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Die hohe Temperatur des Blutes (32 — 35° R.), die rasche
Respiration, die schlechte Wärmeleitung in den Federn, das Alles füllt
ihren Körper beständig mit so warmer und dadurch so leichter Lust, daß
derselbe einem Luftballon recht* gut zu vergleichen ist. Die stärkern
Knochen - und Muskelpartien finden sich unten an der Brust, damit das
lebendige Luftschiff auch seinen Ballast hat, um von den starken Strömen
des Windes nicht umgeschlagen zu werden. Zu dem Allen aber kommt
noch die Hauptsache, der Flügel, dessen einfache, aber sinnige, zweck-
mäßige Einrichtung gewiß von Vielen noch nicht beachtet ist. Groß
find die Schwingen der Storchflügel, breit ihre Fabnen, eine große
muldenförmige Fläche stellen sie dar, wenn Fahne an Fahne sich legt.
Wie aber diese breiten, schwachen Fahnen zu einer festen, zusammen-
hängenden und darnach wieder zu einer rinnenartig getheilten Fläche zu-
sammengestellt werden können, wodurch nur der Flug möglich wird, das
soll uns noch der Storchflügel lehren, und unsere Einsicht muß uns er-
kennen lassen, daß Gott auch im Kleinen groß ist. Ist der Flügel in
Ruhe, so liegt er auf einem kleinen Raume doppelt taschenmesserartig
dicht an dem Leibe und hält diesen warm; dient er aber der Bewegung,
so breitet er sich seitwärts fächerartig aus, und zwar so, daß jede innere
längere Fahne der einzelnen Schwinge oder Schwungfeder mit einem
schmalen Rande unter der äußern kürzern und daher stärkern Fahne der
vorhergehenden Schwinge wie unter einer Leiste geschoben bleibt. Da
ist nun die fest zusammenhängende Fläche hergestellt, die vollständig zu-
sammen bleiben muß, wenn der Flügelschlag nach unten geführt wird,
um die Luft zu verdichten, — die sich aber rinnenartig öffnet, sobald
der Flügelschlag nach oben geht, um die obere Luft hindurchzulassen.
Auch das Strecken der langen Beine nach hinten ist nicht ohne
Grund; sie sollen bei dem kurzen Körper und dem langen Halse das
Gleichgewicht erhalten und bei dem kurzen Schwänze das Steuer verstärken.
So zur weiten Reise zweckmäßig zugerichtet und ausgerüstet, kann
der Storch die Reise sicher unternehmen. Hohe Gebirgsketten werden
wie Klippen umschifft und die tiefsten Einschnitte ausgewählt; eben so
die großen Breiten der Meere vermieden und die schmälsten Striche aus-
gesucht, wo überdies Inselgruppen erwünschte Ruhestätten darbieten.
Ueber Italien, Sicilien und Malta geht es nach Tunis und endlich
nach Aegypten, wo der gütige Erhalter alles dessen, was lebet, auch
den Storch immer wieder seine vollen Fleischtöpfe vorfinden läßt.
Neuling.
13. Die Vögel unter dem Himmel.
Die ihr zaget, die ibr fraget: In den Lüften, auf den Zweigen
Leib, was essen wir? Und in Feld und Wald,
Die ihr klaget und euch plaget: Wenn die düstern Menschen schweigen,
Herz, was trinken wir? Lauter Jubel schallt.
Die am Abend, wie am Morgen Und in aller Welten Zonen,
Ihr euch quält mit leeren Sorgen — Wo die muntern Vögel wohnen,
Nehmt der freien Vögel Schaar Rust's: Herr Gott, dich loben wir!
Unter Gottes Himmel wahr. Tönt's: Herr Gott, wir danken dir!
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Sicilien Malta Tunis Gottes
40
und Comptoirstuben, die Werkstätten der Künstler und Handwerker, Edel-
höfe, Pacht- und Bauerhöfe wurden leer von jungen Männern, welche
ein Herz voll Muth und einen kräftigen Arm hatten. Ein Theodore
Körner, der als Dichter in den angenehmsten Verhältnissen zu Wien
lebte und Bräutigam einer der liebenswürdigsten Jungfrauen war, säumte
keinen Augenblick, die Leyer mit dem Schwerte zu vertauschen. ^Deutsch-
land steht auf," schrieb er seinem Vater, „der preußische Adler erweckt
im allen treuen Herzen durch seine Flügelschläge die großen Hoffnungen
einer deutschen Freiheit. Meine Kunst seufzt nach ihrem Vaterlande.
