37
§. 38. Die Perscrkriege. (Aufstand der Ionier.)
Die Kunst wurde von der Gesammtheit der Griechen gepflegt und
es gelangten schon damals zu bedeutender Höhe die Musik, die Architek-
tonik, die Plastik und die Dichtkunst.
Aus jener Zeit stammte der prachtvolle Apollotempel zu Delphi und der
Dianentempel zu Ephesus, der zu den 7 Wunderwerken der Welt gezählt
wurde. — Von den Dichtern nennen wir Homer, den Sänger der Ilias
und Odyssee, dann Hesiodus, Tyrtaus, Pindarus, und den Fabeldichter
Aesop.
Die damalige griechische Philosophie war theils ein Fragen nach
dem Ursprung der Welt und der in ihr waltenden Gottheit, theils Nahm
sie eine blos praktische Richtung mit Moral und Politik verbunden (z. B
bei den 7 Weisen Griechenlands: Kleobülns, .Periander, Pit-
tacns, Bias, Thales, Chilon und Solon), theils suchte sie mit
Hilfe der Astromonie und Mathematik zum Bewnßtseyn über das Leben
in der Natur zu kommen.
Pythagoras aus Samos (geb. 584), der zu Kroton in Unteritalien
eine philosophische Schule stiftete, sah das Wesen der Dinge in den innern
Zahlenverhältnissen und Zahlenverbindungen, und betrachtete die Welt als ein
harmonisches Ganze, das sich um einen göttlichen Mittelpunkt bewege.
2. Griechenlands mittlere Zeit.
Dtttmar's histor. Atlas. Taf. Iii.
1. Die Perserkriege. (Ausstand der Ionier.)
§. 38. Schon unter Cyrus hatten sich die Perser die griechischer: Städtv
in Kleinasien unterworfen, und in jeder Stadt einen Griechen zum Allein-
herrn eingesetzt, um sie durch dieselben besser beherrschen zu kön-
nen. Unter der Regierung des Darins Hystaspis faßten zwei dieser
Alleinherren Histiäus, Fürst von Milet, und sein Schwiegersohn
und Nachfolger Aristago ras, den Plan, sämmtliche griechische Städte
von der Oberhoheit der Perser loszumachen. Hiezu suchte der Letztere
auch die Hilfe der Mutterstaaten zu gewinnen; aber nur Athen und
Eretria ans der Insel Euböa waren geneigt dazu. Ersteres sandte 20,
letzteres 5 Schiffe zu Hilfe.
Die Stadtfürsten wurden nun vertrieben, und die demokratischen
Strategen sammelten ein Heer, mit welchem sie gegen den persischen Statt-
halter in Sardes zogen, und zwar die Stadt einnahmen, aber die Burg
nicht erobern konnten. Die Stadt gieng dabei zufällig in Flammen auf,
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland]]
TM Hauptwörter (200): [T37: [Athen Athener Flotte Perser Stadt Spartaner Schiff Heer Schlacht Sparta], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans]]
176
§- 156. Napoleons Herrschaft.
larid ein, nahm ein österreichisches Heer unter Mack bei Ulm gefangen,
besetzte Wien und nöthigte durch feinen Sieg bei Austerlitz Oe-
sterreich zum Frieden von Preß bürg und zzrr Abtretung von
Venedig und Tyrol.
Darauf machte Napoleon seinen Bruder Joseph zum König von
Neapel, und seinen Bruder Ludwig zum König von Holland, stiftete
1806den Rheinbund, um Deutschland zu unterjochen, und führte dadurch
die Auflösung des fast 1060jährigen römisch-deutschen Reichs
herbei.
Da erklärte ihm Preußen den Krieg, wurde aber durch die unglück-
liche Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt (14. Okt. 1806),
durch die Besetzung Berlins, und die Schlacht bei Friedland (9. Juli
1807) zum Frieden von Tilsit gezwungen, in welchem Friedrich
Wilhelm Iii. von Preußen sein halbes Land verlor, das größ-
tentheils Napoleons Bruder Hieronymus (Jerome) als Königreich West-
phalen erhielt. (Während dieses Kriegs ordnete Napoleon auch die Kon-
tinentalsperre an, durch welche Englands Handel ganz vom Festland
abgeschlossen werden sollte.) Die Engländer aber beschoßen Kopenhagen
und nahmen die dänische Flotte weg, wogegen Napoleon dem mit ihm
verbündeten Schweden Pommern nahm und mit Karl Xiii. Frieden schloß.
