxis, Parrhasius und
Apelles.
Unter den Dichtern treten besonders die Dramatiker Aeschylus, So-
phokles, Euripides und Aristophanes hervor; sodann als Geschicht-
schreiber Herodot, Thucydides und Zeenophon.
Die ältere Philosophie nahm durch die Sophisten eine die Religion
und Sittlichkeit untergrabende Richtung, welcher Sokrates mit allem Ernst
entgegentrat. Aus seiner Schule giengen Männer wie Plato, Aristoteles,
Euklid es, Antisthen es und Aristippus hervor, welche mit ernstem
Sinn nach Wahrheit strebten und verschiedene Schulen gründeten.
3. Griechenlands spätere Zeit.
Dittmar's histor. Atlas. Taf. Iii. Iv. u. V.
1. Makedoniens Herrschaft. Frühere Geschickte Makedoniens. Philipp.
49. ^Aacedonien, durch welches Griechenlands Freiheit unter-
gehen sollte, war ursprünglich ein kleines Land, das von Dorern bewohnt
war, welchen sich viele andere, nichtgriechische Völkerbestandtheile beige-
mischt hatten. Die Könige des Landes wurden zur Zeit der Perser-
kriege den Persern zinsbar und erweiterten mit deren Hilfe ihre Herr-
schaft. Nach der Schlacht von Platää aber machten sie sich unab-
hängig, worauf der König Ar che laus griechische Bildung und Heeres-
ordnnng in seinem Lande einführte. Sein zweiter Nachfolger, Alexan-
der Ii., welcher sich in Thessalien festsehen wollte, wurde dort von den
Thebanern aufgehalten und mußte seinen jüngsten Brüder Philipp
als Geisel nach Theben schicken.
Dieser Philipp, ein scharfblickender, kluger und tapferer Mann,
erwarb sich, so lange er in Theben im Hause des Epaminondas war,
nicht blos viele Kenntnisse in der Staats- und Kriegskunst, sondern
lernte auch die Schwäche Griechenlands gründlich kennen. Als daher
sein Bruder Alexander eines gewaltsamen Todes gestorben und sein
zweiter Bruder Perdiccas Hl. im Kampfe gegen die Illyrier gefallen
war, floh Philipp aus Theben, bestieg den macedonischen Thron und
faßte den Plan, sein Reich bis ans Meer zu erweitern, Griechenland
zu unterwerfen und dann das Perserreich zu stürzen.
Zunächst eroberte er einige athenäische Küstenstädte, sowie einen
Theil Thraziens, in welchem reiche Goldminen ihm die Mittel zu
seinen Zwecken gaben. Darauf half er den Thessaliern gegen die tem-
pelränberischen Phocier, schlug diese in zwei schweren Treffen, und ließ
3000 derselben in einem See ersäufen. Als er Thessalien zur mace-
donischen Provinz gemacht hatte, wendete er sich nach der chalcidischen
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Aeschylus Herodot Ernst Aristoteles Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Alexander Alexander Philipp Philipp
77
§. 79. Die Germanenwelt zur Zeit des Augustus.
kündigen und rüstete sie nach seiner Himmelfahrt mit Kraft aus der
Höhe, mit dem heiligen Geiste dazu ans.
Schon am ersten Pfing st feste wurde die erste Christenge-
meinde gesammelt, welche senfkornartig allmählig zu einem Baume
heranwachsen sollte, in dessen Schatten alle Völker Ruhe und Heil fin-
den. Damit war der Grund zur christlichen Kirche gelegt, welche, auf
den Fels des Glaubens an Christum, den Sohn des lebendigen Gottes
erbaut, selbst von den Pforten der Hölle nicht sollte überwältigt wer-
den können.
Die erste Verfolgung der neuen Gemeinde von Seiten des
hohen Raths veranlaßte zwar den Märtyrertod des Almosenpflegers
Stephanus, aber auch die Ausbreitung der Gemeinde über andere
Theile Palästinas und Syriens. Dieselbe Frucht schaffte auch die zweite
Verfolgung durch Herodes Agrippa I , in welcher der Apostel Ja-
kobus der Aeltere seinen Tod fand.