Laß mich ihr würdiger Jünger sein! — Eine große Zeit will große
Herzen, ich fühle die Kraft in mir, eine Klippe sein zu können in dieser
Völkerbrandung: — ich muß hinaus und dem Wogensturm die muthige
Brust entgegeudrücken Soll ich in feiger Begeisterung meinen siegenden.
Brüdern meinen Jubel nachleiern? Ich weiß, du wirst manche Unruhe
erleiden müssen; die Mutter wird weinen. Gott tröste sie! Ich kann's
euch nicht ersparen. Daß ich mein Leben wage, das gilt nicht viel,
daß aber dies Leben mit allen Blüthenkränzen der Liebe, der Freund-
schaft und der Freude geschmückt ist, und daß ich es doch wage, daß
ich die süße Empfindung hinwerfe, die mir in der Ueberzeugung lebt,
euch keine Unruhe, keine Angst zu bereiten, das ist ein Opfer, dem
nur ein solcher Preis entgegengestellt werden darf." —
So unwiderstehlich war der Strom, der Alles mit sich fortriß,
daß selbst beherzte Frauen und Jungfrauen nicht abzuhalten waren, unter
dem Jägermantel das zarte Geschlecht zu verbergen und mit der Büchse,
ja mit dem Säbel in der Hand, selbst zu Rosse, sich den zum Schwerter-
tänze ziehenden Schaaren kampflustig anzuschließen. Wer hat nicht ge-
hört von jener Marie Werder, welche, kinderlos, schon 1806 mit ihrem
Gatten ihr kleines Erbgut unweit Sagan in Schlesien verlassen hatte,
um sich der Freischaar des Fürsten von Pleß anzuschließen, und 1813
dem Ausrufe des geliebten Königs wohlbcritten zum zweiten schlesischen
Husaren-Regimente folgte, bei welchem sie bald zum Wachtmeisterrange
aufstieg, den Gatten selbst, für dessen Bruder sie galt, in der Schlacht
bei Leipzig zur Ausdauer im Kampfe ermunterte, und von welchem sie
erst, nachdem ihr das Pferd unter dem Leibe erschossen und von ihr
eine leichte Feldbatterie genommen (er aber — gefallen, doch dem Vater-
lande Triumph und Freiheit gesichert war), zu scheiden sich bewogen
fühlte? — Wem ist jene Marie Prochaska von Potsdam unbekannt
geblieben, welche unter dem Namen August Renz bei den Fußjägern der
Lützow'schen Freischaar eintrat, im blutigen Kampfe bel der Göhrde
gegen Davousts Heerhaufen, schon verwundet, noch den Steimker Hügel
mit erstürmte, hier erst, noch schwerer getroffen, indem sie einem ge-
fallenen Kameraden aufzuhelfen suchte, zu Bodew sank und zwei Tage
darauf zu Denneberg an der Elbe den Geist aufgab? Auch jene schle-
sische Jungfrau ist nicht unbekannt geblieben, welche, weil sie Anderes
nicht zu geben batte, sich ihr schönes Haar abschnitt und den Erlös
dafür als Beitrag zur Ausrüstung der Freiwilligen oder zur Pflege der
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Extrahierte Personennamen: Muth Theodore
Körner Marie_Werder Marie_Prochaska_von_Potsdam August
192
graben lassen, als zurückweichen," riefen sie. Schon waren mehrere
Anführer gefallen, und ganze Reihen standen ohne Offizier im Feuer:
da sprengte der Kurfürst selbst herbei. „Getrost, tapfere Soldaten,"
rief er, „ich, euer Fürst und nun euer Hauptmann, will siegen oder
mit euch ritterlich sterben!" Mit Begeisterung schaarten sich die Krieger
um den fürstlichen Helden, der im dichtesten Kugelregen unter ihnen
hielt. Da bemerkt der treue Froben, der Stallmeister des Kurfürsten,
daß das feindliche Geschoß besonders nach seinem Herrn gerichtet wird.