Darnach wurde auch das Haus Braganza in Portugal gestürzt, die
Bourbonen in Spanien zur Entsagung gezwungen, und Napoleons
Bruder Joseph als König in Spanien eingesetzt, während Napoleon
seinem Schwager Mürat den Thron von Neapel verlieh. Dagegen
entbrannte ans der pyrenäischen Halbinsel ein allgemeiner Aufstand,
welchen die Engländer mit einem Heer unter Melles ley (dem nach-
maligen Herzog von Wellington) unterstützten. Napoleon mußte
den Kampf in Spanien seinem Bruder überlassen, um gegen Oesterreich
1809 zu ziehen, das chm den Krieg erklärte.
Er siegte mit den Rheinbundstruppen über die Oesterreicher bei Regens-
burg, Landshut und Eckmühl, nahm Wien ein und beendigte, trotz sei-
nes Verlustes bei Asperu, deu österreichischen Krieg durch den Sieg
bei Wagram und den Frieden von Wien.
Oesterreich verlor Salzburg und Berchtesgaden, den größten Theil sei-
ner polnischen, und alle italienischen und dalmatischen Besitzungen. Die
Tyroler erhielten für ihren Aufstand gegen Bayern Verzeihung, ihr Anfüh-
rer Hofer aber wurde 1810 auf Befehl Napoleons erschossen.
Ilm nun seiner Dynastie vor der Welt den Schein der Legitimität zu
geben, vermählte sich Napoleon mit Marie Louise, der Tochter
des Kaisers von Oesterreich (1810), ernannte 1811 seinen aus dieser
Ehe geboruen Sohn zum König von Rom, vereinigte Etrurien, Hol-
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Joseph Ludwig Ludwig Friedrich
Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleons Napoleon Napoleon Karl_Xiii Karl Napoleons Joseph Napoleon Napoleon Napoleons Napoleon Marie_Louise
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Wien Venedig Tyrol Neapel Holland Rheinbund Deutschland Jena Berlins Friedland Tilsit Napoleons Englands Schweden Haus_Braganza Portugal Spanien Napoleons Spanien Neapel Wellington Spanien Oesterreich Wien Wien Oesterreich Salzburg Berchtesgaden Oesterreich Rom Etrurien
Bei demselben Verleger sind ferner erschienen:
Die Geschichte der Wett vor und nach Christus,
mit Rücksicht auf die Entwicklung des Lebens in Religion und Politik, Kunst
und Wissenschaft, Handel und Industrie der welthistorischen Völker.
Für das allgemeine Bildungsbedürfniß dargestellt
von Dr. Heinrich Dittmar.
Dritte Auflage.
I. bis Iv. Band 2te Hälfte lte Lieferung. Preis 18 fl. 18 kr. oder 11 Rthlr. 3*/a Par.
Desgl. auf stärkeres Papier. 21 fl. 57 kr. od. 13v3 Rthlr.
Diese eben so gründliche als verständliche und anziehende Darstellung der Welt-
geschichte, deren Beendigung demnächst bevorstebt, ist den Freunden geschichtlicher Lectüre
durch zahlreiche competente Beurtheilungen aufs wärmste empfohlen worden (z. B. in der
Allgem. Ztg., dem Literaturvlati, vem Repertorium der Lit., der Rhein. Monatschrift, den
Studien und Kritiken, herausg. von Ullmann und Umbreit, der evang. Kirchcnztg., dem Pädag.
Jahresbericht u. a. m.) und wird insbesondere auch Lehrern und Schülern znin Nachlesen beini
Gebrauch dieses Umrisses gleich willkommen sehn. — Zur Charakteristik desselben, diene folgendes
Urthcil.
„Dieses Werk halt mit größter Entschiedenheit den christlichen Gesichtspunkt fest und unter-
„wirft ihm das Ganze der Weltgeschichte. Und zwar mit Hellem und freiem Geist ohne Veruach-
„läßigung und Verunglimpfung des Großen und Schönen in der heidnischen Vorwelt. Auf der
„Höhe historiicher Bildung stehend, hat der Vers, der Wissenschaft nichts vergeben, indein er
„dem Christenthum die höchste Bedeutung und die centrale Weltstellung vindicirt. Je mehr sich
„die Gegenwart des christlichen Bedürfnisses wieder bewußt worden ist, und je mehr die Ver-
„breitung von Büchern zu wünschen ist, aus denen wissenschaftliche Bildung ohne die Zuthat
„unchristlicher Gesinnung gewonnen werden kann, um so dankbarer muß ein Werk wie das von
„Dittmar anerkannt werden."
