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1. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 59

1854 - Leipzig : Brandstetter
59 Die hohe Temperatur des Blutes (32 — 35° R.), die rasche Respiration, die schlechte Wärmeleitung in den Federn, das Alles füllt ihren Körper beständig mit so warmer und dadurch so leichter Lust, daß derselbe einem Luftballon recht* gut zu vergleichen ist. Die stärkern Knochen - und Muskelpartien finden sich unten an der Brust, damit das lebendige Luftschiff auch seinen Ballast hat, um von den starken Strömen des Windes nicht umgeschlagen zu werden. Zu dem Allen aber kommt noch die Hauptsache, der Flügel, dessen einfache, aber sinnige, zweck- mäßige Einrichtung gewiß von Vielen noch nicht beachtet ist. Groß find die Schwingen der Storchflügel, breit ihre Fabnen, eine große muldenförmige Fläche stellen sie dar, wenn Fahne an Fahne sich legt. Wie aber diese breiten, schwachen Fahnen zu einer festen, zusammen- hängenden und darnach wieder zu einer rinnenartig getheilten Fläche zu- sammengestellt werden können, wodurch nur der Flug möglich wird, das soll uns noch der Storchflügel lehren, und unsere Einsicht muß uns er- kennen lassen, daß Gott auch im Kleinen groß ist. Ist der Flügel in Ruhe, so liegt er auf einem kleinen Raume doppelt taschenmesserartig dicht an dem Leibe und hält diesen warm; dient er aber der Bewegung, so breitet er sich seitwärts fächerartig aus, und zwar so, daß jede innere längere Fahne der einzelnen Schwinge oder Schwungfeder mit einem schmalen Rande unter der äußern kürzern und daher stärkern Fahne der vorhergehenden Schwinge wie unter einer Leiste geschoben bleibt. Da ist nun die fest zusammenhängende Fläche hergestellt, die vollständig zu- sammen bleiben muß, wenn der Flügelschlag nach unten geführt wird, um die Luft zu verdichten, — die sich aber rinnenartig öffnet, sobald der Flügelschlag nach oben geht, um die obere Luft hindurchzulassen. Auch das Strecken der langen Beine nach hinten ist nicht ohne Grund; sie sollen bei dem kurzen Körper und dem langen Halse das Gleichgewicht erhalten und bei dem kurzen Schwänze das Steuer verstärken. So zur weiten Reise zweckmäßig zugerichtet und ausgerüstet, kann der Storch die Reise sicher unternehmen. Hohe Gebirgsketten werden wie Klippen umschifft und die tiefsten Einschnitte ausgewählt; eben so die großen Breiten der Meere vermieden und die schmälsten Striche aus- gesucht, wo überdies Inselgruppen erwünschte Ruhestätten darbieten. Ueber Italien, Sicilien und Malta geht es nach Tunis und endlich nach Aegypten, wo der gütige Erhalter alles dessen, was lebet, auch den Storch immer wieder seine vollen Fleischtöpfe vorfinden läßt. Neuling. 13. Die Vögel unter dem Himmel. Die ihr zaget, die ibr fraget: In den Lüften, auf den Zweigen Leib, was essen wir? Und in Feld und Wald, Die ihr klaget und euch plaget: Wenn die düstern Menschen schweigen, Herz, was trinken wir? Lauter Jubel schallt. Die am Abend, wie am Morgen Und in aller Welten Zonen, Ihr euch quält mit leeren Sorgen — Wo die muntern Vögel wohnen, Nehmt der freien Vögel Schaar Rust's: Herr Gott, dich loben wir! Unter Gottes Himmel wahr. Tönt's: Herr Gott, wir danken dir!

2. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 40

1854 - Leipzig : Brandstetter
40 und Comptoirstuben, die Werkstätten der Künstler und Handwerker, Edel- höfe, Pacht- und Bauerhöfe wurden leer von jungen Männern, welche ein Herz voll Muth und einen kräftigen Arm hatten. Ein Theodore Körner, der als Dichter in den angenehmsten Verhältnissen zu Wien lebte und Bräutigam einer der liebenswürdigsten Jungfrauen war, säumte keinen Augenblick, die Leyer mit dem Schwerte zu vertauschen. ^Deutsch- land steht auf," schrieb er seinem Vater, „der preußische Adler erweckt im allen treuen Herzen durch seine Flügelschläge die großen Hoffnungen einer deutschen Freiheit. Meine Kunst seufzt nach ihrem Vaterlande. Laß mich ihr würdiger Jünger sein! — Eine große Zeit will große Herzen, ich fühle die Kraft in mir, eine Klippe sein zu können in dieser Völkerbrandung: — ich muß hinaus und dem Wogensturm die muthige Brust entgegeudrücken Soll ich in feiger Begeisterung meinen siegenden. Brüdern meinen Jubel nachleiern? Ich weiß, du wirst manche Unruhe erleiden müssen; die Mutter wird weinen. Gott tröste sie! Ich kann's euch nicht ersparen. Daß ich mein Leben wage, das gilt nicht viel, daß aber dies Leben mit allen Blüthenkränzen der Liebe, der Freund- schaft und der Freude geschmückt ist, und daß ich es doch wage, daß ich die süße Empfindung hinwerfe, die mir in der Ueberzeugung lebt, euch keine Unruhe, keine Angst zu bereiten, das ist ein Opfer, dem nur ein solcher Preis entgegengestellt werden darf." — So unwiderstehlich war der Strom, der Alles mit sich fortriß, daß selbst beherzte Frauen und Jungfrauen nicht abzuhalten waren, unter dem Jägermantel das zarte Geschlecht zu verbergen und mit der Büchse, ja mit dem Säbel in der Hand, selbst zu Rosse, sich den zum Schwerter- tänze ziehenden Schaaren kampflustig anzuschließen. Wer hat nicht ge- hört von jener Marie Werder, welche, kinderlos, schon 1806 mit ihrem Gatten ihr kleines Erbgut unweit Sagan in Schlesien verlassen hatte, um sich der Freischaar des Fürsten von Pleß anzuschließen, und 1813 dem Ausrufe des geliebten Königs wohlbcritten zum zweiten schlesischen Husaren-Regimente folgte, bei welchem sie bald zum Wachtmeisterrange aufstieg, den Gatten selbst, für dessen Bruder sie galt, in der Schlacht bei Leipzig zur Ausdauer im Kampfe ermunterte, und von welchem sie erst, nachdem ihr das Pferd unter dem Leibe erschossen und von ihr eine leichte Feldbatterie genommen (er aber — gefallen, doch dem Vater- lande Triumph und Freiheit gesichert war), zu scheiden sich bewogen fühlte? — Wem ist jene Marie Prochaska von Potsdam unbekannt geblieben, welche unter dem Namen August Renz bei den Fußjägern der Lützow'schen Freischaar eintrat, im blutigen Kampfe bel der Göhrde gegen Davousts Heerhaufen, schon verwundet, noch den Steimker Hügel mit erstürmte, hier erst, noch schwerer getroffen, indem sie einem ge- fallenen Kameraden aufzuhelfen suchte, zu Bodew sank und zwei Tage darauf zu Denneberg an der Elbe den Geist aufgab? Auch jene schle- sische Jungfrau ist nicht unbekannt geblieben, welche, weil sie Anderes nicht zu geben batte, sich ihr schönes Haar abschnitt und den Erlös dafür als Beitrag zur Ausrüstung der Freiwilligen oder zur Pflege der

3. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 192

1854 - Leipzig : Brandstetter
192 graben lassen, als zurückweichen," riefen sie. Schon waren mehrere Anführer gefallen, und ganze Reihen standen ohne Offizier im Feuer: da sprengte der Kurfürst selbst herbei. „Getrost, tapfere Soldaten," rief er, „ich, euer Fürst und nun euer Hauptmann, will siegen oder mit euch ritterlich sterben!" Mit Begeisterung schaarten sich die Krieger um den fürstlichen Helden, der im dichtesten Kugelregen unter ihnen hielt. Da bemerkt der treue Froben, der Stallmeister des Kurfürsten, daß das feindliche Geschoß besonders nach seinem Herrn gerichtet wird. „Sie haben ihn an seinem Schimmel erkannt," denkt er: „ich will ihn überreden, sein Pferd mit dem meinen zu vertauschen." Gedacht, ge- than. Kaum hat der treue Diener den Schimmel bestiegen, so wird er zwei Schritte von dem Kurfürsten von einer Kanonenkugel zu Boden gerissen. Bald darauf sieht sich der Fürst plötzlich von Feinden umringt. Da sprengen neun seiner tapferen Reiter herbei und befreien ihn. — Noch schwankt die Schlacht; die Schweden kämpfen mit alter, gewohnter Tapferkeit. Endlich abeb siegt der begeisterte Muth, welchen der helden- mütbige Fürst seinen Kriegern eingehaucht hatte. Die schwedische Rei- terei, fast gänzlich ausgelöst, ergriff die Flucht, und das Fußvolk folgte. In wenigen Tagen waren die Feinde über die Grenze. — Mit unbe- schreiblichem Jubel wurde die Kunde von dem herrlichen Siege im Lande vernommen, und Aller Herzen schlugen dem fürstlichen Helden entgegen. Ja ganz Europa sahe mit Bewunderung auf den Fürsten, der unter so ungünstigen Umständen das tapferste Heer des Jahrhunderts besiegt hatte. — Nach kurzer Rast brach der Kurfürst aus, um die Schweden auf ihrem eigenen Gebiete anzugreifen, und bald befand sich ganz Schwedisch-Pommern in seinen Händen. Stettin ergab sich erst, nachdem es so zusammengeschossen worden war, daß sich kaum noch 10 bewohnbare Zimmer in der Stadt fanden; Stralsund aber, das d§r mächtige Wallenstein vor 50 Jahren nicht hatte erobern können, öffnete schon nach 2 Tagen die Thore. — Jetzt versuchten die Schweden mitten im harten Winter, sich des Herzogthums Preußen zu bemächtigen. Aber wie der Wind war ihnen der Kurfürst aus den Fersen, setzte mit dem Fußvolke auf Schlitten kühn über das frische und kurische Haff und sagte die Schweden so in Angst, daß sie, Tag und Nacht flüchtend, und kaum noch 1500 Mann stark, sich nach Riga zu retten vermochten „Ich habe billig dem Höchsten zu danken," schrieb der Kurfürst nach diesem Feldzuge, „daß der Feind, ungeachtet er sich ausgeruht und in guten Quartieren gestanden, dagegen meine Leute innerhalb 14 Tage der 100 Meilen in dieser Jahreszeit marschirt, innerhalb 2 Tage, wie ich ihn nur mit meiner Kavallerie erreichen können, zu Grunde gerichtet und aus dem Lande gejagt worden." Henning. Fehrbellin. (Siebe Nr. 37, Seite 38.)

4. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 196

1854 - Leipzig : Brandstetter
196 nicht gerüstet. Blitzschnell drang er in Sachsen ein, und damit begann ein siebenjähriger Krieg, welcher von 1756 bis 1763 dauerte. Ganz Europa mit 500.000 Mann Kriegern kämpfte gegen den einzigen König von Preußen; denn auch die übrigen deutschen Für- sten, außer Braunschweig, Hessenkassel und Gotha, hielten den Einfall in Sachsen für einen Friedensbruch und erklärten sich gegen Friedrich. Jedermann hielt den König von Preußen für verloren, und die Feinde hatten schon eine Theilung seiner Länder unter sich verabredet. Doch hier zeigte es sich, was ein kleines Volk vermag, wenn es mit voller Liebe an seinem Fürsten hängt, und wenn der Fürst ein Mann ist, wie Friedrich Ii., der Einzige. In dem Kampfe mit der Uebermacht zeigte der große Preußen-König, daß er in Wahrheit ein Held war. 8. Im ersten Jahre des Krieges 1756 nahm er die ganze säch- sische Armee, 17,000 Mann stark, bei Pirna gefangen. Die Oestreicher, welche den Sachsen zur Hülfe eilen wollten, schlug er. Im folgenden Jahre 1757 besiegte er sie abermals bei Prag. Doch tbeuer mußte der König hier den Sieg erkaufen; denn 16,500 Preußen lagen nach der Schlacht todt oder verwundet auf dem Schlacht- felde. Außerdem verlor er in dieser Schlacht einen seiner besten Feld- herrn, den er herzlich liebte, den alten 73jährigen Helden S ch w er i n. Als ganze Reihen von seinen Soldaten durch die feindlichen Kugeln niedergerissen wurden und die Schlachtordnung zu wanken begann, er- griff der greise Held die Fahne „Mir nach meine Kinder!" rief er und führte die Seinen wieder gegen die Feuerschlünde der Oestreicher, aber bald sank er, von vier Kugeln durchbohrt, zusammen. ■— Während sich Friedrich noch mit den Oestreichern herumschlug, rückten auch die anderen Feinde in die preußischen Länder ein. Die Schweden trieb jedoch der General Lehwald zurück, und auch die Russen wurden aufgehalten. Die Franzosen drangen aber in Verbin- dung mit den Reichstruppen bis in die Nähe von Merseburg vor. Ihr Heer war 60,000 Mann stark. Friedrich konnte nur mit 22,000 Mann dem Feinde entgegen gehen. Bet dem Dorfe Roßbach in der Nähe von Weißenfels traf er auf denselben. Die Franzosen waren des Sieges schon gewiß. Da- mit ihnen das preußische Häuflein ja nicht entgehen möge, zogen sie unter lustigem Trompetenschalle an dem Hügel vorüber, auf welchem die Preußen standen, um ihn von allen Seiten einzuschließen. Der Kö- nig saß mit seinen Generalen an der Tafel, als wäre er mitten im Frieden im Lustschlosse zu Potsdam, und die Soldaten verzehrten wie ihr Meister ebenfalls ruhig aus ihren Feldkesseln das Mittagsbrot und schienen gar nicht an Kamps zu denken. Der Feind wußte gar nicht, was er dazu sagen sollte, doch ihr Erstaunen sollte bald noch größer werden. Wie durch Zauberei waren plötzlich Kessel und Zelte verschwunden, wie aus der Erde geschossen t standen die Krieger in Reihe und.glied, und in demselben Augenblicke donnerten auch schon die preußischen Batterien und streckten Reihen der

5. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 197

1854 - Leipzig : Brandstetter
197 Feinde zu Boden. Ehe die Franzosen sich vom ersten Schreck erholen konnten, brauste auch schon wie der Sturmwind der kühne Reiter - general Seydlitz mit seinen Regimentern den Hügel hinunter in die Reihen der Feinde. Nirgends konnte man den tapfern Preußen widerstehen. Wer fliehen konnte, floh; man warf die Waffen und das Gepäck von sich, ließ Kanonen und Fahnen im Stiche. Nicht andert- halb Stunden hatte die Schlacht gedauert — 7000 Feinde waren ge- fangen , 63 Kanonen und 22 Fahnen erbeutet. Der fröhliche Sieg kostete den Preußen nur 91 Todte. Ganz Deutschland jubelte dem siegreichen Könige zu. Damit hatte jedoch der König keinen Frieden. Fast ganz Schlesien war in den Händen der Oestreicher. Dort stand der erfahrene Feldherr der Maria Theresia, Karl von Lothringen, mit 80,000 Mann Oestreichern, Schon vier Wochen nach der Schlacht bei Roßbach trat Friedrich ihm mit 30,000 Mann entgegen. Mehr hatte der König nicht zusammen- bringen können. Wollte er aber Schlesien nicht ganz ausgeben, dann mußte er eine Schlacht wagen. Es war ein kühnes Unternehmen, denn ging die Schlacht verloren, dann gab es für Friedrich keine Rettung mehr. Das wußte er nur zu gut. Er versammelte die Führer seines Heeres und hielt ihnen eine begeisternde Rede, schilderte ihnen die Ge- fahr und theilte ihnen seinen Entschluß mit, den dreimal stärkeren Feind anzugreifen. ,,Jst Einer unter Ihnen, der sich fürchtet, solche Gefahren mit mir zu theilen, der kann noch heute seinen Abschied er- halten, ohne von mir den geringsten Vorwurf zu leiden." Keiner meldete sich. ,,Im Voraus war ich überzeugt, daß mich Keiner von Ihnen verlassen würde," fuhr er fort. „So hoffe ich denn auf einen gewissen Sieg. Sollte ich fallen und Sie für Ihre Dienste nicht lohnen können, so muß es das Vaterland thun. 'Nein leben Sie wohl! In Kurzem haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns nicht wieder." — Tiefen Eindruck hatten diese Worte des Königs auf Alle gemacht, und das ganze Heer brannte vor Begierde, dem Feinde ent- gegentreten zu können. Mit Verachtung sahen die Oestreicher auf das Häuflein Preußen, das sie spöttisch die Berliner Wachparade nannten. Am 5. December stieß Friedrich auf den Feind, der sich bei dem Dorfe Leuthen in einer fast eure Stunde langen Reihe aufgestellt hatte. Friedrichs Plan war bald gemacht. Während er zum Scheine den rechten Flügel an- griff, warf er sich mit aller Gewalt aus den linken. Dieser wurde ge- worfen. Dadurch kam die ganze Reihe in Unordnung. Da half kein Widerstand mehr; in 3 Stunden war das ganze mächtige Heer in die Flucht geschlagen und ohne Ruhe von dem schnellen Reitergeneral Ziethen bis über das Gebirge nach Böhmen getrieben. 21,000 Mann Oestreicher wurden gefangen und 130 Kanonen erbeutet. Von dem großen Heere waren 17,000 Mann übrig geblieben. Schlesien und ^>ach>en war durch diese eine Schlacht wieder von dem Feinde befreit.

6. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 204

1854 - Leipzig : Brandstetter
204 Wo die Reben dort glühen, dort braus't der Rhein, Der Wüthrich geborgen sich meinte; Da naht es schnell mit Gewitterschein, Und wirft sich mit rüst'gen Armen hinein, Und springt an's User der Feinde. Und wenn ihr die schwarzen Schwimmer fragt: Das ist Lützow's wilde, verwegene Jagd. Was braus't dort im Thale die laute Schlacht, Was schlagen die Schwerter zusammen? Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht, Und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht, Und lodert in blutigen Flammen. Und wenn ihr die schwarzen Reiter fragt: Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd. Wer scheidet dort röchelnd vom Sonnenlicht, Unter winselnde Feinde gebettet? Es zuckt der Tod auf dem Angesicht, Doch die wackern Herzen erzittern nicht, Das Vaterland ist ja gerettet! Und wenn ihr die schwarzen Gefall'nen fragt: Das war Lützow's wilde, verwegene Jagd. Die wilde Jagd und die deutsche Jagd Aus Henkersblut und Tyrannen! — Drum, die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt; Das Land ist ja frei und der Morgen tagt, Wenn wir's auch nur sterbend gewannen! Und von Enkeln zu Enkeln sei's gesagt: Das war Lützow's wilde, verwegene Jagd. Th. Körner. 23. Blücher. Eine Ehcirakterzeichnung. Blücher war von großer, schlanker Gestalt, von wohlgebildeten, starken Gliedern. Ein herrlicher Schädel, eine prächtige Stirn, eine stark gekrümmte Nase, scharfe, cheftig rollende und doch im Grunde sanftblickende, hellblaue Augen, dunkel geröthete Wangen, ein feiner, aber vom starken, herabhängenden Schnurrbart fast überschatteter Mund, ein wohlgeformtes, starkes Kinn: Alles dies stimmte zu einem tüchtigen Menschenantlitz überein, dessen ausgearbeitete Züge sogleich einen be- deutenden Charakter erkennen ließen. Sein ganzes Ansehen trug das Gepräge eines Kriegshelden, eines gebietenden, wie eines vollstreckenden. Muth und Kühnheit leuchteten aus seinem ganzen Wesen hervor. Seine Unerschrockenheit in gefährlichen Lagen, seine Ausdauer iin Unglück und sein bei allen Schwierigkeiten wachsender Muth gründeten sich auf das Bewußtsein seiner körperlichen Kraft, die er in früheren Feldzügen im Handgemenge oft geübt hatte. So war es bei ihm nach und nach zur

7. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 207

1854 - Leipzig : Brandstetter
207 einst die Lobreden, die man ibm zum Ueberdrusse vorgetragen, unge- duldig unterbrach: „Was tst's, das ihr rühmt?" rief er wie begeistert, „es war meine Verwegenheit, Gneisenau's Besonnenheit und des großen Gottes Barmherzigkeit." Ein andermal, in einer großen Ver- sammlung, als bei Tische viele Trinksprüche schon ausgebracht und Sinn und Streben auf Seltsames und Wunderliches gerichtet war, verhieß Blücher, Alle überbietend, er wolle thun, was ihm kein Anderer nachmachen könne: er wolle seinen eigenen Kopf küssen; das Räthsel blieb nicht lange ungelöst, er stand auf, ging zu Gneisenau hin und küßte ihn mit herzlicher Umarmung. Noch bei vielen Gelegenheiten gab er wiederholt das offene Bekenntniß, er selbst sei im Felde nur der ausführende Arm, aber Gneisenau das leitende Haupt gewesen. Ihre beiderseitige Freundschaft blieb ungetrübt bis ans Ende, und kein Augen- blick von Eifersucht rief jemals eine Theilung und Sonderung dessen herbei, was durch das Leben selbst vereint worden und nur also vereint in seinem vollem Werthe besteht. Barn ha gen von Ense. 26. Das Lied von Blücher. Was blasen die Trompeten? Husaren heraus! Es reitet der Feldmarschall im fliegenden Saus; Er reitet so freudig sein muthiges Pferd, Er schwinget so schneidig sein blitzendes Schwert. O schauet, wie ihm leuchten die Augen so klar! O schauet, wie ihm wallet sein schneeweißes Haar! So frisch blüht sein Alter, wie greifender Wein, Drum mag er auch Verwalter des Schlachtfeldes sein. Er ist der Mann gewesen, da Alles versank, Der muthig auf zum Himmel den Degen noch schwang; Da schwur er beim Eisen gar zornig und hart, Franzosen zu weisen die deutsche Art. Er hat den Schwur gehalten, als Kriegesruf erklang. Hei! wie der weiße Jüngling im Sattel sich schwang! Da ist er's gewesen, der Kehraus gemacht, Mit eisernem Besen das Land rein gemacht. Bet Lützen auf der Aue, da hielt er solchen Strauß, Daß vielen tausend Wälschen die Haare standen kraus, Daß Tausende'liefen gar hastigen Lauf, Zehntausend entschliefen, die nimmer wachen auf. Bei Katzbach an dem Wasser, da hat er's auch bewährt- Da hat er viele Tausende schwimmen gelehrt; Fahrt wohl! ihr Franzosen, zur Ostsee hinab! Und nehmet, Ohnehosen! den Wallfisch zum Grab!

8. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 263

1854 - Leipzig : Brandstetter
263 Die wie ein Helles Osterfeu'r Gen Himmel flog, und setzten sich Auf einen alten Weidenstumps. Sie schwatzten dies und schwatzten das. Vom Feuermann und Ohnekopf, Vom Amtmann, der im Dorfe spukt Und mit der Feuerkette klirrt, Weil er nach Anseh'n sprach und Geld, Wie's liebe Vieh die Bauern schund Und niemals in die Kirche kam. Sie schwatzten dies und schwatzten das. Vom sel'gen Pfarrer Habermann, Der noch den Nußbaum pflanzen that. Von dem sie manche schöne Nuß Herabgeworsen, als sie noch Zur Pfarre gingen, manche Nuß! Sie segneten den guten Mann In seiner kühlen Gruft dafür Und knackten jede schöne Nuß Noch einmal in Gedanken auf. — Da rauscht das dürre Laub empor, Und sieh', ein alter Kriegesknecht Wankt durch den Eichenwald daher, Sagt: ,,Guten Abend!" wärmet sich Und setzt sich auf den Weidenstumpf. „ Wer bist du, guter alter Mann? " — „Ich bin ein preußischer Soldat, Der in der Schlacht bei Kunersdorf Das Bein verlor und, leider Gott's! Vor fremden Thüren betteln muß. Da ging es scharf, mein liebes Kind! Da sauseten die Kugeln uns Wie Donnerwetter um den Kopf! Dort flog ein Arm und dort ein Bein! Wir patschelten durch lauter Blut Im Pulverdampf. Steht, Kinder, steht! Verlasset euren König nicht! Ries Vater Kleist; da sank er hin. Ich und zwei Bursche trugen flugs Ihn zu dem Feldscheer aus der Schlacht. Laut donnerte die Batterie; Mit einmal flog mein linkes Bein Mir unterm Leibe weg." — „D (Sott!" Sprach Hans und sahe Töffel an Und fühlte sich nach seinem Bein; „Mein Seel'! ich werde kein Soldat

9. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 186

1854 - Leipzig : Brandstetter
186 den Polen hatte ihn abgehalten. Jetzt kam er, einmal seine von Wallen- stein vertriebenen Schwestersöhne, die Herzoge von Mecklenburg, wieder einzusetzen, serner vom Kaiser Genugthuung zu fordern; denn dieser hatte seine Feinde, die Polen, unterstützt und Wallenstein hatte seine Gesandten schimpflich behandelt. Besonders aber hatte er den Zug unternommen, seinen unterdrückten Glaubensgenossen zu helfen. Sein erstes Wort, als er den deutschen Boden betreten, war ein Gebet. „Nicht meiner sondern Deiner Ehre gilt es, Gott, Du weißt es, und Deiner armen bedrängten Kirche." Und mit dem Könige war das ganze Heer auf die Knie gesunken, um Gott für die glückliche Ueber- fahrt zu danken. Ein solches Heer hatte man in Deutschland noch nicht gesehen. Darunter war kein Mann, der nicht aus Liebe zu seinem Könige und Feldherrn "bereit war, den letzten Blutstropfen hinzugeben. Freudig folgte ihm der Feige, wie der Muthige zum Siege. Hier war nicht das wilde Leben der Wallensteinschen Mörderbanden. Täglich mußte jedes Regiment mit seinem Feldprediger unter freiem Himmel eine Morgen- und Abendandacht halten. Fluchen, Spielen, Rauben und Zweikampfe waren streng verboten. Und in allen Tugenden ging der Held seinen Soldaten als Muster voran. Er war nicht nur der Frömmste und Tapferste, stets da, wo in der Schlacht die größte Gefahr, sondern er ertrug auch mit den Seinen alle Mühsalen des Krieges. Die Soldaten hielten es darum auch für unmöglich, unter einem solchen Führer besiegt zu werden. In Siegesjubel und in den Tagen der Noth waren ihre Blicke ehrfurchtsvoll auf seine Heldengestalt gerichtet. Er war ein hoher starker Ritter von edlem königlichen Ansehen mit blondem Haar und Bart. Ernst, doch mild blickten die großen blauen Augen. Sein Gesicht zeigte unverstellte Offenheit und grade Redlichkeit. Im Felde trug er einen einfachen grauen Ueberrock und einen weißen Hut mit grüner Feder. Dem Manne ohne Falsch schlugen die Herzen aller Protestanten freudig entgegen. Ja selbst der Feind mußte ihn achten. Der alte Tilly sagte über ihn, als der Kaiser bei der Nachricht von der Schweden Ankunft spottend bemerkte: „Da haben wir halt a Feindle mehr": — „Der König von Schweden ist ein Feind von eben so großer Klugheit als Tapferkeit, abgehärtet zum Kriege, in der Blüthe der Jahre. Das ist ein Spieler, gegen welchen nicht verloren zu haben, schon überaus viel gewonnen ist." In Deutschland fand der kühne Held nur Feinde und unzuverlässige Freunde. Selbst die protestantischen Fürsten, anstatt ihn froh als Retter zu begrüßen, legten ihm Schwierigkeiten in den Weg, und so kam es denn, daß er es nicht hindern konnte, daß Tilly mit seinen Horden das feste Magdeburg gänzlich zerstörte! Binnen 10 Stunden ließ er die Stadt in einen Leichen- und Aschenhaufen verwandeln. Doch das Blut von 20,000 Menschen, welche umgekommen waren, schrie nicht umsonst gen Himmel um Rache. In Gustav Adolph kam dem furchtbaren Tilly der Rächer schon hienieden. Heiße Thränen batte der schwedische Held bei der Nachricht vergossen, und nachdem er den Mecklenburgern

10. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 190

1854 - Leipzig : Brandstetter
190 lich den Befehl, Schwarzenberg zu verhaften. Er wurde auf die Fe- stung Spandau gebracht, starb aber, ehe er zur Rechenschaft gezogen werden konnte. Vor allem ging nun die Sorge des Kurfürsten dahin, die schwe- dischen Heere, welche nach ihres großen Königs Tode furchtbar in Deutschland hausten, fern von den Grenzen seines Landes zu halten, um die tiefen Wunden, die der langjährige furchtbare Krieg geschlagen hatte, wieder heilen zu können. Das mußte er jedoch theuer erkaufen, denn dafür, daß die Schweden die brandenburgischen Länder ver- schonten, mußte der Kurfürst monatlich 10,000 Thaler und 1009 Scheffel Getreide an dieselben abgeben. Nachdem er so seinen Ländern Frieden verschafft, durchreiste er sie, um mit eigenen Augen das Elend zu schauen und um die zechten Hülfsmittel bestimmen zu können. Nach allen Himmelsgegenden hin ließ er an Fremde die Einladung ergehen, in sein Land zu kommen. Viele hörten seinen Ruf. Aus dem Hol- ländischen, Bremischen und aus der Schweiz suchten viele vertriebene fleißige Bürger bei ihm Schutz. Allein aus Frankreich nahm er 30,000 in seinem Lande auf, welche ihres Glaubens halber vertrieben worden waren. Nicht nur diesen Fremden, sondern auch seinen armen Märkern gab er Saatkorn, Vieh, Holz, Ackergeräth, um den Acker wieder be- bauen zu .können. Er befahl^ daß sich jeder Unterthan hinter seinem Hause einen Garten anlege. Kein Landmann durfte sich verheirathen, der nicht zuvor wenigstens sechs Obstbäume gepfropft und ebenso viele junge Eichen auf seiner Besitzung angepflanzt hatte. Auch sorgte er, daß Zucht und Ordnung wieder im Lande hergestellt werde, und der Herr im Himmel gab seinen Segen zu seinem Wirken. Die Wüsteneien wurden in fruchtbare Kornfelder, Sümpfe in lachende Wiesen umge- schaffen. Aus dem Schutt und der Asche entstanden neue Dörfer und Städte, in denen bald durch den Fleiß der geschickten Ankömmlinge Manufakturen und Fabriken errichtet wurden. Um den Handel und Gewerbe noch mehr zu fördern, führte der Kurfürst die Posten ein und ließ Kanäle graben. Als endlich im Jahre 1648 der Friede des dreißigjährigen Krieges zu Münster und Osnabrück geschloffen wurde, erhielt Brandenburg einen Theil von Pommern, das Herzogthum Magdeburg, die Fürstenthümer Halberstadt und Minden und noch einige andere kleine Länder. Nach dem Frieden vermochte der unermüdet wirkende Kurfürst noch treuer für sein Land zu sorgen, und bald gehörte es mit zu den blühendsten Staaten Deutschlands jener Zeit. Wangemann. 2. Schlacht bei Fehrbellin. Das schöne Elsaß, die Pfalz und andre Rheinländer wurden auf das Furchtbarste von den französischen Heeren verwüstet. Heidelberg, Mannheim, Offenbach, Kreuznach, Oppenheim, Bruchsal, Frankenthal, Baden, Rastadt, Speier, Worms und viele andere Städte wurden geplündert, verbrannt und die unglücklichen Einwohner in die Kälte
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