„Sie haben ihn an seinem Schimmel erkannt," denkt er: „ich will ihn
überreden, sein Pferd mit dem meinen zu vertauschen." Gedacht, ge-
than. Kaum hat der treue Diener den Schimmel bestiegen, so wird er
zwei Schritte von dem Kurfürsten von einer Kanonenkugel zu Boden
gerissen. Bald darauf sieht sich der Fürst plötzlich von Feinden umringt.
Da sprengen neun seiner tapferen Reiter herbei und befreien ihn. —
Noch schwankt die Schlacht; die Schweden kämpfen mit alter, gewohnter
Tapferkeit. Endlich abeb siegt der begeisterte Muth, welchen der helden-
mütbige Fürst seinen Kriegern eingehaucht hatte. Die schwedische Rei-
terei, fast gänzlich ausgelöst, ergriff die Flucht, und das Fußvolk folgte.
In wenigen Tagen waren die Feinde über die Grenze. — Mit unbe-
schreiblichem Jubel wurde die Kunde von dem herrlichen Siege im
Lande vernommen, und Aller Herzen schlugen dem fürstlichen Helden
entgegen. Ja ganz Europa sahe mit Bewunderung auf den Fürsten, der
unter so ungünstigen Umständen das tapferste Heer des Jahrhunderts
besiegt hatte. — Nach kurzer Rast brach der Kurfürst aus, um die
Schweden auf ihrem eigenen Gebiete anzugreifen, und bald befand sich
ganz Schwedisch-Pommern in seinen Händen. Stettin ergab sich erst,
nachdem es so zusammengeschossen worden war, daß sich kaum noch 10
bewohnbare Zimmer in der Stadt fanden; Stralsund aber, das d§r
mächtige Wallenstein vor 50 Jahren nicht hatte erobern können, öffnete
schon nach 2 Tagen die Thore. — Jetzt versuchten die Schweden mitten
im harten Winter, sich des Herzogthums Preußen zu bemächtigen. Aber
wie der Wind war ihnen der Kurfürst aus den Fersen, setzte mit dem
Fußvolke auf Schlitten kühn über das frische und kurische Haff und
sagte die Schweden so in Angst, daß sie, Tag und Nacht flüchtend,
und kaum noch 1500 Mann stark, sich nach Riga zu retten vermochten
„Ich habe billig dem Höchsten zu danken," schrieb der Kurfürst nach
diesem Feldzuge, „daß der Feind, ungeachtet er sich ausgeruht und in
guten Quartieren gestanden, dagegen meine Leute innerhalb 14 Tage
der 100 Meilen in dieser Jahreszeit marschirt, innerhalb 2 Tage, wie
ich ihn nur mit meiner Kavallerie erreichen können, zu Grunde gerichtet
und aus dem Lande gejagt worden." Henning.
Fehrbellin. (Siebe Nr. 37, Seite 38.)
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Extrahierte Personennamen: Henning
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Europa Schweden Schwedisch-Pommern Schweden Riga Fehrbellin
196
nicht gerüstet. Blitzschnell drang er in Sachsen ein, und damit begann
ein siebenjähriger Krieg, welcher von 1756 bis 1763 dauerte.
Ganz Europa mit 500.000 Mann Kriegern kämpfte gegen den
einzigen König von Preußen; denn auch die übrigen deutschen Für-
sten, außer Braunschweig, Hessenkassel und Gotha, hielten den Einfall
in Sachsen für einen Friedensbruch und erklärten sich gegen Friedrich.
Jedermann hielt den König von Preußen für verloren, und die Feinde
hatten schon eine Theilung seiner Länder unter sich verabredet. Doch
hier zeigte es sich, was ein kleines Volk vermag, wenn es mit voller
Liebe an seinem Fürsten hängt, und wenn der Fürst ein Mann ist, wie
Friedrich Ii., der Einzige. In dem Kampfe mit der Uebermacht
zeigte der große Preußen-König, daß er in Wahrheit ein Held war.
8. Im ersten Jahre des Krieges 1756 nahm er die ganze säch-
sische Armee, 17,000 Mann stark, bei Pirna gefangen. Die Oestreicher,
welche den Sachsen zur Hülfe eilen wollten, schlug er.
Im folgenden Jahre 1757 besiegte er sie abermals bei Prag.