W. Menzel, im Literaturbl. 1847, No. 49.
als Supplement zu Dittmar, Geschichte der Welt, sowie zu jeder andern Weltgeschichte:
Historischer Atias
nach Angaben von Ii. Dittmar entworfen und lithographirf. 2te Ausgabe.
I. Abtheilung: Atlas der alten Welt. 7 Blätter und 2 Kupfer. 1 fl. 20 kr.
od. 24 Ngr. Ii. Abfheilung: Atlas der mittlern und neuern Geschichte.
9 Blätter und 3 Kupfer. 1 fl. 58 kr. od. 1 Thlr. 4 Ngr.
„Diese Blätter sind überaus Klar und sauber und mit vollauf hinreichenden Angaben aus-
„geführt. Sie enthalten nicht blos die gewöhnlichen geschichtlichen Data, sondern in ihnen bildet
„ein hydrographisches Terrainbild den Grund, über welchen die historischen Staatenbilder hin-
„gebreitet sind. In dieser Beziehung stehen sie den meisten neueren Geschichtskarten voran.
„In den Länderumrissen wie in den Staatengrenzen herrscht Schärfe und Genauigkeit. Be-
sonders schön ist auch die reine scharfe Schrift.“ Aus einer Recension.
Die
Weltgeschichte
in einem leicht überschaulichen, in sich zu-
sammenhängenden Umrisse für den Schul-
und Selbstunterricht
von
I)r. Heinrich Dittmar.
Sechste neubearb. Aufl. 40 Bogen.
1 fl. 40 kr. oder 1 Thlr.
Die
deutsche Geschichte
in ihren wesentlichsten Grundzügen und in einem
übersichtlichen Zusammenhang. Für die mittlere
hist. Lehrstufe im Schul- und Selbstunterricht
von
vr. Heinrich Dittmar.
Dritte wesentlich verbesserte Auflage.
1 fl. 30 kr. od. 28 Ngr.
Desselben
Die Geschichte
der römischen Welt.
Mit 1 Titelkupfer und 1 hist, geogr. Karte
geb. 2 fl. 48 kr. od. 1 Thlr. 18 Ngr.
Desselben
Die Geschichte
der griechischen Welt.
Mil 1 Tttelkupser und 3 hist, geogr. Karten,
gr. 8. geb. 2 fl. 48kr.od. 1 Thlr. 18 Ngr.
„Zu den unbedingt besten hierher gehörigen Schriften zähle ich (u. A.) die
„von Dittmar wegen guter äußerer, praktischer Stufenordnung, ticf-
„chrtstlicher Anschauung, sehr edler Behandlung und großen Reich-
„thums zumal des vorzüglichen, Lehrern nicht angelegentlich genug zu
„empfehlenden ausgezeichneten größeren Werkes re."
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Christus Heinrich_Dittmar Heinrich W._Menzel Dittmar Heinrich_Dittmar Heinrich Heinrich_Dittmar Heinrich Dittmar
Vorwort.
, ici, ct-ri - _____
Dorliegender Leitfaden der Weltgeschichte enthält einen von
Herrn Fl Mürdter, Reallehrer in Waiblingen, nach mehrfach
öffentlich ausgesprochenem Wunsche, mit meiner Zustimmung be-
arbeiteten, dazu auch von mir durchgeprüften und redigirten Aus-
zug aus meinem „Umriß der Weltgeschichte für den Schul- und
Selbstunterricht, sechste Auslage." Wenn gleich also dieser mit
übrigens anerkennenswerthcm Tact und Verständniß gefertigte
Auszug, als solcher, aus Ursprünglichkeit keinen Anspruch machen
kann, so wird er sich doch, wie ich hoffe, als ein zweckmäßiges
Lehrbuch beim Unterricht in mittleren Lehranstalten bewähren, und
zwar sowohl für diejenigen, welche mit den in meinem Umrisse zur
Anwendung gekommenen Grundsätzen übereinstimmen, aber die-
sem selbst für ihre Schüler zu ausführlich finden, als auch für
die unteren Klassen jener zahlreichen höheren Lehranstalten, in
deren mittleren oder oberen Klassen derselbe als Lehrbuch Eingang
gefunden hat.