Nachdem zuvor schon die Erstlinge aus den Heiden in die Gemeine
ausgenommen worden waren, begann der vom Herrn selbst bekehrte
und ausgerüstete Heidenapostel Paulus sein Werk, durchzog auf drei
Reisen Kleinasien, Macedonien und Griechenland, stiftete allenthalben
neue Christengenieinden und verkündigte zuletzt noch in der Weltstadt
Rom das Evangelium von dem Gekreuzigten, in welchem allein das
Heil zu finden ist.
2. Die Germanenwelt zur Zeit des Augustus/
§. 79. Während so die christliche Kirche in der Stille sich gründete, traten
in dem römischen Kaiserreich verschiedene Wechsel ein. Noch zur Zeit
des Angustns hatte der Kampf mit dem Volk der Germanen be-
gonnen , welches zunächst berufen war, das Strafamt über das versun-
kene Römerreich zu üben und darnach der Hauptträger christlicher Bil-
dung und Gesittung zu werden.
Die Germanen, dieses kräftige, nach Sprache und Blut unvermischte
Volk, wohnten von dem Jura, den Vogesen und der Maas bis zur
Weichsel, von der Donau bis zur Ost- und Nordsee, und waren in viele
Völkerschaften getheilt, welche größtenteils ohne politischen Zusammenhang
lebten. Sie zeichneten sich in leiblicher Beziehung durch hohe
Körpergestalt, weiße Haut, blondes Haar, blaue, feurig blickende Augen,
trotzige Haltung und große Kraft, in geistiger Hinsicht durch unbän-
digen Muth, unbezwingliche Tapferkeit, Freiheitssinn, Vaterlandsliebe,
Gottesfurcht, Züchtigkeit, Achtung gegen das weibliche Geschlecht, Gastlich-
keit, Treue und Redlichkeit vor allen andern Völkern aus.
Jeder Germane oder Deutsche, welcher ein Grundeigenthum, Allod,
besaß, war frei. Wer aber einem Freien gegen ein Feod oder Lehens-
gut oder um sonstigen Unterhalt diente, war dinglich — hörig. Die
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Extrahierte Personennamen: Augustus Agrippa Apostel Heidenapostel_Paulus Muth
Extrahierte Ortsnamen: Christum Gottes Syriens Kleinasien Macedonien Griechenland Weltstadt
Rom Donau Nordsee
176
§- 156. Napoleons Herrschaft.
larid ein, nahm ein österreichisches Heer unter Mack bei Ulm gefangen,
besetzte Wien und nöthigte durch feinen Sieg bei Austerlitz Oe-
sterreich zum Frieden von Preß bürg und zzrr Abtretung von
Venedig und Tyrol.
Darauf machte Napoleon seinen Bruder Joseph zum König von
Neapel, und seinen Bruder Ludwig zum König von Holland, stiftete
1806den Rheinbund, um Deutschland zu unterjochen, und führte dadurch
die Auflösung des fast 1060jährigen römisch-deutschen Reichs
herbei.
Da erklärte ihm Preußen den Krieg, wurde aber durch die unglück-
liche Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt (14. Okt. 1806),
durch die Besetzung Berlins, und die Schlacht bei Friedland (9. Juli
1807) zum Frieden von Tilsit gezwungen, in welchem Friedrich
Wilhelm Iii. von Preußen sein halbes Land verlor, das größ-
tentheils Napoleons Bruder Hieronymus (Jerome) als Königreich West-
phalen erhielt. (Während dieses Kriegs ordnete Napoleon auch die Kon-
tinentalsperre an, durch welche Englands Handel ganz vom Festland
abgeschlossen werden sollte.) Die Engländer aber beschoßen Kopenhagen
und nahmen die dänische Flotte weg, wogegen Napoleon dem mit ihm
verbündeten Schweden Pommern nahm und mit Karl Xiii. Frieden schloß.