Doch tbeuer mußte der König hier den Sieg erkaufen; denn 16,500
Preußen lagen nach der Schlacht todt oder verwundet auf dem Schlacht-
felde. Außerdem verlor er in dieser Schlacht einen seiner besten Feld-
herrn, den er herzlich liebte, den alten 73jährigen Helden S ch w er i n.
Als ganze Reihen von seinen Soldaten durch die feindlichen Kugeln
niedergerissen wurden und die Schlachtordnung zu wanken begann, er-
griff der greise Held die Fahne „Mir nach meine Kinder!" rief er
und führte die Seinen wieder gegen die Feuerschlünde der Oestreicher,
aber bald sank er, von vier Kugeln durchbohrt, zusammen. ■—
Während sich Friedrich noch mit den Oestreichern herumschlug,
rückten auch die anderen Feinde in die preußischen Länder ein. Die
Schweden trieb jedoch der General Lehwald zurück, und auch die
Russen wurden aufgehalten. Die Franzosen drangen aber in Verbin-
dung mit den Reichstruppen bis in die Nähe von Merseburg vor.
Ihr Heer war 60,000 Mann stark.
Friedrich konnte nur mit 22,000 Mann dem Feinde entgegen
gehen. Bet dem Dorfe Roßbach in der Nähe von Weißenfels traf
er auf denselben. Die Franzosen waren des Sieges schon gewiß. Da-
mit ihnen das preußische Häuflein ja nicht entgehen möge, zogen sie
unter lustigem Trompetenschalle an dem Hügel vorüber, auf welchem
die Preußen standen, um ihn von allen Seiten einzuschließen. Der Kö-
nig saß mit seinen Generalen an der Tafel, als wäre er mitten im
Frieden im Lustschlosse zu Potsdam, und die Soldaten verzehrten wie
ihr Meister ebenfalls ruhig aus ihren Feldkesseln das Mittagsbrot und
schienen gar nicht an Kamps zu denken.
Der Feind wußte gar nicht, was er dazu sagen sollte, doch ihr
Erstaunen sollte bald noch größer werden. Wie durch Zauberei waren
plötzlich Kessel und Zelte verschwunden, wie aus der Erde geschossen t
standen die Krieger in Reihe und.glied, und in demselben Augenblicke
donnerten auch schon die preußischen Batterien und streckten Reihen der
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Lehwald Friedrich Friedrich Kamps
197
Feinde zu Boden. Ehe die Franzosen sich vom ersten Schreck erholen
konnten, brauste auch schon wie der Sturmwind der kühne Reiter -
general Seydlitz mit seinen Regimentern den Hügel hinunter in
die Reihen der Feinde. Nirgends konnte man den tapfern Preußen
widerstehen. Wer fliehen konnte, floh; man warf die Waffen und das
Gepäck von sich, ließ Kanonen und Fahnen im Stiche. Nicht andert-
halb Stunden hatte die Schlacht gedauert — 7000 Feinde waren ge-
fangen , 63 Kanonen und 22 Fahnen erbeutet. Der fröhliche Sieg
kostete den Preußen nur 91 Todte. Ganz Deutschland jubelte dem
siegreichen Könige zu.
Damit hatte jedoch der König keinen Frieden. Fast ganz Schlesien
war in den Händen der Oestreicher. Dort stand der erfahrene Feldherr
der Maria Theresia, Karl von Lothringen, mit 80,000 Mann Oestreichern,
Schon vier Wochen nach der Schlacht bei Roßbach trat Friedrich ihm
mit 30,000 Mann entgegen. Mehr hatte der König nicht zusammen-
bringen können. Wollte er aber Schlesien nicht ganz ausgeben, dann
mußte er eine Schlacht wagen. Es war ein kühnes Unternehmen, denn
ging die Schlacht verloren, dann gab es für Friedrich keine Rettung
mehr. Das wußte er nur zu gut. Er versammelte die Führer seines
Heeres und hielt ihnen eine begeisternde Rede, schilderte ihnen die Ge-
fahr und theilte ihnen seinen Entschluß mit, den dreimal stärkeren
Feind anzugreifen. ,,Jst Einer unter Ihnen, der sich fürchtet, solche
Gefahren mit mir zu theilen, der kann noch heute seinen Abschied er-
halten, ohne von mir den geringsten Vorwurf zu leiden." Keiner
meldete sich. ,,Im Voraus war ich überzeugt, daß mich Keiner von
Ihnen verlassen würde," fuhr er fort. „So hoffe ich denn auf einen
gewissen Sieg. Sollte ich fallen und Sie für Ihre Dienste nicht lohnen
können, so muß es das Vaterland thun. 'Nein leben Sie wohl! In
Kurzem haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns nicht
wieder." — Tiefen Eindruck hatten diese Worte des Königs auf Alle
gemacht, und das ganze Heer brannte vor Begierde, dem Feinde ent-
gegentreten zu können.