Es entsprechen daher auch die Paragraphen in ihrer Reihen-
folge denen des Umrisses, welcher alsdann für Lehrer und Schüler
auch als Handbuch zu diesem Leitfaden dienen kann, gleichwie für
den Umriß meine „Geschichte der Welt, mit Rücksicht auf die Ent-
wicklung des Lebens in Religion und Politik, Kunst und Wissen-
schaft, Handel und Industrie der welthistorischen Völker" als ein
begleitender Commentar angesehen werden mag. Die Verweisun-
gen aus die Tafeln I — Xiv hinter den Überschriften der Haupt-
abschnitte beziehen sich auf meinen historisch - geographischen Atlas,
der sich jedem dieser historischen Lehr- und Handbücher zum Begleiter
darbietet.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
101
K. 102. Die Kreuzzüge.
lichen Mühseligkeiten und Entbehrungen Jerusalem, eroberten es i.j.1099
nach 39tägiger Belagerung mit Sturm, und gründeten das König-
reich Jerusalem, dessen erster König Gottfried von Bouillon unter
dem Titel, „Beschützer des heil. Grabes" wurde. Nach einen, glänzen-
den Sieg bei Askalon über den Vezier des ägyptischen Chalifen starb
Gottftied i. I. 1100, und erhielt seinen jüngsten Bruder Balduin 1.
zum Nachfolger.
Zum Schutze des auf schwachen Füßen stehenden Reiches, dem die
Fürstenthümer Edessa, Antiochia und Tripolis untergeben waren, kamen
von Zeit zu Zeit -neue Zuzüge vom Abendlande; auch bildeten sich zu
diesem Zweck nacheinander drei Ritterorden: der Johanniter-
orden, der Tempelherrnorden und der deutsche Orden, von
welchen der-erste in der Folge der. reichste und mächtigste wurde.
Der Verlust des Fürstenthums- Edessa an den muhammedanischen
Statthalter Zen k,i von Aleppo führte den zw e iten K re nz zu g herbei,! 147
welcher von Ludwig Vii. von Frankreich und Kaiser Konrad Iii. un-
ternommen wurde, aber vorzüglich wegen der Treulosigkeit der palästi-
nischen Christen erfolglos blieb. Ueberhanpt hemmte die Uneinigkeit
derselben und die Eifersucht der Fürsten, so wie der Ritterorden unter-
einander jede gemeinsame Unternehmung. Dagegen bekamen die Mu-
hammedaner an dem durch Tapferkeit, Tugend und Bildung ausgezeich- _
neten Sultan Sa lad in von Aegypten einen starken Halt. Es gelang
ihm, die Christen bei Liberias, zu besiegen und ihnen Jerusalem zu
entreißen, wo er der 88jährigen Herrschaft des Kreuzes ein Ende
machte (1187).
Der Schrecken über Jerusalems Fall trieb die abendländischen Fürsten 1189
zum dritten Keuzzug, den Kaiser Friedrich Barbarossa,
König Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz
von England unternahmen. Aber der Kaiser fand schon in Cilieien
im Flusse Seleph seinen Tod; die beiden Könige entzweiten sich nach
der Eroberung von Accon, so daß Philipp nach Frankreich zurückkehrte;
ebenso verließ der von Richard schwor beleidigte Leopold von Oester-
reich mit den Deutschen das heilige Land. Richard erlangte zwar in
einem Vertrag mit Saladin den Küstenstrich von Joppe bis Accon und
die heiligen Orte mit Ausnahme Jerusalems, gerieth aber auf dem Rück-
weg ins Abendland in die Gefangenschaft Leopolds, der ihn an den Kaiser
Heinrich Vi. auslieferte, aus dessen Hand ihn nur ein ungeheures
Lösegeld befreite. '
Nach mehrern verunglückten Zwischenunternehmungen kam unter dem
Papst Innocenz Iii. der vierte Kreuzzug zu Stande, 1204
ans welchem die Unternehmer unter der Führung Balduin's von
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Gottfried_von_Bouillon Askalon Gottftied Ludwig_Vii Ludwig Konrad_Iii Konrad Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Philipp_August_von_Frankreich Philipp August Richard_Löwenherz Philipp Philipp Richard Leopold_von_Oester- Leopold Richard Leopolds Heinrich_Vi Heinrich Innocenz_Iii Innocenz
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Jerusalem Antiochia Tripolis Johanniter- Edessa Aleppo Frankreich Liberias Jerusalems England Cilieien Frankreich Joppe Jerusalems Leopolds
102 §. 102. Die Kreuzzüge.