Darnach wurde auch das Haus Braganza in Portugal gestürzt, die
Bourbonen in Spanien zur Entsagung gezwungen, und Napoleons
Bruder Joseph als König in Spanien eingesetzt, während Napoleon
seinem Schwager Mürat den Thron von Neapel verlieh. Dagegen
entbrannte ans der pyrenäischen Halbinsel ein allgemeiner Aufstand,
welchen die Engländer mit einem Heer unter Melles ley (dem nach-
maligen Herzog von Wellington) unterstützten. Napoleon mußte
den Kampf in Spanien seinem Bruder überlassen, um gegen Oesterreich
1809 zu ziehen, das chm den Krieg erklärte.
Er siegte mit den Rheinbundstruppen über die Oesterreicher bei Regens-
burg, Landshut und Eckmühl, nahm Wien ein und beendigte, trotz sei-
nes Verlustes bei Asperu, deu österreichischen Krieg durch den Sieg
bei Wagram und den Frieden von Wien.
Oesterreich verlor Salzburg und Berchtesgaden, den größten Theil sei-
ner polnischen, und alle italienischen und dalmatischen Besitzungen. Die
Tyroler erhielten für ihren Aufstand gegen Bayern Verzeihung, ihr Anfüh-
rer Hofer aber wurde 1810 auf Befehl Napoleons erschossen.
Ilm nun seiner Dynastie vor der Welt den Schein der Legitimität zu
geben, vermählte sich Napoleon mit Marie Louise, der Tochter
des Kaisers von Oesterreich (1810), ernannte 1811 seinen aus dieser
Ehe geboruen Sohn zum König von Rom, vereinigte Etrurien, Hol-
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Joseph Ludwig Ludwig Friedrich
Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleons Napoleon Napoleon Karl_Xiii Karl Napoleons Joseph Napoleon Napoleon Napoleons Napoleon Marie_Louise
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Wien Venedig Tyrol Neapel Holland Rheinbund Deutschland Jena Berlins Friedland Tilsit Napoleons Englands Schweden Haus_Braganza Portugal Spanien Napoleons Spanien Neapel Wellington Spanien Oesterreich Wien Wien Oesterreich Salzburg Berchtesgaden Oesterreich Rom Etrurien
8
§. 4. Die Entstehung des Heidenthums.
Aber auch bei den Nachkommen Noah's war das Andenken an das
gewaltige Strafgericht Gottes bald erloschen; die Sünde nahm auch
bei ihnen wieder mehr und niehr überhand. Sie beschloßen, gegen den
Willen des Herrn, nach welchem sie die ganze Erde bevölkern sollten,
im Lande Sinear beisammen zu bleiben und einen hohen Thurm
zu bauen, damit sie sich einen Namen machten und nicht so leicht zer-
streut würden.
Doch Gott vereitelte ihr Beginnen, indem er die Völker- und
Sprach enscheidung eintreten liest, die sie zwang, anseinanderzu
gehen. Jedes Volk-sollte seine eigenen Kräfte üben und ausbilden, bis
die Zeit gekommen seyn würde, in der nach Gottes Rath Eine Heerde
unter Einem Hirten werden sollte.
So bildeten sich denn die verschiedenen Völkerstämme ans, die nach
ihrem körperlichen Aussehen, nach ihren geistigen Eigenschaften und nach
ihren Sprachen so sehr von einander abweichen. Doch ist ungeachtet
dieser Abweichungen, ungeachtet dieser verschiedenen Menschenracen, deren
man gewöhnlich fünf zählt, und ungeachtet der verschiedenen Sprachen
ihre gemeinschaftliche Abstammung nicht zu verkennen.
Nach den verschiedenen Woh nplätzen, welche sich die auseinander
ziehenden Geschlechter wählten, bildeten sich auch die Lebensweisen
und Schicksale der Völker verschieden ans. Die einen setzten sich in
fruchtbaren Flußthälern und Ebenen fest, und wurden so zum Ackerbau,
zur Gründung von Städten und Dörfern geführt, was sie wieder weiter
zum Handel und Gewerbe, zur Kunst und Wissenschaft leitete. — An-
dere ließen sich an Meeresküsten nieder, welche sie zur Schifffahrt und
zum Handel einluden; wieder andere, die sich in Wüsten und Steppen
verloren hatten, waren auf Viehzucht und das damit verbundene No-
madenleben angewiesen; und solche, die in Gebirgen lebten, nährten
sich von der Jagd, die sie zu Krieg und Raub leitete und in Rohheit
und Wildheit versinken ließ.