Mit Verachtung sahen die Oestreicher auf das Häuflein Preußen,
das sie spöttisch die Berliner Wachparade nannten. Am 5. December
stieß Friedrich auf den Feind, der sich bei dem Dorfe Leuthen in
einer fast eure Stunde langen Reihe aufgestellt hatte. Friedrichs Plan
war bald gemacht. Während er zum Scheine den rechten Flügel an-
griff, warf er sich mit aller Gewalt aus den linken. Dieser wurde ge-
worfen. Dadurch kam die ganze Reihe in Unordnung. Da half kein
Widerstand mehr; in 3 Stunden war das ganze mächtige Heer in
die Flucht geschlagen und ohne Ruhe von dem schnellen Reitergeneral
Ziethen bis über das Gebirge nach Böhmen getrieben. 21,000 Mann
Oestreicher wurden gefangen und 130 Kanonen erbeutet. Von dem
großen Heere waren 17,000 Mann übrig geblieben. Schlesien und
^>ach>en war durch diese eine Schlacht wieder von dem Feinde
befreit.
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Extrahierte Personennamen: Maria_Theresia Maria Theresia Karl_von_Lothringen Karl Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Roßbach Friedrichs
204
Wo die Reben dort glühen, dort braus't der Rhein,
Der Wüthrich geborgen sich meinte;
Da naht es schnell mit Gewitterschein,
Und wirft sich mit rüst'gen Armen hinein,
Und springt an's User der Feinde.
Und wenn ihr die schwarzen Schwimmer fragt:
Das ist Lützow's wilde, verwegene Jagd.
Was braus't dort im Thale die laute Schlacht,
Was schlagen die Schwerter zusammen?
Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht,
Und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht,
Und lodert in blutigen Flammen.
Und wenn ihr die schwarzen Reiter fragt:
Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd.
Wer scheidet dort röchelnd vom Sonnenlicht,
Unter winselnde Feinde gebettet?
Es zuckt der Tod auf dem Angesicht,
Doch die wackern Herzen erzittern nicht,
Das Vaterland ist ja gerettet!
Und wenn ihr die schwarzen Gefall'nen fragt:
Das war Lützow's wilde, verwegene Jagd.
Die wilde Jagd und die deutsche Jagd
Aus Henkersblut und Tyrannen! —
Drum, die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt;
Das Land ist ja frei und der Morgen tagt,
Wenn wir's auch nur sterbend gewannen!
Und von Enkeln zu Enkeln sei's gesagt:
Das war Lützow's wilde, verwegene Jagd. Th. Körner.
23. Blücher.
Eine Ehcirakterzeichnung.
Blücher war von großer, schlanker Gestalt, von wohlgebildeten,
starken Gliedern. Ein herrlicher Schädel, eine prächtige Stirn, eine
stark gekrümmte Nase, scharfe, cheftig rollende und doch im Grunde
sanftblickende, hellblaue Augen, dunkel geröthete Wangen, ein feiner,
aber vom starken, herabhängenden Schnurrbart fast überschatteter Mund,
ein wohlgeformtes, starkes Kinn: Alles dies stimmte zu einem tüchtigen
Menschenantlitz überein, dessen ausgearbeitete Züge sogleich einen be-
deutenden Charakter erkennen ließen. Sein ganzes Ansehen trug das
Gepräge eines Kriegshelden, eines gebietenden, wie eines vollstreckenden.