Flandern Constantinopel eroberten und das „lateinische Kaiser-
thum" gründeten.
Der fünfte Kreuzzug hatte gar keinen Erfolg; im sechsten
gewann zwar Kaiser Friedrich Ii. durch einen Vertrag mit dem ägyp-
tischen Sultan Camel Jerusalem und die heiligen Orte;
1228 doch giengen sie, als er nach Italien zurückgekehrt war, gleich wieder
verloren.
Die Lust zur Kreuzfahrt sank indeß mehr und mehr, da man die
Erfolglosigkeit derselben wahrnahm. Nur Ludwig Ix. der Heilige,
König von Frankreich, versuchte noch den siebenten und letzten
1248kreuzzug und eroberte Damiette in Aegypten, wurde aber ge-
fangen und mußte alles Eroberte zum Lösegeld wieder herausgeben.
Bald darauf kehrte er nach Frankreich zurück, um dort die bedrohte
Ordnung zu erhalten. Spater machte Ludwig noch einen Versuch, we-
nigstens in Afrika die muhammedanische Macht zu brechen; aber eine
Seuche raffte den größten Theil seines Heeres und ihn selbst (1270)
vor Tunis weg, und bald darauf verloren die Christen in Palästina
mit Accon die letzte ihrer Besitzungen.
Trotz der äußern Erfolglosigkeit brachten die Kreuzzüge doch folgenreiche
Veränderungen hervor: Sie veranlaßten die Gründung neuer Reiche, welche
längern Bestand hatten, wie Portugal und Sicilien; sie brachten das Morgen-
und Abendland in engere Berührung, gaben durch erweiterte Bekanntschaft
mit fremden Ländern und deren Sitten und Erzeugniffen dem Handel, Ge-
werbwesen und Ackerbau, den Wissenschaften und Künsten mächtigen Auf-
schwung, förderten den Gcmeingeist, die Freiheit und Macht der Städte,
legten den Grund zum nachmaligen freien Bauernstand und veredelten das
Ritterwesen. Den größten Vortheil aber zog die geistliche Macht davon.
Der Papst wurde durch dieselben richterlicher Oberherr der ganzen abendlän-
dischen Christenheit, und der Klerus bereicherte sich durch Kauf, Geschenke
und Vermächtnisse.
Dagegen litten Religion und Sittlichkeit wesentliche Nachtheile; Aberglau-
den und Sittenlosigkeit nahmen durch die Krcuzzüge ungemein überhand.
Auch im Abcndlande wurden Kreuzzüge gemacht, und zwar gegen die
heidnischen S lav en und Preußen, so wie gegen die Ketzer, welche
hauptsächlich durch das Bestreben aufkamen, die Kirche von den cingerisse-
nen Mißbräuchen zu reinigen.
Die wichtigsten dieser Secten waren die Albigenser in der Grafschaft
Toulouse, welche allerdings gefährliche Lehren aufbrachten, und die Waldenser
im südlichen Frankreich und in Piemont, welche das reine Christenthum der
Apostelzcit wieder herzustellen suchten. Beide wurden, als der Papst das
Kreuz gegen sie predigen ließ, auf eine unmenschlich grausame Weise gegen
zwanzig Jahre lang mit Feuer und Schwert verfolgt, so daß namentlich das
schöne gewcrbreiche Südfrankreich eine Einöde wurde.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Ludwig_Ix Ludwig Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Italien Frankreich Frankreich Afrika Palästina Portugal Sicilien Frankreich
106
§. 105. Frankreich unter den Capetingern.
Deshalb wandten sich viele von der Kirche ab, um ans das apostolische
Christenthum zurückzugehen, wie die Waldenser; andere suchten der
Kirche durch neue theologische Systeme zu helfen, wie die Mystiker und
Scholastiker.
Die Wissenschaft dagegen fand unter den Hohenstaufen rege Pflege.
Die Dom- und Stiftsschulen, sowie die Universitäten (in Paris, Bologna,
Salerno re.) waren sehr zahlreich besucht, und auch die Kunst blühte sowohl
in der Volks-und Kunstpoesie, als auch in der sogenannten gothischcn Baukunst.