4. Die Entstehung des Heidenthums.
§. 4. De länger je mehr aber entfremdete sich das neue Menschen-
geschlecht seinem Gott und Herrn und wurde immer unempfänglicher
für seine Offenbarungen, so daß am Ende von seiner Gottes-Erkennt-
niß nichts übrig blieb, als das allgemeine Gefühl der Abhängig-
keit von einem höhern Wesen, die Erinnerung an einen früheren
seligen Zustand, ein mehr oder weniger deutliches Schuldbewußt-
s e y n und ein Sehnen nach Erlösung. Die Menschen suchten zwar
das, was sie noch von Gott wußten, durch äußere Zeichen sestzuhalten,
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§. 5. Stande und Kasten, Priesterstaaten und priesterliche Kriegerstaaten. 9
die sie aus den Werken Gottes in der Natur hernahmen; bald aber
verwechselten sie die Sinnbilder mit dem Urbild selbst und verwandelten
die Herrlichkeit des unsichtbaren Gottes in ein Bild gleich dem vergäng-
lichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und kriechenden
Thiere. Ebenso trieb sie ihr Schuldbewnßtseyn zu allerlei selbsterdich-
teten Reinignngs- und Heiligungsmitteln, als da sind: Gebetssormeln,
äußere Büßungen und Opfer, die ihnen nur einen Scheinfrieden geben
koitnten.
So entstand das Heidenthum, bei dessen Ausbildung sich die
G rund ver schied e n h eit der drei Hanptstämme auf das deutlichste
ans Licht stellte.
Die Semiten hielten nur die erhabenen Lichtkörper, die Gestirne, für
werth, als Abbilder Gottes zu dienen, unter welchen sie jedoch den wahren
Gott ebenfalls ganz verloren, mit Ausnahme Eines Stammes, der Nach-
kommenschaft Eb er s. Die Iaphetiten vertheilten den wahren, unsichtbaren
Gott gleichsam in die ganze sichtbare Natur und vergötterten insbesondere die
Menschengestalt. Die Hamiten aber versanken theils in den Thierdienst,
theils in den Fetischismus (die Anbetung lebloser Dinge), theils trat und
tritt noch heute bei ihnen der Götzendienst in seiner greulichsten Gestalt
auf, indem sie den Grund des Bösen in Gott selbst suchen, ihn als ein
böses Wesen, als eine finstere, teuflische Macht betrachten, welche sie durch
grauenvolle Menschenopfer zu versöhnen suchen.
2. Die alte st en Staaten des Heidenthnms.
Dittmar's histor. Atlas. Taf. I. Ii. V.
1. Stände und Kasten, Priesterstaaten und priesterliche Kriegerstaaten.
§. 5. Die gesellschaftliche Verbindung der Menschen, welche man
Staat nennt, wurzelt in der Familie. Als diese sich vermehrte und
die neu sich gründende Familie bei der des Stammvaters blieb, so ent-
stand das, was man ein Geschlecht, einen Stamm nennt, dessen
natürliches Haupt., König und Priester der Stammesälteste ist. Diese
patriarchalische Einrichtung kann jedoch nur bei Stämmen bestehen,
welche auf unbeengtem Raume sich frei bewegen und mit ihren Heerden
imtner weiter wandern können. Solche Völker haben keine Geschichte.
Diese beginnt erst dann, wenn sie sich ansiedeln, und aus dem nun
verengerten Raum allerlei Hemmnisse entspringen, welche der Mensch in
Verbindung mit seinen Nachbarn überwinden muß, weil er ihnen nicht
mehr ausweichen kann.
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10 §. 5. Stände und Kasten, Priesterstaaten und priesterliche Kriegcrstaaten.
So führten feste Wohnplätze die Sorge für angemessene Kleidung in
den verschiedenen Jahreszeiten und für schützendes Obdach herbei. Es mußten
Flüsse gedämmt, Kanäle zur Bewässerung gegraben, Wälder ausgerottet,
Sümpfe trocken gelegt werden. Auch führte die Beschäftigung mit dem
Landbau nothwendig zur Beobachtung der Gestirne.