Muth und Kühnheit leuchteten aus seinem ganzen Wesen hervor. Seine
Unerschrockenheit in gefährlichen Lagen, seine Ausdauer iin Unglück und
sein bei allen Schwierigkeiten wachsender Muth gründeten sich auf das
Bewußtsein seiner körperlichen Kraft, die er in früheren Feldzügen im
Handgemenge oft geübt hatte. So war es bei ihm nach und nach zur
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207
einst die Lobreden, die man ibm zum Ueberdrusse vorgetragen, unge-
duldig unterbrach: „Was tst's, das ihr rühmt?" rief er wie begeistert,
„es war meine Verwegenheit, Gneisenau's Besonnenheit und des
großen Gottes Barmherzigkeit." Ein andermal, in einer großen Ver-
sammlung, als bei Tische viele Trinksprüche schon ausgebracht und
Sinn und Streben auf Seltsames und Wunderliches gerichtet war,
verhieß Blücher, Alle überbietend, er wolle thun, was ihm kein Anderer
nachmachen könne: er wolle seinen eigenen Kopf küssen; das Räthsel
blieb nicht lange ungelöst, er stand auf, ging zu Gneisenau hin und
küßte ihn mit herzlicher Umarmung. Noch bei vielen Gelegenheiten
gab er wiederholt das offene Bekenntniß, er selbst sei im Felde nur der
ausführende Arm, aber Gneisenau das leitende Haupt gewesen. Ihre
beiderseitige Freundschaft blieb ungetrübt bis ans Ende, und kein Augen-
blick von Eifersucht rief jemals eine Theilung und Sonderung dessen
herbei, was durch das Leben selbst vereint worden und nur also vereint
in seinem vollem Werthe besteht.
Barn ha gen von Ense.
26. Das Lied von Blücher.
Was blasen die Trompeten? Husaren heraus!
Es reitet der Feldmarschall im fliegenden Saus;
Er reitet so freudig sein muthiges Pferd,
Er schwinget so schneidig sein blitzendes Schwert.
O schauet, wie ihm leuchten die Augen so klar!
O schauet, wie ihm wallet sein schneeweißes Haar!
So frisch blüht sein Alter, wie greifender Wein,
Drum mag er auch Verwalter des Schlachtfeldes sein.
Er ist der Mann gewesen, da Alles versank,
Der muthig auf zum Himmel den Degen noch schwang;
Da schwur er beim Eisen gar zornig und hart,
Franzosen zu weisen die deutsche Art.
Er hat den Schwur gehalten, als Kriegesruf erklang.
Hei! wie der weiße Jüngling im Sattel sich schwang!
Da ist er's gewesen, der Kehraus gemacht,
Mit eisernem Besen das Land rein gemacht.
Bet Lützen auf der Aue, da hielt er solchen Strauß,
Daß vielen tausend Wälschen die Haare standen kraus,
Daß Tausende'liefen gar hastigen Lauf,
Zehntausend entschliefen, die nimmer wachen auf.
Bei Katzbach an dem Wasser, da hat er's auch bewährt-
Da hat er viele Tausende schwimmen gelehrt;
Fahrt wohl! ihr Franzosen, zur Ostsee hinab!
Und nehmet, Ohnehosen! den Wallfisch zum Grab!
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263
Die wie ein Helles Osterfeu'r
Gen Himmel flog, und setzten sich
Auf einen alten Weidenstumps.
Sie schwatzten dies und schwatzten das.
Vom Feuermann und Ohnekopf,
Vom Amtmann, der im Dorfe spukt
Und mit der Feuerkette klirrt,
Weil er nach Anseh'n sprach und Geld,
Wie's liebe Vieh die Bauern schund
Und niemals in die Kirche kam.
Sie schwatzten dies und schwatzten das.
Vom sel'gen Pfarrer Habermann,
Der noch den Nußbaum pflanzen that.
Von dem sie manche schöne Nuß
Herabgeworsen, als sie noch
Zur Pfarre gingen, manche Nuß!
Sie segneten den guten Mann
In seiner kühlen Gruft dafür
Und knackten jede schöne Nuß
Noch einmal in Gedanken auf. —
Da rauscht das dürre Laub empor,
Und sieh', ein alter Kriegesknecht
Wankt durch den Eichenwald daher,
Sagt: ,,Guten Abend!" wärmet sich
Und setzt sich auf den Weidenstumpf.
„ Wer bist du, guter alter Mann? " —
„Ich bin ein preußischer Soldat,
Der in der Schlacht bei Kunersdorf
Das Bein verlor und, leider Gott's!
Vor fremden Thüren betteln muß.