Von den noch erhaltenen Dichtungen sind die vorzüglichsten das Nibelun-
genlied und das Lied von Gudrun. Unter den Dichtern sind nennenswerth
Wolfram von Eschcnbach, Gottfried von Straßburg, Hart-
mann von der Aue, Walther von der Vogelweide. — Die
schönsten Bauten aus jener Zeit sind der Dom zu Cöln, die Münster von
Straßburg und Freiburg (im Breisgau).
Besonders aber entwickelte sich in dieser Zeit das freie Städtewesen
immer mehr, so daß die Städte mit ihrer auf Znnfteinrichtnng und
Bürgerwehr gegründeten Macht eine Hauptstütze der Kaiser gegen die
Fürsten wurden.
6. Die übrigen europäischen Staaten bis gegen
das Ende des dreizehnten Jahrhunderts.
(Dittmar's histor. Atlas. Tas. Iv. u. X.)
1. Frankreich unter den Capetingern.
§.105. Aie letzten karolingischen Könige, welche bis 987 in Frankreich
regierten, waren kaum im Stande, ihre widerspenstigen Vasallen zu
zügeln. Nach dem Tode des letzten Königs, Ludwigs V. (Fainéant),
987 beginnt mit Hugo Capet die Reihe der capetingischen Könige.
Auch unter ihm, besonders aber unter seinen drei nächsten Nachfol-
gern, herrschte in Frankreich das Faustrecht und Hörige und Leibeigene
seufzten unter schwerem Druck. Erst Ludwig Vl. (1108—1137) schuf
durch strengere Rechtspsiege Mehr Ordnung und machte den Anfang
zur Befreiung der Leibeigenen und zur Bildung eines dritten Stan-
des (liers-e'tal).
Die Verbindung eines großen Theils von Frankreich mit England
verursachte den Königen große Noth und viele Kämpfe mit diesen mäch-
tigen Vasallen, bis Philipp Ii. August (1180—1223) eiuen großen
Theil der den Engländern zilgefallenen Provinzen wieder gewann, und
so die Königsmacht stärkte.
Das gleiche Ziel verfolgte sein Nachfolger Ludwig Viii., vorzüglich
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Gudrun Gudrun Wolfram_von_Eschcnbach Gottfried_von_Straßburg Walther Ludwigs_V. Ludwigs_V. Hugo_Capet Ludwig_Vl Ludwig Philipp_Ii Philipp August Ludwig_Viii Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Bologna Salerno Freiburg Frankreich Frankreich Frankreich Frankreich England
§. 106. England unter den angelsächsischen u. normannischen Königen. 107
aber der von Herzen fromme, gerechte und gewissenhafte Ludwig Ix.,
der Heilige (1226—1270), welcher Ruhe und Ordnung in seinem Lande
herstellte und die Uebergriffe der Päpste beschränkte. Von seinem Krenz-
zug und Tod siehe §, 102,
2. England unter den angelsächsischen und normannischen Königen.
§. 106. Die sieben Königreiche der Angelsachen waren 827 von König
Egbert in Ein Reich vereinigt worden, das aber von den Einfällen
der Dänen viel zu leiden hatte, bis 871
Alfred der Große sie bei Ed dington besiegte und zurückdrängte, .