Hauptsächlich aber traten bei festen Ansiedelungen die verschiedenen
Stände mehr und mehr auseinander, und auch die vorher genügende
Sitte des Familienlebens reichte zur Lenkung so zusammengesetzter Ver-
bindungen nicht mehr hin. Es entstanden Gesetze, welche inan unter
den Schutz der Religion stellte und sie dadurch heiligte.
So trat der Priesterstand, als der Wächter der Gesetze und
Bewahrer göttlicher Dinge in die erste Reihe und es bildete sich ganz
natürlich die theokratische oder hierarchische Staatsform. Je
«lehr aber das Volk und mit ihm auch die Priester selbst die tiefere
Bedeutung ihres Gottesdienstes verloren, desto mehr suchten letztere die
bürgerlichen und religiösen Kenntnisse als Geheimlehre zu bewahren, in
ihrem Stand zu vererben und sich mit den andern unvermischt zu er-
halten. So entstand die Priesterkaste. Zu gleicher Zeit fchloßen
sich aber auch die übrigen Stände mehr und mehr gegen einander ab,
und gaben so Veranlassung zur Entstehung der übrigen Kasten, von
welchen gewöhnlich die Kri e g e r kast e als die zweite, die L a nd b a u er
als die dritte, die Gewerbetreibenden als die vierte, und —
wo sie vorhanden war — die Hirten als die letzte erscheinen.
Da nun die Theilung der Arbeit unter mehreren Kasten damals der
Vervollkommnung der verschiedenen Bernfsarten förderlich scheinen mochte
und jedenfalls die Fortpflanzung erlangter Einsicht und Geschicklichkeit von
Geschlecht auf Geschlecht sicherte, suchten die Priester die verschiedenen
Kasten durch strenge Gesetze völlig zu trennen, so daß jede Vermischung
als Versündigung erschien, und den Verlust der Kaste nach sich zog.
Solche Staaten, in welchen diese Kasteneinrichtung bestand, nennt man
Priesterstaaten, die zu den ältesten gehören, und sich bei demzend-
volk, den Indern, Alt-Aegyptern und Aethio pen fanden.
Manchmal aber kam es vor, daß die Priester mit der einheimischen oder
eingedrnngenen Kriegerkaste die Herrschaft theilen mußten, und so p r i e st er-
lich e K r i e g e r st a a t e n entstanden, wie bei den spätern A e g y p t e r n,
Chaldäern, Alt-Assy r ern, Alt-M ed ern und Persern.
Im Ganzen beruhte aber die Einrichtung aller dieser Staaten des Al-
terthumö auf dem Stern dienst; ihre staatliche Gliederung sollte ein
Abbild der himmlischen Ordnung seyn, in welcher die Gestirne sich be-
wegen. Aber auch das konnte sie nicht bewahren vor dem Versinken in
eine blos mechanische Ordnung, welche alles freie Leben unterdrückte, was
dann wieder die Folge hatte, daß da und dort kräftige Männer aus der
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11
§. 6. Die zcndischen Arier oder das Zendvolk.
Kriegerkaste diese Ordnung durchbrachen, und eine eigene, willkührliche
gründeten, die aber nur wieder um so tiefer ins Verderben führte, da sie
auch „ohne Gott" war.
Hören wir nun einiges von diesen ältesten Völkern!
2. Die zcndischen Arier oder das Zendvolk.
§.6. An den Quellen des Oxus und Jaxartes wohnten die Arier,
welche später weiter nach Westen wunderten, und sich dann zum Theil
aus religiösen Gründen trennten, so daß die Inder über den Hin-
d ukusch nach Süden zogen, die Ir ani e r aber sich nördlich von diesem
Gebirge festsetzten. Sie gründeten einen Priesterstaat, der in der
Folge von verschiedenen Völkern unterjocht wurde, aber seine Religions-.-
und Staatsverfassung den Siegern aufdrang, so daß sie uns er-
halten blieb.
Sie hatten schon in früher Zeit einen Religionslehrer, Namens.
Zoroafter, dessen Lehren in der Av est a, d. h. indem göttlichen Worte
gesammelt und in der Zendsprache geschrieben sind, weshalb man diese
Schriftensammlung Zenda vesta nennt.