Da ging es scharf, mein liebes Kind!
Da sauseten die Kugeln uns
Wie Donnerwetter um den Kopf!
Dort flog ein Arm und dort ein Bein!
Wir patschelten durch lauter Blut
Im Pulverdampf. Steht, Kinder, steht!
Verlasset euren König nicht!
Ries Vater Kleist; da sank er hin.
Ich und zwei Bursche trugen flugs
Ihn zu dem Feldscheer aus der Schlacht.
Laut donnerte die Batterie;
Mit einmal flog mein linkes Bein
Mir unterm Leibe weg." — „D (Sott!"
Sprach Hans und sahe Töffel an
Und fühlte sich nach seinem Bein;
„Mein Seel'! ich werde kein Soldat
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
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186
den Polen hatte ihn abgehalten. Jetzt kam er, einmal seine von Wallen-
stein vertriebenen Schwestersöhne, die Herzoge von Mecklenburg,
wieder einzusetzen, serner vom Kaiser Genugthuung zu fordern; denn
dieser hatte seine Feinde, die Polen, unterstützt und Wallenstein hatte
seine Gesandten schimpflich behandelt. Besonders aber hatte er den Zug
unternommen, seinen unterdrückten Glaubensgenossen zu helfen. Sein
erstes Wort, als er den deutschen Boden betreten, war ein Gebet.
„Nicht meiner sondern Deiner Ehre gilt es, Gott, Du weißt es, und
Deiner armen bedrängten Kirche." Und mit dem Könige war das
ganze Heer auf die Knie gesunken, um Gott für die glückliche Ueber-
fahrt zu danken. Ein solches Heer hatte man in Deutschland noch nicht
gesehen. Darunter war kein Mann, der nicht aus Liebe zu seinem
Könige und Feldherrn "bereit war, den letzten Blutstropfen hinzugeben.
Freudig folgte ihm der Feige, wie der Muthige zum Siege. Hier war
nicht das wilde Leben der Wallensteinschen Mörderbanden. Täglich mußte
jedes Regiment mit seinem Feldprediger unter freiem Himmel eine Morgen-
und Abendandacht halten. Fluchen, Spielen, Rauben und Zweikampfe
waren streng verboten. Und in allen Tugenden ging der Held seinen
Soldaten als Muster voran. Er war nicht nur der Frömmste und
Tapferste, stets da, wo in der Schlacht die größte Gefahr, sondern er
ertrug auch mit den Seinen alle Mühsalen des Krieges. Die Soldaten
hielten es darum auch für unmöglich, unter einem solchen Führer besiegt
zu werden. In Siegesjubel und in den Tagen der Noth waren ihre
Blicke ehrfurchtsvoll auf seine Heldengestalt gerichtet. Er war ein hoher
starker Ritter von edlem königlichen Ansehen mit blondem Haar und
Bart. Ernst, doch mild blickten die großen blauen Augen. Sein Gesicht
zeigte unverstellte Offenheit und grade Redlichkeit. Im Felde trug er
einen einfachen grauen Ueberrock und einen weißen Hut mit grüner Feder.
Dem Manne ohne Falsch schlugen die Herzen aller Protestanten freudig
entgegen. Ja selbst der Feind mußte ihn achten. Der alte Tilly sagte
über ihn, als der Kaiser bei der Nachricht von der Schweden Ankunft
spottend bemerkte: „Da haben wir halt a Feindle mehr": — „Der
König von Schweden ist ein Feind von eben so großer Klugheit als
Tapferkeit, abgehärtet zum Kriege, in der Blüthe der Jahre. Das ist
ein Spieler, gegen welchen nicht verloren zu haben, schon überaus viel
gewonnen ist."