woraus er im Geiste Karls des Großen sein Reich regierte. Nach seinem
Tode (901) kehrten die Raubangriffe der Dänen wieder, und es machte
sich sogar der Dänenkönig Kanut der Große im Jahr 1026
zum Alleinherrn von England. Er wurde darauf Christ, und regierte
England, Dänemark und Norwegen mit Weisheit und Gerechtigkeit
bis 1035. Aber nach dem Tode seiner Söhne kam England 1012 wie-
der an den angelsächsischen Königsstamm, und zwar an Eduard den
Bekenner. Es war dieß aber der letzte angelsächsische König: denn
nach seinem Tode landete Herzog Wilhelm von der Normandie
mit 60,000 Mann, gewann gegen den Grafen Harald von Wessex die
Schlacht bei Hastings und gründete 1066
die N o r m a n n e n h e r r s ch a f t in England. Doch zog ihm seine
grausame Härte den tiefsten Haß der überwundenen Angelsachsen zu,
zumal er sogar ihre Sprache durch die französisch-normanische zu ver-
drängen suchte. Nach dem Aussterben seines Mannesstamms kam der
englische Thron an das Haus Anjou oder Plan tage u et, 1154
dessen erster König Heinrich Ii. wohl seine Großen im Zaum hielt und
Irland eroberte, aber bei einem Versuche, die Geistlichkeit seiner Macht
zu unterwerfen, eine tiefe Demüthigung erfuhr. Er mußte nämlich
an dem Grabe des von einigen seiner Leute ermordeten Erzbischoffs
Thomas Decket Kirchenbuße thun. Sein Sohn und Nachfolger
war der tapfere, aber hochfahrende Richard Löwenherz (1189—1199),
welcher den dritten Kreuzzug mitmachte, und auf dem Rückwege von
Leopold von Oesterreich gefangen wurde. Nach seiner Auslösung und
Heimkehr fiel er bald im Kampfe gegen einen seiner Vasallen. Sein
treuloser Bruder Johann ohne Land zog sich bei allen seinen Unter-
nehmungen nur Schmach zu und mußte seinen Unterthanen 1215 die
Magna charta gewähren, d.h. den Freibrief, welcher die Grundlage
der englischen Verfassung und Volksfreiheit wurde. Unter seinem Sohne
Heinrich Ii!. (1216—1272) riß bei dessen Schwäche allgemeine Un-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Ix. Ludwig_Ix. Egbert Karls Eduard Eduard Wilhelm Harald_von_Wessex Heinrich_Ii Heinrich Thomas_Decket_Kirchenbuße Richard_Löwenherz Leopold_von_Oesterreich Leopold Johann Heinrich_Ii! Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: England England England England Dänemark Norwegen England England Haus_Anjou Irland
109
§. 109. Polen, Preußen u. Ungarn. §. 110. Das Interregnum.
machte es sich durch seinen tapfern König Boleslav I. wieder unab-
hängig. Derselbe ließ sich 1025 zum König krönen und gründete durch
die Vereinigung von Polen, Masovien, Krakovien und Schlesien das
eigentliche Polenreich. In der Folge wurde es durch Theilungen und
innere Kriege geschwächt.
Gegen die Preußen, deren rohes Heidenthum lange den Bekeh-
rungsversuchen zum Christenthum widerstand, zog mit Bewilligung des
Kaisers Friedrich Ii., der deutsche Orden 1230, um sie zu be-
kämpfen. Er legte in ihrem Lande K u l m, Thorn und andere Schutz-
orte an, unterwarf es (anfangs in Vereinigung mit dem Schwertorden)
nach 53jährigen Kämpfen, in welchen die alten Einwohner größtentheils
umkamen und bevölkerte es wieder durch deutsche Anbauer.
Ungarn wurde 889 von den Magyaren erobert, welche von
da an verheerende Einfälle in die angrenzenden Länder machten, bis sie
973 das Christenthum annahmen, das besonders im Jahre 1000 n. Ehr.
durch Stephan den Heiligen aus dem Geschlechte der Arpaden ge-
fördert wurde. Später unter König Geisa Ii. wanderten in Sieben-
bürgen und Ungarn viele Deutsche ein, welche dort unter dem Namen
„Sachsen" ihre Sprache und Sitten beibehielten.
7. Verfall der Lehensmonarchie in Deutschland.
D ittmar's histor. Atlas. Taf. Xi. Xii. Xiii.
i. Das Interregnum; beginnende Ausbildung der Landeshoheit.
§• 110. Dwei Jahre nach Konrad Iv. starb auch der wenig beachtete
Gegenkaiser Wilhelm von Holland, und es trat nun 1256—1273
das Interregnum ein, jene traurige Zeit, iu welcher kein deutscher
Fürst die Kaiserkrone annehmen wollte und dieselbe daher au fremde
Fürsten gleichsam verkauft wurde, nämlich von dem einen Theile der
Wähler an den.englischen.prinzen Richard von Cornwallis, von
dem andern an den König Alfons dem Weisen von Castilien, so
daß die Kaisermacht immer tnehr sank, die Reichsfürsten aber mehr- und
mehr selbständig wurden.