Nach diesen Lehren theilt sich die ganze geistige Welt in zwei Reiche, das
Reich des Lichts und das der Finsterniß. Jenes ist der Sitz der guten Geister
und wird von Ormuzd regiert, dieses aber nehmen die bösen Geister mit
ihrem Fürsten Ahriman ein. Beide leben in beständigem Kampf, welcher
jedoch zuletzt mit dem Sieg des Ormuzd endigen wird. Die Priester hatten
dabei das Hauptgeschäft, den schädlichen Einstuß der bösen Geister durch Opfer
und Sühnungen abzuhalten und die Menschen vor denselben zu schützen.
3. Die Inder.
8- 7. Wie wir oben gehört haben, wunderte ein Stamm der Arier, die
Inder, in die herrliche, fruchtbare vorderindische Halbinsel ein, un-
terjochte oder vertrieb die dort ansäßige schwarze Bevölkerung und grün-
dete daselbst die alt-indischen Priesterstaaten. Diese Inder
waren mit hohen geistigen Anlagen ausgestattet, die sie nach allen Rich-
tungen zu bedeutender Höhe entwickelten, bis sie zum Theil durch den
Einfluß des heißen Klima sich der Unthätigkeit und einem beschaulichen
Leben Hingaben. Von ihrem reichen Geiste zeugen sowohl ihre Bau-
werke, als ihre Literatur.
Unter den elfteren nennen wir die unterirdischen Tempel auf den Inseln
Elcphante und Salsette, sowie zu Ellore, wo sie einen ganzen Berg
stockwerkartig aushöhlten und mit unzähligen Tempeln erfüllten. Sodann die
Palast- und Tempeltrümmer in Ma valip uram, wo sie eine ganze Stadt
in Felsen ausgehauen haben, und ihre Pagoden, dunkle, nur von Lampen
erhellte, prachtvolle Tempel mit vielen Nebengebäuden für die Wallfahrer.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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§. 7. Die Inder.
Von den Schriften der alten Inder sind besonders die in der Sanskrit-
(d. h. geheiligten) Sprache geschriebenen vier Veda's zu merken als die
Religionsurkunden dieses Volkes. Ihre Gottheiten sind Naturkräste. Die
Sonne ist das Abbild des höchsten, körperlosen Urwesens, Brahma ge-
nannt , aus welchem alles Andere geflossen ist. Es erscheint unter den Namen
Brahman, Wischnu und Siwa als leuchtende, befruchtende und zer-
störende Kraft der Sonne, und wird so als Licht, Master und Feuer verehrt.
Von der mensch lich en Se ele aber glauben die Inder, daß sie zur
Strafe für Vergehungen, welche sie in einem früheren Dascyn begangen, im
menschlichen Leibe sey; daß die Seele des Weisen und Tugendhaften nach
Oben durch die Gestirne in das Paradies gehe, während die des Lasterhaften
zuerst in der Hölle büßen und von dort zu ihrer Läuterung eine Wanderung
durch verschiedene Thier- und Pflanzenleiber antreten müsse, bis sie ganz
gereinigt sich auch nach Oben wenden und mit der göttlichen Weltseelc ver-
mischen könne.
Außer den vier Veda's haben die Inder noch eine Menge Schriften über
Wissenschaft und Kunst, besonders über Naturkunde, Mathematik
(ihnen verdankt man das Zehnersystem), Rechtswissenschaft und Philosophie,
Musik und Dichtkunst. Sie besitzen eine große Zahl von heiligen Dichtungen,
in welchen Götter in Menschengestalt austreten, die aber mit dazu beitrugen,
die Brahnia-Religion zu dem sinnlosesten und abenteuerlichsten Götzendienst
herabzudrücken.
Ihre Staatsverfassung war aus vier Kasten gegründet: 1. die Prie-
ster, Brahma n a s oder Br a h m i n e n (Abkömmlinge des Brahman)
genannt, die ihre Herrschaft so sehr über alles verbreiteten, daß nicht
das Geringste auch im gemeinen Leben ohne ihre Mitwirkung unter-
nommen werden konnte; 2. die Krieger, von welchen die heutigen
Mahratten abstammen; 3. die Ackerbauer, deren Felder unter
besonderem Schutz standen; 4. die Handwerker, Nachkommen der
Ureinwohner, welche sich an die Inder anschloßen. Der niederste, kasten-
lose Stamm sind die Paria's, Nachkömmlinge der wilden Urbewohner,
welche durch unmenschliche Behandlung in noch größere Rohheit ver-
sanken.