In Deutschland fand der kühne Held nur Feinde und unzuverlässige
Freunde. Selbst die protestantischen Fürsten, anstatt ihn froh als Retter
zu begrüßen, legten ihm Schwierigkeiten in den Weg, und so kam
es denn, daß er es nicht hindern konnte, daß Tilly mit seinen Horden
das feste Magdeburg gänzlich zerstörte! Binnen 10 Stunden ließ er
die Stadt in einen Leichen- und Aschenhaufen verwandeln. Doch das
Blut von 20,000 Menschen, welche umgekommen waren, schrie nicht
umsonst gen Himmel um Rache. In Gustav Adolph kam dem furchtbaren
Tilly der Rächer schon hienieden. Heiße Thränen batte der schwedische
Held bei der Nachricht vergossen, und nachdem er den Mecklenburgern
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Extrahierte Personennamen: Ernst Tilly Tilly Gustav_Adolph Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Mecklenburg Polen Deutschland Wallensteinschen_Mörderbanden Siegesjubel Schweden Schweden Deutschland Magdeburg
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lich den Befehl, Schwarzenberg zu verhaften. Er wurde auf die Fe-
stung Spandau gebracht, starb aber, ehe er zur Rechenschaft gezogen
werden konnte.
Vor allem ging nun die Sorge des Kurfürsten dahin, die schwe-
dischen Heere, welche nach ihres großen Königs Tode furchtbar in
Deutschland hausten, fern von den Grenzen seines Landes zu halten,
um die tiefen Wunden, die der langjährige furchtbare Krieg geschlagen
hatte, wieder heilen zu können. Das mußte er jedoch theuer erkaufen,
denn dafür, daß die Schweden die brandenburgischen Länder ver-
schonten, mußte der Kurfürst monatlich 10,000 Thaler und 1009
Scheffel Getreide an dieselben abgeben. Nachdem er so seinen Ländern
Frieden verschafft, durchreiste er sie, um mit eigenen Augen das Elend
zu schauen und um die zechten Hülfsmittel bestimmen zu können. Nach
allen Himmelsgegenden hin ließ er an Fremde die Einladung ergehen,
in sein Land zu kommen. Viele hörten seinen Ruf. Aus dem Hol-
ländischen, Bremischen und aus der Schweiz suchten viele vertriebene
fleißige Bürger bei ihm Schutz. Allein aus Frankreich nahm er 30,000
in seinem Lande auf, welche ihres Glaubens halber vertrieben worden
waren. Nicht nur diesen Fremden, sondern auch seinen armen Märkern
gab er Saatkorn, Vieh, Holz, Ackergeräth, um den Acker wieder be-
bauen zu .können. Er befahl^ daß sich jeder Unterthan hinter seinem
Hause einen Garten anlege. Kein Landmann durfte sich verheirathen,
der nicht zuvor wenigstens sechs Obstbäume gepfropft und ebenso viele
junge Eichen auf seiner Besitzung angepflanzt hatte. Auch sorgte er,
daß Zucht und Ordnung wieder im Lande hergestellt werde, und der
Herr im Himmel gab seinen Segen zu seinem Wirken. Die Wüsteneien
wurden in fruchtbare Kornfelder, Sümpfe in lachende Wiesen umge-
schaffen. Aus dem Schutt und der Asche entstanden neue Dörfer und
Städte, in denen bald durch den Fleiß der geschickten Ankömmlinge
Manufakturen und Fabriken errichtet wurden. Um den Handel und
Gewerbe noch mehr zu fördern, führte der Kurfürst die Posten ein und
ließ Kanäle graben.
Als endlich im Jahre 1648 der Friede des dreißigjährigen Krieges
zu Münster und Osnabrück geschloffen wurde, erhielt Brandenburg einen
Theil von Pommern, das Herzogthum Magdeburg, die Fürstenthümer
Halberstadt und Minden und noch einige andere kleine Länder. Nach
dem Frieden vermochte der unermüdet wirkende Kurfürst noch treuer für
sein Land zu sorgen, und bald gehörte es mit zu den blühendsten Staaten
Deutschlands jener Zeit. Wangemann.
2. Schlacht bei Fehrbellin.
Das schöne Elsaß, die Pfalz und andre Rheinländer wurden auf
das Furchtbarste von den französischen Heeren verwüstet. Heidelberg,
Mannheim, Offenbach, Kreuznach, Oppenheim, Bruchsal, Frankenthal,
Baden, Rastadt, Speier, Worms und viele andere Städte wurden
geplündert, verbrannt und die unglücklichen Einwohner in die Kälte
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Extrahierte Personennamen: Wangemann
Extrahierte Ortsnamen: Schwarzenberg Spandau Deutschland Schweden Frankreich Brandenburg Pommern Deutschlands Fehrbellin Heidelberg Mannheim Offenbach Kreuznach Oppenheim Bruchsal Frankenthal Baden Worms