Während dieser kaiserlosen, betrübten Zeit wurde daö hohenstaufische
Geschlecht vollends ausgerottet. Der letzte Sproß desselben, Konradin,
Sohn Konrads Ivwollte sich seine Erblande wieder erkämpfen, und den Karl
von Anjou, der mit Hilfe des Papstes König von Neapel und Sicilien
geworden war, vertreiben. Aber nach einem Sieg bei Tagliacozzo fiel
er bei Skurcola in einen Hinterhalt, wurde auf der Flucht gefangen, und
mit seinem jungen Freunde Friedrich von Baden 1268 in Neapel ent-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Stephan Dwei Konrad_Iv Konrad Wilhelm Richard_von_Cornwallis Alfons Konradin Konradin Konrads_Ivwollte Konrads Karl
von_Anjou Karl Skurcola Friedrich_von_Baden Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Polen Thorn Ungarn Deutschland Holland Neapel Sicilien Neapel
110
§. 111. Die deutschen Kaiser aus verschiedenen Häusern.
hauptet. — Dagegen wurden vierzehn Jahre später, 1282 alle Franzosen auf
Sicilicn in einer Nacht ermordet (die sicilianische Vesper) und die
Insel stellte sich unter die Herrschaft Peters von Aragonien.
In Deutschland selbst stieg durch die Abwesenheit des Reichsober-
Haupts die Unordnung aufs Höchste; das Faustrecht nahm so überhand,
daß sich die Städte zum Schutz ihres Handels in Bündnisse vereinigten,
von welchen die deutsche Hansa und der rheinische Städtebund
die wichtigsten wurden.
2. Die deutschen Kaiser aus verschiedenen Häusern.
§. 111. Die steigende Verwirrung und Unordnung, sowie die wach-
sende Macht des Böhmenkönigs Ottokar steigerten im Volk und in
den deutschen Fürsten den Wunsch nach einem einheimischen Kaiser.
Die Fürsten lenkten jedoch, um ihre unterdeß erworbenen Hoheitsrechte
behalten zu können, die Wahl auf Männer, welche keinen großen
Länderbesitz und somit ihnen gegenüber weniger Macht hatten.
Es folgten nun Kaiser aus verschiedenen Häusern
1273—1437 und zwar zuerst Rudolf von Habsburg, ein tapferer, redlicher
Mann, welcher den widerspenstigen Ottokar von Böhmen 1278 auf
dem Marchfelde besiegte und einen Theil seiner Länder, nämlich
Oesterreich, Steyermark und Krain, mit Bewilligung der Fürsten seinen
eigenen Söhnen zu Lehen gab und so der Gründer des Habs bur-
gisch - österreichischen Hauses wurde. Böhmen aberließ er dem
Sohne Ottokars. Mit Ernst und Nachdruck schuf er auch sonst im
Reiche Ruhe und Ordnung, brach die Burgen der Raubritter am Rhein
und in Thüringen und strafte die den Landfrieden störenden Grafen
von Württemberg und Savoyen.
Ihm folgte nicht — wie er gewünscht hatte — sein Sohn Albrecht,
sondern Graf Adolf von Raffau (1291 — 1298), ein tapferer, aber
in der Wahl seiner Mittel, sich eine Hansmacht zu gründen, nicht ge-
wissenhafter Fürst. Er führte einen ungerechten Krieg gegen die Land-
grafen von Thüringen, und wurde, weil er die den Fürsten gemachten
Versprechungen nicht hielt, des Reiches entsetzt. Er wollte seine Krone
vertheidigen, fiel aber in der Schlacht bei Göllheim.
Ihm folgte Albrecht 1, Rudolfs Sohn (1298 —1308), ein Mann,
der darnach trachtete, die Kaisermacht unumschränkt zu machen und seine
Hausmacht zu vermehren. Aber alle seine Versuche, Holland, Burgund,
Böhmen und Thüringen an sein Haus zu bringen, schlugen fehl. Sein
Streben, seinen Besitz in der Schweiz zu vergrößern, führte zur
Gründung der freien Eidgenossenschaft der Schweizer, welche
1308 seine Vögte verjagten, seine Zwingburgen eroberten und ihren Frei-
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Extrahierte Personennamen: Peters Ottokar Ottokar Rudolf_von_Habsburg Rudolf Ottokar_von_Böhmen Ottokar Ottokars Ernst Albrecht Albrecht Graf_Adolf_von_Raffau Adolf Albrecht_1 Albrecht Rudolfs
Extrahierte Ortsnamen: Aragonien Deutschland Oesterreich Krain Ottokars Rhein Württemberg Göllheim Rudolfs Holland Burgund