Ueber das ganze Land regierten mehrere Könige ans der Brah-
manen- oder Kriegerkaste, und zwar.— wie die alten Inder sagen —
so gut, daß das ganze Volk mit Liebe an seinen Königen hieng, daß
das Land überall wie ein Garten angebant war, und Handel und Ge-
werbe in unzähligen Städten blühte.
Neben den: Brahmaisnms, der jetzt noch ungefähr 60 Millionen
Anhänger zählt, kam zwischen 1000 — 600 v. Ehr. G. der Bud-
dhismus auf, eine Verbesserung des alten in Indien einheimischen
Aberglaubens, gestiftet von einem weisen Königssohn B u d dh a. Seine
Anhänger wurden aber später von den Brahminen blutig verfolgt, so
daß sich die Buddhisten aus Vorderindien zurückzogen. Gegenwärtig
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§. 16. Israel als Familie oder die Patriarchenzeit.
liert sich in das Reich der Mythe und Sage und beginnt erst eigent-
lich mit der Dynastie Tongtseu im Jahr 771 v. Chr.
Frühe schon gelangten die Chinesen in materieller Beziehung zu
hoher Cultur, deren Keime sie zum Theil aus dem Westen (man ver-
muthet aus Aegypten) erhielten; allein diese Cultur blieb schon frühe
stehen.
Gewiß ist, daß sie den Co mp aß, eine Art Schießpulver, des-
gleichen eine Art Bücherdruck schon in sehr früher Zeit kannten, auch mit
der Astronomie vertraut waren uns die Kometenbahnen und Sternschnuppen-
schwärme beobachtet haben.
Ihre Schrift und Sprache ist sehr eigentbümlich. Sie haben nur 450
einsylbige Worte, die durch verschiedene Betonung eine ganz verschiedene Be-
deutung erhalten, so daß die Zahl der durch ein Wort ausgedrückten Begriffe
auf 34 steigt, was das Berständniß ungemein erschwert. Ihre Schrift ist
keine alphabethische, sondern besteht aus künstlichen Chiffern (gegen 80,000).
Um das Jahr 500 v. Chr. trat Kong-fu-tseu (Co n fn ciu s, geb.
550, gest. 477 v. Chr.) als Stifter einer besseren Sittenlehre in China
auf; allein seine pantheistische Staatsreligion, die weder Cultus
noch Priester hat und in ihrer Moral die wahre menschliche Freiheit
verläugnet, konnte den verderblichen Einfluß der. andern bestehenden
Religionen des Buddha und Tao mit ihrem gedankenlosen Götzen-
dienste nicht verdrängen.
Da die Chinesen sich wie die Tübetau er und Japanesen für
den Völkerverkehr ganz abgeschlossen haben, so kommen sie für die Ge-
schichte der alten Zeit nicht weiter in Betracht.
Ii. Das Volk Israel.
Dittmar's htstor. Atlas. Taf. Ii.
1. Israel als Familie oder die Patriarchenzeit.
§. 16. Während Gott die Völker der Heiden ihre eigenen Wege
gehen ließ, auf welchen sie sich immer weiter von ihm entfernten, traf
er Veranstaltung, sich ein Volk heranzubilden, von welchem aus die
Erkeuutniß des wahren Gottes sich wieder unter den Menschen ver-
breiten sollte: Es war um das Jahr
2000, daß „der Herr" (Jehova) dem Abrani aus dem Stamm Eber's,
v.chr.etnes Nachkommen S e m's, den Befehl gab, aus seinem theilweise schon
in Abgötterei versunkenen Vaterhanse auszugehen und in ein Land zu ziehen,
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn]]
Extrahierte Personennamen: Israel Jehova
Extrahierte Ortsnamen: Israel China Israel Gottes Abgötterei